Hallo in die Runde der kreativen Köpfe. Wie in meiner Vorstellung "angedroht", nehme ich euch mit auf die Reise in meine kleine Nähstube und lasse euch teilhaben an der Entstehung meiner Pokeball-Tasche 2.0
Sitzgelegenheiten, Snacks und kühle Getränke stehen bereit
Entstanden ist Tasche 1.0 als Accessoire für mein Pikachu-Kostüm vor zwei Jahren. Irgendwo muss der notwendige, aber lästige Kleinkram, der immer mit muss, stilvoll untergebracht werden. Basis war der Schnitt einer runden Handtasche, der dann entsprechend umgestaltet wurde. Im Anschluss an die Karnevalssession 2019 wurde diese Tasche dann mein Begleiter für diverse Pokemon Go-Communitydays. Sie bietet Platz für Portemonnaie/Papiere, Schlüssel, Taschentücher, zwei bis drei Powerbanks, Kabel und eine 0,5 l Trinkflasche. Der Außenstoff waren rot/weißer Polyester sowie schwarzes Kunstleder. Innen gefüttert ist die Tasche mit einfachem weißen Baumwollstoff.
Nach gut zwei Jahren im Gebrauch machen allerdings die Befestigungen des Schulterriemens schlapp. Eine Reparatur wäre nur möglich, wenn ich das Ganze auseinander nehme. Daher stand mein Entschluss fest: Eine neue muss her.
Für Version 2.0 habe ich erst einmal überlegt, welche Features ich mir von einer idealen Handtasche wünsche. Neben Platz für den notwendigen Kleinkram sind Verstaumöglichkeiten aller Art in Form von Innentaschen notwendig. Da ich dazu neige, selbst die kleinste Tasche auf der Suche nach dem Schlüssel auszuräumen, wird sie zudem ein innen befestigtes Schlüsselband mit Karabiner erhalten. An den kommt der Schlüssel, und zur Suche muss ich nur am Bändchen ziehen.
Statt Vorder- und Rückseite im Pokeball-Design zu machen, wird die Rückseite dieses Mal schlicht gehalten. Die Rückseite erhält dafür eine Außentasche für Kleinteile wie die derzeit unverzichtbare Corona-Maske. Von den EInzelteilen der "alten" Tasche werden der Schulterriemen sowie die D-Ringe zu Befestigung wieder verwendet.
Erster Schritt ist die Konstruktion des Schnittmusters. Im Grunde besteht die Tasche aus zwei Kreisen und zwei Rechtecken - die Seitenteile (im Pokeball-Design) und der schwarze Rand, der gleichzeitig die Breite der Tasche bestimmt.
Als Hilfsmittel für die Konstruktion werden benötigt: zwei Blätter Flipchart-Papier, ein Teller oder anderer runder Gegenstand in der gewünschten Größe, Bleistift, Radiergummi, Lineal und ein Taschenrechner. Alternative Hilfsmittel sind Maßband und Zirkel. Unsere großen Essteller entsprechend dem Maß, das meine fertige Tasche haben soll. Daher nehme ich diesen als Basis. Hier seht ihr das Material auf einen Blick:
Als erstes zeichne ich mit Hilfe des Tellers zwei Kreise auf das Papier und schneide sie aus. Der erste Kreis bleibt, wie er ist als Schnittmuster für das Innenfutter und die Rückseite.
Aus dem zweiten Kreis konstruiere ich die einzelnen Teile des Pokeballs. Dazu wird der zweite Kreis erst einmal in der Mitte gefaltet. Meine "Bauchbinde" des Pokeballs soll am Ende 1 inch breit werden. Als Nahtzugabe sehe ich 1/4 inch an allen Seiten vor. Inch bzw. Zoll ist ein amerikanisches Maß und entspricht ungefähr 2,54 cm. Da ich gelegentlich auch Patchwork nach englischen/amerikanischen Vorlagen nähe, habe ich Schneidematte, Zuschneidelineal und Nähfüße in inch hier liegen. Zudem entspricht das Raster auf dem Flipchart-Papier ungefähr dem Inch-Maß. Das erlaubt mir bei der Konstrultion eine schnelle Überprüfung der Verhältnisse der Schnitteile zueinander.
Von der geknickten Mittellinie ziehe ich zunächst eine parallele Linie im Abstand von 1/2 inch. Das gibt mir einen Eindruck, wie die Proportionen des fertigen Design aussehen. Dieser Linie folgt eine weitere Parallele im Abstand von 1/4 inch in Richtung Mittellinie- das ist die Nahtzugabe für das rote/weiße Schnittmusterteil. Das Teil entlang der oberen Linie ausschneiden und das nächste Schnittmusterteil ist fertig.
Weiter geht es mit der "Bauchbinde". Dazu zeichne ich mir einen Streifen von 1,5 inch Breite (1 cm Breite Bauchbinde plus jeweils 1/4 inch Nahtzugabe an beiden Seiten) vor. Die fertige Länge bestimme ich durch Abgleich mit dem Rückseiten-Teil. Am Ende dieses Schrittes sind die nächsten Schnitteile fertig. Den schwarzen Kreis in der Mitte des Pokeballs nähe ich als Applikation auf. Für meine Tasche nehme ich dafür einen Kreis mit 7 cm Durchmesser. Das Maß ergibt sich aus meiner Kreisschablone, die ich dafür verwende. Zusammen mit der Bauchbinde sieht das Ganze dann so aus:
Jetzt geht es ans Eingemachte: Die Konstruktion der schwarzen Seitenteile. Dafür benötigen wir als erstes den Umfang unseres Tellers. Entweder bestimmen wir mit Hilfe eines Lineals seinen Durchmesser und errechnen dann mit Hilfe der einschlägig bekannten Formel den Umfang oder wir nehmen einfach ein Maßband und legen das rund um den Teller. In meinem Fall ergeben beide Wege einen Gesamtumfang von 30 inch.
Der Reißverschluss meiner Tasche wird 25 cm (entspricht 10 inch) lang sein. Daraus ergeben sich für die Reißverschlussteile eine länge von 10,5 inch und eine Breite von 2,5 inch. Die Breite ist etwas mehr als benötigt, das genaue Maß wird beim Zusammennähen angepasst. Die fertige Tasche soll später 3,5 inch breit werden. Daher wird das zweite Schnittmusterteil mit 20,5 inch Länge und 4 inch Breite aufgezeichnet und ausgeschnitten.
Die Rückseite soll eine zusätzliche Außentasche erhalten. Dafür zeichne ich noch einmal mit Hilfe meines Tellers einen Kreis und schneide ihn aus. Die Rückseitentasche soll eine leicht geschwungene Außenkante haben. Auch hierfür nehme ich die Rundung meines Tellers zur Hilfe, so dass ich am Ende eine "Mondform" habe.
Das für die Konstruktion des Pokeballs nicht mehr benötigte Kreisstück wird das Schnittmuster für eine Innentasche.
Damit habe ich mit Ausnahme der Schlaufen für die D-Ringe alle benötigten Schnittteile zusammen. Die Schlaufen konstruiere ich später beim Nähen frei Hand, daher benötige ich dafür keinen Schnitt. Wie ich da vorgehe, erkläre ich euch zu gegebener Zeit.
Hier seht ihr alle Schnittmusterteile im Überblick:
Nun geht es an die Materialbeschaffung: Damit die Tasche auch Stand hat, benötige ich auf jeden Fall Einlagen und Verstärkungen. Außerdem roten und weißen Stoff für den Pokeball sowie einen passenden schwarzen Außenstoff. Ich bin im Moment noch unschlüssig, ob ich wieder Kunstleder verwenden soll. Zumindest für den Pokeball wäre Kunstleder die bessere Wahl, da dieses nicht ausfranst und so eine glatte Kante für die aufgesetzte Applikation der Mitte liefert. Das weiße Zentrum hatte ich bei meiner ersten Tasche aus Filz appliziert, da dieses ebenfalls nicht franst. Leider zeigte der Filz recht schnell Verschleißspuren. Auch hier bin ich momentan unschlüssig, was ich verwenden soll.
Ich denke, ich mache es davon abhängig, was ich bei meinem Stoffladen des Vertrauens finde.
Seid gespannt, es wird brillant