Bundestagswahl 2021

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Wen werdet ihr in der Bundestagswahl wählen? 51

    1. Bündnis 90/Die Grünen (17) 33%
    2. Eine andere Partei. (9) 18%
    3. Linkspartei (8) 16%
    4. Ich wähle nicht/ungültig. (7) 14%
    5. FDP (5) 10%
    6. CDU/CSU (2) 4%
    7. SPD (1) 2%
    8. AfD (1) 2%
    9. Ich darf noch nicht wählen. (1) 2%

    Während es bis zur Bundestagswahl 2021 natürlich noch ein wenig hin ist, gehen die Parteien allmählich schon in den Wahlkampfmodus über bzw. bereiten sich darauf vor. Besonders die SPD macht dahingehend bereits Druck, hat sie mit Olaf Scholz doch bereits ihren Spitzenkandidaten nominiert und auch die Möglichkeit einer Rot-rot-grünen bzw. Grün-rot-roten Koalition wieder ins Gespräch gebracht. Da sich dementsprechend also bereits ein gewisses Diskussionspotenzial abzeichnet, habt ihr in diesem Thema die Möglichkeit, über die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag zu diskutieren.

    Der genaue Wahltermin steht noch nicht fest, wird aber zwischen Mittwoch, dem 25. August 2021 und Sonntag, dem 24. Oktober 2021, liegen - natürlich an einem Sonntag. Seit einiger Zeit ist es nun schon üblich, dass die Wahl auf den letzten oder vorletzten Sonntag im September fällt - das wäre also der 19. oder 26. September. Edit: Mittlerweile steht fest, dass die Wahl auf den 26. September fallen wird.

    Allgemeine Informationen findet ihr etwa im Wikipedia-Artikel zur Wahl.


    Wichtige Themen

    Da es noch sehr früh ist, ist nicht vollständig absehbar, welche Themen sich als relevant erweisen werden. Es steht allerdings zu vermuten, dass die Corona-Pandemie Auswirkungen haben wird - selbst wenn die Krise zum Zeitpunkt der Wahl bereits beendet ist, kann das Krisenmanagement der Regierung in dieser Angelegenheit bzw. die Beurteilung davon durchaus entscheidend werden. Zudem haben in den letzten Jahren die Themen Klimawandel und Digitalisierung immer mehr an Bedeutung gewonnen. Außerdem gab es in der letzten Zeit wieder verstärkte Debatten zum Thema innerere Sicherheit, spezifisch was Polizeigewalt und Rechtsextremismus angeht. Zudem hat Olaf Scholz als Kandidat der SPD bereits in Reden und Interviews die Aufmerksamkeit auf soziale Gerechtigkeit (bzw. ein Sozial- und Wirtschaftsprogramm für die Zukunft) und Europapolitik gelenkt. Da innerhalb der SPD in der letzten Zeit auch immer wieder Kritik am Hartz-IV-Gesetz geübt wird, ist es gut möglich, dass spezifisch dieses im Zusammenhang mit einem neuen Sozialprogramm bei der Wahl thematisiert wird.


    Prognosen

    Eine Liste von Umfragen findet ihr etwa hier (bei den folgenden Abschätzungen wurde sich vorrangig auf die INSA-Umfrage vom 12.8.20 bezogen). Momentane Umfragen sehen leichte Zugewinne für die CDU/CSU und stärkere Zugewinne für die Grünen. Der SPD drohen hingegen weitere leichte bis starke (zuletzt kleinere) Verluste, was einen neuen Negativrekord im Wahlergebnis bedeuten würde. Auch AfD und FDP scheinen im Moment mit Verlusten rechnen zu müssen - die FDP mit etwas stärkeren, sodass sie tatsächlich sogar wieder bedrohlich nahe an die 5%-Hürde kommt. Die Linkspartei hingegen scheint in aktuellen Umfragen etwa bei ihrem Wahlergebnis von 2017 zu stagnieren. Es ist bisher nicht absehbar, dass weitere Parteien eine signifikante Rolle spielen werden.

    All das kann sich aber natürlich noch bis zum nächsten Jahr stark ändern.


    (Mögliche) Spitzenkandidaten der Parteien

    Wie oben bereits angemerkt, hat die SPD bereits Olaf Scholz als Spitzenkandidaten nominiert. Was die Wahl allerdings insbesondere spannend machen dürfte, ist die Tatsache, dass Angela Merkel nicht wieder als Kanzlerkandidatin antreten wird. Wer ihre Nachfolge antritt, ist noch nicht vollkommen klar. Als Favoriten galten nach dem Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer Norbert Röttgen (gilt als eher unwahrscheinlich), Armin Laschet, Friedrich Merz, Jens Spahn und auch der bayrische Ministerpräsident Markus Söder. Die FDP wird voraussichtlich wieder mit Christian Lindner antreten, dessen Position in der Partei praktisch unangefochten ist. In Bezug auf die Grünen, die traditionell mit einem Duo aus einem Mann und einer Frau antreten, gelten momentan Annalena Baerbock und Robert Habeck als die wahrscheinlichsten Kandidaten. Zugleich sind für den Posten des männlichen Kandidaten aber auch Cem Özdemir und Anton Hofreiter immer mal wieder im Gespräch. Bei der Linkspartei ist die Frage ebenfalls noch unklar - für gewöhnlich tritt die Linkspartei mit einem Duo aus Bundesvorsitzenden und Fraktionsvorsitzenden an. Dementsprechend sind zunächst die Bundesvorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger grundsätzliche Optionen, allerdings werden diese den Parteivorstand voraussichtlich demnächst abgeben müssen, sodass andere Personen sich darüber ins Gespräch bringen können. Fraktionsvorsitzende hingegen sind derzeit Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali, die dementsprechend auch die Positionen ausfüllen könnten. Was zuletzt die AfD betrifft, so trat diese in der letzten Wahl mit Alice Weidel und Alexander Gauland an - während Weidel grundsätzlich wieder Kandidatin werden könnte, denkt Gauland über einen altersbedingten Rückzug aus der Politik nach. Die Kandidatenfrage in der AfD wird aber vermutlich auch von dem Ausgang der derzeitigen Machtkämpfe innerhalb der Partei abhängen.


    Fragen zur Diskussionsanregung

    Geht ihr wählen, oder lasst ihr es bleiben? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?

    Welche Kandidat*innen wünscht ihr euch für die Parteien, bei denen noch nicht feststeht, wer es wird?

    Welche Partei würdet ihr wählen und warum?

    Beschäftigt ihr euch mit den jeweiligen Parteiprogrammen? Wenn ja, was gefällt euch an diesen/was gefällt euch nicht?

    Welche Koalitionen haltet ihr für wahrscheinlich und welche für wünschenswert?
    Da er momentan der einzige feste Kandidat einer Partei ist: Wie steht ihr zu Olaf Scholz als Kanzlerkandidat der SPD?

    Beseitigt Ablagerungen, bevor sie entstehen.

    4 Mal editiert, zuletzt von Thrawn () aus folgendem Grund: Wahltermin hinzugefügt.

  • Thrawn

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Da er momentan der einzige feste Kandidat einer Partei ist: Wie steht ihr zu Olaf Scholz als Kanzlerkandidat der SPD?

    Sagen wirs mal so, ich werde in meinem Leben sicherlich keine Liebeshochzeit mehr mit Olaf Scholz eingehen, andere Parteimitglieder*innen sind mir inhaltlich sicherlich näher, aber ich finde, dass Olaf Scholz sicherlich nicht die schlechteste Wahl fürs Kanzleramt ist. Sicher hat er gerade in der Vergangenheit einige unverzeihliche Handlungen begangen (u.a. der Brechmitteleinsatz in Hamburg, der 2003 das Leben eines Migranten gekostet hat), aber je älter Politiker*innen werden, desto schwieriger wird es, auf eine Karriere ohne Fehlentscheidungen zurückzublicken. Wirecard und CumEx muss aufgeklärt werden, auch da ist Olaf Scholz als Finanzminister in der Verantwortung, aber er hat bereits mehrfach betont, dass er sich einem Untersuchungsausschuss stellen wird (dieser ist nur durch die Corona-Pandemie erstmal ausgefallen).
    Olaf Scholz hat aber gerade in der Corona-Pandemie auch gezeigt, dass er ur-sozialdemokratische Werte unterstützt. Die Ausweitung des Kurzarbeitergelds, welches er ohnehin erst als Arbeitsminister eingeführt hat, Mieter*innenschutz während der Pandemie, eine Abkehr von der schwarzen Null, finanzielle Hilfe für Kleinunternehmer und Soloselbstständige, etc. pp. sind alles Merkmale eines sozialdemokratischen Finanzministeriums. Im Wahlkampf hat er sich zum Ziel gesetzt, dass systemrelevante Berufsgruppen, die in der Corona-Pandemie beklatscht wurden, auch besser bezahlt werden und dass ein neues Sozial- und Wirtschaftsprogramm für die 20er-Jahre herausgearbeitet werden soll, welches Hartz IV zumindest menschenwürdiger macht, wenn nicht sogar durch ein anderes System ersetzt wird.

    Wie gesagt, Olaf Scholz wird in diesem Leben nicht mehr als Poster in meinem Wohnzimmer machen, aber ich bin mir sicher, dass Olaf Scholz auch für ein progressives Rot-Rot-Grün der richtige Kanzlerkandidat sein kann.

    Welche Kandidat*innen wünscht ihr euch für die Parteien, bei denen noch nicht feststeht, wer es wird?

    Für die Grünen hätte ich definitiv lieber Annalena Baerbock als Robert Habeck. Robert Habeck hat sicherlich das öffentlichkeitswirksamere Auftreten der beiden, aber glänzt leider oft genug mit mangendem Fachwissen. Baerbock wäre sicherlich die seriöse und glaubwürdigere Kandidatin.

    Bei der CDU / CSU ist es mir letztendlich egal, ich halte tatsächlich keinen der gehandelten Personen für auch nur in irgendeiner Weise geeigneten Kanzlerkandidaten. Markus Söders viel zitierter Satz "Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen" fliegt ihm jetzt um die Ohren, sein Versagen in der Koordinierung der Corona-Tests ist bezeichnend und kann für viele Menschen lebensgefährliche Folgen haben. Dass 900 positive Corona-Tests nicht rechtzeitig zugestellt werden konnten, lag an Söders großspuriger Entscheidung, jeden Hinz und Kunz kostenlos zu testen, wenn er aus dem Ausland einreist, selbst wenn er nur einen Kilometer in Österreich war, obwohl das Bundesland nicht im Ansatz die notwendigen Kapazitäten hatte, um diese Tests durchzuführen. Deshalb liegt die Schuld auch nicht primär bei der Gesundheitsministerin und schon gar nicht bei ehrenamtlichen Hilfsorganisationen, sondern bei Markus Söder, der lieber einen Achtungserfolg um die Kanzlerkandidatur wollte als eine angemessene Bekämpfung der Pandemie. Generell frage ich mich, wie Markus Söder es bis zu diesem Patzer geschafft hat, sich als herausragender Krisenmanager zu inszenieren. Neben Bayern ist wohl nur NRW vergleichbar schlecht mit der Krise weggekommen, aber dann muss ich jetzt wenigstens nicht mehr begründen, warum Armin Laschet ebenfalls kein geeigneter Kandidat ist. Wer in der Corona-Pandemie eine führende Rolle trägt und diese nicht erfolgreich ausführen kann, kann keinen Anspruch darauf haben, der nächste Bundeskanzler zu werden. Friedrich Merz ist aus allen erdenklichen Blickwinkeln aber eine noch schlimmere Wahl, er verharmlost Rechtsradikalismus, missbraucht die Toten der Berliner Mauer für seinen eigenen Wahlkampf und von diversen Aussagen, die am rechten Rand fischen und lächerlichen neoliberalen Forderungen ("Steuerklärung muss auf dem Bierdeckel passen") möchte ich gar nicht erst anfangen. Norbert Röttgen hat keinen Rückhalt in der Partei zur Kanzlerkandidatur (wäre aber zumindest ein besserer Kanzlerkandidat als die drei vorherig genannten) und Jens Spahn hat offensichtlich kein Interesse an einer Kanzlerkandidatur, noch hält er - aus mir unerklärlichen Gründen - Laschet die treue. Der Unions-Kanzlerkandidat wird eine Wahl zwischen Pest und Cholera, was schon alleine Grund genug sein sollte, mit dem Ziel in die Bundestagswahl zu gehen, dass die Union mal eine Legislaturperiode aus der Opposition auf das Land guckt.

  • Markus Söders viel zitierter Satz "Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen" fliegt ihm jetzt um die Ohren, sein Versagen in der Koordinierung der Corona-Tests ist bezeichnend und kann für viele Menschen lebensgefährliche Folgen haben. Dass 900 positive Corona-Tests nicht rechtzeitig zugestellt werden konnten, lag an Söders großspuriger Entscheidung, jeden Hinz und Kunz kostenlos zu testen, wenn er aus dem Ausland einreist, selbst wenn er nur einen Kilometer in Österreich war, obwohl das Bundesland nicht im Ansatz die notwendigen Kapazitäten hatte, um diese Tests durchzuführen.

    Kannst du mir bitte erklären, wie Markus Söder, welcher als erster Ministerpräsident den Ernst der Lage erkannt hat und als erstes Bundesland flächendeckende Tests eingeführt hat, mit dem verspätetet übermittelten Testergebnis für die Menschen eine größere lebensgefährliche Folge darstellt, als anderen Bundesländern die Menschen einfach komplett ohne Test einreisen ließ?

    Generell frage ich mich, wie Markus Söder es bis zu diesem Patzer geschafft hat, sich als herausragender Krisenmanager zu inszenieren. Neben Bayern ist wohl nur NRW vergleichbar schlecht mit der Krise weggekommen, aber dann muss ich jetzt wenigstens nicht mehr begründen, warum Armin Laschet ebenfalls kein geeigneter Kandidat ist.

    Du kritisierst hier, dass zwei von den Gegebenheiten her schwieriger Bundesländer höhere Infektionen haben und schiebst die Schuld auf die Politik? Mir wäre nicht bekannt, dass aus dem Osten viele Leute Ski fahren oder die Bevölkerungsdichte annährend so groß ist wie in NRW.

    Friedrich Merz ist aus allen erdenklichen Blickwinkeln aber eine noch schlimmere Wahl

    Friedrich Merz ist aus allen erdenklichen Blickwinkeln die beste Wahl. Kein anderer Kandidat ist in der Lage notwendige Marktwirtschaftliche Reformen durchzusetzen die unser Land benötigt. Man muss einfach nur ganz nüchtern in die Geschichte schauen um zu sehen, dass der Sozialismus in allen seinen Formen gescheitert ist.


    Um mal ein Beispiel zu nennen:

    Mao Zedongs großer Sprung nach vorne, China zum sozialistischen Musterland machen zu wollen, endete im Hungertod von 32,5 bis 45 Millionen Menschen. 20 Jahre nach der Richtungsentscheidung zum Sozialismus hatten Zwei Drittel der Bauer ein niedrigeres Einkommen als in den 50er-Jahren und bei einem Drittel war es sogar niedriger als 1935. Erst durch Deng Xiaoping marktwirtschaftliches Wirtschaftsverständnis gelang China der Ausstieg aus der Armut.

    Im Übrigen hatte die Sowjetunion in den 30er-Jahren ähnliche fatale Folgen durch die Kollektivierung der Landwirtschaft gehabt. Auch der Vergleich von Nordkorea und Südkorea, Chille und Venezuela, sowie die Mär vom nordischen Sozialismus zeigt, dass mehr Marktwirtschaft die einzige effektive Lösung zur Wohlstandssteigerung für alle ist.

    Obwohl sozialistische Experimente immer wieder gescheitert sind, während mehr Kapitalismus mehr Wohlstand bedeutet, scheint die Lernfähigkeit der Menschen begrenzt.

  • Hä? Bitte was? Wo kommt das denn jetzt auf einmal her? Von PragerU?


    Zunächst einmal wundere ich mich doch sehr, dass du davon redest, dass einzig mehr Marktwirtschaft gut ist. Die Corona-Krise hat imo doch relativ deutlich gezeigt, dass es so einfach nicht ist und es insbesondere zum Ausgleich der sozialen Folgen derartiger Krisen eher mehr Staat und Sozialprogramme braucht als weniger. Wie man da irgendwie jetzt noch meinen kann, es bräuchte unbedingt mehr Marktwirtschaft, ist mir schleierhaft. Aber ja, Leute wie Clemens Tönnies brauchen mehr Freiheiten, genauso wie VW und andere Abgaswertschummler. Das wird alle Probleme auf magische Art lösen.


    Was dann das alte Argument der von ihren Führern sogenannten "realsozialistischen" Staaten der Vergangenheit angeht, so hat das hier doch absolut keine Beweiskraft. Niemand hier will ein System wie in China oder Nordkorea - du wirst tatsächlich sogar in den demokratischen Sozialist*innen der heutigen Zeit die schärfsten Kritiker derartiger Systeme finden, da besagte Systeme eben mit dem demokratischen Sozialismus gar nicht übereinstimmen und ihn auch nicht verwirklichen bzw. nicht verwirklicht haben (eigentlich wurden diese Systeme auch immer wieder von links kritisiert, als es sie gab), da konnten Leute wie Stalin oder Mao noch so sehr beteuern, es wäre anders (und warum sollte man ihnen dabei glauben, mal ehrlich?). Und es geht bei den Programmen der SPD doch gar nicht um den großen Systemumsturz, sondern um relativ simple Ad-hoc-Fragen (manch einer mag das sogar als zu zögerlich kritisieren), etwa: Wie verhindern wir die steigende soziale Ungleichheit? Wie können wir verhindern, dass Leute durch Krisen ihre Existenz verlieren? Der freie Markt hat darauf mit Verlaub keine zufriedenstellende oder funktionierende Antwort, und mehr freie Marktwirtschaft würde diese Probleme eher verschlimmern.

    Man sollte vielleicht mal nicht immer sagen "Aber China!11", wenn irgendwo mal von einer sozialeren Umgestaltung des Systems die Rede ist, wenn es nun einmal nicht "China" ist, worauf dabei hingearbeitet wird. Dass bei jedem Hauch einer sozialeren Politik gleich die Apokalypse beschworen wird, ist einfach nur überzogen und der Verweis darauf schlicht ein Strohmannargument. Oder will hier jemand ernsthaft behaupten, dass ein Olaf Scholz uns zurück in die DDR katapultieren würde? lol

  • Zunächst einmal wundere ich mich doch sehr, dass du davon redest, dass einzig mehr Marktwirtschaft gut ist. Die Corona-Krise hat imo doch relativ deutlich gezeigt, dass es so einfach nicht ist und es insbesondere zum Ausgleich der sozialen Folgen derartiger Krisen eher mehr Staat und Sozialprogramme braucht als weniger. Wie man da irgendwie jetzt noch meinen kann, es bräuchte unbedingt mehr Marktwirtschaft, ist mir schleierhaft.

    Die Corona-Krise hat doch eindeutig gezeigt, dass die Länder, welche im Index of Economic Freedom der Heritage Foundation als wirtschaftlich frei bzw. überwiegend frei gelten, mit Ausnahme einzelner Staaten, am besten mit der Krise zurechtgekommen sind.


    Aber ja, Leute wie Clemens Tönnies brauchen mehr Freiheiten, genauso wie VW und andere Abgaswertschummler. Das wird alle Probleme auf magische Art lösen.

    Wirtschaftliche Freiheit, heißt nicht, dass man keine Rahmenbedingungen schafft und diese entsprechend kontrolliert.

    Niemand hier will ein System wie in China oder Nordkorea - du wirst tatsächlich sogar in den demokratischen Sozialist*innen der heutigen Zeit die schärfsten Kritiker derartiger Systeme finden, da besagte Systeme eben mit dem demokratischen Sozialismus gar nicht übereinstimmen und ihn auch nicht verwirklichen bzw. nicht verwirklicht habe

    Ich meine, dass ich oben auch Venezuela und den nordischen Sozialismus (Schweden, England) erwähnt habe. Venezuela galt laut mehreren führenden linken Politikern bis vor einigen Jahren noch als Vorbild für Deutschland. Ich glaube nicht, dass du dort gerne leben würdest? Die Millionen Flüchtlinge und hungernde wahrscheinlich auch nicht.


    Schweden ist im Index of Economic Freedom wirtschaftlicher freier als Deutschland eingestuft. Das einzige was dort an einen demokratischen Sozialismus erinnern kann, ist die hohe Steuerlast. Diese kommt aber nur zustande, weil die wirtschaftliche Freiheit gewährleistet ist. In den 80er Jahren gab sowohl in England wie auch Schweden massiven Stillstand der erst durch Reformen von Politikerinnen wie Margaret Thatcher behoben werden konnte.


    In den USA profitierten die Minderheiten erst durch die marktwirtschaftlichen Reformen von Ronald Reagan. Ihm wäre es auch gelungen, die Staatsschulden abzubauen trotz Steuersenkungen, wenn nicht gleichzeitig eine massive Erhöhung des Verteidigungsetats beschlossen worden wäre.

    Und es geht bei den Programmen der SPD doch gar nicht um den großen Systemumsturz, sondern um relativ simple Ad-hoc-Fragen (manch einer mag das sogar als zu zögerlich kritisieren), etwa: Wie verhindern wir die steigende soziale Ungleichheit?

    Für mich ist es gar nicht entscheidend, ob die Vermögensungleichheit zunimmt oder nicht, sondern ob der Lebensstandard der Menschen insgesamt eher angehoben wird oder nicht. Die SPD stand früher für Chancengleichheit, was ich als wichtigen Grundstein unserer Demokratie sehe. Mittlerweile ist aber die Ergebnisgleichheit wichtiger geworden und diesen Anspruch teile ich nicht.

  • Geht ihr wählen, oder lasst ihr es bleiben? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?

    Seitdem ich 18 bin, hab ich keine Wahl ausgelassen, weder die Bundes-, noch die Landtags-, Europa- oder Kommunalwahlen. Das Wahlrecht ist eines der wertvollsten Güter, die wir haben und gibt den Bürgern die Chance, aktiv an der Demokratie mit zu bestimmen. Und ich habe nicht vor, dieses Recht jemals ungenutzt zu lassen.



    Da er momentan der einzige feste Kandidat einer Partei ist: Wie steht ihr zu Olaf Scholz als Kanzlerkandidat der SPD?

    Da ich kein Sozialdemokrat bin, kann ich mich mit der ganzen Sache nur oberflächlich befassen.

    Jedoch halte ich Olaf Scholz für keine gute Wahl. Er hat zwar jetzt in der Corona-Krise eine ganz gute Figur gemacht, hat sich aber in der Vergangenheit zu viele Patzer erlaubt und mit der GroKo die "Schwarze Null" am Leben erhalten und damit auch den Investitionsstau, der uns jetzt in der Krise wieder das Genick gebrochen hat (Stichwort Digitalisierung oder Gesundheitssystem)

    Vor allem aber beim Wirecard-Skandal hat er sich ziemlich blamiert. Im Tagesthemen-Interview mit Ingo Zamperoni ist er den Fragen, die letzterer gestellt hat, immer wieder ausgewichen und hat sie beantwortet, ohne sie zu beantworten.

    Zugegebener Maßen weiß ich aber auch nicht, wer an seine Stelle treten sollte.

    Am ehesten könnte ich mir Kevin Kühnert vorstellen. Mit ihm könnte man nicht nur viel Sympatie bei den jüngeren Wählern (35 und jünger) bekommen, sondern auch einen Kurswechsel in der SPD anstreben.

    Mir ist zwar bewusst, dass Kühnert bisher noch nicht im Bundestag saß und entsprechend auch sehr wenig Erfahrung hat, doch nachdem, was ich mir bisher von ihm so angehört/gelesen hab, steht er vor allem für das, was die SPD früher mal war und vor dem sich die aktuellen Chefleute der SPD fürchten, weil sie damit altbackende Wähler verschrecken würden: Sozialismus.

  • Die Corona-Krise hat doch eindeutig gezeigt, dass die Länder, welche im Index of Economic Freedom der Heritage Foundation als wirtschaftlich frei bzw. überwiegend frei gelten, mit Ausnahme einzelner Staaten, am besten mit der Krise zurechtgekommen sind.

    Nur dass du, selbst wenn du die Länder, in denen das nicht so ist, einfach vernachlässigst (Mit welcher Begründung? Weil es nicht zu deiner Meinung passt?), nicht einfach einen kausalen Zusammenhang hier annehmen kannst. Du nimmst einfach zwei Dinge "gut durch die Corona-Krise gekommen" und "wirtschaftliche Freiheit" und behauptest einen Zusammenhang, weil beides mitunter zusammenfällt. Diese Logik ist aber schlicht cum hoc ergo propter hoc. Insbesondere berücksichtigst du nicht rein historische Unterschiede der Staaten untereinander, was ihren "ererbten" Wohlstand generell angeht.

    Der Index, den du erwähnst, steht übrigens durchaus wegen seiner Methodik in der Kritik; ein Punkt ist, dass er eben nicht die Sicht der Bevölkerung allgemein, sondern eben vornehmlich die Sicht der Unternehmen berücksichtigt. Du hast damit also letzten Endes nur einen Maßstab, wie schön frei und toll es für diese ist, nicht aber für die Bevölkerung. Dieser Punkt sollte, wenn du schon den Bezug zur Krise in dieser Einfachheit herstellen willst, insofern interessieren, als dass wir hier in Deutschland trotz (bzw. vielleicht ja gerade wegen) laut Index relativ hoher wirtschaftlicher Freiheit (der Unternehmen) nun einmal zahlreiche Probleme bei den kleineren Gewerbetreibenden, bei Künstlern und sozial schlechter gestellten Personen gesehen haben. Diese berücksichtigst du alle offenbar nicht, wenn du sagst, wir seien doch gut durch die Krise gekommen. Man muss hier sagen: Nein, viele sind es eben nicht, weil keine ausreichende Absicherung vorlag. Dann auch noch weniger Staat zu fordern erscheint mir geradezu fahrlässig.

    Wirtschaftliche Freiheit, heißt nicht, dass man keine Rahmenbedingungen schafft und diese entsprechend kontrolliert.

    Eigentlich ... Doch, das heißt es so ziemlich. Es bedeutet unter anderem die Abschaffung von diversen Regularien und der Index, den du verlinkt hast, fußt mitunter auf exakt diesem Punkt, wenn er die wirtschaftliche Freiheit der Länder definiert. Maximale Freiheit bestünde bei gar keinen Regularien. Beschränkte Freiheit besteht bei einigen Regularien. Wenn du mehr wirtschaftliche Freiheit forderst, so bedeutet das letztlich die Abschaffung der Beschränkungen, denen die wirtschaftlichen Akteure unterworfen sind. Natürlich kann es sein, dass du keinen schrankenlosen Kapitalismus forderst, aber das ändert die Sache nicht, dass du weniger Regularien forderst, wenn du von wirtschaftlicher Freiheit redest.

    Ich meine, dass ich oben auch Venezuela und den nordischen Sozialismus (Schweden, England) erwähnt habe. Venezuela galt laut mehreren führenden linken Politikern bis vor einigen Jahren noch als Vorbild für Deutschland. Ich glaube nicht, dass du dort gerne leben würdest? Die Millionen Flüchtlinge und hungernde wahrscheinlich auch nicht.


    Schweden ist im Index of Economic Freedom wirtschaftlicher freier als Deutschland eingestuft. Das einzige was dort an einen demokratischen Sozialismus erinnern kann, ist die hohe Steuerlast. Diese kommt aber nur zustande, weil die wirtschaftliche Freiheit gewährleistet ist. In den 80er Jahren gab sowohl in England wie auch Schweden massiven Stillstand der erst durch Reformen von Politikerinnen wie Margaret Thatcher behoben werden konnte.


    In den USA profitierten die Minderheiten erst durch die marktwirtschaftlichen Reformen von Ronald Reagan. Ihm wäre es auch gelungen, die Staatsschulden abzubauen trotz Steuersenkungen, wenn nicht gleichzeitig eine massive Erhöhung des Verteidigungsetats beschlossen worden wäre.

    Du wirfst hier nur mehrere Sachen durcheinander bzw. vereinfachst wieder. So wie ich dich verstehe, wären die Probleme in Venezuela allein auf den Sozialismus zurückzuführen. Das ist aber nun einmal so nicht einfach der Fall, weil die Situation viel komplexer ist. Die Wirtschaft wurde generell ineffizient gemanagt, Korruption nicht bekämpft, reiche Eliten profitierten am meisten vom Öl. Einfach zu sagen "Der Sozialismus ist schuld" ist somit eine viel zu grobe Vereinfachung. Wenn ich im Übrigen sage, dass ich in Venezuela nicht leben möchte, dann wirst du leider auch nicht triumphierend sagen können, dass ich in einem sozialistischen (bzw. ja eigentlich sozialeren, denn darum geht es mir hauptsächlich1) Staat nicht leben möchte, denn der Grund für diese Entscheidung liegt nicht einfach darin, dass es sozialistisch sei, sondern eher in der Instabilität und den Defiziten in puncto Menschenrechten sowie einem eher autoritär gewordenen System. Ich würde ungern in einem Staat mit nicht gewährleisteter Gesundheitsversorgung leben. Was, nebenbei bemerkt, ein Grund ist, warum ich in den USA nicht leben möchte, obwohl die doch wirtschaftlich freier sind als die BRD, deinem Index zufolge zumindest.

    Schweden wiederum, ob man's jetzt als Sozialismus bezeichnen mag oder nicht, hat diverse Programme zu einer stärkeren sozialen Garantie der Bürger*innen, und ich denke mal, dass sich Leute insbesondere darauf beziehen werden, wenn sie sich das Land als Vorbild nehmen.

    Für mich ist es gar nicht entscheidend, ob die Vermögensungleichheit zunimmt oder nicht, sondern ob der Lebensstandard der Menschen insgesamt eher angehoben wird oder nicht. Die SPD stand früher für Chancengleichheit, was ich als wichtigen Grundstein unserer Demokratie sehe. Mittlerweile ist aber die Ergebnisgleichheit wichtiger geworden und diesen Anspruch teile ich nicht.

    Weißt du, das mit der Chancengleichheit ist so eine Sache: Das neoliberale Verständnis von Chancengleichheit bedeutet, dass man einfach die gleichen Regeln hat. Heißt also, ich hätte nach diesem Verständnis die gleiche Chance, ein Milliardär zu werden, wie ein Typ, der von seinen Eltern zum achtzehnten Geburtstag ein paar Millionen kriegt, um sich sein Unternehmen aufzubauen, denn es gibt ja kein Gesetz, das mir das verbietet und ihm nicht. Dass das keine wirkliche Chancengleichheit ist, sollte eigentlich intuitiv klar sein, schließlich wäre das etwa die Situation, als würde man beim Boxen einen Schwergewichtler gegen ein Krümelgewicht antreten lassen und dann sagen, dass beide ja die gleichen Chancen hätten, denn sie hätten für den Kampf ja die gleichen Regeln.

    Dementsprechend muss man sich fragen: Wie sorgen wir für wirkliche, faire Chancengleichheit? Und da ist nun einmal der Gedanke, eine grundlegende, wirksame soziale Absicherung zu schaffen und die Startbedingungen der Personen untereinander möglichst anzugleichen. Das wird die Wirtschaft nicht leisten; das kann eigentlich nur der Staat. Das ist im Übrigen nicht einmal ein sozialistischer Gedanke, sondern entspricht dem amerikanischen Liberalismus eines John Rawls. Und meine Kritik an der SPD wäre nun gerade, dass sie darauf zu wenig hingearbeitet hat, also eigentlich, dass sie sich in den letzten Jahren zu sehr an die Konservativen angenähert hat.

    Wenn du mit Chancengleichheit ebenfalls das meinst wie ich eben ausgeführt habe, also das Verständnis der tatsächlich fairen Chancengleichheit, dann würden wir da eigentlich ganz gut übereinstimmen. Angesichts deiner bisherigen Ausführungen glaube ich aber, dass du eher die neoliberale Auffassung vertrittst, denn eigentlich müsste dir sonst eine etwas sozialere SPD, wenn sie denn käme, ziemlich gut gefallen, da sie tatsächliche Chancengleichheit schaffen oder zumindest befördern würde.


    1Die Systemfrage interessiert mich ehrlich gesagt primär erst einmal gar nicht. Stattdessen habe ich bestimmte Vorstellungen einer ausreichenden sozialen Sicherheit und wirklichen Chancengleichheit sowie diverser anderer Aspekte, und grundsätzlich ist es mir egal, mit welchem System auch immer diese verwirklicht werden. Die Systemfrage ist für mich nur insofern relevant, als dass manche Systeme diese Dinge weniger gut und andere besser anzugehen scheinen. Eine ungebremste Marktwirtschaft wäre etwa katastrophal für Umweltschutz, soziale Sicherheit und Chancengleichheit, unter anderem wegen dem diesem System nun einmal inhärent innewohnenden Streben nach Gewinn und Wachstum um jeden Preis. Ich bin insofern nur ein vorsichtiger demokratischer Sozialist, der vermutet, dass sich die von ihm gewünschten Aspekte besser durch eine Hinzubewegung auf das System des demokratischen Sozialismus bzw. durch eine Orientierung an diesem System verwirklichen lassen. Die freie Marktwirtschaft hingegen hat hier erwiesenermaßen nicht funktioniert, und wie Leute, die permanent auf das Versagen "realsozialistischer" Systeme und die angebliche Überlegenheit des frei-marktwirtschaftlichen Systems hinweisen, diesen Umstand übersehen können, ist mir seit jeher ein Rätsel.

  • Friedrich Merz ist aus allen erdenklichen Blickwinkeln die beste Wahl. Kein anderer Kandidat ist in der Lage notwendige Marktwirtschaftliche Reformen durchzusetzen die unser Land benötigt.

    Ich möchte gar nicht so groß auf deinen Beitrag eingehen, weil Thrawn das wichtigste bereits entkräftet hat, aber wie kannst du in einem Topic die rot-rot-grüne Landesregierung kritisieren, dass sie zu wenig gegen Linksextremismus vorgehe und in dem Topic einen Mann als Bundeskanzler priorisieren, der als Strategie gegen Rechtsextremismus ein härteres Vorgehen gegen Clan-Kriminalität und stärkere Grenzkontrollen vorstellt? Findest du Rechtsextremismus einfach nicht so schlimm oder blendest du die Aussage von Friedrich Merz einfach aus?

  • Nur dass du, selbst wenn du die Länder, in denen das nicht so ist, einfach vernachlässigst (Mit welcher Begründung? Weil es nicht zu deiner Meinung passt?), nicht einfach einen kausalen Zusammenhang hier annehmen kannst. Du nimmst einfach zwei Dinge "gut durch die Corona-Krise gekommen" und "wirtschaftliche Freiheit" und behauptest einen Zusammenhang, weil beides mitunter zusammenfällt. Diese Logik ist aber schlicht cum hoc ergo propter hoc. Insbesondere berücksichtigst du nicht rein historische Unterschiede der Staaten untereinander, was ihren "ererbten" Wohlstand generell angeht.

    Weil ein gewisses Staatsversagen auch mit der jeweiligen Führung im Land zusammenhängt. Die USA hätten die Krise besser meistern können. Meine These beruht auf einem Vergleich zwischen dem Index of Economic Freedom und dem Johns Hopkins Global Health Security Index. Die Verbindung zwischen wirtschaftlicher Freiheit und dem Wohlbefinden der Menschen sollte eigentlich unbestreitbar sein.

    Warum ich historische Unterschiede nicht berücksichtige, kann ich nicht nachvollziehen. Gerade am Beispiel China, erkennt man, dass der Umstieg auf Marktwirtschaft das Land aus der Armut befreit hat.

    Der Index, den du erwähnst, steht übrigens durchaus wegen seiner Methodik in der Kritik; ein Punkt ist, dass er eben nicht die Sicht der Bevölkerung allgemein, sondern eben vornehmlich die Sicht der Unternehmen berücksichtigt. Du hast damit also letzten Endes nur einen Maßstab, wie schön frei und toll es für diese ist, nicht aber für die Bevölkerung. Dieser Punkt sollte, wenn du schon den Bezug zur Krise in dieser Einfachheit herstellen willst, insofern interessieren, als dass wir hier in Deutschland trotz (bzw. vielleicht ja gerade wegen) laut Index relativ hoher wirtschaftlicher Freiheit (der Unternehmen) nun einmal zahlreiche Probleme bei den kleineren Gewerbetreibenden, bei Künstlern und sozial schlechter gestellten Personen gesehen haben. Diese berücksichtigst du alle offenbar nicht, wenn du sagst, wir seien doch gut durch die Krise gekommen. Man muss hier sagen: Nein, viele sind es eben nicht, weil keine ausreichende Absicherung vorlag. Dann auch noch weniger Staat zu fordern erscheint mir geradezu fahrlässig.

    Die Frage ist doch viel mehr, warum es keine ausreichende Absicherung gab? Liegt das daran, dass die kleinen Gewerbetreibenden und Künstler nicht vorgesorgt hatten (bzw. gar nicht die Möglichkeit hatten aufgrund diverser Abgaben und Regularien)? Das erinnert mich nebenbei an Hart aber Fair, Mitte April, in der eine Dame aus der Veranstaltungsbranche sich beschwert hat, dass in Ihrer Branche das Kurzarbeitergeld nicht aufgestockt wird wie in der Metall und Elektroindustrie und wie unfair das ist. Als ich erfahren habe, dass Sie die Unternehmerin ist und dementsprechend den Hebel selbst in der Hand hat, war ich noch mehr verwirrt über Ihre Aussage.


    Eigentlich ... Doch, das heißt es so ziemlich. Es bedeutet unter anderem die Abschaffung von diversen Regularien und der Index, den du verlinkt hast, fußt mitunter auf exakt diesem Punkt, wenn er die wirtschaftliche Freiheit der Länder definiert. Maximale Freiheit bestünde bei gar keinen Regularien. Beschränkte Freiheit besteht bei einigen Regularien. Wenn du mehr wirtschaftliche Freiheit forderst, so bedeutet das letztlich die Abschaffung der Beschränkungen, denen die wirtschaftlichen Akteure unterworfen sind. Natürlich kann es sein, dass du keinen schrankenlosen Kapitalismus forderst, aber das ändert die Sache nicht, dass du weniger Regularien forderst, wenn du von wirtschaftlicher Freiheit redest.

    Wirtschaftliche Freiheit wird von der bpb als "die Möglichkeit von Unternehmen und Privatpersonen, selbst zu bestimmen, was in welchen Mengen produziert wird bzw. welche Güter gekauft werden sollen." definiert. Der von mir verlinkte Index stuft Länder ab einen Score von 80 als wirtschaftlich frei ein. In Anbetracht dessen, dass es hier um die Bundestagswahl in Deutschland geht, sollten wir uns nicht in der Definition von Begriffen verschachteln, sondern die Kernbotschaften diskutieren. Und ja, ich bin für weniger Regularien, weil man die Weichen anders stellen kann. Man sieht doch, dass die Markteingriffe der letzten Jahre nicht den gewünschten Effekt haben.


    Die Wirtschaft wurde generell ineffizient gemanagt, Korruption nicht bekämpft, reiche Eliten profitierten am meisten vom Öl. Einfach zu sagen "Der Sozialismus ist schuld" ist somit eine viel zu grobe Vereinfachung.

    Der wirtschaftliche Abschwung hat viele Gründe. Die staatlichen Regularien auszuklammern und den Abschwung nur auf eine hohe Abhängigkeit vom Öl und Korruption zu begründen, ist zu einfach. Ich finde folgende Kolumne/Buchauszug sehr passend:

    Wieder ein sozialistisches Experiment gescheitert: Venezuela – wie es dazu kommen konnte*


    Schweden wiederum, ob man's jetzt als Sozialismus bezeichnen mag oder nicht, hat diverse Programme zu einer stärkeren sozialen Garantie der Bürger*innen, und ich denke mal, dass sich Leute insbesondere darauf beziehen werden, wenn sie sich das Land als Vorbild nehmen.

    Es ist halt einfach so, dass Schweden erst durch die Marktwirtschaftlichen Reformen wieder stark gemacht worden ist und sich vom sozialistischen Land mit all seinen Auswüchsen des Wohlfahrtsstaates entfernt hat.

    Dementsprechend muss man sich fragen: Wie sorgen wir für wirkliche, faire Chancengleichheit? Und da ist nun einmal der Gedanke, eine grundlegende, wirksame soziale Absicherung zu schaffen und die Startbedingungen der Personen untereinander möglichst anzugleichen. Das wird die Wirtschaft nicht leisten; das kann eigentlich nur der Staat.

    Wie definierst du eine wirkliche, faire Chancengleichheit und was bedeutet für dich eine grundlegende soziale Absicherung?

    Eine Kernbotschaft von Friedrich Merz ist die beste Bildung für alle. Das schließt sowohl die Ausstattung mit Hardware aber auch räumliche und personelle Kapazitäten ein.

    Die Systemfrage ist für mich nur insofern relevant, als dass manche Systeme diese Dinge weniger gut und andere besser anzugehen scheinen. Eine ungebremste Marktwirtschaft wäre etwa katastrophal für Umweltschutz, soziale Sicherheit und Chancengleichheit, unter anderem wegen dem diesem System nun einmal inhärent innewohnenden Streben nach Gewinn und Wachstum um jeden Preis.

    Und genau in diesem System ist nur der erfolgreich, der es schafft, die Interessen der Konsumenten (=Spiegelbild der Gesellschaft) zu befriedigen.

    dass sich die von ihm gewünschten Aspekte besser durch eine Hinzubewegung auf das System des demokratischen Sozialismus bzw. durch eine Orientierung an diesem System verwirklichen lassen. Die freie Marktwirtschaft hingegen hat hier erwiesenermaßen nicht funktioniert, und wie Leute, die permanent auf das Versagen "realsozialistischer" Systeme und die angebliche Überlegenheit des frei-marktwirtschaftlichen Systems hinweisen, diesen Umstand übersehen können, ist mir seit jeher ein Rätsel.

    Nenne mir doch bitte ein Land, im welchem der Sozialismus nachweislich besser funktioniert hat als die freie Marktwirtschaft. Mir geht es hier bewusst nicht um Theorien aus Büchern, sondern um existierende Systeme.

    Findest du Rechtsextremismus einfach nicht so schlimm oder blendest du die Aussage von Friedrich Merz einfach aus?

    Genauso wie du von Olaf Scholz keine Poster an die Wand hängen wirst, werde ich von Friedrich Merz keine Figuren aufstellen. Bei der Frage nach einem geeigneten Kandidaten geht es um Interessensabwägung und für mich liegt der Schwerpunkt in der Wirtschaftspolitik, die nur er bedient.

    Am liebsten wäre mir ja eine Bundesregierung, welche durch Experten und nicht Politiker besetzt ist.

    Btw. du hast meine Fragen zu Markus Söder nicht beantwortet und blendest den Fakt aus, das RRG in Berlin ähnliche Probleme wie Bayern hat. Aber CSU Bashing macht ja mehr spaß :)

  • Zitat

    Wie definierst du eine wirkliche, faire Chancengleichheit und was bedeutet für dich eine grundlegende soziale Absicherung?

    Eine Kernbotschaft von Friedrich Merz ist die beste Bildung für alle. Das schließt sowohl die Ausstattung mit Hardware aber auch räumliche und personelle Kapazitäten ein.

    Ich wurde ja jetzt nicht gefragt, aber möchte dennoch etwas sagen. Ignoriert es also bitte, wenns doof ist. Ich möchte auf die soziale Absicherung hinaus. Hierbei bezogen auf die Sozialleistungen/Entgeltersatzleistungen unres Landes.

    Schaut man sich hier aktuell die Lage an, sieht man, dass viele Menschen im Erwerbsleben arbeiten und arbeiten, die Abgaben für KV/RV/Alo leisten und im Alter dann bspw lediglich geringe Rente bekommen, weil sie weniger als der Durchschnitt verdient haben.

    ALG I bekommt man auch nur eine bestimmte Zeit lang, die sich aus den jeweiligen Einzelfällen erschließt, danach ALG II/Hartz 4 und dann kann man gefühlt gute Nacht sagen. (Eigene Meinung)

    Dass Wirtschaft nunmal auch von eben diesen Menschen lebt, die später Rentenleistungen erhalten oder aktuell ALG bekommen, das muss man eig nicht weiter unterstreichen. Unsere Gesellschaft altert und irgendwann gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente, mehr Rentner, die wirtschaftlich wohl auch einen gewissen Wert besitzen müssten.

    Richtet man sich allein auf Wirtschaft aus, wird es aus meiner Sicht nicht funktionieren, dass sie steigt oder sonst was besseres macht. Die Bevölkerung wird es wsl nicht danken vor allem die immer mehr alternde Gesellschaft nicht.

    Aktuell sieht man doch bei seinen eigenen Großeltern oder vllt in seiner eigenen Rente (ja gibts auch für junge Menschen, wenn ihr erwerbsgemindert seid), dass viele Leistungen gering sind oder die Rente nicht genug ist im Monat. Allein, dass GruSi erst unter der Armutsgrenze iwann einsetzt, ist alamierend, da bis dahin an sich schon zu niedrige Renten gezahlt werden. Denke ich an meine Eltern, dann habe ich 2 Kandidaten mit niedriger Rente.

    Diese Grundrente ist bspw gut gemeint, aber trifft nicht alle, die es dringend brauchen, weil sie wie viele Voraussetzungen hat und dadurch auch Ausschlüsse. Sie trifft nur Geringverdiener ja, aber darunter gibts auch genug und nicht alle haben so lange gearbeitet. Was will ein Rentner, der wenig bekommt, sich groß leisten und wirtschaftlich zutun, wenn er nur gerade mal so über die Runden kommt. Gönnung gibt es bei manchen gar nicht.

    Und nun kann man sich fragen: "Ja und was willste da jz zum Zitat mit Merz sagen?"

    Merz hat es bei mir allein wegen einer Aussage damals vor 2 Jahren mit einer Aussage verkackt.

    Er wollte durch Aktienegünstigungen die Altervorsorge(AV) sichern. Aktien sind zwar als AV möglich, aber zudem sehr risikobehaftet und ich glaube nicht, dass viele alte Menschen Lust darauf haben, um ihr Geld bangen zu müssen, weil sie den richtigen Zeitpunkt zum Aktienverkauf verpasst haben oder in falsche invstiert haben. Wählerschaft bekommt er durch die älteren Generationen eher nicht, imo.

    Für mich ist Merz definitiv keine Option, weil er sozial gesehen wsl nichts tun wird. Und soziale Absicherung im Staat wird für mich in erster Linie durch die Sozialsysteme gewährleistet.


    Ich gehe, um nun etwas auf Fragen im Startpost einzugehen, wählen. Ich habe mir nun fest vorgenommen, dass ich mir alle Parteiprogramme ansehe und abwäge, wer dann wohl die besten Inhalte hat.

    Schwierig ist es tlw schon, vor allem das abwägen und wie so oft: was wird überhaupt in der Legislaturperiode umgesetzt?

    An und für sich spielt die aktuelle Lage und die Handhabung eine teilweise Rolle, da ich zumindest selbst fast nur die Regierungsstatements sehe und andere Parteien weniger im Mittelpunkt der Medien stehen.

    Einer der wichtigen Punkte für mich stellt aber die Absicherung der Bürger in den Sozialsystemen dar, die verbesserungswürdig ist.


    Falls es zu sehr auf Rente bezogen ist, liebe Moderation, dann verschiebt den entsprechenden Teil ins Rententhema, meinetwegen. Halte es aber dennoch für einen wichtigen Punkt für die Wahl, da vor allem auch die Rentner eine große Wählergruppe darstellen, zumal es nicht immer alte Leute sind.

  • Weil ein gewisses Staatsversagen auch mit der jeweiligen Führung im Land zusammenhängt. Die USA hätten die Krise besser meistern können. Meine These beruht auf einem Vergleich zwischen dem Index of Economic Freedom und dem Johns Hopkins Global Health Security Index. Die Verbindung zwischen wirtschaftlicher Freiheit und dem Wohlbefinden der Menschen sollte eigentlich unbestreitbar sein.

    Warum ich historische Unterschiede nicht berücksichtige, kann ich nicht nachvollziehen. Gerade am Beispiel China, erkennt man, dass der Umstieg auf Marktwirtschaft das Land aus der Armut befreit hat.

    Ich verstehe deinen Einwand an der Stelle ehrlich gesagt überhaupt nicht. In deinem ersten Satz sagst du, wie ein anderer Faktor für das Ergebnis entscheidend sein kann (was richtig ist) und gehst dann aber doch wieder dazu über, andere Faktoren einfach zu vernachlässigen. Und erneut: Zwei Indizes zu erst einmal komplett voneinander unabhängigen Eigenschaften zu nehmen und da einfach mal so eine kausale Verbindung zu behaupten, während du zugleich alle Fälle vernachlässigst, die das nicht zu bestätigen scheinen, ist schlicht nicht haltbar. Es ist, als würdest du sehen, dass immer, wenn das Barometer fällt, es wenig später regnet, und daraus schließen, dass der Abfall des Barometers den Regen verursacht (eigentlich ist dein Fall sogar noch schlimmer als das, weil Barometerabfall und Regen zumindest die gemeinsame Ursache eines Tiefdruckgebietes haben, was hier nicht einmal gegeben ist).

    Was die historische Dimension angeht, hättest du vielleicht meinen Satz richtig lesen sollen, in dem ich etwa vom ererbten Wohlstand sprach. Diverse westliche Staaten haben nun einmal seit Jahrhunderten einen gewissen Wohlstand, der letztlich historisch bedingt ist und mitunter auf der Ausbeutung anderer Staaten fußt. Und das ist nur ein Faktor. Einfach zu behaupten, diesen Ländern gehe es gut, weil sie so schlau waren, die Marktwirtschaft einzuführen und die anderen Staaten alle zu dumm dazu, ist grobe Geschichtsklitterung. Zumal du berücksichtigen solltest: Auch im Weltmarkt und zwischen den Ländern gibt es eben bei einem komplett freien System auch immer die Gewinner und die Verlierer, und der Wohlstand des einen ist zwangsläufig das Elend des anderen. Oder willst du mir jetzt sagen, wenn jedes Land seine wirtschaftlichen Beschränkungen komplett lockert, hätten wir in ein paar Jahrzehnten eine Weltgemeinschaft aus lauter Wohlstandsstaaten ohne Weltarmut etc.?

    Die Frage ist doch viel mehr, warum es keine ausreichende Absicherung gab? Liegt das daran, dass die kleinen Gewerbetreibenden und Künstler nicht vorgesorgt hatten (bzw. gar nicht die Möglichkeit hatten aufgrund diverser Abgaben und Regularien)? Das erinnert mich nebenbei an Hart aber Fair, Mitte April, in der eine Dame aus der Veranstaltungsbranche sich beschwert hat, dass in Ihrer Branche das Kurzarbeitergeld nicht aufgestockt wird wie in der Metall und Elektroindustrie und wie unfair das ist. Als ich erfahren habe, dass Sie die Unternehmerin ist und dementsprechend den Hebel selbst in der Hand hat, war ich noch mehr verwirrt über Ihre Aussage.

    Ja, natürlich, die Leute sind selbst schuld. Klassischer Neoliberalismus. Dass die Möglichkeiten, Rücklagen zu bilden, nun einmal nicht für jede Person im gleichen Maße vorhanden sind, wird dabei vernachlässigt - wie oben angedeutet: Gewinner und Verlierer, und die Verlierer haben nun einmal nicht (immer) die Möglichkeit, Rücklagen in ausreichendem Maße zu bilden und Vorsorge zu treffen. Und wenn du jetzt mit der nächsten neoliberalen Kiste ankommst und sagst, die Leute hätten sich halt nur mehr anstrengen brauchen, einen guten Job zu kriegen oder was auch immer, dann solltest du vielleicht mal darüber reflektieren, dass eben nicht jeder die gleichen Startbedingungen und entsprechend dahingehend eben nicht die gleichen Chancen hat. Analog zu oben: Glaubst du wirklich, wenn wir die Marktbeschränkungen lockern, wird das die ungleiche Chancenverteilung auch nur irgendwie ausgleichen und jeder, der's nur fest genug will, wird Millionär?

    Wirtschaftliche Freiheit wird von der bpb als "die Möglichkeit von Unternehmen und Privatpersonen, selbst zu bestimmen, was in welchen Mengen produziert wird bzw. welche Güter gekauft werden sollen." definiert. Der von mir verlinkte Index stuft Länder ab einen Score von 80 als wirtschaftlich frei ein. In Anbetracht dessen, dass es hier um die Bundestagswahl in Deutschland geht, sollten wir uns nicht in der Definition von Begriffen verschachteln, sondern die Kernbotschaften diskutieren. Und ja, ich bin für weniger Regularien, weil man die Weichen anders stellen kann. Man sieht doch, dass die Markteingriffe der letzten Jahre nicht den gewünschten Effekt haben.

    Also, wenn du diese bpb-Definition jetzt rauskramst, kann ich dir ziemlich sicher sagen, dass wirtschaftliche Freiheit in diesem Sinne von der SPD absolut Null bedroht wird, auch nicht von den Grünen und nicht einmal von der Linken. Kannst sie also ruhig wählen. Was ich mich aber frage, ist, warum du wirtschaftliche Freiheit in diesem Sinne dann mit einem Index messen willst, dem eine ganz andere Definition zugrunde liegt. Und doch, darüber sollten wir durchaus sprechen, denn wenn du diese unterschiedlichen Definitionen vermischst, ist nun einmal deine ganze Argumentation auf inkonsistenten Annahmen gegründet.

    Wenn übrigens Markteingriffe der letzten Zeit nicht den gewünschten Effekt haben (von welchen Eingriffen und Effekten reden wir denn?), dann folgt daraus eben noch nicht die Notwendigkeit der Deregulierung, sondern vielleicht einfach nur, dass man andere Eingriffe tätigen sollte. Denn historisch gesehen haben sich weniger Regularien nun einmal auch nicht als sonderlich förderlich erwiesen, was den sozialen Frieden angeht, und ein Ergebnis dieses Umstands siehst du mitunter heute in den USA, kannst aber auch gerne in die deutsche Geschichte schauen und dir mal ansehen, wie es den Leuten während des Kapitalismus im 19. Jahrhundert so ging. Spoiler: Schlecht.

    Der wirtschaftliche Abschwung hat viele Gründe. Die staatlichen Regularien auszuklammern und den Abschwung nur auf eine hohe Abhängigkeit vom Öl und Korruption zu begründen, ist zu einfach.

    DU warst derjenige, der das Ganze auf einen Faktor zurückgeführt hat, nämlich den Sozialismus. Ich habe zum Ausdruck gebracht, dass es so einfach nicht ist, und andere Faktoren genannt. Wir können das gerne historisch komplett untersuchen, aber am Ende kannst du eben nicht einfach sagen "Der Sozialismus war schuld", weil die Angelegenheit viel komplexer ist. Darum ging es mir, und bei allem Respekt: Wirf mir hier nicht den Fehler vor, den in Wirklichkeit du gemacht hast.

    Ich finde folgende Kolumne/Buchauszug sehr passend:

    Wieder ein sozialistisches Experiment gescheitert: Venezuela – wie es dazu kommen konnte*

    Man könnte jetzt lange (na ja, eigentlich wäre es wohl eher kurz) über die Seriosität eines neurechten Typen streiten, der einst versuchte, die deutsche Verantwortung an Auschwitz abzuschwächen und der einmal in einer Kolumne angebliche Vorurteile gegenüber Reichen mit dem Holocaust gegenüber den Juden gleichsetzte, aber davon einmal abgesehen eruiert er in diesem Text doch gerade hauptsächlich das Versagen der Führung in mehrerlei Hinsicht, und wenn du das, was der erste Satz deines eigenen Beitrags aussagt, auch ernst nimmst, müsstest du eigentlich vor diesem Hintergrund zu einer etwas differenzierteren Sicht auf die Frage kommen, ob es jetzt (allein) der Sozialismus war, der Venezuela zugrunde richtete.

    Es ist halt einfach so, dass Schweden erst durch die Marktwirtschaftlichen Reformen wieder stark gemacht worden ist und sich vom sozialistischen Land mit all seinen Auswüchsen des Wohlfahrtsstaates entfernt hat.

    Wie gesagt ist das in der historischen Bewertung nicht so einfach, auch bei Schweden nicht, und vom Wohlfahrtsstaat wurde sich nicht entfernt, sondern dieser wurde erneuert. Davon abgesehen ist rein wissenschaftslogisch betrachtet ein Gelingen eines freimarktwirtschaftlich orientierten Staates, wenn du denn einen solchen finden solltest, eben auch kein Beweis für das unbedingte Funktionieren dieses Systems an sich und auch kein Beweis für das unbedingte Nichtfunktionieren des Sozialismus.

    Wie definierst du eine wirkliche, faire Chancengleichheit und was bedeutet für dich eine grundlegende soziale Absicherung?

    Orientiere mich wie gesagt da an Rawls: Soziale Ungleichheiten, wenn sie denn existieren, sollten mit Ämtern und Positionen (dazu zählen auch berufliche Positionen) verbunden sein, die jedermann offenstehen. Dieses "jedermann offenstehen" bedeutet nun in der Konsequenz, dass es beim Start ins gesellschaftliche Leben eben keine Nachteile für Personengruppen geben sollte. Dies wird über verschiedene Aspekte realisiert: Zum einen ist da eben die Bildung. Momentan ist es so, dass nicht jeder die gleichen Zugänge zu Bildung hat. Das ist unfair und mindert die reale Chancengleichheit. Die eigene Herkunft generell - Vitamin B, Sponsoring durch reiche Eltern - beeinflusst ebenfalls die Chancen in der Gesellschaft. Die dadurch entstehenden Ungleichheiten sind nicht fair. Soziale Absicherung ist hierbei auch ein Element: Es sollte eine grundlegende Versorgung mit allem Wichtigen gewährleistet sein, kombiniert mit ausreichenden Möglichkeiten zur eigenen Entfaltung. Krisen, mögen es nun eine globale sein wie die Pandemie jetzt oder aber eben persönliche wie etwa eine schwere Depression, sollten nicht zur Bedrohung der Existenz führen. Wie man das erreichen kann, lasse ich dabei offen. Ein Ansatz könnte ein BGE sein, wenn es realisiert wird, aber es gäbe auch andere Möglichkeiten. Was ich aber weiß: Der freie Markt wird es nicht leisten, hat er ja schließlich all die Jahre nicht. Und falls du ankommst mit "Aber Reiche spenden doch auch an karitative Einrichtungen" oder so, dann sorry, aber das ist keine ausreichende Absicherung und hat eher den Ausdruck einer "Gnade", die von Leuten gewährt wird, wenn sie halt glauben, es sich leisten zu können und ihnen gerade danach ist.

    Was Rawls im Weiteren formuliert hat, ist der Grundsatz, dass soziale Ungleichheiten sich immer zum Wohl der weniger Begünstigten auswirken müssen. Davon ist halt weltweit nichts zu sehen - ein paar Neoliberale interpretierten das im Sinne ihres "Trickle-down-Modells", aber da würde ein Rawls halt sagen: "War ein netter Versuch, aber klappt offenbar nicht. Macht was anderes, das wirklich funktioniert."

    Eine Kernbotschaft von Friedrich Merz ist die beste Bildung für alle. Das schließt sowohl die Ausstattung mit Hardware aber auch räumliche und personelle Kapazitäten ein.

    Bin mir jetzt ohne Nachzugucken relativ sicher, dass SPD, Grüne und Linke das auch in irgendeiner Form versprechen, aber du glaubst ihnen vermutlich nicht. Ich jedenfalls glaube nicht, dass Merz das wirklich so meint und es am Ende mal wieder eher auf "beste Bildung für alle, die es sich leisten können", hinauslaufen wird.

    Und genau in diesem System ist nur der erfolgreich, der es schafft, die Interessen der Konsumenten (=Spiegelbild der Gesellschaft) zu befriedigen.

    Seufz. Und der es schafft, seine Konkurrenten auszubooten, sich möglichst allen Regularien zum Umweltschutz entzieht und seinen Arbeitern den kleinstmöglichen Lohn zahlt. Und wenn die Löhne in der Reifenfabrik in Frankreich zu hoch werden, dann verlegt man die Fabrik eben nach Polen, wo sich die Leute noch ein wenig mehr ausbeuten lassen, und wenn die irgendwann unzufrieden werden, dann eben noch einmal woandershin. Das ist der Punkt, den du offenbar nicht verstehst: Ein Erfolg, der sich nur am Gewinn misst, rechnet nicht den Preis ein, den dieser Gewinn für die Leute, die den Gewinn erwirtschaften, von ihm aber wenig bis gar nichts sehen, und die Gesellschaft hat. Es ist übrigens in diesem System vielleicht auch nur der erfolgreich, der eben ein ausreichendes Startgeld von seinen Eltern bekommt (siehe oben). Diese angebliche Gleichmachung von wegen "Jeder ist seines Glückes Schmied" ist falsch, denn das Glück wird schon lange vor der eigenen Geburt geschmiedet.

    Nenne mir doch bitte ein Land, im welchem der Sozialismus nachweislich besser funktioniert hat als die freie Marktwirtschaft. Mir geht es hier bewusst nicht um Theorien aus Büchern, sondern um existierende Systeme.

    Und mir geht es eben um das Ideal des tatsächlich demokratisch-sozialistischen Staates (und vergiss dabei mal bitte nicht immer das Wort "demokratisch"). Wenn irgendwo ein Staat ist, der diesem Ideal nicht entspricht und scheitert, wieso sollte ich das als Beweis dafür sehen, dass das nicht funktioniert? In diesem Sinne ist nun einmal die Problematik, dass solche sozialistischen Systeme in der Art, wie ich sie bevorzuge, bisher nicht umgesetzt worden sind. Ein Konzept, das nie umgesetzt wurde, kann nicht anhand realer Beispiele auf seine Tauglichkeit geprüft werden. Sollte logisch sein. Und nun könntest du natürlich ankommen und sagen, all diese angeblichen "realsozialistischen" Systeme sollten zu der Definition des Sozialismus hinzuzählen, aber dadurch wird der Begriff so aufgebläht, dass die Aussage "Sozialismus ist schlecht" keinen Gehalt mehr hat, weil man immer nachfragen müsste: Welcher Sozialismus denn?


    Davon ab aber noch einmal: Mir geht es nicht einmal darum, unbedingt den Sozialismus einzuführen. Mein Ideal der Gesellschaft ist nicht mit einem konkreten System verknüpft und ist ziemlich nahe an dem von John Rawls (mit leichten Kritikpunkten daran, die aus der Kritischen Theorie kommen, aber das führt gerade zu weit), der sicher alles andere als ein Sozialist war. Um dieses aber zu erreichen (Rawls selbst hat gesagt, dass die Gesellschaft, die er beschreibt, nirgendwo auf der Welt existiert), benötigt es mehr soziale Absicherung und faire Chancengleichheit. Diese ist im marktwirtschaftlichen Modell mit wenig bis gar keinen Regularien nicht gegeben und deshalb ist meiner Ansicht nach eine größere Entfesselung des Marktes absolut abzulehnen. Generell habe ich dir auch deswegen geantwortet, weil du so getan hast, als würde eine von Olaf Scholz (!!!) in den Wahlkampf geführte SPD gleich die BRD zu China machen. Wird sie nicht, auch dann nicht, wenn sie sich mit den Grünen verbindet, die sich sowieso in der letzten Zeit eher auf schwarz-grün einstellen und nun einmal auch nicht immer so sozial sind, wie ich es ja gern hätte und du hingegen fürchtest, und auch dann nicht, wenn auch noch die Linken hinzukommen, die sich in den letzten Jahren zunehmend demokratisiert haben. Diese absolut unverhältnismäßige Reaktion kann ich nun einmal beim besten Willen weder nachvollziehen noch stehen lassen. Und ich bin nicht einmal ein Riesenfan der SPD, mein Gott (im Übrigen auch nicht unbedingt von den Grünen und der Linken). Ich wundere mich einfach nur, warum der einfache Gedanke an ein bisschen mehr soziale Sicherung einen offenbar gleich glauben lässt, dass hier Gulags hochgezogen werden und Hungersnöte drohen.

  • Die Frage ist doch viel mehr, warum es keine ausreichende Absicherung gab? Liegt das daran, dass die kleinen Gewerbetreibenden und Künstler nicht vorgesorgt hatten (bzw. gar nicht die Möglichkeit hatten aufgrund diverser Abgaben und Regularien)? Das erinnert mich nebenbei an Hart aber Fair, Mitte April, in der eine Dame aus der Veranstaltungsbranche sich beschwert hat, dass in Ihrer Branche das Kurzarbeitergeld nicht aufgestockt wird wie in der Metall und Elektroindustrie und wie unfair das ist. Als ich erfahren habe, dass Sie die Unternehmerin ist und dementsprechend den Hebel selbst in der Hand hat, war ich noch mehr verwirrt über Ihre Aussage.

    "Wenn die kein Brot zu essen haben, warum essen die nicht Torte?"

    Du kritisierst hier, dass zwei von den Gegebenheiten her schwieriger Bundesländer höhere Infektionen haben und schiebst die Schuld auf die Politik? Mir wäre nicht bekannt, dass aus dem Osten viele Leute Ski fahren oder die Bevölkerungsdichte annährend so groß ist wie in NRW.

    Okay, dann gehen wir mal die Bevölkerungsdichte durch: Die drei Stadtstaaten (übrigens alle mit CDU in der Opposition) haben alle eine erheblich höhere Bevölkerungsdichte als NRW (NRW 525/km², Bremen 1624/km², Hamburg 2424/km², Berlin 4055/km²) und bis zum 19.08. hatte davon nur Hamburg eine marginal höhere Infektionsrate pro 100.000 Einwohner als NRW (325 zu 312), Bremen und Berlin hatten weniger, trotz drei- bzw siebenfach so hoher Bevölkerungsdichte. Es kann also bei NRW kaum daran liegen, dass die Bevölkerungsdichte einfach so hoch ist.

    Jetzt kannst du bei Bayern natürlich mit dem Skiurlaub argumentieren, aber dann kannst du nicht gleichzeitig bei NRW mit der Bevölkerungsdichte argumentieren, denn: Bayern hat von allen Bundesländern nur die zehnt höchste Bevölkerungsdichte. Würden beide von dir genannten Aspekte ein relevanter Faktor sein, würde die geringe Bevölkerungsdichte in Bayern wieder ein regulierender Faktor bei den Fallzahlen sein, ist sie aber nicht. Desweiteren möchte ich nur kurz anmerken: Auch aus Hamburg sind viele in den Skiurlaub gefahren, prozentual fahren in Hamburg sogar mehr Menschen Ski als in Bayern und Hamburg hat eine über dreizehn mal so hohe Bevölkerungsdichte wie Bayern, dennoch kommen auf Hamburg (immer noch Stand 11.08.) 325 Coronainfektionen auf 100.000 Einwohner, in Bayern sind es 416 Coronainfektionen auf 100.000 Einwohner. (Quelle für Corona-Zahlen).

    Kannst du mir bitte erklären, wie Markus Söder, welcher als erster Ministerpräsident den Ernst der Lage erkannt hat und als erstes Bundesland flächendeckende Tests eingeführt hat, mit dem verspätetet übermittelten Testergebnis für die Menschen eine größere lebensgefährliche Folge darstellt, als anderen Bundesländern die Menschen einfach komplett ohne Test einreisen ließ?

    Kann ich dir ganz einfach sagen: Bei den Tests ist es so, dass diejenigen als erstes eine Rückmeldung bekommen, die positiv getestet wurden. Das wissen auch die Getesteten und wenn man dann mehrere Tage nichts hört, geht man davon aus, dass man eben nicht positiv auf Corona getestet wurde - das sorgt für eine erhöhte Fahrlässigkeit. Außerdem sind "verspätet übermittelte Testergebnisse" ein echt schöner Euphemismus, das sind nicht nur verspätete Testergebnisse sondern verspätete Information, dass man an einem Virus mit hoher Ansteckung und zumindest in manchen Bevölkerungsgruppen hoher Sterblichkeit erkrankt ist. Wir reden hier nicht nur von 900 nicht informierten Reiserückkehrer*innen, wir reden hier von 900 Menschen, die sich auf Grund der gängigen Praxis der Testmitteilung weitestgehend in Sicherheit gewogen haben werden und somit das Virus weiterverbreitet haben.

    Diese Testpanne ist wie gesagt außerdem nur passiert, weil man jedem ermöglicht hat, sich direkt und kostenlos testen zu lassen, obwohl das einfach nicht geht. Kein Bundesland hat dafür die Kapazitäten, weder in Ausführung, Labor oder Verwaltung. Wenn ich als Ministerpräsident etwas anbiete, dann muss ich auch sicher sein, dass ich das zuverlässig anbiete, sonst kann ich der Bevölkerung schaden. Jeder wusste, dass die Kapazitäten dafür nicht ausreichen, Söder wollte unmittelbar die Testkapazitäten in Bayern von 20.000 auf 30.000 erhöhen. Markus Söder hat es doch gemacht, einfach nur um sich als Krisenmanager zu profilieren.

    Genauso wie du von Olaf Scholz keine Poster an die Wand hängen wirst, werde ich von Friedrich Merz keine Figuren aufstellen. Bei der Frage nach einem geeigneten Kandidaten geht es um Interessensabwägung und für mich liegt der Schwerpunkt in der Wirtschaftspolitik, die nur er bedient.

    Das ist wahrscheinlich auch nur so eine Interessensabwägung, die man treffen kann, wenn man selber vom Rechtsextremismus nicht betroffen ist. 208 rechtsextreme Morde seit 1990, ein rechtsextremistisches Personenpotential von 32.080 und die größte Bedrohung für unsere Demokratie können einen wahrscheinlich nur dann egal sein, wenn man nicht unbedingt die klassische Zielperson von Rechtsextremismus ist.

  • Das ist wahrscheinlich auch nur so eine Interessensabwägung, die man treffen kann, wenn man selber vom Rechtsextremismus nicht betroffen ist. 208 rechtsextreme Morde seit 1990, ein rechtsextremistisches Personenpotential von 32.080 und die größte Bedrohung für unsere Demokratie können einen wahrscheinlich nur dann egal sein, wenn man nicht unbedingt die klassische Zielperson von Rechtsextremismus ist.

    Ich wollte eigentlich ausführlich auf eure Beiträge eingehen und mich der Diskussion stellen, aber diese Aussage hat mich zu sehr verärgert...

    Vielleicht habe ich auch einfach den entsprechenden Migrationshintergrund, dass ich weiß, wie wichtig der Schutz der Eigentumsrechte ist.

    Vielleicht lebe ich auch in einem Umfeld, in dem es normal ist, Leistung zu erbringen um sich einen gewissen Wohlstand aufzubauen, in dem es normal ist, einen Nebenjob zu haben, in dem sich Leute, die nicht für den normalen Arbeitsmarkt geeignet sind, trotzdem sinnvoll einbringen.


    Vielleicht weiß ich auch, wie wichtig es ist, dass es der breiten Bevölkerung gut geht, damit die Extremen Ränder keine Toleranz aus der Mitte der Gesellschaft mehr erhalten. Vielleicht sehe ich aber auch, dass das Gießkannenprinzip der letzten Jahre nicht wirkt und halte die Forderung, nach mehr Staat daher für fatal.


    Das ich mir Sorgen mache, wenn ein Kevin Kühnert BMW verstaatlichen will, oder sich gegen Immobilien ausspricht, kann jemand der immer nur von staatlichen Mitteln finanziert worden ist, nicht nachvollziehen.

    Merz hat es bei mir allein wegen einer Aussage damals vor 2 Jahren mit einer Aussage verkackt.

    Er wollte durch Aktienegünstigungen die Altervorsorge(AV) sichern. Aktien sind zwar als AV möglich, aber zudem sehr risikobehaftet und ich glaube nicht, dass viele alte Menschen Lust darauf haben, um ihr Geld bangen zu müssen, weil sie den richtigen Zeitpunkt zum Aktienverkauf verpasst haben oder in falsche invstiert haben. Wählerschaft bekommt er durch die älteren Generationen eher nicht, imo.

    Für mich ist Merz definitiv keine Option, weil er sozial gesehen wsl nichts tun wird. Und soziale Absicherung im Staat wird für mich in erster Linie durch die Sozialsysteme gewährleistet.

    Schau dir mal den Staatlichen Pensionsfonds Norwegens an. Ein marktwirtschaftliches Instrument, welches nachweislich sehr gut funktioniert.

  • srsly

    Klingt ja toll, aber ich glaube, dass Merz da nicht den Staat für Aktien nutzen wollte, sondern dass die Rentner sich selbst um Aktien kümmern.

    Das ist denke ich mal ein Unterschied von Norwegen zu Deutschland. Sozialbeiträge werden dennoch gezahlt in Norway.

    Wenn der deutsche Staat die Sozialversicherungen mal für die daraus ergebenen Bezieher umstrukturieren würde, wäre es mal etwas. Dank der Reform 2001 sieht es seit ein paar Jahren echt nicht mehr so schön aus und die private AVOR ist in vielen Punkten nun auch nicht gerade toll. (Wenn man sich die Zinsen anschaut)

    Wenn der Staat mit den Beiteägen so handeln würde, dann müsste er den Rentnern zumindest imo ihre zustehenden Renten weiter gewähren, auch wenn die Investition ein Reinfall wäre. (Weil Anspruch ist da und steht demjenigen gesetzlich zu)

    Wenn man seine eigene Rente in Aktien anlegt, dann ist mn später selbst schuld dran.


    Mich würd eher interessieren, ob die Rentner Norwegens dann dsvon profitieren und wie die Renten dort berechnet werden.

    Aber das ist hier nicht Teil des Topics. ^^"

  • Schau dir mal den Staatlichen Pensionsfonds Norwegens an. Ein marktwirtschaftliches Instrument, welches nachweislich sehr gut funktioniert.

    Wobei Norwegen halt auch ein bisschen ein Sonderfall ist. Auf der einen Seite haben die sehr wenige Einwohner, auf der anderen Seite hat das Land sich mit seinen Erdölvorkommen eine goldene Nase verdient und konnte Unmengen von diesem Geld dort klug investieren. Natürlich haben sie vieles richtig gemacht, genügend andere Länder haben bzw. hatten ähnliche Möglichkeiten und haben nichts daraus gemacht. So gesehen stimme ich dir ansonsten natürlich zu, weil so gut investiertes Geld sich zwangsläufig vermehrt.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Klingt ja toll, aber ich glaube, dass Merz da nicht den Staat für Aktien nutzen wollte, sondern dass die Rentner sich selbst um Aktien kümmern.

    Das ist denke ich mal ein Unterschied von Norwegen zu Deutschland. Sozialbeiträge werden dennoch gezahlt in Norway.

    Wenn der deutsche Staat die Sozialversicherungen mal für die daraus ergebenen Bezieher umstrukturieren würde, wäre es mal etwas. Dank der Reform 2001 sieht es seit ein paar Jahren echt nicht mehr so schön aus und die private AVOR ist in vielen Punkten nun auch nicht gerade toll. (Wenn man sich die Zinsen anschaut)

    Immerhin bezieht Merz die Aktienanlage in das Konzept Rente ein und will nicht Leute bestrafen, die privat vorsorgen. Das ist wenigstens ein guter Anfang. Dass die private AVOR bisher nicht gerade toll ist, liegt doch daran, dass der Staat Konzepte (Stichwort Riester) entwickelt mit denen er gescheitert ist.

    Mich würd eher interessieren, ob die Rentner Norwegens dann dsvon profitieren und wie die Renten dort berechnet werden.

    Aber das ist hier nicht Teil des Topics. ^^"

    Die Rente in Norwegen setzt sich in der Regel aus 2-3 Bestandteilen zusammen. Es gibt eine Grundrente, welche jeder bekommt, der 40 Jahre in Norwegen gelebt (!) hat. In Euro entspricht diese ca. 1600€, umgerechnet auf die deutschen Lebenshaltungskosten dann immer noch 1200€. Als zweiten Baustein gibt es die "Zusatzrente", welche ähnlich wie in Deutschland vom Einkommen im Erwerbsleben abhängt. Der dritte Baustein wären Zulagen und Beihilfen welche bei Bedürftigkeit bezahlt werden.

  • Das private AVOR nicht viel zu bieten hat, liegt unter anderem an den niedrigen Zinsen, die es seit Jahren gibt. Riester lebt von sowas, solche Bausparverträge (also so ähnliches) lebt davon und da bleibt nicht viel anderes.

    Aktien sind halt Risiko af, da hast du keine Sicherheit, du kriegt meist viel, wenn du was riskierst, aber du kannst auch tief fallen. Es eignet sich also nicht direkt zur AVOR, imo.

    Für mich kommt Merz Idee einfach wie ein: Ich komm von Aktien und will da nun mehr raushauen für die dort.

    Sah für mich halt damals mehr wie Eigennutz für Merzi aus.

  • Es ist grundsätzlich noch zu früh zu sagen, was man wählt. Das Wichtigste ist welche Partei meine Forderungen am ehesten unterstützt.


    Und meine Forderungen sind:

    -Höherer Mindestlohn bei über 12 Euro

    -Einführung einer Kapitalertragssteuer

    -Einführung einer Börsensteuer

    -Einführung einer Reichensteuer

    -Eine Renten-und Krankenkasse für alle

    -Wasser, Strom und Gesundheit komplett verstaatlichen und stückweise Verstaatlichung von Wohnungen.

    -Kohleausstieg bis 2030

    -Stärkerer Aufbau der Erneuerbaren Energien

    -Aufnahme aller Flüchtlinge im Europa mit menschenwürdigen Bedingungen

    -Rettung aller Flüchtlinge

    -Gewerkschaften stärken mit dem Ziel, dass es einen flächendeckenden Tarifvertrag gibt, überall sollten Tarifverträge gelten

    und so weiter.

    -Erbschaftsteuer erhöhen

    -Die Vermieter sollten für alle Grundstücke Grundsteuer zahlen, ohne eine Umlegung auf die Mieter.

    -Große Immobilienfirmen enteignen

    -Wohnen muss ein Grundrecht sein



    Wahrscheinlich kommt mir die Linke in Frage. Die Grünen sind mir zu elitär und wollen Klimaschutz, aber zu Lasten der Ärmeren. Die SPD stellt einen Scholz auf, den ich ganz bestimmt nicht wähle. Die SPD kann sich nicht deutlich von der CDU/CSU abgrenzen. Die FDP ist eine Partei der schmösen Immobilienbesitzer und Wirtschaftsweisen. Die CDU/CSU ist der Status Quo, konservativ und Politik für Gutverdiener mit den vielen Lobbys (Autos). Die AfD ist eine Partei von Träumern, die viel versprechen, aber nichts sagen. Die AfD würde Deutschland noch mehr zerstören als es ist.

  • Es ist grundsätzlich noch zu früh zu sagen, was man wählt.

    Erm, nein, ist es nicht. Viele haben sich bereits entschieden

    Aber bis zur Wahl kann noch viel passieren. Außer bei der SPD ist der Spitzenkandidat noch nicht klar. Es finden deswegen noch Parteitage statt, die Wahllisten fehlen auch. Ich denke nur, dass ich wahrscheinlich die Linke wählen werde. Aber wie gesagt es ist noch früh. Es können auch Überraschungen geben.