Freundschaftsbänder

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  • Guten Tag.
    Ich habe absolut keine Ahnung, ob der One-Shot hier überhauptz richtig ist, wenn nicht - es tut mir Leid.
    Ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen :D



    Kurzbeschreibung: [One-Shot] Ein kleiner Einblick, wie Gloria und Hop sich kennenlernen und sich zwischen den Beiden eine Freundschaft entwickelt.
    Alles fängt mit einem entlaufenen Pokémon an und endet mit einer Freundschaft, die von Jahr zu Jahr nur noch tiefer werden kann.

    Kapitel 1

    „Mama?“ rief Gloria ins Haus hinein, „ist Voldi bei dir?“ Nervös schlug ihr der Herzschlag bis zum Hals und sie merkte schon, wie ihre Hände vor Schweiß ganz nass wurden.

    „Nein!“ rief ihre Mutter aus der Küche zurück, weshalb sie nun doch von der Terrassentür wegstürmte und um das Haus herum lief.

    Drei Wochen. Sie hatte ihr Pokémon drei Wochen und dann lief es auf einmal auch schon weg. Noch schlimmer. Voldi trug gar kein Halsband mit ihrer Adresse. Niemand würde es zurückbringen können.

    Tränen sammelten sich in ihren Augen. Nur, weil sie einen kurzen Moment nicht aufgepasst hatte.

    „Voldi!“ brüllte sie, während sie den kleinen Weg hinunterging, der von ihrem Haus zu der schmalen Hauptstraße von Furlongham führte. „Voldi? Wo bist du!?“ Das Dorf war winzig, aber da sie erst vor vier Wochen hergezogen waren, kannte sie noch nicht die kleinen Nischen und Verstecke, die sie sich selbst aussuchen würde.

    Hektisch stand Gloria auf der Straße und sah sich um. Das Tor, welches in den Schlummerwald führte und absolute Sperrzone war, war noch geschlossen. Dort konnte Voldi auf jeden Fall nicht sein, aber auch auf der Straße konnte sie es nicht sehen. Sie flitzte auf die Brücke, die über den schmalen Fluss führte und starrte ins Wasser. War es vielleicht ertrunken? Nein... nein! Es konnte natürlich schwimmen, das hatten sie schon gemeinsam getestet, aber...

    Ihr Herz klopfte noch schneller. Was war, wenn Voldi etwas passierte? Es war doch noch ein Baby, ein Welpe. Gerade ein mal fünfzehn Wochen alt und noch völlig hilflos. Wenn es zu Route 1 gelaufen war, dann... Gloria rannte sofort zum Ortsausgang. „Voldi! Komm her! Voldi! Bitte, komm jetzt her!“

    Die Straße wandte sich den Hügel hinunter, wodurch sie einen guten Blick ins Tal hatte, als auch auf Brussbury, die nächste Stadt, die man schwach am Horizont erkennen konnte. Gloria ließ ihre Augen genau über die Umgebung schweifen. Es konnte eigentlich nicht weit sein. Voldi reagierte auf alles neugierig und fröhlich, es würde an jeder schönen Blume anhalten um zu schnuppern, doch sie sah dort unten nichts, was nach ihm aussah. Ein paar andere Pokémon in der Ferne, doch keines davon war hellbraun und gelb.

    Die Tränen wurden mehr und mehr bis diese ihre Wangen hinunter liefen. War es vielleicht doch schon so weit gelaufen, dass sie es nicht mehr sehen konnte? Tief atmete Gloria ein und wieder aus. Es war ihr verboten Route 1 ohne Erwachsenen zu betreten. Natürlich waren die meisten Pokémon nicht aggressiv, aber sicher war sicher und dennoch musste sie wohl oder übel das Verbot brechen und Voldi suchen. Sie konnte es nicht einfach sich selbst überlassen. Zitternd hob sie das Bein und wollte gerade den ersten Schritt raus aus Furlongham setzen, als sie ein lautstarkes „Mäh“ hörte, gefolgt von wilden Kläffen.

    „Hör auf! Lass Wolly in Ruhe!“

    Glorias Herz machte einen Hüpfer. Das konnte nur Voldi sein!

    Sofort drehte sie sich herum, lokalisierte die Geräuschquelle, die sich eindeutig im Garten des riesigen Hauses befand, das sich am Nächsten zu Route 1 befand. „Ausweichen Wolly und dann Tackle!“

    Oh Gott, da griff doch jemand Voldi an!

    Wie ein Blitz stürmte Gloria um die Häuserecke nach hinten in den Garten und stoppte erschrocken, als ein wolliges Schaf sich voll gegen ihr Pokémon schmiss und dieses durch die Luft geschleudert wurde. Herzzerreißend jaulte es auf, ehe es auf dem Boden landete. „Voldi!“ kreischte sie und stürmte sofort auf ihren Partner zu. „Oh Gott, oh Gott, oh Gott,“ haspelte sie panisch vor sich her, während sie neben Voldi auf die Knie fiel und es so vorsichtig streichelte, als könnte es jeden Moment auseinander fallen.

    „Ist das dein Voldi?“ fragte plötzlich jemand und erschrocken schnellte ihr Kopf zur Seite. Der Junge mit den lila Haaren und in kurzen Shorts samt T-Shirt gekleidet kam näher und starrte interessiert auf sie herunter. Das Schaf, ein Wolly, mähte fröhlich vor sich hin, während es um seine Beine herum sprang.

    Gloria fing sofort an zu weinen, weil sich ihr Pokémon noch immer nicht bewegte. „Jaaa,“ heulte sie, während sie Voldi auf ihre Arme hievte.

    Der Junge zuckte erschrocken zurück, auch sein Pokémon blieb stehen und legte fragend den Kopf schief, während unzählige Tränen Glorias Wangen hinunter liefen. „Nicht weinen,“ bat er sie hastig, wobei er sich umsah, „es ist alles gut. Wirklich. Ich bin nicht böse oder so. Es wollte bestimmt nur spielen.“

    Gloria begriff nicht, was er da überhaupt erzählte, doch es schien ihn gar nicht zu stören, dass ihr Pokémon immer noch völlig regungslos in ihren Armen lag. „Mir doch egal, ob du böse bist!“ fauchte sie aufgebracht zurück, „du hast mein Voldi verletzt!“ Irgendwie schaffte sie es den Kopf von ihrem Pokémon auf ihre Schulter zu bugsieren und nun konnte sie auch das leise Atmen hören. Gott sei Dank. Ein wenig beruhigte sie sich und die Tränen wurden etwas weniger.

    „Es erholt sich wieder,“ versuchte sich der Junge zu beeilen, ehe er sich hektisch umsah, „warte kurz. Ich hol' was.“ Damit rannte er zur Vorderseite des Hauses, flitzte um die Ecke und somit aus ihrem Blickfeld. Gloria streichelte währenddessen zärtlich den Rücken ihres Pokémon, wobei sie Wolly fixierte.

    „Ly?“ fragte es, wobei es den Kopf immer wieder schief legte. Dann fing es auch schon an den Kopf zärtlich an ihrem nackten Schienbein zu reiben und zu blöken, als würde es sich entschuldigen wollen.

    „Ist ja gut,“ murmelte Gloria, „hat dich Voldi geärgert?“

    Wild mähend und auf und ab hüpfend, bejahte es scheinbar, als auch schon wieder der Junge in den Garten gerannt kam.

    „Ich hab' eine gefunden!“ stieß er triumphierend aus und hielt eine kleine, blaue Beere in die Höhe.

    Gloria wischte sich mit dem Handballen die Tränen vom Gesicht. „Was ist das?“ fragte sie krächzend.

    Der Junge, er war bestimmt auch neun Jahre alt, schenkte ihr das breiteste Grinsen, das sie jemals bei einem Menschen gesehen hatte. „Na, eine Sinelbeere!“ erklärte er laut, „wenn es wach wird, kannst du sie ihm zu essen geben und dann ist es gleich wieder fitter.“

    Glorias braune Augen huschten von der Beere zu Voldi und wieder zurück. „Okay,“ murmelte sie, „danke.“ Energisch drückte er ihr diese schon in die Hand, bevor er sich einfach auf die saftige, grüne Wiese fallen ließ und Wolly auf seinen Schoß kletterte.

    Unsicher, was sie jetzt tun sollte, trat Gloria nervös von einen auf den anderen Fuß.

    „Du bist doch die Neue oder? Deine Mutter und du seid doch in das Haus von Mrs. Ferguson gezogen,“ begann er das Gespräch, noch immer ein Lächeln auf den Lippen.

    Glorias Nervosität nahm gleich ab und vorsichtig ließ sie sich auf ihren Unterschenkel sinken und legte die Beere neben sich. Bisher hatte sie noch niemanden aus Furlongham kennengelernt, da sie so viel mit dem Kisten ausräumen und Voldi zu tun gehabt hatte. Eigentlich hatte sie nicht gedacht, dass es hier noch ein Kind in ihrem Alter gab.

    „Ja, genau, vor vier Wochen,“ antwortete sie schüchtern, drückte Voldi noch ein wenig fester an sich.

    „Das ist echt cool!“ stieß er aus und warf die Arme in die Luft, „endlich ein anderes Kind. Alle meine Klassenkameraden wohnen in Brassbury und ich komm' leider nur selten hin, deswegen ist es jetzt echt cool jemanden zu haben, der auch hier wohnt.“ Er grinste und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Hop.“

    Gloria starrte ihn an, dann seine Hand, ehe sie einschlug und ebenfalls lächelte. „Gloria.“


    Die Sonne schien noch wesentlicher intensiver als gestern, weshalb sich Gloria schon jetzt den Schweiß von der Stirn wischte. „Komm, lass uns mal einen Übungskampf machen,“ meinte Hop, ballte die Hände zu Fäusten, um diese kampfbereit vor sich zu halten als würde er sie gleich zum Boxkampf auffordern.

    Gloria sah von ihm zu Voldi, welches genüsslich auf dem Rücken lag und die Sonne genoss. Wolly graste währenddessen gemütlich. Nachdem das Schaf den Hund besiegt hatte, hatte es sich wohl den Respekt erkämpft und Voldi war nicht mehr wild kläffend hinter es her gerannt.

    „Aber... es ist doch noch ein Baby,“ versuchte sie dagegen zu argumentieren, doch sie hatte schon gestern festgestellt, dass Hop eine sehr... fröhliche Art an sich hatte, die gut dazu da war jemanden zu überreden.

    „Es steckt Pokémon im Blut. Das ist einfach so,“ versuchte er zu erklären.

    „Aber ich weiß doch gar nicht, was es für Attacken kann.“ Sie wollte sich ein wenig herausreden, denn Kämpfen? Das konnte sie nicht, aber es war ja nicht alles gelogen oder so. Sie wusste die Attacken wirklich nicht.

    „Nur einen kurzen Augenblick,“ erwiderte Hop und rannte schon zur Haustür, „gleich haben wirs.“

    Gloria ließ sich aufs weiche Gras sinken im Schatten eines Baumes und seufzte. Sie mochte Hop. Er war nett und hatte ihr gestern gleich alles erzählt. Sie würden zusammen in eine Klasse kommen. Seine Lehrerin hatte das schon vor den Ferien erzählt und überhaupt würden alle ganz neidisch sein, dass er zuerst mit ihr geredet hatte, denn in der Schule kannte jeder jeden und sie war jetzt so gesehen, das ganz besondere Neue von dem jeder etwas wollte.

    Gloria gefiel der Gedanke gar nicht, dass sie ständig alle anstarren würden, aber es würde noch vier Wochen dauern bis die Schule anfing.

    Hop kam zurück, ließ sich neben ihr nieder und klatschte einen schweren Wälzer vor sich auf den Boden. „Da steht alles drin.“ Er klappte es auf, sein Finger glitt durch das Inhaltsverzeichnis. „In dem Buch sind alle Pokémon aufgelistet, die man in Galar fangen kann. Ah, da ist es ja.“ Er schlug das Buch einige Seiten weiter auf.

    Gloria beugte sich sofort über das Buch, als sie eine Abbildung von einem Voldi sah. „Oh, das ist so was wie ein Pokédex,“ stellte sie begeistert fest. Ihre Mutter hatte haufenweise Bücher, aber das waren alles so Schnulzenromane mit Liebespaaren und Rumgeknutsche... also einfach das, was sie so gar nicht interessierte.

    „Guck, und da stehen die Attacken,“ erklärte er und deutete auf eine Tabelle, die rechts neben dem Bild von Voldi verlief. „Es dürfte Tackle und Rutenschlag können.“

    Glorias Augen huschten über die Seite und überflogen die Sätze. Typ-Schwäche: Boden. Effektiv gegen: Wasser, Flug. Erzeugt Elektrizität im Schwanzansatz.

    „Oh mein Gott, es ist sooo cool!“ quietschte Gloria freudig. Sie hatte gar nicht gewusst, was alles so in Voldi steckte. In Engine City, dort hatte sie zuvor gewohnt, hatte ihr Vater ein Mampfaxo gehabt, doch dieses hatte meistens nur faul rum gelegen oder gefressen. Und nach der Scheidung ihrer Eltern hatte ihr Vater das Pokémon behalten. So wirklich hatte sie sich nie für Pokémon interessiert. Natürlich hatte sie ein eigenes gewollt, aber eher als Begleiter, als als Kampfpartner.

    „Ja oder? Und das hier ist seine Weiterentwicklung,“ meinte Hop und deutete auf das Bild auf der nächsten Seite. Es zeigte ein großes Hundepokémon auf vier Beinen. Es war wesentlich schlanker und größer als Voldi und das hellbraune Fell war schwarzen gewichen.

    „Wow“ hauchte Gloria, „wann entwickelt sich denn ein Pokémon?“

    Hop fing an zu lachen. „Manchmal hab ich das Gefühl, du kommst von einem anderen Planeten,“ machte er sich über sie lustig und stieß ihr leicht den Ellenbogen in die Seite. Beleidigt funkelte sie ihn an.

    „Du bist gemein,“ brummte sie, „meine alten Freunde waren eben nicht so vernarrt in Pokémon.“ Leider. „Also, wann entwickelt es sich denn?“ fügte sie genervt hinzu.

    „Hey, war nicht böse oder so gemeint,“ verteidigte sich Hop und grinste schief, „ich finds cool, das ich dir so viel erklären kann.“ Gloria runzelte die Stirn, aber er schien das wirklich ernst zu meinen. „Also, die Pokémon die eine Entwicklung haben, entwickeln sich im Normalfall alle mal. Bloß ohne Training dauert das halt und sie müssen ein bestimmtes Alter erreichen. Aber wenn man mit ihnen kämpft und trainiert, dann werden sie schneller stärker und entwickeln sich dann auch eher.“

    „Ah okay, verstehe,“ murmelte Gloria, wobei ihre Augen zu Voldi huschten, das sich neben Wolly gelegt hatte und die Schnauze im dicken Fell vergrub. „Wie alt wird denn ein Pokémon?“

    „Hä?“ Hop sah sie verdutzt an.

    „Na, du weißt schon. Bevor sie sterben. Die Lebenserwartung von einem Voldi,“ erläuterte sie und suchte ebenso wie Hop nach genau so einer Angabe, aber nirgends fanden sie etwas.

    „Scheinbar hat das noch nie jemand erforscht,“ murmelte Hop nachdenklich und zuckte die Schultern. „Aber es will ja auch niemand darüber nachdenken, dass seinem Partner was passiert.“ Er lächelte ein glückliches Lächeln, sodass Gloria nur stumm mit einem Nicken zustimmen konnte.

    „Also. Wie sieht es jetzt aus? Lust auf einen Probekampf?“ Mit einem Sprung stand Hop auf den Beinen und hielt ihr die Hand hin. Gloria fing an zu lachen und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen.

    „Okay, aber du musst mir erklären, wie man das macht. Im Fernsehen sieht das immer so leicht aus,“ gestand sie und sie merkte schon, wie ihre Wangen heiß wurden. „Das ist nicht peinlich, Gloria,“ rügte sie sich, „Hop findet es doch gut Lehrer zu spielen.“

    „Es ist so einfach wie im Fernsehen!“ rief er aus, „wirklich. Ich mein', ich hab auch noch keinen Kampf gemacht, aber Wolly und ich haben schon gegen Büsche gekämpft... also... kannst du mich schon glatt einen Experten nennen.“ Sie lachten gleichzeitig los. „Hör auf zu lachen. Ich hab jeden Kampf von meinen Bruder gesehen. Ich kenn' seinen Kampfstil in- und auswendig.“

    „Aber das macht dich doch nicht zum Trainer,“ kicherte Gloria, „und mal ehrlich. Niemand ist so gut wie Delion. Seinen Kampfstil solltest du auswendig lernen. Er ist irgendwie... ein Kampfgott oder so. Sein Katapuldra ist sooo cool.“ Es artete förmlich in Schwärmerei aus, während sie über den letzten Kampf erzählte, den sie gesehen hatte und es dauerte ein Weile bis sie bemerkte, dass Hop ihr gar nicht zuhörte, sondern auf seine Füße starrte.

    „Alles gut? War das gemein, was ich gesagt habe? Ich meine nicht, dass dein Bruder schlecht ist... ich kenn' ihn ja nicht, aber... nun ja, Delion ist der Unschlagbare und deswegen...“ versuchte sie haspelig die Situation zu retten, doch da hatte Hop sich scheinbar wieder gefangen, denn er grinste sie an.

    „Die ganze Zeit hab ich mich gefragt, ob du es echt nicht weißt oder ob du nur so tust, aber du weißt es wirklich nicht,“ lachte er.

    „Was denn?“ fragte sie verdutzt.

    „Delion, der absolut Unschlagbare, ist mein älterer Bruder.“ Hop warf die Faust in die Luft. „und irgendwann werde ich ihm den Championtitel abringen!“

    Gloria starrte ihn mit riesigen Augen an. „Der Delion? Der mit dem Gluak?“ fragte sie zur Sicherheit noch einmal nach. „Der ist dein Bruder?“ Hop nickte fast gönnerhaft. „Oh mein GOTT! Das ist ja so was von cool! Okay, auf geht’s! Du willst Champ werden? Dann solltest du mal wirklich richtig trainieren und kämpfen!“ Sofort war sie Feuer und Flamme. Furlongham war das coolste Kaff das es gab!

    Hop grinste. „Genau so sollte das klingen. Wolly, komm her.“ Sein Pokémon hob müde den Kopf, ehe es Voldi abschüttelte, das halb auf es drauf lag und zu seinem Trainer trottete. Voldi schüttelte den Kopf, kläffte und kam dann zu Gloria gerannt. „Wir kämpfen vorne.“

    Anstatt eine Garagenzufahrt zu haben, hatte Hops Familie einfach mal ein kleines Kampffeld pflastern lassen. Sie stellte sich auf die linke Seite zum Zaun, der das Grundstück umgab und Hop auf die rechte in Richtung der Haustür.

    „Okay Voldi. Das ist unser erster Kampf. Wir sind beide Frischlinge und Wolly und Hop haben viel mehr Ahnung von allen,“ versuchte sie ihr Pokémon zu motivieren, doch dieses sah sie mit fragenden Blick an. „Gut, das waren die falschen Worte. Entschuldige. Wir schaffen das!“ Triumphal, als hätte sie schon gewonnen, hob sie die Faust über den Kopf hinweg. Voldi kläffte, senkte den Oberkörper und wackelte mit dem Hintern. Gloria war sich nicht sicher, ob es verstanden hatte, dass sie kämpfen und nicht spielen würden.

    „Wolly, bist du bereit?“ fragte Hop sein Pokémon, das sich kerzengerade aufrichtete und wesentlich kampfbereiter aussah als ihr eigenes. Dann klatschte sich Hop auch schon mehrmals ins Gesicht, doch Gloria versuchte das zu ignorieren. Delion machte das auch, stellte sie fest.

    „Tackle!“ schrien sie Beide gleichzeitig und ihre Pokémon rasten auf einander zu.


    Erschöpft, sie und Hop waren wie die Irren während des Kampfes um den Platz gerannt, um die beste Position zu haben, lag Gloria nun im Gras und streichelte Voldi über den Rücken, welches mit dem Kopf auf ihrem Bauch tief und fest schlief.

    Hop lag neben ihr, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und Wolly auf seinen Beinen. „Das war... das coolste und beste, was ich je gemacht habe,“ flüsterte er begeistert und Gloria konnte nur mit einem geseufzten, ausgepowerten „Ja“ zustimmen.

    „Was ist das eigentlich an Wollys Bein?“ fragte sie nach einiger Zeit der Stille. Der Himmel war wolkenlos und klar blau. Der große Laubbaum spendete angenehmen, kühlen Schatten und Gloria war sich sicher hier eine kleine Ewigkeit verbringen zu können.

    „Oh, du meinst das bunte Band?“ Gloria nickte. „Das ist ein Freundschaftsband.“

    „Hast du das selbst gemacht?“

    „Jop.“

    „Warum?“

    „Weil Wolly nun einmal mein bester Kumpel ist. Für immer. Egal was kommen mag und somit weiß es das auch,“ erklärte er ruhig, „weißt du... Wolly ist mir auch schon einmal abgehauen und wäre das Band nicht gewesen, wäre aus dem einen Tag wohl noch mehr geworden.“

    Gloria drehte den Kopf seitlich zu ihm. „Kannst du mir zeigen wie das geht? Bitte,“ fragte sie. Hop drehte nun auch seinen Kopf und grinste.

    „Natürlich,“ antwortete er und gemeinsam starrten sie wieder einfach nur in den Himmel. „Hey, Gloria,“ unterbrach er die Stille irgendwann.

    „Hm?“ Sie wurde langsam müde.

    „Ich finds echt gut, dass du hergezogen bist.“

    Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Ich finds auch gut.“


    „Wir dürfen da nicht rein,“ warnte Hop sie, „meine Mutter killt mich, wenn sie das herausfinden sollte.“ Ängstlich sah er sich schon um, als würde er erwarten, dass sie hinter ihm stand.

    „Und warum nicht? Das ist doch nur ein Wald,“ hielt Gloria dagegen, stieg auf das Gatter drauf und beugte sich drüber. Nur noch wenige Tage und die Schule würde wieder beginnen und ein klein wenig dürstete es sie nach Abenteuer, bevor sie wieder ständig daheim saß und Hausaufgaben machen musste.

    „Ja, aber da drin gibt es ein paar starke Pokémon,“ erklärte er, wobei er Wolly absetzte, das er zuvor noch im Arm gehalten hatte. „Außerdem war die Enkelin von Professor Magnolica mal da drin und hat mordsmäßig Ärger gekriegt.“

    Voldi legte nun auch die Vorderpfoten gegen das Gatter und mit Stolz sah Gloria auf das schwarz-gelbe Band herunter, welches sie um das rechte Vorderbein gebunden hatte. Ein Beweis dafür, dass sie Freunde waren und für immer zusammen sein würden. Sie mochte diesen Gedanken beim Freundschaftsband knüpfen.

    „Aber wir sind doch auch schon stärker geworden. Voldi hat sogar eine neue Attacke gelernt,“ versuchte sie Hop weiterhin zu überreden. Mit Wangenrubbler war ihnen kein wildes Pokémon gewachsen. „Außerdem... bist du nicht neugierig?“

    Hop trat von einem Fuß auf den anderen, doch sein Blick ging fest gerade aus den Pfad entlang, der in den Wald führte. „Doch schon, aber...“

    „Nichts aber,“ unterbrach Gloria ihn, „ich werde dich schon nicht verpfeifen. Na komm, das wird super spannend. Danach sind wir bestimmt stärker und können dann richtige Pokémontrainer werden.“

    Damit hatte sie ihn. Inzwischen durchschaute sie Hop ziemlich gut und wenn es darum ging stärker zu werden, damit er zu seinem Bruder aufschließen konnte, gab es nichts, was ihn davon abhielt.

    „Na gut, aber wir gehen nicht so weit rein. Da drin soll es angeblich immer sehr neblig sein,“ gab er sich geschlagen, aber dann erschien doch ein kleines Grinsen auf seinen Lippen. Er packte Wolly, hob es über das Gatter hinweg, ehe er selbst darüber kletterte. Irgendwer hatte nämlich eine dicke Metallkette um das Tor gewickelt, sodass man es nicht auf bekam.

    „Das wollte ich hören,“ lachte Gloria, schnappte sich Voldi und kletterte Hop gleich nach.

    Dichter Nebel kroch über den Boden und Gloria drückte Voldi noch ein wenig fester an sich. Ein wenig bereute sie ja ihre Entscheidung und verdammte ihre Überredungskünste, aber inzwischen hatten sie schon ein paar wilde Kämpfe ausgefochten und waren stets als Sieger hervorgegangen, doch seit einer Weile ließ sich kein einziges Pokémon mehr blicken.

    Voldi zappelte in ihren Armen, weswegen sie es herunter ließ. Der Hund blieb jedoch dicht bei ihr, ebenso wie Wolly bei Hop.

    „Findest du auch, dass es langsam... etwas gruselig wird?“ fragte er leise, der Nebel schien anzusteigen, während sie dem Trampelpfad folgten und reichte nun schon fast bis zu den Knien.

    „Etwas,“ nuschelte sie zurück, dann hörte sie von irgendwo ein tiefes Knurren. Mit einem kurzen Aufschrei packte sie Hops Arm mit der einen Hand, während die andere nach seinen Fingern griff und diese fest umklammerte. „Was war das?“

    Rechts ertönte ein lautes Rascheln aus den Baumkronen und zitternd wandten sie sich dem Baum zu, der ihnen am nächsten war und dessen Laub sich förmlich schüttelte. „Wir sollten umdrehen,“ meinte Hop, wobei er jedoch den Baum nicht aus den Augen ließ und mit ihr gemeinsam langsame Schritte wieder zurück nach Furlongham machte. Seitlich, bloß den Baum nicht aus den Augen lassen.

    Plötzlich sah Gloria etwas Rotes zwischen den Ästen aufleuchten und sie schrie los. Aus dem Baum krachte ein riesiges, schwarzes Flugpokémon hervor, das mit einem schrillen Schrei direkt auf sie zusteuerte. „RUNTER!“ brüllte Hop und riss sie rechtzeitig zu Boden, als das Vogelpokémon auch schon haarscharf über sie hinweg sauste. „Hoch! Weg hier! Los!“ Panisch zerrte er sie auf die Beine und sie rannten wieder zurück. Voldi und Wolly direkt hinter ihnen.

    Das Kreischen des feindlichen Pokémon war direkt hinter ihnen. „Es tut mir Leid! Du hattest recht, du hattest recht, du hattest recht!“ stieß Gloria immer wieder panisch aus, während sie versuchte mit Hop Schritt zu halten, der noch immer ihre Hand hielt und sie mehr oder weniger hinter sich her zerrte. Kurz stolperte sie, fing sich aber noch rechtzeitig. Sie wollte hier nur noch raus.

    Etwas krachte hinter ihnen. Der Aufschrei des Pokémon klang so, als wäre es verletzt worden und als Gloria einen Blick über ihre Schulter warf, konnte sie schwören, dass sie gelbe Augen aus einem Gebüsch heraus anstarrten.

    Ängstlich sah sie wieder nach vorne und stellte zur ihrer Erleichterung fest, dass sich der Wald endlich lichtete und dann auch schon das Gatter in Sicht kam. Wie von einem Bibor gestochen sprangen sie alle vier im Lauf über das Tor und purzelten auf der anderen Seite zu Boden. Schwer atmend wälzte sich Gloria auf den Rücken, während Hop einfach auf dem Bauch liegen blieb.

    Stark hechelnd legte sich Voldi neben sie und es dauerte eine Ewigkeit bis sich ihr Puls und ihr Atem wieder normalisiert hatten.

    „Geht es dir gut?“ fragte Hop, „hast du dir weh getan?“

    „Nein, alles gut,“ murmelte sie erschöpft, „und du?“

    „Vielleicht hat mein Knie was abbekommen, aber ansonsten ist alles gut.“

    Sie war fix und fertig. Nie wieder würde sie dort hineingehen, selbst wenn eine Herde Barrikadax hinter ihr her wären. Und dann noch das gelbe Augenpaar, dass sie angestarrt hatte. Sie hatte es nur ganz kurz sehen können, doch es hatte nicht lauernd gewirkt. Und was war mit diesem riesigen Vogelpokémon passiert? War es vor lauter Hetzjagd gegen einen Baum geflogen?

    „Das Krarmor war wirklich angepisst,“ meinte Hop irgendwann und setzte sich auf, „das machen wir nie wieder.“

    Gloria nickte zustimmend. „Tut mir Leid, dass ich dich überredet habe,“ nuschelte sie schuldbewusst, wobei sie an ihrer kurzen Hose herum fummelte.

    „Schon gut, hätte ja nicht nachgeben müssen,“ antwortete er nur schulterzuckend, ehe er wieder grinste. „Aber, vielleicht zur kleinen Aufmunterung...“ Er stand auf und wühlte in seiner Hosentasche herum bis er etwas herauszog, das verdächtig nach einem geknüpften Freundschaftsarmband aussah. „Für dich.“ Das Grinsen wurde noch breiter, während Gloria völlig sprachlos auf das gelb-braune Band sah, das vor ihr in der Luft baumelte.

    „W-wirklich?“ stammelte sie.

    „Ja, na klar. Gib mir mal deinen Arm,“ meinte er, ging vor ihr in die Hocke und schnappte sich ihre Hand. Vorsichtig band er es um ihr linkes Handgelenk herum und knöpfte es zu. „Gefällt es dir? Die Farbwahl war echt schwer, aber ich dachte mir. Deine Augenfarbe, meine Augenfarbe. Dann wissen alle Bescheid.“

    Gloria merkte schon, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, weshalb sie sich ihm einfach um den Hals warf und dadurch auch gleich zu Boden rang. „Danke,“ quietschte und schluchzte sie irgendwie gleichzeitig. „Ich hab gar keins für dich.“

    „Gloria,“ ächzte er, „du erdrückst mich.“

    „Hoffentlich richtig,“ kicherte sie zurück, ehe eine kleine Rangelei entstand, aber gegen Hop hatte sie dann doch keinerlei Chance und schneller als sie reagieren konnte, hatte er sie auch schon von sich herunter geworfen und sich auf ihren Rücken gesetzt.

    „Ich weiß gar nicht, ob ich eins von dir will. Du kannst das leider nicht so gut,“ neckte er sie, wobei er mit seiner Hand wild durch ihre Haare wuselte. Voldi sprang kläffend um sie herum.

    „Aber auch nur, weil du ein so schlechter Lehrer bist,“ konterte sie, während sie sich unter ihm wandte wie eine Sanaconda. Er wusste ganz genau, dass sie es nicht leiden konnte, wenn er ihre Haare durcheinander brachte. „Aber du kriegst trotzdem eins!“

    „Das will ich sehen,“ lachte Hop, als er auch schon begann sie an den Seiten zu kitzeln und sie sich vor lachen kaum noch einkriegen konnte.

    Lunge und Bauch fingen irgendwann an zu schmerzen, sodass sie wirklich „Ich geb' auf!“ schreien musste, damit Hop endlich von ihr abließ und sich lachend neben sie setzte. Als Gloria zu Atem gekommen war, setzte sie sich ebenfalls auf und stieß ihre Schulter gegen seine. „Freunde für immer?“ fragte sie, wobei sie an dem selbstgemachten Armband zupfte.

    Hop grinste sie an. „Freunde für immer.“

  • Hallo,


    ich mag den Geschichtsverlauf, wie sich Gloria und Hop über das verlaufene Voldi kennenlernen. Dabei ist regelrecht Hops Begeisterung für Pokémon und Kämpfe erkennbar, obwohl er selbst noch eher als Anfänger zu sehen ist. Delions Erfolge scheinen ihn sehr anzuspornen und seine offene, aber vor allem im Schlummerwald auch zurückhaltende Art machen ihn sympathisch. Schade ist, dass du das Geheimnis des gelben Augenpaares für die beiden erst einmal ungelöst lässt, aber das kleine Abenteuer hat insgesamt für noch stärkere Bande gesorgt. Die Freundschaftsbänder als zentrales Element kommen durchgehend gut zur Geltung und sorgen für positive Gefühle.


    Wir lesen uns!