Mein Nachbar...
Die Nachbarschaftsgeschichten der Community
Es gibt kaum wen, der keine Nachbar*innen hat. Ob im Mietshaus, in einer Wohngemeinschaft oder im eigenen Haus, um uns rum wohnen auch immer andere Menschen. Meistens suchen wir uns diese nicht aus und sie suchen sich uns nicht aus und man lebt Jahre nebeneinander, miteinander und auch mal durcheinander. Die Beziehung zur benachbarten Person oder Familie kann sehr vielseitig sein und bringt viele Geschichten und Erfahrungen hervor, die wir in diesem Thema gemeinsam miteinander teilen können!
- Ganz allgemein: Was habt ihr schon für Erfahrungen mit Nachbar*innen gesammelt? Welche Geschichten möchtet ihr mit uns teilen? Was habt ihr Schönes und weniger Schönes mit den nebenan Wohnenden erlebt?
- Was darf sich der Mensch von nebenan eigentlich alles erlauben? Gerne könnt ihr in diesem Thema auch nach Tipps und Möglichkeiten, Konflikte zu lösen, fragen.
- Welche Art von Beziehung pflegt ihr zu euren Nachbar*innen aktuell? Was bevorzugt ihr? Was ist für euch di*er ideale Nachbar*in?
- Wie weit soll Nachbarschaftshilfe gehen? Was erachtet ihr persönlich als angebrachtes Einmischen? Mischt man sich ein, wenn man (aufgrund dünner Wände) öfters Familienkonflikte mitbekommt? Oder ignoriert man diese höflich? Ruft man die Polizei, wenn es mal ernster klingt? Fühlt ihr euch mit der Frage, ab wann man sich als Nachbar einmischen darf, überfordert? Was ist der Unterschied zwischen einmischen und helfen?
Unsere Nachbarschaftserlebnisse
Erste Erfahrungen mit Lärmbelästigung durfte ich bereits machen, als ich noch bei meinen Eltern in einem Reihenhaus wohnte. Genau im Zimmer neben meinem vom anderen Haus hatte der Bruder meiner Nachbarsfreundin regelmäßig laut Musik am Laufen, tagsüber bis in den späten Abend hinein. Laut genug, dass ich sie sogar hören konnte, wenn ich über Kopfhörer laut Musik gehört habe. Ich hatte meine Freundin damals gefragt, ob sie ihren Bruder mal darauf ansprechen könnte, worauf sie nur gelacht hat und meinte, was sie dazu denn sagen sollte, sie hatte ihr Zimmer genauso auf der obersten Etage wie er und ich.
Wirklich unternommen dagegen hatte ich nicht wirklich was, auch weil ich da noch zur Schule ging und man im Rest des Hauses nichts gehört hatte. Etwa 1 Jahr später sind wir sowieso umgezogen, da hatte ich dann auch Ruhe.
(von Clover Jade)
Ich bin im Prinzip eine Person, die dem Konflikt aus dem Weg geht. Glücklicherweise habe ich Nachbarn über mir wohnen, die sehr verständnis- und rücksichtsvoll sind, während ich ihnen trotzdem den Freiraum biete, am Tag zu bohren, da sie am Haus viel machen. Meine Nachbarn haben auch Hunde, die ab und an bellen, der Eindruck ist aber, dass sie sich nur melden, wenn jemand an der Haustür klingelt, kurze Zeit später hören sie wieder auf.
Die Absprache ist: Mir ist egal, was ihr macht, nur ab 22 Uhr ist Ruhe, damit ich vor der Arbeit erholt schlafen kann. Ich glaube, auch ohne die Absprache würde man sich daran halten, da der Mann des Paares zur selben Zeit raus muss wie ich.
Wenn man sich sieht, wird sich dann schon mal erkundigt, ob irgendwas als störend empfunden wird, ich sage dann auch, dass ich die Arbeiten oben höre, sie mich tagsüber aber nicht stören, genauso wenig wie die Hunde, da sich diese recht schnell wieder beruhigen.
Wenn was am Haus gemacht wird, was die Allgemeinheit betrifft, wird das immer mit meiner Mutter und mir abgesprochen, sowie Bescheid gegeben, wenn Handwerker vorbeikommen und eventuell meinen Parkplatz beschlagnehmen (alles kein Problem, meine Eltern wohnen eine Straße weiter, da ist genug Platz).
Ich erlaube ihnen, ihre Motorräder in meine Garage abzustellen ohne irgendeine Miete dafür zu zahlen. Dafür wird im Herbst meine Hecke umsonst gestutzt. Trotzdem zu nett? Womöglich, aber man respektiert, dass es nur bei den Motorrädern bleibt und nichts anderes abgestellt wird.
Ich wurde einmal gefragt, ob ich mit ihnen feiern wollen würde, hatte aber abgelehnt, da ich abgesehen vom guten Verhältnis keinen Bezug zu ihnen habe und bei solchen Sachen eher wie angewurzelt rumstehe als Personen anzusprechen, die ich nicht kenne.
(von Clover Jade)
Als ich noch jünger war und mein Bruder ein Kindergartenkind, hatten wir zwei junge Herren über uns wohnen, die anscheinend Nachtschichten gearbeitet haben und tagsüber den Schlaf nachholen mussten. Nach der ersten "Beschwerde", ob wird darauf Acht geben könnten, dass mein Bruder nicht so laut ist, weil man hört, wenn er von einem Zimmer ins nächste rennt oder mal was ruft, haben wir uns nichts gedacht und selbstverständlich zugestimmt. Danach ist uns aber aufgefallen, dass wir nicht mal so richtig wussten, worauf wir zu achten haben. Mein Bruder war kein lautes Kind, konnte für Stunden sehr still im Kinderzimmer spielen. Aber natürlich lief er hin und wieder vom Kinderzimmer zu Mutter in die Küche (und die beiden Räume liegen jeweils entgegengesetzt am anderen Ende der Wohnung) oder konnte mal kurzfristig laut werden, weil er was wem zurief oder sich anhaute oder oder oder. Aber das waren nun mal alles Dinge, die man nicht wirklich einschränken kann, weil sie halt passieren. Als die Nachbarn das nächste mal an der Tür standen, haben wir genau das versucht zu erklären. Wir achten darauf, aber gelegentlich wird es mit einem Kind nun mal lauter. Viel Verständnis hatten die beiden nicht, sondern kamen immer wieder damit an, dass sie spät arbeiteten und den Schlaf bräuchten. Irgendwann hat uns das so sehr gestresst, dass Mutter für sich entschied, dass es nicht unser Problem sei, wann sie arbeiteten und wir hörten komplett auf, überhaupt darauf zu achten (und wie gesagt, es war nicht so, als ob mein Bruder dauernd nur am Rumrennen und Quengeln war. Oft musste man nachschauen, was er überhaupt macht, weil er so super ruhig war). Jedenfalls hatte das Unverständnis der Nachbarn dazu geführt, dass wir irgendwann gar nicht mehr entgegen kommen wollten.
(von Cassandra)
Apropos entgegen kommen. Unsere Nachbarin von nebenan hat einen Kater. Mittlerweile, weil der auch raus darf, gibt s sogar ins Treppenhaus rein eine Katzentreppe, damit der arme nicht draußen ewig warten muss, bis wer zu Hause ist. Damit waren wir alle einverstanden, da wir an sich ein tierliebes Haus sind. Die Katzenhaare überall, die beim Treppenhausreinigen durchaus unangenehm sind, wurden auch akzeptiert. Als der Kater jedoch anfing, Ecken im Treppenhaus zu markieren, unter anderem auch sowas wie Schuhe, die vor der Tür standen, waren wir natürlich weniger begeistert. Das Frauchen besteht drauf, dass der Kater kastriert ist und schlug vor, dass wir einfach nichts mehr vor der Tür stehen lassen. Hier wäre wohl anzumerken, dass Kleinigkeiten vor der Tür bei uns erlaubt sind und sie selber sogar recht viel (daneben Katzenfutter) vor der Tür stehen hat. Das fand Mutter dann doch recht dreist. Irgendwelche Sprays, Hundefiguren oder anderes Zeug hilft oft auch nur temporär und mittlerweile trauen wir uns gar nicht mehr, Schuhe kurz vor der Tür zu lassen. Mal davon abgesehen, dass es der Wand auch nicht gut tut, wenn so ein Kater meint, markieren zu müssen. So richtig kommen wir mit der Nachbarin auch nicht auf einen gemeinsamen Nenner und mittlerweile bereut es Mutter, dass wir zu all den anderen Dingen (Katzenklappe und -treppe) überhaupt ja gesagt haben. Keine schöne Lektion, die aus dieser Geschichte gezogen wurde.
(von Cassandra)
Viel Spaß beim Austausch!
Clover Jade & Cassandra (Vielen Lieben Dank an der Stelle, dass du das Thema möglich gemacht hast)