Star Quest

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  • STAR QUEST


    Ihr ganzes Leben hatte Ally nur eine Sache im Kopf: Die Suche nach Außerirdischen! Sie interessiert sich weder für Pokémon-Kämpfe noch für zwischenmenschliche Beziehungen (und ist auch noch stolz darauf). Als sich ihr endlich die Chance bietet, die Existenz von Aliens zu beweisen, bricht sie sofort in Richtung der Naturzone auf. Um in diesem gefährlichen und chaotischen Ökosystem zu bestehen, rekrutiert sie eine verschlossene Pokémon-Trainerin als Geleitschutz. Gemeinsam begeben sie sich auf die spannendste Reise ihres Lebens: Ihre eigene Star Quest.




    Vorwort

    Mein großes Ziel mit dieser Geschichte ist es, zwei ganz verschiedene Themenbereiche in einer Geschichte zu vereinen: Pokémon und Außerirdische! Aus dieser Idee ist die Science-Fiction-Story "Star Quest" erwachsen, die ich hier erzählen möchte.

    Mein Plan ist, jeden Mittwoch ein neues Kapitel hochzuladen und ich habe die Story auf circa 12 Kapitel ausgelegt.

    Ich freue mich über Feedback jeglicher Art. Egal ob kurz oder lang, egal ob du mir nur sagst, was dir gefallen hat (was für Autoren extrem wichtig zu wissen ist) oder du Tipps zu meinem Schreibstil und meiner Dramaturgie hast: Alles hilft mir weiter!

    Falls du also auch Science-Fiction und Außerirdische genauso spannend findest wie Protagonistin Ally, bleibt mir nur eines zu sagen: Ich wünsche dir viel Spaß! ★




  • 0 – Kontakt



    Das winzige Büro war bereits voller, als die Brandschutzbestimmungen der ersten staatlichen Universität von Galar es je erlaubt hätten, und Ally war gerade dabei noch mehr Kartons hineinzuschleppen.
    Keuchend hob sie vom Gang eines der großen braunen Pakete auf, stemmte sich ins Hohlkreuz und wankte hinein. Der gesamte Boden des und auch die beiden Arbeitstische mit den altmodischen Rechnern waren mit verschiedensten Fachbüchern vollgestellt und auch die Schränke barsten über vor biologischen Proben, deren chemischen Auswertungen und mehr Aktenordnern, als es bestätigte Pokémon-Spezies gab.
    Über den Rand ihres Pakets hinweg sah Ally sich um, doch es war aussichtslos.
    „Professor, hier ist kein Platz mehr,“ keuchte die junge Frau.
    Die Professorin blickte nicht von Ihrem Rechner auf und hörte auch nicht auf, zu tippen.
    „Seien sie so gut und stellen Sie sie doch vorerst auf ein paar der Fachbücher, die am stabilsten aussehen, Ally.“
    „Wird gemacht, Professor.“
    Da Ally direkt unter dem Paket kaum etwas sehen konnte, musste sie ihrer Erinnerung trauen, als sie langsam in die Knie ging und das Paket auf einem Papierstapel niederließ, der wahrscheinlich die Naturzonen-Wetterdaten des gesamten letzten Jahrzehnts darstellte.
    Erleichtert erhob Ally sich wieder und wischte sich den Schweiß von ihrer dunklen Stirn.
    „Soll ich erst dieses Paket aufmachen, oder die anderen reintragen?“
    Die Professorin sah kurz auf. „Am besten öffnest du erst einmal dieses hier. Vielleicht ist der Inhalt so klein, dass wir nach dem Verstauen mehr Platz für die übrigen haben.
    Ally nickte kurz, nahm ein Paketmesser von ihrem Tisch und schnitt das Paket auf. Es war voll mit Unterlagen, die in verschiedenfarbige Umschläge abgepackt waren.
    Ally zog den ersten hervor und blätterte ihn durch. Hinter ihren kreisrunden Brillengläsern runzelte sie die Stirn.
    „Professor, das sind die aktuellen Auswertungen der Umweltdaten aus der Naturzone. Aber etwas ist extrem seltsam.“
    „Was denn, meine Liebe?“.
    „Hier steht, dass es im Brückental seit drei Tagen ununterbrochen stärkste Nebelschwaden gibt.“
    „Das ist zwar statistisch auffällig, aber noch nicht extrem seltsam, würde ich sagen.“
    „Aber so etwas wurde dort noch nie gemessen! Die Naturzone -“
    „Die Naturzone ist eine Region im Landesinneren, umgeben von einer Gebirgskette, die das dortige Ökosystem größtenteils vom Rest Galars abtrennt. Dort haben wir auf verhältnismäßig kleinem Raum mehr unterschiedliche Klimazonen als irgendwo sonst in diesem Land. Dazu kommen die dortigen Pokémon, welche ebenfalls oft klimaverändernd wirken können. Ich denke, seltsame Wetterverhältnisse sind dort die Regel.“
    Ally nickte und schwieg. Die Professorin hatte recht. Drei Tage Nebel waren noch kein Grund, um nervös zu werden. Sie legte die Mappe beiseite und sah nach, was sonst im Karton lag. In den anderen Ordnern waren die Daten zu den restlichen Teilbereiche der Naturzone. Ally packte sie alle aus und türmte sie vorsichtig auf ihrem eigenen vollgestellten Arbeitstisch auf. Als studentische Assistentin der Professorin war es ihre Aufgabe, die Ergebnisse aus den Unterlagen in den Rechner zu übertragen und diverse Auswertungen zu erstellen.
    Als sie sich zum Karton beugte, um ihn zu zerknüllen und wegzuwerfen, erkannte sie am Boden einen großen Umschlag. Dieser hatte fast dieselbe braune Farbe, weshalb sie ihn zunächst übersehen hatte. Braun stand für keine der Klimazonen.
    „Eine neue Pokémon-Sichtung!“
    Die Professorin blickte auf, während Ally eilig den Umschlag aufriss und den Inhalt in die Hand nahm. Es waren ein einziges, einseitig bedrucktes Blatt und ein kleines Foto. Die junge Frau weitete die Augen, während sie den Test las.
    „Ally, was haben Sie denn?“
    Ally legte den Zettel beiseite und besah sich genau das Foto.
    „Welches Pokémon ist denn gesichtet worden?“
    Allys Hände zitterten. „Professor, ich muss mir ein paar Tage freinehmen.“
    Ruckartig stand Allys Vorgesetzte auf. „Was ist denn los? Was ist Ihnen so wichtig an diesem Pokémon?“
    „Im Brückental. Ein Megalon wurde gesichtet.“

  • 1 – Invader



    Im Pokémon-Center von Claw City herrschte helle Aufregung. An jenem Tag traten sich die zahlreichen Trainer beinahe gegenseitig auf die Füße, um ihre Pokémon vor der möglicherweise größten Herausforderung ihres Lebens noch einmal ärztlich durchchecken zu lassen.
    Es gab keine freien Plätze mehr zum sitzen. Während sie alle sich an der Theke im Empfangssaal reihten, starrten sie wie gebannt auf den großen Bildschirm an der Wand.
    Dort wurde gerade der aktuelle Kampf in der Arena von Claw City übertragen. Nur wer hier siegte, konnte am Champ Cup teilnehmen, dem sportlichen Großereignis des Jahres.
    Auf dem Bildschirm selbst war allerdings nicht viel auszumachen. Irgendjemand hatte einen Sandsturm entfesselt, der ständig drohte, die Kamera umzuwerfen und für ein wackeliges und unscharfes Bild sorgte.
    Im Zentrum war nur verschwommen eine riesige, metallisch glänzende Gestalt zu sehen, die Pokémon um Pokémon mit wenigen Hieben zu Boden brachte.
    Plötzlich schoss ein Feuerball durchs Bild und krachte direkt in den Kopf der stählernen Bestie.
    Während der Sturm langsam verebbte, drehte der Kampf so richtig auf. Der Herausforderer rief seinem Pokémon einen Befehl zu, und es entfesselte weitere Flammen in Richtung seines Gegners. Alle Trainer hielten im Pokémon-Center den Atem an. Diese Saison war der Arena-Leiter von Claw City noch kein einziges Mal besiegt worden. Hatte dieser Trainer mit dem Feuer-Pokémon eine Schwachstelle im stählernen Körper des Gegners entdeckt?
    Die Tür des Pokémon-Centers ging zischend auf und eine schlaksige Gestalt betrat den Raum. Niemand drehte sich um.
    Sie räusperte sich. Immer noch keine Reaktion.
    „Hi, ich bin Ally! Ich komme von der Universität Brassbury!“
    Eine Trainerin, die Ally am nächsten stand, versuchte sich auf dem Fernseher zu konzentrieren, was aber nicht einfach war. Allys kurze Lockenfrisur war das einzig unauffällige an ihr. Die knallrote Jacke aus Kunstleder und die pechschwarzen Jeans kontrastierten krass mit den runden Brillengläsern, die ihre Augen noch größer erscheinen ließen, als sie so schon waren.
    „Ich suche einen Pokémon-Trainer. Ich muss eine Expedition in die Naturzone übernehmen und brauche dafür Geleitschutz. Ich kann auch -“
    „Pssst!“
    Die Trainerin warf Ally einen finsteren Blick zu. Mit einem Nicken in Richtung des Bildschirms zischte sie: „Wir sind gerade beschäftigt.“
    Ally starrte kurz zur Fernsehübertragung. „Ihr schaut doch bloß fern!“
    Jetzt drehten sich mehrere Trainer zu ihr um. „Wir schauen nicht bloß fern! Das ist alles Vorbereitung für den großen Kampf!“
    Ally runzelte die Stirn. „Welcher große Kampf?“
    Die erste Trainerin starrte sie ungläubig an. „Na, der Champ-Cup? Das finale Turnier steht nächste Woche an!“
    „Aha.“
    „Sag bitte nicht, dass du den nicht kennst!“
    Allys Blick wanderte wieder zum Fernseher. „Doch, gehört habe ich schon davon. Aber das interessiert mich nicht so. Ich wusste gar nicht, dass das diesen Monat ist.“
    Es wurde ganz still im Raum.
    Ally fuhr fort: „Ich brauche einen Trainer, der mich auf meiner Expedition ins Brückental unterstützt.“
    Von ganz hinten antwortete eine Frauenstimme mit leichtem Akzent: „Da bist du aber an der falschen Adresse.“
    Von einem Sofa erhob sich eine hoch gewachsene Frau. Ihre schulterlange Mähne war knallgrün gefärbt. Sie schob sich zwischen den anstehenden Trainern durch. „So ziemlich alle Trainer, die sich diese Woche in Claw City aufhalten, wollen sich für das Finalturnier qualifizieren. Die haben keine Zeit für Ablenkungen.“
    Ally sah in Richtung der Frau. Ihre Augen waren mandelförmig geschwungen und hatten eine sehr dunkle Farbe.
    Die Frau fuhr fort:„Du musst das respektieren. Wir Trainer leben für unseren Traum.“
    „Aber wie soll ich dann meine Reise starten? Das ist mein Traum!“
    Die Frau stand nun direkt vor Ally. Sie zog ihren abgewetzten schwarzen Mantel etwas zurecht und grinste. „Du hast Glück. Ich bin noch frei.“
    „Aber was ist mit dem Turnier?“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Ich habe den Qualifikationszeitraum zu Beginn der Saison verpasst.“
    Ally riss die Arme hoch und quietschte laut auf: „Juhu! Dann steht uns nichts mehr im Weg!“
    „Nichts mehr im Weg, uns wieder in Ruhe zu lassen?,“ fragte ein Trainer von irgendwo.
    „Äh, ja, genau das.“

    Draußen spazierten Ally und ihre neue Weggefährtin über die Pflastersteine von Claw City. Die Geschichte der Stadt ging mehrere Jahrhunderte zurück und ein großer Teil des Grundrisses entstammte einem noch älteren Schloss, das zuvor dort gestanden hatte. Viele der Mauern waren in die Straßen integriert worden. Die Mauerbereiche, welche im Süden an die Naturzone angrenzten, waren sogar noch mit modernen Mitteln verstärkt worden.
    Ally hatte keine Augen für die Bauwerke, sondern nahm ihre Begleitung genauer unter die Lupe. Der Akzent klang nach einem der östlicheren Teile der Welt. Auch die mandelförmige Form ihrer Augen kam dort statistisch etwas häufiger vor, aber war eigentlich überall anzutreffen. Am liebsten hätte sie gefragt, wo ihre Begleitung herkam, aber falls das ein heikles Thema war, wollte sie es sich nicht mit ihrer Reisegefährtin verscherzen. Also fragte sie: „Ich bin Ally. Wie heißt du?“
    Die Frau im Mantel schwieg. Dann: „Emerald.“
    Jetzt konnte sich Ally nicht mehr zurückhalten: „Was ist das denn für ein Name? Waren deine Eltern Hippies oder so?“
    Und: „Wo kommst du her, falls ich das fragen darf?“
    Dann noch: „Falls nicht, ist das auch okay, ich bin nur ehrlich neugierig.“
    Emerald sah sie an. Ihre Augen reflektierten die Sonne und schienen unter den grünen Strähnen zu leuchten. „Meine Eltern haben mich nicht so genannt. Das ist der Name, den ich mir selbst gegeben habe.“
    „Ah, wie ein Künstlername?“
    „Nein, `Emerald` ist der echteste Name, den es für mich gibt.“
    Ally spürte, dass sie da nicht weiter nachhaken sollte. „Alles klar, Emerald. Das ist ein cooler Name!“
    Emerald zuckte mit den Schultern. „Und wo ich herkomme, ...“
    „Ach, das ist nicht so wichtig. Ich will dir nicht auf die Pelle rücken.“
    Jetzt grinste Emerald. „Du bist halt neugierig. So gehört sich das für jemanden von der Universität, oder?“
    Ally grinste zurück: „Ja, das stimmt! Und die größte Chance meines Lebens wartet in der Naturzone auf mich!“
    Emerald nickte ihr aufmunternd zu. „Und wie sieht die aus?“
    Ally lachte. „Ganz klar: Wir wandern nach Brückental und fangen Außerirdische!“

  • Hallo Rainbow,

    herzlich Willkommen hier im Forum und ganz besondere im FF-Bereich. Es ist immer wieder schön neue Gesichter im Bereich zu sehen und aus diesem Grund möchte ich deine Geschichte auch nicht unkommentiert lassen.

    Ich muss gestehen, Sci-Fi ist bisher nicht unbedingt das Genre, was mich so wirklich catcht. Aber meine Brüder haben mich vor Kurzem auch für The Mandalorian angefixt, also mal gucken, wies nach den ersten zwei Kapitel aussieht ^-^



    Kapitel 0

    Der Einstieg in deine Geschichte gefällt mir bereits sehr gut. Abgesehen davon, dass mir persönlich das beschriebene Zimmer einfach sehr sympathisch ist, hast du hier auch ein gutes Maß für die Ausführlichkeit deiner Beschreibung gefunden. Es sind genug Details, um einen Eindruck von dem Raum zu gewinnen und sich ein passendes Bild in Gedanken formen zu können. Aber nicht zu viele, sodass es zu langatmig oder dergleichen wäre.

    Dass überall derartig viel herumliegt, dass kein Platz mehr für das neue Paket ist, ist einerseits ein schönes Bild, um den Platzmangel zu verdeutlichen, aber ich frage mich, warum Ally es nicht einfach in den Weg gestellt hat, um es dann auszuräumen (ich gehe zumindest davon aus, dass es trotz viel umherliegendem Kram noch einen Weg zum Schreibtisch der Professorin gibt und diesen hätte man vorrübergehend als Ablageort nutzen können). Davon aber mal abgesehen gibt es der aktuellen Formulierung eine Kleinigkeit, über die ich beim Lesen gestolpert bin. Das Paket wird mehr als einmal als groß beschrieben, wird aber dann auf einem Papierstapel abgelegt. Sofern es kein Stapel aus DIN A3 Papieren ist, ist ein einziger Stapel vielleicht etwas zu wackelig, um ein großes und schweres Paket darauf abzustellen.

    Du schreibst, dass es Allys Aufgabe ist, die Ergebnisse aus den Unterlagen zu digitalisieren. Dass diese Daten analog geschickt werden und nicht bereits digital kann ich mir noch gut vorstellen. Allerdings frage ich mich, warum das Büro der Professorin so zugestellt sein muss, wenn all diese Daten auch digital verfügbar sind. Wäre es da nicht sinnvoller, die analoge Version der bereits digitalisierten Daten in einem Archiv aufzubewahren? Die analogen Versionen werden dadurch ja nicht mehr regelmäßig zum Nachschlagen bestimmter Werte gebraucht. Damit ist der Raum zwar immer noch mit Fachbüchern und Proben zugestellt, aber der Platzmangel wäre zumindest durch ein Auslagern der Aktenordner etwas verringert.

    Eine weitere Kleinigkeit, die mir beim Durchlesen gerade aufgefallen ist: du schreibst, dass Ally sich „beugt, um ihn [den Karton] zu zerknüllen und wegzuwerfen“. Alle Kartons, die ich bisher gesehen habe, waren etwas zu stabil, um sie zerknüllen zu können. Das Wort „zerreißen“ oder aber auch einfach „zerkleinern“ würde da mMn mehr Sinn ergeben.

    Ich muss gestehen, ich musste „Megalon“ erstmal googlen, um mir ein Bild von dem Pokémon zu machen. S/W habe ich zwar eigentlich noch gespielt, aber an das Pokémon kann ich mich irgendwie trotzdem nicht erinnern. Aber egal, dadurch hab ich mir ein bisschen was zu dem Pokémon angelesen und ich bin gespannt, inwiefern du es mit dem Alien-Teil deiner Geschichte verknüpfst. Das Pokémon basiert ja auf einem Alien. Allerdings könnte es sowohl so sein, dass deine Geschichte näher auf die Herkunft des Pokémon eingeht (vermutlich dann nicht von dieser Welt), oder aber durch seine psychischen Fähigkeiten, ist es in der Lage als Mittler zwischen Ally und einer noch unbekannten außerirdischen Spezies zu sein. Das sind zumindest die ersten zwei Ideen, die mir am Ende des Kapitels in den Kopf gekommen sind. Ich bin auf jeden Fall schon mal gespannt, ob eine davon zutrifft und wenn ja, wie du das alles umsetzen wirst.


    Ursprünglich wollte ich eigentlich gleich beide Kapitel kommentieren, aber inzwischen bin ich doch etwas zu müde dafür und morgen ist mein Tag bereits verplant. Aber bisher hast du es geschafft meine Neugierde auf den Rest der Geschichte zu wecken, weswegen ich in ein paar Tagen sicherlich auch noch das erste Kapitel kommentieren werde. Dein Schreibstil ist allgemein sehr angenehm zu lesen, was auch der Grund ist, warum ich dazu nicht viel geschrieben habe. Es fällt mir leichter einen Punkt zu kritisieren und auszuführen, was genau ich damit meine, als einfach aufzuzählen, was mir alles gefällt. Ich freue mich auf jeden Fall darauf mehr von dir zu lesen und falls du Fragen o.ä. zum Bereich oder so haben solltest, kannst du dich gerne an mich wenden.

  • Hallo Rainbow,

    herzlich Willkommen hier im Forum und ganz besondere im FF-Bereich. Es ist immer wieder schön neue Gesichter im Bereich zu sehen und aus diesem Grund möchte ich deine Geschichte auch nicht unkommentiert lassen.

    Ich muss gestehen, Sci-Fi ist bisher nicht unbedingt das Genre, was mich so wirklich catcht. Aber meine Brüder haben mich vor Kurzem auch für The Mandalorian angefixt, also mal gucken, wies nach den ersten zwei Kapitel aussieht ^-^

    Hallo Caroit,


    vielen Dank für das freundliche Willkommen und für das ausführliche Feedback! So was konkretes hilft mir extrem weiter! Piepi


    Ich habe auch noch nicht so viel Schreiberfahrung mit Sci-Fi, aber liebe es, Geschichten des Genres zu konsumieren. Deswegen dachte ich, dass es an der Zeit ist mal die Flügel auszubreiten und es zu versuchen.

    Coolio! Ich wünsche dir viel Spaß mit The Mandalorian! Darüber hört man echt nur Gutes.

    Kapitel 0

    Der Einstieg in deine Geschichte gefällt mir bereits sehr gut. Abgesehen davon, dass mir persönlich das beschriebene Zimmer einfach sehr sympathisch ist, hast du hier auch ein gutes Maß für die Ausführlichkeit deiner Beschreibung gefunden. Es sind genug Details, um einen Eindruck von dem Raum zu gewinnen und sich ein passendes Bild in Gedanken formen zu können. Aber nicht zu viele, sodass es zu langatmig oder dergleichen wäre.

    Vielen Dank für die klare Aussage! Meine größte Angst beim Schreiben ist es, zu viel oder zu wenig zu beschreiben. Das ist für mich echt ein Drahtseilakt. Zum Glück hat es diesmal geklappt. Victini

    Dass überall derartig viel herumliegt, dass kein Platz mehr für das neue Paket ist, ist einerseits ein schönes Bild, um den Platzmangel zu verdeutlichen, aber ich frage mich, warum Ally es nicht einfach in den Weg gestellt hat, um es dann auszuräumen


    ...


    Eine weitere Kleinigkeit, die mir beim Durchlesen gerade aufgefallen ist: du schreibst, dass Ally sich „beugt, um ihn [den Karton] zu zerknüllen und wegzuwerfen“. Alle Kartons, die ich bisher gesehen habe, waren etwas zu stabil, um sie zerknüllen zu können. Das Wort „zerreißen“ oder aber auch einfach „zerkleinern“ würde da mMn mehr Sinn ergeben.

    Danke, dass du diese kleinen Details ansprichst. Du hast wirklich ein Auge für die Feinheiten! Das sind definitiv Punkte in der Beschreibung, über die ich nochmal nachdenken muss.

    Ich muss gestehen, ich musste „Megalon“ erstmal googlen, um mir ein Bild von dem Pokémon zu machen. S/W habe ich zwar eigentlich noch gespielt, aber an das Pokémon kann ich mich irgendwie trotzdem nicht erinnern. Aber egal, dadurch hab ich mir ein bisschen was zu dem Pokémon angelesen und ich bin gespannt, inwiefern du es mit dem Alien-Teil deiner Geschichte verknüpfst. Das Pokémon basiert ja auf einem Alien. Allerdings könnte es sowohl so sein, dass deine Geschichte näher auf die Herkunft des Pokémon eingeht (vermutlich dann nicht von dieser Welt), oder aber durch seine psychischen Fähigkeiten, ist es in der Lage als Mittler zwischen Ally und einer noch unbekannten außerirdischen Spezies zu sein. Das sind zumindest die ersten zwei Ideen, die mir am Ende des Kapitels in den Kopf gekommen sind. Ich bin auf jeden Fall schon mal gespannt, ob eine davon zutrifft und wenn ja, wie du das alles umsetzen wirst.

    Ich habe mir auf jeden Fall schon konkrete Gedanken um die Auflösung bezüglich des Alien-Megalon-Mysteriums gemacht. Du darfst also gespannt sein. Megalon


    Vielen lieben Dank nochmal für dein ausführliches und präzises Feedback! Das hat mir sehr geholfen und ich freue mich, dass die Geschichte für dich interessant ist. Piepi


    LG

    Rainbow

  • Hallo Rainbow,

    vielen Dank für den Re-Kommi. Ich muss gestehen, Re-Kommis zu bekommen ist für mich das Schönste am Schreiben von Kommentaren. Es ist immer wieder aufs neue schön nochmal die Gedanken des Autors zu bestimmten Punkten im Kommentar zu hören.


    Kapitel 1

    „Während sie alle sich an der Theke im Empfangssaal reihten, starrten sie wie gebannt auf den großen Bildschirm an der Wand.“ An der Stelle bin ich ein wenig über die Formulierung gestolpert. „sie alle sich“ klingt in meinen Ohren irgendwie unnötig kompliziert für den Satz. Spontan würde ich sowas wie „Während sich alle übrigen an der Theke“ vorschlagen. Das würde auch nochmal konkretisieren, dass nicht wirklich alle an der Theke sind, sondern auch noch auf den belegten Plätzen. (Oder gibt es nur um die Theke herum Barhocker und sonst keine Sitzmöglichkeiten? Wenn das der Fall sein sollte, dahingehend vielleicht mehr konkretisieren. Mein erstes Bild im Kopf war, dass es zwar ne Theke mit Barhockern gibt, aber auch noch ein paar bequeme Stühle am Rand des Raums)

    Allys Verhalten, als sie das Pokécenter betritt kann ich einerseits nachvollziehen, aber andererseits hätte ich mir auch ein bisschen mehr Empathie von ihr gewünscht. Sie sieht ja, dass alle sehr gebannt auf den Bildschirm gucken und dass da gerade ein Kampf im Gange ist. Sie hätte mit ihrer Frage auch noch nen kleinen Moment warten können, bis der aktuelle Kampf zu Ende ist. Da es sich um das sportliche Großereignis des Jahres handelt, sind Pokémonkämpfe vermutlich vergleichbar mit Fußball hierzulande. Da ich Fußball absolut uninteressant finde, kann ich verstehen, dass Ally nicht weiß, wann welches Turnier ist und es sie einfach null interessiert. Aber da es eben sportlich ein großes Ding ist, wird es in der Welt auch nicht ungewöhnlich sein, dass sich Menschen sehr dafür interessieren. Und mit diesem Backgroundwissen hätte sie vielleicht etwas feinfühliger an die Sache ran gehen können. Aber gut, ich kenn Ally bisher auch noch nicht wirklich und vielleicht ist das ja einfach Teil ihres Charakters.

    Ich freue mich für Ally, dass sie eine Trainerin gefunden hat, die sie auf ihrer Reise begleiten wird. Aber als Ally ihr antwortet, wirkt sie leider ein wenig wie ein trotziges Kind (was unter Umständen auch einfach daran liegen könnte, wie ich mir ihren Tonfall in dem Moment vorgestellt habe, aber ich erläuter mal, was mich dazu gebracht hat). Ihr wurde gerade gesagt, dass jemand seinen Traum aufgeben müsste, um sie auf ihrer Reise zu begleiten, anstatt sich für das Finaltunier zu qualifizieren. Und ihre Reaktion darauf ist zu sagen, dass diese Reise aber doch ihr Traum wäre. Das klingt in dem Moment so, als wäre ihr Traum wichtiger als die der anderen. Zumal sie als studentische Assistentin ein gewisses Alter haben müsste (bzw. einfach kein Kind/Jugendlicher mehr ist) und ich zutrauen würde weit genug zu denken, dass sie auch einfach diejenigen fragen könnte, die an der Qualifikation gescheitert sind.

    Nach dem Gespräch von Ally und der Trainerin schreibst du, dass Ally die Arme hoch reißt und „Juhu“ quitscht. Vielleicht hat Ally einfach einen sehr kindlichen Charakter, aber die Stelle wirkt trotzdem ein wenig überzogen. Die Reaktion erinnert mich etwas an die Reaktionen von Charakteren in Animes.

    Okay, also das Ende des Kapitels macht recht schön deutlich, dass es anscheinend zu Allys Charakter gehört, einfach direkt zu sagen, was ihr in den Kopf kommt. Allerdings wird gleichzeitig klar, dass Ally eigentlich sehr wohl ein empathischer Mensch ist und sich Gedanken um den anderen macht. Das erklärt ein Stück weit ihr Verhalten im vorherigen Teil des Kapitels, aber es wäre hilfreich gewesen, auch da ein wenig mehr von ihrer Innensicht geschildert zu bekommen. Dadurch wäre die Art und Weise wie sie in den einzelnen Situationen gehandelt hat, vermutlich etwas nachvollziehbarer gewesen.


    Also irgendwie hab ich das Gefühl, der Kommi klingt deutlich negativer, als er eigentlich sein sollte. Insgesamt war es ein schönes Kapitel und ich freue mich darauf, noch mehr von dir zu lesen. Es waren ein paar Dinge, die mich beim Lesen etwas rausgebracht haben, aber allesamt Sachen, bei denen ich auch unter Berücksichtigung des nullten Kapitels denke, dass du das eigentlich allgemein schon sehr gut kannst. Bin auf jeden Fall gespannt, was auf der Reise nach Brückental noch auf die beiden wartet.

  • Hallo Rainbow,

    vielen Dank für den Re-Kommi. Ich muss gestehen, Re-Kommis zu bekommen ist für mich das Schönste am Schreiben von Kommentaren. Es ist immer wieder aufs neue schön nochmal die Gedanken des Autors zu bestimmten Punkten im Kommentar zu hören.

    Hallo Caroit,


    vielen Dank für deinen neuen Kommentar. :saint:

    Ja, ich finde die Möglichkeit, mit der Leserschaft durch Kommentare in direkten Kontakt zu treten auch sehr interessant. So bekommt man ziemlich gut wichtiges Feedback, das einem sonst wahrscheinlich verwehrt bliebe.

    Allys Verhalten, als sie das Pokécenter betritt kann ich einerseits nachvollziehen, aber andererseits hätte ich mir auch ein bisschen mehr Empathie von ihr gewünscht. Sie sieht ja, dass alle sehr gebannt auf den Bildschirm gucken und dass da gerade ein Kampf im Gange ist. Sie hätte mit ihrer Frage auch noch nen kleinen Moment warten können, bis der aktuelle Kampf zu Ende ist.

    Ja, Ally ist schon ein anstrengender Mensch. Ihre Direktheit ist für mich definitiv ihre hervorstechendste Charaktereigenschaft, und nicht zwingend eine positive. Der Kapiteltitel "Invader" bezieht sich auch auf sie. :haha: Ich habe auf jeden Fall eine Entwicklung für sie als Figur während der Geschichte geplant, die sich damit auseinandersetzt.

    Daher freue ich mich sehr, dass Allys Art sehr deutlich für dich rübergekommen ist und nicht nur positiv gewirkt hat. Ally als aneckenden Menschen zu inszenieren, ohne, dass sie den Lesern zu sehr auf die Nerven geht, ist schon ein Drahtseilakt für mich beim Schreiben. Piepi


    Ich freue mich sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, mir deine Eindrücke zur Geschichte zu schreiben. Das hilft mir wirklich weiter, und ich finde, du hast ein sehr genaues Auge für kleine Details. :saint:

    Ich bin schon gespannt, was du vom kommenden Kapitel halten wirst, wenn Ally so richtig mit ihrer Quest loslegt. :haha:


    LG

    Rainbow Piepi

  • 2 – Unheimliche Begegnung



    Emerald starrte Ally mit offenem Mund an. „Also, unsere Mission sieht so aus aus. Und bitte, bitte korrigiere mich, falls ich falsch liege.“ Sie warf ihrer Begleiterin einen flehenden Blick zu. „Wir wandern durch die Naturzone, einen der gefährlichsten Orte des Landes, in dessen Innerem es von krassen Wetterumschwüngen und Pokémon, die spontan riesengroß werden können, wimmelt und finden, falls alles klappen sollte, auch noch Außerirdische, die uns womöglich an den Kragen wollen?“
    Ally nickte. „Genau.“
    „Sonst noch was?“
    „Ich denke nicht, nein.“
    Emerald legte den Kopf schief. „Warte mal, warum beginnst du deine Reise überhaupt von hier? Es gibt einige Bahnhofsstationen, die wesentlich näher am Brückental liegen.“
    Ally nickte. „Ja, aber ich musste unbedingt hierhin.“
    „Warum das?“
    Ally beugte sich verschwörerisch vor und flüsterte: „Hier in Claw City gibt es jemanden, den wir sehen müssen.“
    Emerald hob eine Augenbraue. „Und der wäre?“
    „Der Zeuge, der das Foto von Megalon geschossen hat.“
    „Und wo ist der?“
    Ally grinste verschmitzt. „Kennst du schon die Pokémon-Arena von Claw City?“

    Als die Sonne unterging und die Pflastersteine unter den letzten Strahlen blutrot zu glänzen begannen, betraten Ally und Emerald die Arena. Abends kamen nur noch die handvoll Herausforderer dran, die Lampenfieber hatten und vor möglichst wenigen Zuschauern kämpfen wollten.
    Während Emerald ihren Mantel fest um sich geschlungen hatte, trat Ally direkt an den Anmeldeschalter. „Hallo, wir suchen einen Mann namens Fred Ghastings. Arbeitet er heute?“
    Der Mann am Empfang trug die traditionelle Uniform der Arena und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Er starrte sie verwirrt an. „Entschuldigung, hier ist eigentlich die Anmeldung für den Kampf gegen Arenaleiter Roy.“
    Ally schüttelte heftig den Kopf. „Roy ist uns aber egal! Wir wollen Fred! Er hat die Aliens gesehen!“
    Der Mann am Empfang zuckte zurück. „Können Sie bitte etwas leiser sein? Sie stören die Gäste.“
    Die drei sahen sich kurz um. Im Empfangssaal war mittlerweile sonst keiner mehr.
    „Okay, vielleicht stören Sie nicht die Gäste. Aber Aliens? Was soll der Unfug?“
    Jetzt geriet Ally richtig in Fahrt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass es Aliens gibt! Und das Pokémon Megalon ist der Schlüssel dazu! Es kommt aus dem Weltall und wurde von den Außerirdischen hergeschickt!“
    „Das ist doch Blödsinn! Es gibt keine Aliens!“
    „Doch! Die gibt es! Und ich werde es beweisen!“
    Emerald hob kurz die Hand. „Also, ich glaube eigentlich auch nicht an Aliens.“
    Ally drehte sich zu ihr um. „Was? Warum nicht?“
    Emerald zuckte mit den Schultern und meinte: „Ich habe schonmal ein Megalon gesehen. Ich war eine Weile in Einall, auf dem amerikanischen Kontinent. Da leben die. Und Aliens habe ich da nicht gefunden.“
    Der Empfangsmann nickte. „Sehen sie! Hören Sie auf ihre Freundin!“
    Aber Ally ließ sich nicht aufhalten. „Ihr wisst aber schon, dass Megalon und sein Verwandter Pygraulon zum ersten Mal vor 50 Jahren auf der Erde aufgetaucht sind?“
    Der Empfangsmann gab nicht auf: „Aber es werden doch ständig neue Arten entdeckt!“
    „Schon, aber von so ziemlich allen werden später auch fossile Überreste gefunden, die beweisen, dass sie schon länger hier sind. Nur die beiden Alien-Pokémon haben keine Fossilien hinterlassen,“ konterte Ally.
    „Vielleicht, weil sie noch nicht gefunden wurden?“
    „Nein! Es gibt Aliens! Es muss! Und dieser Fred Ghastings wird mir alles über seine Begegnung mit ihnen sagen!“
    Dem Empfangsmitarbeiter rann eine Schweißperle die Stirn entlang.
    „Jetzt hör mir auf mit diesem Blödsinn! Ich werde euch nie verraten, wo Fred ist! Er hatte eine schwere Woche und will nicht belästigt werden!“
    In dem Moment ging hinten die Tür zum Kampffeld auf. Ein hochgewachsener Mann trat heraus. Sein kräftiger Teint wurde von den Farben seiner Sportjacke und eines knalligen Bandanas, das er um die Stirn gebunden hatte, noch unterstrichen.
    Er blickte zum Empfangsmann herüber. „Hey, Fred. Ich mache für heute Schluss. Ich muss dringend unter die Dusche. Ich fahre total auf die Sandsturm-Attacke ab, aber danach muss ich das Zeug immer ewig lange aus meinem Haar bekommen. Ich muss doch sexy aussehen für meine Selfies.“
    Ally zeigte mit dem Finger auf den Empfangsmann: „Aha! Du warst also die ganze Zeit über Fred! Du hast das Megalon fotografiert!“
    Sie drehte sich zu Emerald: „Wir haben Fred endlich gefunden.“
    Ihre Partnerin zuckte nur mit den Schultern.
    Jetzt schaltete sich auch der andere Mann ein: „Was macht ihr beiden hier? Seid ihr auf einem Date?“
    Emerald schüttelte den Kopf, während Ally antwortete: „Das ist doch kein Date! Ich hatte noch nie eine Beziehung! Hier geht es um etwas viel wichtigeres! Nämlich Aliens!“
    Fred schüttelte den Kopf: „Ich weiß schon, warum du noch nie eine Beziehung hattest.“
    Emerald prustete los, aber versuchte es mit einem Hüsteln zu tarnen, als sie merkte, dass alle anderen im Raum sie anstarrten.
    Der andere Mann kam zu ihnen herüber. „Ich bin Roy, der Arenaleiter hier. Und Fred hatte eine harte Woche, also solltet ihr ihm nicht so auf die Pelle rücken.“
    Ally, die mittlerweile halb auf dem Tresen saß, sprang auf und brachte etwas mehr Abstand zwischen sich und Fred. Dieser atmete erleichtert auf. Stattdessen wandte sich die schlaksige Frau an Roy: „Bitte, Roy, es ist sehr wichtig für mich, von Fred mehr über seine Begegnung mit dem Megalon zu erfahren!“
    Dieser zuckte mit den Achseln. „Da müsst ihr schon ihn überzeugen, nicht mich. Ich will nur, dass es meinem Bro gut geht.“
    Emerald ließ den Blick kurz von Roy zu Fred wandern. Mit offensichtlich gespielter Besorgnis in der Stimme flötete sie: „Geht es dir etwa nicht gut, Fred? Hast du Angst vor den Aliens?“
    Das war für den armen Mann zu viel: „Jetzt reichts aber! Ich habe keine verdammte Lust, darüber zu reden! Verschwindet!“
    Ally grinste triumphierend: „Ha! Wir müssen nicht verschwinden! Emerald hier ist nämlich da für die Arena-Challenge!“
    Jetzt wurde Allys Begleiterin knallrot. Sie knöpfte ihren Mantel auf. Darunter trug sie ein Trikot der diesjährigen Arena-Herausforderer. Während die weißen Shorts noch halbwegs passten, war der gleichfarbige Pulli ihr eine Größe zu klein, weshalb sie ihre Arme nur ungelenk bewegen konnte.
    Roy riss den Mund auf. „Das habt ihr doch aus `nem Second-Hand-Laden! Die Uniform passt ihr gar nicht!“
    Fred schaltete sich wieder ein: „Davon abgesehen braucht sie sieben Orden der Galar-Region um hier antreten zu dürfen.“
    Ally nahm eine Hand vor den Mund: „Verdammt, Fred, du bist uns überlegen.“
    Emerald suchte im Trikot nach einer bequemen Position für ihre Arme. „Ich habe dir gesagt, dass das schiefgeht,“ murrte sie.
    Roy nickte seinem Freund zu. Der Arenaleiter hatte einen Pokéball aus der Hosentasche gezogen. „Was sagst du? Soll ich die beiden rauswerfen?“
    Fred dachte kurz nach. „Weißt du was, das jetzt etwas Persönliches für mich geworden. Wollen wir den beiden in einem Tag-Team-Match zeigen, was die Trainer von Claw City draufhaben?“
    Roy grinste. „Ich muss zwar eigentlich diesen Luxus-Körper hier reinigen.“ Dabei zog er seine Sportkleidung hoch und offenbarte seine glänzenden und durchtrainierten Bauchmuskeln. „Aber für dich schwinge ich mich noch einmal in die Arena.“
    Er nickte Ally und Emerald zu. „Was sagt ihr? Wir gewinnen, und ich darf diese gesamte Geschichte auf so vielen Social Media-Kanälen ausschlachten, wie ich will.“
    Emerald zuckte nur noch mehr in ihrem unbequemen Trikot zusammen.
    Roy fuhr fort: „Und falls ihr gewinnt, erzählt euch Fred, was er weiß. Und hat danach endlich wieder seine Ruhe.“
    Fred nickte zustimmend. Emerald starrte kurz an sich herunter, aber nickte dann ebenfalls. „Okay, wenn es nicht anders geht.“
    Nur Ally war plötzlich ganz still. „Also, ich bin eigentlich keine richtige Pokémon-Trainerin.“
    Emerald starrte sie an. „Ich wusste, dass ich als Geleitschutz in die Naturzone mitkommen soll, aber das? Hast du denn überhaupt ein Pokémon?“
    Ally nickte. „Ich habe meinen Telli.“
    Fred konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. „Tja, jetzt musst du beweisen, wie sehr du zu deinen Aliens willst!“
    Emerald nickte ihrer Begleiterin zu. „Keine Sorge, wir schaffen das. Ich habe schon unter härteren Bedingungen gekämpft.“
    „Welche denn?“
    Emerald grinste und entblößte dabei ihre Zähne. „Unter Einsatz meines Lebens.“

  • 3 – Angriff



    Der Kampfplatz verfügte über den gleichen Bodenbelag wie das Basketballfeld, auf dem Ally an der Universität ein einziges Mal versucht hatte, sich sportlich zu betätigen. Er war nicht ganz so hart wie Beton, aber trotzdem vollkommen stabil. Allerdings waren von den vielen Kämpfen der letzten Tage überall Risse im Boden und eine leichte Sandschicht bedeckte alles. Es knirschte unter Allys Füßen, als sie sich gemeinsam mit Emerald auf einer Seite des großen ovalen Felds aufstellte, während Roy und Fred zum anderen Ende gingen.
    Emerald wandte sich an an ihre Begleiterin: „Okay, ich habe ein starkes Pokémon dabei, ein Pandagro. Was hast du?“
    „Ich habe nur ein Pokémon, Telli, ein Maritellit.“ Sie zog einen Pokéball aus ihrer Jackentasche und drückte auf den Auslöseknopf in der Mitte. Die Sphäre teilte sich, und mit einem Lichtblitz und einem Zischen baute sich ein Käfer-Pokémon auf. Es war keinen halben Meter hoch und der Kopf, der die Form einer umgedrehten Scheibe mit Antennen hatte, nahm davon über die Hälfte ein. Der restliche Körper, aus dem zwei verkümmerte Arme und Beine herausragten, war darunter kaum zu sehen. Mit seinen blassen Augen starrte es zu ihnen hoch.
    Emerald starrte zu ihm nach unten. „Okay, das ist definitiv ein Pokémon. Kann es sich überhaupt bewegen?“
    „Mit seinen psychischen Fähigkeiten kann es ein wenig schweben. So bewegt es sich. Und es nimmt alle Bewegungen in einem großen Radius wahr.“
    Emerald nickte. „Perfekt. Dann übernehme ich das Kämpfen, und du schaust, dass sich Telli mit seinen Fähigkeiten aus der Schussbahn hält. Dann passiert ihm nichts und ich beende es schnell.“
    Ally nickte ihr dankbar zu.
    Emerald zog drei Pokébälle aus ihrer rechten Manteltasche. Einer war das typische rot-weiße Standardmodell, die anderen hatten eine dunkelbraune Färbung mit gelben Streifen. Das waren stärkere Varianten, die Hyperbälle. So einen behielt die Frau mit den grün gefärbten Haaren zurück, die anderen wanderten wieder in ihre Tasche. Sie drückte nun auf den Knopf und aus dem Ball brach mit lautem Brüllen ein Pandagro hervor. Diese Bestie stand auf zwei Beinen und hatte die beiden Arme zu Fäusten geballt. Sie war von dichtem Fell bewachsen, welches an manchen Partien weiß und an anderen schwarz war. Um die Augen war das Fell pechschwarz, weshalb man die tiefliegenden Augen kaum erkennen konnte. Das verlieh dem Pokémon ein noch bedrohlicheres Aussehen. Pandagro überragte die sogar Emerald, welche ihrerseits einen halben Kopf größer als die ebenfalls nicht kleine Ally war.
    Diese starrte das Pokémon mit offenem Mund an: „Das sieht ja aus wie ein Panda!“
    Emerald runzelte die Stirn. „Was ist denn ein Panda?“
    „Na, ein Tier!“
    „Puh, ich kenne kaum Tiere. Davon gibt es sehr wenige, oder?“
    „Ja, aber an der Universität gibt es ein paar Abhandlungen über Tiere. Darin war ein Foto von einem Panda.“
    Fred und Roy schienen genug vom Warten zu haben. Fred ergriff das Wort und rief über das Kampffeld hinweg: „Seid ihr bereit? Jeder Trainer darf genau ein Pokémon einsetzen. Sobald beide Pokémon eines Teams nicht mehr kämpfen können oder die Trainer aufgeben, ist der Kampf vorbei. Okay?“
    Ally nickte langsam, und Emerald hob einen Daumen als Zeichen, dass sie verstanden hatte. An Ally gewandt meinte sie: „Keine Sorge, Goro und ich übernehmen die beiden. Dann sind wir hier in fünf Mintuen weg.“
    Ally lächelte ihrer Begleiterin zu.
    Fred entfesselte ein Pokémon, das wie ein vierbeiniger Haufen Geröll aussah, aus dem stellenweise spitze rote Kanten herausragten.
    „Ein Brockoloss,“ murmelte Emerald.
    Roy holte weit aus und warf seinen Pokéball direkt in die Mitte des Kampffelds. Hervor kam ein Pokémon, das wie ein mit glänzendem Metall überzogener Dinosaurier aussah. Es stand auf zwei gedrungenen Beinen und verfügte über zwei kurze, aber ebenfalls metallisch glänzende Arme. Es hatte einen recht langen Hals, aber war trotzdem nicht ganz so groß wie Emeralds Pandagro.
    Ally zeigte mit dem Finger darauf: „Den kenne ich! Der war doch im Pokémon-Center im Fernsehen!“
    „Stimmt, das ist sein Duraludon.“
    Roy grinste und rief zu ihnen herüber: „Legen wir endlich los! Duraludon, Attacke!“
    Er zeigte auf Pandagro und sein metallisches Ungeheuer setzte sich in Bewegung.
    Emerald besah sich kurz die Konstellation auf dem Kampffeld. „Brockoloss ist so ungefähr das langsamste, was es gibt. Schau einfach, dass sich dein Telli von ihm fernhält. Ich besiege Roy, dann knöpfe ich mir den Steinhaufen vor.“
    „Alles klar!“
    Emerald tippte Pandagro auf die Schulter und zeigte in Richtung des anstürmenden Duraludon. „Schlag zu, Goro!“
    Goro setzte sich brüllend in Bewegung. Mit mächtigen Schritten stampfte es auf den Gegner zu und holte aus. Ally sah, welche großen Muskelpakete sich unter dem dicken Fell bewegten. Duraludon hatte den Kopf und den langen Hals gesenkt. Für etwas, das wie mit Stahl überzogen aussah, bewegte es sich überraschen flink. Als die beiden Kontrahenten in Reichweite waren, rammte es seinen Kopf direkt in den Bauch des Pandagro. Dieses atmete keuchend aus, aber ließ dennoch seinen Arm mit voller Wucht auf den Rücken des Gegners krachen. In Duraludons Körper blieb eine sichtbare Delle zurück, aber es presste sich weiterhin mit dem Kopf gegen seinen Gegner.

    Fred nickte seinem Brockoloss zu und die steinernen Gliedmaßen schienen sich zusammenzuziehen. Ally behielt es genau im Blick, damit es keinen Überraschungsangriff startete. Es bewegte sich nicht vom Fleck, doch nach wenigen Sekunden gab es einen lauten Knall und es schien eine überraschend große Menge an Sand aus dem Körper abzufeuern.
    Emerald schrie ihrer Partnerin zu: „Schütz deine Augen, es setzt einen Sandsturm frei!“
    Ally bedeckte ihre Brille mit einem Jackenärmel und schloss die Augen. Sie spürte, wie die winzigen mineralischen Körner an ihrer Haut kratzten.
    „Was machen wir jetzt?“
    Obwohl sie keine zwei Meter voneinander entfernt standen, musste Emerald sehr laut rufen, um bei dem Tosen hörbar zu sein: „Öffne jetzt vorsichtig die Augen. Die ersten Sekunden sind die schlimmsten.“
    Ally senkte ihren Ärmel und öffnete langsam die Augen. Es stimmte, sie konnte zwar kaum was erkennen, aber es war zumindest möglich, die Augen einen Spalt breit zu öffnen. Sie erkannte immerhin noch die kleine Gestalt von Telli vor ihr.
    Emerald knurrte leise, dann hob sie wieder die Stimme: „Goro, benutze den Hammerarm!“
    Angestrengt starrte die Frau in den Sturm, aber abgesehen vom Geschrei der beiden kämpfenden Pokémon war nichts zu hören. Auch die Befehle der gegnerischen Trainer waren nicht zu verstehen.
    Ally sah zu ihrem eigenen Pokémon herüber. Telli hatte zu zittern begonnen. „Was ist denn los, Telli?“
    Das kleine Käfer-Pokémon drehte seinen Kopf nach links und wandte den Blick nicht mehr ab.
    „Ist da etwas?“
    Plötzlich erkannte auch Ally schemenhaft die steinerne Gestalt, die sich während des Sturms langsam genähert hatte. Das Brockoloss wollte kämpfen.
    Ally starrte es an, während das Pokémon wie in Zeitlupe eines seiner steinernen Vorderbeine hob.
    „Telli, weich aus!“ Das musste sie nicht zweimal sagen.
    Das Maritellit zuckte kurz zusammen und katapultierte sich mit seinen Kräften einen Meter weg vom Gegner und direkt vor Emeralds Beine. Brockoloss´Angriff ging ins Leere, aber riss ein beachtliches Loch in den Arenaboden.
    Emerald starrte herunter auf den vor ihr liegenden Käfer. Dann nach links zum sich nähernden Brockoloss.
    Sie schrie, so laut sie konnte: „Goro, sofort zurück!“
    Einige Sekunden war nichts außer dem herumwirbelnden Sand zu hören, dann tauchte Goro vor ihr auf. Er hinkte leicht und hielt den Oberkörper etwas gekrümmt, aber schien keine großen Verletzungen davongetragen zu haben. Emerald nickte in Richtung des Brockoloss. Goro war mit zwei Schritten an Telli vorbei und rammte seine linke Faust in das, was wahrscheinlich das Gesicht des lebenden Steinhaufens war. Ein lautes Knacken zeigte an, dass die Panzerung im Gesicht der Faust nicht widerstanden hatte. Als Goro seine Hand zurückzog, starrten Emerald und Ally den Steinhaufen lange an. Er war etwas in sich zusammengesunken, aber hob und senkte sich sehr langsam.
    „Knockout,“ sagte Emerald. „Jetzt gibt es nur noch das Metallmonser. Das lauert irgendwo im Sandsturm.
    Ally dachte kurz nach. „Meinst du, Telli kann deinem Pokémon zeigen, aus welcher Richtung es angreifen muss?“
    Emerald lächelte. „Das könnte klappen.“ Emerald tippte Goro zwei mal mit der flachen Hand auf die Schulter und deutete dann auf Telli. Goro schnaubte kurz und hob den kleinen Käfer überraschend vorsichtig hoch. Er setzte ihn auf seine Schultern. Emerald deutete nun in den Sandsturm und wiederholte ihren Befehl von vorhin.
    „Setz die Hammerfaust ein, okay?“
    Goro schnaubte erneut und bewegte sich dann am Rand des Kampffeldes entlang in Richtung des Sandsturms, während Telli mit einem seiner kurzen Arme die Richtung wies.
    Emerald wandte sich an Ally: „Das war eine gute Idee. Wenn sich der Gegner nicht direkt vor seinem Trainer befindet, könnten wir ihn ausschalten, bevor sie weiter eingreifen können.“
    „Das wäre perfekt!“
    Beide Frauen lauschten in den Sandsturm. Ein blecherner Knall war zu hören. Goro hatte das Duraludon erwischt. Danach hörten sie undeutlich Roy etwas rufen.
    Emerald schüttelte den Kopf. „Mist. Der Trainer hat es bemerkt. Schauen wir mal, was er als nächstes macht.“
    Kurz war nichts neues zu hören, dann begann der Boden leicht zu beben. Goro kam zurückgeeilt, mit Telli immer noch auf den Schultern. Es keuchte schwer. Emerald tätschelte ihm kurz die Wange.
    Das Beben hörte nicht auf und Emerald sagte: „Ich hoffe, das ist nicht dieses Dynamax, auf das hier alle so abfahren.“
    „Was ist denn Dynamax? Meinst du das Phänomen der temporären Gigantomorphose, das in manchen Gegenden der Galar-Region auftritt?“
    Bevor Emerald etwas auf diese nerdige Aussage erwirdern konnte, rammte eine riesige metallene Säule einige Meter vor Goro direkt in den Boden. Bei genauerem Hinsehen war zu erkennen, dass es ein Bein des nun riesigen Duraludon war.
    Emeralds Blick wanderte zum gewaltigen Metallbein, dann daran hinauf in die Höhe. Am Schluss sah sie hinüber zum keuchenden Goro.
    „Wir haben nur eine Chance. Das Ding ist zu groß. Im Fernsehen hielt diese Form immer nur für ein paar Minuten an, aber die haben wir nicht. Wenn es unsere Pokémon auch nur einmal erwischt, ist der Kampf vorbei.“
    Ally packte ihre Partnerin am Arm. „Das geht nicht! Telli darf nichts passieren! Er hat noch nie gekämpft!“
    Emerald griff kurz in Richtung von Allys Arm, aber schüttelte ihn dann nicht ab. Ein weiteres kurzes Beben erschütterte den Boden und danach hob sich das sichtbare Bein. Als es wieder zu Boden prallte, gab es noch eine Erschütterung.
    „Wir müssen das Teil zu Fall bringen. Dann erledigt die Schwerkraft den Rest und es kommt nicht mehr hoch. Dadurch gewinnen wir.“
    „Okay, perfekt. Und wie stellen wir das an?“
    Emerald deutete auf das sichtbare Metallbein. „Wenn sich das Duraludon bewegt, hebt es immer nur ein Bein auf einmal. Wenn wir genau in dem Moment das zweite Bein umhauen, sollte es klappen.“
    Ein weiteres Beben war zu hören. Dann erhob sich wieder das sichtbare Bein und verschwand im Sandsturm.
    Emerald wandte sich zu Ally um. Sie blickte ihr direkt in die Augen. „Dein Telli muss Goro den Weg weisen. Wenn er seine ganzen Energiereserven nutzt, kann er im richtigen Moment den Gegner zu Fall bringen. Und wenn das passiert, laufen wir was das Zeug hält, denn ich will nicht von dem Riesending begraben werden.“
    Ally starrte sie an. „Kann das denn passieren?“
    Emerald zuckte mit den Schultern. „Nicht absichtlich, aber hin und wieder verletzen sich auch die Trainer.“
    Ally schluckte. Dann wandte sie sich an ihr Pokémon. Sie deutete in den Sandsturm und sagte: „Geh zum Bein.“
    Telli wandte den Blick sofort ab und starrte in den Sandsturm. Ein weiteres Stampfen dröhnte durchs Stadion und übertönte sogar den Sandsturm, der nun nicht mehr so schlimm war wie am Anfang.
    Emerald nickte Goro zu. Sie formte ihre rechte Hand zu einer Faust. Ihr Pokémon nickte und setze sich in Bewegung.
    Emerald deutete auf Allys Hand, die immer noch an ihrem Ärmel hing. Sie sagte: „Halt dich gut fest. Sobald es umkippt, müssen wir in die andere Richtung abhauen.“
    Ally umklammerte ihre Partnerin noch fester und nickte. Beide Frauen hielten gespannt den Atem an. Ein weiteres Stampfen ertönte. Dann gab es den bisher lautesten metallischen Knall und von weit über ihren Köpfen jaulte das Duraludon auf. Sein riesenhafter Umriss schwankte bedrohlich und war immer deutlicher zu sehen. Der Sandsturm war nicht mehr stark.
    Als Ally und Emerald das Pokémon endgültig zu sehen bekamen, verschlug es ihnen die Sprache. Es war weit über 30 Meter groß. Wie in Zeitlupe kippte es nach vorne und zur rechten Seite weg.
    Ally zog Emerald mit sich und sie rannten los. Sie blieben erst stehen, als sie sahen, wie der lange Hals mit dem gedrungenen Kopf des Pokémon zu Boden krachte und liegen blieb. Der Sandsturm hatte sich ebenfalls gelegt.
    Nicht weit von sich sahen die beiden, wie Roy Fred ebenfalls zur Seite gezogen hatte. Das Brockoloss war schon lange ausgeknockt. Goro war zu Boden gesunken. Er hatte sich völlig verausgabt. Nur das Maritellit saß auf dessen Bauch und hatte, abgesehen von den umherfliegenden Sandkörnern, keinen Schaden erlitten.
    Ally stürmte aufs Feld zu ihrem Pokémon und umarmte es. „Telli, du hast es geschafft!“
    Der Arenaleiter Roy starrte sein zusammenschrumpfendes Duraludon an. „Wow, das hat heute noch keiner geschafft,“ meinte er und klopfte Fred auf die Schulter. Der nickte nur.
    Ally bemerkte die beiden und stürmte auf sie zu: „So, wir haben gewonnen! Ihr wisst, was das bedeutet!“
    Roy antwortete: „Kein Social Media?“
    Sie ignorierte ihn und zeigte mit dem Finger auf seinen Partner: „Fred, es ist Zeit zu reden!“

  • 4 – Zeichen



    Das Kampffeld der Arena von Claw City lag in Trümmern. Ein gutes Drittel des Feldes, auf das das gigantische Duraludon gestürzt war, war komplett durchgebrochen. Nun, wo das Pokémon wieder auf seine Standardgröße zusammengeschrumpft war, konnte man unter dem Bodenbelag und dem ganzen Sand die bloße Erde sehen.
    Abgesehen von Allys Maritellit lag Emeralds Pandagro keuchend auf dem Boden, Freds Brockoloss war bewusstlos in sich zusammengesunken und Duraludon sah auch nicht aus, als ob es an dem Abend nochmal aufstehen würde. Den anwesenden Trainern ging es optisch nicht viel besser. Alle waren vom Sand zerkratzt und sahen von oben bis unten verstaubt aus.
    Ally schien das als einzige nicht zu stören. Sie interessierte sich nur für eines: „Fred, ich habe den Bericht über deinen Pokémon-Fund in der Naturzone gelesen. Außerdem habe ich das Beweisfoto gesehen!“ Bei diesen Worten zog sie aus ihrer Jacke ein kleines Foto und hielt es Fred und Roy, der neben seinem Kollegen stand, hin.
    Emerald, die gerade den Bauch ihres Goro abgetastet hatte, stand auf und kam ebenfalls herüber, um das Foto zu sehen. Nach einigen Sekunden intensiven Starrens sagte sie: „Also, das ist auf jeden Fall ...“
    „extrem verschwommen,“ beendete Roy den Satz. Fred starrte wie gebannt auf das Foto. Er sagte nichts.
    Auf dem Bild war im Nebel schemenhaft eine riesige Gestalt zu erkennen. Sie schien einen überproportionierten Kopf zu besitzen und hatte zwei Arme. An den Enden der Arme, wo bei Menschen Finger gewesen wären, leuchteten verschiedene Farben durch die wabernde Nebelmasse wie Scheinwerfer.
    Roy ergriff wieder das Wort: „Wow, Fred, hast du dieses Foto geknipst? Da hast du bei deinem Ausflug vor paar Tagen aber echt was erlebt!“ Der Arenaleiter grinste. „Wobei ich ehrlich sagen muss, dass das Foto verschwommener ist als meine ersten Selfies.“
    Freds Lippe begann zu zittern. Eine Schweißperle rutschte ihm über die Stirn, aber er schwieg weiterhin. Emerald stellte sich vor ihn und schnippte unbeholfen mit den Fingern, doch Freds Blick war ganz glasig geworden. Ally sah ihn stirnrunzelnd an: „Da stimmt etwas nicht.“
    Roy packte seinen Freund an der Schulter: „Fred, was ist los?“
    Ein Speicheltropfen lief Fred aus dem Mund und das Kinn hinunter, wo er auf den sandigen Boden tropfte. Emerald kniff die Augen zusammen. Dann sah sie zu Roy herüber. „Das habe ich schonmal gesehen. Du vielleicht auch, Roy.“
    Ally starrte sie an: „Was? Was hat er denn?“
    Roy musste Emeralds Worte kurz verarbeiten. Dann: „Du hast Recht, das habe ich auch mal gesehen. Als eine Psycho-Attacke ihr Ziel verfehlt und einen Menschen erwischt hatte.“
    Emerald nickte. „Fred hat wohl irgendwas abbekommen.“
    Ally senkte das Bild langsam. Freds Blick schien dem Foto vage zu folgen. „Warum ist er dann erst jetzt so? Er war doch vor mehreren Tagen in der Naturzone, oder?“
    Roy nickte. „Ja, er ist schon vorgestern am Abend zurückgekommen. Ich habe auch gar nicht mitbekommen, dass er irgendeinen Bericht geschrieben und verschickt hätte. Das muss er also noch vorher gemacht haben.“
    Der Trainer starrte auf seinen Freund: „Aber das wichtigste ist jetzt, ihn ärztlich versorgen zu lassen.“
    Emerald nickte. „Was ist hier näher, ein Pokémon-Center oder ein Krankenhaus?“
    Roy packte einen Arm seines Freundes und zog ihn sich über die Schulter: „Das nächste Pokémon Center können wir in fünf Minuten erreichen.“
    Emerald ging auf die andere Seite von Fred und nahm seinen anderen Arm. „Dann los.“


    Als sie kurz darauf im Pokémon-Center ankamen, war die Sonne lange untergegangen. Die Spätschicht dort hatte ein junger Mann. Als er Roy sah, lächelte er ihn zunächst schüchtern an, doch nachdem er erkannte in welchem Zustand dessen Begleiter war, wurde er sofort professionell: „Hat Ihr Freund eine Psycho-Attacke abbekommen? Wie lange ist es her?“
    Während er das sagte, zog er eine Schiebetrage aus einem kleinen Nebenzimmer.
    Ally ergriff das Wort: „Scheinbar hatte er vor zwei oder drei Tagen einen Unfall in der Naturzone.“
    Der Arzt bugsierte Fred mithilfe von Roy und Emerald auf die Trage. Freds Blick war starr nach oben gerichtet, aber er sabberte nicht mehr. Während Roy dem Arzt mit zitternden Händen erklärte, dass Fred sich die letzten Tage scheinbar normal verhalten hatte, bis er vorhin das von ihm selbst geschossene Foto zu sehen bekommen hatte, zog Ally Emerald ein wenig beiseite.
    „Ich wusste gar nicht, dass in Pokémon-Centern auch Menschen behandelt werden,“ meinte sie mit Blick auf den Arzt und die eindeutig für menschliche Proportionen ausgelegte Schiebetrage. Emerald nickte. „Das sind sie auch nicht vorrangig. Es gibt aber eine Notfallausrüstung, für den Fall, dass ein Trainer sich bei einem Kampf oder in der Wildnis verletzt und es nur bis zum Pokémon-Center schafft.“
    Ally starrte auf Freds reglosen Körper. „Ist das Leben als Trainer so gefährlich?“
    Emerald sah ihre Partnerin aus ihren dunklen Augen an. Das Gesicht der Trainerin war schwer zu lesen. „Statistisch gesehen verletzten sich Menschen öfter und schwerer beim Boxen als bei Pokémon-Kämpfen.“
    „Ach so?“
    „Ja, und die Kämpfe sind auch stark reglementiert. Es passiert selten, dass ein Pokémon einen tatsächlichen Knockout erleidet. Meist verbraucht eines zuerst seine Kräfte und kann nicht mehr kämpfen.“
    Emerald sah zu Fred hinüber. „In der Wildnis kann natürlich schon eher etwas schiefgehen. Gerade, wenn man alleine unterwegs ist. Man sollte ja auch zum Beispiel nicht alleine Berge besteigen. Und wenn dann noch gefährliche Pokémon in einem Gebiet leben ...“
    Sie beendete den Satz nicht, aber Ally war klar, was sie meinte. Sie griff vorsichtig nach der Hand der grünhaarigen Trainerin. „Werden wir in der Naturzone zurechtkommen?“
    Emerald zuckte bei der Berührung kurz zusammen, aber ihre Stimme ließ keine Zweifel aufkommen: „Ich mache mir keinerlei Sorgen wegen der Naturzone. Ich passe auf dich auf.“
    Ally nickte. Währenddessen hatte der Doktor ein Pokémon zuhilfegerufen. Auf seinen beiden Beinen stehend war es nur einen knappen Meter hoch. Der Körper war von schwarzem Fell bedeckt und es hatte zwei kleine Hörner auf dem Kopf. An Roy gewandt erklärte der Arzt: „Dieses Servol wurde speziell trainiert, um Schaden von Psycho-Attacken zu erkennen.“
    Roy starrte auf das pelzige Pokémon hinunter. „Kann es Fred auch heilen?“
    Der Arzt schüttelte den Kopf. „Es gibt momentan höchstens ein paar erste experimentelle Forschungsprojekte über den Einsatz von Psycho-Pokémon in der Traumabewältigung. Der menschliche Verstand ist zu delikat, als dass wir einfach ein Pokémon darauf loslassen könnten.“
    Roy nickte, und Ally trat mit Emerald näher zu ihnen heran. Roy schien ihre Anwesenheit genauso wenig zu bemerken wie Fred es tat. Der Arzt wandte sich an die beiden Frauen: „Der Patient wird über Nacht hierbleiben. Wir werden seinen Zustand überwachen und ihm ein paar Medikamente verabreichen, die helfen, eine derartige Attacke schneller wieder zu verarbeiten.“
    Ally wandte sich an Roy: „Und was machst du jetzt?“
    Roy löste den Blick von seinem Kollegen. Seine Augen glänzten ein wenig. „Ich werde zu Fred nach Hause gehen und ein paar Umziehsachen für ihn holen. Danach komme ich zurück und bleibe hier.“
    Er dachte kurz nach. „Ihr könnt morgen Vormittag nochmal vorbeikommen. Falls Fred bis dahin aufgewacht ist, kann er uns vielleicht erzählen, was ihm zugestoßen ist.“
    Ally sagte: „Das wäre perfekt. Danke.“
    Der Arzt und das Servol verfrachteten Fred in ein für Menschen geeignetes Krankenzimmer.
    Emerald versuchte, Roy unbeholfen auf die Schulter zu klopfen. Es hätte aufmunternd wirken sollen, klappte aber nicht. Sie mied den Blickkontakt zu ihm und sagte: „Es tut mir Leid wegen Fred. Ich hoffe, morgen geht es ihm besser. Nicht wegen irgendwelcher Aliens.“
    Roy blickte ebenfalls weg. Als er antwortete, klang seine Stimme ganz erstickt: „Danke. Ihr wolltet ihn ja nicht verletzten. Ich habe ehrlich keine Ahnung, was für eine Scheiße ihm da in der Naturzone widerfahren ist.“


    Ally und Emerald verließen das Pokémon-Center in die eine, Roy in die andere Richtung. Ally blickte zu ihrer Begleiterin auf. „Wo schlafen wir heute?“
    „Du hast keine Übernachtungsmöglichkeit?“
    Ally schüttelte den Kopf. „Ich dachte irgendwie, dass wir heute schon in die Naturzone kommen würden.“
    „Aber du hast auch kein Zelt oder so was.“
    „Ich dachte, dass würde sich schon irgendwie organisieren lassen.“
    Emerald seufzte: „Eine Bezahlung brauche ich eh nicht zu erwarten.“
    „Ich habe meine ganzen Ersparnisse bereits ausgegeben für diese Mission.“
    Emerald sah ihrer Partnein im Vorbeigehen in die Augen: „Okay, aber ich bekomme als Bezahlung alle kostbaren Gegenstände, die wir in der Naturzone finden.“
    Als sie merkte, dass Ally zum Reden ansetzte: „Außer allem, was als Beweis für Aliens dient.“
    Ally nickte. „Du kennst mich schon echt gut.“
    Emerald grinste: „Du bist nicht sehr kompliziert.“
    „Das ist was Gutes, oder?“
    Emerald grinste immer noch: „Definitiv.“
    Ally grinste zurück. „Und wo übernachten wir jetzt?“


    Als Sie die Herberge betraten, in der Emerald abgestiegen war, stellte Emerald Ally der Frau am Empfang als ihre Freundin vor. Die Empfangsdame lächelte sie nur an: „Alles klar, Emmi. Schlaft gut.“ Während sie Ally und Emerald hinterherwinkte, schlackerte ein Armband in Regenbogenfarben an ihrem Handgelenk. Ally kicherte in Richtung ihrer Begleiterin, die den Blickkontakt strengstens vermied. Als Sie Emeralds kleines Zimmer betraten, setzte Emerald an: „Sorry wegen...“
    „Emmi!“
    „Was?“
    „Ist Emmi dein Spitzname?“
    Emerald starrte sie an. Das Zimmer hatte überall kitschige Deko in Regenbogenfarben und Rosa. Sie deutete ins Zimmer hinein: „Ist dir egal, dass ich in einer explizit queerfreundlichen Herberge schlafe?“
    Ally schien den Raum jetzt erst wahrzunehmen. „Ist doch egal! Darf ich dich auch Emmi nennen?“
    „Nicht in hundert Jahren.“


    In der Nacht durfte Ally im Bett schlafen, Emerald hatte eine Luftmatratze aufgeblasen und sich darauf zusammengerollt. Egal, wie oft Ally einwandte, dass sie kein Problem damit hätte, sich das Bett zu teilen.
    Am nächsten Morgen putzte Ally sich schnell die Zähne, während Emerald ein paar Tabletten einnahm. Als sie bemerkte, dass Ally das sah, sagte sie: „Mein Körper macht sonst Probleme.“
    Ally zuckte nur mit den Achseln.
    Emerald bürstete noch gründlich ihr Haar. Ally ließ ihre kurzen Locken einfach wie sie waren und die beiden brachen auf ins Pokémon-Center.


    Als sie dort ankamen, war Roy bereits da. Den Augenringen in seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte er kein Auge zugetan. Er hob eine Hand zum Gruß. „Hey.“
    Emerald hob ebenfalls eine Hand, Ally winkte ihm zu.
    „Fred schläft leider.“
    Ally seufzte. „Geht es ihm wenigstens besser?“
    Jetzt konnte Roy ein Lächeln zustande bringen: „Ja, sein Zustand ist stabil, und er ist sogar für ein paar Minuten aufgewacht in der Nacht. Er kann sich seltsamerweise an nichts konkretes erinnern. Weder an seine Wanderung in die Naturzone, noch die Begegnung mit dem Megalon oder seine Rückkehr.“
    Ally schluckte: „Krass.“
    Roy zog ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Trainingsjacke, die er seit gestern nicht ausgezogen hatte. „Ich habe das hier in seiner Wohnung gefunden. Hier ist seine Reiseroute zum Brückental aufgezeichnet. Da war Fred sehr gründlich.“
    Ally wollte danach greifen, doch er hielt sie Emerald hin: „Fürs Kartenlesen bist du zuständig, oder?“
    Emerald nickte. Ally nickte ebenfalls: „Stimmt! Das macht Emmi!“

  • 5 – Ankunft



    Im nördlichen Teil der Naturzone herrschte klarer Himmel. An der Grenze zur Stadt befand sich das sogenannte Claw-Plateau. Von dieser Hochebene aus hatten Ally und Emerald eine fantastische Aussicht über die tieferliegenden Teile der Naturzone. Staunend betrachteten sie die riesigen abfallenden Wiesen, auf denen sich verschiedene Herden von Pokémon tummelten.
    „Wow! Das ist ja der Ober-Hammer!“, brüllte Ally.
    „So was habe ich echt noch nie gesehen,“ meinte Emerald.
    „Okay, genug geschaut. Wo geht`s lang?“
    Emerald zog die Karte hervor und faltete sie auseinander. Mit dem Finger zeigte sie auf den oberen Teil. „Wir sind hier im nördlichsten Teil der Naturzone. Unsere Route führt uns in einer mehr oder weniger geraden Linie nach Süden ins Zentrum. Dort befindet sich das Brückental.“
    Ally folgte der Linie, die Emerald während dem Sprechen auf der Karte nachzog, mit ihrem Blick.
    „Und wo kommen wir überall durch?“
    „Das ist der etwas kompliziertere Teil. Hier auf dem Claw-Plateau ist es noch leicht, aber im Tal liegt der Sandsturmkessel. Dem Namen nach vermute ich, dass das ein eher ungemütlicher Ort ist.“
    Die beiden Frauen blickten von der Karte auf und starrten nach Süden. Am Rand ihres Sichtfelds schien dort die grüne Farbe der Felder zu verblassen.
    Ally zuckte mit den Schultern. „Na, da müssen wir eben durch.“
    Emerald nickte. „Stimmt, legen wir los.“


    Während der nächsten Stunden wanderten Ally und Emerald konstant hinab in Richtung des riesigen Talkessels. Die Sonne wärmte sie und trotz der relativen Höhe war auch der Wind recht lau. Den größeren Pokémon-Herden konnten sie leicht aus dem Weg gehen, da sie hauptsächlich friedlich grasten. Während Emerald ihren großen Reiserucksack geschultert hatte, trug Ally ein alltagstauglicheres und deutlich kleineres Modell.
    Um die Mittagszeit entschieden sie, eine Pause einzulegen. Emerald nickte in Richtung von Allys Rucksack: „Und welche wichtigen Sachen hast du mitgebracht?“
    Ally öffnete ihn und kippte den Inhalt aufs Gras. Heraus fielen ein großes Notizbuch und mehrere Stifte, ein leerer Geldbeutel, etwas Ersatzkleidung in einer Plastiktüte und eine Hand voll Pokébälle. Auf diese zeigte Ally voller Stolz: „Ich habe vorgesorgt, siehst du?“
    Emerald zog eine Augenbraue hoch: „Ich sehe, dass du nicht so unwichtige Dinge wie Essen oder Getränke besorgt hast.“
    Ally nickte: „Ich bin fest davon ausgegangen, dass du das hast.“
    Emerald zuckte mit den Schultern und sagte: „Habe ich auch. Die Pokébälle sind für die Außerirdischen?“
    Ally lachte: „Nicht doch! Aliens kann man nicht mit einem Pokéball fangen!“
    „Und das Megalon?“
    „Also, Megalon ist ein Pokémon. Und das kann man schon mit einem Pokéball fangen. Ich habe mich auch nicht lumpen lassen beim Kauf.“ Sie deutete auf die Pokébälle. Neben einigen regulären roten Bällen, waren auch zwei bessere blaue und sogar ein dunkler Hyperball dabei.
    Emerald nickte: „Ja, da hast du echt zugeschlagen. Aber wie genau sieht deine Theorie jetzt eigentlich aus? Megalon sind Pokémon, aber keine Aliens?“
    Als Ally merkte, dass Emerald ehrliches Interesse an ihrer Theorie hatte, geriet sie richtig in Fahrt und überschlug sich fast beim Reden: „Also, du weißt doch, dass wir fossile Überreste von Pokémon nur in Sedimentablagerungen der letzten 500 Jahre nachweisen können, oder?“
    „Jetzt schon.“
    „Die sind also schlagartig aufgetaucht. Anders als die Tiere haben sie sich nicht über Jahrmillionen hinweg entwickelt, sondern waren innerhalb von relativ kurzer Zeit da.“ Dabei schnippte sie mit den Fingern.
    „Deshalb gibt es kaum noch Tiere, oder?“
    „Exakt. Die Pokémon haben keine Kleinstlebewesen verdrängt, aber den Großteil aller Landwirbeltiere aus deren Lebensräumen vertrieben.“ Ally deutete in die Ferne auf ein paar kämpfende Pokémon. Eines schleuderte einen kleinen Feuerball auf seinen Gegner. „Wir kennen keine Tiere, die über die nötigen Organe verfügen, um im Körper entflammbares Öl anzureichern. Das schaffen nur Pokémon.“
    „Und was haben Aliens damit zu tun?“
    Jetzt fing Ally wild an, mit den Armen herumzufuchteln: „Das ist es ja! Wir haben keine Ahnung, was vor 500 Jahren passiert ist! Es wurden bisher kaum historische Aufzeichnungen aus der Zeit gefunden! Die Pokémon waren auf einmal da und die Archäologen haben bis heute keine eindeutige Meinung dazu, wer sie hergebracht oder erschaffen hat.“
    Ally deutete auf ihre Pokébälle: „Wir haben auch nur eine sehr rudimentäre Vermutung darüber, wie zur Hölle Pokébälle funktionieren. Die Fabriken, in denen sie erzeugt werden, sind scheinbar aus der Zeit der ersten Pokémon.“
    Emerald schluckte: „Okay, das wusste ich alles nicht. Lernt man das an der Schule?“
    Ally starrte sie an: „Meinst du an der Uni?“
    „An der Schule war ich auch nicht allzu lange.“
    Ally grinste: „Das ist der Vorteil, wenn man an der Uni als Aushilfe arbeitet. Ich darf viele wissenschaftliche Abhandlungen lesen, die es nicht so ins Auge der Öffentlichkeit schaffen.“
    Emerald nickte beeindruckt: „Das ist echt cool! Und du glaubst also, dass vor 500 Jahren Aliens auf die Erde kamen und die Pokémon sowie die nötige Technologie mitgebracht haben?“
    „Ganz genau das glaube ich!“
    „Und wie viele Wissenschaftler glauben das noch?“
    „Kein einziger.“
    „Alles klar.“
    „Joa.“
    Die beiden Frauen saßen eine Weile schweigend nebeneinander, bis Emerald noch etwas einfiel: „Und was hat das Megalon damit zu tun?“
    Ally schreckte auf: „Ah! Genau! Anders als so ziemlich alle anderen bekannten Pokémon-Spezies, gibt es Pygraulon und seine entwickelte Form Megalon scheinbar erst seit 50 Jahren auf der Erde. Die ersten wurden damals auf dem nordamerikanischen Kontinent entdeckt.“
    Emerald grinste: „Da war ich tatsächlich mal. In der Region Einall, oder? Ich habe gesehen, wie die über die Felder schweben und die ganze Zeit nach etwas zu suchen scheinen.“ Sie schüttelte sich. „Schon etwas gruselig.“
    „Genau! Und ich glaube, ...“ Jetzt stand Ally auf und zeigte mit dem Finger in den Himmel. „Dass die Pygraulon und Megalon immer wieder auf die Erde geschickt werden, um irgendwelche Daten zu sammeln. Manchmal verschwinden Pokémon oder Menschen in Gebieten, in denen kurze Zeit zuvor Megalon gesichtet wurden. Das kann kein Zufall sein!“
    Emerald lächelte zu ihr hoch: „Also finden wir das Megalon,...“
    „Dann finden wir bald die Aliens, die es wieder abholen wollen,“ vollendete Ally den Satz.
    Sie reichte Emerald eine Hand und zog sie hoch. Dabei fragte sie: „Und? Was hältst du von dieser Theorie?“
    Emerald schüttelte ihr grünes Haar und sah ihrer Partnerin in die Augen: „ Entweder du bist komplett verrückt, oder du wirst die Welt in ein neues Zeitalter führen. Ich weiß nur noch nicht, was von beidem.“
    Ally grinste sie über ihre runden Brillengläser hinweg an: „Das reicht mir.“
    Emerald wollte gerade noch etwas erwidern, als unweit von ihnen etwas im Gebüsch zu rascheln begann. Sie nickte in die Richtung und Ally folgte ihrem Blick.
    Durch ihre runden Brillengläser hinweg starrte sie ins Gebüsch. „Was ist das?“
    Emerald deutete in Richtung von Allys Pokébällen: „Das ist deine Gelegenheit, das Fangen von Pokémon zu üben. Du willst doch bereit sein, wenn du dem Megalon gegenüberstehst, oder?“
    Ally nickte eifrig. Sie zog ihren Pokéball aus ihrer Tasche und holte ihr Maritellit Telli hervor. „Los, mein Süßer! Wir fangen uns jetzt einen neuen Gefährten!“
    Das Maritellit wandte seinen Kopf sofort in Richtung des raschelnden Gebüschs. Ally, Emerald und Telli warteten gespannt, ob sich etwas zeigen würde, doch nichts passierte.
    An ihre Partnerin gewandt fragte Ally: „Äh, und was jetzt?“
    Emerald zog einen Pokéball aus ihrem Mantel, aber ließ kein Pokémon raus. Sie antwortete: „Gehen wir mal näher heran.“
    Gebückt schlichen Ally und Emerald in Richtung des Gebüschs, während Telli einige Zentimeter vom Boden abhob und neben seiner Trainerin herschwebte. Als sie es erreichten, zogen Ally und Emerald sacht die Halme beiseite.
    Inmitten des Gebüschs steckte ein rostiges, mit einem blauen Edelstein besetztes Schwert im Boden.
    Ally zeigte auf das Schwert: „Ist das... Ein Pokémon?“
    Emerald kniff die Augen zusammen. Sie antwortete: „Ich glaube, ich habe von so einem gehört. Es heißt Gramokles oder so ähnlich.“
    Ally nickte eifrig: „Okay, und wieso sieht es wie ein Schwert aus?“
    „Keine Ahnung, du bist die Wissenschaftlerin. Sag du es mir.“
    „Vielleicht ist es eine Art biomechanisches Pokémon? Und in der Schwertklinge befinden sich Organe und Gedärme?“
    „Kann sein. Auf jeden Fall musst du es angreifen und schwächen, damit es sich nicht aus deinen Pokébällen befreit.“
    „Alles klar.“
    An Telli gewandt sagte Ally: „Telli, attackier` das Schwert!“
    Das Maritellit schwebte näher an den Gegner heran. Es schien nicht genau zu wissen, was es tun sollte, also kratzte es mit seinen kleinen Armen ein wenig an der Klinge des Gramokles. Es gab keine Reaktion.
    Ally blickte hilfesuchend in Richtung von Emerald. Die zuckte mit den Schultern und meinte: „Wenn sein Körper wirklich teilweise metallisch ist, werden ihm normale Schläge und Kratzer nicht viel ausmachen.“
    Ally wandte sich an Telli: „Okay, mach was mit deinen Psycho-Kräften!“
    Das Maritellit wurde kurz starr in der Luft und Sekunden später gab es an der Schwertklinge einen lauten Knall. Sie wurde aus der Erde gerissen und flog mehrere Meter durch die Luft, bis sie wieder am Boden landete und regungslos liegenblieb.
    „Wow, Telli! Du hast ja mächtig viel Power,“ staunte Ally. Emerald nickte ebenfalls beeindruckt.
    „Nicht schlecht. Versuch mal, es zu fangen. Vielleicht war es schon vorher geschwächt.“
    „Wird gemacht!“
    Ally rannte zurück zum Platz, an dem sie Pause gemacht hatte und kam mit ein paar ihrer roten Standard-Pokébälle zurück. Sie zückte einen und warf ihn in Richtung des herumliegenden Gramokles. Mit einem seltsamen Zucken schlug die Schwertklinge den Pokéball beiseite.
    Ally entfuhr noch ein „Oje, das ist nicht gut,“ als das Schwert sich mit der Klinge auf sie gerichtet langsam in die Luft erhob.
    Bevor jemand eingreifen konnte, sauste es in Richtung von Ally. Während Emerald mit einem Hechtsprung bei ihr war und sie zur Seite schubste, reagierte Telli und lenkte das Schwert mit seinen Fähigkeiten beiseite. Der blaue Edelstein funkelte in der Sonne und blendete Emerald kurz. „Das Schwert. Das Schwert ist nicht das Pokémon! Es ist der Edelstein!“
    Ally starrte auf den Stein, während das Schwert sich wieder in die Luft erhob. Er war die ganze Zeit auf sie gerichtet. „Stimmt! Es benutzt das Schwert nur zur Tarnung! Telli, ziel auf den Edelstein!“
    Das Schwert flog wieder mit der Klinge voran auf Ally zu, die dieses Mal vorbereitet war. Sie und Emerald rollten sich vom Boden in verschiedene Richtungen davon, und Telli brachte es mit einem Knall am Edelstein stark ins Schludern.
    Emerald brüllte: „ Ally, jetzt!“
    Ally zückte einen Pokéball und warf ihn wieder auf das Gramokles. Der Ball prallte auf den blauen Edelstein auf und diesmal wurde das Pokémon mitsamt des Schwerts in den Ball gezogen. Gespannt beobachteten Ally und Emerald, wie der Ball hin und her wackelte, während das Pokémon im Inneren nicht nachgab. Dann gab es ein leises Zischen und der Pokéball blieb still liegen.
    Ally erhob sich und rannte darauf zu: „Ich habe es geschafft! Ich habe ein Pokémon gefangen!“
    Emerald hatte sich ebenfalls aufgerappelt. Sie bot ihrer Partnerin die erhobene Hand an. Ally schlug ein.
    „Jetzt bin ich bereit für das Megalon!“
    Emerald zuckte zusammen: „Das hast du auf jeden Fall mal gut gemacht. Und das Megalon bekommen wir zusammen definitiv klein.“
    „Ja, jetzt legen wir erst richtig los!“


    Mit neuem Elan packten die beiden ihre Sachen wieder zusammen und wanderten weiter. Während der nächsten Stunden wurde das Wetter immer trüber und das Gras trockener und brauner. Als sie am Nachmittag den Rand des Sandsturmkessels erreichten, war der Himmel gar nicht mehr zu erkennen. Im natürlichen Tal der Naturzone war die Luft sehr trocken und blies dem Duo Sandkörner ins Gesicht.
    Emerald versuchte vergeblich, mit den Händen ihr wild umherflatterndes Haar zu bändigen. „Ich habe gestern schon ewig gebraucht, um die Sandkörner aus dem Haar zu bekommen,“ seufzte sie.
    Als Ally etwas erwidern wollte, erbebte kurz die Erde. Dann nochmal. Irgendetwas erschütterte die raue Landschaft. Ally blinzelte durch die Körner hindurch und deutete dann mehrere hundert Meter in die Ferne: „Da hinten ist was Riesiges!“ Sie wandte sich an Emerald und war mit einem Mal ganz aufgeregt: „Vielleicht ist das Megalon bis hierher gewandert?“
    Emerald blinzelte in die Richtung und meinte: „Wir haben nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.“
    Ally hatte den Blick noch nicht abgewandt: „Verfolgt es da jemanden?“
    „Stimmt! Irgendjemand rennt vor dem riesigen Ding davon.“
    Ally stürmte los in den Sandsturm: „Dann los! Retten wir den Menschen, fangen wir das Pokémon! Das kann nicht schiefgehen!“

  • 6 – UFO



    Ally konnte im Sandsturm kaum etwas sehen. Hinter sich hörte sie die Schritte von Emerald. Vor ihnen mussten der Mensch und das riesige Pokémon sein, doch es wurde mit jeder Sekunde dunkler. Der Abend war im sowieso schon stark bedeckten und stürmischen Sandsturmkessel eingekehrt.
    Das Brausen wurde immer lauter, und Ally musste sich anstrengen um das Gleichgewicht zu halten und sich dabei nach vorne zu bewegen. Eine besonders heftige Bö sorgte dafür, dass sie beinahe nach hinten kippte, doch Emerald fing sie gerade noch auf.
    Allys grünhaarige Begleiterin musste brüllen, um noch gehört zu werden: „Das hier ist viel heftiger als damals in der Arena! So kommen wir nicht durch!“
    „Und was sollen wir tun? Wir können nicht orientierungslos herumstehen, sonst werden wir noch von irgendwas zertrampelt!“
    Emerald hatte einen Plan. Sie beugte sich nah an Allys Ohr heran, um besser gehört zu werden und sagte: „Wir nutzen unsere Pokémon. Telli kann uns den Weg weisen, während mein Pokémon uns festhält, okay?“
    Als sie Emeralds Atem auf ihrer karamelfarbenen Haut spürte, stellten sich Ally kurz die Nackenhaare auf. Sie konzentrierte sich auf die aktuelle Situation: „Okay, so machen wir es!“
    Sie zog ihren Pokéball aus der Tasche und Telli erschien vor ihnen. Zunächst materialisierte er sich etwas zu hoch über den Boden und stürzte in den Staub, doch nach wenigen Sekunden erhob er sich und schien vom Wind in keinster Weise beeinträchtigt zu sein.
    Emerald öffnete ebenfalls einen Pokéball und heraus kam ein humanoides Pokémon, das seine sowieso schon hoch gewachsene Trainerin um einen halben Kopf überragte. Sein feuerroter Körper stampfte mit zwei kräftigen, klauenbewehrten Beinen auf den Boden, während am Kopf lange weiße Federn heftig herumgewirbelt wurden. Emerald packte einen Arm des Pokémon und drückte ihn Ally in die Hand. Die Klauen waren rau, aber strahlten eine starke Wärme ab. Emerald nahm die andere Hand des Pokémon. An Ally gewandt sagte sie laut: „Ken hier wird uns stabilisieren. Seine Beine sind sehr stark und mit seinen Klauen bohrt er sich notfalls in den Boden. Dein Telli muss ihm aber die Richtung zeigen, in die er uns ziehen soll.“
    Ally wandte sich an Telli und zeigte auf den Kopf des anderen Pokémon. Sie rief ihm zu: „Du musst uns zu dem Riesen-Pokémon bringen!“
    Telli flog nach oben in die Luft, bis er leicht über dem Kopf des roten Pokémon schwebte. Dann blieb er kurz still in der Luft stehen. Nachdem er die Richtung angepeilt hatte, schwebte Telli zielstrebig los. Emerald tippte ihrem Pokémon zweimal an die Schulter und deutete dann auf das Maritellit. Ihr Pokémon hatte verstanden.
    Von Ken durch den Sturm gezogen zu werden fand Ally wesentlich besser, als sich alleine herumwirbeln zu lassen. Das Pokémon behielt konstant eine gleichmäßige Geschwindigkeit bei, die es ihr leicht machte, mitzulaufen, ohne, dass es sie zu sehr anstrengte. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie genau unterwegs waren. Ally wurde etwas unruhig, denn obwohl das Pokémon vom Rand des Sandsturmkessels aus so groß ausgesehen hatte, hörten und spürten sie keines seiner Geräusche. Sie tröstete sich damit, dass Telli nicht auf seine Augen angewiesen war und sich bestimmt nicht von irgendwas überrumpeln lassen würde. Um sich abzulenken, rief sie Emerald zu: „Was ist das für ein Pokémon? Das habe ich noch nie gesehen.“
    Emerald rief von der anderen Seite zurück: „Ken ist ein Lohgock. Da wo ich herkomme sind die nichts ungewöhnliches.“
    In dem Moment blieb das Maritellit in der Luft stehen, sodass Ken mit dem Kopf dagegen knallte. Gleichzeitig stolperte ihnen eine kleine Gestalt entgegen. Allys Herz setzte einen kurzen Moment aus, als sie erste Details erkannte: Ein sehr blasser Kopf, beinahe komplett eingenommen von großen, dunklen Augen. Sie wollte losschreien, dass sie ein Alien gefunden hatten, als das Wesen taumelte und mit dem Kopf voran in sie hineinkrachte. Es trugt einen übergroßen Kapuzenpulli, und das Gesicht war... Eine Maske! Das war nur ein Kind! Das Kind blickte zu ihr auf und deutete hinter sich. Es wollte etwas sagen, doch das war gar nicht nötig. Vor ihnen im Sandsturm schwebte plötzlich überlebensgroß eine riesige Scheibe. Jetzt konnte Ally sich nicht mehr zurückhalten: „Ein UFO! Das ist ein UFO!“
    Zwei große Kugeln lösten sich seitlich vom Flugobjekt und flogen in raschem Tempo auf sie zu. Emerald starrte sie kurz an, dann zog sie einen weiteren Pokéball aus der Tasche und holte ihren Goro heraus. Sie rief: „Das ist kein UFO! Das ist ein Pokémon! Ich glaube, das ist ein -“
    „Lepumentas,“ flüsterte das Kind unter seiner Maske.
    Goro stampfte fest auf den Boden und ging in eine stabile Position. Dann holte mit einem seiner großen, pelzigen Arme aus. Emerald nickte auch Ken zu, der sich von den Menschen löste und ebenfalls in Position ging. Als die beiden Kugeln fast in Reichweite waren, schrie die Trainerin: „Attacke!“
    Goro rammte seine Faust in die Kugel, und einen Moment lang schien sie auf seiner Hand zu schweben. Dann wurde Goro von der Wucht des Aufpralls einen Meter zurückgeschleudert, während die Kugel, weiterhin still in der Luft schwebend, lautlos in mehrere große Teile zerbrach. Diese fielen dann mit einem Krachen zu Boden. Zeitgleich sprang Ken der zweiten Kugel entgegen. Er drehte sich dabei um die eigene Achse. Von seinen Armen ausgehend schien das rote Fell sich innerhalb einer Sekunde zu entzünden. Das brennende Pokémon loderte in der Drehbewegung immer heller und heißer auf, bis seine Faust gegen die zweite Kugel prallte. Es gab eine kleine Explosion und Ken wurde aus der Luft mehrere Meter über den Kopf seiner Trainerin weggeschleudert und prallte hart auf dem Boden auf. Die zweite Kugel wies große Risse auf und war pechschwarz verkohlt, doch sie blieb in der Luft schweben. Als Emerald das merkte, rief sie Goro zu: „Los, greif an!“
    Während das bärenartige Pokémon schweren Schrittes in Richtung der reglos schwebenden zweiten Kugel stapfte, sah Ally, dass die riesige Scheibe über ihnen tatsächlich kein UFO war. Die lehmfarbene Form war über und über mit einem seltsamen Muster aus Punkten und Kreisen bedeckt und sah am ehesten wie ein Ton-Modell aus. Das über Ihnen schwebte und sich unaufhörlich drehte. Zeitgleich begann auch die verkohlte Kugel, sich zu drehen, als das Pandagro mit voller Wucht in sie hineinschlug. Der Schlag zerschmetterte auch die zweite Kugel in Stücke, doch durch die Drehkraft verlor Emeralds Pokémon das Gleichgewicht und stolperte zu Boden, wo die großen Brocken auf es herunterprasselten. Ally legte das Kind, das sie immer noch festhielt, so sanft es ging auf den Boden, Emerald taumelte durch den Sturm zu den großen Brocken und zerrte so gut sie konnte an ihnen. Sie rief: „Ken, hierher!“
    Ally bewegte sich in Richtung ihrer Partnerin, und als Ken sich aufrappelte und an ihr vorbeirannte, packte sie einen seiner Arme und ließ sich mitziehen. Emerald hatte einen Trümmer so fest gepackt, dass die Knochen an ihren Händen blass hervortraten. Sie zog mit voller Kraft und Ken tat es seiner Trainerin gleich. Als Ally ihre Hände um einen der Trümmer legte, spürte sie, wie ihre Hand ganz leicht in der Masse einsank. Sie fühlte sich tatsächlich wie Tonerde an. Während sie zu dritt zogen, behielt Ally stets die rotierende Scheibe, das Lepumentas, wie das Kind es genannt hatte, im Auge. Sie schien kleiner zu werden, und immer mehr Brocken fielen von ihr ab, beziehungsweise wurden aufgrund der immer chaotischeren Drehbewegung weggeschleudert. Der Schaden an den ablösbaren Kugeln hatte wohl auch dem Hauptkörper zugesetzt.
    Emerald hatte währenddessen die Zähne fest zusammengebissen und den Blick starr auf den Brocken vor ihnen gerichtet. Dann, endlich: Ein Tonbrocken kippte nach vorn und Ally, Emerald und Ken sprangen zurück, um selbst nicht erwischt zu werden. Er fiel ohne größere Geräusche um und Emerald kletterte über ihn drüber, den Blick nach unten gerichtet. Als sie genau über der entstandenen Öffnung war, zückte sie Goros Pokéball und drückte ihn nach unten. Ein lautes Zischen war zu hören und die Brocken sanken spontan weiter nach unten ein, als wäre ein Hohlraum freigeworden. Sofort wandte Emerald den Blick wieder nach oben zum Lepumentas. Es schien komplett die Kontrolle verloren zu haben. Immer mehr Brocken flogen umher. Um ein Haar wäre einer dem am Boden liegenden Kind auf den Kopf gefallen.
    Emerald kletterte zurück. Als sie wieder stand, packte sie sofort Ally und Ken an den Händen. An das Pokémon gewandt nickte sie in Richtung des maskentragenden Kindes. Das Pokémon setzte sich in Bewegung und auch Telli schwebte sofort wieder vor sie alle. Beim Kind angekommen, hob Ken es sich mit einer Hand über die Schulter.
    Ally rief ihrem Pokémon zu: „Wir müssen weg von hier! In Sicherheit!“ Dabei machte sie mit ihrer freien Hand Bewegungen weg vom mittlerweile in Schräglage rotierenden Lepumentas.
    Das Maritellit drehte sich in der Luft einmal um die eigene Achse. Dann flog es weg von dem Lepumentas und die Gruppe folgte ihm in die Orientierungslosigkeit des Sandsturms.

  • Okay, ich wollte hier auch mal kommentieren und weil ich gerade ein wenig entlastet bin, mache ich das mal.


    Also, zunächst einmal gefällt mir die Fanfiction soweit ganz gut. Ich weiß noch nicht genau, in welche Richtung es sich mit den Außerirdirschen und den Megalon am Ende entwickeln wird, aber bisher hat die Geschichte ein ganz gutes Tempo, was den Fortschritt der Handlung angeht und mir gefällt auch das Zusammenspiel der Charaktere - Ally scheint ja etwas offener zu sein bzw. eben ihre Gedanken schnell auszusprechen, während Emerald ein bisschen ruhiger und vielleicht auch überlegter ist, was insgesamt eine gute Dynamik zwischen beiden schafft. Wobei mir Emerald in mancherlei Hinsicht noch ein Rätsel ist - wenn Lohgock in ihrem Herkunftsort ein bekanntes Pokémon ist, würde das ja auf Hoenn hindeuten (und der Name passt ja eigentlich auch dazu), was aber glaube ich noch nicht explizit erwähnt wurde, wenn ich es jetzt nicht überlesen habe. Bin da aber schon gespannt, was genau ihre Geschichte ist, wenn sie sagt, sie hat schon unter Einsatz ihres Lebens gekämpft. Ein bisschen frage ich mich auch, ob sie sich auf den Tyen Kampf spezialisiert hat, zumindest sind ihre bisherigen Pokémon ja beide von diesem Typ. Aber das kann natürlich auch Zufall sein, weil zwei Fälle zu wenig sind, um ein Muster zu etablieren.

    Was übrigens das Kämpfen noch angeht: Sie scheint da ja durchaus Einiges an Erfahrung zu haben und kann offenbar taktisch denken und improvisieren. Was mir dabei besonders gefällt, ist, wie sie Tellis Fähigkeit

    „Mit seinen psychischen Fähigkeiten kann es ein wenig schweben. So bewegt es sich. Und es nimmt alle Bewegungen in einem großen Radius wahr.“

    im Doppelkampf in die Taktik miteinbezieht. Das führt nämlich auch dazu, dass Ally, für die es ja nicht so plausibel wäre, wenn sie eine erfahrene Kämpferin wäre, nicht einfach "nichts" zu tun hat, sondern mit Telli (das btw ja auch ein thematisch passendes Pokémon ist) zumindest eine wichtige Unterstützung bieten kann. Mitunter kann es ja schwer sein zu schreiben, wie kämpferisch nicht so starke Charaktere doch irgendwie ihren Teil beitragen können und ich finde, das hast du mit diesem Punkt gut gelöst.

    Anderes Thema: Ich mag diese kleinen lustigen Stellen, die hin und wieder vorkommen:

    Ally riss die Arme hoch und quietschte laut auf: „Juhu! Dann steht uns nichts mehr im Weg!“
    „Nichts mehr im Weg, uns wieder in Ruhe zu lassen?,“ fragte ein Trainer von irgendwo.
    „Äh, ja, genau das.“

    Emerald schüttelte den Kopf, während Ally antwortete: „Das ist doch kein Date! Ich hatte noch nie eine Beziehung! Hier geht es um etwas viel wichtigeres! Nämlich Aliens!“
    Fred schüttelte den Kopf: „Ich weiß schon, warum du noch nie eine Beziehung hattest.“
    Emerald prustete los, aber versuchte es mit einem Hüsteln zu tarnen, als sie merkte, dass alle anderen im Raum sie anstarrten.

    Das schafft ein bisschen Menschlichkeit und lockert das Ganze auch ein wenig auf.


    In puncto Kritik habe ich jetzt nicht wirklich so viel anzumerken. Mir ist nur ein bisschen die Stelle im ersten Kapitel ins Auge gefallen:

    Jetzt konnte sich Ally nicht mehr zurückhalten: „Was ist das denn für ein Name? Waren deine Eltern Hippies oder so?“
    Und: „Wo kommst du her, falls ich das fragen darf?“
    Dann noch: „Falls nicht, ist das auch okay, ich bin nur ehrlich neugierig.“

    Das ist jetzt mehr rein formaler Natur, ich bin hier nur nicht sicher, ob hier Absätze gemacht werden müssen, wenn Ally ja trotzdem weiterspricht. Es kann auch sein, dass das Ganze vielleicht noch mehr wie ein kleiner Redeschwall rüberkäme, wenn es nicht jeweils durch die Absätze und die Einschubwörter unterbrochen wäre. Ist wie gesagt nur ein kleiner Punkt (und bei Absätzen bin ich mir so oft selbst nicht sicher, auch wenn ich versuche, da mehr Konzept reinzubringen; es ist irgendwie schwierig, weil ich so lange ohne Konzept welche gesetzt habe und es somit nichts ist, wo ich seit Langem "drin" bin).

    Ja, wie gesagt, das nur als kleine Anmerkung. Bin wie gesagt auf jeden Fall gespannt, wie sich die Geschichte noch entwickeln wird - die Kombination aus Pokémon und Science-Fiction ist mir bisher glaube ich auch noch nicht begegnet und ich freue mich zu lesen, was du daraus noch im weiteren Verlauf machen wirst.


    Bis dann!

  • Hallo Rainbow,

    ich brauch manchmal ein wenig, um einen Kommi zu schreiben, aber aktuell hab ich Semesterferien, daher geb ich mir Mühe, bei dir wieder auf den aktuellen Stand zu kommen. Es ist auf jeden Fall sehr schön zu sehen, wie du etwas mehr Aktivität in den FF-Bereich bringst, danke dafür =3


    Kapitel 2

    Oje, scheint so, als würde Emerald langsam bewusst werden, auf was sie sich da eigentlich eingelassen hat. Der Dialog am Anfang ist echt schön zu lesen und hat mich zu Schmunzeln gebracht. Nur ne Kleinigkeit an der Stelle: Im aller ersten Satz von Emerald steht ein „aus“ zu viel.

    Das sich Ally verschwörerisch vorbeugt und flüstert, als sie Emerald erzählt, warum sie nach Claw City musste, ergibt einerseits ein schönes Bild, aber andererseits passt es auch nur bedingt dazu, dass Ally sonst sehr offen damit umgeht, dass sie Aliens sucht und da kein großes Geheimnis drum macht. Beim Empfang in der Arena sagt sie ja auch direkt, dass sie diesen Fred sucht, weil er Aliens gesehen hat.

    Es wäre vermutlich auch taktisch klüger von Ally gewesen, wenn sie denn Empfangsmann nicht direkt so überfallen hätte. Dann hätte er ihr vielleicht auch direkt Auskunft gegeben und nicht erst so in die Ecke gedrängt gewirkt. Das Timing, in dem Roy (ich vermute zumindest mal, dass er es ist), eintritt und verrät, dass der Empfangsmann Fred ist, ist auch sehr schön gewählt.

    Uff, dass Roy direkt denkt, sie wären auf einem Date, weil sie zusammen zur Arena gekommen sind. Das erinnert mich an meine Schulzeit. Da gab es auch das Gerücht, dass ich auf den einen stehen würde, einfach nur weil wir nach Spanisch zusammen zum Bahnhof gelaufen sind, weil wir im selben Kaff gewohnt haben. Wirkt etwas unreif, aber passt zu seiner Aussage mit den Selfies von vorher.

    Die Sache mit der Uniform ist recht kreativ, um nicht rausgeschmissen zu werden. Allerdings setzt das voraus, dass Ally quasi schon damit geplant hat, dass das passieren könnte. Das bringt beide Parteien auch eher in ein leicht antagonistisches Verhältnis zueinander, was halt eher kontraproduktiv für Ally sein könnte. Selbst wenn sie gewinnen und Fred ihnen erzählt, was er weiß. Könnte es trotzdem sein, dass er durch die Vorgeschichte nicht mit ihnen kooperieren will und einige Infos zurück hält. Sofern er sich dabei nicht blöd anstellt, können Ally und Emerald auch nicht wissen, ob er ihnen alles erzählt hat oder nicht.

    Das Kapitel endet auf jeden Fall sehr spannend. Ich freu mich schon darauf, gleich zu lesen, wie du den Kampf umgesetzt hast und was für ein Pokémon auf den Spitznamen Telli hört.



    Kapitel 3

    Das Bild der Arena zu Beginn des Kapitels gefällt mir gut. Zumindest ich hab dabei direkt ein Bild vor Augen von einem Bodenbelag wie bei einer Tartanbahn. Und wie eine kurze Google-Suche ergeben hat, ist bei einem solchen Belag sogar die Reparatur von Rissen, wie sie in der Arena entstanden sind, möglich.

    Direkt am Anfang erfahren wir auch, um welches Pokémon es sich bei Allys „Telli“ handelt. Der Name hat mir erstmal überhaupt nichts gesagt, aber ich bin mit den neueren Generationen auch nicht mehr so vertraut. Auf den ersten Blick hätte ich nicht gedacht, dass Ally sich ausgerechnet solch ein Pokémon ausgesucht hat. Ich hatte irgendwie etwas erwartet, was vielleicht ein wenig knuffiger ist. Aber nachdem ich mir die Pokédex-Einträge zu ihm durchgelesen und die Gigadynamax-Form gesehen habe, ist klar, warum es zu Ally passt.

    Der Dialog von Ally und Emerald zum Pandagro gefällt mir auch sehr gut. Schön, dass du auch Tiere in die Pokémon-Welt mit einfließen lässt, sie aber eher selten und dadurch hauptsächlich im akademischen Kontext bekannt sind. Bin gespannt, ob Ally und Emerald vielleicht im Laufe der Geschichte auch noch einem Tier begegnen werden.

    Wer ist Paul? Ich dachte, Roy und Fred Ghastings würden gegen die beiden kämpfen. Oder ist Paul jemand, der anstelle von Fred für ihn kämpft?

    Als Roy zum Angriff ansetzt hätte ich mir irgendwie ein wenig mehr gewünscht als einfach nur „Attacke“. Bzw. eher ein bisschen was Spezifischeres wie eine bestimmte Attacke oder so. Aber vielleicht kommt das ja jetzt auch noch im weiteren Verlauf des Kampfes. Die Attacke Sandsturm wurde auf jeden Fall erzählerisch gut umgesetzt, wobei das auch mit den Aussagen aus dem vorherigen Kapiteln einfach ein stimmiges Bild ergibt. Kann mir gut vorstellen, dass Roy sonst vorallem über diese Attacke gewinnt, weil es vielen Pokémon und Trainern erstmal die Orientierung nehmen kann. Aber bei diesem Fall haben wir ja Telli, das die Umgebung über seine psychischen Fähigkeiten wahrnimmt. Also möglicherweise wird genau das der Grund sein der dafür sorgt, dass Ally und Emerald gewinnen.

    Der Kampf war definitiv spannend geschrieben. Ursprünglich wollte ich zu den einzelnen Teilen des Kampfes was schreiben, direkt nachdem ich sie gelesen hab. Aber in dem Fall ist mir das nicht gelungen, weil er mich zu sehr in den Bann gezogen hat und ich ihn einfach in einem Stück weglesen musste. Aber das ist ja eigentlich auch was sehr Gutes. Als die Dynamax-Form kam, hatte ich so ein bisschen erwartet, dass Telli sich überraschenderweise auch verwandeln würde, um seiner Trainerin zu Hilfe zu eilen oder so. Aber auch ohne die Dynamax-Form haben sie es dann ja gut gelöst bekommen und vielleicht verwandelt sich Telli dann einfach in einem späteren Kampf in der Naturzone.


    Fürs Erste beende ich den Kommi an der Stelle auch mal. Es war wieder sehr schön zu lesen und ich freue mich schon darauf, mir die Tage deine weiteren Kapitel durchzulesen.

    Liebe Grüße,

    Caroit

  • 7 – Gespenster



    Nach einer Zeitspanne, die für Ally irgendwo zwischen fünf und fünzehn Minuten liegen konnte, fanden sie zwischen mehreren großen Felsblöcken einen Unterschlupf der genug Platz bot, dass sich die drei Menschen darunter vor dem Sturm schützen konnten. Ken legte vorsichtig das maskierte Kind auf seiner Schulter ab und Ally und Emerald trugen es in die kleine Höhle hinein. Dann setzte Ken sich vor den Eingang und Telli ließ sich neben dem roten Pokémon nieder und starrte nach draußen. So waren sie fürs Erste in Sicherheit.
    Emerald zog Goros Pokéball hervor und öffnete ihn. Ihr verletztes Pokémon materialisierte sich in liegender Position. Es atmete schwer, aber regelmäßig. Emerald öffnete ihren Rucksack und wühlte darin. Sie holte einige Gegenstände heraus, die Ally nicht kannte. Sie sahen aus wie Sprays und seltsame Getränke. Eines der Getränke legte sie auf den Boden und ließ es zum Eingang der Höhle herüberrollen. Als Ken es bemerkte, hob er es mit einem überraschend sanften Gurren auf. Mit einer flinken Bewegung riss er den Deckel ab, kippte die Flüssigkeit seinen Rachen hinunter und starrte seine Trainerin dabei an. Diese nickte in Richtung von Telli. Sofort hörte Ken auf zu trinken und hielt den Rest dem Maritellit unter die Nase. Dieses beugte sich neugierig herab und nahm das Getränk, mit Hilfe von Kens längeren Gliedmaßen, ebenfalls ein.
    Ally beobachtete das ganze Spektakel staunend. „Was hast du ihnen da gegeben?“
    Emerald nahm eines der Sprays in die Hand und besprühte alle äußeren Verletzungen, die Goro abbekommen hatte. Dabei antwortete sie: „Unter Trainern wird das als Trank bezeichnet.“
    „Ein altmodisches Wort.“
    „Ja, keine Ahnung, wer sich den Namen ausgedacht hat.“
    Nachdem Goro besprüht war, schien er etwas lockerer dazuliegen. Emerald öffnete einen weiteren Trank und hielt ihn ihrem Pokémon an den Mund. Mit gierigen Schlucken trank das Pandagro. „Ich glaube, da ist sehr viel Fruchtzucker oder so etwas drin. Pokémon haben einen wesentlich krasseren Stoffwechsel als Menschen und auch Verletzungen verkraften sie wesentlich besser als wir.“
    Nun ging es Goro sichtlich besser. Das pelzige Pokémon schmatzte leise und blieb ruhig atmend liegen. Zufrieden nickte seine Trainerin. „Morgen werden die Kratzer schon kaum noch zu sehen sein.“
    „Das ist toll!“
    In dem Moment wanderte Allys Blick zu dem vor ihr liegenden Kind. Sie starrte auf seine weiße Maske und erschrak. Darunter starrten zwei dunkle Augen sie an. „Aaah! Du bist ja wach!“
    Emerald wandte sich nun auch dem Kind zu: „Geht es dir gut? Du wirkst erschöpft, aber nicht schlimm verletzt.“
    Das Kind rappelte sich langsam auf. Es schien nicht zu wissen, was es sagen sollte, sondern wandte stumm den Kopf von Ally zu Emerald und wieder zurück. Dann rutschte es gegen eine Wand, mit so viel Abstand wie möglich zu den beiden Frauen. Schließlich flüsterte es: „D-danke. Für die Rettung.“
    Ally beugte sich weiter vor: „Sorry, was hast du gesagt? Du bist zu leise. Und warum trägst du überhaupt diese Maske?“
    Emerald warf ihr einen Blick zu und Ally wurde wieder still. Die Trainerin wühlte kurz in ihrem Rucksack und brachte ein in Packpapier eingewickeltes Bündel hervor. Sie legte es in Reichweite des Kinds hin. „Da du allein im Sandsturm warst, wurden deine Pokémon wohl besiegt, oder?“
    Das Kind nickte stumm. Emerald deutete auf das Bündel und sagte: „Da ist Beleber drin. Aber verbrauch nicht alles.“
    An Ally gewandt erklärte sie: „Das ist wie ein Trank hoch zehn. Geht aber ziemlich auf die Nieren, daher ist er nur für Notfälle geeignet.“
    „Alles klar.“
    Das Kind zog aus einer der Taschen seines Kapuzenpullis einen Pokéball hervor und öffnete ihn.
    In der Dunkelheit konnte Ally gar nicht richtig erkennen, was für ein Pokémon es war. Es war nicht sehr groß und schien aus einer dunklen Masse zu bestehen, die teilweise in der Luft zu wabern schien. Das Kind wickelte den Beleber auf. Er erinnerte an ein gelbliches Mineral, das sich zu mehreren Zacken geformt hatte, wie ein kleiner Stern. Das Kind brach eine Kante ab und legte sie vorsichtig auf das Pokémon. Der Beleber schien langsam in ihm zu versinken.
    Das Kind nickt und wickelte den Rest wieder in das Papier ein und schob ihn in Richtung von Emerald, bevor es sprach: „Ich- Ich bin Nio.“
    Ally lächelte das Kind breit an: „Hallo, Nio! Ich bin Ally!“
    Dann deutete sie auf Emerald. „Und diese grünhaarige Supertrainerin ist meine Begleiterin Emerald.“
    Im Dunkeln war es nicht klar zu erkennen, aber Emerald schien rot zu werden und versteckte sich hinter ihrem langen gefärbten Haarschopf. Ally fiel etwas ein. An Nio gewandt fragte sie: „Was hast du da draußen überhaupt getrieben?“
    Emerald blickte auch unter ihren Strähnen hervor. Nio atmete vor der Antwort tief durch: „Ich habe mit Gengar trainiert.“
    Gengar musste die dunkle Masse sein, die gerade den Beleber absorbierte. „Dann kam dieses riesige Lepumentas.“
    „Oh ja, das war ja crazy! Ich hab es tatsächlich für ein UFO gehalten!“
    Nio legte den Kopf schief. „Ein UFO?“
    „Ja, ein unbekanntes Flugobjekt. Aus dem Weltall.“
    „Weltall?“
    Ally starrte Nio an: „Ja, Weltall. Was denkst denn du?“
    „Das Lepumentas. Es wurde durch die Kräfte eines bösen Geistes geboren.“
    Jetzt prustete Ally los. „Geister? Sowas gibt es doch gar nicht!“
    Nun wurde auch Nio etwas lauter unter der Maske. Der Stimme nach war er wohl ein Junge: „Aber UFOs gibt es schon?“
    Ally nickte eifrig. „Ja, und sie werden von Aliens gesteuert!“ Sie hielt kurz inne. „Auch wenn das Pokémon zuvor nur wie ein UFO aussah und keines war. Aber wir sind hier, um Aliens zu finden. Im Brückental wurde ein Megalon gesichtet.“
    Emerald warf ein: „Also, Ally ist wegen der Aliens hier. Ich bin wegen Ally hier. Als Geleitschutz.“
    Nios Gesichtsausdruck wurde durch die Maske verdeckt. „Ihr werdet keine Aliens finden. Die Geister sprechen durch Gengar zu mir. Sie sind zornig.“
    Ally machte eine wegwerfende Handbewegung. „Mir ist schon bewusst, dass amorphe und gasförmige Pokémon im Volksmund als Geister bezeichnet werden. Am Ende sind sie aber bloß aus Unmengen von Kleinstlebewesen zusammengesetzt, die alle einzeln leichter als Luft sind und sich daher wie die Gespenster aus den Geschichten verhalten. Und die Stimmen der Toten sind sicher nur eine psychosomatische... Äh, Überreaktion.“
    „Wenn du das glaubst.“
    Emerald blickte zwischen den beiden hin und her. „Okay, Ally glaubt an Aliens und Nio an Geister, verstanden. Aber euch ist schon aufgefallen, wie ungewöhnlich groß und stark das Lepumentas war, oder? Wir haben es nichtmal richtig besiegt, es hatte nur seine ganze gesammelte Kraft verbraucht, weshalb wir weglaufen konnten.“
    Nio blickte ihr rüber. „Ja, das stimmt. Ich bin eigentlich Arenaleiter in Passbeck. Ich war schon oft zum Trainieren hier, aber so ein starkes Dynamax-Pokémon ist mir noch nie untergekommen.“
    Ally nickte ernst: „Die temporäre Gigantomorphose war tatsächlich wesentlich heftiger als in der Arena von Claw City, das habe ich auch bemerkt.“
    Sie wandte sich an Nio: „Warte, du bist Arenaleiter? Bist du nicht zu jung für sowas?“
    Nio kratzte sich am Kopf. „Ich bin schon 15.“
    Ally lachte verlegen. „Ach so, sorry. Ich dachte, du wärst noch jünger. Zehn oder so.“
    „Wieso?“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Du bist eben nicht sehr groß.“
    Damit schien sie einen Nerv getroffen zu haben, denn jetzt setzte Nio sich auf: „Ach ja, und wie alt bist du dann? So viel älter wirst du auch nicht sein.“
    Ally machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, ich bin schon 20. In dem Alter macht man sich keine Gedanken mehr ums Alter.“
    Unter der Maske prustete Nio los. Auch Emerald kicherte leise. Der Junge meinte an Ally gewandt: „Du bist echt seltsam.“
    Ally strahlte ihn an, als hätte er ihr gerade das schönste Kompliment gemacht: „Danke! Normal zu sein ist für mich unverzeihlich!“
    Emerald wandte sich an Ally: „Mich wundert es nicht, dass du das sagst. Aber glaubst du wirklich, dass es so schlimm wäre, normal zu sein?“
    Ally legte den Kopf schief. Sie überlegte einen Moment, bevor sie antwortete: „Es ist nicht so, dass ich es schlimm finde, wenn jemand normal ist. Aber alles, was als normal gilt, interessiert mich einfach nicht.“ Sie fing an, an einer Hand die Dinge abzuzählen, die sie normal und uninteressant fand: „Jeden Tag Pokémon für Wettkämpfe trainieren, sich ständig mit Pflege und Beauty beschäftigen müssen, irgendwelchen hübschen Jungs oder Mädchen hinterherrennen, das alles ist nichts für mich. Ich will meine Aliens finden! Ich will Weltraum! Deswegen befinde ich mich auf dieser Star Quest!“
    Nio musste kichern. „Star Quest? Das klingt, als würdest du versuchen, ein Popstar zu werden oder so.“
    Ally wandte sich an Emerald: „Was sagst du?“
    Emerald nickte. „Das klingt echt ein wenig so.“
    Ally zuckte mit den Schultern: „Egal, das bleibt jetzt so! Unsere Mission trägt nun den Titel Star Quest!“
    Nio blickte unter der Maske auf: „Unsere Mission? Bin ich jetzt auch dabei? O-oder was?“
    Ally blickte fragend zu Emerald. Diese ließ den Blick zwischen ihrer Partnerin und Nio wandern. Dann antwortete sie ihnen: „Also, es ist schon spät. Wir übernachten hier bis morgen. Dann hat sich mit etwas Glück auch der Sandsturm gelegt. Ally und ich wandern dann weiter durch die Megalithenebene zum Brückental. Dort treffen wir entweder auf Aliens oder auch nicht. Auf jeden Fall geht es dort ruhiger zu als hier im Sandsturmkessel. Von dort aus ist es verhältnismäßig einfach, zur Zivilisation zurückzukehren.“
    Nio nickte. „Das klingt gar nicht so schlecht. Es-es gibt nur ein Problem: Ich glaube nicht an Aliens.“
    Emerald lächelte: „Ich eigentlich auch nicht.“
    Ally lachte und antwortete: „Das werdet ihr noch, keine Sorge.“
    Inzwischen war es komplett dunkel geworden. Über dem Sandsturmkessel war die Nacht hereingebrochen. Emerald betrachtete noch einmal prüfend ihren Goro. Er schien wieder in vorzeigbarer Verfassung zu sein. Sie tätschelte seine Schulter und beförderte ihn dann zurück in seinen Pokéball. Auch Nios Pokémon war wieder genesen. Es setzte sich auf und Ally erkannte, dass sein großer unförmiger Körper auf der Vorderseite beinahe komplett von einer gefährlich anmutenden Fratze eingenommen wurde. Nio streichelte ihm ein wenig über den seltsamen Körper. Dann brachte auch er sein Pokémon zurück in den Pokéball. Nun gab es wieder wesentlich mehr Platz in der kleinen Höhle. Emerald meinte: „Wir sollten jetzt schlafen. Morgen früh brechen wir wieder auf.“
    Ally fiel noch etwas ein: „Wie alt bist du eigentlich, Emmi?“
    Emerald erstarrte kurz. „Ich bin 24. Aber nur die letzten acht Jahre zählen wirklich.“
    „Weil du vorher versuchst hast, normal zu sein?“
    Emerald legte sich auf dem Höhlenboden hin. „So ähnlich. Und jetzt schlaft.“






  • 8 – Nebel



    Als Ally am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Auch wenn der Boden nicht so hart war wie er hätte sein können, das Bett in Emeralds Herbergenzimmer hatte ihr doch besser gefallen. Sie ließ den Blick durch die Höhle wandern. Nio und Emerald waren nicht da, aber Telli hatte sich irgendwann zu ihr gesetzt. Sie tätschelte ihrem Pokémon den Kopf. „Guten Morgen, mein Kleiner.“
    Telli gab ein Geräusch von sich, das Ally als zufriedenes insektoides Schnurren verstand. Ein leckerer Duft wehte ihr in die Nase und sie merkte, wie hungrig sie eigentlich geworden war. Sie spähte aus der Höhle heraus und sah, dass Emerald und Nio nicht weit entfernt vom Eingang saßen. Der Himmel schien zwar immer noch bedeckt zu sein, aber immerhin gab es keinen Sandsturm mehr. Ally begab sich zum Ausgang der Höhle. Emerald kochte mithilfe eines Bunsenbrenners und einer kleinen Camping-Ausrüstung eine Suppe. Sie bemerkten nicht, dass Ally auf sie zukam.
    Emerald meinte an Nio gewandt: „Sowohl das Lepumentas als auch das Megalon sind Psycho-Pokémon. Ich habe mich auf Kampf-Pokémon spezialisiert. Außer meinem Goro, der eine gewisse Immunität gegenüber Psycho-Attacken besitzt, habe ich keine Pokémon, die groß im Vorteil wären.“
    Nio nickte. Die Maske lag neben ihm auf dem Boden. Er hatte ein sehr blasses Gesicht, auf dem sich dunkle Augenringe abzeichneten. „Ja, und mein Gengar ist zwar effektiv gegen Psycho-Pokémon, aber leider steckt es bei weitem nicht so gut ein wie es austeilt.“
    Emerald grinste: „Das werden auf jeden Fall harte und spannende Kämpfe.“
    Nio lächelte auch leicht: „Ja, das stimmt.“
    Ally trat zu ihnen herüber: „Guten Morgen, ihr beiden! Ihr kommt ja gut klar miteinander!“
    Während Nio sich seine Maske wieder überstülpte, antwortete Emerald: „Guten Morgen, Ally. Ja, Kampfstrategien zu planen ist eine Passion von uns beiden.“
    Nio nickte. Emerald bedeutete ihrer Partnerin, sich ebenfalls zu setzen. „Aber jetzt können wir alle frühstücken. Wenn es optimal läuft, kommen wir heute Abend im Brückental an.“
    Ally grinste: „Heute finden wir die Aliens!“


    Nach dem Frühstück begaben sich Ally, Nio und Emerald auf den Weg. Ally behielt ihr Maritellit außerhalb des Balls, da es mit seiner Wahrnehmung als Kompass und Frühwarnsystem fungierte. Auch Nios Gengar befand sich außerhalb des Pokéballs. Die seltsame Gestalt schwebte in der Luft um ihn herum und starrte aus ihren übergroßen Augen alles an. Im Sandsturmkessel wehte ein leichter Wind, aber ansonsten war es ruhig. Heute konnte Ally tatsächlich sehen, wie die Gegend aussah. Auf dem kargen Boden gab es nicht viel Vegetation. Nur einige wenige dürre Bäume aus sehr dunklem Holz streckten sich gen Himmel wie die hungrigen Finger gewaltiger unterirdischer Kreaturen. Vereinzelt sahen sie einige kleinere Pokémon umherhuschen, aber vom Lepumentas war nichts mehr zu sehen. Irgendwann wurde Ally die Stille zu viel, also fragte sie: „Nio, warum trägst du eigentlich diese Maske?“
    Nio marschierte weiter und flüsterte: „I-ich werde nicht gerne angesehen.“
    Ally nickte. „Das macht Sinn. Dafür trägt man Masken.“
    Ihr viel nichts anderes ein, was sie ihn fragen könnte, also ging sie schweigend weiter. Nach einer guten Stunde Fußmarsch wurde der Boden langsam wieder grüner und es ging auch ganz sacht aufwärts. Der Sandsturmkessel lag endgültig hinter ihnen. Emerald überprüfte die Karte. „Wir sind jetzt langsam in der Megalithen-Ebene angekommen,“ meinte sie.
    Tatsächlich waren in einiger Entfernung uralte Steinblöcke zu erkennen, die in verschiedenen Konfigurationen aneinanderlehnten. Emerald wandte sich an ihre Gefährten: „Wir sind noch nicht lange unterwegs, aber kommen gut voran. Braucht ihr eine kurze Pause?“
    Ally schüttelte den Kopf: „Ich habe noch volle Power! Wir können gleich weiter!“
    Nio zuckte zusammen. Er schien etwas sagen zu wollen, aber brachte die Worte nicht heraus. Am Ende schlich er zu Emerald, die sich ein wenig zu ihm hinunterbeugte. Er flüsterte ihr irgendetwas ins Ohr, das sich für Ally verdächtig nach „Klo“ anhörte. Emerald nickte und sah sich kurz um. Sie zeigte mit dem Finger auf einige vereinzelte Bäume. Dann murmelte sie ihm zu: „Aber nimm dein Gengar mit. Ally und ich warten hier und schauen in die andere Richtung.“
    Nio nickte und entfernte sich mit seinem Pokémon. Emerald drehte sich in die andere Richtung und Ally trat näher zu ihr. „Ihr beiden versteht euch trotz der kurzen Zeit echt gut, oder?“
    Emerald lächelte leicht: „Exzentrische Pokémon-Trainer müssen zusammenhalten.“
    Ally lächelte: „Das ist süß! Darf ich auch bei den exzentrischen Trainern mitmachen?“
    Emerald grinste sie an: „Du hast in Claw City einen Pokémon-Kampf gewonnen und dir ein Gramokles gefangen. Eine Trainerin bist du auf jeden Fall. Und exzentrisch genug bist du sowieso.“
    Ally bot ihrer Begleiterin die offene Hand ein und Emerald klatschte sacht ein. Dann beugte Ally sich näher zu ihrer grünhaarigen Partnerin und flüsterte: „Was du gestern Abend gesagt hast. Dass nur die letzten acht Jahre deines Lebens zählen, ...“
    Emerald wandte ihren Blick zu Boden: „Das, das tut mir Leid. Das hätte ich nicht sagen sollen. Ich war nur so fertig vom Tag, da ist mir das rausgerutscht.“
    Ally hob eine Hand und tätschelte Emerald sacht die Schulter, bevor sie wieder etwas sagte: „Du redest nicht gern über deine Vergangenheit, oder?“
    Emerald nickte. „Ja, ich habe zu lange versucht, jemand zu sein der ich nicht war. Und seither halte ich es nicht lange an einem Ort aus. Ich trainiere meine Kampf-Pokémon, mache bei Turnieren mit, bis ich genug Geld beisammen habe und reise dann woanders hin.“
    Ally sah Emerald genau an. „Und, warst du deswegen in Claw City? Wegen dieses Pokémon-Turniers?“
    „Nicht ausschließlich. Nachdem ich die Qualifikation verpasst hatte, habe ich aufgeschnappt, dass es in der Nähe von Galar eine Insel gibt, in der irgendein Ex-Champ ein Kampf-Pokémon-Dojo aufgemacht hat.“
    Emerald versuchte sich an einem Lächeln. „Ich dachte, dass ich da vielleicht für eine Weile unterkommen könnte. Ich habe auch schon ein Ticket besorgt, aber...“ Sie hielt inne.
    Ally beugte sich noch näher zu ihr und flüsterte besorgt: „Aber was?“
    „Ich weiß nicht, ob ich nach den letzten Jahren noch dazu in der Lage bin. Irgendwo anzukommen, statt nur durchzureisen.“
    Emerald senkte den Kopf, sodass ihr die grünen Haare tief ins Gesicht fielen. „Deine Alien-Jagd war eine willkommene Ablenkung. Ein lustiges Abenteuer, eine Reise durch die Naturzone. Ich habe mich sehr gefreut, als du in das Pokémon Center geplatzt kamst.“
    Ally lächelte: „Ich habe mich auch sehr gefreut, als du eingewilligt hast, mich zu begleiten, Emmi.“
    Emerald blickte zu ihr auf. Ihre Augen glitzerten etwas, aber sie konnte wieder richtig lächeln. Ally fiel noch etwas ein: „Und wenn wir hier fertig sind, kannst du ja einfach mal diese Dojo-Insel besuchen. Wenn es dir zu doof ist, kommst du ein bisschen zu mir! Wenn ich dir mein Wohnheimsbett überlasse, kann ich mich für die Gratisübernachtung in der Herberge revanchieren.“
    Emerald lachte leise. „Das klingt gut.“
    Nios Schritte waren zu hören, als er und Gengar sich wieder der Gruppe näherten. Emerald lächelte noch einmal kurz Ally zu, dann drehte sie sich wieder zu Nio um. „Bereit? Dann können wir jetzt weitermarschieren.“


    Die nächsten Stunden wanderte die Gruppe durch die Megalithen-Ebene. Während der Boden wieder von der Vegetation grün eingefärbt wurde, waren hier gar keine Pokémon mehr zu sehen. Ally fühlte sich etwas unwohl bei so viel unnatürlicher Stille. Auch wurde die Umgebung zunehmend nebliger. Am frühen Nachmittag kamen sie an einem besonders imposanten Megalithen vorbei. Durch leichte Nebelschwaden ragte er vor ihnen auf wie ein uralter Riese. Emerald begutachtete den massiven Felsblock. „Hier können wir Rast machen und etwas essen.“
    Während sie sich setzte und die restliche Nahrung auspackte, trat Ally zu Nio, der am Megalithen hinaufsah. Sie meinte: „Es gibt ja Theorien, dass diese Megalithen gar nicht von Menschen, sondern von Außerirdischen aufgestellt wurden.“
    Nio wandte den Kopf nicht ab, als er fragte: „Und glaubst du das?“
    Ally lachte: „Nein, ich glaube, dass das einfach große Steine sind, die Menschen mit Pokémon da aufgestellt haben. Das bekommt man auch ohne Aliens hin.“
    An ihn gewandt fragte sie: „Und was denkst du?“
    „I-ich spüre hier eine übernatürliche Energie, wie von Geistern.“
    Ally überlegte kurz, was sie sagen sollte: „Du glaubst wirklich daran, oder?“
    Nio zuckte mit den Schutern. „Wenn Gengar die Dynamaximierung durchführt, steigert sich seine Kraft extrem. In den Momenten höre ich meine verstorbenen Verwandten.“
    Nun drehte er sich zu Ally um. „Aber das hältst du für Blödsinn, oder?“
    Ally zuckte mit den Schultern: „Lass mich als Alien-Forscherin dir eine Sache sagen: Du solltest einen Scheiß darauf geben, was andere Menschen von deinen Überzeugungen halten.“
    Nio kicherte leise. „Außerdem,“ fuhr sie fort, „denke ich, dass du davon überzeugt bist. Und du wirst wohl deine Gründe haben.“
    Nio nickte und sie setzten sich zu Emerald. Beim Essen nahm Nio seine Maske ab, es schien ihm nicht mehr so viel auszumachen. Trotzdem versuchte Ally, nicht zu sehr in sein blasses, kindliches Gesicht zu starren. Stattdessen lenkte sie das Thema auf eine andere Sache: „Die Dynamaximierung, wir ihr sie nennt. Wir Wissenschaftler haben ja immer noch keine Ahnung, was genau sie auslöst, und ich habe mich bisher nicht groß damit beschäftigt. Aber euch als Trainer betrifft sie schon, oder? Tritt das Phänomen oft bei euren Kämpfen auf?“
    Emerald schüttelte den Kopf: „Seit ich hier bin, was nicht übermäßig lange ist, hat noch keines meiner Pokémon so was gemacht.“
    Nio schob sich ein Stück Brot in den Mund. Nachdem er es durchgekaut und runtergeschluckt hatte, erzählte er: „Also, in den meisten Pokémon-Arenen in Galar passiert das regelmäßig. Soweit ich weiß, gibt es einige Orte, wo die Dynamaximierung wesentlich häufiger auftritt, zum Beispiel in der Naturzone.“
    Er deutete kurz um sich, aber durch den mittlerweile dichten Nebel war nicht mehr viel zu sehen. „Die Arenen wurden, soweit ich weiß, speziell an solchen Orten gebaut. Einerseits, damit die Kämpfe spektakulärer werden, andererseits, damit die Pokémon nicht spontan in einer Wohnsiedlung riesig werden.“
    Ally konnte es sich nun nicht mehr verkneifen, ihn anzusehen. „Und was weißt du noch darüber?“
    Nio senkte den Blick, aber nur ein wenig. „Die Dynamaximierung tritt nicht sofort auf, wenn ein Pokémon in eine passende Umgebung kommt. Eher ist es so, dass sie erst einige Zeit in einem solchen Gebiet verbringen müssen.“
    Er nickte seinem Gengar und Telli zu, die ihre Pokémon-Nahrung hinunterschlangen. „Gengar sollte bald wieder in der Lage sein, sie einzusetzen. Deshalb lasse ich ihn in der Naturzone meistens außerhalb seines Balls.“
    Ally starrte zum Geister-Pokémon herüber. Es wirkte eigentlich recht niedlich. Sie fragte sich, wie es aussehen würde, wenn es auf einmal 20 Meter hoch wäre.


    Nach dem Essen packte Emerald alles in ihren Wanderrucksack und mit Hilfe von Tellis Navigation setzten sie ihre Wanderung durch den nun starken Nebel fort. Nach einigen weiteren Stunden und mehreren passierten Megalithen meinte Emerald: „Jetzt sollte es nicht mehr weit sein. Weil alles so ruhig war, ging es echt schnell voran. Es gab keine Pokémon-Herden, denen wir ausweichen mussten.“
    Ally antwortete: „Stimmt! Das ist mir auch schon aufgefallen! Es ist, als würden die sich alle verstecken! Und dieser Nebel, der ist tatsächlich schon seit mehreren Tagen hier in der Umgebung des Brückentals. Normalerweise gibt es fast täglich starke Wetterwechsel, nur hier ist es so … einsam.“
    Nio nickte. „Hier im Nebel kann man kaum etwas sehen. Zum Glück haben wir immerhin deinen Telli, der uns den Weg weist.“
    Ally blickte zu ihrem Pokémon herüber. Und sah, dass es zitterte. „Telli, was ist denn?“
    Emerald merkte sofort auf. „Macht euch bereit! Da ist was!“
    Unweit von sich hörten sie im Nebel Schritte. Ally trat hinter ihren Telli, und das Gengar schwebte vor Nio. Emerald hatte einen Pokéball in die Hand genommen. Und dann trat das Wesen aus dem Nebel heraus.

  • Hey Rainbow ^-^

    In deinem Re-Kommi gab es eine Stelle, die mich ein wenig hat aufhorchen lassen. Du hast geschrieben: "Das war tatsächlich der Hauptgrund für meine Rückkehr ins BB. Ich habe jetzt die Ressourcen um wieder zu Schreien und wollte das auch gleich am einzigen Ort machen, den ich dafür kenne. Dem Fanfiction-Bereich hier". Könnte es vielleicht sein, dass wir uns von früher kennen? Wenn du zwischen 2013 und 2017 aktiv gewesen bist, müsstest du mir mindestens vom Namen her ein Begriff sein....


    Kapitel 4

    Oh, jetzt ergibt das nervöse Verhalten von Fred aus den vorherigen Kapiteln plötzlich viel mehr Sinn. Das Megalon war vermutlich wenig begeistert davon, dass es von Fred fotografiert wurde und hat ihn deswegen derartig manipuliert, dass er über dessen Existenz nicht wirklich reden kann und ihm das Ganze derartig Unbehagen macht, dass er es unbedingt vermeiden will, mit dem Thema konfrontiert zu sein. Allerdings kann diese Manipulation nicht beim Schießen des Fotos oder direkt danach passiert sein. Er hat schließlich noch einen Bericht verfasst und unter Megalons Einfluss wäre das vermutlich nicht passiert. Also muss Megalon mitbekommen haben, dass er das Foto gemacht hat und ihm danach gefolgt sein. Vielleicht konnte es auch direkt beim Schießen des Fotos das Bild derartig manipulieren, dass es verschwommener ist, als es sonst geworden wäre.

    Die Szene im Pokécenter gefällt mir sehr gut. Da erlebt man Roy mal von einer anderen Seite als von seiner bisherigen, die ich am ehesten mit „uff“ bezeichnen würde. Es ist wirklich schön zu sehen, dass er auch sympathisch sein kann.

    Allgemein wirkt dein Weltenbau an dieser Stelle sehr schön rund. Dass Menschen auch von Pokémon verletzt werden können und dementsprechend auch Pokécenter Equipment für ne Notfallversorgung haben, die Hilfe von Pokémon bei verschiedenen Verletzungen (in dem Fall psychischer Art) erforscht wird und allgemein die Art und Weise mit auch mit der Gefahr durch Pokémon-Kämpfe umgegangen wird. Es wirkt einfach alles in sich schlüssig.

    Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, wie viel Gepäck Ally eigentlich dabei hat, aber ob sie ein Zelt dabei hat oder nicht, hätte Emerald vermutlich erkennen können. Selbst ein kleines Zelt passt ja mit den Stangen und so auch nicht unbedingt in jeden Rucksack, weswegen es vermutlich irgendwie sichtbar am restlichen Gepäck verschnürt wäre. Ansonsten kommt aber in der Szene sehr schön rüber, wie Ally durch ihren Tunnelblick auf Aliens ein Stück weit die anderen Planungsaspekte ihrer Mission etwas aus den Augen verloren hat und diesbezüglich geradezu planlos wirkt.

    Die Stelle mit dem Regenbogenarmband wirkt auf mich ein wenig zu erzwungen. Über das Äußere der Empfangsdame erfährt man als Leser nur das Detail mit dem Armband, was dadurch ein wenig wie ein Wink mit dem Zaunpfahl wirkt. Ich hätte mir da eher gewünscht, dass das Armband ein Detail unter anderen ist und dadurch einfach etwas natürlicher wirkt.

    Die Szene danach geht da in eine ähnliche Richtung. Es wirkt so, als sei die ganze Szene nur dazu da, kurz darauf aufmerksam zu machen, dass Emerald Tabletten nehmen muss. Ich vermute mal, dass Emerald eine trans Frau ist (zumindest könnte ich mir das vorstellen, da sie groß ist, sich einen eigenen Namen gegeben hat und Tabletten nehmen muss), aber hätte mir eben gewünscht, dass das etwas ist, was eben nebenbei mit einfließt und kein erzwungener Fokus darauf gelegt wird. Wäre die Szene beispielsweise noch etwas ausführlicher gewesen, hätte sich das denke ich einfach etwas natürlicher in die Geschichte eingefügt. (Ich hoffe, du weißt, was ich in etwa meine. Bin mir nämlich nicht ganz sicher, ob ich das grad so gut erklären kann ^^“)

    Haha, nice. Schön, dass Ally Emerald mit ihrem Spitznamen aufzieht. Das ist ein kleiner Punkt, der aber im bisherigen Kontext schön aufzeigt, wie sich die Beziehung von Ally und Emerald bisher entwickelt hat. So lange kennen sie sich bisher nicht, aber es ist jetzt schon ein sehr freundschaftlich-liebevoller Umgang miteinander. Ich freue mich schon darauf noch zu lesen, wie sich die Freundschaft der beiden über die Zeit noch weiter festigen wird.


    Kapitel 5

    Beim ersten Dialog im Kapitel hätte ich mir vor Allys zweiter Sprechzeit noch ne kleine Überleitung gewünscht. Gerade noch hat Ally die Aussicht bewundert und dann ist sie schon wieder wo ganz anders. Das hatte mich etwas raus gerissen und wäre nicht ganz so plötzlich gekommen, wenn noch sowas wie „Sich vom Ausblick abwendend blickte Ally zu Emerald: „Okay […]““ davor gewesen wäre.

    Ich muss gestehen, ich hab die neueren Generationen nicht mehr gespielt, aber wenn die beiden von einer erhöhten Position gucken, in die Mitte der Naturzone müssen und sich ein Gebiet, dass sie dafür durchqueren müssen, gerademal am Rand ihres Blickfeldes befindet, muss diese Naturzone einfach nur riesig sein.

    Oje, wie viel Verpflegung sie brauchen und wer die mitnimmt, hätten sie eventuell besprechen sollen, bevor sie in die Naturzone gehen und nicht, wenn sie da schon ne Weile rum gelaufen sind. Ein Glück, dass Emerald mitgedacht hat. Sonst hätten sie definitiv ein Problem.

    Woher weiß Ally, dass man Aliens nicht mit Pokébällen fangen kann? Ich meine, bisher hat Ally meines Wissens nach noch keinen Alien direkt getroffen geschweige denn einen Pokéball auf ihn geworfen und geguckt, was passiert. Vor allem, da Ally nen wissenschaftlichen Hintergrund hat, wäre es schön gewesen, wenn sie ihre Vermutung auch als solche kennzeichnen würde.

    Das Aly noch mehr zur Background-Story der Welt erzählt gefällt mir auf jeden Fall sehr gut und ich bin gespannt, ob die zwei noch herausfinden werden, was vor 500 Jahren geschehen ist. Allerdings frag ich mich, ob die Megalon wirklich wie in Allys Theorie von den Alien wieder abgeholt werden. Selbst wenn Aliens die Pokémon vor 500 Jahren plötzlich auf die Erde gebracht haben, könnte es ja sein, dass sie eben aus irgendeinem Grund vor 50 Jahren mit Megalon und Pygraulon einfach noch ne neue Art auf die Erde bringen wollten, wie sie es schon zuvor gemacht haben, und sich ansonsten nicht wirklich um die Erde scheren.

    Die Kampf-Szene ist dir wieder sehr gut gelungen. Sie war definitiv spannend zu lesen und ich bin gespannt, welche Rolle das Gramokles in der weiteren Story noch spielen wird.

    Am Ende schreibst du, dass das Wetter immer trüber wurde. Ich frag mich an der Stelle: inwiefern trüber? Unter trüben Wetter stell ich mir eigentlich einen Tag mit eher dunklen Wolken oder sogar Nebel vor, was beides für Feuchtigkeit spricht. Allerdings scheint der Sandsturmkessel ja eher sehr trocken zu sein. Meinst du da vielleicht eher sowas wie trüb im Sinne von staubig?

    Bei diesem riesigen Etwas vermute ich, dass es sich um so eine Dynamax-Form handeln wird. Ein wenig verwirrend, dass Ally dabei direkt an das Megalon denkt. Mit seiner Größe von nem knappen Meter ist es eher sehr unwahrscheinlich, dass es sich bei dem riesigen Ding um ein Megalon handelt. Aber mal gucken, was es denn nun ist.


    Das wars für heute erstmal von mir, aber ich hoffe, dass ich vor Mittwoch noch ein bisschen weiter komme ^-^

    Liebe Grüße,

    Caroit

  • @Rainbow


    Ich war mal neugierig, da du deine Story ja ins Topic verlinkt hast und meintest du seist durch Fanfiction wieder zum Schreiben gekommen. Gratuliere dazu. :D Ein kreatives Hobby, egal ob man das dann professionell macht oder eben tatsächlich nur als Hobby, ist immer was Schönes und da freue ich mich sehr für dich, dass du dazu zurückgefunden hast!

    Bin auchmal gespannt, was du hier für uns bereithältst (und good god, ich hab hier schon lange nichts mehr gelesen, geschweige denn einen Kommentar geschrieben :/ ...)


    Finde die Prämisse für deine Story interessant und es ist eben ein neuer Take auf die Pokemonwelt als nur einen Zehnjährigen auf eine Reise zu schicken, oder eine Shipping-FF mit Canon Charakteren zu schreiben. Nun brenne ich eigentlich nicht für Science Fiction per se, aber ab und zu kann man auch etwas außerhalb seiner bevorzugten Genres konsumieren... und die Alienpokemon sind schließlich auch interessant. ^^


    Was mir aber bisher in den vier Kapiteln, die ich bisher gelesen habe auffällt, ist dass deine Handlung imo recht schnell voranschreitet. Beispielsweise als sich Ally in der Empfangshalle befindet und nach Trainern sucht. Ich hätte mir hier ehrlich gewünscht, dass danach einfach noch mehr Interaktion zwischen Emerald und Ally stattfinden würde tbh. So wirkt es, als wäre es etwas zu leicht gewesen, um jemanden zu finden, der sie begleiten würde. Es liest sich ein wenig so, als könnte es nicht nur Ally nicht erwarten, sondern auch du nicht haha ^^

    Ansonsten ist mir hier eine andere Kleinigkeit aufgefallen: Ally verwendet sehr, sehr viele Ausrufezeichen. Ich meine das ist schon okay, weil sie auch einfach ein anstrengender Charakter ist, aber ich finde du übertreibst es hier auch ein wenig.


    Bei Emerald würd ich auch sofort tbh auf eine trans Frau schließen, weil sie nicht gerne über ihren Geburtsnamen redet und joa, die Sache mit dem Tabletten ist da auch noch.

    Insgesamt wirkt sie, wenn ich ehrlich bin, als Charakter auch um einiges stimmiger und ich sag mal nachvollziehbarer als Ally. Einfach aufgrund ihrer Reaktionen und wie sie handelt etc.


    Auch fällt mir auf, dass Fred in ein Krankenhaus abtransportiert wird und Ally jetzt nicht hm... nicht wirklich Anteil daran nimmt oder nicht zu nehmen scheint. Aber gut, es passt irgendwie. Sie ist socially recht awkward und solch eine Situation nicht wirklich gut einschätzen zu können, bzw. ist dann immer noch sehr fixiert auf ihr eigentliches Ziel. Oder eben auch hyperfixiert auf dieses Ziel.


    Hier in der Szene gefällt mir Roy aber richtig gut und so eine Szene tut einem Charakter wie ihm auch sehr gut. Er kommt sonst öfters einfach als sehr... simpel rüber und als jemand, der auf ein oberflächliches "Promi/Influencerleben" aus ist. Sehr schön, dass du ihm hier eine andere Seite gibst.


    Bin gespannt wie es da weitergeht und lese morgen weiter. ^^

  • So, @Rainbow hey, Teil 2 meines Reviews. ^^


    Ich find's sehr schön, dass Ally vieles in der / deiner Pokemonwelt erklären kann. Dadurch dass sie sich in dem Gebiet auskennt, wirkt es auch natürlicher, als wenn du die Infos erzwungen einbringen würdest. Und diese Beschreibungen sind auch sehr gut durchdacht und kreativ. ^^

    Was ich mich allerdings auch frage ist, weshalb Ally denn weiß, dass man Aliens nicht mit Bällen fangen kann?


    Was ich aber auch selbst noch als queere Person etwas erzwungen finde sind diese Andeutungen wie ein Regenbogenarmband der Schwester etc... das ist natürlich ein nettes Detail, aber wie Caroit sagt, würde es besser wirken, wenn du diese Beschreibung in einer Gesamtbeschreibung unterbringen würdest. Und insgesamt naja... ich bin persönlich kein Fan davon, wenn fast der gesamte Cast queer ist. Da geht mein Suspension of Disbelief irgendwo flöten.

    Aber dass Ally so heißt... weil sie Emeralds Ally wird? :D


    Was ich bisher auch noch loben muss sind deine Kämpfe, die haben beim Lesen ziemlichen Spaß gemacht, und die weiteren Konversationen in den neuen Kapiteln. Da geht Ally schon etwas mehr auf die Menschen in ihrer Umgebung ein und ist mir allgemein etwas sympathischer.


    Soll die Story wirklich nur 12 Kapitel haben btw? Irgendwie wirkt es mehr so, als ob die Story länger werden würde. ^^


    In letzten Kapitel hast du aber einen netten Cliffhanger drin und da bin ich gespannt was da aus dem Nebel tritt. ^^



    Btw, mir ist noch eine Formulierung von Anfang aufgefallen.

    Zitat

    Erleichtert erhob Ally sich wieder und wischte sich den Schweiß von ihrer karamellfarbenen Stirn.

    Ich hab mir früher auch nichts dabei gedacht, aber ich hab schon von verschiedensten PoC gelesen, dass sie es nicht gerne sehen, wenn ihre Hautfarbe mit Lebensmitteln verglichen wird.

    Nur eine Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist. ^^



    Und sorry, vielleicht wirst du mich jetzt hassen, aber es brennt mir grad in den Fingern dieses Meme zu posten. xD


  • 9 – Besucher



    Ally verstand zunächst nicht, was für ein Wesen sie da vor sich sah. Sie war sich ziemlich sicher, dass es ein Mensch war. Aber mit Gewissheit konnte sie es nicht sagen. Die Gestalt war hochgewachsen und schlank, sie überragte sogar Emerald um eine ganze Kopflänge. Die Gesichtszüge waren sehr glatt und weich. Ally konnte nicht sagen, ob es sich bei dem Wesen biologisch um einen Mann oder eine Frau handelte. Die Kleidung des Wesens war ebenfalls ungewöhnlich. Sie schien aus einem dunklen Material zu bestehen, das Ally noch nie gesehen hatte. Durch das Gewebe zogen sich etwas hellere Adern, die sich bei genauerem Hinsehen langsam zu bewegen schienen. Sie starrte das Wesen mit offenem Mund an. Nio hatte den Kopf unter der Maske ebenfalls schweigend auf die Gestalt gerichtet. Emerald schielte kurz zu ihrer Partnerin rüber, dann wandte sie sich an die Person vor ihnen: „Ähm, hi.“
    Das Wesen schien ebenfalls überrumpelt zu sein. Während es ganz langsam die Hand zu einer Art Gruß hob, schien es nach Worten zu ringen. Dann antwortete es schließlich: „Hi.“
    Den Akzent, mit dem es sprach, hatte Ally so noch nie gehört. Aufgrund der multikulturellen Besetzung ihrer Universität hatte Ally sich sehr schnell an viele Betonungsarten gewöhnt und hatte auch Emeralds Akzent problemlos dem ostasiatischen Raum zuordnen können. Aber diese Gestalt hier sprach auf eine ganz eigene Art. Da sie immer noch mit der Verarbeitung der Situation beschäftigt war, ergriff erneut Emerald das Wort: „Wir, wir suchen hier nach Megalon. Und, äh, Außerirdischen. Falls du welche gesehen hast.“
    Sie brach in nervöses Gelächter aus. Auch das Wesen vor ihnen fing nach wenigen Sekunden an zu lachen. Es klangt nicht authentisch. Ally schüttelte ruckartig den Kopf. Ob Alien oder nicht, mit der Person vor ihnen stimmte etwas ganz und gar nicht! Und sie war sich sicher, dass sie das beurteilen konnte, da sie das mit Abstand exzentrischste Mitglied ihres „Star Quest“-Teams war. Sie riss sich zusammen und zeigte mit dem Finger auf das Wesen: „Hey, du! Wer bist du?“
    Dann zeigte sie mit einem Finger auf sich selbst: „Ich heiße Ally. Hallo.“
    Das Wesen atmete einmal tief durch, dann antwortete es: „Ich heiße Castor. Hallo, Ally.“
    Ally winkte Castor zu. „Und, du bist nicht zufällig ein Alien, oder?“ Sofort setzte sie nach: „Nichts für ungut, ich muss das fragen.“
    Castor machte ein fragendes Gesicht: „Alien? Was ist das?“
    Ally erklärte: „Ein Alien ist ein Außerirdischer. Ein Wesen, das nicht auf diesem Planeten geboren wurde.“
    Castor nickte: „Dann bin ich ein Alien.“
    Ally realisierte erst gar nicht, dass Castor ihre Frage bejaht hatte. Dann dämmerte es ihr: „Was? Wie? Was?“
    Emerald klopfte ihrer Gefährtin auf die Schulter, um sie zu beruhigen. Ally atmete einmal tief aus. Dann kam ihr ihre nächste Frage in den Sinn: „Bist du vor fünf Tagen im Brückental angekommen? Mit einem Megalon?“
    Castor deutete mit dem Finger hinter sich in den wabernden Nebel, in Richtung des Brückentals: „Ich bin dort gelandet, vor fünf Tagen.“ Dann setzte er noch kurz nach: „Was ist Megalon?“
    Ally zog ihr verschwommenes Foto aus der Jackentasche und hielt es Castor hin: „So nennen wir dieses Pokémon. Kennst du es?“
    Castor beugte sich vor und starrte das verschwommene Bild lange an. „Woher hast du diese Aufzeichnung?“
    Ally grinste stolz: „Ich arbeite an einer Universität:“ Dass sie nur studentische Hilfskraft war und hauptsächlich Daten in Computer übertrug, verschwieg sie mal. „Und ein Zeuge hat das vor einigen Tagen gemacht und an uns geschickt.“
    Castor starrte noch ein wenig länger auf das Foto, bevor er antwortete: „Ich kenne dieses Pokémon nicht.“
    Emerald beobachtete Castor die ganze Zeit aus ihren dunklen Augen heraus. Dann meinte auch sie: „Hallo, Castor. Ich bin Emerald.“
    Castor nickte ihr zu. Dann deutete Emerald mit einer Hand in Richtung von Nio. „Und das ist Nio.“ Nio sagte nichts, aber hob die Hand zum Gruß. Auch ihm nickte Castor kurz zu. Die Pokémon Gengar und Maritellit hielten sich eher im Hintergrund. Sie starrten Castor die ganze Zeit über an, als wüssten sie nicht, was sie von diesem Wesen halten sollen. Ally sprach danach gleich wieder weiter: „Und, bist du ein menschliches Wesen? Und welche Geschlechterpronomen bevorzugst du?“
    Die Frage schien Castor zu überraschen. „Ich bin ein Mensch. Ihr habt mehrere Geschlechterpronomen?“
    Emerald nickte. „Ja, für männliche und weibliche Menschen. Und ein paar für alle die nicht in das Schema passen probieren wir auch aus.“
    Castor sah sie an. „Dann bin ich ein biologisch männlicher Mensch. Ihr dürft die dazu passenden Pronomen verwenden.“
    Ally nickte emsig: „Cool! Aber, wie bist du hergekommen? Hast du ein Raumschiff?“
    Castor nickte langsam. „Soll ich es euch zeigen?“
    Ally sprang fast in die Luft, als sie antwortete: „Ja, unbedingt!“
    Castor lächelte schmallippig. „Dann folgt mir.“
    Er wandte sich um und marschierte in den Nebel. Nach wenigen Augenblicken setzte sich auch Ally in Bewegung. An ihre Kameraden gewandt sagte sie: „Na los, gehen wir!“
    Emerald, Nio und die beiden Pokémon folgten ihr. Emerald kam etwas näher an Ally heran. Sie behielt Castors Umriss dabei die ganze Zeit über im Blick. In Allys Ohr flüsterte sie: „Sei vorsichtig, ja? Ob er ein Alien ist oder nicht, er hat bei dem Foto von Megalon zu lange gezögert.“

    Ally nickte und flüsterte zurück: „Keine Sorge, ich habe nicht vergessen, was mit Fred passiert ist.“

    Beruhigt lächelte Emerald ihre Begleiterin an: „Dann schauen wir mal, was uns da erwartet.“
    Nio kam auch näher zu den beiden. Er flüsterte: „Emerald, wir halten uns bereit, oder? I-ich fühle mich nicht gut mit Castor da drüben.“
    Emerald drückte ihm im Gehen die Schulter. Sie zog mit der anderen Hand einen Pokéball aus ihrer Tasche und nickt ihm zu. Nio nickte ebenfalls zur Bestätigung. Ally flüsterte ihnen zu: „Okay, dann haben wir einen Notfallplan. Aber vielleicht ist er ja ein netter Außerirdischer?“
    Emerald zuckte mit den Schultern: „Das wäre der Bestfall.“
    Ally löste sich von der Gruppe und verkürzte den Abstand zu Castor. Er ging etwas ungelenk, als ob die Erde nicht natürlich für ihn wäre. „Ist der Anzug für die Stabilisierung hier?“
    Castor nickte und erklärte: „Wo ich herkomme, ist die Schwerkraft geringer. Daher wachsen wir Menschen dort weiter in die Höhe. Allerdings ist es hier schwerer für uns.“
    Ally starrte ihn weiter an: „Und, bist du alleine hier?“
    Castor nickte. „Ich bin hier in einem Forschungsauftrag.“
    Ally konnte sich kaum zurückhalten: „Wie cool, das bin ich auch! Und was genau erforschst du?“
    Castor wandte den Blick starr in den Nebel hinein. „Ich zeige es euch, wenn wir angekommen sind.“
    „Bei deinem Raumschiff?“
    „Genau.“
    Er deutete voraus in den Nebel. Dunkel und riesenhaft zeichnete sich dort eine ovale Form ab.
    „Woow, das ist ja riesig!“
    Auch Emerald entfuhr ein leises „krass“, während Nio und sein Gengar näher zusammenrückten.
    Ally fiel noch etwas ein: „Sag mal, Castor. Wenn du ein menschlicher Außerirdischer bist, gibt es dann auch nichtmenschliche Aliens?“
    Castors Miene verhärtete sich kaum merklich, während Ally fortfuhr: „Also, wurdest du von Aliens erschaffen, die gar keine Menschen sind, um mit uns zu kommunizieren oder so?“
    Castor schüttelte den Kopf, und beschleunigte seinen Schritt noch: „Ich wurde von anderen Menschen geschaffen. Ich habe menschliche Eltern.“
    Mittlerweile waren sie tief im Brückental, und die ovalen Umrisse des riesigen UFOs ragten dunkel vor ihnen auf. An einer Seite konnte Ally sogar verschiedenfarbene Lichter erkennen. Dann fiel Ally ihre letzte Frage ein. Sie starrte Castor jetzt direkt ins Gesicht: „Und gibt es Aliens, die keine Menschen sind?“
    Castor blieb urplötzlich stehen. Er wandte sich zu Ally und ihren Freunden um: „Das zu beantworten hätte keinen Sinn.“
    Emerald und Nio machten sich sofort kampfbereit, aber Ally blieb ruhig: „Und warum?“
    Castor schnippte mit den Fingern. Das UFO erhob sich geräuschlos und schwebte durch den Nebel auf sie zu. Als Ally endlich Details ausmachen konnte, verschlug es ihr den Atem. „D-das kann nicht sein! Nicht schon wieder!“
    Es war das Lepumentas, nur war es diesmal noch wesentlich gewaltiger als beim letzten Mal.
    Und das Licht an der Seite des UFOs war keine mechanische Beleuchtung gewesen. Hinter dem Lepumentas schwebte eine ebenso gewaltige Gestalt hervor. Der riesige ovale Kopf nahm die Hälfte des Körpers ein. An den langen Armen strahlten Lichter in verschiedenen Farben, bei deren Anblick Ally ganz schwindelig wurde.
    Castor fuhr fort: „Es hätte keinen Sinn, denn ich werde eure Erinnerungen auslöschen müssen.“
    Das Megalon schwebte nun neben dem Lepumentas und direkt vor Ally und ihrer Gruppe. Es starrte auf sie herab wie eine uralte, fremdartige Gottheit und Ally erkannte, wie schrecklich seine Macht tatsächlich war.