Aus gegebenem Anlass (ich schreibe Pokémon-Fanfiction ) wollte ich dieses Thema einmal starten, um eure Meinung dazu zu hören und auf einer Meta-Ebene über Pokémon-Fanfiction zu diskutieren.
Ich habe vor allem in letzter Zeit viel Pokémon-Fanfiction gelesen. Mir ist es dabei stets so vorgekommen, als gäbe es drei große Kategorien von Geschichten, mit denen sich die allermeisten Pokémon-Fanfics befassen.
Die ersten sind die Shipping-Storys, also Liebesgeschichten zwischen zwei Figuren aus dem Pokémon-Universum. Seien es nun Ash und Serena aus dem Anime oder Roy und Delion aus der Galar-Region. Die Struktur der Handlung ist dabei oft die einer „normalen“ Liebesgeschichte, nur, dass sie in der Pokémon-Welt spielt.
Die zweite, und gefühlt mehr dem Pokémon-Thema eigene Kategorie, sind die Reise-Geschichten. Hier handeln die Storys z.B. von einer neuen Region, die Ash besuchen und in der er alle Arenaorden erlangen muss. Sehr oft handeln sie auch von einem OC (= Original Character), der in einer der Regionen aus den Pokémon-Spielen versucht, Champ zu werden.
Und die dritte Kategorie ist das „Sammelbecken“, wenn man so will. Fanfiction in der Welt von Spin-Offs wie Mystery Dungeon oder auch allerlei ganz eigene und unvorhersehbare Ideen. Im Grunde würde der Film „Meisterdetektiv Pikachu“ auch in diese Kategorie fallen, wenn er eine Fanfic gewesen wäre, und ich denke, dass das auch Absicht war.
Was mir oft zu denken gibt, sind potentielle Schwierigkeiten bei Pokémon-Fanfiction. Beispielsweise hat ein durchschnittlicher Roman vielleicht vier oder fünf Spannungs-Höhepunkte, die sich immer weiter hochschaukeln. Wie vereinbart man das mit einer Reise-Geschichte? Da gibt es acht Arena-Kämpfe und dann eine Pokémon-Liga/Top 4. Und meist auch noch ein böses Team, welches in mehreren eskalierenden Konfrontationen aufgehalten werden muss.
Wenn ich dafür also sagen wir fünf große Konfrontationen nehme, haben wir rechnerisch schon mindestens 14 Handlungshöhepunkte. Wenn zwischen jedem Handlungshöhepunkt zwei Kapitel liegen (was eigentlich recht wenig ist), dann wären wir bei locker 40 Kapiteln Geschichte. Und bei der Länge ist die Frage, ab wie vielen Kapiteln neue Leser:innen von der Länge womöglich zu abgeschreckt sind, neu einzusteigen.
Eine andere Frage ist, ob man es tatsächlich schafft, so eine Reise-Geschichte komplett zu erzählen. Ich habe einige gelesen, die das ganze zu Ende gebracht haben, aber gefühlt auch sehr viele, die einfach irgendwann aufgehört haben. Die Geschichte war quasi zu groß und ist unter ihrem eigenen Gewicht zugrunde gegangen, was sehr schade ist.
Was für mich neben der potentiellen Länge ein Problem darstellt, ist zudem der Genre-Mix der Geschichte. In einem typischen Pokémon-Spiel finden sich ja typischerweise drei Plotlines, die sich mehr oder weniger gut in einem Video-Spiel kombinieren lassen: Das Coming-of-Age-Roadmovie, die Sportgeschichte und dann noch der Crime-Thriller mit dem bösen Team, wenn man so will. Und während Coming-of-Age sich gut mit den anderen kombinieren lässt, sind das böse Team und die „I wanna be the very best“-Sportgeschichte doch sehr schwer kohärent zu verbinden, finde ich. Von allen bisherigen Spielen haben zum Beispiel nur die Geschichten von Schwert und Schild die Brücke zwischen dem bösen Team und der Pokémon-Liga direkt geschlagen.
Okay, das waren erst mal genug Meta-Gedanken zur Thematik von Pokémon-Fanfics meinerseits.
Ich habe allerdings noch einige Fragen an euch:
1 Findet ihr, Pokémon als Thema eignet sich tatsächlich noch für Reise-Geschichten? Kann man im Jahr 2021 noch eine Reise-Geschichte anfangen? Was ist mit den oben genannten theoretischen Problemen, bzw. wie würdet ihr die angehen? Die Geschichte kürzer halten? Euch nur auf die Sport-Geschichte konzentrieren?
2 Welche „Genres“ passen eurer Einschätzung nach gut zur Pokemon-Welt?
Fantasy oder Science-Fiction? Irgendwas ganz verrücktes?
3 Welche Themen passen wohl weniger gut? Glaubt ihr, dass man zum Beispiel eine Horror-Geschichte in der Pokémon-Welt verfassen kann? Das clasht ja mit der üblichen Zielgruppe für Pokémon-Storys, weshalb es dann an mangelnder Leserschaft scheitern könnte.
4 Wie viel Vorwissen setzt ihr bei eurer potentiellen Leserschaft über Pokémon voraus? Sowohl allgemein als auch im Bisaboard speziell? Besonders interessant finde ich in dem Zusammenhang: Wie beschreibt ihr die Pokémon? Einfach nur den Namen nennen, denn die Leser kennen das betreffende Pokémon bestimmt? Oder so beschreiben, als ob die Person noch nie von Pokémon gehört hat?
Ich freue mich sehr auf eure Ansichten zum Thema!
LG
Rainbow