Rassismus

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  • Weiße Menschen, die so eine Frisur tragen, weil sie's hübsch und alternativ finden, sind eben respektlos gegenüber den Menschen, die für diese Frisur - obwohl sie bei ihnen kulturelle Bedeutung hat - ausgegrenzt und diskriminiert werden.

    Und nichtweiße Menschen, die diese Frisur auch nur deswegen tragen, weil sie sie hübsch und alternativ finden. Dürfen die das trotzdem tun oder... Sorry, man kann mit vielen Worten alles so erklären, dass es fast sinnvoll herüberkommt, am Ende des Tages bleibts schlicht Unfug und anmaßend darüber zu urteilen, was jemand mit seinen Haaren bzw. seinem Körper tut.


    Wenn du dann womöglich auch noch eine Bakterien- und Schimmelkolonie auf deinem Schädel sitzen hast, weil Haare von Weißen anscheinend nicht für Dreadlocks gemacht sind, ist das nochmal ein sehr guter Grund es sein zu lassen lol.

    Tut mir leid, aber diese Aussage ist sowas von abwertend, dass mir dazu dann auch nichts mehr einfällt.

    Trotzdem ist es ziemlich cringe, wenn sich Leute zb. Kanjis tätowieren lassen oder andere Sprachen, die sie nicht verstehen und nicht zu ihrer eigenen Kultur gehören, oder wenn man extra alternativ wirken will und sich Dreads macht.


    Was man vielleicht wirklich kritisieren kann, ist die Kommunikation mit der Sängerin. Je nachdem wie diese abgelaufen ist, kann man halt auch erstmal in den Dialog mit ihr treten und ihr erklären weshalb man dies und jenes so sieht, anstatt sie einfach auszuladen. Keine Ahnung inwieweit man das versucht hat.

    Was aber auch keine gute Kommunikation ist, ist gleich zu großen Medien zu laufen und die Diskussion auf großer Bühne auszutragen anstatt privat. So what.



    Naja, wie gesagt hab ich noch lebendig in Erinnerung wie sowas riechen kann, wenn's nicht gepflegt ist. ^^' solche Leute haben auch keine Haarstruktur, die sich von sich aus bisschen in sich selbst windet und sehr dicht gepackt ist, und wie gesagt fetten die Haare ganz anders, weshalb das alles automatisch drinnen hängenbleibt.

  • Und nichtweiße Menschen, die diese Frisur auch nur deswegen tragen, weil sie sie hübsch und alternativ finden. Dürfen die das trotzdem tun oder... Sorry, man kann mit vielen Worten alles so erklären, dass es fast sinnvoll herüberkommt, am Ende des Tages bleibts schlicht Unfug und anmaßend darüber zu urteilen, was jemand mit seinen Haaren bzw. seinem Körper tut.

    Ähm, auch nicht-weiße Menschen, die dabei nicht-Schwarz sind sollten diese Frisuren nicht tragen. Es ist spezifisch eine Schwarze Frisur, die eine historische Bedeutung für Schwarze Menschen hat und die spezifisch entwickelt wurde, um Schwarzen Haaren gerecht zu werden, die eben aufgrund ihrer Struktur besondere Ansprüche haben. Und so lange Schwarze Menschen für diese Frisuren diskriminiert werden ist es auf jeden Fall einfach respektlos sie zu tragen.


    Zumal es eben auch eben auch komplett dämlich ist, weil es halt einfach kacke mit Haaren, die nicht 4C sind, ausschaut und nebenbei eben unhygienisch sind.


    Wie Bastet richtig sagt: Andere Haarstruktur und nebenbei eben auch eine komplett andere Art, wie die Haare fetten etc.

  • Die Diskussion ist meiner Ansicht generell eine komplexe Angelegenheit, bei der weder die Leute, die FFF jetzt angreifen mit der Einstellung, dass das ja gar nicht kulturelle Aneignung sei, noch die Leute, die FFF sehr eifrig beispringen, wirklich richtig liegen - wenngleich die letzteren vielleicht etwas näher an der Wahrheit dran sind als Erstere.

    Um mit dem anzufangen, was wohl als sehr gesichert gelten kann: Ja, wenn weiße Menschen sich Dreadlocks machen, ist das wohl im Regelfall kulturelle Aneigung. Um aus Noah Sows Buch Deutschland Schwarz Weiß zu zitieren aus dem Unterkapitel "Stichwort Augenhöhe: Tipps für weiße Bekannte" (Sechstes Oberkapitel, S. 272f.):

    Zitat

    Imitiere nicht Schwarzsein und verleugne nicht dein eigenes Weißsein.

    Personen sind nicht weniger weiß, wenn sie aus einer sozial benachteiligten Familie kommen. Du bist auch nicht weniger weiß, wenn du dir die Haare verfilzen lässt oder Schwarze Kulturen fetischisierts [sic]. Du meinst es vermutlich gar nicht böse, verhältst dich aber leider wie ein_e Kolonisator_in: du bedienst dich Schwarzer Symbole, sogar der Befreiungssymbole, eignest sie dir an, spielst mit ihnen und bekommst dafür von den anderen Weißen Aufmerksamkeit und/oder Bewunderung für deinen "Mut" und deine Extravaganz. Die Schwarzen Symbole werden dadurch aber lächerlich gemacht, weil sie durch Weiße umgedeutet und besetzt werden.

    [...]

    Dir sollte klar sein, dass du dich aufgrund deines Weißseins aus jeder Kultur nach Belieben bedienen und trotzdem am Drücker sitzen kannst.

    In diesem konkreten Falle ist es nun so: Während Weiße, die sich Dreadlocks machen, so oder so von der "Coolness" der Frisur profitieren, kommt bei einer Sängerin, einer Performerin, bei der das "Hipsein" noch einmal eine besondere Rolle spielt, dahingehend noch einmal extra eine Dimension dazu. Die Person holt sich simpel ausgedrückt die Vorteile der Frisur, ohne die Nachteile rassistischer Diskriminierung fürchten zu müssen. Die Vorteile sind dabei übrigens auch nicht von ihr selbst erstritten, sondern eben von Schwarzen. Dreadlocks sind eben ein wichtiges Befreiungssymbol und mussten erst wieder positiv konnotiert werden, und dass sie es heute in mancherlei Kontexten sind (wenngleich es eben immer noch Diskriminierung gegenüber Schwarzen gibt, die sie tragen), ist eben nicht das Verdienst von Weißen. Selbst der Begriff "Dreadlocks" musste erst wieder mühsam reclaimed werden.

    Da das nun einmal also doch kulturelle Aneignung ist, folgt daraus logischerweise, dass der Auftritt einer weißen Sängerin mit Dreadlocks nicht so richtig passt, wenn die Veranstaltung den Anspruch hat, auch antikolonial zu sein. Es sei dabei übrigens auch gesagt: Von einer Veranstaltung mit dieser Begründung ausgeladen zu werden, ist keine Form der Freiheitseinschränkung, Diskriminierung oder etwas in der Art. Wenn du halt irgendwo kulturelle Aneignung betreibst, musst du halt damit leben, wenn du nicht bei Veranstaltungen zum Auftritt geladen wirst (bzw. wenn du bei Realisierung der Problematik ausgeladen wirst), bei denen der Anspruch besteht, dem keinen Vorschub zu leisten. Du hast ja kein Recht auf deinen Auftritt. Und da ist es auch egal, ob du sonst progressiv bist. Überhaupt: Sicher wird die Sängerin keine harte Rassistin und stattdessen sicherlich auch gegen Rassismus sein, sicher wird sie progressive Einstellungen haben und alles, aber es ist doch wohl nicht so schwierig, dann trotzdem diese Problematik zu sehen. Warum muss diese Ambivalenz unbedingt aufgelöst werden und kann sie nicht einfach in ihrer Gänze erfasst werden? Müssen alle Leute definitiv "unproblematisch" oder "problematisch" sein und gibt es dazwischen keine Graustufen? Ich dachte, diese Einteilung in totale Kategorien sei etwas, was auch einige der Leute, die hier kein Problem sehen, in anderen Diskussionen auch gerne mal kritisieren.

    Insofern finde ich es doch ein wenig merkwürdig, dass es offenbar viele Leute gibt, die diese Problematik einfach wegzudiskutieren versuchen, denn sie sollte eigentlich ziemlich offensichtlich sein. Auf der anderen Seite ist es nun aber auch nicht so, als ob FFF sehr viel Beifall zu zollen wäre für die Ausladung. Dahingehend wurde, soweit ich weiß, einerseits natürlich der übergriffige Ton kritisiert, aber auch, dass die Tatsache, dass FFF offenbar kein Problem mehr sieht, wenn die Sängerin sich die Haare abschneidet, darauf hindeutet, dass es der Organisation selbst mehr um Symbolwirkung als um tatsächlich tiefegehende Auseinandersetzung mit der Problematik geht. Tatsächlich ist FFF sogar schon länger dafür kritisiert worden, zu wenig divers bzw. zu weiß zu sein, gerade in der Führungsriege. Insgesamt gibt diese Ausladung jetzt anscheinend vielen Schwarzen auch nicht die Hoffnung, dass sich daran etwas ändert. Insofern wäre ich jetzt auch vorsichtig damit, FFF zu bescheinigen, alles richtig gemacht zu haben - aber eben nicht, weil hier keine Form kultureller Aneignung vorläge, sondern weil die Auseinandersetzung mit der Problematik nicht tiefgehend genug erfolgt. Erneut: Das heißt nicht, dass ich nicht zu schätzen wüsste, was die Organisation in Hinblick auf die Anerkennenung der Gefahren und Problematiken des Klimawandels leistet. Aber es ist ja wohl möglich, die Organisation für Letzteres zu loben und trotzdem für strukturelle Probleme in anderer Hinsicht trotzdem zu kritisieren.


    Zu guter Letzt ist dann aber eben auch auf einer Meta-Ebene interessant, wie die Diskussion angestoßen und seither geführt wurde: Es sind Weiße, die die Sängerin ausgeladen haben, und es sind mehrheitlich Weiße, die jetzt komplett an Schwarzen Stimmen vorbei darüber diskutieren, wovon ich mich jetzt ja nun leider auch nicht ausnehmen kann. Das zeigt im Endeffekt nur, dass in derartigen Diskursen immer noch viel zu wenig auf Own Voices gehört wird und sie stattdessen nach wie vor weiß dominiert sind. Möglicherweise ist das hier sogar das eigentliche Problem - und entsprechend könnten wir alle uns jetzt gegenseitig auf die Schulter klopfen und einander gratulieren, dazu beitgetragen zu haben.

  • Wie nennt sich das eigentlich dann, wenn weiße Menschen einen Diskurs auf dem Rücken von schwarzen Menschen austragen, ohne sie entsprechend einzubinden?


    Absolut lächerlich und Federführend mit vielen Scheinproblemen die wir aktuell offensichtlich haben. Ausserdem das Statement eine Frechheit an sich.

  • Überhaupt: Sicher wird die Sängerin keine harte Rassistin und stattdessen sicherlich auch gegen Rassismus sein, sicher wird sie progressive Einstellungen haben und alles, aber es ist doch wohl nicht so schwierig, dann trotzdem diese Problematik zu sehen. Warum muss diese Ambivalenz unbedingt aufgelöst werden und kann sie nicht einfach in ihrer Gänze erfasst werden? Müssen alle Leute definitiv "unproblematisch" oder "problematisch" sein und gibt es dazwischen keine Graustufen? Ich dachte, diese Einteilung in totale Kategorien sei etwas, was auch einige der Leute, die hier kein Problem sehen, in anderen Diskussionen auch gerne mal kritisieren.

    Insofern finde ich es doch ein wenig merkwürdig, dass es offenbar viele Leute gibt, die diese Problematik einfach wegzudiskutieren versuchen, denn sie sollte eigentlich ziemlich offensichtlich sein. Auf der anderen Seite ist es nun aber auch nicht so, als ob FFF sehr viel Beifall zu zollen wäre für die Ausladung. Dahingehend wurde, soweit ich weiß, einerseits natürlich der übergriffige Ton kritisiert, aber auch, dass die Tatsache, dass FFF offenbar kein Problem mehr sieht, wenn die Sängerin sich die Haare abschneidet, darauf hindeutet, dass es der Organisation selbst mehr um Symbolwirkung als um tatsächlich tiefegehende Auseinandersetzung mit der Problematik geht. Tatsächlich ist FFF sogar schon länger dafür kritisiert worden, zu wenig divers bzw. zu weiß zu sein, gerade in der Führungsriege.

    Das ist halt auch so ein Ding ... Dass man sich den Atem sparen kann mit Nazis und anderen Hardlinern zu kommunizieren, ist an sich klar, aber bei solchen Leuten wie dieser Sängerin sollte man schon viel eher auf einen Dialog setzen und schauen was dabei rauskommt, anstatt jemanden ein- und daraufhin wieder auszuladen.


    Dass sie sich erstmal vor den Kopf gestoßen fühlt, wenn sie plötzlich vor vollendeten Tatsachen und mit einer Deadline dasteht, ist halt auf menschlicher Ebene verständlich. Auch wenn sie kein Anrecht auf den Auftritt hat.

    Da ist halt die Frage, wieso man sie überhaupt einladen wollte und sich das nicht vorher schon überlegen konnte. Oder mit ihr nicht geredet hat, bevor man sie eingeladen hat.


    Das andere Ding von ihrer Seite aus ist halt auch, dass man es nicht so breittreten muss. Hab nun keine Ahnung wie sehr das von ihr ausging, dass nun größere Zeitungen drüber berichten und es Wellen schlägt, aber sowas sollte eigentlich vor allem zwischen der Organisation und der Künstlerin ablaufen.

  • Sorry, man kann mit vielen Worten alles so erklären, dass es fast sinnvoll herüberkommt, am Ende des Tages bleibts schlicht Unfug und anmaßend darüber zu urteilen, was jemand mit seinen Haaren bzw. seinem Körper tut.

    Man braucht hier halt echt nicht viele Worte, um das sinnvoll zu machen: Sie darf ihre Haare tragen, wie sie will. Damit kommuniziert sie halt, dass sie sich der Bedeutung und Historie des Haarstils nicht bewusst ist. Und andere, die sich dieser Dinge bewusst sind, können sich dann entscheiden, nichts mit ihr zu tun haben zu wollen.

    Ist ja nicht so, als wäre die Polizei nachts bei einer Musikerin eingebrochen und hätte ihr die Haare geschoren.


    Sie wurde auch nicht ausgeladen, weil sie "weiß" ist, wie es manche Outlets zu interpretieren scheinen, sondern wegen mit kultureller Aneignung in Verbindung stehender Respektlosigkeit. Aber einigen Leuten fällt es offenbar schwer, zwischen "Weißheit" und "Respektlosigkeit" zu unterscheiden (eben oft aufgrund von mangelnder Auseinandersetzung mit den zugrundeliegenden Themen und eigener Privilegien).

  • Also im Grundsatz kann ich den Schritt, eine Person aufgrund eines unsensiblen Umgangs mit kultureller Aneignung von einer entsprechend antirassistisch und antikolonialistisch ausgerichteten Veranstaltung auszuschließen, durchaus nachvollziehen -- mindestens jedoch die Diskussion über solche Vorkommnisse anzustoßen, um die Problematik ins Bewusstsein der Mehrheit zu rücken.


    Was mich jedoch speziell in diesem Falle der Dreadlocks immer wieder verwundert hat (auch als mir das Thema vor diesem Anlass bereits über den Weg lief) ist die anscheinend eindeutige Zuordnung dieser Frisurenart zu einem einzigen kulturellen und historischen Anker. Auch das Thema kurz zu googlen legt da eigentlich eher den Anschein nahe, dass diese und ähnliche Filzfrisuren eine der ältesten Arten zu sein scheint die Haare zu tragen und diese in vielen geografischen und kulturellen Ecken der Welt existiert(e).

    Hier liest man jedoch eher das Gegenteil. Mich würde daher interessieren, wie diese... Differenz entstanden ist. Geht es eher um die heute "dominanteste" Bedeutung bzw. Assoziation mit der Frisur? Oder wird sogar davon ausgegangen, dass andere Ausführungen dazu tatsächlich fehlerhaft sind, eher Wunschdenken? Genau dieser Punkt macht das Ganze für mich ziemlich schwer greifbar und ich glaube, dass das sogar einer der Gründe ist, warum das Thema so arg polarisiert. Während für einige der Zusammenhang glasklar zu sein scheint und damit auch eindeutig eine Respektlosigkeit, sehen andere in dieser Einordnung nur einen von vielen möglichen Kontexten und empfinden es daher als anmaßend, eine viel vertretene Frisur unter einer einzigen Symbolik zu "pachten". Ich würde das Thema eigentlich gerne besser verstehen.

  • Ich finde es interessant, wie vielen Leuten hier überhaupt nicht bewusst zu sein scheint, dass "Dreadlocks" absolut keine "schwarze" Frisur sind. Im Gegenteil, die Dreadlocks kamen bei Schwarzen erst in den 1930ern in Jamaika auf. Dort waren sie ein Symbol gegen die Kolonialmächte, das ist soweit richtig, aber ähnliche Filzfrisuren gab (bzw. gibt) es auch bei den Azteken, im Hinduismus, bei den antiken Griechen, im europäischen Mittelalter ...

    Es ist einfach Quatsch zu behaupten, die Frisur wäre schwarz und dürfte deshalb von Weißen nicht getragen werden, weil historisch völliger Unfug. Mal ganz unabhängig davon, dass es einfach absolut lächerlich ist, Leute anhand ihrer Frisur irgendwie zu beurteilen. Einerseits findet ihr es scheiße, wenn Schwarze mit Dreadlocks verurteilt werden, nur um dann Weiße mit Dreadlocks zu verurteilen? Das ist absolut idiotisch.

  • Zumal es eben auch eben auch komplett dämlich ist, weil es halt einfach kacke mit Haaren, die nicht 4C sind, ausschaut und nebenbei eben unhygienisch sind.


    Wie Bastet richtig sagt: Andere Haarstruktur und nebenbei eben auch eine komplett andere Art, wie die Haare fetten etc.

    Das ist aber zum Beispiel nicht deine Sache. Und wenn die zehnmal mehr fetten würden, kann es dir auch egal sein. Du musst es ja nicht tragen oder schön finden. Damit steckst du Menschen in Schubladen oder verurteilst sie.


    Ich weiß nicht, warum sich manche immer als Sprachrohr für andere Gruppen hervortun.

    Das ist auch das Problem bei FFF, denn auch dort sind es ja weiße, die es nicht in Ordnung fanden. Die meisten schwarzen haben damit eigentlich kein Problem bzw würden nie auf die Idee kommen, dass sie dadurch eventuell beleidigt werden.

    Das war jetzt zwar nicht der Spiegel-Artikel, sondern ein anderer, aber in diesem meinte ein schwarzer Professor oder etwas ähnliches, er könnte die ganze Aufregung darüber nicht verstehen, da die Frisur nichts über einen Menschen aussagt und er die ganze Debatte unsinnig findet.

    Also, wenn sollte man einfach die entsprechenden Leute zu Wort kommen lassen.

    Wir folgen nur dem Kompass, den das uns zeigt.
    Denn das ist die Karte, die den Weg beschreibt.

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  • Ich weiß nicht, warum sich manche immer als Sprachrohr für andere Gruppen hervortun.

    Das ist wortwörtlich, was sich die Schwarzen Leute, die ich kenne, wünschen. Diese Dinge (wieder und wieder) zu erklären ist Arbeit und besonders für Betroffene oftmals auch sehr emotional aufwühlend. Genau daher wünschen sich viele Betroffene, dass andere Leute, die es bereits verstanden haben, für sie übernehmen. (Gilt übrigens auch für andere Formen der Diskriminierung.) Das gehört dazu ein guter Ally zu sein.


    Ich finde es interessant, wie vielen Leuten hier überhaupt nicht bewusst zu sein scheint, dass "Dreadlocks" absolut keine "schwarze" Frisur sind.

    Doch, sind sie. Historisch gesehen sind sie mit Abstand am längsten in Afrika dokumentiert. Darüber hinaus haben sie auch immer wieder in Schwarzer Geschichte, speziell Schwarzer Unterdrückungsgeschichte eine große Rolle gespielt.

  • Genau daher wünschen sich viele Betroffene, dass andere Leute, die es bereits verstanden haben, für sie übernehmen. (Gilt übrigens auch für andere Formen der Diskriminierung.) Das gehört dazu ein guter Ally zu sein.

    Und wer sagt, dass du es verstanden hast? Sorry, aber das ist einfach so anmaßend und genau das Gegenteil von progressiv.


    Und bei FFF wurden keine schwarzen Menschen gefragt, wie sie darüber denken, sondern einfach per se entschieden über ihre Köpfe hinweg - wie so oft auch! Ich denke, da liegt eher der Fehler.


    Mag ja sein, dass Bekannte von dir diese Form der Zurechtweisung schön finden, aber es gibt wie gesagt viele Schwarze, denen das einfach egal ist oder die Diskussion sogar lächerlich finden und nicht verstehen.

    Wir folgen nur dem Kompass, den das uns zeigt.
    Denn das ist die Karte, die den Weg beschreibt.

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  • Und wer sagt, dass du es verstanden hast? Sorry, aber das ist einfach so anmaßend und genau das Gegenteil von progressiv.


    Und bei FFF wurden keine schwarzen Menschen gefragt, wie sie darüber denken, sondern einfach per se entschieden über ihre Köpfe hinweg - wie so oft auch! Ich denke, da liegt eher der Fehler.


    Mag ja sein, dass Bekannte von dir diese Form der Zurechtweisung schön finden, aber es gibt wie gesagt viele Schwarze, denen das einfach egal ist oder die Diskussion sogar lächerlich finden und nicht verstehen.

    Das kenne ich auch bei vielen Asiaten, dass denen das vollkommen egal ist, während sich Leute im Westen darüber aufregen, wie rassistisch bestimmte Szenen z.B. in Tom und Jerry sind. Aber gut, irgendwer davon wird vermutlich schon ein Problem damit haben.


    Da musst du mir mal bitte sagen, wer so etwas gesagt hat. Weil tbh, das habe ich ja noch nie gehört (als jemand, der in Kreisen unterwegs ist, wo das Thema immer wieder diskutiert wird). Denn prinzipiell wird es von Leuten bevorzugt und befürwortet, wenn sich Menschen Filme/Serien aus anderen Kulturen ansehen - weil genau dann findet tatsächlich ein "Austausch" statt "Aneignung" statt.


    Das einzige, was ich durchaus gesehen habe - aber das eben auch mit guter Begründung, sind Leute, die dafür kritisiert wurden, sich eine Sprache wirklich eigen zu machen. Das heißt Leute, die bspw. Japanisch als Fremdsprache lernen und dann Japaner*innen erzählen, wie man die Sprache richtig ausspricht. (Was tbh auch einfach nur Cringe ist ...)

    Das waren so Videos, die das Lernen der koreanischen Sprache zum Koreaboo-Sein zählten und sich darüber lustig gemacht haben, obwohl man damit eigentlich nur die Sprache lernt und wenn ich mir die Bedeutung von Koreaboo angucke, dann kann das je nach Quelle auch mit kultureller Aneignung übersetzt werden, aber logisch ist das natürlich nicht.

    Wobei es gibt manchmal Leute, die sich so lange mit einer Sprache beschäftigt haben, dass sie das wirklich besser können. Viele Muttersprachler absorbieren nämlich die Sprache bereits seit der Kindheit und brauchen die Grammatik beispielsweise nicht immer zu verstehen und machen daher auch Fehler.

  • Und bei FFF wurden keine schwarzen Menschen gefragt, wie sie darüber denken, sondern einfach per se entschieden über ihre Köpfe hinweg - wie so oft auch! Ich denke, da liegt eher der Fehler.

    Wie kommt es eigentlich, dass PoC nur dann nach ihrer Meinung gefragt werden sollen, wenn es darum geht, dass man sowieso nichts ändern braucht und alles schon richtig so ist, wie es ist ?___?

    Ist ne rhetorische Frage.

  • Gibt es dazu eine verlässliche Quelle?

    Hier ist eine gute Quelle, die ein wenig über die Geschichte von Locs geht.

    Twisted Locks of Hair: The Complicated History of Dreadlocks
    Hair is not just hair, it's identity, says Kyle Ring, founder of the diversity-celebrating Instagram account @in.hair.itance
    www.esquire.com


    Und es sei gesagt: Frühste Dokumentation haben wir technisch gesehen in Indien davon - das liegt allerdings in erster Linie daran, dass dort geschrieben wurde, in Afrika allerdings nicht. Es ist jedoch so, dass es diverse afrikanische Kulturen gibt, die solange wir sie dokumentiert haben (einen Teil bereits durch Ägypten) Locs mit Kriegerklassen assoziiert haben.


    Und wer sagt, dass du es verstanden hast?

    Die Schwarzen Menschen in meinem Umfeld, die sich explizit Wünschen, dass ich Ihnen dieses Erklären abnehme? (Duh.)


    Und bei FFF wurden keine schwarzen Menschen gefragt, wie sie darüber denken, sondern einfach per se entschieden über ihre Köpfe hinweg - wie so oft auch! Ich denke, da liegt eher der Fehler.

    Ähm, doch? Also ich habe durch Zufall eben noch das Statement von FFF gelesen und dieses wurde sogar explizit von einer Schwarzen Sprecherin rausgegeben.


    Wobei es gibt manchmal Leute, die sich so lange mit einer Sprache beschäftigt haben, dass sie das wirklich besser können. Viele Muttersprachler absorbieren nämlich die Sprache bereits seit der Kindheit und brauchen die Grammatik beispielsweise nicht immer zu verstehen und machen daher auch Fehler.

    Ist dennoch total anmaßend. Ja, Muttersprachler sprechen effektiv Sprachen nicht in ihrer Reinform. Deswegen sit es aber nicht falsch. Dialekte, Umgangssprache und so weiter existieren - deswegen ist es nicht falsch.

  • Und bei FFF wurden keine schwarzen Menschen gefragt, wie sie darüber denken, sondern einfach per se entschieden über ihre Köpfe hinweg - wie so oft auch! Ich denke, da liegt eher der Fehler.

    Wie kommt es eigentlich, dass PoC nur dann nach ihrer Meinung gefragt werden sollen, wenn es darum geht, dass man sowieso nichts ändern braucht und alles schon richtig so ist, wie es ist ?___?

    Ist ne rhetorische Frage.

    Ob was richtig ist oder nicht, kann keiner so allein entscheiden und es ist auch eine schwierige Aufgabe.

    Aber man sollte versuchen verschiedene Perspektiven einzubeziehen, das ist meine Ansicht. Aber nicht über Köpfe hinweg diskutieren, egal ob es jetzt um Rassismus geht oder um andere Themen. Hat nichts damit zu tun, dass alles richtig ist, was es nicht ist.


    Edit:

    Zitat

    Die Schwarzen Menschen in meinem Umfeld, die sich explizit Wünschen, dass ich Ihnen dieses Erklären abnehme? (Duh.)

    Alaiya Ja, das ist schön für euch aber du kannst es nicht verallgemeinern und auf jeden Menschen beziehen. Und auch, was deine Leute sagen, entspricht nicht der Meinung anderer. Das verstehst du nicht, dass du nicht für jeden sprechen kannst.

    Wir folgen nur dem Kompass, den das uns zeigt.
    Denn das ist die Karte, die den Weg beschreibt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Holmes ()

  • Und es sei gesagt: Frühste Dokumentation haben wir technisch gesehen in Indien davon - das liegt allerdings in erster Linie daran, dass dort geschrieben wurde, in Afrika allerdings nicht. Es ist jedoch so, dass es diverse afrikanische Kulturen gibt, die solange wir sie dokumentiert haben (einen Teil bereits durch Ägypten) Locs mit Kriegerklassen assoziiert haben.

    In diesem Fall möchte ich auf einen interessanten Wiederspruch zu diesem Zitat hinweisen:

    Doch, sind sie. Historisch gesehen sind sie mit Abstand am längsten in Afrika dokumentiert. Darüber hinaus haben sie auch immer wieder in Schwarzer Geschichte, speziell Schwarzer Unterdrückungsgeschichte eine große Rolle gespielt.

    Des weiteren, woher die Annahme, dass in Afrika die Frisur früher auftrat als in Indien? Klingt für mich, als wäre das eine haltlose Annahme zur Stützung des eigenen Arguments. Besonders auch in Hinblick auf dieses Zitat hier:

    Ähm, auch nicht-weiße Menschen, die dabei nicht-Schwarz sind sollten diese Frisuren nicht tragen. Es ist spezifisch eine Schwarze Frisur, die eine historische Bedeutung für Schwarze Menschen hat und die spezifisch entwickelt wurde, um Schwarzen Haaren gerecht zu werden, die eben aufgrund ihrer Struktur besondere Ansprüche haben. Und so lange Schwarze Menschen für diese Frisuren diskriminiert werden ist es auf jeden Fall einfach respektlos sie zu tragen.

    Da Inder ja in der Regel ebenfalls nicht schwarz sind, sollte die Frisur also von dem Volk, aus dem anscheinend die frühesten Aufzeichnungen der Frisur stammen, nicht getragen werden dürfen? Inwiefern berechtigt sich das?

  • Ähm, auch nicht-weiße Menschen, die dabei nicht-Schwarz sind sollten diese Frisuren nicht tragen. Es ist spezifisch eine Schwarze Frisur, die eine historische Bedeutung für Schwarze Menschen hat und die spezifisch entwickelt wurde, um Schwarzen Haaren gerecht zu werden, die eben aufgrund ihrer Struktur besondere Ansprüche haben. Und so lange Schwarze Menschen für diese Frisuren diskriminiert werden ist es auf jeden Fall einfach respektlos sie zu tragen.

    Da Inder ja in der Regel ebenfalls nicht schwarz sind, sollte die Frisur also von dem Volk, aus dem anscheinend die frühesten Aufzeichnungen der Frisur stammen, nicht getragen werden dürfen? Inwiefern berechtigt sich das?

    Weil Indien nie afrikanische Staaten kolonisiert und Sklav*innen in ihr Land verschleppt hat, um dort für sie zu arbeiten?


    Wobei es gibt manchmal Leute, die sich so lange mit einer Sprache beschäftigt haben, dass sie das wirklich besser können. Viele Muttersprachler absorbieren nämlich die Sprache bereits seit der Kindheit und brauchen die Grammatik beispielsweise nicht immer zu verstehen und machen daher auch Fehler.

    Ist dennoch total anmaßend. Ja, Muttersprachler sprechen effektiv Sprachen nicht in ihrer Reinform. Deswegen sit es aber nicht falsch. Dialekte, Umgangssprache und so weiter existieren - deswegen ist es nicht falsch.

    Wollt ich grad sagen. Wenn man eine Fremdsprache lernt, lernt man (oft eine sehr steife) Schriftsprache und nicht die Alltagssprache der Menschen, die eigentlich gesprochen wird.

  • Was mich jedoch speziell in diesem Falle der Dreadlocks immer wieder verwundert hat (auch als mir das Thema vor diesem Anlass bereits über den Weg lief) ist die anscheinend eindeutige Zuordnung dieser Frisurenart zu einem einzigen kulturellen und historischen Anker. Auch das Thema kurz zu googlen legt da eigentlich eher den Anschein nahe, dass diese und ähnliche Filzfrisuren eine der ältesten Arten zu sein scheint die Haare zu tragen und diese in vielen geografischen und kulturellen Ecken der Welt existiert(e).

    Hier liest man jedoch eher das Gegenteil. Mich würde daher interessieren, wie diese... Differenz entstanden ist. Geht es eher um die heute "dominanteste" Bedeutung bzw. Assoziation mit der Frisur? Oder wird sogar davon ausgegangen, dass andere Ausführungen dazu tatsächlich fehlerhaft sind, eher Wunschdenken? Genau dieser Punkt macht das Ganze für mich ziemlich schwer greifbar und ich glaube, dass das sogar einer der Gründe ist, warum das Thema so arg polarisiert. Während für einige der Zusammenhang glasklar zu sein scheint und damit auch eindeutig eine Respektlosigkeit, sehen andere in dieser Einordnung nur einen von vielen möglichen Kontexten und empfinden es daher als anmaßend, eine viel vertretene Frisur unter einer einzigen Symbolik zu "pachten". Ich würde das Thema eigentlich gerne besser verstehen.

    Ich bin dahingehend jetzt natürlich auch kein Experte und habe maximal wohl nur ein wenig mehr gegoogelt (und den Artikel gelesen), aber ich würde mal - vorsichtig - konstatieren, dass der relevante Punkt darin liegt, dass die Situation schlicht nicht so einfach ist, als dass auf einige andere Beispiele aus der Geschichte gezeigt werden und gesagt werden kann, dass durch diese begründet wird, dass Dreadlocks globales Kulturgut sind, dessen sich jede Person (bzw. eine weiße Person) nach Belieben bedienen kann; wir müssen wahrscheinlich tatsächlich auf die historischen Kontinuitäten und kulturellen Verankerungen schauen bzw. uns fragen, wo sie vorhanden sind und wo sie fehlen. Wenn ich nämlich die jeweiligen Fälle, die ich finde und die ja, keine Ahnung, bei Wikipedia aufgelistet sind, durchlese, so scheint es irgendwie immer auf eines von den folgenden zwei Dingen hinauszulaufen:

    1. Das Tragen von Dreadlocks erfolgte innerhalb einer anderen nicht-weißen Kultur.

    2. Das Tragen von Dreadlocks erfolgte zwar innerhalb einer weißen Kultur, aber sehr vereinzelt und erreichte nie den Status tatsächlicher kultureller Verankerung. Hinzu kommt, dass manche Referenzen außerdem in ihrer Aussagekraft zweifelhaft sind - so könnte durchaus gefragt werden, ob die Frisur denn tatsächlich den Dreadlocks in neuerer Form entsprach, die Beschreibungen sind da potenziell mehrdeutig; und bei Bibelstellen, die mitunter referenziert werden, ist es ohnehin mit der Interpretation so eine Sache (zumal hier aber ohnehin auch schon wieder Punkt 1 greifen dürfte, denn die Bibel ist jetzt auch nicht so weiß, wie es manchmal dargestellt wird).

    In Hinblick auf die beiden Punkte ist es nun beim ersten so, dass sich daraus logischerweise in Hinblick auf den hier diskutierten Fall ohnehin die gleiche Problematik ergibt, während ich zugleich darauf hinweisen möchte dass die These hier nie war, dass nicht auch andere Kulturen handfeste valide Gründe zum Tragen von Dreadlocks haben könnten (ein Fall wurde ja sogar erwähnt). In Hinblick auf den zweiten Punkt dürfte die Antwort ein wenig anders sein: Hier wäre wohl die Tatsache relevant, dass das Tragen von Dreadlocks in weißen Alternativbewegungen o.ä. eben nicht in historischer Kontinuität zu irgendeiner weißen Tradition steht, denn Dreadlocks wurden ja gerade im weißen Kulturraum lange dämonisiert; ihre Popularisierung in westlichen bzw. weißen Kulturen scheint nach allem, was ich gelesen habe, eben keine Wiederentdeckung irgendeiner Haartragetradition des weißen Kulturraums gewesen zu sein, die es vereinzelt an irgendeinem Königshof oder sonst wo gab, sondern ist direktes Resultat der Rastafari-Bewegung bzw. in größerem Kontext der Schwarzen Befreiungsbewegung. Eigentlich vermerkt das auch der Wikipedia-Artikel unter der entsprechenden Zwischenüberschrift. Unnötig zu erwähnen, dass wir eben das Tragen von Dreadlocks als Resultat dieser Ursache auch gar nicht in der breiten weißen Mehrheitsgesellschaft sehen, sondern vorrangig bei Leuten, die sich eben von besagter in irgendeiner Form bzw. irgendeinem Grad abzusetzen versuchen - deswegen sehen wir halt keine Angela Merkel mit Dreadlocks.

    Und genau das ist hier ja die Problematik: Die Aneignung eines Befreiungssymbols durch Leute, die halt nie von Rassismus etc. betroffen waren, sondern das tun, weil sie die Frisur halt einfach cool finden oder etwas suchen, was irgendwie Rebellion ausdrückt, ohne aber ausreichend den Kontext besagter Rebellion wirklich zu berücksichtigen und sich zu fragen, ob sie sich eins der Befreiuungssymbole besagter Bewegung einfach so aneignen dürfen. Die historische Kontinuität von heutigen weißen Dreadlocktragenden verläuft eben nicht zu irgendwelchen vereinzelten Leuten im weißen Kulturraum, sondern eben zur Rastafari-Bewegung; gleichwohl ist diese historische Kontinuität aber eben auch nur deskriptiv zu verstehen und nicht normativ - heißt, sie erklärt maximal, wie einige Weiße insgesamt auf die Idee gekommen sind, Dreadlocks zu tragen, sie konstatiert aber kein Recht für Weiße, Dreadlocks tragen zu dürfen.


    Entsprechend: Ich denke, wenn wir uns dazu entscheiden, die historische Dimension in ihrer Gänze zu betrachten und die tatsächlichen historisch-kulturellen Kontinuitäten (bzw. das Fehlen solcher im westlichen/weißen Kulturraum in Bezug auf Dreadlocks) berücksichtigen, kommen wir (dennoch) nicht um das Problem kultureller Aneignung herum und landen wohl doch eher wieder bei der Schlussfolgerung, dass es sie gibt und sie auch in diesem konkreten Fall vorliegt.

    (Erneut: Das alles unter Vorbehalt, weil ich selbst da jetzt natürlich historisch auch absolut kein Experte bin, aber ich denke zumindest, dass der Verweis auf Einzelfälle des Dreadlocktragens bzw. - aufgrund potenzieller Ungenauigkeiten in der Beschreibung in manchen Fällen - des Tragens von langen Locken o.ä. im weißen Kulturraum nicht ausreichend als Einwand gegen das Vorliegen von kultureller Aneignung im Allgemeinen ist und auch bei dem hier diskutierten Fall nicht greift. Für Genaueres wird sich aber wohl einfach umfassend mit der historischen Thematik unter besonderer Berücksichtigung von Own Voices auseinandergesetzt werden müssen, einen Ersatz dafür kann ich nicht liefern.)


    Ansonsten vielleicht noch: Laut einem taz-Artikel setzt sich die Musikerin mittlerweile selbst damit auseinander und wollte nebenbei auch nicht, dass wegen der Entscheidung von FFF eine Welle der Entrüstung ausbricht. Einfach nur als Update zum konkreten Fall, was hier für die Diskussion aus diesem Umstand mitgenommen wird, sei dahingestellt.

  • Weil Indien nie afrikanische Staaten kolonisiert und Sklav*innen in ihr Land verschleppt hat, um dort für sie zu arbeiten?

    Das hab ich nie gesagt. Ist dennoch ziemlich... schwierig, einer Kultur, die ältere Nachweise für diese Frisur hat, zu sagen, dass die die gar nicht tragen dürfen, weil sie woanders herkommen würde. Schon allein, weil man eben nicht belegen zu können scheint, dass es erst dadurch nach Indien kam, was ich tbh auch für eine äußerst gewagte These halte.