Let's Go, Pokémon Go!

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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  • Let's Go, Pokémon Go!



    Wir befinden uns in der fernen Retrozukunft des Jahres 2016. Zu Beginn des Sommers hat der erfolgreiche Launch der App Pokémon Go einen stichflammenartigen Hype um das alteingesessene Pokémon-Franchise ausgelöst. Nachdem wenige Monate später eine ebenso fortgeschrittene wie grausame künstliche Intelligenz ihren Weg ins Internet gefunden und sich mit der App verbunden hat, wurde diese Stichflamme zu einem Inferno, das die gesamte Welt vernichtete. Die übriggebliebenen Menschen befinden sich nun in einem neuen, primitiven Zeitalter der Wanderschaft. Wer überleben will, kann sich nur an einen Leitsatz halten: „Let`s go, Pokémon Go!



    Vorwort


    Zeit für eine neue Fanfiction! Ich wollte mich an einer richtig fiesen und dreckigen Komödie versuchen, und nachdem die Idee zu LGPG erstmal das Licht der Welt erblickt hatte, war mir klar, dass ich den perfekten Unterbau gefunden hatte!

    Das Genre der Geschichte schätze ich hauptsächlich als schwarze Comedy ein. Action-Szenen gibt es zwar auch, aber nicht so sehr wie in meinen anderen Geschichten.

    Die Altersbegrenzung für die Geschichte lege ich mal am oberen Ende von FSK12 an. Es sterben zwar in wahrscheinlich jedem Kapitel ein paar Leute, aber ich habe nicht vor, das ausführlich zu beschreiben. Nun ja, ihr seid vorgewarnt. :saint:

    In diesem Sinne: Legt euch eine Playlist vom Sommer 2016 ein und begebt euch auf eine Reise in die Zukunft... der Vergangenheit!


  • 1 – Es gibt keine Gender-Normen in der Postapokalypse!


    Sandra und Chris wanderten durch die verlassenen Überreste einer ehemaligen Stadt. Die im Spätsommer noch immer starke Mittagssonne schien hell und unbarmherzig am Himmel und brannte Chris auf den Kopf. Sandra hatte trug eine Kappe, auf die sie mit Filzstiften ein gelbes Symbol gemalt hatte. Unter der Kappe trug sie ihre große Brille, wodurch von ihrem Gesicht kaum etwas zu sehen war. Sie warf einen Seitenblick zu Chris rüber: „Du brauchst auch was Gelbes! Ich repräsentiere Team Intuition! Ich kann mich nicht mit einem dummen Normie sehen lassen!“
    Chris wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann zog sier sich die Kapuze sieres knallrosa Pullis über den Kopf. „Aber Gelb sieht scheiße aus! Als Influencer kann ich es mir nicht leisten, nicht süß auszusehen!“
    Sandra betrachtete ihre Begleitung. Während sie sich in der typischen Kluft moderner Pokémon-Trainer gekleidet hatte, also gelinde gesagt gelbe Sport- und Alltags-Kleidung trug und einen riesigen Rucksack mit sich herumschleppte, trug Chris neben dem riesigen rosa Kapuzenpulli noch einen schwarzen Rock inklusive Strümpfen, war perfekt geschminkt und hatte sich einen winzigen Turnbeutel um die Schultern geschnallt. Sandra sagte: „Die Welt ist untergegangen! Die Menschen kämpfen ums Überleben! Meinst du, die haben tatsächlich Zeit, dir auf deinen sozialen Kanälen zu followen?“
    Chris zog sier Handy aus der Hosentasche und sah nach. „Ich habe in der letzten Stunde für meine Insta-Story Essen von alten Leuten stehlen in zwei einfachen Schritten drei Likes und zwei Kommentare bekommen.“
    Sandra grinste: „Ja, dem Opa haben wir es gegeben.“ Sie überlegte kurz, ehe sie fortfuhr: „Okay, eigentlich haben wir sein Fenster eingeschlagen und ihm sein angerichtetes Essen genommen.“
    Chris nickte: „Aber dadurch, dass wir es ihm genommen haben, haben wir es ihm auch irgendwie gegeben, würde ich sagen.“
    „True. Aber ihn, nachdem wir vor seinen Augen das Essen gegessen hatten, noch um ein Interview zu bitten, war schon hart.“
    Chris zuckte die Schultern. „Das ist es, was die Leute sehen wollen. Echte Emotionen, die sie aus ihrem eigenen Alltag kennen.“ Chris besah sich die Kommentare. „Uh, der Opa hat auch kommentiert. Er schärft gerade seine Axt und strebt in Zukunft eine Content-Kooperation mit uns an.“
    „Besser nicht.“
    „Ja, ich schreibe ihm, dass ich mich geschmeichelt fühle, aber er leider nicht genug Follower besitzt, als dass es sich für mich lohnen würde.“
    Die beiden beschleunigen ihre Schritte und nach wenigen Minuten öffnete sich vor ihnen der Stadtplatz. Keine Menschen waren zu sehen. Sandra zog kurz ihr Handy aus der Tasche. Sie hatte Pokémon Go immer geöffnet. „Der Platz scheint sauber zu sein. Keine wilden Pokémon in der Nähe.“
    Chris sah sich um. Viele Autos standen sinnlos in der Gegend herum. Die Leute waren wohl nicht so gut darin, Öl abzuzapfen und in ihre eigenen Autos umzufüllen, wie es die postapokalyptischen Filme immer suggerierten. Um den großen Platz herum waren verschiedene ehemalige Geschäfte angesiedelt. Kleine Blumenläden, urige Buchhandlungen, und auch ein... „DM,“ entfuhr es Chris. „Da muss ich rein!“
    Sandra legte den Kopf schief. „Was willst du denn da? Da gibt es nur so ödes Beauty-Zeug! Die haben nichtmal richtige Chips! Müller ist viel geiler!“
    Chris atmete in gespielter Empörung tief ein und wieder aus, bevor sier antwortete: „Ja, Schwesterherz, da gibt es keine Chips, aber du hast eh mehrere Rollen Pringles in deinem Rucksack. Was es aber stattdessen dort gibt, ist mein Lieblings-Rogue! Den perfekten Farbton, der gut zu meinem Gesicht passt, gibt es nur bei DM!“
    Sandra spuckte aus. „Okay, aber ich schaue in die Abteilung mit den Süßigkeiten und will dort eine halbe Stunde in Ruhe gelassen werden.“
    Chris grinste: „Geht klar, Sis!“
    Das Duo zwängte sich zwischen den Autos durch und betrat den Laden durch die zerschlagenen Türen. Sie blieben kurz stehen und lauschten auf Geräusche. Ein leiser Luftzug wehte durch die Tür hinein und brachte einige verstreute Chips-Tüten zum Rascheln. Sandra prüfte nochmal ihre App. „Keine wilden Pokémon, keine Geräusche. Wir sehen uns in 'ner halben Stunde.“
    Chris eilte sofort in die Beauty-Abteilung und zog mehrere Döschen Rogue aus den Regalen. Dabei murmelte sier: „Ich brauche den Creme-Rogue, nicht das Puder...“
    Sandra eilte weiter nach hinten in den Laden. Viel spannendes gab es dort nicht. Verdammter Pseudo-Bioladen! Die wenigen bei DM verfügbaren Chips-Sorten waren wohl gleich nach der Katastrophe gestohlen worden. Sandra seufzte und zog weiter durch die Regale, auf der Suche nach irgendwas ungesundem. In der hintersten Ecke des Ladens merkte sie auf. Aus vielen Rollen Klopapier war dort eine Art Schlafstätte auf dem Boden errichtet worden. Und daneben standen mehrere Tüten Chips! Hinter einem Regal hörte Sandra ein Rascheln. Sie brüllte sofort auf: „Zeig dich, wenn dir dein Leben lieb ist! Sofort!“
    Hinter dem Regal hörte sie ein Rascheln, aber noch immer zeigte sich niemand. Jetzt wurde Alex richtig wütend: „Zeig dich sofort, oder du kannst in der Hölle Harambes Schwanz lutschen!“
    Chris kam herbeigeeilt und balancierte zwischen den Armen einen Haufen Beauty- und Pflegeprodukte. „Was geht, Sis? Machst du jemanden fertig?“
    Sandra nickte: „Ja, dahinten ist irgendwer und will sich nicht zeigen.“
    Sie deutete auf den Schlafplatz: „Hat sich hier richtig gemütlich eingenistet.“
    Chris nickte anerkennend: „Ja, die Klopapiermatratze sieht echt gut aus.“
    Sier zwinkerte Sandra zu, die prompt verstand und antwortete: „Ja, die sieht richtig einladend aus. Es wäre eine Schande, wenn die jemand als stilles Örtchen missbrauchen würde.“
    Hinter dem Regal kam sofort eine Antwort hervor: „Nein, bitte nicht! Das hat ewig gedauert, die herzurichten!“
    Ein Mann streckte seinen Kopf hervor. Er sah so gut gepflegt aus, wie es sich für jemanden gehörte, der in einem DM lebte. Er fuhr fort: „Bitte, nehmt euch, was ihr braucht, aber verschont meinen Schlafplatz.“
    Sandra zog ihr Handy und zeigte damit auf den Mann, während Chris mit dem eigenen Handy das Geschehen live dokumentierte. Sandra brüllte: „Zeig deine Farben! Zeig deine Farben!“
    Der Mann stotterte nervös: „Bitte, ich, ich will hier nur in Ruhe leben.“
    Sandra drehte ihm ihr Handy zu. Darauf war ihr Elektek zu sehen, eine wilde, getigerte Bestie mit Elektrokräften. Sie wiederholte ein letztes Mal ihre Worte, diesmal ganz leise: „Deine Fraben. Los.“
    Von einer Sekunde auf die andere änderte sich der Gesichtsausdruck des Mannes. „Ihr Trottel vom Team Intuition! Ihr seid wertloser als ein Dildo im Schlafzimmer eines Mannes!“
    Sandra spuckte auf den Boden, bevor sie antwortete: „Whoa! Männer können auch Dildos benutzen, du Honk!“
    Chris nickte eifrig: „Ja! Überhaupt, in der Postapokalypse gibt es keine Geschlechternormen mehr! Weil alle Leute, die die veralteten Strukturen aufrecht erhalten haben, jetzt tot sind! Durch die mit dem Fall der Zivilisation einhergehende Rückkehr zu einem natürlicheren Zustand zeigt sich der reine, von erfundenen Normen unverfälschte Kern der menschlichen Seele!“
    Der Mann runzelte kurz die Stirn. „What?“
    Sandra musste diese Erkenntnis auch erst sacken lassen, während der Mann hinter dem Regal hervortrat. Er trugt von oben bis unten blaue Kleidung und hatte sich mit beeindruckend guter Fingerfertigkeit das Logo des Teams Weisheit aufs Oberteil aufgemalt. Er hatte ein Handy gezückt, das er jetzt in einer flinken Bewegung auf Sandra richtete. Darauf erkannte sie ein vierbeiniges blaues Pokémon mit Schwimmflossen – Aquana! Sie grinste und tippte mit maximaler Geschwindigkeit auf ihrem Touchscreen herum. Der Kampf um die Seele der Welt hatte begonnen! Während Sandra und der Mann wie blöd auf den Bildschirmen herumdrückten, kommentierte Chris das Geschehen: „Willkommen zu einer spontanen Live-Sendung! Wie ihr seht, kämpft meine Schwester gerade mit diesem Typen, der auf einem Haufen Klopapier schläft!“
    Der Mann ließ sich kurz ablenken: „Hey, ich habe auch noch andere Eigenschaften!“
    In der Zeit tippte Sandra viel schneller auf ihrem Bildschirm als er. Sie rief: „Ha!“
    Der Mann wandte sich sofort wieder seinem eigenen Bildschirm zu. Eine Schweißperle rann ihm die Stirn hinab, während Chris munter weitererzählte: „Wie ihr alle sehen könnt, hängt die Häufigkeit der Attacken des jeweiligen Pokémon davon ab, wie oft man auf den Bildschirm tippt. Hier sind mechanische Urgewalten am Werk, wenn ein Fingertippen über Leben und Tod entscheiden kann! Was sagt ihr, meine lieben Christen: Hat der Klopapierkerl eine Chance gegen meine Schwester, die Geißel von Mühlheim?“
    Der Mann konnte sich nicht konzentrieren: „Christen?“
    Chris erklärte: „Ja, ich heiße Chris, und meine Fans nennen sich selbst Christen.“
    Der Mann brüllte auf: „Das ist ein total dummer Name für deine Fans! Sowas kann nur von einem Normie kommen, der sich mit Abschaum vom Team Intuition abgibt!“
    Auf dem Bildschirm seines Hands ploppte ein neuer Knopf auf und er schrie weiter: „Jetzt mache ich bin euch fertig mit meiner Spezialattacke!“
    Er drückte auf den Knopf, und das Aquana im Handy vollführte einen Salto, als es seine Spezialattacke startete. Um Chris, Sandra und den Mann herum knisterte es kurz, dann gingen die Sprinkler des DM plötzlich mit voller Kraft los.
    Chris schrie auf: „Nein! Mein Make-up!“ Sier ließ alle Beauty-Produkte fallen und zog sich so schnell wie möglich wieder die Kapuze über den Kopf.
    Der Mann tippte manisch weiter: „Jetzt mache ich dich richtig fertig!“
    Sandra knurrte, während sie versuchte, sich vom plötzlichen Wasserschwall nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Die Attacken des Aquana nahmen zu, während Elektek schwächelte. Es war zwar für gewöhnlich stärker, aber mit so einer Attacke hatte niemand gerechnet. Sandra tippte, so schnell sie konnte. Wenn sie ihre Spezialattacke einsetzen könnte, wäre der Kampf sofort gewonnen! Doch davor durfte Elekteks Energie nicht ausgehen! Sie musste den Klopapiertypen ablenken. Ja! An ihn gewandt sagte sie: „Wird dein Klopapierbett nicht nass?“
    Der Mann zeigte eine verstörende Gesichtsentgleisung: „Whaaa! Nein! Scheiße, mein Bett!“
    Chris setzte hinterher: „Für jemanden von Team Weisheit war das aber nicht sehr schlau!“
    Jetzt wandte er sich wieder Chris zu: „Halt die Klappe! Von Menschen, die das Christentum für Marketingzwecke missbrauchen, will ich nichts hören!“
    Was er nicht bemerkte, war, dass nun auch Sandra ihre Spezialattacke freigeschaltet hatte. Während ihr Daumen auf den Knopf niedersauste, brüllte sie: „Ha! Stirb, Abschaum!“
    Der Finger berührte den Knopf. Eine Sekunde später stieß das Handy des Mannes einen elektrischen Schlag aus und gab dann mit einem Knall den Geist auf. Der Mann selbst wurde vom Stromschlag getroffen. Weil er so nass war, starb er an Ort und Stelle. Damit hörte auch der Sprinkler wieder auf zu arbeiten.
    Chris erinnerte sich wieder daran, ins Handy zu sprechen: „Tja, und so grillt man Mitglieder von Team Weisheit in drei einfachen Schritten! Wie fandet ihr diesen Kampf? Schreibt es in die Kommentare! Ich bin wie immer Chris und morgen bekommt ihr wieder ein Schminktutorial von mir.“
    Sandra zog aus ihrer Hosentasche einen blauen Filzstift. Sie drehte ihren rechten Unterarm nach oben. Dort waren einige blaue Striche zu sehen. Sie zog mit dem Mund die Kappe des Stifts ab und machte einen weiteren Strich. „Einer für jedes Mitglied von Team Weisheit, das ich besiegt habe.“
    Dann drehte sie auch ihren linken Unterarm nach oben: „Einer für jedes Mitglied von Team Wagemut.“
    „Du bist echt die Geißel von Mühlheim.“
    Sandra antwortete nichts darauf, sondern ging rüber zum zermatschten Klopapierbett und nahm alle verschlossenen Chips-Tüten, die dort lagen, an sich. „Das ist eine gute Belohnung für meinen Sieg.“
    Chris streckte den Daumen nach oben. Dann drehte sier ihn und zeigte auf die Schminkprodukte, die zu Boden gefallen waren „Und eine gute Ausbeute für meine Influencer-Utensilien!“
    Sandra grinste: „Ich mochte deine Dokumentation meines Eroberungsfeldzugs. Gute Anmoderation.“
    Chris verneigte sich: „Immer gerne, Schwesterherz. Das ist der Content, den die Leute sehen wollen.“
    Das Duo verließ den Laden. Die Sonne würde ihre nasse Kleidung schnell trocknen. Sandra zog einen Kompass aus einer ihrer Taschen hervor.
    Chris fragte: „In welche Richtung geht es weiter?“
    Sandra zeigte auf das andere Ende des Stadtplatzes, entgegengesetzt zu dem, von dem sie gekommen waren. „Immer nach Norden. Dort erwartet uns unser Schicksal.“
    Sie setzten sich in Bewegung und wanderten weiter.

  • Hey Emerald, bin durch deinen Beitrag im Medaillen-Topic auf deine Fanfiction hier aufmerksam geworden.

    Daher dachte ich mal ich nutze die Gunst der Stunde und verfasse als Erster gleich einen Kommentar hier. Außerdem wollte ich dir damit auch gleichzeitig ein kleines Dankeschön da lassen, immerhin hast du mich dazu motiviert mich hier mal im Bereich blicken zu lassen. :saint:


    Ohne weitere Verzögerung kommen wir dann gleich zum eigentlichen Thema: Also erst mal ich finde den Schauplatz und die Idee der ganzen Geschichte sehr ausgefallen. Der Go-Hype 2016 war definitiv eine sehr ... interessante Lebenserfahrung, nennen wir es mal so. Finde auf jeden Fall die Idee cool, eine Geschichte zu schreiben, die genau zu dieser Zeit handelt. Genug skurrile Ereignisse dürften sich wahrscheinlich auch so schon ohne Weltuntergangsszenario damals ereignet haben. Und wenn man bedenkt, dass Leute durch die App schon in tödliche Unfälle verwickelt wurden oder auf Militärgelände rum gelatscht sind ist es vielleicht gar nicht so abwegig, dass das Eintreten eines solchen apokalyptischen Szenarios damals vielleicht doch möglich gewesen wäre...


    Ich muss dazu sagen das Schwarze Komödien normalerweise nicht so meins sind (oki ich bin generell unglaublich schwer zufrieden zu stellen was Humor betrifft, haha) aber ich hab mich nichtsdestotrotz an deine Geschichte herangewagt und hatte mit dem ersten Kapitel sehr viel Spaß gehabt. Um mal einen kleinen Kommentar zu bestimmten Stellen zu hinterlassen:


    „True. Aber ihn, nachdem wir vor seinen Augen das Essen gegessen hatten, noch um ein Interview zu bitten, war schon hart.“
    Chris zuckte die Schultern. „Das ist es, was die Leute sehen wollen. Echte Emotionen, die sie aus ihrem eigenen Alltag kennen.“

    Dies ist eine sehr schlüssige, in sich stimmige Argumentation. Ich mag vor allem die ungeschorene und schonungslose Art und Weise wie den Leser*innen diese Realität hier näher gebracht wird. :evil:


    Sandra spuckte auf den Boden, bevor sie antwortete: „Whoa! Männer können auch Dildos benutzen, du Honk!“

    Sandra hat auf jeden Fall hier ein gutes Gegenargument entgegengebracht. Schon traurig irgendwie dass selbst in einer solchen Welt es immer noch Leute gibt, die sich immer noch an starren cis heteronormativen Vorstellungen festhalten, aber erschreckenderweise gar nicht mal so abwegig, wenn man sich ans letzte Jahr zurück erinnert...


    Ich mag im Übrigen das elitäre Verhalten der Teams untereinander, da kommen einige nostalgische Erinnerungen an die damalige Zeit bei mir hoch. :biggrin:


    Oki das war soweit ein kleiner Einblick meiner Gedankenwelt. Bin auf jeden Fall gespannt darauf wie die Geschichte von Sandra und Chris weiter geht und freue mich auf die nächsten Kapitel. :saint:

  • 2 – Ausgerechnet Satelliten!


    Sie befanden sich in einem Wald. Zwischen den Baumkronen strahlte die Sommersonne des Vormittags hindurch. Sandra trat einem am Boden liegenden Trainer ins Gesicht. „Du Schwächling! Ich habe dich besiegt, bevor Elektek überhaupt seine Spezialattacke einsetzen konnte! Wenn du auch nur einen Funken Anstand hättest, würdest du dir selbst das Leben nehmen!“
    Dann wandte sie ihren Kopf in Richtung von Chris. Sier filmte das Ganze mal wieder.
    „Was sagst du, wie war ich?“
    Chris legte den Kopf schief: „Ein wenig zu viel 4chan, aber ansonsten echt gut.“
    Sandra nickte. „Okay, wollen wir nochmal eine Aufnahme machen?“
    Vom Boden her kam eine quengelnde Stimme: „Bitte nicht noch eine fünfzehnte Aufnahme. Ich spüre kaum noch was.“
    Sandra warf einen finsteren Blick nach unten, bevor sie antwortete: „Du hast Glück, dass wir dich nicht total fertigmachen, sondern dir für deine erbärmliche Niederlage nur dein Handy und damit das Zeichen deiner Pokémon-Go-Trainerschaft nehmen!“
    Chris runzelte die Stirn: „Aber die Kleidung haben wir ihm doch auch abgenommen.“
    „Ja, das habt ihr auch,“ quengelte der Verlierer wieder.
    „Selbst Schuld, Team-Weisheit-Abschaum! Wir haben dir nur die blauen Kleidungsstücke abgenommen, als Zeichen deiner ehemaligen Zugehörigkeit zu einem der minderwertigen Teams.“
    „Ihr habt mir die gesamte Kleidung genommen!“
    Sandra zuckte mit den Schultern: „Du hättest eben keine blauen Boxershorts tragen sollen.“
    Chris nickte: „Das stimmt, dir die zu lassen wäre inkonsequent von unserer Seite gewesen.“
    Der Trainer am Boden ergab sich angesichts dieser überlegenen Logik seufzend seinem Schicksal und blieb für die restlichen Dreharbeiten liegen, bis Chris und Sandra eine Stunde später weiterwanderten.


    Den Rest des Vormittags über marschierte das Duo durch den Wald in Richtung Norden. Sandra fing alle wilden Pokémon in ihrer App, bevor sie eine Gefahr darstellen konnten, während Chris im Laufen das Video des vorherigen Kampfes zusammenschnitt.
    „Chris, du brauchst unbedingt auch Pokémon Go auf deinem Handy!“
    Chris blickte nicht vom Bildschrim auf: „Warum? Du kämpfst doch so gut?“
    „Ja, aber du weißt doch, dass wilde Pokémon Handys ohne die App einfach explodieren lassen können!“
    Bei dem Gedanken zuckte Chris kurz zusammen. „Ja, aber bisher hat es doch gut geklappt.“
    „Was ist, wenn in der Nacht eines in unserer Nähe spawnt? Ich weiß, dass du dein Handy nachts auch nicht ausmachst!“
    „Ja, aber meine Handyhülle ist extrem stabil. Wahrscheinlich würde die eine Explosion verhindern.“ Sandra überging den Kommentar und zeigte nun mit ihren von Chipsstaub bedeckten Fingern auf sien: „Außerdem hasse ich Normies! Und bis du die App installiert hast und dich Team Intuition angeschlossen hast, bleibst du, bei aller Geschwisterliebe, ein Normie!“
    Chris blickte vom Handy hoch: „Aber Gelb steht mir gar nicht. Als Influencer und Person mit existierendem Sexleben muss ich süß aussehen.“
    Sandra lachte: „Alle Leute, mit denen du Sex hattest, sind zusammen mit der alten Welt gestorben!“
    Chris seufzte: „Ja, warum mussten die auch Handys mit iOS haben. Die sind alle ausnahmslos hochgegangen.“
    Sandra tätschelte ihr eigenes Handy: „Es ist eben nur auf Android Verlass! Leute, die Apple-Produkte gekauft haben, hatten im Grunde auch vor der Gokalypse kein Leben.“
    Sie hielt kurz inne. „Warte, war das wieder zu...“
    Chris nickte: „Ein bisschen zu 4chan. Aber warte, nennen wir den Fall der Menschheit jetzt echt die Gokalypse?“
    „Warum nicht?“
    „Das klingt so lächerlich.“
    Chris hielt sich das Handy vors Gesicht und startete eine Aufnahme: „Hey, meine lieben Christen! Helft mir doch kurz mal! Meine Schwester und ich haben eine kleine Auseinandersetzung. Wie nennt ihr den Weltuntergang, der uns alle vor kurzem ereilt hat? Meine Schwester sagt, dass es die Gokalypse heißt. Was meint ihr? Schreibt es mir in die Kommentare und teilt das bitte, damit möglichst viele Leute teilnehmen können.“
    Chris zwinkerte süß in die Kamera: „Vergesst nicht, wir entscheiden jetzt, wie die Nachwelt das ganze Spektakel nennen wird. Das ist also sehr wichtig für die weitere Zukunft der Menschheit.“
    Danach steckte sier das Handy in eine Tasche sienes rosa Kapuzenpullis. Sandra zog sich die Kappe vom Kopf und kratzte sich mit den Chipsfingern im fettigen, schmutzigblonden Haar. „Ich kapiere nicht, weshalb du vor mir Sex hattest! Du bist genderqueer! Die meisten Menschen stehen doch nur auf Männer oder nur auf Frauen. Frauen wie mich!“
    Chris zuckte die Schultern und kicherte. „Ich bin halt süß. Und ich glaube, bei dir hat es hauptsächlich daran gelegen, dass du nie mit jemandem geredet hast und nur nachts zum Pokémon-Go-Spielen rausgegangen bist.“
    Sandra schlug sich mit der Hand auf die Stirn: „Stimmt! Deswegen habe ich nie jemanden kennengelernt!“
    Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus: „Aber jetzt bin ich dafür der gefährlichste Mensch auf diesem Planeten! Die Geißel von Mühlheim!“
    Vor ihnen wurde der Wald lichter und ein plattgetrampelter Pfad zeichnete sich ab. Sandra zeigte darauf: „Aha, bald sind wir wohl in der nächsten Stadt! Das ist gut, denn meine Chips- und Colavorräte sind wieder knapp.“
    Chris nickte: „Vielleicht finden wir auch etwas Dosenobst, das wäre doch lecker!“
    Sandra starrte ihn schweigend an, dann schüttelte sie ganz langsam den Kopf.
    „Okay, dann also wieder Chips zum Abendessen. Yay.“


    Die Stadt sah tatsächlich anders aus als mittlerweile fast alle anderen. Sie lag in einer hügeligen Gegend, und wie sonst auch waren an vielen Häusern Explosionsspuren von Handys und anderen technischen Geräten, die der bösartigen und mit Pokémon Go verschmolzenen KI zum Opfer gefallen waren. Allerdings waren einige Gebäude und auch die Straße zusätzlich von Einschlagkratern durchlöchert.
    Chris starrte auf die Straße. „Was ist denn hier passiert? Das sieht ja aus wie ein Kriegsgebiet!“
    Sandra ging in die Knie und besah sich einen der Krater im schwarzen Asphalt. Was auch immer eingeschlagen war, hatte sich bis unter den schwarzen Belag gebohrt und den Boden darunter zu Glas geschmolzen. Sie rümpfte die Nase. „Das kann nur einer dieser roten Spinner gewesen sein.“
    Chris blickte sie an: „Von diesem Team... Äh...“
    „Team Wagemut,“ vollendete sie den Satz. „Das sind die schlimmsten. Die Deppen von Team Weisheit halten sich für schlau, aber da sie dumm sind, ist es leicht, ihre kleinen Pläne und Leben mit einem Spezialangriff von Elektek zu beenden.“
    Sandra richtete sich auf: „Aber die von Team Wagemut. Bah! Die halten sich für Helden. Für mutig. Manche von denen sind sogar nett zu Normies!“
    Sie blickte Chris direkt in die Augen: „Das einzige, worauf man sich bei denen verlassen kann, ist, dass sie für jeden Scheiß ihr eigenes Leben riskieren würden! Im Namen irgendeiner guten Sache, da stehen die doch drauf! Und dieser blinde Fanatismus macht sie so gefährlich.“
    Chris hob die Hand, wie damals vor der Gokalypse in der Schule: „Aber, dann werden die sich doch früher oder später alle selbst aus dem Weg räumen, oder?“
    Sandra wedelte unwirsch mit der Hand. „Das könnte man meinen, ja. Aber!“
    Jetzt hob sie einen Finger, um ihr Wissen noch zu unterstreichen. „Das würde Jahre dauern, weil das teilweise echt zähe Leute sind. Und, was noch schlimmer ist, durch ihre zur Schau gestellte Ideologie und angebliche moralische Überlegenheit inspirieren sie oft Normies dazu, sich ihnen anzuschließen.“
    Chris nickte: „Also müssten sich erst alle Normies des Planeten einem Team anschließen, und dann müsste man alle Leute aus anderen Teams fertigmachen.“
    Sandra nickte: „Genau.“
    Die beiden wanderten weiter die Straße entlang, bis sie einen großen Supermarkt entdeckten. Auch dort waren mehrere Einschlagkrater im Boden. Vor dem Supermarkt standen einige Menschen brav in einer Schlange. Eine provisorische Essensausgabe war errichtet worden. Es schienen alles Normies zu sein. Sandra grinste: „Das sind ja nur Normies! Wir werden ein leichtes Spiel damit haben, die auzunehmen!“
    Chris grinste: „Damit habe ich auch das Thema für meinen nächsten Vlog! Eine Menschenmasse ausnehmen in drei einfachen Schritten!“
    Die beiden lachten manisch und rannten die letzten hundert Meter zum Supermarkt. Sandra wedelte dabei mit ihrem Handy in der Luft. „Hey, Normies! Eure neue Herrscherin ist da!“
    Als das Duo bei den Menschen angekommen war, zeigte Sandra ihnen ihr Elektek. Das gelbe Ungeheuer hüpfte auf ihrem Bildschirm in der immer gleichen Bewegung auf und ab und passend dazu stoben Funken aus der ehemaligen Eingangsbeleuchtung des Supermarkts. Die Menschen starrten unser Protagonisten-Duo erstmal schweigend an. So richtig schien niemand Angst zu haben.
    „Hey! Fürchtet euch gefälligst vor mir!“, rief Sandra ihnen zu.
    Ein altes Ömchen mit Gehhilfe hob die Stimme: „Wir haben keine Angst vor euch Rabauken!“
    Chris hatte gerade die Kamera erhoben, um die Angst der Leute hautnah einzufangen und senkte sie gleich wieder: „Warum habt ihr keine Angst vor uns?“
    „Ja! Fürchtet euch!“, setzte Sandra nach. „Ich bin die Geißel von Mühlheim!“
    Die Oma wandte ihren Blick langsam in Sandras Richtung. Extrem langsam. Laaaangsaaaaaam. „Wie bitte? Mühlheim? Das ist doch dieses kleine Dorf.“
    Chris korrigierte: „Rein von der Einwohnerzahl her zählt Mühlheim eigentlich als Kleinstadt.“
    Sandra hob den Finger: „Naja, nachdem ich so viele dort umgebracht habe...“
    Chris nickte: „Gnädige Frau, genau, wir kommen aus dem Dorf Mühlheim.“
    Das Ömchen starrte sier direkt ins Gesicht: „Weißt du, hier bei uns gibt es ein Sprichwort. Trau nie einem Mühlheimer!“
    „Entschuldigen Sie mal! Nur, weil wir Sie hier ausrauben, müssen Sie nun wirklich nicht mit solchen Verallgemeinerungen herhalten. Nicht alle Leute aus Mühlheim sind grausame Plünderer.“
    Sandra hob wieder einen Finger: „Also, seit ich außer uns beiden alle anderen Leute aus Mühlheim...“
    Chris schlug sich mit der Hand auf die Stirn und wandte sich wieder an das Ömchen: „Gnädige Frau, sie haben selbstverständlich Recht damit, dass man nie Leuten aus Mühlheim trauen sollte. Statistisch gesehen sind 100 Prozent von uns grausame Plünderer.“
    Die alte Frau nickte zufrieden. Und langsam.
    Sandra wurde ungeduldig: „Okay Leute, gut, dass wir das geklärt haben. Können wir jetzt endlich mit dem Teil beginnen, wo ihr uns entweder eure Vorräte aushändigt oder ich euch Normies alle eine schockierende Abreibung verpasse? Oder wollt ihr noch länger stallen?“
    Hinter Sandra ertönte die heroische Antwort: „Sie haben lange genug gestallt, Mühlheimer! Denn ich bin jetzt da, um für Gerechtigkeit zu sorgen!“
    Sandra murmelte noch ein leises „och nee“, ehe sie sich umdrehte. Und da stand sie. Die schönste Frau, die Sandra je gesehen hatte. Die Sonne glänzte auf ihre braune Haut herunter. Um die Schultern hatte sie sich ein rotes Cape gebunden, genau wie eine Superheldin. Und ihre Zähne waren sogar weißer als die von Chris. Mit einer ausladenden Geste hob die Frau einen Arm in die Höhe, streckte einen Finger aus und ließ ihn in Sandras Richtung sausen. „Ich bin Super-Naomi vom Team Wagemut!“
    Nun zog sie mit ihrer anderen Hand in einer perfekt einstudierten Geste ihr Handy aus ihrer Hosentasche. „Und gemeinsam mit meinem Piepi beschützen wir diese braven Normies vor verachtenswerten Schurken wie euch!“
    Das Ömchen erhob seine krächzende Stimme: „Ja, Super-Naomi! Ich habe die fei gescheit abgelenkt, bis du wieder vom Klo zurückwarst.“
    Super-Naomi winkte ab. „Vielen Dank, treuer Normi. Ohne deine Hilfe hätte ich das nie geschafft.“
    Sandra setzte ein breites Grinsen auf: „Was hättest du nie geschafft? Aufs Klo zu gehen? Denn ich bin immer noch hier und mein Elektek ist es auch!“
    Zum Beweis fuchtelte sie wie irre mit ihrem Handy herum. Zum Glück war Elektek nicht real, sonst hätte es wahrscheinlich vor lauter Schwindel kotzen müssen. Naomi ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. In einer epischen Geste bedeutete sie den Normies, sich im Supermarkt zu verstecken. Dann rief sie noch hinterher: „Versteckt euch dort! In wenigen Minuten ist es vorbei!“
    Chris hielt mit der Handy-Kamera auf sie drauf und nickte: „Das stimmt. Rein statistisch gesehen wird dieser Kampf in wenigen Minuten vorbei sein.“
    Sandra schrie: „Legen wir los!
    Naomi warf ihr Handy mit einer schwungvollen Bewegung hoch in die Luft. Dann legte sie einen Dab hin (für alle Menschen die das nicht mehr kennen, sie posierte, indem sie ihre Hände über ihr Gesicht verrenkte in einer Pose, die nichtmal in 90er-Animes cool gewesen wäre). Was allerdings doch wieder cool wurde, weil ihr Handy kurz darauf exakt in ihrer weggestreckten Hand landete.
    Chris murmelte: „Das geht viral, das geht sowas von viral.“
    Als nächstes streckte Naomi die Hand mit dem Handy genau in Richtung von Chris' Kamera, sodass alle Zuschauer ihr Pokémon sehen können. Eine Rosa Kugel mit rundem Schweif und spitzen braunen Ohren hüpfte darin herum. Naomi brüllte so heldenhaft sie konnte: „Piepi und ich beschützen diese Stadt!“
    Und so begann der epische Kampf zwischen Gut und Böse! Während Sandra so schnell wie möglich auf ihrem Handy tippte und sich auf einen langen Weg zu ihrer Spezialattacke einstellte, tippte Naomi auf ihre besondere Art: Sie holte mit einem Arm weit aus und drückte mit einer ausladenden Bewegung einmal auf ihr Handy. Dabei schrie sie: „Zehn!“
    Ihr Piepi am Bildschirm kassierte Attacken von Elektek und schlug einmal zurück.
    Dann wiederholte Naomi den Angriffsprozess. Diesmal rief sie: „Neun!“
    Beim nächsten Mal: „Acht!“
    Sandra tippte fieberhaft. Unter ihrer Kappe und Brille konnte man es nicht sehen, aber der Schweiß lief ihr die Stirn runter, so hart tippte sie. Das fiel auch Naomi auf: „Sieben! Was ist denn, Geißel Mühlheims? Sechs! Hast du Angst vor deinem Schicksal? Fünf!“
    Sandra knurrte, sagte aber nichts.
    „Vier!“
    Chris zoomte noch näher an die beiden Kontrahentinnen heran. Sier murmelte: „Meine lieben Christen! Ich habe keine Ahnung, was uns gleich hier erwartet, aber ich weiß eins: Ich werde es als erstes posten!“
    „Drei!“
    Am Himmel begann es zu funkeln.
    „Zwei!“
    Waren das Sterne? Um die Uhrzeit?
    „Eins!“
    Auf Naomis Bildschirm wurde der Knopf für die Spezialattacke sichtbar. In einer Bewegung, die Chris später in Zeitlupe ins Video einbauen würde, drückte Naomi ein letztes Mal auf den Knopf.
    Chris sah sich panisch um. Sandra wandte die Augen nicht von ihrem Bildschirm. Bis zu Elekteks Spezialattacke hatte sie erst zwei Drittel der Aktionen zurückgelegt. Naomi deutete mit ihrem Handy in den Himmel und rief: „Spezialattacke! Chaotische Meteoritenvollstreckung!“
    Eines der funkelnden Lichter kam immer näher. Bevor jemand reagieren konnte, schlug mehrere Meter vom Naomi, Sandra und Chris entfernt etwas aus der Stratosphäre in den glühenden Asphalt ein. Wenige Sekunden später ein weiterer Einschlag. Asphaltbrocken flogen durch die Luft. Sandra starrte mit offenem Mund auf die Krater. Chris hielt mit der Kamera drauf. Naomi lachte beinahe manisch, bevor sie zu einem Monolog ansetzte: „Ihr Abschaum! Ihr vergreift euch an Schwächeren und schlachtet eure Schandtaten dabei noch auf Social Media aus!“
    Chris wollte noch ein „Die Leute wollen solchen relatable Content eben sehen!“ einwerfen, doch wurde von Naomi mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht. Ein weiterer Einschlag, diesmal wurde eine Häuserfassade eingerissen. Naomi fuhr fort: „Ihr Arschlöcher! Jetzt wird die Hand des Schicksals über euch richten! Diese Teile von alten Satelliten werden bei Piepis Spezialattacke auf die Erde geschleudert und töten alles Böse!“
    Sandra tippte hastig auf ihr Handy, während sie gleichzeitig in den Himmel schielte. Chris schwenkte die Kamera abwechselnd zwischen die beiden Gegnerinnen und dem Himmel hin und her. Es waren zwar funkelnde Lichter zu sehen, doch bevor irgendwer auch nur abschätzen konnte, wo genau sie einschlagen würden, waren sie auch schon irgendwo im Dunstkreis von Naomi eingeschlagen. Chris zuckte panisch durch die Gegend. In Richtung des Handys rief sier: „Liebe Christen, möglicherweise werdet ihr gleich live Zeugen unserer eigenen Hinrichtung! Falls dies ungeplanter Weise mein letzter Live-Stream war, vergesst mich bitte nicht!“
    Sandra blickte auch panisch umher. Nur Naomi hatte keinerlei Angst. Selbst, als direkt neben ihr ein Satellit einschlug und Asphaltbrocken um sie herumwirbelten, zuckte sie nichtmal mit der Wimper. „Ich kenne keine Angst, denn ich bin ohne Tadel! Nur die Unwürdigen müssen sich vor meinem rechtschaffenen Urteil fürchten!“
    Weitere Satelliten krachten mit irrer Geschwindigkeit in den Boden. Sandra hatte keine Ahnung, wie zur Hölle sie sich daraus befreien sollten. Das einzige betretbare Gebäude war der verschlossene Supermarkt. Sie konnten sich nicht verstecken. Aber ihr Leben dem Zufall überlassen wollte sie auf gar keinen Fall. Dafür war sie nicht so weit gekommen! Hatte so oft in der Gokalypse ihre Körperhygiene (völlig unfreiwillig!) hintenangestellt. Sie blickte zu Chris. Sie blickte zu Naomi, die mit dem Finger auf sie zeigte und fies lachte. Es gab nur eine Methode, die Attacke rechtzeitig zu beenden. „Chris!“
    Chris horchte auf. „Chris, benutz die ultimative Nahaufnahme!“
    Chris blickte zu siener Schwester, realisierte, was sie gerade gesagt hatte. Sier holte in einem Moment perfekter Stille aus, warf sienem Handy noch einen Kussmund zu und schleuderte das Gerät direkt in Richtung von Naomi. Es prallte mir voller Wucht gegen ihre Stirn und sie fiel sofort bewusstlos um. Sandra sprang zu ihrer bewusstlosen Gegnerin, nahm deren Handy und beendete die Pokémon Go-App.
    Ein Satellit schlug dort ein, wo sie gerade gestanden hatte. Wenige Sekunden vergingen. Dann ein weiterer Einschlag, der das Supermarktdach durchbrach. Von drinnen waren Schreie zu hören. Die Momente zwischen den Einschlägen wurden immer länger. Chris kam ebenfalls rüber und hob sien Handy wieder auf. In die Kamera sprach sier: „Zum Glück habe ich eine unzerstörbare Handy-Hülle! Was sagt ihr dazu? Habt ihr schonmal live miterlebt, wie jemand durch eine solche Handy-Attacke ala Chris besiegt wurde? Ich wette, nicht! Falls doch, schreibt es in die Kommentare!“
    Chris schaltete die Aufnahme aus und Sandra grinste. Ihre Hände zitterten. „Deswegen mag ich keine Mitglieder von Team Wagemut. Die spinnen doch!“
    Chris nickte. „Jap, die spinnen.“
    Ein letzter Satellit schlug direkt vor ihnen auf die bewusstlose Naomi ein.
    „Iiiiiiiiiiiiiih!“, schie Chris auf und wollte das Handy schon wieder für Fotos hervorziehen. Sandra machte sich mit einem roten Edding einen Strich auf den Unterarm. Dann drückte sie Chris das auf Naomi gerichtete Handy weg. „Lass das. Gehen wir in den Supermarkt und terrorisieren die Normies.“
    Jetzt grinste sie wieder: „Mein Elektek ist aufgeladen.“




  • Hey, @Emerald!

    Jetzt habe ich eben deine beiden Kapitel gelesen, und bevor die Fanfiction schon wieder länger wird, kommentiere ich einfach gleich. (Netter Tag übrigens mit den Digimon ^_^)

    Ich muss zugeben, mein Humor ist das auch nicht. Schmunzeln musste ich an einigen Stellen, aber eher mit zusammengekniffenem Gesicht. Alles ziemlich überzeichnet und überdreht, Sandra ist manisch auf Chips und Pokémon Go fixiert und Chris auf Beauty und die Welt der Influencer. Das macht die beiden als Charaktere natürlich greifbarer, weil man sie auf zwei bis drei Eigenschaften herunterbrechen kann, lässt sie aber im Gegenzug simpel gestrickt wirken. Das soll gar keine Kritik sein, deine Geschichte zielt vermutlich genau darauf ab. Es führt nur dazu, dass ich mich in ihre Gedankenwelt bisher wenig bis gar nicht hineinfühlen kann. Erinnert mich irgendwie an die Kindergeneration in Fire Emblem: Awakening, die in einer dystopischen Welt aufgewachsen ist und auch alle einen Knacks hatten. Bei deiner Geschichte ist mir nicht ganz klar, wie lange nach dem Kollaps 2016 sie spielt, aber Sandra und Chris scheinen die Welt, wie sie vorher war, noch gut im Gedächtnis zu haben und in den verlassenen Läden sind haltbare Lebensmittel zu finden.


    Das Ömchen erhob seine krächzende Stimme: „Ja, Super-Naomi! Ich habe die fei gescheit abgelenkt, bis du wieder vom Klo zurückwarst.“

    Okay, das ist schon witzig :haha:

    Was ist überhaupt "Ömchen" für ein Wort? Das erinnert mich an die "Seniörchen", was mal ein Insider zwischen mir und einer Freundin war. Wenn man darüber spricht, sicherlich lustig, aber ich bin mir nicht sicher, ob das in einer schriftlichen Fanfiction funktioniert. Die Szene mit Naomi, ich meine natürlich Super-Naomi, und ihrem Meteoritenhagel ist aber schon skurril. Ein wenig schade, dass alle besiegten Gegner in der Geschichte einfach mal so nebenbei sterben, aber hier ist wohl nicht der Ort, wo Feinde zu Freunden werden. Geschockt war ich schon, gerade bei dem Mann im Supermarkt, dessen Tod in drei Sätzen absolut emotionslos geschildert wird, aber wenigstens durch den Startpost vorgewarnt.


    Noch ein paar formale Kleinigkeiten:

    In Kapitel 1 steht an einer Stelle "Alex", wo eigentlich von Sandra die Rede ist (war das etwa der vorläufige Name in einer unveröffentlichten Beta?) und einmal "Fraben" statt Farben.

    (für alle Menschen die das nicht mehr kennen, sie posierte, indem sie ihre Hände über ihr Gesicht verrenkte in einer Pose, die nichtmal in 90er-Animes cool gewesen wäre). Was allerdings doch wieder cool wurde, weil ihr Handy kurz darauf exakt in ihrer weggestreckten Hand landete.

    Für diese Anmerkung hätte sich vielleicht eine Fußnote angeboten, weil sie mit dem Ton der Erzählstimme bricht. Außerdem bezieht sich der Satz danach auf die Klammer. Das sollte eigentlich nicht passieren, schließlich symbolisiert eine Klammer, dass dieser Teil ohne Verständnisprobleme weggelassen werden kann.


    Puh, ich weiß gar nicht, ob ich versprechen kann, dass ich weiterlese, aber das hört sich jetzt ziemlich demotivierend an. Ich glaube, ein bisschen kann ich dem Szenario schon abgewinnen, nachdem ich mich intensiver mit den beiden Kapiteln beschäftigt habe, von daher mal schauen. Tut mir leid, ich bin einfach zu ehrlich bei solchen Kommentaren.


    In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Schreiben!

    Und plötzlich schien ein neuer Kontinent

    am Horizont, wir sind noch lange nicht am End’!
    _________________________________________________- Flocon

    Vielen Dank an Evoluna für diesen wunderbaren Avatar ^-^

    Einmal editiert, zuletzt von Mandelev ()