Versteck [PKMN Colosseum, Shipping]

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    Quelle


    Vorwort

    Wenn diesen Monat mindestens drei Shipping-FFs oder Shipping-Kurzgeschichten im Bereich begonnen werden, nehme ich fest beim nächsten Epik-Wettbewerb teil!


    Mit Worten soll man bekanntlich vorsichtig sein. Und um genau das zu beweisen, sind Mandelev (Hoch Hinaus!), Evo Lee (Bitterer Sieg), Shiralya (Ein Stück des Weges), Evoluna (Next Generation) und ich die kleine Wette eingegangen, Flocon nicht nur 3, sondern gleich 5 Shipping-Stories zu präsentieren, um ihn zum Mitmachen am nächsten Epik-Wettbewerb zu zwingen. Leider bin ich unfähig, was Zeitmanagement angeht, weshalb diese FF gerade auf dem letzten Drücker entstanden ist und auch nur Shipping enthält, wenn man gaaaanz genau hinsieht. Aber das gibt sich noch, wenn der zweite Teil herauskommt. Vorwissen braucht man für diese FF übrigens nicht, das sollte alles in dem viel zu langen Worldbuilding erklärt werden. Trotzdem werden diese Spiele über die Orre-Region dringend empfohlen, weil sie subjektiv zu den Besten des Franchises gehören ;) Und bitte nicht wundern, dass ich die japanischen Namen benutze. Die fand ich schöner als die deutschen oder englischen.




    Inhalt

    Wäre nicht jeder Tag auf der Flucht vor der grausamsten Verbrecherbande des Landes ein Abenteuer, hätte Mirei diesen fast schon als normal bezeichnet - bis Leo an einem verfallenen Haus anhält, das mehr Geheimnisse verbirgt als so manches Verbrechersyndikat.




    (1/2)

    Mirei hatte in den letzten Tagen, in denen sie mit Leo unterwegs gewesen war, schon mehr von der Welt gesehen, als sie sich jemals erträumt hätte - und auf vieles davon hätte sie gut verzichten können: Eine heruntergekommene Bar, eine Stadt voller Raufbolde oder eine komplette Unterwelt, die sich wortwörtlich unter einer Stadt verbarg. Das waren keine Orte, die ein Mädchen besuchen sollte, das noch nicht einmal die 20 erreicht hatte. Dabei hatte sie schon das eine oder andere Mal gedacht, dass sie diese Marke überhaupt nicht mehr erreichen würde, so wie die Dinge sich entwickelt hatten. Kaum zu glauben, dass sie früher ein so langweiliges Leben geführt hatte, dass andere allein schon von der Vorstellung eingeschlafen wären.

    Dann war sie Leo über den Weg gelaufen, was alles irreparabel verändert hatte - und jetzt fand sie die ländliche Idylle des grünen Paradieses gar nicht mehr so verkehrt.

    Umso überraschter war sie von dem Ort, an dem sie jetzt Halt machten. Mirei wusste nicht genau, was sie erwartet hatte, doch das war es nicht. Keine dunkle Gasse, kein Versammlungsplatz von Halbstarken, keine Fabrik, um die Herzen der Pokémon zu verschließen und sie zu willenlosen Kampfmaschinen zu machen. Es war lediglich ein alleinstehendes Haus, mitten im Wald. Um ehrlich zu sein, hätte sie gedacht, dass sie einfach weiterfahren würden, bis Leo den Motor abgestellt und sich von seinem Motorrad geschwungen hatte. Er tat es mit sehr viel mehr Eleganz als Mirei, doch sie vermutete, dass er auch nicht mit zittrigen Knien und steifen Knochen zu kämpfen hatte. Der Beiwagen war groß genug für sie, doch bei dem sandigen Untergrund, der große Teile Orres bedeckte, konnte man keinesfalls von eben sprechen.

    Leo dachte vermutlich gar nicht mehr darüber nach, doch für Mirei kostete es immer noch einiges an Überwindung, überhaupt in den Beiwagen zu steigen. Immerhin sah das Ding aus, als hätte man es auf dem Schrottplatz gefunden und mal eben alles drangebaut, was im Entferntesten nach brauchbaren Fahrzeugteilen ausgesehen hatte. Wenn sie genauer darüber nachdachte, würde es sie auch gar nicht wundern, wenn dies die Entstehungsgeschichte war. Niemand, der bei einer Verbrecherorganisation arbeitete, wäre wohl so blöd, sich ein ganz normales Fahrzeug zuzulegen - vor allem nicht, wenn er von vornherein vorgehabt hatte, die Basis zu zerstören und dabei das Gerät zu entwenden, das sie nun als ultimative Waffe gegen ihre Erschaffer verwendeten. Gemeldete Fahrzeuge waren auf einer konstanten Flucht wohl eher … hinderlich.

    Die Orre-Region, wo man jedes Fleckchen Grün in der weiten Wüste mit der Lupe suchen musste, war sowohl für Menschen als auch für Pokémon kein sonderlich lebensfreundlicher Ort. Wilde Pokémon hatte man schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Selbst in Emeritae, wo einen der rauschende Wasserfall das kilometerweite Ödland vergessen ließ, gehörten all diese Kreaturen einem Besitzer. Aus diesem Grund hatte Team Krall die Maschine entwickelt, die nun an Leos rechtem Arm befestigt war. Mit ihr war es möglich, das Band zu umgehen, das Pokémon an ihren Trainern fesselte, um sie so zu fangen, als wären es wilde. Und genau diese Technik machten die beiden Jugendlichen sich jetzt zu Nutze, um die manipulierten Exemplare den Schergen zu entreißen. Die Pokémon waren nur noch ein Schatten ihrer Selbst, die Herzen verschlossen und zu bloßen Kampfmaschinen umfunktioniert, damit sie anderen Trainern das Fürchten lehrten und jede Gegenwehr zwecklos machten. Dabei kümmerte es deren Besitzer nicht einmal, dass diese sich bei jedem Angriff selbst verletzten und alles zerfleischen würden, was sich ihnen in den Weg stellte, bis ihre Körper am Ende waren und die letzte Lebensenergie sie verließ.

    Mirei strich sich über die Jeansjacke, um die Gänsehaut zu vertreiben. Es war wahrlich kein schöner Anblick. Soweit sie wusste, war sie der einzige Mensch, der es vermochte, diese dunkle Aura mit bloßem Blick zu erkennen. Sie erinnerte sich noch gut an das erste Mal, als sie einem der Crypto-Pokémon begegnet war.

    Es hatte wie ein einfacher Pokémon-Kampf ausgesehen. Fiffyen gegen Taubsi. Erst war es ihr wie ein Übungskampf zweier Kinder vorgekommen. Es waren schwache Pokémon, die einem in anderen Regionen überall begegneten und oft die ersten waren, die in den Bällen herangehender Trainer landeten. Wenn Kinder ihre Verwandte in anderen Regionen besuchten, brachten sie diese gern mit sich. Sie galten als unproblematisch, sogar als Haustiere. Eine ältere Dame in Mireis Heimatdorf besaß ebenfalls ein Fiffyen, das schon an ihrer Seite gewesen war, als Mirei gerade einmal ihre ersten Schritte gemacht hatte.

    Bei der Erinnerung hatte Mirei lächeln müssen - bis der Schrei sie aus ihrer Erinnerung gezerrt hatte. Es war das Einzige, was sie hatte tun können, während sie die nachtschwarze Aura betrachtete, die das Hundepokémon einhüllte, als wäre es von einem dunklen Geist besessen. Nicht einmal, als sie mit Fiffyen gespielt hatte, hatten seine roten Augen eine solche Feindlichkeit ausgestrahlt, wie es jetzt der Fall war. Selbst Pokémonkämpfe waren für ihn lediglich ein Spiel gewesen. Doch dieser Blick… Mirei erschauderte. Als der kleine Vogel seinen Sinkflug für die Schnabelattacke einleitete, wurde es von etwas erwartet, das Mirei zuvor noch nie bei einem Pokémon gesehen hatte: Pure Blutlust.

    Der Schrei verstummte erst, als sich eine Hand um ihren Mund legte. Sie erinnerte sich nicht mehr daran, wie der Kampf ausgegangen war. Sie hatte nur noch die Arme um sich herum gespürt, die sie mit einer schnellen, geübten Bewegung von der Straße gezerrt hatten. Dann war die Welt schwarz geworden. Ob sie noch bei Bewusstsein gewesen war, als man ihr den Sack über den Kopf gezogen hatte, wusste sie nicht mehr.

    “Was machen wir hier?” Die Worte waren nicht mehr als ein Flüstern, während Mirei den Blick schweifen ließ. Leo hatte sein Monster von einem Motorrad etwas abseits des Hauses abgestellt. Schon auf dem Weg war es schwierig gewesen, sich durch den immer dichter werdenden Wald zu navigieren. Er hatte die Geschwindigkeit merklich drosseln müssen, aus Vorsicht. Die Ungeduld war ihm ganz klar ins Gesicht geschrieben gewesen, als er nicht mehr durch die endlose Wüste hatte preschen können, sondern vorsichtig um die Bäume navigiert war. Ein Zusammenprall und die Spritztour wäre beendet worden.

    Es wunderte Mirei, dass sie es überhaupt bis hierher geschafft hatten. Selbst mit Leo an ihrer Seite fühlte sie sich merkwürdig verloren in diesem Gebiet. Dabei war sie in einem Wald aufgewachsen und kannte dort jede Ecke, jeden Trampelpfad und jeden umgestürzten Baum, dank dem man einen der abgespaltenen Flüsse überqueren konnte. Doch dieser Wald hatte nichts mit dem ihrer Heimat zu tun. Die Sonne versank schon hinter dem Horizont, oder vielleicht war sie auch schon untergegangen. So oder so schafften es kaum Strahlen durch die trübe, graue Decke. Dunkle Regenwolken hingen über dem Wald , sodass man gerade genug erkennen konnte, um sich seinen Weg zu bahnen. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie froh darüber, dass die Region nicht mehr von wilden Pokémon beheimatet wurde. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was sonst in diesem Wald lauern würde.

    Sie hielt sich an Leo, der ohne jede Zurückhaltung an den Bäumen vorbeiging. Er nahm direkt Kurs auf das alte Haus, das definitiv schon bessere Tage gesehen hatte. Der weiße Putz an den Wänden war schon vor langer Zeit der Witterung zum Opfer gefallen und hatte sich in eine Mischung aus Grau, Braun und Grün verfärbt. Der milchige Belag auf den Fenstern sagte ihr, dass sie schon lange nicht mehr geputzt worden waren. Das einzige Leben, was sich hier zeigte, waren die wild wuchernden Pflanzen. Man sah genau, wo man die Hecke sich selbst überlassen hatte, und frische, grüne Triebe wuchsen aus der Kastenform heraus. Auch die Blumenbeete, die man um das Haus herum angelegt hatte, bestanden nur noch aus Unkraut, Gestrüpp und Wildblumen. Zierpflanzen suchte man hier vergeblich - abgesehen von dem Rosenstrauch, der sich mit seinen spitzen Dornen jeden Feind vom Leib zu halten schien, der ihn am Wachsen hindern wollte.

    Mireis Schritte wurden zögerlicher, je näher sie kamen. Sie wollte gerade die Frage wiederholen, als Leo sagte: “Es ist schon spät. Wir bleiben die Nacht über hier.”

    Eigentlich warf das nur noch mehr Fragen auf, aber sie schluckte sie herunter. Eine andere Wahl hatte sie sowieso nicht. Es war eine stumme Übereinkunft, dass sie ihm folgen würde, egal, wohin er sie führte, egal wie gefährlich die Umgebung sein würde. Er brauchte sie für das, was er tun wollte, und sie brauchte ihn, um das tun zu, was sie wollte. Ohne ihn wäre es geradezu lebensmüde, sich in die Nähe der Crypto-Pokémon zu bewegen. Sie wusste nicht einmal, wo sie anfangen sollte zu suchen. Gleichzeitig war es ihm unmöglich, all die Pokémon aufzuspüren, die er an sich nehmen wollte. Nicht nur Mitglieder der Verbrecherbande trugen sie bei sich. Ihre besten Kunden waren die Leute aus dem einfachen Volk, die sich damit brüsteten, die stärksten Pokémon auf der Welt zu besitzen. Sie hatten kaum einen Ort bereist, an dem sie nicht auf jemanden getroffen waren, der das Gesetz des Stärkeren auf diese Art für sich nutzen wollte.

    Ein vertrautes Geräusch durchbrach die Stille und rote Strahlen wurden sichtbar, aus denen sich zwei Pokémon manifestierten. Sie hatte Leo nie gefragt, woher er sie bekommen hatte, doch seit sie aufeinander getroffen waren, waren die beiden seine konstanten Begleiter. So stetig wie die Sonne und das Mondlicht, an das sie erinnerten, war ihre Präsenz. Egal wie viele Crpytopokémon er gefangen und erlöst hatte, die beiden waren die größte Konstante in seinem Team gewesen.

    Wann immer er eines der manipulierten Pokémon befehligte, waren seine Nerven so angespannt, dass er auf jede kleine Bewegung reagierte. Mirei konnte es ihm nicht verübeln. Auch ihr wurde unwohl, sobald die Pokémon auf der Bildfläche erschienen. Leider hatte Leo keine andere Wahl. Es war die schnellste Möglichkeit, das Vertrauen der Pokémon zu gewinnen und sie von ihrem Leid zu erlösen, aber auch ein zweischneidiges Schwert. In Orre kämpften die Pokémon zu zweit und nicht selten war es passiert, dass Leos Pokémon sich gegen seinen Partner gewendet hatte statt gegen seinen Gegner.

    Mirei fragte sich, wie viel von Nachtaras Narben unter dem dunklen Fell wohl nie wieder verheilen würden, doch das Pokémon ließ sich nichts anmerken. Es hielt jede Attacke aus, egal ob sie von seinem Gegner oder seinem Mitstreiter kam. Selbst wenn er sich schützend vor seinen Partner warf, verzog er keine Miene. Psiana hatte die mächtigsten Psychoattacken, die Mirei jemals gesehen hatte, doch manchmal brauchte es nur einen gut platzierten Schlag und das Pokémon landete zu Leos Füßen, von wo aus er es nur noch auswechseln konnte.

    Trotz des zwielichtigen Ortes lächelte Mirei. Wie auch Leo konnte sie sich keine besseren Beschützer an ihrer Seite denken als die beiden. Sie hatten sowohl ihre Loyalität als auch ihre Kampfkraft in mehr kniffligen Situationen unter Beweis gestellt, als Mirei zählen konnte - und auch ihr Trainer gab ihr das Gefühl, genau zu wissen, wann er sie in Gefahr brachte und wie sie wieder herauskamen.

    “Angst ist nicht dein Feind”, hatte er ihr mal gesagt, als sie in einer Gasse in Pyritus zwischen den Mülltonnen gekauert hatten. Sie hatte die Arme um die Beine geschlungen und gehofft, dass es sie vom Zittern abhalten würde, doch natürlich hatte er es trotzdem gemerkt. Er merkte alles, wusste genau, was um ihn herum passierte. Jeden Menschen, der an ihnen vorbeilief, analysierte er, ob er ihnen zum Feind werden könnte. Er kannte jeden Winkel dieser dreckigen, heruntergekommenen Wüstenstadt, als würde er sich so Zuhause fühlen wie eine Ratte in einem Kanal. “Angst hilft dir dabei, besonders achtsam zu werden. Sie ist deine Lebensversicherung.”

    Wie gut, dass er jetzt nicht über seine Schulter sah, als sie über sich selbst den Kopf schüttelte. Sie konnte sich beim besten Willen nicht dazu bringen, Angst zu haben. Vielleicht hatte sie wirklich einen Todeswunsch, auch wenn sie es damals abgestritten hatte, als er sie am Kragen ihrer Jacke gepackt hatte, bevor sie blindlings über die Stelle des zerfallenden Gebäudes gelaufen war, bei dem die Explosion den Boden mit einem Spinnennetz an Rissen überzogen hatte.

    Das Knarzen der Haustür riss sie aus ihren Gedanken, als Leo sie aufschob. Mirei war zu tief in ihren Gedanken verloren gewesen, um viel davon zu merken. Dann legte sich ihre Stirn in Falten, als sie dabei zusah, wie Leo seine Hand in seine Hosentasche wandern ließ und wieder hinauszog. Ein Schlüssel? Hatte er ihn irgendwo gefunden? Vielleicht unter der Fußmatte? Oder konnte es sein, dass …

    “Leo? Wo sind wir hier?”, fragte sie, während sie zu ihm aufschloss. Obwohl sie ihn angesprochen hatte, ging ihr Blick an ihm vorbei ins Innere des Hauses. Sie lauschte einen Moment, doch es war still. Natürlich, was denn auch sonst? Der Staubschicht auf dem Boden nach zu urteilen, war schon lange niemand mehr hier gewesen.

    “Irgendwo zwischen Emeritae und Portaportus. Ziemlich genau in der Mitte, würde ich sagen. Wenn wir von hier aus nach Süden fahren, kämen wir direkt nach Pyritus. Kennst du diese Steinformation aus den antiken Säulen, die mitten in der Wüste zusammengefallen sind? Die läge genau auf dem Weg.”

    Er spulte die Informationen so sachlich und unbeteiligt ab wie ein Navigationsgerät, während er durch den kleinen Flur ging und die erste Tür öffnete. Er warf einen Blick hinein, nickte und ging zur nächsten. Neugierig folgte Mirei ihm und wusste in kurzer Zeit, wo sich die Küche, das Wohnzimmer, Badezimmer und Schlafzimmer befanden. Es erinnerte sie an ihr Zuhause, hätte man all die Menschen weggedacht und den Ort sich selbst überlassen.

    Vor der letzten Tür zögerte Leo, die Hand erhoben, wo sie unschlüssig an seiner Hüfte verharrte. Dann wandte er den Blick ab, sodass sein Gesicht hinter seiner Schulter und den wirren, hellgrauen Haaren verborgen war.

    Mirei zögerte. So eine Bewegung sah ihm gar nicht ähnlich. Leo war ansonsten so gerade heraus, konzentriert auf sein nächstes Ziel, als würde nichts anderes zählen. Selbst die ausführliche Wegbeschreibung waren schon mehr Worte, als er manchmal den ganzen Tag über sprach. Normalerweise lag es an Mirei, ein Gespräch zum Laufen zu bringen und zu erhalten, und mittlerweile dachte sie kaum noch darüber nach. Sie war schon immer einer der Menschen gewesen, die über all das redeten, was ihnen in den Sinn kam. Nur heute nicht. Denn je mehr Zeit sie an diesem Ort verbrachten, desto mehr bekam sie das Gefühl, dass sie diesmal ihn reden lassen sollte und nicht umgekehrt. Als würde ihm eine Geschichte innewohnen, die nur er erzählen konnte.

    “Was ist hinter dieser Tür?”, fragte sie, bemüht, ihre Stimme möglichst beiläufig klingen zu lassen, woran sei allerdings komplett scheiterte.

    Als er sich zu ihr drehte, dachte sie, es wäre besser, dieses Haus niemals betreten zu haben.


    It's not the critic who counts, not the man who points out how the strong man stumbles, or where the doer of deeds could've done them better. The credit belongs to the one who's actually in the arena - Theodore Roosevelt


    "Most people don't try to become adults, they just reach a point where they can't stay children any longer." - Miss Kobayashi


    "What more do I need than my worthless pride?" - Haikyuu!!

    4 Mal editiert, zuletzt von Raichu-chan ()

  • Hallo, Raichu-chan ! Raichu


    Jetzt komme ich dazu, einer alten Mitstreiterin aus Haus Viridium einen Kommentar zu hinterlassen. :D


    Ich habe Pokémon Colosseum tatsächlich mal gebraucht aus einem Gamestop besorgt, aber es noch nicht länger als eine Stunde gespielt. Deswegen fand ich es besonders faszinierend, deine Geschichte mit Leo und Mirei aus Orre zu lesen! :saint:


    Deine Geschichte hat mir beim Lesen sehr gut gefallen! Die Sicht von Mirei ist interessant (und du hast Recht, ich hatte nicht das Gefühl, zusätzliches Vorwissen besitzen zu müssen um alles verstehen zu können) und irgendwie passt es zu dem, was ich von Leo gesehen habe, dass die Geschichte ihn bisher nur von außen dargestellt hat. Ich bin schon sehr gespannt darauf, was es mit dem Haus auf sich hat (irgendwas mit Leos Vergangenheit muss es wohl fast sein, aber was? :D ).

    Die Beschreibungen hast du auch sehr toll hinbekommen, ich konnte mir das verlassene Haus mit den wild wuchernden Ranken total gut vorstellen. *~*


    Dein erster Teil hat mich sehr neugierig gemacht und ich bin schon äußerst gespannt darauf, zu sehen, was im zweiten passieren wird! :smile:


    GLG
    Emmi Meloetta Tanzform

  • Hey, Raichu-chan ^^

    Jetzt ist mir Emerald zuvorgekommen, aber das hält mich natürlich nicht davon ab, wenn ich schon dabei war, dir einen Kommentar zu schreiben. Wenigstens erfährt diese FF dann nicht das Schicksal deiner Steins;Gate-Geschichte, zu der ich bei allem Bemühen einfach keinen Bezug habe. Colosseum und XD kenne ich und halte ich auch für sehr tolle Spiele, nur leider scheitert es wegen der schlechten Verfügbarkeit daran, dass ich sie selbst schon mal ausprobiert hätte. Hoffen wir mal auf einen Gamecube-VC für die Switch, vielleicht wird es irgendwann doch noch wahr.


    Was die Beziehung zwischen Mirei und Leo angeht, bin ich mal auf den zweiten Teil gespannt. Bis jetzt scheinen sie nicht wirklich miteinander zu reden, nur ein einziges Mal geraten sie in Dialog. Entweder es ist alles klar zwischen ihnen oder sie haben einander nichts zu sagen. Es gelingt dir aber, Leo eine Persönlichkeit zu verpassen, die ich nachvollziehbar finde, was bei stummen Protagonisten immer nicht so einfach ist.

    Meine Lieblingsstelle ist die Beschreibung von Nachtaras und Psianas Rolle im Kampf, weil es so sehr den Spielablauf trifft und plastisch geschildert ist. Eine Kritik wäre allerdings, dass es zwei Absätze lang dauert, bis die Namen der Pokémon genannt werden. Das hätte definitiv auch im ersten Satz eingebaut werden können, nachdem sie aus ihren Bällen entlassen werden, weil es eher künstliche als sinnvolle Spannung erzeugt.

    Zu Beginn ist ein bisschen viel Exposition, bei der ich mir nicht sicher bin, ob alles davon wirklich eine Rolle für die Handlung spielen wird und damit nötig gewesen wäre. Beispielsweise trifft das auf die Krallmaschine zu. Die Rückblende und Mireis Gedanken finde ich aber gut, es legt sich dann auch im Laufe des Textes. Im Nachwort sprichst du den Querverweis zum Anwesen von Dr. Abakus an, den ich nicht ganz verstehe. Ein verfallenes Häuschen im Wald wird doch nicht innerhalb von drei Jahren zu einer großen Villa mit Vorgarten und Laboren, oder verstehe ich das falsch?


    Ich bin mir nicht sicher, ob es mir auffällt, weil es eine meiner großen Schwächen beim Schreiben ist, und vielleicht ist es auch dem Zeitdruck geschuldet, aber du verwendest relativ viele Füllwörter in den Sätzen. Als Beispiel mal dieser Satz:

    Er nahm direkt Kurs auf das alte Haus, das definitiv schon bessere Tage gesehen hatte.

    "Direkt" und "definitiv" könnte man problemlos weglassen und der Satz hätte sich verschlankt. Beziehungsweise wenn diese näheren Bestimmungen betont werden sollen, gehen sie aktuell in der Menge eher unter. Aber das ist nicht einfach abzustellen, mein Problem ist das jedenfalls.

    Davon ab bin ich aber richtig in den Lesefluss reingekommen, ein Kompliment dafür.

    Was es mit dieser Prompt-Liste auf sich hat, musst du mir erklären, das verstehe ich nicht. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt, dass du bei der Herausforderung mitgemacht hast. Vielen Dank noch mal, und ich bin gespannt auf Teil 2 ^^

    Und plötzlich schien ein neuer Kontinent

    am Horizont, wir sind noch lange nicht am End’!
    _________________________________________________- Flocon

    Vielen Dank an Evoluna für diesen wunderbaren Avatar ^-^

    Einmal editiert, zuletzt von Mandelev ()

  • Huhu Raichu-chan,


    deine Charakterwahl für die Shipping-Story ist ja spannend! Ich habe Pokémon Colosseum leider nie gespielt, obwohl es da so tolle Starter gibt. :3

    Trotzdem ist es nicht schwer, der Geschichte zu folgen, weil du alles ausführlich beschreibst. Dazu muss ich gleich sagen: Ich liebe deinen Schreibstil! Du hast einen wunderschönen Rhythmus in deinem Text und die Wortwahl ist so kreativ und vielfältig. Ich persönlich mag solche detailreichen Darstellungen in ein wenig verschachtelten Sätzen immer total gern, und so sehe ich die Szene praktisch vor meinen Augen, wenn ich lese.


    Die Übergänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind flüssig, und man wird dadurch von der Story richtig gefesselt. Auch die Persönlichkeiten und das Verhältnis zwischen den Charakteren werden gut vorgestellt. Besonders interessant finde ich ihre gegensätzlichen Eigenschaften (gesprächig/verschlossen) und die Beziehung der beiden, die auf einer Art gegenseitiger Abhängigkeit zu ruhen scheint.


    Obwohl ich eigentlich gar keinen Bezug zu der Thematik habe, freue ich mich schon sehr darauf, die FF weiterzulesen. Das Ende ist schließlich ein fieser Cliffhanger und ich hoffe, du veröffentlichst bald den zweiten Teil und spannst mich nicht so lange auf die Folter.


    LG Luna Partner Evoli

  • Huhu Raichu-chan !

    Ich bin zwar etwas spät dran, aber ich möchte natürlich auch gerne noch kurz etwas zu euren ganzen Geschichten schreiben und fange jetzt einfach mal bei dir an. ^-^


    Positiv aufgefallen sind mir direkt mal die vielen kleinen Umgebungs- und Naturbeschreibungen, die quasi jeden Fortschritt, jedes Voranschreiten der eigentlichen Geschichte einleiten. Wenn sich Leo und Mirei dem Haus nähern, werden der Putz des Hauses und die milchigen Fenster beschrieben. Wenn die beiden das Haus dann betreten, werden die tiefe Stille und der staubige Boden beschrieben. Besonders gut gefallen hat mir in diesem Zusammenhang das Bild des wehrhaften Rosenstrauches, der sich gegen all die anderen Pflanzen durchzusetzen scheint. Das ist einfach so ein wunderbares Detail, das die ganze Szene sehr bildhaft wirken lässt.

    Auch die Rückblenden finde ich durchaus gelungen. Zu Pokémon Colosseum hatte ich ebenfalls noch keinen sonderlich großen Bezug, deswegen waren die vielen kleinen Erklärungen in den Rückblenden aus meiner Sicht enorm hilfreich für das Verständnis der Geschichte. Ich würde den bisherigen Kommentaren übrigens definitiv zustimmen, dass man der Geschichte auch ohne Vorwissen sehr gut folgen kann; das Worldbuilding ist aus meiner Sicht auch nicht zu lang.

    Als Shipping-Geschichte hätte ich die Geschichte ohne die Ankündigung bisher übrigens noch nicht betitelt, aber wer weiß, was der zweite Teil dann noch so mit sich bringt. Der Cliffhanger am Ende macht dahingehend auf jeden Fall neugierig!


    Ansonsten sind mir beim Lesen zwei kleinere Punkte hinsichtlich deiner Verwendung von Pronomen aufgefallen, bei denen ich jeweils kurz stocken musste. Zum einen hast du an manchen Stellen innerhalb eines Satzes dasselbe Pronomen verwendet, das sich aber auf unterschiedliche Personen bezieht:

    Umso überraschter war sie von dem Ort, an dem sie jetzt Halt machten.

    Bei dem ersten sie handelt es sich um Mirei; bei dem zweiten sie um die beiden. An dieser Stelle wird das zwar über die Verben deutlich, aber trotzdem bin ich kurz hängengeblieben, um zu prüfen, ob ich das gerade richtig gelesen habe. In solchen Fällen finde ich es immer angenehmer, wenn eines der beiden Pronomen durch die längere Version ersetzt wird. Weil das Pronomen in den vorigen Sätzen bereits für Mirei verwendet worden ist, würde es sich an dieser Stelle anbieten, das zweite sie durch die zwei/beiden zu ersetzen, um sie beim Lesen einfach weiterhin nur mit Mirei zu verbinden.


    Zum anderen kommen an einigen Stellen auch Konstruktionen vor, bei denen wirklich nicht ganz klar ist, worauf sich ein Pronomen gerade bezieht. Oft kann man sich das dann zwar logisch herleiten, aber trotzdem ist das dann auch wieder etwas, wo man dann tendenziell länger dran sitzt:

    Denn je mehr Zeit sie an diesem Ort verbrachten, desto mehr bekam sie das Gefühl, dass sie diesmal ihn reden lassen sollte und nicht umgekehrt. Als würde ihm eine Geschichte innewohnen, die nur er erzählen konnte.

    “Was ist hinter dieser Tür?”, fragte sie, bemüht, ihre Stimme möglichst beiläufig klingen zu lassen, woran sei (sie) allerdings komplett scheiterte.

    Hier hast du den Ort als grammatischen Bezug, das erste Pronomen bezieht sich aber logisch auf Leo. Das zweite Pronomen bezieht sich dann (vermutlich?) tatsächlich auf den Ort, während sich das dritte Pronomen wieder auf Leo bezieht. Wie gesagt, logisch kann man sich das alles herleiten, aber man braucht etwas länger dafür, als wenn sich alle Pronomen auf dasselbe Bezugswort beziehen würden, hier idealerweise auf den Ort. ^^'

    Übrigens fand ich hier auch den Übergang zum nächsten Absatz etwas irritierend, da erst die Rede davon ist, dass sie Leo reden lassen will und direkt danach ist es eben doch Mirei, die eine Frage stellt. Ich meine, das mag hier einer gewissen Ungeduld Mireis geschuldet sein, aber eventuell würde ich trotzdem noch ein, zwei Sätze dazwischenschieben, um nicht diesen direkten Cut von "Er soll reden" zu "Ich rede jetzt" zu haben. ^^'


    Die Geschichte hat mir bislang auf jeden Fall gut gefallen; ich bin gespannt, wie es weitergehen wird! ^-^


    Au revoir!

  • Hallo Raichu-chan!


    Da ich Pokémon Colosseum subjektiv ebenfalls zu einem der besten Pokémon Spiele zähle, konnte ich an deiner Fanfiction natürlich nicht vorbeigehen. (:


    Zu Beginn fand ich es interessant, wie du da dieses ganze Worldbuilding von Orre einfach so niedergeschrieben hast und obwohl ich das alles wusste und es nichts Neues für mich war, fand ich es nicht eine Minute langweilig. Klar, interessierte mich von Anfang an mehr, was das nun für ein Haus war, wo Leo angehalten hatte, aber die Art, wie du das Worldbuilding beschrieben hast, war auch zu interessant. Sodass ich fast bissl überrascht war, als es dann mit der Handlung tatsächlich weiterging.

    Vor allem waren deine Beschreibungen, diese beiläufigen Einstreuungen, einfach immer so on point, das hat mir sehr gut gefallen.

    Du hast Leo genauso beschrieben, wie man ihn in den Spielen kennenlernt und ich fand die Perspektive von Mirei hier sehr interessant. Man ist in den Games ja auch Zuschauer, aber eben doch Spieler, der Leo und dessen Pokémon steuert. Ich hatte mich also immer mehr mit Leo identifizieren können, als mit Mirei, obwohl sie auch über weite Teile des Spiels anwesend ist. Deshalb fand ich sein Verhalten bei dem Haus durchaus auch etwas komisch.

    Allgemein ist es seltsam, dass die beiden da bei einem verlassenen Haus sind, zu dem Leo aber den Schlüssel hat. Allein die Art, wie er da durchgeht, scheint fast so, als wüsste er genau, was er tut. Als wäre ihm das alles bekannt. Ob das vielleicht sein früheres Haus war?

    Natürlich bin ich total neugierig, was hinter dieser Tür ist und warum Leo sie nicht öffnen möchte.


    Mir gefällt der Einstieg der Geschichte sehr und ich bin wirklich gespannt, wie es im zweiten Part weitergehen wird!


    Fröhliches Schreiben

    — Cynda