Wenn diesen Monat mindestens drei Shipping-FFs oder Shipping-Kurzgeschichten im Bereich begonnen werden, nehme ich fest beim nächsten Epik-Wettbewerb teil!
Challenge accepted, Flocon!
Für eine Pokémon-Shipping-Fanatikerin, die sich schon seit Ewigkeiten vorgenommen hat, eine eigene Fanfiction zu schreiben, ist diese Herausforderung eine ideale Gelegenheit, die ich wohl nicht ablehnen kann. Zufälligerweise habe ich neulich eine Pokémon-Miniserie mit dem Thema Shipping geplant und werde diese nun hier in diesem Topic aufbauen.
Durch das von Mandelev gestartete Projekt, den FF-Bereich mit mehr Liebe zu überschütten und Flocon eine Freude zu machen, sind die Shipping-Storys "Ein Stück des Weges" von Shiralya, "Versteck" von Raichu-chan, "Bitterer Sieg" von Evo Lee und "Hoch hinaus" von Mandelev sowie ein Teil meiner Geschichte, die Leseprobe im Startpost, entstanden.
Inhaltsverzeichnis
LESEPROBE (AUSSCHNITT AUS EPISODE 3)
1. EPISODE
Zu Beginn widme ich mich der allerersten Begegnung von Gladio und Mond, der zwar nicht am Anfang der Miniserie steht, aber die Storyline um diese beiden Charaktere eröffnet.
GLADIO
Mit einem leisen Zischen flog der Pfeil nur Zentimeter an seinem Ohr vorbei und bohrte sich drei Schritte weiter treffsicher in einen knorrigen Baumstamm. Gladio fuhr erschrocken herum und griff instinktiv nach seinem Pokéball. Seine Augen suchten das Blätterdickicht nach dem Schützen des Pfeils ab, doch in den üppigen Baumkronen war keine Bewegung auszumachen.
„Wer ist da?“, fragte er ruhig, als er seinen ersten Schreck überwunden hatte. Seine leise, aber feste Stimme durchschnitt die friedliche Ruhe des Waldes. Nach einer fünfsekündigen Kunstpause raschelte es über seinem Kopf, und im nächsten Moment landete ein unbekanntes Mädchen elegant vor seinen Füßen. Sie trug Kleidung, die offenbar aus Baumrinde und Blättern gefertigt war und ein kunstvoll geschnitzter Bogen hing über ihrem Rücken. In ihrem schulterlangen, schwarzen Haar steckte eine pinke Rosenblüte, ihre Wangen zierten zwei schwarze Streifen, die eine Art Kriegsbemalung sein könnten – oder einfach nur Schmutz, den sie sich versehentlich ins Gesicht geschmiert hatte. Gladio musterte sie überrascht. Ihr Aussehen machte ganz den Anschein, als würde sie hier im Wald leben. Er hatte nicht gewusst, dass dieser Ort nicht nur von Pokémon bewohnt war…
Das Mädchen richtete sich auf und betrachtete aufmerksam Gladios Gesicht, suchte vermutlich nach Anzeichen von Furcht, doch er ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Dann streckte sie einen Arm zur Seite und stieß einen leisen Pfiff aus. Von der Baumkrone über ihnen, in der das Mädchen gelauert hatte, segelte ein kleiner brauner Federball und setzte sich auf ihre Schulter. Es war ein Bauz, ein geflügeltes Pflanzenpokémon, wie Gladio erkannte.
„Du bist dieser mysteriöse Trainer, von dem sich die Leute in der Gegend erzählen“, stellte das Mädchen nüchtern fest. Sie fixierte ihn immer noch ohne zu blinzeln mit ihren saphirblauen Augen. Gladio ging nicht darauf ein, sondern wandte sich ab, um ihren Blick nicht länger erwidern zu müssen. Seltsamerweise fühlte es sich an, als ob sie seine Gedanken studieren konnte. Er zog mühelos den Pfeil aus dem Holz. Dann hielt er ihn der Schützin vor die Nase. „Ich nehme an, der gehört dir.“ Als sie den Pfeil wortlos entgegennahm, fuhr er mit einem Hauch von Belustigung in der Stimme fort: „Ist deine Zielgenauigkeit tatsächlich so erbärmlich, oder wolltest du mich gar nicht aufspießen?“
„Ich möchte dich zu einem Kampf herausfordern“, erwiderte das Mädchen nur. Gladio runzelte die Stirn. Nicht, weil es ungewöhnlich war, dass er herausgefordert wurde, sondern weil er sich nicht sicher war, ob sie diese Aussage ernst meinte. Dachte sie etwa, sie und ihr Bauz hätten eine Chance gegen ihn? Doch bevor er ihr antworten konnte, bemerkte er unnatürliche, violette Wolken, die am Himmel aufgezogen waren. Sofort zogen sie seine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Dieses Phänomen konnte nur eins bedeuten – die spektakuläre Exposition einer sich öffnenden Ultrapforte.
„Tut mir leid, aber ich habe jetzt keine Zeit dafür“, erwiderte er knapp und drehte sich schon um. „Soll das heißen, du läufst vor einem Kampf davon?“, entgegnete das Mädchen erstaunt. Obwohl sich ihre Aussage nicht nach einer Provokation anhörte, spürte Gladio Zorn in sich aufkochen und zögerte kurz, doch nach jahrelanger Übung hatte er seine Gefühle im Griff. Er blickte zu ihr zurück und meinte nur: „Wenn wir uns noch einmal treffen sollten, darfst du mir gern zeigen, welchen Grund es dafür gäbe.“ Dann verschwand er zwischen den Bäumen und eilte zielstrebig in die Richtung der violetten Wolken.
Das Waldmädchen bleib zurück und sah ihm nach. Sie war ein wenig enttäuscht über seine Reaktion, aber in ihrem Inneren spürte sie noch etwas anderes. Dieser Trainer schien sie gar nicht ernst genommen zu haben. Normalerweise interessierten sie andere Menschen wenig, aber heute fühlte sie sich das erste Mal beleidigt, von jemandem abgewiesen worden zu sein. Doch das verstärkte nur ihre Entschlossenheit.
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Gladio war tief in Gedanken versunken, als er wieder auf dem Weg zwischen seinem Motel und der nächsten Stadt den Wald durchquerte. Er war zwar nicht unbedingt vorbereitet auf den Pfeil, der haarscharf an seinem Kopf vorbeiflog, aber zumindest jagte er ihm keinen großen Schrecken mehr ein. Noch bevor er sich umdrehte, fragte Gladio leicht genervt: „Was willst du?“ Dabei fiel ihm auf, dass er den Namen des Mädchens gar nicht kannte.
„Nichts Anderes als bei unserem letzten Treffen.“ Sie trat hinter einem Baumstamm hervor, Bauz hockte auf ihrer Schulter. „Diesmal kannst du nicht behaupten, du hättest keine Zeit – so gemütlich, wie du hier herumschlenderst.“
Damit erinnerte sie Gladio unwissentlich an den mysteriösen Wolkenwirbel, den er neulich verfolgt hatte. Nachdem er bei den Ruinen angekommen war, über denen dieser Zuckerwattestrudel geschwebt hatte, war er auch schon verschwunden gewesen, ohne einen Hinweis auf eine Ultrabestie zu hinterlassen. Aber sie hatte Recht… diesmal fiel ihm wirklich keine schlüssige Ausrede ein. Er konnte das Mädchen aber genauso gut einfach besiegen und würde dann in Zukunft wenigstens ungestört durch den Wald laufen können. So war zumindest sein Plan.
„Na schön, wenn du unbedingt willst.“ Er schaute sich kurz um. „Wir tragen einen Eins-gegen-eins-Kampf aus. Dort drüben auf der Lichtung."
Gladio rief sein Wolwerock aus dem Pokéball. Das Mädchen flüsterte ihrem Bauz eindringlich etwas zu – und entlockte Gladio damit ein genervtes Augenrollen – dann vollführte sie eine schwungvolle Pose und warf ihr Pokémon regelrecht in die Luft.
Der Kampf dauerte nicht lange. Gladio musste zugeben, dass sie nicht ganz so unfähig war, wie er es von einem im Wald lebenden kleinen Mädchen erwartet hatte. Ihre Reaktionen waren schnell und sie erkannte die wenigen Schwachstellen seines Pokémon. Trotzdem hatte sie natürlich keine Chance gegen seine Stärke und Erfahrung. Mit einem finalen Steinwurf seines Wolwerock fiel ihr Bauz wie eine überreife Beere zu Boden und blieb reglos liegen. Das Mädchen rannte sofort zu ihm, um ihr erschöpftes Pokémon zu bergen. Als sie den Blick hob, erwartete Gladio, Enttäuschung und eventuell sogar Wut darin zu sehen, wie er es von zahllosen früheren Gegnern gewöhnt war. Doch in ihren leuchtenden Augen war nichts als Bewunderung und die gleiche Entschlossenheit zu lesen, die sie während des gesamten Kampfes beibehalten hatte. Sie verbeugte sich leicht vor ihm und bedankte sich fast schon förmlich. "Du bist wirklich sehr stark", hauchte sie staunend. Gladio nickte, ein wenig verwirrt, und wollte sich zum Gehen wenden, doch sie war noch nicht fertig.
"Warte, ähm..." Er blieb stehen. "Wie heißt du?", fragte sie ihn unvermittelt.
"... Gladio." Der junge Trainer war sich nicht sicher, warum er das verriet. Normalerweise gab er seine Identität nicht einfach preis. Vielleicht lag es an der entwaffnenden Ehrlichkeit des Mädchens, vielleicht auch daran, dass sie so weltfremd, mysteriös und unschuldig schien.
„Kannst du mir beibringen, so stark zu werden?“, fuhr sie fort. Er schnaubte nur kopfschüttelnd. „Training.“
„Dann zeig mir, wie man trainiert.“
„Nein.“
"Bitte!"
"Nein."
„Wieso nicht?“
Gladio musste kurz seine Gedanken ordnen. Ihre Hartnäckigkeit brachte ihn aus dem Konzept.
"Warum sollte ich das tun?", sagte er dann.
"Ich möchte stärker werden. Ich will meine Freunde beschützen können." Sie machte eine ausladende Geste in Richtung der Bäume.
Eine kurze Pause entstand, während Gladio grübelte. Irgendetwas an diesem Mädchen beeindruckte ihn, so ungern er es auch zugeben würde. Aber sie schien es tatsächlich ernst zu meinen.
"Ich bin morgen um diese Zeit wieder hier. Wenn du mich findest, kannst du ja nochmal dein Glück versuchen."
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Als am nächsten Tag wieder ein Pfeil an ihm vorbeizischte, war er kein bisschen überrascht.