Bühne frei und willkommen zum Vote der zweiten Runde unseres sehenswerten Schreibturniers!
Die Aufgabenstellung lautete:
Konflikte gehören zum Leben dazu. Ohne sie wäre es manchmal einfacher und manchmal langweilig. Ob global angelegt oder ganz persönlich, ob man sich freundschaftlich einen Pokémon-Kampf liefert oder eine erbitterte Fehde ausficht, ob ohne Worte, mit Worten oder gar mit Waffen ausgetragen, Konflikte sind überall. Eure Aufgabe ist es, ein Drama zum Thema Konflikt zu schreiben. Eure Abgaben dürfen bis zu 1500 Wörter umfassen, aber auch kurze und knackige Szenen sind erlaubt.
Die wichtigsten Informationen zum Vote findet ihr hier kurz zusammengefasst:
- Voten könnt ihr bis zum 12.09., um 23:59 Uhr.
- Vergebt für jede Abgabe Punkte zwischen 1 (gefällt mir nicht) und 10 (gefällt mir sehr gut).
- Es ist auch möglich, halbe Punkte (z.B. 2,5 Punkte) zu nutzen.
- Dieser Wettbewerb findet anonym statt. Vergebt deshalb bitte auch für eure eigene Abgabe Punkte. Punkte, die ihr an eure eigene Abgabe vergebt, werden nicht gezählt. Stattdessen erhaltet ihr einen Punkteausgleich.
- Begründungen sind nicht verpflichtend, aber gerne gesehen. Wenn ihr eine Begründung schreiben möchtet, findet ihr in unseren Tipps zum Voten ein paar Anregungen. Für einen begründeten Vote könnt ihr zudem eine Medaille vom Typ Fee beantragen.
- Nutzt für euren Vote bitte die folgende Voteschablone:
Abgabe 01: xx/10
Abgabe 02: xx/10
Abgabe 03: xx/10
Abgabe 04: xx/10
Abgabe 05: xx/10
Abgabe 06: xx/10
Abgabe 07: xx/10
Abgabe 08: xx/10
Abgabe 09: xx/10
Abgabe 10: xx/10
Abgabe 11: xx/10
Abgabe 12: xx/10
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Wir wünschen euch viel Vergnügen beim Lesen!
Fandom: BisaBoard-Mafia
4. Akt, 2. Szene
Der Gerichtssaal eines kleinen Dörfchens, erfüllt vom Geflüster vieler Pokémon. Auf der Anklagebank sitzt der Vigilante des Dorfes [LUCARIO], ihm gegenüber der Kläger, ein NOCTUH. Die Schaulustigen [BISASAM] tuscheln aufgeregt im Zuschauerbereich.
BISASAM 1: Sag mal, hast du schon das Neueste gehört!?
BISASAM 2: Du meinst den riesigen Sommerschlussverkauf im Kecleon-Laden? Klar, da muss ich morgen unbedingt hin!
BISASAM 3: Nein, du redest sicher von diesem schrecklichen Mord, nicht wahr?
BISASAM 1 (nickt und flüstert theatralisch): Pikachu, das letzte Nacht tot aufgefunden wurde, soll angeblich umgebracht worden sein!
BISASAM 2: Was, wirklich? Jemand hat unseren Cop ermordet? Und ich dachte, bei dieser Verhandlung hier geht es um das hässliche Graffiti an Sengos Hintertür…
BISASAM 3: Ich bin mir sicher, dass dieses Lucario dahintersteckt! Es hat schon eine so seltsame Aura um sich…
Der Richter [IMPERGATOR] tritt auf und nimmt seinen Platz am Pult ein. Er klopft mit dem Hammer auf das Holz und die Menge verstummt.
IMPERGATOR: Werte Gemeindemitglieder, wir haben uns heute hier versammelt, um die Mordfälle der vergangenen Nächte aufzuklären. Gegenstand dieser Anhörung ist eine Anklage, die gegen den Vigilante Lucario erhoben wurde, nach welcher er für den Mord an unserem Dorfcop Pikachu in der letzten Nacht verantwortlich sein soll.
Erneut erhebt sich aufgeregtes Getuschel in den Reihen der Zuschauer, doch der Richter bringt die Schaulustigen mit einem strengen Blick zum Schweigen.
IMPERGATOR: Ich bitte nun den Kläger, Noctuh, seine Anschuldigungen gegen Lucario vorzubringen.
NOCTUH (tritt nach vorn): Mir ist gestern durch Zufall ein Gespräch zwischen Pikachu und Lucario zu Ohren gekommen. Die beiden haben sich gegen Abend zu einem dringlichen Gespräch im Haus des Cops verabredet. Um sicherzustellen, dass die beiden bei ihrer Besprechung ungestört sein würden, beschloss ich, vor dem Haus Wache zu halten. Am späten Abend sah ich Lucario die Wohnung von Pikachu betreten. Ich hörte ihre Stimmen durch das Fenster. (macht eine dramatische Kunstpause) Eine halbe Stunde später vernahm ich ein gedämpftes, schussähnliches Geräusch, nach welchem Lucario das Haus eilig wieder verließ. Als ich nach dem Rechten sehen wollte, fand ich Pikachu tot in seiner Wohnung auf.
IMPERGATOR: Und nach dem Betreten des Hauses durch Lucario hast du keine weiteren Pokémon gesehen?
NOCTUH: So ist es. Lucario war der einzige Besucher.
IMPERGATOR: Somit müsste also der Vigilante für den Tod des Cops verantwortlich sein. Lucario, was hast du gegen diese Vorwürfe zu sagen?
LUCARIO (tritt ebenfalls vor): Euer Ehren, ich habe mich gestern in der Tat mit Pikachu kurzgeschlossen. Jedoch habe ich in dieser Nacht sein Haus nicht besucht. Mir ist unglücklicherweise etwas dazwischen gekommen, weshalb ich die Verabredung mit Pikachu nicht wahrnehmen konnte.
Wieder ertönt ein Murmeln in der Zuschauermenge.
BISASAM 3 (empört): Pah! Das kann doch jeder behaupten.
BISASAM 2 (zerstreut): Sicher wollte er auch ein Schnäppchen in Kecleons Laden ergattern...
BISASAM 1 (skeptisch): Also, da habe ich aber schon bessere Ausreden gehört.
IMPERGATOR: Ruhe bitte! Zur Sicherung der Beweise wurden heute morgen Wohnungsdurchsuchungen angeordnet. Der Cop-Schüler Pachirisu hat sich freundlicherweise bereiterklärt, die Häuser der verdächtigen Pokémon nach Hinweisen auf ein Verbrechen zu kontrollieren. Pachirisu, kannst du uns die Ergebnisse deiner Untersuchungen mitteilen?
PACHIRISU (stürzt eifrig nach vorn): Ja, Euer Ehren! Ich habe in der Wohnung von Lucario eine äußerst gefährliche Schusswaffe identifiziert! Es besteht kein Zweifel, dass diese Waffe zur Ermordung meines Meisters eingesetzt worden ist!
IMPERGATOR: Wie kommst du darauf?
PACHIRISU: Nun, ähm… Ein braver Dörfler trägt doch keine solchen Waffen mit sich herum!
SENGO (erhebt sich aus der Zuschauermenge): Das ist doch Unsinn! Ihr werdet doch wohl keinem naseweisen Cop-Schüler Glauben schenken, der noch nicht einmal seine Ausbildung abgeschlossen hat? Erst letzte Woche wollte Pachirisu mich wegen meiner Jagdwaffe anzeigen. Dieser Jungspund hat wohl noch nie etwas vom aufrichtigen Handwerk eines Jägers gehört! Wir schießen für euch die Beeren von den Bäumen, aber doch nicht auf Pokémon!
Vereinzelte Jubelrufe und Beifall. Der Richter verschafft sich mit seinem Hammer Ruhe.
IMPERGATOR: Hast du auch die Wohnung von Noctuh durchsucht, wie es dir befohlen wurde?
PACHIRISU: Allerdings! Dort habe ich keinerlei verdächtige Hinweise finden können, Euer Ehren!
IMPERGATOR: Dann bitte ich nun den Angeklagten, sein Alibi zu benennen.
LUCARIO: Nun, wie ich schon sagte, habe ich Pikachu nicht besucht…
NOCTUH (unterbricht ihn): Das ist doch glatt gelogen! Wen sollte ich denn sonst gesehen haben? Willst du uns etwa einreden, dass hier ein Ditto herumläuft?
IMPERGATOR (nickt bedächtig): Solange du kein Alibi oder überzeugende Beweise vorlegen kannst…
LUCARIO: Oh doch, ich habe Zeugen. Auf dem Weg zu Pikachu bin ich mit Pandir zusammengestoßen. Es kam zu einem kleinen Unfall und bis wir alle Verwirrungen geklärt hatten, war es leider schon zu spät, um noch bei Pikachu vorbeizuschauen.
IMPERGATOR: Pandir, kannst du Lucarios Aussage bestätigen?
PANDIR, ein Säufer, torkelt nach vorn, von missbilligenden Blicken begleitet.
PANDIR: Aye, Sir! (hickst) Wollt‘ mir nur ‘ne Buddel voll Rum besorgen, da kam auf einmal dieser Bengel um die Ecke und schubst mich! (sein ausgestreckter Finger irrt eine Weile umher und heftet sich dann auf Lucario) Keine Manieren, diese Jugend… (hickst)
NOCTUH (lacht herablassend): Das ist also dein Zeuge, Vigilante? Du wirst von einem Cop verdächtigt und stützt deine Verteidigung auf einen Säufer?
BISASAM 3 (ruft dazwischen): Es weiß doch jeder, dass Pandir nicht zurechnungsfähig ist. Der würde dir vermutlich alles nachplappern, wenn du ihn dafür auf ein Bier einlädst! Warum hat man diesen Kerl überhaupt hier reingelassen?
BISASAM 1: Da hat sich die Spielleitung wohl einen schlechten Scherz erlaubt.
IMPERGATOR: Ruhe bitte! Lucario, hast du noch irgendwelche Beweise für diese Behauptung?
Stimme aus der Zuschauermenge: Einen Moment! Ich kann es bezeugen.
GERADAKS drängelt sich durch die Reihen der Dorfbewohner.
GERADAKS: Ich habe ebenfalls die Vereinbarung zu einem Treffen von Pikachu und Lucario mitbekommen, und habe dem Vigilante angeboten, ihn zu begleiten. Demnach war ich also auch Zeuge des Unfalls mit Pandir und kann bestätigen, dass es exakt so abgelaufen ist wie von Lucario geschildert.
BISASAM 3 (flüstert): Nicht zu fassen! Der Fährtenleser stellt sich auf Lucarios Seite!
BISASAM 2: Geradaks hat mir den Tipp mit dem Sommerschlussverkauf gegeben. Ich vertraue ihm, also muss Lucario unschuldig sein!
BISASAM 1: Nun, Geradaks ist zweifellos ein weiser und verantwortungsvoller Dorfbewohner. Wir wurden bisher nie von seinen Entscheidungen enttäuscht.
IMPERGATOR: Damit steht das Wort von Noctuh gegen die Aussagen von Lucario und Geradaks. Pachirisu, bist du dir sicher bezüglich der Schuldigkeit des Vigilantes?
PACHIRISU (kaut aufgeregt auf seinem Stift herum): Hmm, naja, meinen Nachforschungen zufolge…
SENGO: Ich bitte Sie, Euer Ehren, Sie können unmöglich auf einen solchen Grünschnabel hören. Seine Aussagen sind nicht mehr wert als die des Säufers!
IMPERGATOR (wirft SENGO einen strengen Blick zu): Bei einer wichtigen Entscheidung wie dieser müssen wir alle Standpunkte berücksichtigen. Also, Pachirisu, wie lautet deine Antwort?
PACHIRISU (schluckt nervös): Ich… Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht irre ich mich auch… Ich wollte doch nur meinem verstorbenen Meister Gerechtigkeit verschaffen. (schnieft deprimiert)
NOCTUH (schlägt aufgebracht mit seinen Flügeln, dabei fallen einige Federn zu Boden): Dann sollten wir den Vigilante an den Galgen hängen! Und seinen Komplizen Geradaks gleich mit! Ist doch offensichtlich, dass die beiden unter einer Decke stecken! Oder wollt ihr etwa nicht den Frieden in unser geliebtes Dorf zurückbringen?
IMPERGATOR (besänftigend): Genau das ist unser aller Ziel. Somit wird es nun Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Werte Gemeindemitglieder, ich bitte sie, darüber abzustimmen, wem sie in der Angelegenheit des Mordes von Pikachu ihr Vertrauen schenken. Wenn Noctuh die Wahrheit sagt, muss Lucario dieses Verbrechen begangen haben. Sollte Noctuh aber bei seiner Anklage lügen, ist es wohl selbst für den Tod des Cops verantwortlich.
Die Dorfbewohner überlegen einen Moment und beraten sich untereinander.
IMPERGATOR: Wer ist dafür, Lucario für Pikachus Tod zur Rechenschaft zu ziehen und zu lynchen?
Die Kontrahenten sehen sich angespannt um. Ein paar vereinzelte Pokémon melden sich, darunter BISASAM 3 und NOCTUH. Auch PANDIR ist dabei - zumindest führt es eine Bewegung aus, die ganz danach aussieht.
IMPERGATOR: Wer ist dafür, Noctuh des Lügens zu bezichtigen und ihn in dieser Folge zu lynchen?
Wieder melden sich einige Dorfbewohner. Unter ihnen GERADAKS, SENGO, BISASAM 1 und BISASAM 2. Nach kurzem Zögern schließt sich auch PACHIRISU an. PANDIR hebt aus unerfindlichen Gründen zum zweiten Mal die Pfote. Insgesamt bilden sie die Mehrheit.
IMPERGATOR: Damit erkläre ich Noctuh zum Schuldigen und verurteile ihn zum Tode. (klopft mit seinem Hammer auf das Pult)
Die Wache, GALAGLADI, nähert sich NOCTUH, um es festzunehmen.
NOCTUH (kreischt erbost): Ihr Narren! Ihr werdet mich nicht so einfach schlagen!
NOCTUH erhebt sich in die Luft, doch IMPERGATOR wirft blitzschnell seinen Hammer nach dem Flüchtigen und streift damit dessen Flügel. Weitere Federn lösen sich.
Nach einem Donnerschock von PACHIRISU fällt NOCTUH zu Boden und wird sogleich von einem zornigen Lynchmob umzingelt. Sie packen den Verurteilten und schleifen ihn nach draußen. Dabei schwindet auch der Rest des gefälschten Federkleids. Unter Jubelrufen wird das entblöste KRAMURX an den Galgen gehängt.
Während die Sonne untergeht, zerstreuen sich die Anwesenden, um sich im beliebten Gasthaus des Dorfes zu einer Feier einzufinden. Doch als sich die Nacht über das idyllische Örtchen senkt, regen sich dunkle Gestalten, um die Einwohner erneut in Schrecken zu versetzen…
(An einem sonnigen Samstag gegen Nachmittag. Ein junger Mann namens Daniel steht mit seiner gleichaltrigen Freundin Rose vor einem großen Brunnen auf einem Marktplatz. Sie sehen sich verliebt an.)
DANIEL (zufrieden lächelnd) So ein schöner Tag!
ROSE (kichert) Du scheinst heute ja besonders glücklich zu sein.
DANIEL (mit einem Augenzwinkern) Ja, aber nur wegen dir! Sag' bloß, du hast vergessen, dass wir uns genau hier vor genau 4 Jahren zum ersten Mal getroffen haben?
ROSE (den Kopf schüttelnd) Wie könnte ich? Dieser Tag hat mein Leben verändert.
DANIEL (leicht nervös) Ich habe ein kleines Geschenk für dich.
(Daniel holt einen kleinen Gegenstand aus seiner Hosentasche und legt ihn Rose auf die Hand.)
ROSE (überrascht) Was ist das? Ein Ring?
DANIEL (noch nervöser) Genauer gesagt ein Verlobungsring.
ROSE (überrascht) Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
DANIEL (sehr angespannt) Eigentlich musst du auch gar nichts sagen, sondern einfach nur diesen Ring um deinen Finger legen.
ROSE (mit Tränen in den Augen) Nichts lieber als das! Ich liebe...liebe...di...
DANIEL (erleichtert und verwundert zugleich) Rose?
(Rose bricht zusammen. Der Verlobungsring fällt aus ihrer Hand auf den Boden.)
DANIEL (entsetzt) Rose!!!
(Es sind 2 Monate vergangen. Daniel trifft sich mit seinem besten Freund Chris in einem Café.)
CHRIS (besorgt) Wie geht es dir? Und wie geht es Rose?
DANIEL (mit zitternder Stimme) Frag' lieber nicht. Seit 2 Monaten liegt meine Rose nun im künstlichem Koma. Jeden Tag stand ich an ihrem Bett und habe ihre Hand gehalten. Wie oft dachte ich, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis die Ärzte sie wieder aus diesem scheinbar unendlichen Albtraum befreien werden, aber dafür bräuchte sie ja dieses verdammte Spenderherz.
CHRIS (traurig) Das tut mir alles so leid für dich und Rose. Wie kann so einem schönen Paar nur so etwas Schlimmes widerfahren? Ich habe mich schon gefragt, ob es wirklich so weit kommen musste und ob man ihr nicht eher hätte helfen können, wenn man es früher bemerkt hätte, dass sie so herzkrank ist.
DANIEL (den Kopf senkend) Hm...
(Daniel wird ruhiger, geht in sich und denkt über das, was sein Freund gesagt hat, nach.)
DANIEL (lautlos) Er hat recht. Wie konnte ich nicht bemerken, dass es ihr so schlecht geht? Bin ich so ein gefühlsloser Egoist, dass ich all die Jahre nur auf mich selbst geachtet habe? Ja, wir führten eine Art Fernbeziehung und konnten uns nicht so oft sehen, aber ich hätte doch irgendetwas bemerken müssen! Warum war ich nie da, wenn sie mich gebraucht hat? Warum hat sie aber auch nie darüber gesprochen? Sie hätte mir doch sagen müssen, dass sie krank ist! Was für eine Beziehung haben wir eigentlich geführt? Eine Beziehung ohne Ehrlichkeit und Vertrauen? Nein, ich darf unsere Beziehung nicht infrage stellen! Noch nie habe ich einen Menschen so geliebt! Und ich werde niemals aufhören sie zu lieben! So wird unsere Liebe nicht enden, nicht hier und nicht jetzt! Worauf warte ich eigentlich noch? Ich hätte sie doch schon längst aus diesem Albtraum befreien können. Die Zeit ist gekommen, ihr und mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Es kann sein, dass sich dadurch auch mein Leben verändern wird, aber das ist mir egal. Ich habe mich entschieden. Heute ist der Tag, an dem alles enden wird. Nichts und niemand kann mich aufhalten.
(Daniel beugt sich über den Tisch, an dem er mit Chris sitzt, und lässt dabei unbemerkt einen Gegenstand in seiner Jackentasche verschwinden.)
CHRIS (ruft) Daniel? Daniel?
DANIEL (den Kopf hebend) Hm?
CHRIS (besorgt) Was ist denn los? Du warst gerade ganz starr und still.
DANIEL (mit glasigem Blick) Ich muss los. Rose wartet auf mich. Ich werde sie retten.
CHRIS (verwirrt) Wie meinst du das?
DANIEL (entschlossen) Ich werde ihr ein Spenderherz besorgen. Jetzt.
(Daniel steht auf und möchte das Café verlassen, aber Chris stellt sich ihm in den Weg.)
CHRIS (verwirrt) Warte mal! Was redest du denn da? Woher möchtest du ein Spenderherz nehmen? Das liegt ja wohl kaum auf der Straße.
DANIEL (mit harter Stimme) Lass mich los! Ich gehe jetzt in das Krankenhaus, in dem meine Rose liegt, und hole mir ein Spenderherz!
CHRIS (fassungslos) Du spinnst doch! Glaubst du, dass es im Krankenhaus ein Lager voller Spenderherzen gibt, oder was? Manche Menschen müssen ewig warten, bis sie überhaupt mal ein Spenderherz erhalten.
DANIEL (schreit) Aber nicht meine Rose! Versuche lieber nicht, mich aufzuhalten, oder du wirst es bereuen!
CHRIS (entsetzt) Jetzt komm doch mal runter! Das ist doch alles Wahnsinn! Und wenn du das nicht mehr erkennst, dann muss ich als dein bester Freund es dir sagen. Anscheinend stehst du völlig neben dir. Bitte komme zur Vernunft!
DANIEL (kalt) Ich hätte schon viel früher so denken sollen. Und jetzt verschwinde!
(Daniel stößt Chris mit einem Schlag auf die Brust zu Boden und rennt aus dem Café.)
CHRIS (mit schmerzverzogenem Gesicht) Daniel! Daniel...
(Wenig später betritt Daniel das Krankenhaus, in dem Rose liegt. Er stellt einen Arzt, auf den er trifft, zur Rede.)
DANIEL (schroff) Hey! Wie geht es Rose?
ARZT (überrascht) Entschuldigung, aber wer sind Sie?
DANIEL (wird lauter) Ich bin Daniel, der Freund von Rose, die sich hier bei Ihnen auf der Intensivstation befindet.
ARZT (nachdenklich) Ach, die Herzpatientin? Leider hat sich ihr Zustand weiter verschlechtert. Sie braucht dringend ein Spenderherz.
DANIEL (energisch nickend) Genau deswegen bin ich hier.
ARZT (zuversichtlich) Ihre Freundin befindet sich ganz oben auf unserer Liste. Sobald wir ein Spenderherz haben, können wir es ihrer Freundin geben.
DANIEL (mit harter Stimme) Nein. Sie geben ihr jetzt und sofort ein Spenderherz.
ARZT (den Kopf schüttelnd) Es tut mir leid, aber das geht nicht, weil wir kein Spenderherz haben.
DANIEL (außer sich) Oh doch, das geht!
(Daniel greift in seine Jackentasche und holt den Gegenstand, den er vom Tisch aus dem Café genommen hat, hervor. Es ist ein Messer, mit dem er nun den Arzt bedroht.)
ARZT (irritiert) Können Sie mir bitte mal sagen, was das werden soll?
DANIEL (mit glasigem Blick) Ich möchte nur, dass Sie meine Rose operieren. Jetzt.
ARZT (den Kopf schüttelnd) Wie stellen Sie sich das vor? Glauben Sie, dass wir hier Spenderherzen gelagert haben?
DANIEL (schreit) Erzählen Sie mir nicht den gleichen Mist wie mein sogenannter Freund!!
ARZT (ruhig) Dann haben Sie einen sehr klugen Freund, auf den Sie hören sollten.
DANIEL (außer sich) Ich warne Sie! Stellen Sie mich nicht als dumm dar!
ARZT (ruhig) Ich glaube nicht, dass Sie dumm sind, aber momentan scheinen Sie ein sehr verzweifelter Mann, der nicht ganz bei Verstand ist, zu sein.
DANIEL (mit Tränen in den Augen) Ich weiß nur, dass ich meine Rose retten muss und...
(Eine Krankenschwester, die angerannt kommt, unterbricht das Gespräch.)
KRANKENSCHWESTER (hektisch) Herr Doktor, schnell! Eine Patientin auf der Intensivstation hat einen Herzstillstand! Die Kollegen haben bereits mit den Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen.
DANIEL (entsetzt) Rose?!
(Der Arzt rennt mit der Krankenschwester und Daniel bis zur Intensivstation. Bevor sie die Intensivstation betreten, dreht sich der Arzt noch einmal um und wirft einen kurzen Blick auf Daniel.)
ARZT (streng) Sie warten draußen!
DANIEL (mit zitternder Stimme) Ich muss wissen, wie es meiner Rose geht!
ARZT (streng) Keine Diskussion! Jetzt muss gehandelt werden!
(Der Arzt betritt mit der Krankenschwester die Intensivstation. Daniel läuft einige Minuten auf und ab, dann beschließt er, ihnen zu folgen. Als er das Zimmer, in dem Rose liegt, erreicht, trifft er erneut auf den Arzt.)
DANIEL (panisch) Rose?
ARZT (streng) Was machen Sie hier? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie draußen warten sollen! Verlassen Sie sofort die Intensivstation!
DANIEL (schreit) Was ist mit meiner Rose?!
ARZT (die Stimme und den Blick senkend) Es tut mir sehr leid. Wir haben alles versucht, aber alle Wiederbelebungsmaßnahmen sind gescheitert.
DANIEL (erstarrt) Nein, bitte nicht...
(Daniel betritt das Zimmer und geht langsam auf Rose zu.)
DANIEL (weint) Rose...Es tut mir so leid...Ich habe versagt...Rose...Ich liebe dich...
(Daniel holt den Verlobungsring aus seiner Hosentasche und legt ihn um den Ringfinger von Rose. Danach wird ihm schwarz vor Augen. Das letzte, was er noch wahrnehmen kann, sind sich dem Krankenhaus nähernden Polizeisirenen.)
Fritz Mein Hund Waldi ist viel klüger als deiner, Klaus!
Klaus Diese Ansicht kann ich nicht teilen!
Fritz Das muss ich dir nicht beweisen.
Klaus Da will wohl jemand nicht verlieren! Jasminka ist ohnehin am klügsten!
Fritz Dein Hund hat ja den Namen einer Katze.
Klaus Liegt vielleicht daran, dass es eine ist.
Fritz (beäugt Jasminka genauer) Nein, das ist ein Hund.
Klaus (seufzend) Hast du deine Brille verlegt?
Fritz (empört) Ich trage keine.
Klaus Dann ist das des Rätsels Lösung.
Klaus holt eine Lupe hervor und reicht sie Fritz.
Fritz (zweifelnd) Ich kann es immer noch nicht glauben. Wieso hast du sie dann an der Leine?
Klaus Damit sie mir nicht davonläuft.
Fritz (murmelnd) Ich würde auch fliehen.
Klaus Hast du etwas gesagt?
Fritz Nein, nein. Komm, Jasminka, hol das Stöckchen! (wirft einen Stock)
Klaus Sie ist an der Leine, wie soll sie da apportieren? Abgesehen davon, dass sie immer noch eine Katze ist.
Fritz Oh, stimmt. An der Leine geht das nicht.
Klaus Sie würde ihn dir sowieso nicht bringen. Katzen machen so etwas nicht.
Fritz Hm, eigentlich könnte sie wirklich eine Katze sein. Sieht schließlich auch nicht so gelehrig aus.
Klaus Jasminka ist die klügste Katze der Welt! Das wirst du noch sehen!
Fritz (kopfschüttelnd) Dass sie klug ist, glaube ich nicht. Aber ich gebe zu, dass ich wohl zum Optiker muss. Entschuldige.
Klaus Wie auch immer. Es ist schon spät, wir gehen jetzt heim.
Fritz Na schön, ich auch. Bis dann!
Fritz verlässt die Szene.
Klaus beugt sich zu Jasminka herunter und schmunzelt.
Klaus Den haben wir schön hereingelegt, was, Jasminka?
Jasminka (schwanzwedelnd) Wuff wuff!
ALPHA. Du bist doof.
BETA. Nein, du bist doof.
ALPHA. Du bist aber dooferer.
BETA. Du bist am megadoofsten.
ALPHA. Du hast doch gar keine Ahnung, wie doof du bist.
BETA. Mit deiner Doofheit würde ich nicht einen Tag leben wollen.
ALPHA. Du bist doof.
BETA. Nein, du bist doof.
OMEGA. Ihr seid beide doof.
ALPHA & BETA. Also wo ser recht hat ...
Der Flur in einem alten Haus. Aus einem Loch in der Wand streckt eine MAUS ihren Kopf heraus. Ein KATER kommt vorbei.
KATER. Ey du, Maus! Komm raus, ich will dich fressen!
MAUS (tadelnd). Wir schreiben das Jahr 2021 und du bist noch kein Veganer?
KATER (verwundert). Wir Katzen können uns nicht vegan ernähren! Dann fehlt uns Vitamin A!
MAUS (einsichtig). Ah, wenn das so ist.
(Die Maus schlüpft aus ihrem Loch hervor und setzt sich vor den Kater. Der Kater packt sie sogleich und schluckt sie in einem Happen herunter.)
KATER (rülpsend). Lecker!
Der Vorhang fällt.
ZUSCHAUERIN (empört). Das war alles?
KRITIKER (heftig schwitzend). Ein Meisterwerk. Noch nie wurde Kritik an der postmodernen Konsumgesellschaft so eindringlich vermittelt!
ZUSCHAUERIN (jetzt empörter). Und Mäuse können gar nicht sprechen!
JOURNALIST (nachdenklich). Ich weiß ja nicht. Ist das anti-illusionistische Drama, indem Zuschauer plötzlich teil der Handlung sind, nicht voll ausgelutscht?
ZWEITER JOURNALIST (genervt). Das Werk im Werk selbst zu kritisieren doch erst recht ...
DRITTER JOURNALIST (blickt sich um). Wo kommen die ganzen Journalisten her?
SÄNGERIN (fängt an Wonderwall zu singen). Because maybe …
KATER. Miau.
Gangmember A
__Hergeschaut!
__Check it out!
__Kommt rüber, Jungs,
__hier geht der Bums!
__Mitten in Natur,
__da ist Leben pur!
__Hier ist es mega schön,
__hier wolln wir nicht mehr gehn!
Clubmitglied A
__Uns’rer Jugend Lust ist fleißiges Studieren,
__Sonntags aber lockt die Schönheit der Natur.
__Seele, werd‘ gewahr der Freiheit in Azur;
__Schau: Ein Mädchen geht vorüber, zeig‘ Manieren!
__An diesem Ort unter der sonnbeschien’nen Eiche
__Möcht‘ mir das Herz gradwegs vor Wonne überfließen.
__Hier, Freunde, lasst uns rasten und den Tag beschließen
__Bevor das klare Abendrot den Sternen weiche.
Gangmember B
__Ey, ihr Ottos!
__Was seid ihr denn für Persofotos?
__Schaut mal öfters in den Spiegel,
__keiner will hier solche Schniegel!
__Hier musst du wild sein,
__hier musst du Schwein sein,
__hier musst du gemein sein,
__denn die Welt ist auch nicht rein.
Clubmitglied B
__Horch, ist’s ein Frosch, der quakt? Ein wuseliger Floh?
__Welch ungehobelter Barbar spricht mit uns so?
__Ein Rudel lungert dort, von besser’n Taschendieben,
__Der pure Neid steht ihnen ins Gesicht geschrieben.
__Die Eleganz der Mode ist wohl unbekannt
__In Landstrichen, die nur gebrauchte Kleidung kennen.
__Die Mehrheit kann man freilich Proletarier nennen,
__Wie Marx schon vorletztes Jahrhundert scharf erkannt.
Gangmember C
__Digger, was seid ihr für Lappen?
__Wie die sich einfach hier hinpappen!
__Hier mitten in unser Reich!
__Jungs, get ready, wir zeigen’s euch!
__Wir gehn hier jetzt nicht mehr weg,
__rühren uns nicht mehr vom Fleck!
__Wollt ihr Stress?
__Kriegt ihr Stress!
Clubmitglied C
__Als Dichter und als Bürger eines freien Rechtsstaats
__Lehnen wir Gewaltbereitschaft strengstens ab.
__Bevor wir aber brechen über euch den Stab
__Bedenken wir euch gütigst eines klugen Rats:
__Wer sich erdreistet, gegen uns so frech zu stehen,
__Dem wird es wie den vielen Vorgängern ergehen.
__Packt euch, in die Hände nehmt die Haxen!
__Gegen uns ist noch kein Kraut gewachsen.
Ältere Frau
__Guten Abend, meine Herren,
__rappend und in Dichtersphären.
__Ich will Sie bestimmt nicht stören,
__doch Sie möchten sicher hören,
__dass hier in den Morgenstunden
__Planierraupen den Platz umrunden.
__Sehen Sie dort die Pylonen?
__Bald soll’n viele Leut‘ hier wohnen.
__Sei’n Sie friedlich, geh’n Sie heim,
__wo könnte es schöner sein?
Staatsanwalt und Verteidigung sitzen auf gegenüberliegenden Seiten in einem großen Raum, der speziell für diesen Anlass zum Gerichtsraum umgebaut wurde. Die Anwälte haben sich jeweils an der zum Richter gewandten Seite des Raumes eingefunden und die Jury sitzt gespannt lauschend rundherum auf den Rängen. Strafverteidiger und Angeklagter unterhalten sich untereinander aufgebracht, bis der Richter das Zimmer betritt und kurzes Schweigen einkehrt.
Richter: Ich bitte um Ruhe. Die Tagung dieses hohen Hauses hat begonnen. Herr Staatsanwalt, Herr Verteidiger bitte beginnen Sie mit ihren Eröffnugnsplädoyers.
Staatsanwalt: Vielen Dank Euer Ehren. Sie werden sehen, dass der hier vorliegende Fall einen klaren Sachverhalt darstellt. Ich möchte das hohe Gericht an dieser Stelle warnen, dass wir es bei diesem Fall mit dem aller scheußlichsten aller Verbrechen zu tun haben und schwach beseelte Anwesende lieber den Raum verlassen sollten. Ganz Recht. Ich spreche von kaltblütiger Entführung. Und als ob dies allein nicht schon belastend genug wäre, ist das Opfer niemand anderes als unser allseits geliebter Bürgermeister Hummel.
Die Juroren auf den Rängen brechen in entsetzte Unruhe aus, bevor drei Laute Hammerschläge des Richters für Stille sorgen.
Richter: Die Verteidigung darf sich nun äußern.
Verteidigung: Sehr verehrtes hohes Gericht, ich kann Ihnen versichern, dass ich und mein Mandant genau so schockiert über die Entführung des Bürgermeisters sind, allerdings kann ich Ihnen allen versichern, dass mein Mandant nicht nur unschuldig ist und auf dessen baldige, unversehrte Rückkehr wie wir alle hofft, sondern auch die Identität des wahren Entführers kennt. Meine Damen und Herren. Der Entführer des Bürgermeisters ist niemand anders als der Herr Staatsanwalt selbst.
Erneut erklingt lautes Gemurmel von den Juroren auf den Rängen bis wiederum drei Laute Hammerschläge des Richters für Stille sorgen.
Richter: Dies sind beides überaus ernste Anschuldigungen, meine Herren, und ich denke nicht, dass ich Sie über die Schwere der Strafe eines solchen Verbrechens und ebenso einer falschen Anschuldigung diesbezüglich informieren muss. Leider muss ich ebenfalls feststellen, dass die Sachlage in diesem Fall trotz polizeilicher Ermittlung recht dünn zu sein scheint und wir nur eine einzige Zeugin haben. Das Gericht soll daher nun mit dieser Zeugenbefragung beginnen.
Frau Hase betritt aus einem Nebenraum den Zeugenstand und sowohl Anklage als auch Verteidigung treten nach vorne.
Richter: Sie dürfen beginnen.
Verteidigung: Fräulein Hase, ist es richtig, dass Sie zusammen mit dem Bürgermeister zum Zeitpunkt seiner Entführung in einem Raum waren?
Hase: Das ist richtig.
Verteidigung: Würden Sie den hier Anwesenden bitte die Situation genau erläutern und erklären, was Sie zum Zeitpunkt der Entführung gemacht haben?
Hase: Der Bürgermeister und ich waren gerade im Wohnzimmer des Hauses. Ich erinnere mich noch daran, dass er im Sessel bei der Tür saß zusammen mit einem Buch. Der Herr Strafverteidiger war ebenfalls im Raum. Ich wiederum war auf den laufenden Fernseher konzentriert. Nach einer Weile bemerkte ich dann, dass ich alleine im Raum war, dachte mir zu der Zeit aber nicht mehr darüber, bis dann der Herr Angeklagte und der Herr Strafverteidiger quasi gleichzeitig ankamen und nach dem Herrn Bürgermeister fragten.
Verteidigung: Euer Ehren, so wie ich das sehe ist die Sache hier klar. Der Herr Strafverteidiger hat die Abgelenktheit der Zeugin ausgenutzt, um dort an jenem Nachmittag den Bürgermeister zu entführen. Mein Mandant wird hier lediglich als Sündenbock für die Schandtaten eines anderen missbraucht.
Die Ränge der Juroren sind nun in hörbar erboster Aufruhe. Der Strafverteidiger jedoch fängt an in langsamer Geschwindigkeit zu applaudieren, bis die Menge verstummt. Sein Gesicht wirkt siegessicher.
Staatanwalt: Frau Hase, ist es korrekt, dass Sie mit dem Bürgermeister verheiratet sind?
Hase: Ja das ist richtig. Das sollte wohl die ganze Stadt wissen nach unserer großen Hochzeit vor einigen Monaten.
Staatanwalt: Gewiss es war wirklich eine schöne Feier, aber sagen Sie, war die Ehe nicht arrangiert?
Hase: Ja, aber ich wüsste nicht, was das ... wird unterbrochen
Staatanwalt: Sind Sie glücklich in Ihrer Ehe, Frau Hase?
Hase: Also ich weiß nicht, was Ihnen einfällt. Natürlich bin ich glücklich.
Richter: erbost Was hat diese Fragerei zu bedeuten, Herr Staatsanwalt?
Staatanwalt: Einen Moment noch, Euer Ehren. Da komme ich jetzt zu. Sagen Sie Frau Hase, wenn Sie do glücklich sind, wie kann es dann dazu kommen, dass Sie erst gestern Nacht mit dem Angeklagten geschlafen haben?
Die Jurorenränge brechen in hektisches und empörtes Gemurmel aus. Der Angeklagte schaut sich nervös um und Frau Hase fängt an zu zittern.
Hase: Ich ... Ich ... wird erneut unterbrochen
Staatanwalt: Nachdem sie also Ihrem Ehemann, dem Bürgermeister, untreu geworden sind, wäre es natürlich für Sie absolut kein Problem, wenn der Angeklagte zu einem Zeitpunkt, wo ich bereits gar nicht mehr im Zimmer war, hereinkommt, Ihren ungeliebten Ehemann entführt und Sie dabei der Staatsanwalt macht große sichtbare Anführungszeichen zufällig abgelenkt sind.
Nun lautes Gerede aus den Jurorenrängen und erneut drei laute Hammerschläge.
Richter: Frau Hase, was haben Sie zu diesen Anschuldigungen zu sagen? Denken Sie daran, dass Sie unter Eid stehen.
Hase: in Tränen aufgelöst Ich habe doch nur bei ihm im Bett geschlafen, ich liebe meinen Ehemann und würde ihn nie entführen lassen.
Staatsanwalt: packt Frau Hase nun beim Handgelenk und schreit Geben Sie zu, dass Sie und der Angeklagte den Bürgermeister entführt haben.
Angeklagter: springt nun auf, greift Frau Hase beim anderen Handgelenk und schreit nun ebenfalls Lass Frau Hase in Ruhe, Sie hat damit nichts zu tun.
Staatsanwalt: Nur wenn du zugibst, dass du Bürgermeister Hummel entführt hast.
Angeklagter: Nein, du hast ihn entführt.
Staatsanwalt: Nein, du hast ihn weggenommen.
Das Wortgefecht geht weiter, während beide energisch an jeweils einem Arm von Frau Hase ziehen, als die Mutter der beiden Kinder das Zimmer betritt.
Mutter: Jungs, warum streitet ihr euch denn wieder? Es ist schon längst Schlafenszeit.
Behutsam hebt die Mutter den jungen Angeklagten und Staatsanwalt in ihre jeweiligen Betten. Nicht jedoch ohne vorher den wertvollen Plüschhasen ins Bett des jungen Angeklagten und die dicke, frischgewaschen Plüschhummel ins Bett des jungen Staatsanwaltes zu legen. So schliefen Sie beide behutsam ein, so würden sie zweifelsohne ihre Ruhe brauchen, sollte morgen ein weiteres der Tiere klammheimlich im Waschwahn der Mutter entführt werden.
Teblad in bunter Kleidung kommt voll beladen mit allerlei Dingen in ein völlig weißes Wohnzimmer. Vatn ebenfalls ganz in Weiß sitzt bereits auf dem Sofa.
Vatn: Kann ich dir helfen, soll ich dir was abnehmen?
Teblad: Nein, nein, alles gut.
Vatn: Aber du trägst doch so schwer. Willst du nicht ein paar von diesen ganzen Sachen ablegen?
Teblad: Eigentlich ist das alles nicht schwer.
Vatn: Bist du dir ganz sicher?
Teblad: Ja.
Vatn tritt auf Teblad zu und betrachtet seine Sachen interessiert. Teblad guckt leicht unbehaglich.
Vatn (entzückt): Ist das etwa eine Rose?
Teblad: Ja, aber ... hey!
Vatn nimmt die Blume und stellt sie in eine Vase auf einem Tisch. Teblad hat keine Hand frei, um etwas dagegen tun zu können.
Vatn: Sieht sie dort nicht bezaubernd aus? Bringt ein wenig Farbe in diesen langweiligen Ort.
Teblad: Das ist MEINE Rose. Du hattest kein Recht, sie dir einfach zu nehmen.
Vatn: Aber du hast doch noch so viele andere Dinge. Du brauchst die Rose doch eigentlich gar nicht und hier sieht sie sowieso viel schöner aus.
Teblad: Ich hätte sie trotzdem lieber behalten.
Vatn (vage auf Teblad deutend): Oh, was sehen meine Augen denn da?
Teblad (dreht sich weg): Die sehen gar nichts.
Vatn: Doch, doch, da war doch so eine hübsche, gelbe Decke. Die würde sich bestimmt gut auf dem Sofa machen.
Vatn greift sich die Decke und legt sie mit Begeisterung über das Sofa.
Teblad (leicht verägert): Na schön, die zwei Sachen kannst du behalten. Aber den Rest lässt du dafür in Ruhe, abgemacht?
Vatn: Aber, aber, wer wird denn hier gleich so sauer? Sei doch nicht so egoistisch. Geteilte Freude ist doppelte Freude!
Teblad: Schon, aber die Sachen gehören halt nunmal zu mir. Sie sind ein Teil von dem, was mich ausmacht.
Vatn: Also du solltest dich nun wirklich nicht über irgendwelche Dinge identifizieren, das klingt nicht gesund. Du solltest versuchen dich einzig und allein über dein Innerstes zu definieren. Komm, ich helf dir dabei.
Vatn nimmt Teblad einige bunte Dinge ab und dekoriert damit weiter das Zimmer.
Teblad (aufbrausend): Jetzt reicht es aber wirklich! Du hast dir mehr als genug Dinge genommen, irgendwann muss auch mal Schluss sein!
Teblad verlässt den inzwischen bunten Raum. Vatn fischt zeitgleich noch einen farbigen Schal aus Teblads Sachen und legt ihn sich um.
Vatn: Ich kann wirklich nicht verstehen, warum er nicht bleiben und diesen wunderschönen Raum ein wenig genießen wollte. Manchen kann man es wohl nicht recht machen.
Vik geht auf den Tisch von Cy zu. Auf dem Tisch stehen zwei Tassen. Im Hintergrund huscht der Kellner vom einen zum anderen Tisch.
Vik: Als ich dachte, wir treffen uns mal wieder, hatte ich eigentlich einen gut gelaunten Cy erwartet. Was soll das lange Gesicht?
Cy: Das Leben ist halt nicht immer so, wie man es haben will.
Vik: Ja, da sprichst du wahre Worte. Meine?
Vik zeigt auf die eine Tasse.
Cy: Ja, Zucker ist schon drin. Weißt du ... egal, was ich mache, ich werde ihnen einfach nicht gerecht.
Vik: Deine Eltern, hm? Ja, manchmal denke ich, das kann keiner. Denk einfach mal an dich selbst.
Cy: Ich versuche es, aber solange sie mich nicht anerkennen, kann ich das sowieso vergessen. Wie soll ich denn ein Team führen, wenn mir keines gegeben wird? Und mir wird keines gegeben, weil ich nicht beweisen kann, dass ich ein guter Boss wäre.
Vik: Ja ... was ist, wenn du eine eigene Firma gründest?
Cy: Und in Konkurenz treten, ja?
Vik: Nein, nein, einfach etwas anderes. Vielleicht Strom oder Logistik.
Cy: Ah! Wir sind wieder bei dir.
Vik: Naja ... schon. Aber es wäre ja nicht nur mir geholfen. Versteh mich nicht falsch. Dass Elektropokémon nur eine Schwäche haben ist toll, aber die Arbeit als Arenaleiter wird dadurch nicht unbedingt einfacher.
Cy: Die Arbeit muss nun einmal gemacht werden. Egal, ob dadurch das Training zu kurz kommt.
Vik: Es..kommt nicht unbedingt zu kurz.
Cy: Hm? Ich habe gehört, dass du einige Kämpfe in letzter Zeit verloren hast.
Vik: Ja, das ist aber nur wegen dieser ätzenden Regel der Liga so. Wenn ein Trainer kommt und noch keinen Orden hat, muss ich ein schwächeres Team einsetzen, damit er die Möglichkeit bekommt, die versteckte Maschine Zerschneider einzusetzen.
Hier in der Nähe gibt es ja nicht mal Zerschneiderbäume. Ich fände es viel besser, wenn die versteckten Maschinen an die Orden und nicht an deren Anzahl gekoppelt wären. Ich werde da mal eine Beschwerde einlegen.
Die Hosentasche von Vik piept.
Vik: Ah! Es gibt einen neuen Herausforderer. Tut mir Leid, aber ich muss schon wieder gehen.
Vik steht auf.
Cy: Alles in Ordnung. Deine Idee klingt auch gar nicht mehr so schlecht.
Vik: Ja, nicht wahr? Dir könnte es auch helfen, mal etwas von der Welt zu sehen. Da haben deine Eltern bestimmt nichts dagegen. Es gibt da so ein Dorf ... Elyses heißt es, glaube ich ...
Cy schmunzelt.
Cy: Du musst los
Vik: Äh ja. Zum Glück habe ich diesen Hinterausgang machen lassen. Puh! Tschau Zyrus.
Cy: Tschüss Viktor.
Viktor ab.
Cy: Und wieder habe ich zwei Tassen für mich.
AUGE Er ist da.
HERZ (pocht)
MUND Ähm, ich bräuchte dann eine Anweisung.
HERZ (panisch) Sag: Ich liebe dich!
KOPF Warte!
HERZ Was ist?
KOPF Er liebt uns nicht.
HERZ Das weißt du nicht.
KOPF Aber es könnte so sein.
HERZ Das hält uns nicht auf!
KOPF Wenn er vergeben ist?
HERZ Das ist er nicht.
KOPF Das weißt du nicht.
HERZ Ich spüre es.
KOPF Er könnte den Kontakt abbrechen.
HERZ Das wird er nicht.
KOPF Woher willst du das wissen?
HERZ Na, er liebt uns doch.
MUND (zögernd) Also, ich habe jetzt erstmal „Hallo“ gesagt.
KOPF Ok, gut. Danke!
HERZ (aufgeregt) Und? Was sagt er?
OHR …
HERZ Moment, nein! Ich will es nicht wissen.
OHR …
HERZ Ok, gut. Doch. Sag es mir!
OHR Bei mir kam noch gar nichts an.
AUGE Äh, ja. Sorry! Mein Fehler, das war er gar nicht.
HERZ (zerbricht)
LEBER Leute, könnt ihr etwas leiser sein? Es gibt hier Organe, die arbeiten müssen.
ICH starrt auf einen Computerbildschirm.
ICH. (zu sich selbst) Ich sollte wohl besser aufhören, YouTube-Videos über Pokémon zu gucken und stattdessen mal anfangen, an meiner Abschlussarbeit zu arbeiten ...
ENGEL. (hochtrabend) Da stimme ich absolut zu!
ICH. (erschrocken) Wo kommst du denn auf einmal her?
ENGEL. Ich war schon immer bei dir. Ich bin dein Gewissen. Du solltest entsprechend lieber auf mich hören.
ICH. Okay ...
TEUFEL. Bist du verrückt? Hör nicht auf ihn!
ICH. (unsicher) ... und du bist?
TEUFEL. Derjenige mit dem Sinn für Humor.
ENGEL. Meine humoristische Seite ist ebenfalls stark ausgeprägt!
TEUFEL. Ja, klar ...
ENGEL. Aber selbstredend!
TEUFEL. (ignoriert ENGEL) Was machst du denn da?
ICH. Ich? Nun, es gibt da dieses neue Pokémon ...
TEUFEL. (beugt sich über den Bildschirm) Oh, das ist ja cool.
ENGEL. So sehr ich es hasse, das zuzugeben, aber er hat recht.
ICH. Wie bitte?
ENGEL. Sieh mich nicht so an. Dieses Wesen scheint außergewöhnlich interessant zu sein. Spiel das Video doch bitte noch einmal ab.
TEUFEL. nickt enthusiastisch.
ICH. Ich dachte, du rätst mir dazu, etwas Sinnvolleres zu machen, wie für meine Arbeit zu recherchieren!
TEUFEL. Das ist ein Freilos! Mach das jetzt nicht kaputt.
ENGEL. Hast du dir dieses Design einmal angesehen?
ICH. Ja!? Die letzten zwei Stunden!
ENGEL. Dann sollte dir ja bewusst sein, dass man seinem Charme kaum widerstehen kann.
ICH. Und meine Arbeit?
TEUFEL. Arbeit, Arbeit, Arbeit ... Freu dich doch, dass du ohne schlechtes Gewissen nichts tun kannst! Andere würden alles dafür geben. Wie mir scheint, ist der Typ doch nicht so schlecht.
ENGEL. Besten Dank. (an ICH gewandt) Würdest du jetzt bitte das Video abspielen.
ICH. Ihr seid doch verrückt!
ENGEL. So sehr es mich schmerzt, das zugeben zu müssen, aber du wirst heute gewiss so oder so nichts Sinnvolles mehr tun. Dann kann ich wenigstens meine Zeit hier genießen.
ICH. (sauer) Wie kommst du nur auf solch einen Blödsinn?
ENGEL. Verrate mir eine Situation der letzten Wochen, in der du auf mich und nicht auf i h n (nickt verächtlich in Richtung TEUFEL) gehört hast.
ICH. Nun ...
ENGEL. Quod erat demonstrandum. (klatscht in die Hände) Können wir nun dieses faszinierende Wesen betrachten?
ICH. guckt zum TEUFEL.
TEUFEL. Mich brauchst du gar nicht so anzusehen. Du kennst meine Antwort.
ICH. (seufzt) Na gut ... (schaltet das Video ein)
Alle drei gucken eine Weile das Video an. Dann steht ICH auf und wendet sich zum Gehen. TEUFEL bemerkt es.
TEUFEL. Hey! Wohin willst du denn abhauen?
ICH. In die Bibliothek. Ich kenne das Video schon, dann kann ich wenigstens noch etwas Sinnvolles tun.
TEUFEL. (lacht) Der war gut!
ICH geht, TEUFEL ignorierend, weiter und stolpert über etwas am Boden.
ICH. (sich aufrappelnd) Was war das?
ENGEL. (ohne sich umzuwenden) Dies war jenes Wesen, das ihr Menschen "Innerer Schweinehund" nennt - und der Grund warum du uns heute nicht mehr verlassen wirst.
ICH. (dreht sich stöhnend wieder um) Ich hatte wirklich gehofft, wenigstens du wärst auf meiner Seite.
ENGEL. Verzeih mir. (wirft ICH einen kurzen Blick zu) Wenn du dich nicht mit dem Mischwesen anlegen willst, gäbe es dort vorne (zeigt hin, ohne aufzusehen) noch einen weiteren Ausgang. Dort müsstest du allerdings über deinen Schatten springen.
TEUFEL. (aufgeregt) Au ja! Die Versuche sind immer lustig anzusehen. (zum ENGEL) Pausier mal das Video.
ICH. Danke, ich passe.
ENGEL. Wollen wir es morgen vielleicht erneut probieren?
ICH. Wenn's sein muss ...
TEUFEL. (freudig) Morgen gucken wir dann aber Animes, okay?
Fandom: Animorphs
Die Figuren:
GARY STEPHENS, Mensch-Controller
KILNASS 485, „Sein“ Yeerk
Beide gesprochen von der gleichen Person. Namen geben an, wer in dem Moment die Kontrolle hat.
Akt 1
Gary Stephens sitzt an seinem Schreibtisch vor seinem Laptop. Er tippt etwas ein, überlegt kurz, und löscht es dann sichtlich verärgert, bevor er sich die Augen reibt und seufzt. Plötzlich zuckt sein Gesicht.
KILNASS 485 Lass das, Mensch. Ich muss mich konzentrieren.
Sein Gesicht zuckt erneut.
KILNASS 485 Ugh … Was willst du?
Die Stimme von Gary Stephens ist vom Tonfall leicht anders: Lockerer, natürlicherer.
GARY STEPHENS Na, Schreibblockade?
KILNASS 485 Offensichtlich.
GARY STEPHENS Na, so ein Pech aber auch. Wird wohl nichts mit dem Bestseller.
KILNASS 485 Abwarten. Ich habe Zugriff auf alles, was du weißt. Ich habe es mehrmals geschafft, etwas fertig zu bringen, und diesmal werde ich es auch tun.
GARY STEPHENS Stört es dich, dass ich gedanklich nichts mehr beitrage?
KILNASS 485 Nein. Aber du nervst.
GARY STEPHENS Das wiederum freut mich.
KILNASS 485 Was willst du hier erreichen? Dein Körper gehört mir, Mensch. Glaubst du jetzt, ich verlasse ihn, wenn du mir die ganze Zeit auf die Nerven gehst?
GARY STEPHENS Möglich wär’s ja.
KILNASS 485 Ist dir eigentlich klar, was passiert, wenn ich das nicht fertigschreiben kann?
GARY STEPHENS Ich nehme an, du musst mein Haus verkaufen, weil die Knete nicht mehr reicht?
KILNASS 485 Nein. Der Grund, warum wir dich zu einem Controller gemacht haben, war deine Popularität als Autor. Wenn sich die aber nicht halten lässt, dann wird der Visser zu dem Schluss kommen, dass du überflüssig bist.
GARY STEPHENS Aha. Ich werde also umgelegt?
KILNASS 485 Das ist sehr wahrscheinlich. Du weißt über uns Bescheid, und wenn du zu nichts mehr Nutze bist, dann ist das das übliche Prozedere.
GARY STEPHENS Und was ist mit dir?
KILNASS 485 Was soll mit mir sein?
GARY STEPHENS Darfst du denn dann noch weiterleben?
KILNASS 485 Ich … Ich bekomme einfach einen neuen Wirtskörper und …
GARY STEPHENS Aha, sieh mal einer an. Du bist dann auch „überflüssig“, oder?
KILNASS 485 Nein, ich … seufzt Bevor das Kandrona hier in der Stadt zerstört wurde …
GARY STEPHENS Ah ja, ihr braucht ja alle drei Tage diese Strahlenkur. Ziemliches Handycap. Und lass mich raten – jetzt, wo das stationäre Kandrona hier unten vernichtet worden ist, werden nur noch die wichtigsten Controller mit der mobilen Version auf dem Mutterschiff versorgt?
KILNASS 485 zähneknirschend Ja.
GARY STEPHENS Tja, das ist dann wirklich Pech für dich, ein echter Jam… bricht plötzlich ab
KILNASS 485 Du hast jetzt Sendepause, wie man bei euch so schön sagt.
Akt 2
Gary Stephens sitzt wieder an seinem Schreibtisch und starrt auf den Laptop. Plötzlich steht er auf und fegt einen Stapel Bücher vom Tisch.
KILNASS 485 Nein! Nein, nein, nein! Es will einfach nicht, ich … Argh! Du! er zeigt mit seinem Finger an seine Schläfe Wage es ja nicht, mich ausgerechnet jetzt zu nerven!
GARY STEPHENS Okay, okay. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass die Art, wie du schreibst, wirklich ganz und gar außerirdisch und unmenschlich ist.
KILNASS 485 Das ist kein Kompliment, oder?
GARY STEPHENS lacht Natürlich ist es keins.
KILNASS 485 Fick dich!
GARY STEPHENS Hui, du hast offenbar schon etwas Wichtiges hier gelernt.
KILNASS 485 Du bist nur ein widerlicher schwacher Mensch. Fühlst du dich toll, weil du diese ganzen Geschichten schreiben kannst und ich nicht? Aber was nützt es dir, wenn ich deinen Körper kontrolliere?
GARY STEPHENS Moment mal … Kann es sein, dass du neidisch bist?
KILNASS 485 Was? Neidisch? Ich?
GARY STEPHENS Oh mein Gott, es stimmt, oder? Du wärst selbst gerne ein guter Autor, oder?
KILNASS 485 Ich … Ich …
GARY STEPHENS Ich sehe dich mit vollkommen neuen Au… bricht plötzlich ab
KILNASS 485 Sei still!
Akt 3
Gary Stephens sitzt vor seinem Küchentisch. Der Laptop steht neben einer Schüssel mit schon ziemlich aufgeweichtem Müsli.
KILNASS 485 resigniert Ich schaffe es nicht.
GARY STEPHENS Hey, weißt du … Was ich über deinen Schreibstil gesagt habe … Das war nicht wirklich nett von mir. Es tut mir leid.
KILNASS 485 Ich hasse es.
GARY STEPHENS Was hasst du?
KILNASS 485 Alles. Diese Invasion. Die Rolle, die ich dabei spielen soll. Und wenn wir hier fertig sind, dann … Ich weiß nicht. In einer von Yeerks kontrollierten Welt braucht es keine Autoren.
GARY STEPHENS Ich werde also so oder so sterben?
KILNASS 485 Ich weiß es nicht. Vielleicht ja, und wenn ich bis dahin meinen Beitrag zur Versklavung der Menschheit geleistet habe, dann bekomme ich einen neuen Wirtskörper. Kann sein, dass sie mich auf anderen Welten einsetzen wollen, um wieder einen Autor zu besetzen. Bin ja jetzt geübt darin. Aber wenn sie dich nicht töten und ich hierbleiben darf, werde ich vielleicht nicht mehr weiterschreiben dürfen. Vielleicht werde ich andere Aufgaben bekommen. Ich werde nicht einfach das tun dürfen, was ich will.
GARY STEPHENS Sag mal, ist nie jemand bei euch mal auf die Idee gekommen, dass es irgendwann reicht? Wie viele Planeten müsst ihr noch besetzen? Warum müsst ihr das überhaupt tun? Warum könnt ihr nicht einfach … Was weiß ich, euch jeweils ein nettes Landhaus mit einer Veranda holen und einfach euer Leben leben oder so?
KILNASS 485 Wir brauchen immer neue Wirtskörper. Und ehrlich gesagt … Zumindest das ist etwas, was ich verstehen kann. Du weißt, wie wir außerhalb unserer Wirtskörper sind. Klein, verwundbar, wehrlos und schwach. Wir sehen nicht wie ihr, wir können nichts tun. Wie sollte ich schreiben, wenn ich nichts anderes als eine … eine Nacktschnecke bin?
GARY STEPHENS Du bist gerne ein Mensch.
KILNASS 485 Ja. Das Leben als Yeerk ist … unbequem, um es vorsichtig auszudrücken.
GARY STEPHENS seufzt Okay. Weißt du … Ich war nicht sicher, ob ich es sagen sollte, aber … Es hat mir am Anfang Spaß gemacht, mit dir zusammen die Bücher zu schreiben. Weißt du noch? Wir haben darüber geredet, wie es weitergehen soll, ich konnte meine Ideen mit dir besprechen … Ich glaube, es ist mir noch nie so leicht gefallen, etwas zu schreiben.
KILNASS 485 Es war … produktiv.
GARY STEPHENS Also, sollen wir vielleicht zu einer Übereinkunft kommen?
KILNASS 485 Was schlägst du vor?
GARY STEPHENS Wir arbeiten wieder gemeinsam an dem neuen Buch, und dafür darf ich gelegentlich auch mal die Kontrolle haben. Meinetwegen nicht in der Öffentlichkeit, wenn dir das zu unsicher ist. Und vielleicht könntest du das eine oder andere Mal auch was Schönes machen. Ich meine, ich habe ewig keinen Kinofilm mehr gesehen.
KILNASS 485 Das ginge vielleicht … Aber … ist das denn auch wirklich in Ordnung für dich? Deinen Körper mit mir zu teilen?
GARY STEPHENS Ist ja nicht so, als täte ich das nicht schon die ganze Zeit. Der Unterschied ist, dass wir etwas … gleichberechtigter sind. Damit könnte ich leben.
KILNASS 485 Ich … Ich weiß nicht genau, was ich sagen soll.
GARY STEPHENS Dann sag einfach nichts. Also: Abgemacht?
KILNASS 485 Abgemacht.
Akt 4
Gary Stephens sitzt an seinem Schreibtisch, tippt ein wenig und lehnt sich dann zurück.
KILNASS 485 Wir sind fertig!
GARY STEPHENS Na ja, du weißt doch – dreimal Korrekturlesen, an den Lektor schicken, es mit allerlei Änderungen zurückbekommen, die Änderungen umsetzen oder als Beleidigung unserer künstlerischen Freiheit ablehnen, zurückschicken, es wieder zurückbekommen, noch einmal ändern, zurückschicken, hoffentlich dann keine Änderungen mehr bekommen, aber es wahrscheinlich noch zweimal final lesen müssen und dann ein letztes Mal zurückschicken. Aber im Prinzip hast du Recht: Wir sind vorerst fertig.
KILNASS 485 Und … es ist gut, oder?
GARY STEPHENS Nun, ich will uns ja nicht selbst loben, aber … Ja. Ja, ich denke, es ist gut. Gute Arbeit von dir.
KILNASS 485 Danke. Von dir auch.
Kurzes Schweigen.
GARY STEPHENS Ist irgendwas?
KILNASS 485 Es wird nicht ewig so weitergehen.
GARY STEPHENS Bitte?
KILNASS 485 Du weißt doch – wenn die Invasion zu Ende ist, dann … Egal, was passiert, wir werden nicht so weitermachen können.
GARY STEPHENS Nun … Ja, das wird wohl so sein.
KILNASS 485 Ich will das nicht.
GARY STEPHENS Dann darf die Invasion nicht erfolgreich sein. Mit anderen Worten: Wir sollten sie aufhalten.
KILNASS 485 Aufhalten? Wir? Aber wie?
GARY STEPHENS Lass mich dir von einer kleinen Erfindung erzählen, die wir Menschen gemacht haben. Sie heißt Revolution.
Akt 5
Gary Stephens läuft durch einen Wald.
KILNASS 485 Du bist sicher, dass sie hier sind?
GARY STEPHENS Absolut nicht. Aber das ist in der Umgebung der einzige mögliche Ort. Irgendwo müssen sie sich ja verstecken – und da kommt nur dieser Wald in Frage.
KILNASS 485 Na schön … Auch wenn ich nicht sicher bin, dass ich das für eine gute Idee halte.
GARY STEPHENS Hey, wenn wir schon gegen den Visser revoltieren, sollten wir uns mit denen absprechen, die ihn ohnehin schon bekämpfen.
KILNASS 485 Aber die Andaliten hassen uns! Mich!
GARY STEPHENS Ich werd’s ihnen erklären, okay?
KILNASS 485 Na, dann bin ich natürlich beruhigt.
GARY STEPHENS Du kannst inzwischen Sarkasmus – wirklich sehr gut.
KILNASS 485 Danke.
GARY STEPHENS Und schon muss ich es zurücknehmen.
Sie gehen weiter.
Asteria Bastet Bonnie Caroit Cassandra Cattléya Voltobal Cosi Dreykopff Dusk ELIM_inator Evoli-Girl Evoluna Faolin Frechdachs Gray Ninja Jefi Jiang Vany SpeciesSaladMallory Liu HoppouChan Isamu_17 hufe_di Saiko Musicmelon Nexy Willi00 PokéExpertin Sawyer #shiprekt Silence Thrawn Yasuna Raichu-chan @Amaterasu Tragosso Webu Johnson Evo Lee Mandelev Tidy Project Mew Ponk Ben Mipha effizient Mr. Ultracool Neochu PokeViper @maaax. Aria*