NaNoWriMo 2021

Es war einmal ein Fischer, der fuhr immer so lange aufs Meer hinaus, dass er verlernt hatte, mit anderen zu reden. Deshalb wurde er auch Stummer Fischer genannt. Einmal fuhr er so weit aufs Meer hinaus, dass er schon seit Tagen nichts anderes als das Blau des Ozeans gesehen hatte. Irgendwann erschien am Horizont jedoch Entfernte Farbe er hielt darauf zu.

So kam er auf eine den Menschen unbekannte Insel, auf die nur ausgewählte Personen kommen durften. Die dortigen Wissenschaftler erwarteten jedoch jemanden (der bisher nicht angekommen war) und hielten den stummen Fischer für ebenjene Person. So betrat der Fischer die Insel und übernahm die Gestohlene Identität.

Was genau es mit dieser Insel auf sich hatte, wusste weder der Fischer noch die Personen, die ihn in Empfang genommen hatten; so geheim war das dortige Projekt. Sie stellten allerdings Die Erdnuss-Vermutung auf (auf die an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden soll).

Der Stumme Fischer bzw. seine gestohlene Identität sollte wegen einer Auktion auf die Insel gekommen sein, weshalb der Fischer zu einem Käfig im Sand geführt wurde, in dem ein Käfer saß. Der Fischer hatte sofort Mitleid mit dem armen Wesen und freundete sich mit ihm an. Während nun Die Auktion begann, befreite der Fischer den Käfer und gemeinsam flüchteten sie ins Landesinnere. Dort erreichten sie bald eine Stelle, die Endloser Park genannt wurde. Dieser war in Wirklichkeit aber gar nicht endlos, sondern ein großes Labyrinth - und da man sich darin immer wieder verlief, erschien er schier endlos.

Auf dem Weg durch den Park, erkannte der Fischer, was an dem Käfer so besonders war. Es schien ihm, dass der Käfer und er selbst eins wurden, dass er durch die Augen des Käfers sehen und seine Gedanken mit ihm teilen konnte. Diese Lebewesen, die mit einer menschlichen Seele verschmelzen konnten, nannten die Wissenschaftler Selbstzwilling; das wussten aber sowohl der Fischer als auch der Käfer zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Stattdessen nutzten sie die neugefundenen Fähigkeiten: Der Käfer flog über den Park hinweg und der Fischer folgte dem Weg, den er durch die Augen des Käfers erkannte.

Allerdings gab es noch eine Sache, die die beiden nicht wussten, denn der Park war kein natürliches Labyrinth sondern wurde durch verschiedene Lichtbrechungen immer wieder neu geschaffen. Diese Sonnenscheinvariante sorgte dafür, dass der arme Fischer weiterhin im Park blieb und jedes Mal, wenn er dachte, den Ausgang gefunden zu haben, doch nur in die falsche Richtung lief.

So vergingen Stunde um Stunde und Fischer und Käfer merkten, dass irgendetwas nicht stimmte. Nicht nur fanden sie keinen Ausweg, auch fühlten sie sich irgendwie seltsam. So gingen sie noch eine Weile in einer beliebigen Richtung weiter, als sie auf einen Zettel stießen, den offenbar einer der Wissenschaftler verloren hatte. Darauf stand geschrieben, ein Entdecktes Gift mache die Nutzung der Selbstzwillinge zu einer heiklen Angelegenheit. Dieses Gift, so hieß es, greife das Gehirn und die darin sitzenden Erinnerungen an, bis kein Wissen mehr über die Zeit vor der Verbindung der Selbstzwillinge übrig bliebe.

Der Fischer dachte nach. Was hatte er übehaupt getan, wenn er nicht mit seinem Boot unterwegs war? Würde er sich irgendwann nicht einmal mehr daran erinnern, ein Fischer zu sein? Seine Einsamkeit auf dem Meer und eine entfernte Trauer, ein schwerer Schicksalsschlag, den er schon zu vor hatte vergessen wollen, schienen ihm Verbliebene Erinnerungen zu sein.

Nachdenklich gingen sie weiter. Wenn sie eh nie aus diesem Park herauskämen, wären die Erinnerungen wohl eh egal. So kamen sie irgendwann zu einem verlassenen Gebäude. Die Schöne Ruine schien ein altes Labor gewesen zu sein, in bunten Farben gehalten, als hätten alle dort arbeitenden Personen Spaß an ihrer Arbeit gehabt.

Die beiden Freunde durchsuchten die Ruine und stießen tatsächlich auf eine Neue Methode, den Park zu verlassen. Sie mussten einfach die vorgefertigten Wege verlassen und sich ihren eigenen Weg machen. Allerdings war dies nicht so einfach, wie es schien. Diesem Ausweg lag ein Präzises Prinzip zugrunde, das die ehemaligen Mitarbeiter Rhetorische Fahrt genannt hatten. Diese besagte, dass der gesuchte Weg nicht mithilfe physikalischer Eigenschaften erschaffen werden könne, sondern indem man ihn mithilfe gewandter Redekunst möglichst genau beschrieb.

Nun stellte das für den Stummen Fischer durchaus ein Problem dar, welches er letztlich durch die Nutzung von Zettel und Stift überwinden konnte. So beschrieb er schriftlich einen möglichst genauen Weg, der Stück für Stück immer weiter dem Ende des Parks entgegen ging.

So waren der Fischer und der Käfer schon ein ganz schönes Stück gekommen, als sie plötzlich auf eine Horde Affen stießen. Die Affenpopulation fand es gar nicht gut, von diesen Fremden gestört zu werden und zeigte es damit, dass sie dem Fischer Zettel und Stift klauten. Verzweifelt sahen sich Fischer und Käfer an. Wie wäre es ihnen jetzt möglich, den Park zu verlassen? Aber der Käfer hatte eine Idee. Er führte den Fischer zu einer nahegelegenen Palmenpflanze, vor der eine alte Stricknadel am Boden lag, ob vergessen oder ebenfalls von den Affen gestohlen war unklar; und durch die Verbindung verstand der Fischer sofort. Palme und Nadel konnten ihm als Zettel und Stift dienen! Und so beschrieb der Fischer den letzten Teil ihres Weges aus dem Park hinaus, indem er ihn in die Palme ritzte.

Allerdings sollten sie nicht weit kommen, denn kaum hatten sie den Rand der Parks erreicht, kam ihnen ein seltsamer Duft entgegen und die Welt um sie herum wurde schwarz.

Als nächstes sah der Fischer Bilder von einem spielenden Kind und einem lachenden Mann. Es schien eine schöne Szene zu sein, dennoch zerriss sie dem Fischer das Herz, ohne dass er wusste, wieso.

Als er die Augen aufschlug, war er an einen Stuhl gefesselt und erkannte, dass die Bilder vermutlich ein Schöner Alptraum gewesen waren, ausgelöst durch das Betäubungsgas, dass von den Wissenschaftlern der Insel angewendet worden war.

Die Wissenschaftler fragten ihn aus, wollten wissen, wo der Käfer war (offenbar war es ihm gelungen zu fliehen, auch wenn der Fischer keine Verbindung zu ihm aufnehmen konnte), wer er war, wo er herkam, was er hier wollte. Aber natürlich antwortete der Fischer auf keine der Fragen, denn er war ja ein Stummer Fischer.

Daraufhin wurden die Wissenschaftler wütend und holten eine Spritze heraus. "Mit Gruß von der Schlange" verabreichten sie ihm ein weiteres Gift, das seine Verbindung zum Käfer trennen sollte. Allerdings war dies das erste Mal, dass sie dieses Schlangengift verwendeten, aber sie hatten eine solch Verbrannte Moral, dass es ihnen egal war, was aus dem Fischer werden würde, der ihre Unternehmung behinderte.

Einen Augenblick lang passierte gar nichts, dann schien etwas in seinem Kopf zu entflammen. Wie Explodierende Galaxien fühlte es sich an und wenn er gekonnt hätte, hätte der Fischer in diesem Moment geschrien. Allerdings bemerkte er, als sich der Rauch vor seinen Augen und die Kopfschmerzen legten, dass nicht nur etwas in seinem Kopf explodiert war, sondern auch seine Fesseln gesprengt waren. Das Schlangengift schien eine ungeheure Energie freigesetzt zu haben, vor der sich nun auch die Wissenschaftler zu fürchten schienen. Verängstigt hockten sie in einer Ecke des Raumes und nutzten Strategische Tränen, appellierten an das Mitgefühl des Fischers. Und tatsächlich hatten sie Erfolg mit ihrer Strategie; was aber vielleicht auch einfach daran lag, dass der Fischer selbst nicht wusste, wie er es geschafft hatte, seine Fesseln zum explodieren zu bringen.

So schnell er konnte, verließ der Fischer den Raum und fand sich in einem sterilen, weißen Gang mit langen Neonröhren wieder. Er hatte weder eine Ahnung, wo er war, noch wo er hinwollte, allerdings war er sich sicher, dass es in diesen Gängen ohne Fenster entsprechend auch keine Sonnenscheinvariante geben würde. Also würde er früher oder später sicherlich auf einen Ausgang stoßen.

So irrte er eine ganze Weile Im Hauptquartier umher, auch weil er immer wieder andere Wege einschlagen musste, um den Wissenschaftlern dort nicht zu begegnen. Diese waren natürlich sehr aufgescheucht durch die Explosion und versuchten den Flüchtigen zu stoppen. Dafür nutzten sie auch Das Schlafinstrument, das den Fischer schon einmal überwältigt hatte. Dieses Mal allerdings schien er gegen den Nebel immun zu sein, denn als sie ihm schließlich begegneten und ihre Maschine in Gang setzten, ging der Fischer einfach weiter. Der Wissenschaftler, der das Schlafinstrument bedient hatte, hatte offensichtlich bereits von den Explosionen gehört, denn er wich verängstigt zurück, als der Fischer auf ihn zukam und murmelte eine Miserable Entschuldigung, dass sie eigentlich nur die Welt verbessern wollten.

Bevor der Fischer aber irgendetwas hätte tun können, ertönte eine tiefe, mächtige Stimme hinter ihm, die zu einem großen Mann gehörte, der sich als Chef der Operation vorstellte. Er bot dem Fischer einen Ausweg an, eine Art Ticket, das von dieser Insel herunterführte, solange er versprach, alles, was hier passiert war, für sich zu behalten und niemals zurückzukommen. Dieses Angebot gelte aber nur in den nächsten zehn Sekunden. "Tick, tack, oder Das Ticket läuft ab."

Es war das unechte Lächeln, das der Chef nicht hatte unterdrücken können, das den Fischer davon abhielt, das Angebot auch nur in Erwägung zu ziehen. Stattdessen suchte er in seiner Seele nach der Verbindung zu seinem Selbstzwilling, in der Hoffnung, dass der Käfer noch irgendwo frei herumflog und er ihn trotz des Schlangengifts würde erreichen können. Es dauerte eine Weile, bis er dessen Präsenz spürte, so lange, dass der Chef bereits seinen Mitarbeitern das Signal zum Angriff gab. Der Fischer aber nutzte das Band und verstärkte es so sehr, dass es tatsächlich die Mauern des Hauptquatiers sprengte und den Weg nach draußen freigab.

Ohne zu zögern, bahnte sich der Fischer seinen Weg ins Freie und kam am hinteren Strand der Insel hinaus. Dort erblickte er jedoch nicht den Käfer, sondern eine Fledermaus, denn das Schlangengift im Körper des Fischers hatte auch seinen Selbstzwilling verändert. Allerdings blieb keine Zeit, sich genauere Gedanken darüber zu machen, denn die Wissenschaftler kamen hinter ihnen her, versuchten sie aufzuhalten.

So rannten der Fischer und die Stadtfledermaus, wie sie sich dem Fischer in Gedanken vorstellte, den Strand entlang. Der Weg durch den Sand war ein Vielfaches kürzer als der Weg durch den Park - aber vielleicht kam es ihnen auch nur so vor, weil sie immer in dieselbe Richtung rannten. Auf jeden Fall schafften sie es, vor den Wissenschaftlern das Boot des Fischers zu erreichen, das offenbar niemand hatte wegräumen lassen. Während der Chef seinen Leuten "Stoppt das Boot!" zurief, waren der Fischer und die Stadtfledermaus schon längst auf dem offenen Meer und der Fischer merkte, dass er mit seinen neuen Kräften sein kleines Boot zu unglaublichen Geschwindigkeiten beschleunigen konnte. Und weil er das Meer so gut kannte, die Wissenschaftler aber nicht, wurde das kleine Boot auch niemals von seinen Verfolgern eingeholt.

Der Fischer aber entschied sich dafür, fortan auf seinem Boot zu bleiben, denn von Abenteuern an Land hatte er inzwischen genug. Und wenn er doch einmal in fast vergessenen Erinnerungen schwelgen wollte, die kaum noch zu echten Bildern wurden, schickte er die Stadtfledermaus auf einen Rundflug und betrachtete die Welt durch ihre Augen. Mithilfe seiner neuen Kräfte fing er so viele Fische, wie er brauchte; und er konnte sogar die Salzkristalle im Meerwasser explodieren lassen, um es zu Trinkwasser zu machen. Und an manchen langen Abenden schickte er kleine grüne Explosionen in den Himmel hinauf, um sich daran zu erinnern, dass die Welt auch Schönheit beinhaltet.

Die Menschen an Land jedoch, die niemals etwas von der Insel, den Wissenschaftlern oder dem Stummen Fischer gehört hatten, sahen dieses seltsame Naturschauspiel und nannten es Limonentanz.