Punkt 1 Rohstoffe, Ich frage mich halt woher soll das ganze Lithium für die Batterien kommen? Das wird ja mehr oder minder auch in ärmeren Ländern unter weiss Gott für welchen Bedingungen abgebaut.
Lithium und Kobalt sind ausreichend vorhanden [1]. Darüber hinaus wird ohnehin die Reduktion seltener Erden angestrebt, der Anteil an Kobalt beispielsweise wird und wurde bereits erheblich reduziert. Die schlechten Arbeitsbedingungen sind nicht zu leugnen, dazu ist allerdings zu sagen, dass die diesbezüglich schlimmsten Gebiete auch mit am stärksten unter dem Klimawandel leiden würden. Pest oder Cholera?
Punkt 2 der Strom, Deutschland hat den höchsten Strompreis der Welt, durch die erhöht Nachfrage durch die E-Mobilität wird der Strom glaube ich nicht billiger.
Beide Punkte haben an sich erstmal nichts miteinander zu tun. Wir haben es beim Stromnetz nicht wirklich mit einem klassischen Markt im Sinn von "Angebot und Nachfrage" zu tun. Der höhere Strombedarf sorgt dafür, dass mehr Leistung (zukünftig primär in Form erneuerbarer Energien) installiert wird, was irgendwer natürlich bezahlen muss. Das muss sich allerdings nicht zwangsweise im Strompreis niederschlagen, sondern könnte querfinanziert werden (teilweise auch schon so der Fall). Hinzu kommt, dass erneuerbare Energien um einiges günstiger sind als z.B. Kohle. Wenn es denn politisch gewollt wäre, könnte der Strompreis also unten gehalten werden.
Punkt 3 Reichweite und Ladeinfrastruktur, vor allem in Winter, Batterien mögen ja für gewöhnlich keine Temparaturextreme, was machen wir dann im nächsten eiskalten Winter, wenn die Batterie plötzlich leer ist am Morgen?Wenn man kein eigenes Grundstück mit einer Chargingstation hat und dazu dauert das Laden ja länger als mal eben zu tanken, der Tank bleibt ja gleich,ob ich vor einer Woche oder einem Monat getankt habe, eine Batterie hingegen entlädt sich kontinuierlich.
Ladeinfrastruktur und E-Mobilität ist halt ein klassisches Henne-Ei-Problem: Die Ladeinfrastruktur wird von allein nicht besser, wenn nicht genügend Menschen auf die E-Mobilität umsteigen. Umgekehrt steigen weniger Menschen auf Elektroautos um, wenn die Ladeinfrastruktur schlecht ist. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen wird beides eben auch so massiv subventioniert. Dass die Ladeinfrastruktur aktuell schlecht ist ist also nicht per se ein Argument gegen die Elektromobilität.
Bezüglich Reichweite und Temperaturextreme: Die Reichweite verbessert sich kontinuierlich (oder anders: Eine höhere Reichweite wird immer erschwinglicher), wodurch der Einfluss durch die Temperatur sinkt. Wenn ich jeden Tag 50km zur Arbeit fahren muss und meine Batterie eine Reichweite von 800km hat kann mir der Verlust egal sein. Nicht abzustreiten ist natürlich, dass Leute, die über wirklich lange Strecken pendeln, zukünftig mehr Pausen einlegen müssen. Wobei das eigentlich sogar die Pausen wären, die ohnehin gesetzlich vorgeschrieben sind. Über Schnellladetechnologien verbessert sich die Wartezeit hier ohnehin kontinuierlich. Wenn ich es aktuell beispielsweise bereits schaffe, einen Tesla innerhalb einer halben Stunde auf 80% aufzuladen, ist die jetzige beziehungsweise zukünftige Ladegeschwindigkeit eigentlich kein substanzielles Problem.
Punkt 4 Produktion &Entsorgung Allein bei der Produktion entstehen was weiß ich wieviele Emissionen, die Entsorgung ist auch wieder ein Knackpunkt.
Bei der Produktion von Elektroautos entstehen aktuell mehr Emissionen als bei Verbrennern. Allerdings sind viele vermeintlich seriöse "Studien" aus diesem Bereich mit Vorsicht zu genießen und oft eher das Werk der Verbrennerlobby als das Resultat ernsthafter Forschung. Da werden dann auch ganz gerne mal die kleinsten Verbrenner mit den größten E-Autos verglichen. Lustige Randnotiz: Selbst in diesem Extremfall schneiden E-Autos besser ab, wenn man die Emissionen über die komplette Lebenszeit betrachtet. Davon ab sind die Emissionen bei der Herstellung nicht in Stein gemeißelt. Über Recycling und die Elektrifizierung der Industrie lässt sich da noch ziemlich viel abfangen.
Ganz allgemein gesprochen: Die angesprochenen Nachteile beziehungsweise Herausforderungen der Elektromobilität sind natürlich trotz der obigen Auflistung irgendwo vorhanden. Das sind auch alles Probleme, die man beim klassischen Verbrenner nicht hat, rein aus der Perspektive wäre es also definitiv einfacher, einfach weiter Verbrenner einzusetzen. Allerdings darf man halt auch nicht vergessen, dass wir den ganzen Aufwand zur Bekämpfung des Klimawandels betreiben. Bei solchen Diskussionen werden batteriebetriebene Autos ganz gerne mal schlechter gemacht, als sie eigentlich sind bzw. sein können. Und einer Frage wird dabei natürlich ganz bewusst ausgewichen: "Was ist die Alternative?"