Fanwork-Wichteln 2021: Geschenke-Topic

Ich weiß, dass die meisten wundervolle Bilder zeichnen, aber ich bin darin nicht sonderlich talentiert. Daher schreibe ich dir eine kleine Weihnachtsgeschichte und ich hoffe, dass sie dir gefällt.

Als ich gelesen habe, dass du Enton magst, gingen mir einige Ideen durch den Kopf. Jedenfalls war ich froh es zu sehen, da ... sagen wir an manchen Tagen ist Enton sehr relatable für mich haha.

Und es sieht wirklich süß aus und braucht allgemein mehr Liebe. Etwas, worum sich auch die kleine Geschichte drehen wird. ^^

PS: Entschuldige bitte die kleine Verspätung, aber ich denke, dein Geschenk direkt zu Weihnachten zu erhalten, hat ebenfalls etwas Nettes an sich.

Weihnachtsgeschichte

Das hässliche Entlein

Enton schlenderte über den Weihnachtsmarkt.

Wieder einmal alleine. Alle anderen Pokemon, die es sah, schlenderten an der Seite ihrer Trainer über den Markt und sahen sich an den Verkaufsständen um, oder bewunderten die reiche, farbenfrohe Dekoration über ihren Köpfen. Glitzernde Kugeln und Sterne in allen Farben verliehen dem Markt einen zauberhaften Schimmer. Kaum setzte man einen Fuß zwischen all die duftenden und geschäftigen Verkaufsständen, war es, als würde man eine fremde Welt betreten.

Von manchen Holzhüttchen wehte Enton der Duft von Zimt, Schokolade und Punsch entgegen, von Bratäpfeln und heißen Ofenkartoffeln. Seitdem es im Sommer von seinem Trainer ausgesetzt worden war, hatte sich die Ente von dem ernährt, was die Natur hergab, doch kaum wurde es Herbst, blieb Entons Magen immer öfter leer und grummelte, während alle anderen Pokemon auf dem Markt Geschenke und Leckerein erhielten.

All diese Düfte und das Versprechen nach Essen hatten Enton an diesen Ort gelockt. Es war sein erstes Jahr in freier Natur, war es im Frühjahr doch erst geschlüpft und kaum hatte es das Nest verlassen, hatte es sich in einem Pokeball wiedergefunden.

Nicht bloß das. Ihre Trainer sprachen mit ihnen in einer freundlichen Stimme und verbrachten mit ihren Partnern und menschlichen Freunden eine schöne Zeit zur Winterzeit. Enton fragte sich, weshalb es sich nach menschlicher Nähe sehnte. Es wäre nicht so, als wäre sein Trainer je freundlich gewesen oder hätte ein Wort des Lobs für das hässliche Entlein übrig gehabt... ja und überhaupt. Enton war bloß zwei Monate bei seinem Trainer, bevor er es wieder ausgesetzt hatte. "Ich habe ein besseres Wasserpokemon gefunden. Das bringt mich in meiner Karriere eher voran, im Gegensatz zu dir", hörte Enton es noch in seinen Ohren klingeln. Enton hatte sich stets bemüht seinen Trainer zufriedenzustellen, doch es konnte noch nichtmal seine Aquaknarre beherrschen. Sah er denn nicht, dass es vor kurzem erst geschlüpft war?

Enton fühlte seinen Körper erzittern und die Kälte, die sich in seine Knochen hineinzog. Eigentlich wollte es in seinem Unterschlupf bleiben, doch manchmal lockte der Hunger es hinaus. Meistens reichte es aus das Versteck bloß kurz zu verlassen und übriggebliebene Essensüberreste oder die letzten, kahlen Pflanzen aufzulesen, die bis zuletzt versuchten dem annäherenden Winter zu trotzen, doch diesmal gab der Wald nichts mehr her und der Dezember zog ins Land ein. Enton hätte sich bereits auf den Winter vorbereiten und eine Fettschicht anlegen sollen, doch sein Magen grummelte immer lauter und die Kälte wurde durchdringender und durchdringender und der Hunger zog das hässliche Entlein hinunter zu den Lichtern, den Düften und dem Trubel der nächstgrößten Stadt.

"Zu wem gehörst denn du?", hörte er die freundliche Stimme eines jungen Mannes und es dauerte einen Moment, bis Enton verstand, dass sie ihm galt. Es wich ein wenig zurück, ein bisschen skeptisch, ein bisschen fragend.

"Bist du alleine hier?"

Zögernd ging der Mensch in die Hocke und hielt ihm eine offene Hand hin. Enton suchte seinen Blick und legte fragend den Kopf schief und allmählich, ganz langsam, ging es auf den jungen Mann zu und ließ sich am Kopf berühren. Das Gefühl war neu, doch gar nicht so übel. Die Hand des Menschen wuschelte über den schwarzen, kleinen Federschmuck an seinem Kopf und sein kurzes, aber nun struppiges Gefieder.

"Du gehörst zu niemanden, oder? Du bist ja ziemlich scheu und du siehst ein wenig abgemagert aus."

Hinter dem Mann trat ein Glumanda hervor und lief aufgeregt auf den womöglich neuen Freund hin. Enton und Glumanda beäugten sich kurz, aber es verlor rasch die Scheu, als es die Gutmütigkeit in dessen Augen sah. Die Feuerechse sah, dass das Entlein zitterte und bot ihm an sich an seiner Flamme zu wärmen. Ein bisschen Wärme zog in Entons Knochen ein und sein Gefieder erwärmte sich an der wohlig warmen Flamme, als würde das Entlein nun einen eigenen Mantel tragen, der ihn vor der Kälte des Winters schützte.

"Ihr bleibt kurz hier", wies der Mensch seinen Pokemonpartner an und stellte sich erneut bei einem Verkaufsstand an.

Vielleicht... ja vielleicht lag es doch nicht an Enton selbst, dass sein Trainer stets so streng und abweisend zu ihm war? Es dachte, es müsste doch einen Grund geben, wieso alle anderen Pokemon geliebt wurden, doch das hässliche Entlein sowas nie erfuhren durfte. Vielleicht lag es doch an seinem ehemaligen Menschen, denn dieser hier war freundlich zu ihm.

Das Glumanda schlang die kleinen Ärmchen um Enton und passte immerzu auf, dass es sich nicht an seiner Flamme verbrannte, es jedoch immer noch wärmte und ihm Geborgenheit und Schutz bot.

Nach einigen Minuten kam der Mensch mit zwei Schüsseln in der Hand zurück und kniete sich zu den Pokemon hinunter. "Hier, heute gibt es etwas ganz Besonderes für euch. Wir wollen unseren neuen Freund bei uns begrüßen."

Und Enton hatte noch nie etwas so Leckeres fressen dürfen, eine warme Suppe für Pokemon, die es von innen heraus weiter aufwärmte und neue Energie gab, und für später wurde ihm eine Leckerei versprochen. Eine Leckerei... wie so etwas wohl schmeckte? Enton konnte es sich gar nicht vorstellen.

"Du bist ein sehr süßes Enton", sagte der Mensch lächelnd zu dem hässlichen Entlein. "Du bist noch ein ziemlich junges Küken, oder? Hast du denn niemanden? Dann komm mit mir und Glumanda. Wir sind erst seit Herbst auf Reisen, aber wir können zusammen wachsen und trainieren und eines Tages wirst du ein wundervolles Entoron."

Bestimmt, dachte Enton, war es nicht an ihm gelegen, dass sein ehemaliger Trainer so abweisend gewesen war, und heute war ihm ein kleines Weihnachtswunder widerfahren. Bei diesem Menschen würde es bleiben und sie würden zusammen stärker werden.

Für cheesus christ

Das Lied des Vogels

Sie erwachte noch, bevor sie sich für die Arbeit fertig machen musste. Das brachte sie erst einmal zum Grübeln. Was nur hatte sie aufgeweckt, sie, die sonst jede kostbare Minute nutzte, um sich nochmals umzudrehen und weiterzuschlafen? Da! Da war es erneut. Und nun, nicht mehr im Halbschlaf, realisierte die Person die Ursache dafür. „Das muss ein Vogel sein“, murmelte sie, erhob sich vom Bett und balancierte über verschiedene Häufchen, die sich am Boden angesammelt hatten. Haufen voll Wäsche, Blätter und Stiften, kreuz und quer über den Raum verteilt. Aufräumen und Ordnung halten zählten nicht gerade zu ihrer Stärke. Dennoch war dies keine faule Person, im Gegenteil, sie konnte sehr fleißig und leidenschaftlich sein, wenn sie sich erst einmal für etwas interessierte.

Beispielsweise gehörte das Zeichnen dazu. Ihre Lieblingsmotive waren Dinosaurier und Vögel. Besonders die gefiederten Tierchen hatten es ihr angetan. Sie bewunderte sie für die Gabe, überallhin fliegen zu können, wo sie wollten, frei zu sein und sich nicht zwingend an einen Ort binden zu müssen, sofern das Klima ihren Arten entsprach.

Sie stolperte über eine Kiste mit Aquarellfarben und fluchte leise. Vielleicht sollte sie sich doch mal aufraffen und das Chaos beseitigen. Aber vor allem dann, wenn sie erst einmal loszeichnete, pfiff sie gerne darauf, wie ihre Umgebung aussah und versank wortwörtlich in ihren Bildern, darauf bedacht, diese so perfekt wie möglich zu machen. Endlich war sie am Fenster angekommen und öffnete dies ganz vorsichtig, falls sich auf dem äußeren Fensterbrett ein Vogel befand. Tatsächlich lag dort ein kleines Wesen, das sich auf dem zweiten Blick als Flemmli herausstellte.

„Na du“, flüsterte sie, um es sich nicht zu erschrecken und überlegte. Es schien sich nicht mehr um ein Baby zu halten, sondern ein etwas größeres Flemmli, sodass es kein Risiko zu sein schien, wenn sie es hochnahm, wie sie es nun tat. Da bemerkte sie, dass die Laute, wenngleich sie entfernt einem Lied ähnelten, die das kükenähnliche Wesen von sich gegeben hatte, eine Art Hilferuf gewesen sein mussten. Es war unter einem seiner Flügel verletzt.

„Das haben wir gleich“, sagte sie sanft und trug das zierliche Pokémon ins Innere ihrer Wohnung. Sie verließ ihr Schlafzimmer und eilte, während sie beruhigend auf das Flemmli einsprach, in die Küche. Auf einem sauberen Geschirrtuch bettete sie es und holte schließlich den Erste-Hilfe-Koffer hervor, der sich in einem Schrank neben der Geschirrspülmaschine befand. Eine solche Situation erlebte sie nicht zum ersten Mal. Zwar landeten verletzte Vögel – oder Pokémon – nicht gerade jeden Tag buchstäblich vor ihr und sie wusste auch nicht, wie das Flemmli auf das Fensterbrett gelangt war - konnte diese Pokémon-Rasse schließlich nicht fliegen. Aber im Grunde war dies alles auch nicht von Belang. Wichtig dagegen war, dass sie durch ihre Liebe zu Vögel und ihrer aufmerksamen Art inzwischen recht bewandert darin war, ihnen zu helfen sollte es nötig sein. Mit geübten Handgriffen hatte sie den Flügel begutachtet und verarztet. „Zum Schluss noch ein Supertrank und dann geht es dir gewiss in wenigen Tagen bald wieder besser“, versprach sie dem orangen Pokémon, welches die Prozedur erstaunlich geduldig über sich hatte ergehen lassen. Nun schaute es sie mit seinen kugelrunden Augen an. „Ja, es tut mir leid, du wirst dich noch etwas schonen müssen. Aber keine Sorge, es wird nicht lange dauern, dann kannst du wieder munter mit deinen Freunden spielen.“

Sie war sich stolz des Hahnes bewusst, der neben ihr herlief und erhielt wie so oft bewundernde Blicke dafür, dass das Lohgock ausgerechnet zu ihr gehörte, der zierlichen, in sich gekehrten Person, die eigentlich nur beim Zeichnen richtig aufblühte oder wenn es um ihre Lieblingsthemen ging. Zu diesen hatten sich seit einiger Zeit auch die Pokémon-Pflege und das Austragen von Kämpfen dazugesellt. Verantwortlich dafür war niemand anderes als jenes Flemmli, das sie damals mit seinen kläglichen Rufen aufgeweckt und welches sie gesund gepflegt hatte. Nachdem es eigentlich hätte gehen können, hatte das Pokémon es vorgezogen, bei ihr zu bleiben. Auch wenn dies ihren Alltag manchmal recht turbulent gestaltet hatte, war sie dennoch sehr dankbar über diese Fügung des Schicksals und genoss das Leben mit dem Lohgock. Zwar würde sie niemals in Arenen oder gar der Pokémon-Liga antreten, aber sie hatte großen Spaß daran, ihrem Lohgock zuzusehen, wie es immer stärker wurde. Selbst eine Mega-Entwicklung war ihm schon dank der engen Freundschaft gelungen, die sie miteinander verband – und dank des nicht zu unterschätzenden Lohgocknits. Allerdings verblieb es meistens in seiner normalen Form, und so hatte sie es auch am liebsten. Auch heute hatten sie den ein oder anderen Kampf gegen andere Trainer*innen ausgetragen und gingen nun frohen Mutes, aber etwas erschöpft, nach Hause.

Sie betraten das einst chaotische Schlafzimmer, welches mittlerweile stets geordnet hergerichtet war. Lohgocks Abneigung gegen Unordnung hatte sich schon bemerkbar gemacht, als es noch ein kleines Flemmli gewesen war, weshalb sie begonnen hatte, jegliche Gegenstände sofort nach der Verwendung wegzupacken. Als das Pokémon älter wurde, hatte es diese Aufgabe übernommen.

Nun zeichnete sie an dem Motiv weiter, welches sie die letzten Tage beschäftigt hatte: Ein Bild von ihrem Lohgock und sie selbst. Hier, ein Pinselstrich, da ein Pinselstrich. Und nun trocknen lassen. Lächelnd betrachtete sie ihre Arbeit. Lohgock, das ihr Tun die ganze Zeit still beobachtet hatte, begann mit kraftvoller Stimme ein Lied zu singen. Es waren keine Wörter und kein einfaches Piepsen eines Vogels. Vielmehr schienen die Töne, die es entsandte, eine beinahe magische Kraft zu besitzen und erfüllten ihr Herz.

„Wo stünden wir nun beide, wenn du mich damals nicht mit deinen Lauten gerufen hättest?“, fragte sie und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Lohgock ließ sie nicht aus den Augen und sang voller Insbrunst weiter. Als Lohgock nach einer ganzen Weile verstummt war, sprach sie erneut. „Deine Stimme mag anders klingen als damals, dennoch wird sie uns für immer zusammenführen.“

An Cheesus Christ

Willi00 · 24. Dezember 2021

Für Noxa kam ein Geschenk am heiligen Abend herein!

Für Noxa

In diesem Sinne wünsche ich allen eine Frohe und Besinnliche Weihnachtszeit!

Cloudstripe · 25. Dezember 2021

Botogel der Weihnachtsbote hatte dieses Jahr so viel zu tun, dass das Geschenk für Raichu-chan etwas verspätet am 1. Weihnachtstag ankam.

Für Raichu-chan

Shiralya · 25. Dezember 2021

Mit der Beschwerung kam auch noch ein Geschenk für Tragosso an!

Für Tragosso

Es war der erste Schnee, den Tragosso miterlebte.

Schon seit ein paar Tagen war es bitterkalt gewesen, doch diesmal reichte es, dass die dicken, weißen Flocken durch die Lüfte flogen. Bei der ersten hatte es sich schnell in den Schutz eines Baumes zurückgezogen. Als Bodenpokémon war ihm Regen höchst zuwider, sodass es bei den ersten Anzeichen Schutz davor suchte. Noch lieber hätte es natürlich einen Felsvorsprung oder eine ausgegrabene Höhle gehabt, aber selbst der kahle Baum war besser als nichts. Er mochte es nicht, wie die kleinen Tropfen seine Haut wie Nadeln trafen oder wenn sie die Erde aufweichten, bis er von einem Meer aus rutschigem Match umgeben war.

Doch dieses Mal war es anders. Misstrauisch beäugte es die Kristalle, die wie kleine Wolken durch die Luft schwebten, bis sie auf den Boden fielen. Langsam lösten sie sich dort auf, verschmolzen mit dem Boden wie ganz normale Tropfen. Erst waren es nur ein paar gewesen und es hatte ihnen ganz leicht mit den Augen folgen können, doch in wenigen Sekunden hatten sie sich so sehr vervielfacht, dass sie nicht mehr zählbar waren.

Zuerst war Tragosso nur ein stummer Beobachter, bis es sich mit vorsichtigen Schritten an den Rand des kleinen Kreises wagte, wo die Äste und der Stamm die Flocken ferngehalten hatten. Mittlerweile war der Schnee liegen geblieben und bildete eine dünne Schicht auf der dunklen Erde und dem herumliegenden Laub, das die Bäume schon vor Wochen abgeworfen hatten. Tragosso umschlang den Knochen in seiner Hand fester und stupste damit den Bodenbelag an. Er ließ sich ganz einfach auseinander schieben und für einen Moment fand es sogar Gefallen daran, Linien und Schnörkel in die weiße Decke einzugravieren. Tragosso liebte es, sich darin zu verewigen - bis es sich umdrehte und bemerkte, dass die ersten Krakeleien bereits wieder zu verschwinden drohten, verdeckt durch eine neue Lage des gefrorenen Wassers.

Erschrocken blickte es zum grauen Himmel, doch sein Blick kam nicht weit, weil die Flocken nun so dicht fielen, dass es nicht mehr als sie erkennen konnte. Es war so beschäftigt gewesen, dass es kaum gemerkt hatte, wie sie sich auf seinem Schädel und seinen Schultern niedergelassen hatte, von denen es sie nun schüttelte. Nun, da es den Kopf nach oben reckte, fielen sie sogar zwischen die Aussparungen in seine Augen und es musste blinzeln, um das Gefühl eines Fremdkörpers loszuwerden.

Wütend schüttelte es seinen Kopf und trat halb gehend, halb taumelnd den Rückzug zu seiner temporären Basis an. Zurück in dem hohlen Baumstamm, rollte es sich zusammen und blickte durch den Spalt nach draußen. Das alles war ihm wirklich nicht geheuer. Jetzt war der Schneefall sogar so dicht, dass es kaum noch etwas erkennen konnte. Die Flocken schienen direkt vor seiner Nase zu Boden zu gehen und so schaute Tragosso ihnen einfach nur zu. Es hatte etwas Beruhigendes, fast schon Melancholisches, auch wenn es den Grund nicht benennen konnte. Vielleicht waren es die Farben, dieses Gemisch aus Weiß und Braun, das ihn an seine Mutter erinnerte.

Langsam griff es nach dem Schädel auf seinem Kopf und strich mit seiner Pfote darüber. Es war ein komisches Gefühl, ihn zu tragen, obwohl es schon ein paar Monde her war, seit es diesen bekommen hatte. Tragosso zog es vor, nicht zu lange darüber nachzudenken, bevor die Trauer ihn erneut überwältigte, doch in solchen Momenten konnte er seinen Erinnerungen nicht mehr entfliehen. Fest umschlang es den Knochen, den seine Mutter ihm kurz nach seiner Geburt geschenkt hatte, wie manch anderer ein Kuscheltier, während kleine Tropfen über seine Wangen liefen, die nichts mit dem Schneefall zu tun hatten.

Tragosso hatte schon lange aufgehört, die Kälte um sich zu spüren. Unwissend war es in ein Gebiet hineingelaufen, das nicht zu dem Lebensraum seiner Spezies gehörte, und hatte dann den Preis dafür gezahlt. Sein Körper, besonders der eines Jungtieres, war nicht darauf ausgelegt, solch einem Wetter zu trotzen.

Doch das kleine Pokémon wusste nichts davon, und so hatte es auch keine Ahnung, was es bedeutete, als es plötzlich von dieser Wärme umgeben war. Sein erster Gedanke war seine Mutter und instinktiv kuschelte es sich näher, doch merkte schnell, dass es immer noch der kalte, leblose Knochen in seiner Pfote war, an dem es sich festhielt.

Langsam öffnete es die Augen, die Lider schwerfällig von Müdigkeit und geradezu gefroren von den eisigen Temperaturen. Es war dunkel und mühsam drehte es sich herum, in einem Versuch, sich zu orientieren. Es wurde von etwas umgeben, was viel weicher und wärmer war als das knochige Holz des Baumstammes. Überhaupt war es nicht der harte Erdboden, auf dem es sich befand. Die Welt schien sich zu bewegen, auch wenn es geradezu das Gefühl hatte zu schweben. Tragosso konnte sich absolut keinen Reim darauf machen, während es mit den Armen und Beinen strampelte in einem Versuch, sich freizukämpfen.

Plötzlich kam Licht ins Dunkel, ein geradezu gleißend heller Schein, der es blinzeln ließ. Nur langsam konnte es über sich eine Art unförmige Kugel sehen, die sich als der Kopf eines Pokémons erwies. Es hatte gelbe Hörner, spitz zulaufend wie Blätter, und einen schwarzen Streifen auf einem Kopf, der hart genug aussah, um Steine zu zerstören. Der Rest seines Körpers war so braun wie der von Tragosso, auch wenn es nicht wie ein Bodenpokémon wirkte.

“Hab keine Angst”, sprach es langsam und einen Moment später tauchten seine massiven Arme am Rand von Tragossos Sichtfeld auf. An ihren Enden befanden sich je drei weiße Klauen.

Tragosso blieb wie versteinert und schloss reflexartig die Augen. Es sog die Luft ein, als es berührt wurde, doch die Klauen erwiesen sich als überraschend sanft. Ein Ruck ging durch seinen Körper, aber so leicht, dass es keinesfalls unangenehm war. Dann wurde es hochgehoben und sein Herz machte einen Hüpfer. Das war ihm nicht mehr passiert, seit seine Mutter es damals in seinen Kindheitstagen mit ihm gemacht hatte. Seine Welt drehte sich, bis es wieder abgesetzt wurde. Diesmal wurde ihm auch klar, wo es sich befand. Das fremde Pokémon verfügte über eine Art Bauchtasche, in dem es das Kleine durch die Gegend trug. Über dessen Rand konnte Tragosso nun durch den Wald sehen.

Es hatte aufgehört zu schneien, doch statt der vertrauten Mischung aus Braun und vereinzeltem Grün und Orange war nun alles in Weiß getaucht. Der Schnee machte ein knarzendes Geräusch unter den massiven Pfoten und Tragosso war dankbar, dass es nicht seine eigenen waren, die mit der eiskalten Oberfläche in Kontakt kamen. Allein der Gedanke schüttelte es vor Kälte. Da blieb es doch lieber in diesem warmen Beutel und ließ sich herumtragen.

Als hätte das andere Pokémon seine Gedanken gelesen, beugte es sich erneut herunter und sagte: “Ich bin übrigens Kangama. Ich konnte dich nicht einfach zurücklassen, als ich dich unter dem Baumstamm gesehen habe. Ich schätze, wir wurden wohl beide von dem Wintereinbruch überrascht, hm?”, fragte es mit einem leichten Lächeln.

Tragosso konnte nur stumm nicken. Es hatte mehrere Pokémon dieses Phänomen von der großen, langen Kälte beschreiben hören, doch es hatte sich nicht einmal im Traum vorgestellt, dass es so aussehen würde.

“Also, wo soll es hingehen? Mir macht die Kälte nicht allzu viel aus, da kann ich dich gerne nach Hause bringen.”

Tragosso drehte sich um, weg von der Landschaft, und schaute nach oben in die roten Augen des Tieres. Erneut fühlte es die Tränen aufsteigen und drückte seinen Knochen an sich, um mit zittriger Stimme die Worte herauszubringen: “Ich weiß nicht, wo ich hin soll.”

Kangamas Blick wurde weich, eine Mischung aus Mitleid und Fürsorge, und es war genug, dass der kleine Damm in Tragosso brach und es seinen Kopf gegen Kangamas Körper presste, damit es seine Tränen nicht sehen konnte.

“Ist ja gut”, redete dieses sanft auf es ein und strich ihm beruhigend über den Kopf. “Wenn du magst, kannst du in meinem Beutel bleiben. Da ist mehr als genug Platz für dich. Dann fühlt er sich auch nicht so leer an.”

Tragosso wusste nicht, warum die Stimme bei den letzten Worten so klang, als würde es sein Herz brechen, aber es war genug, um sich wieder zusammenzurollen, geborgen im Schutz des fremden und doch so vertrauten Pokémon.

Nachwort

Willi00 · 25. Dezember 2021

Auch für Shiralya traf noch ein Geschenk ein!

Für Shiralya

Shiralya · 27. Dezember 2021

Verloren im Schornstein wurde noch ein Weihnachtsgeschenk für @xEbony gefunden!

Für xEbony

Schneeflocken von Gasara auf Deviantart

Cloudstripe · 1. Januar 2022

Etwas verspätet bekommt @Ravyn auch ein Wichtelgeschenk.

Für Ravyn

Hallo Ravyn,

ich hoffe, du hattest eine besinnliche, stressfreie Weihnachtszeit und bist gut ins neue Jahr gekommen!

Nachdem ich deinen Wichtelpost gelesen hatte, wusste ich lange Zeit nicht so recht, was für ein Geschenk ich dir machen möchte. Schließlich ist meine Wahl dann auf eine kleine Geschichte gefallen, die durch "Assassin's Creed Syndicate" inspiriert wurde. Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich dich ins Viktorianische Zeitalter entführt habe und dass dir dein Wichtelgeschenk gefällt. Ich habe selbst vor ein paar Jahren das Spiel gespielt, was in dem Fall der Strohhalm war, an den ich mich beim Schreiben der Geschichte geklammert habe. Wir haben im Forum nicht viel miteinander zu tun, aber vielleicht kommst du ja dennoch darauf, wer ich bin.

Liebe Grüße

Dein Wichtel

Der Morgen war noch nicht einmal angebrochen und nicht das leiseste Zwitschern eines Vogels zu vernehmen, doch das Surren der Spinning Mule und das Schnaufen der Dampfmaschinen waren für Jacob und Ravyn durch die Dachluken der Textilfabrik kaum zu überhören. Ravyn wagte einen Blick in das mehrstöckige Gebäude hinein. Ein stämmiger Kerl schraubte an einer der vielen Maschinen, die im Gegensatz zu ihren Brüdern und Schwestern regungslos verharrte und lediglich hin und wieder ein leises Quietschen von sich gab. Die Schatten kleiner Kinderkörper huschten über die Wände, die durch vernietete Metallstreben unterteilt waren. Es herrschte ein reges Treiben in Mr. Gladstones ertragreichster Produktionshalle. Ein paar Jungs schoben einen Wagen voll Baumwolle zum hinteren Ende der Fabrik, während andere, die von ihren eigenen Eltern durch ihre verrußten Gesichter wohl kaum erkannt worden wären, Kohle in Eimer schaufelten. Ravyns Blick schweifte weiter vom Hauptkorridor der untersten Etage zu den Spinnmaschinen, die sich an den Seiten aufreihten. Es sprengte ihre Vorstellungskraft, dass diese Apparate bis zu 1000 Spindeln tragen können sollten, wie ihr vor kurzem zu Ohren kam. Die Reckwalzen gaben klagende Laute von sich, während die Spinner sie bewegten, doch die Kinder ertrugen die Last der Arbeit ohne Weh und Aber. Zwischen ein paar der Maschinen standen Jungen und Mädchen von schätzungsweise fünf, vielleicht auch sechs Jahren – Ravyn war sich aufgrund der schwachen Beleuchtung der Arbeitsstätte und der großen Entfernung nicht so sicher. Eine der Maschinen geriet ins Stocken und ein Spinner rief eines der Mädchen mit einem Pfiff zu sich. Geschwind verschwand es unter den Wollfäden, um diese mit ihren kleinen Fingern routiniert zu entwirren. Doch die Bindfäden schienen an diesem Tag widerspenstig und so rissen Dutzende entzwei.

Da fing der Spinner vor Wut an zu brüllen und übergoss das arme Kind mit einem Schwall von Flüchen und Schimpfwörtern, die trotz des Lärms der Dampfmaschinen im gesamten Gebäude zu hören waren und bis in die oberen Etagen widerhallten. Ravyn hatte genug gesehen und gehört und schlüpfte lautlos durch die Luke ins Innere. Jacob tat es ihr gleich. Während sie über einen Querbalken der Fabrik balancierte, öffnete sich unter ihr schwungvoll die Tür eines Büros, aus der mit hochrotem Kopf ein gut genährter Mann polterte. Es erstaunte sie mit welcher Schnelligkeit dieser die eiserne Treppe hinuntereilte und geradewegs auf die Spinning Mule des fluchenden Spinners zusteuerte. Im nächsten Moment griff er schon nach einem der Beine des Mädchens, zog es unter der Maschine hervor und schlug mit einem Stock, den er fest mit der anderen Hand umklammerte, auf das arme Geschöpf ein.

Doch plötzlich wurde die Szenerie in eine Rauchwolke gehüllt, die die Sicht auf das Geschehen vollkommen vernebelte. Lediglich ein leises Knacken entwich aus ihr, gefolgt von dem dumpfen Geräusch eines schweren Körpers, der zu Boden sackte. Als der Rauch sich langsam legte, war das kleine Mädchen spurlos verschwunden und der Spinner beim Anblick des Fleischklops, der eben noch puterrot schien und nun langsam auf dem staubigen Boden einen blasseren Farbton annahm, vor Schreck verstummt. Weder ihm noch den Arbeitern drum herum blieb viel Zeit, um die Situation zu erfassen, denn eine der Dampfmaschinen im hinteren Bereich, die von Jacob manipuliert wurde, begann völlig enthemmt zu scheppern. Die drohende Dampfkesselexplosion versetzte die Arbeiter in Panik, die zum großen Schiebetor an der Vorderseite eilten und dieses mit vereinter Kraft in Bewegung setzten. „Hoffentlich ist Evie nicht zu spät“, dachte Ravyn, während sie mit dem kleinen Mädchen auf dem Arm über das Metallgerüst in Richtung Jacob hinwegeilte, der bereits damit begonnen hatte, Kinder durch einen unscheinbaren Nebenausgang aus der Fabrik zu geleiten.

Nachdem Jacob durch die Tür verschwunden war, trat auch Ravyn ins Freie und setzte das Mädchen zu Boden, das sofort den anderen Kindern hinterhereilte und im Morgengrauen der Stadt in einer der vielen Nebenstraßen verschwand. Vom Vorplatz der Fabrik war währenddessen ein ohrenbetäubender Lärm zu hören. Jacob und Ravyn liefen der Geräuschkulisse entgegen und wagten einen Blick durch einen Spalt des Bretterverschlags, der den Vorplatz umgab. Der Anblick, der sich den Beiden bot, glich einem Tumult. Menschen prügelten mit Holzlatten, Eisenstangen oder ihren bloßen Fäusten aufeinander ein, wälzten sich ineinander verkeilt am Boden oder vergruben ihre Kontrahenten im Schwitzkasten. Jacobs Blick glitt die gegenüberliegende Häuserfassade nach oben und fokussierte eine Gestalt, die von der Dachspitze das Treiben beobachtete. „Hat Evie es also doch noch geschafft, die Iren aufzustacheln und zur Fabrik zu lotsen.“ – „Wenn Mr. Gladstone erfährt, was hier diesen Morgen passiert ist, wird er einen gehörigen Tobsuchtsanfall bekommen.“ Ravyn legte ihre Hand auf Jacobs Schulter. „Komm, lass uns gehen. Es gibt noch viel zu tun.“ Bevor sie sich umdrehten, war Evies Schatten schon hinter einem Schornstein verschwunden.

Fanwork-Wichteln 2021: Geschenke-Topic

Rusalka 2. Januar 2022

Rusalka 27. Januar 2022