Neurodiversität

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  • Ich habe eure Beiträge mal hier hin verlegt, danke an der Stelle an Alaiya für den Hinweis, dass es sich bei Autismus nicht um eine psychische Krankheit handelt.


    Generell wäre ich eher für einen Ansatz, Autismus mehr in der Gesellschaft zu integrieren und nicht zu „heilen“. Ich bin allerdings nicht selbst von Autismus betroffen, da können Betroffene bestimmt mehr darüber erzählen.

    « I might not be able to decide whether the road is easy or not,

    but whether I walk it is entirely up to me. »


  • Ich verstehe hier jetzt Medeias Standpunkt nicht, bzw. was Teil der Zusammenfassung und was die eigene Meinung ist. Oder ob es nur eine Zusammenfassung ist.

    Jedenfalls ist der Artikel kaum aussagekräftig und sogar etwas irreführend.

    Das verlinkte Paper im Artikel ignoriert auch Sakulchits Paper, das übrigens über Studien mit Kindern (nicht mit Mäusen wie in dem Artikel) berichtet und aufzeigt, dass es bisher keine Evidenzen, die für diese Art von Therapie sprechen, gibt.


    Damit hat sich mMn. die Diskussion zum Artikel für mich erübrigt.

    Falls das jetzt eine Diskussion Richtung Eugenik werden soll, bin ich raus, da es imo hier nicht wirklich was zu diskutieren gibt.

    Leben und leben lassen.

  • Yay. Eugenik.


    Als Autist hasse ich nichts mehr, als die Versuche Autismus zu heilen. Es ist nichts falsch daran, autistisch zu sein.


    Autismus ist übrigens keine psychische Krankheit.



    Das hatte ich mir auch schon gedacht als ich die News las, für Ableisten wird dies jedoch natürlich als "toller" wissenschaftlicher Fortschritt verkauft, weil Neurodiversitäten wie Autismus ja sowas schlimmes seien was unbedingt wegtherapiert / durch Genmanipulation beseitigt gehöre.


    PS: Danke, dass mein vorheriger Post mit den News ins richtige Thema verschoben wurde, hatte nach einem Neurodiversität Thema gesucht und es nicht gesehen und ins allgemeine Newsthema wollte ich es auch nicht verfrachten.




    Es war eine Zusammenfassung des englischen Artikels, kein eigener Standpunkt, hatte das gepostet um das Thema wiederzubeleben und kenne mich mit dem Thema selbst nicht gut genug aus im Gegensatz zu anderen Menschen in diesem Forum die teilweise selbst Neurodivers sind.

  • Yay. Eugenik.


    Als Autist hasse ich nichts mehr, als die Versuche Autismus zu heilen. Es ist nichts falsch daran, autistisch zu sein.


    Autismus ist übrigens keine psychische Krankheit.

    Ja. -_-

    Und Autism Speaks lässt auch grüßen, die freuen sich bestimmt drüber.


    Was traurig ist, dass selbst neurodiverse Menschen selbst das so lange eingetrichtert bekommen haben, bis sie es selbst glauben. Like... nein, ich nehm keine Medikamente "gegen mein ADHS", weil meine Hirnchemie vollkommen normal und nunmal so gewired ist. Man nimmt solche Medikamente, wenn man sich dazu entscheidet, dann anderen Menschen und dem gesellschaftlichen Rhythmus etc. besser anzupassen.


    Und ist schlimm wie man untereinander angegangen wird, dann hat man "Mode-ADHS/Autismus", weil man sagt, dass man im Alltag eigentlich gut mit anderen Leuten zurechtkommt und sie selbst es nicht tun, oder weil die Medien dieses Klischee eingetrichtert haben.

    Waren halt vor allem ein paar Männer mit Autismus, die meinten "hey, ich entspreche diesem weit verbreiteten Klischee (like, ich mag nur Technik und hasse andere Menschen und schauen auf jeden Einzelnen für Kleinigkeiten herab... es gibt diese Leute halt auch) und wenn du es nicht tust und normal ausgeprägte Empathie hast und Freund*innen, lügst du! / Neurodiverse Menschen sind nicht ambi- oder extrovertiert!" Halt... ja, es ist halt vor allem Neid, kommt mir vor und hätten gerne auch gute Freundschaften und so, auch wenn sie behaupten es wäre nicht so.


    Dann ist da das Ding, dass neurodiverse Menschen keine schlechteren Social Skills besitzen und nicht weniger Empathie by default, wie häufig behauptet wird. Die Empathie ist mehr kognitiv ausgerichtet und der (bevorzugte) Kommunikationsweg ist anders.

    Natürlich kann man sich allerdings auch an andere anpassen und diese verstehen. Da man halt ein Mensch ist, der lernt. Duh. Nur weil man als Kind und junger Teenager zum Beispiel zb. so manchen Subtext schlecht verstanden hat, heißt es nicht, dass man es nicht einfach in den Jahren darauf gelernt hat ... und ich meine Augenkontakt ist an sich auch unangenehm und all sowas, aber ich hab es mir von klein auf eben beigebracht.


    Da kann man sagen, dass Masking falsch wäre, aber bis zu einem gewissen Grad passiert das eben auch auf natürlichem Weg, weil man immer andere Menschen beobachtet und sich bis zu einem gewissen Grad davon beeinflussen lässt. Wenn du nun wissen willst, was die Person mit einer gewissen Aussage gemeint hat, lernst du das mit der Zeit natürlich besser zu verstehen.

    Zudem sind zb. manche Tics und Verhaltensweisen, die ich als Kind hatte, auch störend für die Konzentration der anderen in der Klasse gewesen und die müssen sich natürlich genauso konzentrieren können, also hab ich dann zb. begonnen an einem Haarring an meinem Handgelenk zu drehen oder an meinen Haaren gedreht und sowas.

  • Hat btw jemand einen Link zu Sakulchits kompletten Paper? Wäre ganz nice für mich als Argument für einen Post in einem anderen englischsprachigen Forum wo dieser Artikel bzw. diese Studie gepostet wurde und finde gerade nichts auf die Schnelle via Google Suche.

    Ja ich meine... das Problem liegt an sich schon darin, dass diese Versuche autistische Menschen "heilen" zu wollen überhaupt durchgeführt wurden.

  • Ich meine klar, wäre es jetzt wirklich eine Krankheit wäre es ja löblich dass man in der Hinsicht versucht zu helfen. Aber da scheitert es ja schon, es ist keine Krankheit und die Menschen (korrigiert mich wenn ich falsch liege aber so habe ich es bisher aufgefasst) wollen schlicht keine Heilung sondern leben normal damit. Die größten Hürden dürften hier sein dass es gesellschaftlich weiterhin als abnormal und krank eingestuft wird. „Du bist nicht in der Norm? Warte, ich heile dich!!“

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  • Aber schon interessant, dass man hier meint für jeden sprechen zu können. Wer berechtigt bzw. befähigt euch denn zu solchen Aussagen? :unsure:

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Aber schon interessant, dass man hier meint für jeden sprechen zu können. Wer berechtigt bzw. befähigt euch denn zu solchen Aussagen? :unsure:

    Auf welche Aussagen beziehst du dich denn hierbei? Das Autismus keine Krankheit ist? Dass man als betroffene Person nicht möchte, dass von einer "Heilung" die Rede ist wenn man selbst nicht an einer Krankheit leidet? Oder etwas anderes?


    Ich habe mich gerade aus der Neugier heraus ein wenig mit einer Online-Suche beschäftigt und auf Anhieb Berichte von mehreren Autisten gelesen, welche sich stark dafür einsetzen dass Autismus als solches nicht weiterhin als Krankheit angegeben werden soll, wenn es keine ist. Ebenso wollen sie nicht dass von einem "Leiden" gesprochen wird, wenn sie schlicht ihren Alltag bestreiten, der nur, vor allem im Hinblick auf die Kommunikation und den Umgang mit anderen Menschen, deutlich anstrengender ist als für andere.


    Wenn man sich das alles etwas durchliest, vor allem wo die Hürden im Alltag genau liegen, dann kommt das meist daher, dass es gesellschaftlich als "unnormal" eingestuft wird und als solches "behandelt" gehört. Dabei wäre doch ein anderer Ansatz viel sinnvoller: Die Awareness in der Bevölkerung dafür sensibilisieren damit weiterhin eine normale Integration von Autisten in den gesellschaftlichen Alltag gewährleistet wird, oder nicht?


    Das ist jetzt aber wie gesagt aus einer relativ kurzen Recherche entstanden und ich möchte mir nicht anmaßen im Namen von Betroffenen zu sprechen. Und das sind vor allem diejenigen, denen hier ein sehr großes "Recht zu sprechen" eingeräumt werden sollte.

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  • Hat btw jemand einen Link zu Sakulchits kompletten Paper? Wäre ganz nice für mich als Argument für einen Post in einem anderen englischsprachigen Forum wo dieser Artikel bzw. diese Studie gepostet wurde und finde gerade nichts auf die Schnelle via Google Suche.

    Hyperbaric oxygen therapy for children with autism spectrum disorder


    Falls das der Artikel ist, nach dem du gesucht hast. Weiß gerade auf die Schnelle nicht, ob das Paper mit einer Open Access-Lizenz versehen ist; falls du es nicht lesen kannst, gib mir einfach schnell Bescheid, dann schicke ich dir das Paper zu. Falls dich weitere Paper von Sakulchit interessieren, kann ich dir die ebenfalls zusenden.

  • Ich kann beide Seiten verstehen und finde es auch erstmal (!) nicht verwerflich, wenn man sich auch mit Autismus als Phänomen befasst und versucht Wege zu finden, wie man die Ausprägung verringern kann. Natürlich heißt das nicht, dass man jetzt jede autistische Person heilen muss, absolut nicht. Aber ich finde es nicht schlimm, die Option zumindest zu haben, falls autistische Personen sie möchten. Ich habe auch schon Autisten kennen gelernt, die extrem unter ihrer Ausprägung leiden und gerne nicht mehr autistisch wären. Genauso wie solche, die sich sehr wohl damit fühlen und sich darüber freuen, durch ihre Ausprägung zum Beispiel mehr Konzentration für Themen zu haben, die sie interessieren. Und zwischen beiden Seiten gibt es sicher auch noch eine Menge Abstufungen darin, wie autistische (oder generell neurodiverse) Personen mit ihren speziellen Ausprägungen klar kommen und wie sehr sie das an sich mögen.

    Ich weiß selbst, wie mies es ist, gesagt zu bekommen "Ja du hast da halt eine Neurodiversität, die bekommt man nicht weg, lern halt, damit klarzukommen". Und auch wenn ich meine für all die tollen Dinge, die ich davon habe, nicht weggeben würde, so leide ich doch auch unter all den negativen Aspekten. Und ich kann halt doch gut nachvollziehen, wenn jemand das nicht möchte oder die negativen Aspekte einfach extrem überwiegen. Wenn diese Personen dann die Option haben, ihre Ausprägung lindern zu können, sehe ich das durchaus als etwas Gutes an. Und wer es nicht will, der tut es nicht. Es wird erst dann verwerflich, wenn man es anfängt, Personen aufzuzwingen.

  • Was traurig ist, dass selbst neurodiverse Menschen selbst das so lange eingetrichtert bekommen haben, bis sie es selbst glauben. Like... nein, ich nehm keine Medikamente "gegen mein ADHS", weil meine Hirnchemie vollkommen normal und nunmal so gewired ist. Man nimmt solche Medikamente, wenn man sich dazu entscheidet, dann anderen Menschen und dem gesellschaftlichen Rhythmus etc. besser anzupassen.

    Mein jüngster Bruder ist Autist und das ist zwar jetzt schon viele Jahre her, aber es hat mir einfach nur das Herz gebrochen, als er behauptet hatte, dass er dumm sei (und das in dem Moment auch wirklich so gemeint hat), einfach weil er das so oft von anderen Kindern zu hören bekommen hat.

    Wenn diese Personen dann die Option haben, ihre Ausprägung lindern zu können, sehe ich das durchaus als etwas Gutes an. Und wer es nicht will, der tut es nicht. Es wird erst dann verwerflich, wenn man es anfängt, Personen aufzuzwingen.

    Es gibt halt aktuell sowieso schon ziemlich viel gesellschaftlichen Druck einfach der Norm zu entsprechen und zu funktionieren. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn es einen Weg geben würde, das "Problem" zu beseitigen und sich da dann von einzelnen Personen dagegen entschieden werden würde, der Druck noch viel stärker sein könnte.

    Was ich bei meinem eigenen Bruder mitbekommen habe ist, dass eine Menge Leidensdruck einfach daher kommt, von vielen nicht akzeptiert zu werden und dass wenig Rücksicht darauf genommen wird, wenn man einfach ein wenig anders funktioniert. Wenn wir eine offenere Gesellschaft hätten, in der ein Mensch nicht einfach nur an seiner Leistung beurteilt wird und mehr Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse genommen wird, würde das betroffenen vermutlich sehr viel Leid ersparen und ich halte das für einen sinnvolleren Ansatz, als nach Medikamenten oder Therapien zu suchen.

  • Ich kann beide Seiten verstehen und finde es auch erstmal (!) nicht verwerflich, wenn man sich auch mit Autismus als Phänomen befasst und versucht Wege zu finden, wie man die Ausprägung verringern kann. Natürlich heißt das nicht, dass man jetzt jede autistische Person heilen muss, absolut nicht. Aber ich finde es nicht schlimm, die Option zumindest zu haben, falls autistische Personen sie möchten. Ich habe auch schon Autisten kennen gelernt, die extrem unter ihrer Ausprägung leiden und gerne nicht mehr autistisch wären. Genauso wie solche, die sich sehr wohl damit fühlen und sich darüber freuen, durch ihre Ausprägung zum Beispiel mehr Konzentration für Themen zu haben, die sie interessieren. Und zwischen beiden Seiten gibt es sicher auch noch eine Menge Abstufungen darin, wie autistische (oder generell neurodiverse) Personen mit ihren speziellen Ausprägungen klar kommen und wie sehr sie das an sich mögen.

    Ich weiß selbst, wie mies es ist, gesagt zu bekommen "Ja du hast da halt eine Neurodiversität, die bekommt man nicht weg, lern halt, damit klarzukommen". Und auch wenn ich meine für all die tollen Dinge, die ich davon habe, nicht weggeben würde, so leide ich doch auch unter all den negativen Aspekten. Und ich kann halt doch gut nachvollziehen, wenn jemand das nicht möchte oder die negativen Aspekte einfach extrem überwiegen. Wenn diese Personen dann die Option haben, ihre Ausprägung lindern zu können, sehe ich das durchaus als etwas Gutes an. Und wer es nicht will, der tut es nicht. Es wird erst dann verwerflich, wenn man es anfängt, Personen aufzuzwingen.

    In der Theorie ja, aber da gibt es auch andere Therapieansätze, die eben eine praktische Orientierungshilfe im Alltag darstellen und den Leuten Strategien für sich mitgeben.

    Das Ding ist halt, dass all diese "Heilungsmethoden" mit ziemlich 100 % Sicherheit bereits, oder erst recht, an Kindern angewendet werden würden, die keine Wahl und kein Mitspracherecht haben. Das Ganze hört sich eher nach Conversiontherapie an, als nach allem anderen, mitsamt dem ausgeübten Druck von den Erwachsenen, "dass es endlich weggeht". Bei der Studie ist auch von Kindern als Versuchsteilnehmende die Rede, die sich bestimmt nicht freiwillig dort eingefunden haben.


    Ich finde auch diese "Autism Moms" online und die auch allgemein das lauteste Organ bei dem Thema sind, und so tun als wäre ihr Kind schwerbehindert und eine furchtbare Bürde, die ihnen auferlegt wurde. Inklusive der Horrorstories von "mein Kind ist jetzt schon erwachsen und aggressiv und greift jeden an und verletzt sich dauernd selbst" (dasselbe in himmelblau bei ADHS) und verbreiten die Angst, dass jeder autistische oder eben neurodiverse Mensch eine Gefahr wäre.

    ... dazu muss man noch sagen, dass es bei diesen Menschen nicht wirklich an Neurodiversität liegt, viele der "aggressiven Horrorbeispiele" wohl herausstellen, dass sie auch eine Intelligenzminderung und andere geistige Beeinträchtigungen haben, und dadurch dann weniger Selbstkontrolle besitzen.


    Das ist aber halt das Bild, das sich verbreitet und weswegen man neurodiversen Menschen oft die Entscheidungsfreiheiten abspricht. Deswegen erzähl ich halt auch sonst niemanden davon außer ein paar Leuten im Freundeskreis.

    Ein Kumpel hatte es schon, dass er beim Arzt begrüßt wurde vonwegen "Sie sind ja von ganz alleine hergekommen! Sie sind ja sehr selbstständig! :blush:" Einfach nur irks, kann man drauf verzichten wie ein Kind behandelt zu werden.

  • Ist ja schon die Wortwahl, die dann fällt: heilen und verbessern, statt einfach nur ändern. Dass Menschen dauernd irgendwas an sich ändern wollen oder an andere "Vorbilder" anpassen, ist ja per se nichts verwerfliches. Die ganze Sprache und Zielsetzung bei solchen Behandlungen geht aber in eine ableistische Richtung, wodurch sich Betroffene, vor allem wenn sie jung oder unsicher sind, berechtigterweise abgewertet fühlen. Gleichzeitig bestärken wir ja die Stigmata der Gesellschaft, dass da etwas geändert gehört. Warum leiden denn viele Betroffene? Weil wir als Gesellschaft nicht barrierefrei sind. Wir bauen Barrieren auf für alles, was von der erlernten Norm abweicht. Gesellschaft ist wandelbar und die Natur von Individuen auf Biegen und Brechen auf den jetzigen status quo von "so soll es sein" zu verändern, ist auch irgendwie sehr arrogant. Utopisch gesehen, wenn wir endlich mal ein diverses Menschenbild durchsetzen, dann leiden auch weniger Menschen darunter, dass die eigene Wahrnehmung mal von der Mehrheit abweicht. Wer dann noch immer sagt, man möchte eine Veränderung an sich vornehmen, dann ist das ja ein völlig anderer Kontext und jedem selber überlassen.


    In dem Sinne finde ich es also durchaus wichtig, dass man Menschen erforscht und Studien durchführt, um neue Erkenntnisse zu unseren Funktionen und Veränderungen (im Gehirn) zu erhalten (sofern freiwillig und ethisch akzeptabel natürlich), aber ich finde nicht, dass die Zielsetzung so abwertend sein darf. Am Ende soll einfach ein "Wenn man mit Hirn a macht, kommt b raus" werden und nicht "wenn man mit Hirn a macht, wird es besser".


    Ich bin nicht autistisch (also nicht dass ich wüsste), denke ich aber an andere soziale Situationen, bei der meine Wahrnehmung und Verarbeitung dieser merklich vom Rest abgewichen ist, dann wäre ich eigentlich zufrieden, wenn man mir deswegen keine Nachteile aufdrückt. Mich selber ändern würde ich nur wollen, wenn sich die Gesellschaft diesbezüglich nicht ändert und ich die Nachteile leid bin. Aber sonst ist mir über Jahre klar geworden, dass ich jetzt nicht per se falsch bin und anderen durch mein Verhalten schade, wenn sie nicht einfach "Standard" erwarten. Davon abgesehen bin ich als Pädagogin der festen Überzeugung, dass diverse Denkweisen und Wahrnehmungen immer gut sind für gemeinsame Entwicklung o/

  • Warum leiden denn viele Betroffene? Weil wir als Gesellschaft nicht barrierefrei sind. Wir bauen Barrieren auf für alles, was von der erlernten Norm abweicht. Gesellschaft ist wandelbar und die Natur von Individuen auf Biegen und Brechen auf den jetzigen status quo von "so soll es sein" zu verändern, ist auch irgendwie sehr arrogant. Utopisch gesehen, wenn wir endlich mal ein diverses Menschenbild durchsetzen, dann leiden auch weniger Menschen darunter, dass die eigene Wahrnehmung mal von der Mehrheit abweicht.

    Jein. Natürlich sind viele Hürden gesellschaftlich geprägt, aber manche entstehen einfach dadurch, dass man gewissen Situationen nicht ausweichen kann.

    Manche neurodiverse Menschen oder auch Leute mit Social Anxiety haben nun Probleme mit Menschenmassen und lauten Kulissen (ich nun nicht, mich stören Gerüche viel mehr), aber man kann halt nicht verlangen, dass sich die Welt an einen so sehr anpasst und man an öffentlichen Orten schweigt oä., da ist es mir auch wichtiger mich selbst, halt in einer angemessen Lautstärke, auszuleben und mit anderen zu reden, wenn man gemeinsam unterwegs ist ... das ist etwas, das ist dann halt so.

    Natürlich könnte man da nach Lösungen suchen, etwa Förderungen für Leute, die ungerne in einer Großstaft leben oder so, um in ländlichere Gebiete umzuziehen, aber für sowas muss man seine eigenen Strategien mitbringen / erlernen.


    Obwohl ich manchen Leuten im Sommer gerne Deos an den Kopf werfen würde, bzw. noch besser unter eine Dusche zerren, aber das ist was anderes lol. Aber ich bin halt sehr empfindlich bei Gerüchen, auch bei manchen Parfums, die eigentlich angenehm riechen sollen und nicht in Massen aufgetragen wurden. Ich kann aber nun nicht verlangen, dass andere aufhören diese Parfums zu tragen. Das würde ich für irgendeinen Random, der mir kurz mal über den Weg läuft oder sich neben mich setzt, nun auch nicht. Wenn man mit jemanden zusammenleben würde, wäre das dann etwas anderes.

  • Ich bin gerade wirklich sehr froh, dieses Topic gefunden zu haben. Zwar habe ich weder AD(H)S noch bin ich Autist, doch ich habe in der Berufsschule meinen Schwerpunkt auf ASS gelegt und werde darüber meine Abschlussarbeit schreiben, deshalb vielen Dank für die zahlreichen Beiträge, die meinen Wissensdurst stillen. Gerne würde ich eine Frage in die Diskussion mit einbeziehen. Vielleicht weiß jemand eine Antwort darauf, denn im Internet und seitens meiner Lehrkräfte konnte ich noch keine Informationen dazu bekommen.


    Für viele Personen mit ASS sind die TEACCH-Karten ja ein teilweise fester Bestandteil ihres Lebens. Jedoch hört man immer nur von Kindern, die auf diese Methode angewiesen sind, um sich Sicherheit in der Routine zu verschaffen. Weiß jemand eventuell, ob auch Jugendliche oder Erwachsene noch TEACCH verwenden, oder wird in der pädagogischen Arbeit irgendwann ein konsequenter Schlussstrich gezogen? Diese absolute "Verbannung" der Karten kann ich mir zwar nicht vorstellen, aber noch nie habe ich irgendwo was von Erwachsenen gelesen, die TEACCH nach der Kindheit weiterverwenden.



    Danke für eure Zeit.


    Natürlich könnte man da nach Lösungen suchen, etwa Förderungen für Leute, die ungerne in einer Großstaft leben oder so

    Tatsächlich gibt es sowas, was ich sehr begrüße. In teilstationären Einrichtungen, die sich beispielsweise auf Kinder- und Jugendhilfe spezialisiert haben, gibt es extra Angebote dafür. So kann ein Klient/ eine Klientin, der/die sich z.B. im ASS bewegt und sensitiv auf Lärm und Menschenmengen reagiert, von einer Fachkraft begleitet werden. Sowas ist nicht unüblich. Gerade bei Ausflügen in die Stadt oder abendlichen Heimfahrten von der Hilfeeinrichtung zur Familie sind Betreuer mit dabei. Man geht dann beispielsweise zusammen zum Bahnhof, fährt gemeinsam Zug und dann, wenn die Person sicher Zuhause angekommen ist, fährt man eben alleine wieder zur Einrichtung zurück. Sowas ist für den Klient/ die Klientin frei entscheidbar und wird oftmals anhand eines Hilfeplans etabliert.


    Persönlich finde ich es super, dass es solche Angebote gibt. Ich wusste nämlich auch nicht, dass sowas existiert. Schön, dass man somit zumindest ein bisschen Rücksicht auf die Personen, die beispielsweise social anxiety haben und dadurch gesellschaftlich eingeschränkt sind, nehmen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Sirius () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von rubyred mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Persönlich finde ich es super, dass es solche Angebote gibt. Ich wusste nämlich auch nicht, dass sowas existiert. Schön, dass man somit zumindest ein bisschen Rücksicht auf die Personen, die beispielsweise social anxiety haben und dadurch gesellschaftlich eingeschränkt sind, nehmen kann.

    Das kann eventuell bei social anxiety helfen, aber wie denn wegen dem Lärm? Also das soll jetzt nicht angreifend klingen, es interessiert mich wirklich, was die Wissenschaft dazu sagt.


    Ich kriege bei Lärm instant schlechte Laune, mein ganzer Körper schmerzt und will weg, egal ob Person X, die ich sehr mag, mit dabei ist oder nicht. Wenn ich nicht weggehe, kriege ich irgendwann alles nur noch gedämpft mit.


    Daher nutze ich fast ausschliesslich mein Auto, draussen immer meine NC Kopfhörer (oft auch ohne Musik) und wenn mir ein Raum zu laut wird, spreche ich entweder die Person an oder verziehe mich selber sonst wohin.

  • aber wie denn wegen dem Lärm? Also das soll jetzt nicht angreifend klingen, es interessiert mich wirklich, was die Wissenschaft dazu sagt.

    Ich denke, es geht hauptsächlich darum, dass die Person sich dadurch sicherer fühlt, wenn er/sie weiß, dass jemand da ist. So können auch potenzielle Panikattacken vermieden oder, sollte es doch so weit kommen, besser gemildert werden. Eventuell gibt es für Personen, die stark auf Lärm reagieren, auch spezielle Kopfhörer. Sowas hat sich zumindest in Schulen etabliert, dass Kinder, die bei Stillarbeit wirklich komplette Stille brauchen, eben solche Kopfhörer zur Verfügung gestellt bekommen.

  • Wir bauen Barrieren auf für alles, was von der erlernten Norm abweicht. Gesellschaft ist wandelbar und die Natur von Individuen auf Biegen und Brechen auf den jetzigen status quo von "so soll es sein" zu verändern, ist auch irgendwie sehr arrogant.

    Natürlich zwingt die Gesellschaft an vielen Stellen viele Menschen in ein Korsett und zwingt Leute nach festen Regeln zu funktionieren. Wer das nicht kann oder möchte, für den bedeutet das sehr viel Leid, Konflikt oder was auch immer. Das gilt bei vielen Dingen, die von der vermeintlichen Norm abweichen. Nicht nur Neurodiversität. Dem stimme ich natürlich allem zu.


    Dennoch kann ich das so einfach nicht stehen lassen. Gerade im Bezug zu ADHS, wo ich mich auch besser auskenne.


    Erst einmal ist es halt so, dass wir halt noch nicht in dieser Utopie leben. Und unsere Gesellschaft setzt nun einmal darauf, dass man an vielen Stellen funktioniert. Und wenn der ADHSler ohne Medikation im Bildungssystem durchfällt, dann ist es im Interesse der Person da dann mit Hilfe der Medikation zu funktionieren, selbst wenn unser Bildungssystem da ungerecht ist. Denn es ist halt im Status Quo nun einmal nicht anders und wenn man dann durchfällt, ist man es selbst, die Probleme hat.


    Und hinzu kommen auch andere Dinge, die nicht nur gesellschaftlich bedingt gibt. ADHSler ohne Medikation haben statistisch gesehen mehr Autounfälle als Menschen ohne ADHS oder ADHS mit Medikation. Das ist halt einfach so. Damit reißen sie sich selbst und unbeteiligte Dritte mit in den Tod. Die Prävalenz von ADHS in Gefängnissen ist auch extrem hoch und das liegt natürlich an der Impulsivität. Und zu denken, dass all diese Straftaten damit zusammenhängen, weil die Gesellschaft zu wenig auf die Neurodiversität eingeht (was sicherlich dennoch oft genug der Fall sein wird), ist ebenfalls meines Erachtens naiv. Letztlich gibt es unter Betroffenen von ADHS eine gesteigerte Tendenz zu Drogenabhängigkeit, da verschiedene Drogen als Ersatzmedikation gesehen werden. Amphetamine für Leistungs- und Konzentrationssteigerung oder Drogen wie Cannabis gegen die Hyperaktivität.


    Von daher gibt es in unserer Gesellschaft natürlich einen Drang zu funktionieren und die, die abweichen leiden darunter besonders. Das trifft auch Menschen mit einer oder meheren Neuridiversitäten. Und auf der anderen Seite gibt es sehr viele negative Stigmata. Zu sagen, dass es aber nur an der Akzeptanz der Gesellschaft liegt und dann alle Probleme weg sind, die mit ADHS einhergehen können, das ist schlichtweg nicht war und ist für den ADHSler nicht nur keine Hilfe es ist ebenso schädlich.

  • Zu sagen, dass es aber nur an der Akzeptanz der Gesellschaft liegt und dann alle Probleme weg sind, die mit ADHS einhergehen können, das ist schlichtweg nicht war und ist für den ADHSler nicht nur keine Hilfe es ist ebenso schädlich.

    Möchte anmerken, dass ich das so nicht gesagt habe. Ich nehme jetzt einfach an, ich wurde einfach zitiert als Aufhänger, weil ich tbh nicht sehe, inwiefern dein Beitrag mit meiner ursprünglichen Aussage zusammenhängt. Dass Probleme, die bei neurodiversen Menschen auftreten können, nur auf die Gesellschaft zurückzuführen ist, war nicht Thema.


    Mein Beitrag war in keiner Weise "extrem" gemeint, sondern war lediglich ergänzend zur vorangegangenen Diskussion, Autismus wäre etwas, das "zu heilen ist". Medikamente sind imo nochmal eine andere Ebene, da man diese genauso als unterstützend sehen kann (ähnlich wie eine Brille bei Sehschwäche).