Neurodiversität

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  • Cassandra


    Ich wollte dir auch nicht unterstellen, dass du das damit meintest. Ursprünglich wollte ich einen ähnlichen Post eher zu dem Post schreiben:


    Was traurig ist, dass selbst neurodiverse Menschen selbst das so lange eingetrichtert bekommen haben, bis sie es selbst glauben. Like... nein, ich nehm keine Medikamente "gegen mein ADHS", weil meine Hirnchemie vollkommen normal und nunmal so gewired ist. Man nimmt solche Medikamente, wenn man sich dazu entscheidet, dann anderen Menschen und dem gesellschaftlichen Rhythmus etc. besser anzupassen.

    Auch dieser Post hätte das nicht gesagt.


    Egal ob dein Post oder der von Bastet. An keinem habe ich generell ein Problem oder möchte ihnen unterstellen, dass sie das aussagen wo ich dann dagegen schreibe. Wie du es genau sagst, habe ich das eher als Aufhänger genommen.


    Denn generell finde ich bei der ganzen Diskussion um Neurodervisität eben, dass da das Pegel sehr schnell in ein andere Richtung schlägt. Nämlich, dass es nur an der falschen Gesellschaft liegt und die sich ändern soll und dann ist alles In Ordnung.


    Und dagegen will ich einmal einwänden, dass das so eben nicht ist. Einerseits muss man als Mensch mit ADHS eben auch jetzt schon damit leben, dass die Gesellschaft eben nun einmal so ist wie ist und andererseits gibt es eben auch andere Probleme, die nicht nur an der tatsächlich oft intoleranten Gesellschaft liegen.

  • Ich denke das ist in dem Zusammenhang auch ganz wichtig, das generell zu unterscheiden. Ich glaube niemand wollte generell sagen dass es ausschließlich an der Gesellschaft liegt.


    Vielmehr wollte man eher darauf aufmerksam zu machen, nicht von einer "Heilung" des Autismus zu sprechen, da dies generell erstmal impliziert, dass da etwas ist was potenziell schlecht ist und "geheilt" gehört.

    Eher ging es ja darum, Autisten oder generell Personen mit Neurodiversitäten besser in die Gesellschaft zu integrieren und begleitende Medikamente können da durchaus helfen. Nur dass begleitende Medikamente nicht den Zweck haben, die Neurodiversität zu heilen, sondern besser mit ihr zu leben.


    Und ergänzend dazu kann es natürlich helfen, generell die Gesellschaft besser darauf zu sensibilisieren was Neurodiversitäten sind und wie dies besser in den Alltag zu integrieren. Und nicht einfach zu sagen: Joar die sind halt krank, kann man hoffentlich bald heilen. Denn das ist leider immer noch ein weit verbreitetes Bild.


    Das sollte nie ein entweder oder sein bzw. werden. Besser wäre es zu schauen, was denn jeder dafür tun kann, damit besser damit umgegangen werden kann. Verständnis dafür zu entwickeln und zu schauen, wo eventuell Support benötigt wird und wo nicht.

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  • Wie gesagt habe ich beide Posts auch nicht so interpretiert und wollte das beiden nicht unterstellen.


    Es war einfach ein Standpunkt, der finde ich ebenfalls gesagt werden muss. Weil der eben nicht beleuchtet wird.


    Und gerade bei ADHS sehe ich da gefährliche Allianzen. Man hat da auf der einen Seiten das extrem autoritäre Spektrum was sagt, dass es ADHS gar nicht gibt und dies nur eine Ausrede der Eltern sei um ihre schlechte Erziehung zu rechtfertigen oder der Pharmalobby, damit man die Kinder mit Medikamenten vollpumpen kann. Beides zeilt darauf ab, dass die Lösung halt ne streng autoritäte Erziehung, nottfalls auch mit Gewalt ist.


    Die andere Seite der Medallie ist eben, dass die Gesellschaft Schuld. Da in der Extremform, dass man die Existenz gar nicht erst anerkennt und das da gar keine Neurodiversität vorherrscht und nur die Gesellschaft so Stromlinienförmig ist, die alle unangepasste nicht abkam. Die andere Version erkennt es an, meint aber ebenfalls, dass nur die Gesellschaft sich anpassen muss. Jede Behandlung in Form einer Verhaltstherapie oder von Medikamenten ist dann schon das Umbiegen des Menschen an die autoritäte Gesellschaft.


    Und das mündet bei manchen dann sehr schnell in Sachen Esotherik. Manchmal auch braune Esotherik, Alternativmedizin und und und. In dieses Boxhorn fällt auch das Bild, welches hier von Psychiatern und Psychologen (aber auch teilweise Pädagogen) gezeichent wird. Dass es da an vielen Stellen Fehler, Missdiagnose, antiquierte Vorstellungen... gibt, das will ich nicht bestreiten.


    Aber es wird hier ja so ein Bild gezeichnet, als gäbe gar keinen Psychiater und Psychologen, die irgendwie da sind um den Betroffenen zu helfen. Das sind nur Missdiagnosen, Abstempelungen und Fälle von Inkompetenz. Einmal noch mit dem Hinweis, dass jemand, der nicht kassenärztlich zugelassen ist so nicht agiert. Auch wenn es nicht so gemeitn ist wirkt es auch so wie die komplette Ablehnung der wissenschaftlichen Schulmedizin und die Darstellung, dass die Alternativmedizin die besser Hilfe ist.


    Das wird alles so nie gesagt und daher möchte ich da keiner Person was unterstellen, was sie nicht gesagt hat. Ich finde aber, dass für Leser ohne Vorwissen ein sehr einseitiges Bild ensteht, weil manch wichtige Dinge nicht gesagt wurden und daher ein Gesamtbild entsteht was so nicht stimmt.


    Denn unterm Strich hat man die größte Hilfe, durch ne seriöse und möglichst frühe Diagnose von Fachpersonal, was nun einmal Psychologen und Psychiater sind. Und die Hilfe nach der hoffentlich frühzeitigen und korrekten Diagnose sind halt schulmedizinisch und evidenzbasierte Behandlungsmethoden um den Betroffenen zu Helfen mit ihrer Situation umzugehen. Und das sind Dine wie (kognitive) Verhaltenstherapien, Psychoedukation (vor allem bei Erwachsenen, damit sie im Umgang mit Betroffenen Kindern besser informiert sind), systematische Therapien, Medikamente und und und.

  • Das wird alles so nie gesagt und daher möchte ich da keiner Person was unterstellen, was sie nicht gesagt hat. Ich finde aber, dass für Leser ohne Vorwissen ein sehr einseitiges Bild ensteht, weil manch wichtige Dinge nicht gesagt wurden und daher ein Gesamtbild entsteht was so nicht stimmt.

    Alles gut, das hattest du ja in deinem Post vorher schon gesagt. Wollte jetzt nicht damit ausdrücken dass ich das Gefühl hatte du unterstellt jemandem was. :3


    Ich find es gut wenn auch eine andere Sichtweise beleuchtet wird und wenn es dir wichtig war auch auf den Gesellschaftlichen Aspekt aufmerksam zu machen dann ist das absolut okay. Für ein Gesamtbild sind mehrere Faktoren notwendig und sinnvoll.


    Mir hilft es nur ab und zu in Diskussionen wie diesen ab und zu nochmal zusammenzufassen worum es gerade ging um den Faden nicht zu verlieren, deshalb habe ich meinen Post nochmal allgemein verfasst. :3

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  • Und hinzu kommen auch andere Dinge, die nicht nur gesellschaftlich bedingt gibt. ADHSler ohne Medikation haben statistisch gesehen mehr Autounfälle als Menschen ohne ADHS oder ADHS mit Medikation. Das ist halt einfach so. Damit reißen sie sich selbst und unbeteiligte Dritte mit in den Tod. Die Prävalenz von ADHS in Gefängnissen ist auch extrem hoch und das liegt natürlich an der Impulsivität. Und zu denken, dass all diese Straftaten damit zusammenhängen, weil die Gesellschaft zu wenig auf die Neurodiversität eingeht (was sicherlich dennoch oft genug der Fall sein wird), ist ebenfalls meines Erachtens naiv. Letztlich gibt es unter Betroffenen von ADHS eine gesteigerte Tendenz zu Drogenabhängigkeit, da verschiedene Drogen als Ersatzmedikation gesehen werden. Amphetamine für Leistungs- und Konzentrationssteigerung oder Drogen wie Cannabis gegen die Hyperaktivität.


    Von daher gibt es in unserer Gesellschaft natürlich einen Drang zu funktionieren und die, die abweichen leiden darunter besonders. Das trifft auch Menschen mit einer oder meheren Neuridiversitäten. Und auf der anderen Seite gibt es sehr viele negative Stigmata. Zu sagen, dass es aber nur an der Akzeptanz der Gesellschaft liegt und dann alle Probleme weg sind, die mit ADHS einhergehen können, das ist schlichtweg nicht war und ist für den ADHSler nicht nur keine Hilfe es ist ebenso schädlich.

    Könntest du bitte aufhören Menschen mit ADHS als gewalttätig darzustellen, ist bissi eklig. Es gibt auch keine "Betroffenen", man hat einfach eine Neurodiversität. Betroffen ist man, wenn man an Krebs erkrankt oä.


    Könntest du auch bitte mit diesen Halbwahrheiten aufhören. Ich hab schon davon gehört und das bezieht sich vor allem auf (cis) Männer, wobei diese ohnehin schon den überwiegenden Anteil an Insassen stellen. Andererseits liegt's auch daran, dass cis Frauen und allgemein AFAB Personen so gut wie nie diagnostiziert werden und diese eben auch strafrechtlich öfters unauffällig sind. Daher können die auch gar nicht in der Statistik berücksichtigt werden.



    Erst einmal ist es halt so, dass wir halt noch nicht in dieser Utopie leben. Und unsere Gesellschaft setzt nun einmal darauf, dass man an vielen Stellen funktioniert. Und wenn der ADHSler ohne Medikation im Bildungssystem durchfällt, dann ist es im Interesse der Person da dann mit Hilfe der Medikation zu funktionieren, selbst wenn unser Bildungssystem da ungerecht ist. Denn es ist halt im Status Quo nun einmal nicht anders und wenn man dann durchfällt, ist man es selbst, die Probleme hat.

    Viele Menschen mit ADHS können aber sehr gut ohne Medikation lernen, weil es nicht die klischeehafte Konzentrationsstörung ist, sondern die Konzentration extrem gut ist, sobald man sich in etwas hineinsteigert.

    Dann muss natürlich gesagt sein, dass nicht jede Person im Bildungssystem bzw. im Erlernen von Theorie absolut glänzen muss (was btw nicht wenige tun, weil sie sich eben in gewisse Themen hineinsteigern). Nach den ersten neun Schuljahren kann man sich auch für eine praktischer angelegte Ausbildung entscheiden, was vielen eben taugt.


    Wenn man es möchte, kann man auch gerne Medikamente nehmen (sowie jemand von mir aus sehr gerne regelmäßig Cannabis nehmen kann), ist nun nicht meine Sache, aber ich hasse es, dass es als selbstverständlich angesehen wird Medikamente unter die Nase gerieben zu bekommen, obwohl die Gehirnchemie und all das absolut gesund ist. Gegen Depressionen, ja hab ich genommen, aber da liegt in der Hinsicht eine gestörte Hirnchemie vor, bei Neurodoversität nicht.

    Ich hasse es halt, wenn andere für mich entscheiden bzw. zu etwas drängen zu wollen, was nicht von mir selbst heraus kommt.

  • Betroffen ist man, wenn man an Krebs erkrankt oä.

    Nein, wenn man davon spricht, dass jemand Teil des ASS ist oder ADHS hat, dann ist es durchaus in Ordnung "Betroffen" zu sagen. Dieses Wort findest du auch in regulären Fachbüchern. Außerdem denke ich nicht, dass irgendjemand die Absicht hat, das Wort "Betroffen" negativ zu deuten. Das mag vielleicht für dich so klingen, aber grundsätzlich wird der Begriff neutral verwendet.

  • Betroffen ist man, wenn man an Krebs erkrankt oä.

    Nein, wenn man davon spricht, dass jemand Teil des ASS ist oder ADHS hat, dann ist es durchaus in Ordnung "Betroffen" zu sagen. Dieses Wort findest du auch in regulären Fachbüchern. Außerdem denke ich nicht, dass irgendjemand die Absicht hat, das Wort "Betroffen" negativ zu deuten. Das mag vielleicht für dich so klingen, aber grundsätzlich wird der Begriff neutral verwendet.


    Wenn man nun sagt, man wäre an dem Thema interessiert, dann hört man neurodiversen Menschen zu und verweist nicht drauf, dass man es zu akzeptieren hat, wenn von außen fremdbestimmt wird, dass man als betroffen betitelt werden soll.


    Fachbücher hinken der modernen Forschung oftmals um Jahre hinterher und gerade in der Psychiatrie werden selten Menschen mit Neurodiversitäten oder auch Menschen mit psychischen Erkrankungen miteinbezogen, selbst wenn es genügend neurodiverse Neurobiolog*innen und Psychiater*innen gäbe. Deswegen werden diese gar nicht gefragt, ob sie im Text als betroffen betitelt werden dürfen, es wird einfach über einen drüber geredet.

    Btw. Neurodiverse Menschen bekommen auch sehr selten die Möglichkeit Psychotherapie für andere neurodiverse Personen abhalten zu können.


    Das Autismusspektrum wurde zudem bis vor kurzem noch als Entwicklungsstörung bezeichnet, was es auf vielen Seiten von Zentren immer noch wird, weswegen ich mich weigere diese zu kontaktieren, wenn sie sich nicht auf den modernen Stand begeben.

    Wenn du in dem Bereich eine Arbeit schreibst, solltest du nun wissen, dass Definitionen veralten und gerade die Psychiatrie sehr viel Dreck am Stecken damit hat jede "Andersartigkeit", obwohl die Menschen normal leben können und ihr Leid vor allem von außen kommt, als Krankheit oder Behinderung anzusehen.

    Bis vor sehr kurzem geschah dies mit transgender Personen und bis vor wenigen Jahrzehnten wurde Homosexualität als Krankheit gesehen und queere Menschen als betroffen betitelt.

  • Wenn man nun sagt, man wäre an dem Thema interessiert, dann hört man neurodiversen Menschen zu und verweist nicht drauf, dass man es zu akzeptieren hat, wenn von außen fremdbestimmt wird, dass man als betroffen betitelt werden soll.

    Ich finde es etwas wage von dir und ehrlich gesagt auch ziemlich unterstellend, mir Respektlosigkeit vorzuwerfen, nur weil ich dich auf einen Begriff aufmerksam gemacht habe. In jedem modernen Hilfeplan wird von "betroffen" gesprochen. Mit Fremdbestimmung hat das ganze überhaupt nichts zutun.



    Wenn du in dem Bereich eine Arbeit schreibst, solltest du nun wissen, dass Definitionen veralten und gerade die Psychiatrie sehr viel Dreck am Stecken damit hat jede "Andersartigkeit", obwohl die Menschen normal leben können und ihr Leid vor allem von außen kommt, als Krankheit oder Behinderung anzusehen.

    Diese Definition ist keineswegs veraltet, sondern Bestandteil der modernen Pädagogik. Sollte ich zurecht im Unrecht liegen, dann bitte ich dich, mir eine seriöse Quelle zukommen zu lassen, die besagt, dass dieser Ausdruck nicht mehr zeitgerecht ist.



    obwohl die Menschen normal leben können und ihr Leid vor allem von außen kommt, als Krankheit oder Behinderung anzusehen.

    Bitte hör auf, mir Dinge in den Mund zu legen, die ich niemals irgendwo erwähnt habe. Dieses Verhalten ist einfach unverschämt.

  • Wenn man nun sagt, man wäre an dem Thema interessiert, dann hört man neurodiversen Menschen zu und verweist nicht drauf, dass man es zu akzeptieren hat, wenn von außen fremdbestimmt wird, dass man als betroffen betitelt werden soll.

    ...Betroffen bedeutet doch einfach, dass man von etwas betroffen ist. Das ist doch nicht nur auf Krankheiten bezogen, sondern auch alle anderen Belange, die einen halt betreffen. Wenn ich ADHS habe, bin ich davon betroffen. Dann bin ich eine der Personen, die das Thema, das gerade behandelt wird, betrifft..?

  • Jetzt muss man natürlich schauen warum das Wort Betroffenheit in diesem Kontext so negativ aufgefasst wurde. Ich würde zwar nicht so weit gehen zu sagen nur Menschen die an Krebs leiden sind Betroffene, aber man kann denke ich ziemlich klar sagen dass das Wort Betroffenheit sehr oft in einem negativen Kontext verwendet wird. Es dient ebenfalls als Synonym für einige negative Begriffe.


    Kurzum: wenn man von Betroffenen redet, dann oft weil sie von etwas negativen betroffen sind. Dein Verlust macht mich sehr betroffen. Ich war auch vom Unwetter betroffen. Die Krankheit betrifft mich ebenfalls. Usw. Man wird eher nicht lesen, dass einer von einem Lottogewinn betroffen ist.


    Ich möchte keinen unterstellen dass man das Wort in der Art verwenden wollte. Denn ja, rein wörtlich kann man sagen man kann von allem betroffen sein, egal ob gut oder böse. Umgangssprachlich sieht’s aber anders aus und daher muss man auch darauf schauen warum es so eine Reaktion hervorruft. Und nachfragen warum das so ist. Wenn jemand mit einer Neurodiversität sich bei einem Begriff nicht wohl fühlt, dann vielleicht deshalb weil man schon sehr oft damit zutun hatte in einem negativen Zusammenhang. Und das kann ich mir bei dem Begriff sehr gut vorstellen. Mein erster Impuls war ebenfalls zu sagen es war doch gar nicht so gemeint. Und dann hab ich das Wort nachgeschlagen und werde mit Wörtern konfrontiert die überhaupt nicht mehr neutral oder positiv sind.


    Ich glaube immer noch nicht dass es negativ gemeint war. Aber versucht auch, bevor man direkt von einer anmaßenden Aussage ausgeht, zu hinterfragen wieso das so ist. Warum das gesagte gerade diese Wirkung erzielt hat. Erklärt gerne dass es nicht so gemeint war aber versucht auch den Grund zu verstehen.

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  • Wenn jemand mit einer Neurodiversität sich bei einem Begriff nicht wohl fühlt, dann vielleicht deshalb weil man schon sehr oft damit zutun hatte in einem negativen Zusammenhang.

    Ich sehe schon, dass der negative Zusammenhang ein Problem ist, aber es ist halt genau das: Das negative Framing, in dem Neurodiversität häufig dargestellt wird und das auch über die Köpfe der Menschen hinweg, die selbst am besten etwas dazu sagen könnten -- aber nicht gefragt werden.


    Daher sure, ich kann das an sich verstehen, aber ich empfinde es selbst halt überhaupt nicht so (bzw. empfinde diesen Begriff an sich zu vermeiden nicht als sinnvoll) und finde es auch völlig normal den Begriff in verschiedenen Kontexten zu verwenden, die sich halt irgendwie auf eine Kondition bei Menschen beziehen. Um bei deinem Beispiel zu bleiben: in Bezug auf einen Lottogewinn zum Beispiel zu sagen "Es gab drei Gewinner. Die Betroffenen wurden informiert." fänd ich nicht out of place. Ich erinnere mich auch, dass vor kurzem in einem Meeting bei uns jemand gesagt hat, dass sich die Betroffenen (= Die an einem bestimmten Projekt arbeitenden Leute) noch einmal extern zusammenfinden. Oder bei poc zu sagen "Man soll den Betroffenen zuhören" wenn es um Rassismuserfahrungen geht. Letzteres ist in dem Falle natürlich ein negativer thematischer Kontext, aber das heißt halt nicht, dass poc sein eine Krankheit wäre oder sowas. Und besonders wenn man hier darüber spricht wie sich Neurodivergenz bei den Personen auswirkt beschreibt es halt ganz klassisch eine gewisse Kondition bei Menschen, die damit referenziert wird.


    Also long story short ist imo halt der Begriff nicht negativ, sondern das Framing in Bezug auf ND und halt die ganzen Umstände, unter denen mit Menschen auf dem Spektrum oft umgegangen und über sie geredet wird wird... Und ich es deshalb nicht sinnvoll finde diesen so alltäglichen Begriff an sich auszuklammern.

    Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass es halt auch andere Meinungen zu dieser Verwendung gibt, als ebenfalls zu dieser Gruppe gehörende Person, weil die Aussage für mich ziemlich absolut klang.

  • Was lege ich dir in den Mund? Ich hab erklärt, was der Stand der Dinge ist und weshalb Fachbücher so geschrieben sind: weil sie selten neurodiverse Personen miteinbeziehen, auch solche vom Fach nicht, und dem modernen Stand oftmals weit hinterherhängen. Demnach ist es einfach Stand der Dinge, dass über einen fremdbestimmt wird "betroffen" genannt zu werden.


    Es ist halt auch die lange Geschichte der Psychiatrie normale Ausprägungen der Psyche, die anderen keinen Schaden zufügen (und wie gesagt, "Menschen mit ADHS werden öfter straffällig" ist auch nur die Halbwahrheit, weil viele gar nicht diagnostiziert sind, va viele weiblich gelesene Personen nicht und Männer stellen ohnehin den Großteil der Insassen dar) und für einen selbst zum Großteil aus gesellschaftlicher Sicht Leidensdruck bedeuten, als krankhafte Ausprägung darzustellen.


    Das D in ADHD und ASD steht halt auch immer noch für Disorder, was nun eben komplett den modernen Erkenntnissen der Neurobio widerspricht. Demnach ist es halt veraltet. Früher wusste man es nicht besser, aber man kann sich nicht auf Fachbücher berufen, wenn diese der Forschung hinterherhinken.


    Ja und wenn ich mir ansehe wie Leute behandelt werden, die diagnostiziert sind, ist das Beste, das Kindern und auch Erwachsenen passieren kann, nicht diagnostiziert zu werden, zumindest nicht offiziell.

    Ich bin auch so gut durchs Leben gekommen, aber ich war froh durch meine Psychiaterin und Therapeutin einige Sinneseindrücke, Kommunikationswege, meinen Tagesrhythmus etc. besser zu verstehen. Bin aber auch froh, dass es nicht offiziell am Diagnoseblatt steht, sondern nur Depression und PTBS.

  • Ja und wenn ich mir ansehe wie Leute behandelt werden, die diagnostiziert sind, ist das Beste, das Kindern und auch Erwachsenen passieren kann, nicht diagnostiziert zu werden, zumindest nicht offiziell.

    Das ist doch sehr verallgemeinert und nur schwer nachvollziehbar. Wie soll denn einem Individuum aktiv Unterstützung geboten werden, wenn man anhand einer Diagnose nicht mal festgestellt werden kann/soll/darf wie und wo man am besten Unterstützung bereitstellt? Sicherlich mag es einige Personen geben die eine Diagnose ablehnen, aber im Regelfall ist es eine Entlastung für das Individuum wenn er/sie weiß, wie bestmöglich mit beispielsweise Asperger im Alltag umgegangen werden kann. Sollen diese Menschen deiner Meinung nach etwa keine Sicherheit und Unterstützung von Fachärzten bekommen, weil es das "Beste" sei? Für mich klingt das ganze eher nach der absoluten Aussage "Die Wissenschaft heutzutage taugt nichts".

  • effizient ich weiß worauf du hinaus willst und gehe da auch ein gutes Stück mit, aber ich würde die Negativität des Wortes Betroffenheit nicht nur da suchen wo wir es mit Krankheiten oder ähnlichem zutun haben. Nicht falsch verstehen, ich hab das Wort bisher auch in vielen Bereichen verwendet und mir nix dabei gedacht. Aber wenn du mal schaust…



    ..dann gibt es, unabhängig von einem negativen framing bei Neurodiversität, nicht wirklich viele neutrale Dinge für die Betroffenheit stehen kann. Das Wort selbst ist mehr negativ als positiv zu verstehen. Und daher kann ich schon nachvollziehen wieso man als neurodiverse (ersetz das auch gern mit was anderem was im Grunde nicht negativ ist) Person etwas strenger auf so eine Bezeichnung reagiert.


    Das sollte aber mehr ein Anreiz sein darüber nachzudenken ob die gewählte Ausdrucksweise wirklich so neutral war wie man bis dato vermutet hat (hab ich ja auch).



    @rubyred Mit der Wissenschaft hat das ja nicht so viel zutun, eher mit einem verkorksten Gesundheitssystem welches leider zu häufig nicht die notwendige Hilfe bereitstellen kann. Und das sieht man dann daran dass Personen mit einer Diagnose auch mal alleine gelassen werden oder anders behandelt werden. Oder (hatte ich dieses Jahr) einfach vorschnell diagnostiziert wird ohne richtig zuzuhören was mich fast das Leben gekostet hätte :3


    Und dazu kommt dann was eine bestimmte Diagnose gesellschaftlich für Folgen hat weil es immer noch viele Menschen gibt, die nicht die nötige Awareness haben, mit zB. Neurodiversität umzugehen.

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  • Bastet


    Ich finde deine Reaktion zu vielen Themen echt problematisch. Weil du, sobald ne Position nicht mit deiner deckungsgleich ist, Dinge darin unterstellst, die nie gesagt wurden und echt persönliche Angriffe verteilst.


    Wenn man nun sagt, man wäre an dem Thema interessiert, dann hört man neurodiversen Menschen zu und verweist nicht drauf, dass man es zu akzeptieren hat, wenn von außen fremdbestimmt wird, dass man als betroffen betitelt werden soll.

    Die Aufregung über dieses Wort ist total künstlich. Ich habe das Wort Betroffene schon verwendet, weil das in meinen und in der regulären Verwendung in dem Kontext keinen negativen Kontext hat. Und ob du neurodivers bist oder nicht, hat in dem Falle nichts damit zu tun, wie das Wort Betroffene konnotiert ist. Von daher hat die Verwendung das Wort Betroffene nicht viel damit zu tun, ob man Betroffene ist oder nicht, weil es kein stigmatisierendes Wort ist und auch kein Wort über eine bestimmte Gruppe, wie sehr viele Substantive, die man berechtigterweise nicht verwendet. Sondern es ist ein allgemeines Substantiv.


    Und ich selbst bin ebenfalls von ADHS betroffen. Ich selbst habe auch kein Problem es eine Krankheit zu nennen und zu sagen, dass ich erkrankt bein. Weil ich meine persönliche Einstellung dazu, aber nicht auf andere projezieren will und meine persönliche Betroffenheit bei meinen Argumenten eigentlich keine Rolle spielen sollte, habe ich das nicht erwähnt und extra die für mich neutrale Bezeichnung Betroffenheit und Neurodiversität verwendet, weil ich weiß, dass andere das anders sehen als ich. Das selbst, das noch mir negativ ausgelegt wird, zeigt vor allem in Kontext mit der falschen Behauptung ich würde ekligerweise ADHS-Betroffene als gewaltätig darstellen, dass es dir auch darum geht irgendwo was zu finden, damit du dich darüber aufregen kannst.

    dann gibt es, unabhängig von einem negativen framing bei Neurodiversität, nicht wirklich viele neutrale Dinge für die Betroffenheit stehen kann. Das Wort selbst ist mehr negativ als positiv zu verstehen. Und daher kann ich schon nachvollziehen wieso man als neurodiverse (ersetz das auch gern mit was anderem was im Grunde nicht negativ ist) Person etwas strenger auf so eine Bezeichnung reagiert.

    Du hast da schlichtweg nur eine Definition genommen. Wie in deinen Screenshots ersichtlich, gilt deine Definition für das Adjektiv betroffen bzw. das Verb betroffen sein und das Substantiv Betroffenheit. Jedoch gibt es aber auch das Verb "betreffen" und auch hat Betroffener ne eigene Definition. Googelst du "betreffen" nach steht bei Duden als erster Definition: "für jemanden, etwas gelten, von Bedeutung sein, sich auf jemanden beziehen; angehen". Ein Betroffener wiederum kann sich von Betroffenheit, betroffen sein und von Betreffen ableiten und daher alle davon gültigen Definitionen ableiten. Und ich habe in dem Fall Betroffener in Sinne von Betreffen verwenden und so wird es auch in der Literatur verwendet. Wenn ich Betroffener von ADHS bin, dann gilt die Diagnose ADHS für mich. So ist das gemeint.


    Generell kann jedes Individuum und jeder Angehörige einer Gruppe selbst bestimmen, wie er auf ein Wort reagiert oder nicht. Das will ich Bastet nicht absprechen. Wenn es aber im alltäglichen Sprachgebrauch und in der Definition neutrale Wörter sind, finde ich es sehr befremdlich wenn auf diese Art und Weise darauf reagiert wird.

    Es war nämlich nicht die Reaktion, dass sie selbst nicht als Betroffene bezeichnet werden will, sondern dass es generell unzulässig ist hier in dem Kontext das Wort Betroffene zu verwenden. Also dass sie sich das Recht herausnimmt generell zu untersagen, dass man in dem Fall Betroffene sagen darf oder eben nicht. Als könnte sie da für Stellvertrent für die Gruppe sprechen ob ein laut Defnition und im Sprachgebrauch neutraler Begriff für alle mit ADHS angebracht ist oder nicht. Und das kann sie so nicht.


    Und wenn dann im Satz danach noch gesagt würde ich würde Menschen mit ADHS so darstellen wie ich es gar nicht getan habe und dass das auch eklig ist, dann ist das in meinen Augen auch kein Hinweis auf meinen Sprachgebrauch, sondern mir wird bewusst negatives unterstellt.


    Könntest du bitte aufhören Menschen mit ADHS als gewalttätig darzustellen, ist bissi eklig.

    Das habe ich so nicht getan. Und entweder bist du nicht in der Lage zu verstehen, was ich schreibe oder du unterstellst mir das wieder besseren Wissens. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Denn wenn du mit solche angreifenden Unterstellungen daher kommst und es dann noch mit Wörtern wie "eklig" betitelst, solltest du im Zweifelsfall genauer lesen, bevor du so schreibst und von daher kann ich das nicht entschuldigen, dass du mich so angehst.


    Und wie gesagt, wollte ich die Karte nicht spielen, weil es für meine Argumentation eigentlich keine Rolle spielt, aber da du das ja selbst dauernd machst, damit deine Position über den anderen steht, mache ich es auch selbst wieder. Ich selbst habe ADHS und würde mich selbst ja dann auch als gewalttätig darstellen ,wenn ich das getan hätte. Habe ich aber nicht. Weil ich es nicht gesagt habe und weil ich nicht der Meinung bin.


    Ich habe das Worlt gewalttätig mit keiner Silbe erwähnt und es gibt auch Gefängnissstrafen ohne Gewalt. Beispielsweise Dialikte mit Bezug zu Drogen, welche ja von Menschen mit ADHS öfters konsumiert werden.

    Und darüber hinaus gibt es auch unter Häftlingen mit Haftstrafen, die auf Gewalt beruhen, ne höhere Prävalenz von ADHS als unter der Gesamtgesellschaft. Das habe ich noch nichtmal gesagt, aber es ist dennoch so. Aber selbst das stellt Menschen mit ADHS als Ganzes nicht als gewaltätig dar.

    Könntest du auch bitte mit diesen Halbwahrheiten aufhören. Ich hab schon davon gehört und das bezieht sich vor allem auf (cis) Männer, wobei diese ohnehin schon den überwiegenden Anteil an Insassen stellen. Andererseits liegt's auch daran, dass cis Frauen und allgemein AFAB Personen so gut wie nie diagnostiziert werden und diese eben auch strafrechtlich öfters unauffällig sind. Daher können die auch gar nicht in der Statistik berücksichtigt werden.

    "Menschen mit ADHS werden öfter straffällig" ist auch nur die Halbwahrheit, weil viele gar nicht diagnostiziert sind, va viele weiblich gelesene Personen nicht und Männer stellen ohnehin den Großteil der Insassen dar) und für einen selbst zum Großteil aus gesellschaftlicher Sicht Leidensdruck bedeuten, als krankhafte Ausprägung darzustellen.

    Auch wenn du es mehrmals als Halbwahrheit bezeichnest, ist es nicht so. Diese Statistiken beruhen meistens auf männliche Gefängnisinsassen und das sind meistens CIS-Männer. Dass es für alle Anderen nicht so gut untersucht ist, spielt in dem Falle absolut keine Rolle. Weder wenn es genauso ist und nur die Zahlen fehlen, als auch wenn es bei allen Menschen mit ADHS, die keine CIS-Männer sind tatsächlich keine höhere Prävalenz von ADHS unter Häftlingen gibt.

    DAs macht die Aussage nicht Halbwahr auch, wenn es nur einen Teil der Gesellschaft behandelt. Denn auch wenn es nur CIS-Männer betrifft, ist es immer noch so, dass unter den CIS-männlichen Gefängnissinsassen eine höhere Prävalenz von ADHS vorhanden ist als unter der cis-männlichen Gesamtgesellschaft. Und da man die Erkrankung an ADHS nicht von außen ansieht und sie bei Strafen entweder keien oder ggf. eher eine mildernde Rolle spielen, ist es nicht so als würden Menschen mit ADHS einfach härter bestraft wie beispielsweise ethnische Minderheiten stärker bestraft sind. Sie haben einfach öfter auftretendes straffälliges Verhalten. In verschiedenen Bereichen aus verschiedenen Gründen. Daher auch verschiedene Straftaten. Die aber alle unter ADHS-BEtroffenen öfters vorkommen als in der Gesamtgesellschaft.. Das ist Fakt und keine Halbwahrheit auch wenn es tendenziell eher für CIS-Männer gilt und wenn natürlich dennoch nur ein Bruchteil der CIS-Männer mit ADHS straffällig ist. Deswegen sage ich nicht Menschen mit ADHS sind straffällig und erst recht nicht sie sidn gewalttätig. Aber es ist im Vergleich zur Gesamtgesellschaft nun einmal gesteigert vorhanden, wegen der ADHS und das zeigt, dass der Leidendsdruck eben außerhalb der Nichtakzeptanz dennoch auftritt. Und das war ja der Grund, warum ich dieses Beispiel und auch das mit den Autounfällen gebracht habe, nämlich dass ADHS seine Auswirkungen auf die Person selbst und auch auf Mitmenschen hat, selbst wenn die Gesellschaft rücksichtsvoll und nicht diskriminierend ist. Das ist einfach die Realität und um vernünftig damit umzugehen und um eine bestmögliche Hilfe zu gewährleisten, sollte man dies meiner Meinung nach auch offen benennen.


    Viele Menschen mit ADHS können aber sehr gut ohne Medikation lernen, weil es nicht die klischeehafte Konzentrationsstörung ist, sondern die Konzentration extrem gut ist, sobald man sich in etwas hineinsteigert.

    Dann muss natürlich gesagt sein, dass nicht jede Person im Bildungssystem bzw. im Erlernen von Theorie absolut glänzen muss (was btw nicht wenige tun, weil sie sich eben in gewisse Themen hineinsteigern). Nach den ersten neun Schuljahren kann man sich auch für eine praktischer angelegte Ausbildung entscheiden, was vielen eben taugt.

    Ja natürlich gibt es auch Menschen mit ADHS, die ohne Medikation gut durch das Bildungssystem kommen. Weil es ihnen teilweise sogar hilft, bei Themen, die sie begeistern oder auch einfach, weil das jeweilige Individuum in seinem Lernen und in seiner Konzentration nicht beeinträchtigt ist. Ist ja nicht jeder Mensch mit ADHS gleich.


    Und natürlich habe ich an keiner Stelle gesagt, dass jeder Person im Bildungssystem glänzen muss.


    Aber in unserem Bildungssystem sollte jede Person das erreichen können, was ihrer Leistungsfähigkeit denn entspricht, wenn sie es will. Und es ist einfach so, dass Schüler mit ADHS in der Schule massenhaft unfreiwillig schlechter abschneiden als sie es möchten und als sie es aufgrund ihrer Intelligenz könnten. Und das liegt oft an dem ADHS und dass das mit unserem Bildungssystem in der Art oft nicht gut kompatibel ist. Und daraus manifestieren sich handfeste Nachteile und zwar massenhaft. Nämlich schlechtere Abschlüsse bis hinzu gar keinen Abschlüssen. Auch ADHSler die keine praktische Ausbildung aushalten. Es gibt da alles. Der ADHSler, der trotz ADHS und ohne Medikation bis hin zur Promotion gelangt, den ADHSler, der genauso weit gelangen könnte und es auch gerne würde, aber wegen des ADHS nichtmal das Abitur schafft aber auch der Jugendliche, der wegen des ADHS nichtmal seinen Hauptschulabschluss bekommt und daher gar keine Ausbildung hat, es aber mit Medikament geschafft hätte. Es wäre schön, wenn unser Bildungssystem so ausgerichtet ist, dass man auch ohne Medikation zurecht kommt und auch wäre das möglich. Es ist aber aktuell nicht so. Und daher leiden Menschen mit ADHS im Bildungssysem und die Medikation hilft vielen Menschen damit klarzukommen.


    Meine Aussage war viele Menschen mit ADHS leiden im aktuellen Bildunggsystem und vielen hilft Medikation dabei. Natürlich betrifft es nicht alle, aber dennoch ist das Leid da und das Medikament eine Hilfe für diese Menschen und das wollte ich aussprechen ohne allgemeingültig für alle ADHSler Probleme im Bildungssystem zu diagnositizieren und Medikation als Lösung für alle darzustellen.

    sowie jemand von mir aus sehr gerne regelmäßig Cannabis nehmen kann

    Da habe ich auch nichts dagegen. Persönlich ist es mir sogar egal, wenn Menschen härtere Drogen nehmen, wenn sie dadurch nicht sich oder andere irgendwie in Mitleidenschaft ziehen.


    Ich finde es okay, wenn man regelmäßig Cannabis als Genussmittel konsumiert. Ich habe auch kein Problem damit, wenn Menschen bewusst lieber Cannabis anstatt ADHS-Medikation als Ersatz-Medikation verwenden. Jedoch ist es so, dass Drogenkonsum durch die Kriminilasierung und härtere Drogen auch durch die sehr schnell auftretenden Schäden mit sehr viel Leid verbunden ist. Und es gibt auch sehr viele Menschen, die Drogen als Ersatz nehmen, weil sie unter dem ADHS leiden und das Leid damit vermindern wollen. Also Menschen die ne reguläre Medikation Cannabis gegenüber bevorziehen. Und viele, die nicht Wissen, dass sie ADHS haben, wäre sehr viel Leid erspart geblieben, würden sie es vorher wissen. Dann könnten sie selbstbesitmmt entscheiden wie sie damit umgehen und hätten eine Alternative, die sie freiwillig wählen können.


    ist nun nicht meine Sache, aber ich hasse es, dass es als selbstverständlich angesehen wird Medikamente unter die Nase gerieben zu bekommen, obwohl die Gehirnchemie und all das absolut gesund ist. Gegen Depressionen, ja hab ich genommen, aber da liegt in der Hinsicht eine gestörte Hirnchemie vor, bei Neurodoversität nicht.

    Ich hasse es halt, wenn andere für mich entscheiden bzw. zu etwas drängen zu wollen, was nicht von mir selbst heraus kommt.

    Wenn dir das Medikament als Erwachsener Mensch von Behandlern aufgedrängt wird, ist das eine persönliche Verfehlung des Behandlers.


    Dass es als Behandlung angeboten wird ist gut so. Es hilft nun einmal sehr vielen Menschen und ist eine Unterstützung für diese. Wenn du es nicht brauchst und nicht willst, ist das doch gut so. Dann sollte jeder Behandler das auch akzeptieren. Wenn es dem Behandler aber sinnvoll erscheint, dass es in deinem Fall helfen würde, dann ist es dessen verdammte Pflicht es anzubieten. Das hat nichts mituUnter die Nase reiben oder für dich entscheiden zu tun. Es ist bewiesen, dass es hilft und wenn es seine Auffassung ist, dass das Mittel was evidenzbasiert am meisten hilft auch bei dir helfen könnte, dann ist es seine Pflicht es dir anzubieten. Alles andere ist höchst unseriös. Du kannst dann von dir selbst aus entscheiden ob du es willst oder nicht.


    Und wie gesagt, wenn der Behandler es dir aufdrängt, dann ist es eine persönliche Verfehlung hat aber nicht mit dem Medikament oder wie damit umgegangen wird zu tun.


    Und außerhalb von Psychiatern also sowohl innerhalb von Medizinern anderer Fächer als auch in der Gesamtgesellschaft ist es doch viel eher so, dass Ritalin extrem negativ verschrien ist. Menschen die sowieso nicht an ADHS glauben, sind auch dem Medikament gegenüber negativ einegstellt. Andere sind der Meinung es ist nur dafür da die Kinder ruhig zu stellen und zu willenlosen Zombies zu machen. Das ist doch die allgemeine Darstellung von Ritalin und co. Viel zu negativ.


    Ich will dir deine persönlichen Erfahrungen mit einem übertriebenen Aufdrängen nicht absprechen. Aber gesamtgesellschaftlich ist meines Erachtens das Gegenteil das größere Problem.

    Ja und wenn ich mir ansehe wie Leute behandelt werden, die diagnostiziert sind, ist das Beste, das Kindern und auch Erwachsenen passieren kann, nicht diagnostiziert zu werden, zumindest nicht offiziell.

    Ja ADHS zu haben ist oft ein Stigma. Ich würde auch nicht wollen, dass meine Kinder mit dem Schild ADHS auf dem Rücken herumlaufen. Wegen der Diskriminierung. Auch wenn ich an sehr vielen Stellen von einer Diagnose in der Kindheit profitiert hätte, hat es den Vorteil, dass ich die Dianose jetzt habe, wo ich selbst entscheiden kann, wem ich das offenbahre und wem nicht.


    Aber dennoch kann ich diesem Satz nur heftigst widersprechen. Denn trotz des negativen Stigmas und der Diskriminierung ist im Regelfall genau das Gegenteil der Fall. Kinder mit ADHS bekommen jetzt bei Abschlussprüfen mehr Zeit, weil ihnen das zusteht. Generell haben sie Rechte und Ansprüche, die man nur mit Diagnose bekommt. Ohne bleiben diese verwehrt. Vor allem aber können Eltern, Behandler und auch Lehrer/Pädagogen besser damit umgehen, wenn sie wissen um was es sich handelt. So gut wie alle Eltern und Behandler werden besser damit umgehen können, wenn sie wissen was der Fall ist. Gerade in der Schule muss man sehr aufpassen, weil es Lehrer gibt, die richtig und gut damit umgehen als auch welche, wo es nur schlimmer wird. Wenn die Diagnose aber da ist, können Eltern zumindest entscheiden wie sie damit umgehen. Oder auch ihrem Kind durch Therapie helfen ohne, dass Eltern es erfahren.


    Unabhängig von meiner eigenen Diagnose ist meine Frau zufälligerweise Kinder- und Jugendpsychiaterin. Und sie berichtet aus erster Hand von Tausenden Fällen. Und die große Mehrheit davon profitiert trotz der negativen Stigmata dennoch von der frühen Diagnose. Von daher kann ich dem hier nur entschieden widersprechen.


    eher mit einem verkorksten Gesundheitssystem welches leider zu häufig nicht die notwendige Hilfe bereitstellen kann. Und das sieht man dann daran dass Personen mit einer Diagnose auch mal alleine gelassen werden oder anders behandelt werden. Oder (hatte ich dieses Jahr) einfach vorschnell diagnostiziert wird ohne richtig zuzuhören was mich fast das Leben gekostet hätte :3

    Ja das Hilfstsystem, egal ob die Medizin oder auch bei Jugendlichen Pädagogen, Lehrer und Co machen extrem viele Fehler. Da meine Frau Ärztin ist, könnte ich ganze Romane mit Fehler im System füllen und mich unendlich lange aufregen. Daher habe ich auch an keiner Stelle irgendwelchen Misständen, Fehlbehandlungen, schlimmen Erfahrungen... widersprochen. Unterm Strich ist das System dennoch eine große Hilfe und das Leben und Leiden ohne dieses viel größer.


    Und die negative Vorverurteilung gegenüber Medizinern, LEhrern, Pädagogen und Medikamenten macht es nicht besser sondern noch schlimmer. Passt an dieser Stelle nur bedingt rein aber das gleiche gilt auch für das Jugendamt. Auch da passiert viel schlimmes aber der Ruf ist noch schlimmer als die Realität und das sorgt für extreme Vorbehalte, was die unterstützende Arbeit erschwert.

  • ...Betroffen bedeutet doch einfach, dass man von etwas betroffen ist. Das ist doch nicht nur auf Krankheiten bezogen, sondern auch alle anderen Belange, die einen halt betreffen. Wenn ich ADHS habe, bin ich davon betroffen. Dann bin ich eine der Personen, die das Thema, das gerade behandelt wird, betrifft..?

    Das und die folgende Diskussion finde ich ein wenig Haarspalterei bzw. Definitionsreiterei. Klar kann man technisch gesehen "betroffen" als neutral verstehen, aber das ist ja nicht die Art und Weise, wie es in diesen Kontexten überwiegend verwendet & verstanden wird.


    Man würde ja schließlich nicht sagen "Menschen, die davon betroffen sind, weiblich zu sein", weil man allgemein versteht, dass Weiblichkeit inhärent keine Wertung mit sich zieht. Eher würde man eine Formulierung verwenden wie "Menschen, die von Sexismus betroffen sind", weil Sexismus etwas Negatives ist (das oft, aber natürlich nicht immer, mit Weiblichkeit in Zusammenhang steht). Man würde nicht sagen "Leute, die von Transidentität betroffen sind", wenn man versteht, dass trans zu sein keine Wertung ist. Stattdessen würde man sagen "Leute, die von Transphobie betroffen sind". Man würde auch nicht sagen, dass People of Colour von ihrer Hautfarbe "betroffen" sind, sondern sie sind betroffen von Rassismus.


    In dem Zusammenhang verstehe ich die Einwände gegen die Nutzung der Formulierung im Kontext AD(H)S und Autismus als: Leute sind nicht von AD(H)S/Autismus betroffen, sondern z.B. vom damit in Zusammenhang stehenden Ableismus.

  • Alice


    Ich bin ja aber an der Diskussion teilgenommen. Wenn man keine Haarspalterei betreiben will, kann mich ja einfach im Vorhinein fragen, wie ich es gemeint habe. Ob der Absender es negativ gemeint hat oder nicht, das weiß der Absender am besten. Das wurde mir aber direkt unterstellt, wie meine Intention ist.


    Und wie es bei Menschen mit ADHS ankommt, kann man pauschal nicht sagen. Ich selbst habe es nicht gesagt, um Bastet irgendwie negativ aufzustoßen und hatte keine böse Absicht dabei. Aber nur weil sie ADHS hat, hat sie nicht die Deutungshoheit wie generell darüber gesprochen werden darf. Ich selbst habe ADHS und habe absolut gar kein Problem davon, wenn die Bezeichnung Betroffener verwendet wird und ich sehe nicht, wieso eine Lesart jetzt gültiger ist als die andere.


    Und wie gesagt der Ton macht die Musik. Es ist auch was anders zu sagen "Ich finde die Verwendung problematisch unabhängig davon wie sie gemeint war und störe mich daran bzw. möchte nicht, dass das so gesagt wird (wo ich auf Rücksicht darauf eingegangen wäre, auch wenn ich nicht sehe, dass es dann das Recht der Person ist darauf zu bestehen)". Aber die Reaktion auf meine Verwendung war diese:


    Könntest du bitte aufhören Menschen mit ADHS als gewalttätig darzustellen, ist bissi eklig. Es gibt auch keine "Betroffenen", man hat einfach eine Neurodiversität. Betroffen ist man, wenn man an Krebs erkrankt oä.


    Könntest du auch bitte mit diesen Halbwahrheiten aufhören.

    1. "Könntest du bitte aufhören Menschen mit ADHS als gewalttätig darzustellen" - Mir unterstellt, ich hätte Menschen mit ADHS als gewaltätig dargestellt, was ich objektiv und nachweisbar nicht gemacht habe,

    2. "ist bissi eklig." - Gesagt, dass das was ich angeblich mache auch noch eklig betitelt

    3. "Es gibt auch keine "Betroffenen", man hat einfach eine Neurodiversität. Betroffen ist man, wenn man an Krebs erkrankt oä." - Generell gesagt, dass es faktisch falsch ist da von Betroffenen zu sprechen.

    4. "Könntest du auch bitte mit diesen Halbwahrheiten aufhören." - Mir Halbwahrheiten unterstellt.


    Das heißt mir wird innerhalb von drei Zeilen gesagt, dass mein Post Halbwahrheiten beinhaltet, meine Darstellung von Menschen mit ADHS eklig ist, ich Menschen mit ADHS als gewaltätig stigmatisiere und ich generell nicht von Betroffenen reden kann, weil das falsch ist.


    Ich finde es da krass wie sehr dargestellt wird, dass meine Verwendung des Begriffes Betroffene so schlimm ist, selbst wenn ich nachträglich betone, dass es nicht negativ gemeint war. Während mit keiner Silbe erwähnt wird, dass die Punkte 1., 3. und 4. wirklich problematisch sind, weil das eklig ne zu 100% negative Wertung ist und 1. und 4. einfach falsche Unterstellungen sind.

  • Beispielsweise Dialikte mit Bezug zu Drogen, welche ja von Menschen mit ADHS öfters konsumiert werden.

    Und das lässt aber auch komplett aus, dass Drogen bei Menschen mit ADHS anders wirken - und häufig zur Selbstmedikation verwendet werden, da diverse Drogen, wie bspw. Meth, effektiv einfach dazu beitragen, dass das ADHS Gehirn neurotypisch funktioniert. Es hat ja einen Grund, warum ADHS Medikation in Deutschland nur streng kontrolliert rausgegeben wird.

  • Sadgasm Was für ein Unsinn.


    Zunächst einmal: Bastet hat die Verwendung des Wortes in diesem Kontext kritisiert, weil es impliziert, dass AD(H)S etwas Negatives ist, was für Leute mit AD(H)S verletzend sein kann. Um die Validität dieser Aussage zu überprüfen, muss man letztendlich nur:


    a) Zeigen, dass "betroffen" in diesem Kontext oft negativ verwendet wird

    b) Nachvollziehbar finden, dass es für manche Leute verletzend sein kann, wenn die Diagnose als etwas Negatives bzw. als ein Fehler oder Makel angesehen wird.


    Diese beiden Bedingungen erachte ich in diesem Kontext als erfüllt. Und wenn man diese Bedingungen als erfüllt ansieht, dann kann man sich denken, "huh, ja gut, wäre in dem Fall natürlich respektvoll, den Begriff in dem Kontext nicht zu nutzen" und das Thema damit kurzum abzuschließen.


    Was man hier stattdessen macht, ist es zu Tode zu diskutieren. Man führt an, dass sich nicht alle Leute mit AD(H)S von dem Begriff negativ betroffen fühlen, obwohl das zur Sachlage keine Relevanz hat. Weitergehend wird darauf verwiesen, dass es potentiell denkbar ist, dass der Begriff in manchen Kontexten neutral gemeint sein kann, was auch nichts zur Sache tut, wenn er in der realen Nutzen meist negativ konnotiert ist. Und zuletzt beschwert man sich jetzt darüber, dass Bastet lieber hätte betteln sollen als zu kritisieren, mit der Implikation, dass der Ton von Bastet an der obigen Sachlage irgendetwas geändert hätte.


    Schlimmer noch, das Beharren darauf, dass "Betroffenheit" ja nicht negativ sein muss, weist auf ein zugrundeliegendes Mindset hin: Anstatt das eigene Verhalten zu überdenken und sich zu sagen "huh, ich kann das Wort einfach nicht benutzen, finde die Begründung schlüssig also wieso nicht" will man die Personen, die sich verletzt fühlen, dazu anregen, sich doch einfach lieber nicht dadurch verletzt zu fühlen, was btw Gaslighting ist.

  • Erst einmal ist es halt so, dass wir halt noch nicht in dieser Utopie leben. Und unsere Gesellschaft setzt nun einmal darauf, dass man an vielen Stellen funktioniert. Und wenn der ADHSler ohne Medikation im Bildungssystem durchfällt, dann ist es im Interesse der Person da dann mit Hilfe der Medikation zu funktionieren, selbst wenn unser Bildungssystem da ungerecht ist. Denn es ist halt im Status Quo nun einmal nicht anders und wenn man dann durchfällt, ist man es selbst, die Probleme hat.

    Ich halte dieses Argument nur in dem Kontext, der hier diskutiert wurde, für am Punkt vorbei. Es wurde auf gesellschaftliche Zwänge verwiesen, die den größeren Rahmen ausmachen. Wenn dieser Rahmen temporär - for the sake of argument - mal als gegeben vorausgesetzt wird, dann lässt sich innerhalb dessen natürlich argumentieren, dass Medikationen (die Diskussion ging natürlich urpsrünglich von deutlich gravierenderen Eingriffen aus), hilfreich sein können und natürlich Leute die Option haben sollten, sie zu nehmen. Nichtsdestoweniger sollte aber eben der Rahmen nicht einfach als gegeben hingenommen werden, und das ist eigentlich umso wichtiger, wenn das Leben in diesem zumindest ein wenig erträglicher gemacht wird, da dies eine stabilisierende Wirkung auf das haben kann, was im Kern immer noch ein diskriminierendes System ist. Entsprechend gönne ich natürlich allen Personen mit Neurodiversität alle Möglichkeiten, um auf der individuellen Ebene Barrieren abzubauen, aber die Existenz solcher Barrieren ist doch gerade der zu problematisierende Umstand und zugleich einer der Wege, der einen gewissen Entscheidungsdruck bzw. -zwang auf die fragliche Gruppe ausübt. In diesem Kontext sei nebenbei auch gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob wir diese Zwangsdiskussion wirklich in Hinblick auf individuelle Ärzt*innen führen sollten, die konkreten Patient*innen eine Medizin aufschwatzen; das Problem hat eine systematische Komponente, die sehr viel subtiler Zwang und Druck ausübt. (Ich werfe mal oberschlau den Namen Foucault in die Runde.)

    Gleichwohl finde ich ja gerade vor diesem Hintergrund aber auch das hier ein wenig zu einfach gedacht:

    Wenn dir das Medikament als Erwachsener Mensch von Behandlern aufgedrängt wird, ist das eine persönliche Verfehlung des Behandlers.

    Denn die behandelnde Person existiert ja nicht im Vakuum, sondern inmitten der Gesellschaft mit all ihren Vorurteilen; wir sollten also vielleicht nicht sagen, das ist einfach eine individuelle Verfehlung, sondern durchaus auch in Betracht ziehen, dass solche Verfehlungen, die ja auch nicht im Einzelfall existieren, eine systematische Ursache haben.

    Die Prävalenz von ADHS in Gefängnissen ist auch extrem hoch und das liegt natürlich an der Impulsivität.

    Und das ist ehrlich gesagt ein Statement, das ich sehr schwierig finde, gerade wenn zugleich problematisiert werden soll, dass es Stigmata gegenüber Leuten mit Neurodiversität gibt. Das im ersten Teil des Satzes Konstatierte ist die Erwähnung einer Korrelation, der letzte Teil hingegen stellt eine kausale These auf, die die Ursache in den Individuen selbst sieht, was im Kontext des oberen Zitats die Implikation nahelegt, dass eine höhere Kriminalitätsrate bei Leuten mit ADHS (vorrangig) durch Behandlung zu erreichen sei. Hier wäre dann nun aber direkt die erste Schlussfolgerung, dass es dann ja nicht zwangsläufig einfach die Impulsivität wäre, sondern eventuell ja das Fehlen von Möglichkeiten zur Inanspruchnahme von Hilfe bei der Bewältigung des Alltags in einer inhärent immer noch diskriminierenden Gesellschaft; während sich im Weiteren fragen ließe, ob auch Diskriminierung direkt eine strukturelle Ursache sein kann, etwa, weil die Polizei zum Beispiel in einer Krisensituation, an der Leute mit ADHS beteiligt sind, nicht erfolgreich deeskalieren kann; oder aber, wenn wir uns an andere derartige Korrelationen erinnern, weil strukturell benachteiligte Leute allgemein aufgrund einer geringeren Anzahl an Perspektiven etc. aus sozialen Gründen ein höheres Risiko aufweisen, kriminell zu werden (bzw. erst arm und dann aus Not kriminell), was aber eben nicht an den Leuten selbst, sondern an der Benachteiligung liegt. Deswegen finde ich es ehrlich gesagt ein wenig schwierig, diesen Umstand ohne ausreichende Kontextualisierung zu thematisieren, weil dies eigentlich ein ziemlich deutliches Risiko hat, zu Stigmatisierung beizutragen. Was möglicherweise auch der Grund für die darauf erfolgende Reaktion ist.

    Die andere Seite der Medallie ist eben, dass die Gesellschaft Schuld. Da in der Extremform, dass man die Existenz gar nicht erst anerkennt und das da gar keine Neurodiversität vorherrscht und nur die Gesellschaft so Stromlinienförmig ist, die alle unangepasste nicht abkam. Die andere Version erkennt es an, meint aber ebenfalls, dass nur die Gesellschaft sich anpassen muss. Jede Behandlung in Form einer Verhaltstherapie oder von Medikamenten ist dann schon das Umbiegen des Menschen an die autoritäte Gesellschaft.


    Und das mündet bei manchen dann sehr schnell in Sachen Esotherik. Manchmal auch braune Esotherik, Alternativmedizin und und und. In dieses Boxhorn fällt auch das Bild, welches hier von Psychiatern und Psychologen (aber auch teilweise Pädagogen) gezeichent wird. Dass es da an vielen Stellen Fehler, Missdiagnose, antiquierte Vorstellungen... gibt, das will ich nicht bestreiten.

    Diesen vorgezeichneten Radikalisierungsweg in Richtung rechtsextremer Esoterik verstehe ich ehrlich gesagt basierend auf dem, was ich aus kritischer Perspektive über Esoterik - spezifisch rechtsextreme Esoterik - gelernt habe, nicht so richtig. Denn der Punkt in der Diskussion war, dass bestimmte gesellschaftliche Zwänge vorherrschen und strukturelle Diskriminierung gegenüber neurodiversen Menschen besteht; die esoterischen Ansätze laufen derartigen Zwängen aber nun nicht strukturell zuwider, sie sind Teil derselben. Neurodiversität ist in esoterischen Kreisen, gerade Rechtsextremen, absolut verhasst und wird ständig abgewertet. Neurodiversitäten sind in diesen Kreisen Defizite, entstanden durch individuelles Verschulden, entweder von der neurodiversen Person selbst oder den Eltern, wobei es dann meistens die Mutter ist (weil natürlich ist es die Mutter). Entsprechend gehen solche Kreise ja eigentlich nicht gegen gesellschaftliche Zwänge, weil sie das in ihren Augen defizitäre Individuuum so in den Vordergrund rücken. Diese Kreise lehnen auch "Behandlungen" nicht ab; sie wählen lediglich solche, die wirkungslos und dem Kindswohl komplett entgegenlaufen. Ihr Gedanke dahinter ist aber im Kern der Gleiche, der auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene in weniger extremer Form vorherrscht: Dass Neurodiversität jeglicher Form etwas Schlechtes, eine unerwünschte Abweichung ist. Entsprechend besteht eine sehr große ideologische Kluft zwischen denen, die (berechtigt, wie ich meinen möchte), den gesamtgesellschaftlichen Umgang mit neurodiversen Menschen problematisieren und den esoterischen Kreisen, die eigentlich besagten Umgang schlicht potenzieren bis hin zur expliziten Menschenfeindlichkeit. Daher finde ich die Nachzeichnung eines Radikalisierungswegs, wie du sie oben im Ansatz ausgehend von Kritik an der gesellschaftlichen Abwertung von Neurodiversität vorstellst, ein wenig unschlüssig.


    Ich bin mir davon ab allgemein nicht sicher, wie verbreitet die Ansicht "Es liegt alles allein an der Gesellschaft" überhaupt ist und würde argumentieren, dass strukturelle Benachteiligung im Vergleich zu Leuten mit derartiger Ansicht nach wie vor das deutlich größere Problem ist. Ich kann dahingehend natürlich nicht für Bastet sprechen, aber ich glaube, dass dey die Missstände und Benachteiligungen im (medizinischen) System thematisieren will mit dem Ziel, dass es darum gehen soll, Leuten mit Neurodiversität Möglichkeiten frei von Druckausübung (wie oben gesagt kann diese subtilerer Natur sein) an die Hand zu geben; entsprechend es also nicht darum ging, alle Möglichkeiten einfach ersatzlos zu streichen.

    Um fair zu sein: Ich unterstelle wiederum auch dir eingedenk jüngerer Beiträge nicht, dem System blind zu vertrauen oder gesagt zu haben, es würde keine Fehler machen. Aber gerade deswegen verstehe ich auch nicht, warum die Thematisierung bestimmter Missstände als eine solche Bedrohung wahrgenommen zu werden scheint. Dahingehend, um damit abzuschließen: Selbst wenn es so ist, dass Menschen mit ADHS (im Schnitt) von einer Diagnose trotz Stigmata "profitieren" (ich wäre hier vorsichtiger und würde hier eher sagen: einen angemessenen Ausgleich erhalten, wobei ich mir auch nicht sicher bin, ob das überhaupt als allgemeingültig gelten kann, daher auch die Konditionalform), dann wäre nach wie vor das "trotz Stigmata" der Punkt, auf den es hier ankommt und wo sich nach wie vor etwas ändern muss. Und ich glaube eben, dass es hier eigentlich um exakt diesen Punkt geht, und keine Lobpreisung dessen, was das System auf anderer Seite schon alles geleistet hat oder leistet, sollte dem entgegenstehen bzw. als valides Gegenargument betrachtet werden können.