Rhetorische Figuren

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  • [Blockierte Grafik: http://fc09.deviantart.net/fs7…e53bbf7898b2e-d327lwf.gifRhetorische Figuren


    oder auch Stilfiguren, rhetorische Stilmittel.


    WIKIPEDIA: Ein rhetorisches Stilmittel, auch als rhetorische Figur oder Stilfigur bezeichnet, ist
    - nach dem rhetorischen Aspekt bei der Produktion von Texten ein Gestaltungsmittel (→ Produktionsästhetik), das im Rahmen der elocutio dem Redeschmuck dient und bei der Erfüllung der officia oratoris helfen soll;
    - nach dem literaturwissenschaftlichen Aspekt ein sprachliches Gestaltphänomen der Oberflächen- und der Tiefenstruktur von Texten, das vom eigentlichen Ausdruck abweicht.


    Rhetorik ist die Kunst der Beredsamkeit.


    Dieses Tutorial soll
    - eine umfangreiche (aber bei weitem nicht vollständige) Liste von Stilmitteln darstellen
    - die gebräuchlichsten Stilmittel erläutern
    - Autoren bei der Ausgestaltung ihrer Texte Anregungen geben
    - Kommentatoren helfen, ihren Wissensstand um die Analyse von Stilmitteln zu erweitern


    1. Klangfiguren
    2. Positionsfiguren
    3. Sinnfiguren
    4. Satzfiguren
    5. Stilbildungsfiguren
    6. Tropen (Drehungen/Wendungen)



    1. Klangfiguren

    Alliteration: Gleichheit der Anfangslaute von mindestens zwei aufeinanderfolgenden oder benachbarten Wörtern einer syntaktischen Einheit
      … der frühe Vogel fängt […]
      … veni vidi vici


    Assonanz: Gleichheit oder Ähnlichkeit eines Vokals oder einer Lautfolge von mindestens zwei aufeinanderfolgenden oder benachbarten Wörtern einer syntaktischen Einheit
      … Buch – Wut, Land - ganz


    Homöoteleuton: Gleichklang von Flexionsendungen oder in freierer Form von Endlauten aufeinanderfolgender oder benachbarter Wörter einer syntaktischen Einheit > Gegenteil zur Alliteration
      … Als ob es tausend Stäbe gäbe […] (Rilke, Der Panther)


    Onomatopöie: Nachahmung eines Lautes aus der Natur
      … summen, klirren, kreischen
      … zack, bumm, quietsch (oft in Comics)


    Polyptoton: Wiederholung desselben Wortes in verschiedenen Flexionsformen in syntaktischer Verbindung
      … Homo homini lupus – Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf (Hobbes, De Cive)


    2. Positionsfiguren


    Wortwiederholung

    • Geminatio: Verdoppelung; Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe innerhalb einer Periode
        … Komm, Seele komm, und lerne weiter schauen. (Hofmannswaldau, Die Welt)
    • Anapher: Zwei- oder mehrfache Setzung eines Wortes oder derselben Wortgruppe am Anfang aufeinanderfolgender syntaktischer Einheiten
        … Aufgestanden ist er, welcher lange schlief
         Aufgestanden unten aus Gewölben tief […] (Heym, Der Krieg)
    • Epipher: Zwei- oder mehrfache Setzung eines Wortes oder derselben Wortgruppe am Ende aufeinanderfolgender syntaktischer Einheiten
        … Ich lieb‘ es nicht, das fremde Land; ich hass‘ es fast, das fremde Land.

    Satzebenenstruktur

    • Parallelismus: Syntaktisch paralleler Bau von mindestens zwei Satzeinheiten
        … Ich bin reich, du bist arm. (Kästner)
    • Chiasmus: Kreuzstellung; Überkreuzstellung sich syntaktisch entsprechender Wörter / Satzglieder xy/y1x1 > nach griechisch chi χ, welches wie ein Kreuz aussieht
        … Die Kunstx ist langy, kurzy1 ist unser Lebenx1 (Goethe, Faust)
    • Polysyndeton: Vielverbundenes; Mehrfache Wiederholung derselben bzw. bedeutungsgleicher Konjunktionen > mit Bindewörtern (und, oder)
        … Und es wallet und siedet und brauset und zischt. (Schiller, Der Taucher)
    • Asyndeton: Unverbundenes; Aneinanderreihung gleichwertiger Einzelwörter / Satzeinheiten ohne Bindewort
        … abermals: veni vidi vici – ich kam, sah (und) siegte

    Wortumstellung/-trennung

    • Inversion: Umstellung; Umkehrung der üblichen grammatischen Wortstellung
        … Dich sah ich […] (Goethe, Willkommen und Abschied)
    • Hyperbaton: Sperrstellung; Trennung syntaktisch zusammenhängender Wörter (z.B. von Substantiv und Attribut)
        … Der Worte sind genug gewechselt. (Goethe, Faust)
    • Parenthese: Satzeinschub; Einschub eines Satzes in einen anderen (ohne Einfluss auf dessen Konstruktion) > manchmal mit Gedankenstrichen markiert
        … Eines Tages, es war mitten im Sommer, hagelte es.

    3.Sinnfiguren


    Verknappung, Verschiebung, Figuren des Konstruktionsbruchs und der Redundanz

    • WIKIPEDIA: Der Begriff Redundanz bezeichnet allgemein einen Zustand von Überschneidung oder Überfluss im Sinne von Überschüssigkeit.
    • Ellipse: Auslassung eines Wortes oder ganzer Redeteile
        … [ich] bin da, wer [ist] noch [da]? (Die Dinos)
    • Zeugma: Beziehung eines Satzteils, u.a. des Prädikats, auf zwei oder mehr koordinierte Satzglieder, während es semantisch nur zu einem Glied passt
        … Ich fror vor mich hin, denn nicht nur meine Mutter, auch der Ofen war ausgegangen. (Erhardt, Wieso ich Dichter wurde)
    • Enallage: Beziehung eines Beiwortes (Attributs) auf ein falsches Beziehungswort
        … vierstöckiger Hausbesitzer
    • Hendiadyoin: Eins durch zwei; Ersatz von Substantiv + Attribut durch Substantiv + Substantiv bzw. Adverb + Verb durch Verb + Verb
        … ab und zu, hin und wieder (statt manchmal, gelegentlich)
        … Haus und Hof, Grund und Boden, Hinz und Kunz usw.

    • Pleonasmus: Überfluss ; überflüssiger Zusatz zu einem Wort, da dieses schon alle Bedeutungen des Zusatzes enthält
        … runde Kugel, am optimalsten, HIV-Virus etc.
    • Tautologie: Bezeichnung eines Begriffes durch zwei Worte, die dasselbe meinen
        … nie und nimmer, voll und ganz
    • Epitheton ornans: Schmückendes Beiwort ; Ergänzung eines Substantivs durch ein anderes, ein Adjektiv oder eine umschreibende Erklärung, wobei die Ergänzung nicht zum Verständnis der Sache notwendig ist, dem Gegenstand aber eine größere Anschaulichkeit und Sinnlichkeit verleiht
        … der listenreiche Odysseus, Alexander der Große

    Gedankenzuspitzung

    • Klimax (und Antiklimax): Leiter, Treppe; Steigerung vom schwächeren zum stärkeren Ausdruck oder umgekehrt (anti)
        … Er sei mein Freund, mein Engel, mein Gott. (Schiller, Die Räuber)
        … Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen (Goethe, Faust)

    • Antithese: Gegenüberstellung von Gegensätzen oder Gegenbehauptungen
        … Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein. (Gryphius)
        … Er konnte alles, aber er konnte dies nicht.

    • Oxymoron: Scharfdummes; syntaktische Verbindung widersprüchlicher [sich ausschließender] Begriffe
        … Schwarze Milch (Celan), Bürgeradel

    • Paradoxon: Unerwartetes; (scheinbar) widersprüchliche Aussage
        … Weniger ist mehr!

    • Synästhesie: Vermischung von Sinnesebenen
        … süßer Anblick, zarter Ton

    4. Satzfiguren

    Kontakt

    • Rhetorische Frage: Frage, auf die keine Antwort erwartet wird, weil die Antwort evident ist – die Formulierung der Frage impliziert schon die Antwortrichtung
        … Was ist schon normal? / Schau’ ich so blöd aus?

    • Apostrophé: Abwendung vom eigentlichen Adressaten / Publikum, Anrede an abwesende Personen, Götter, leblose Dinge oder ein Zweitpublikum (invocatio / Anrufung; obsecratio / Beschwörung; exsecratio / Verwünschung)
        … Wo ehedem ein Gras war, da sitzest jetzt du, Öltank! (Brecht)

    • Exclamatio: Ausruf
        … Ohje! Juhu!

    • Sermocinatio: Einführung eines Redenden, lebender, verstorbener oder erdichteter Personen mittels einer Rede, Aussprüchen, Gesprächen oder Selbstgesprächen, die wahr oder fingiert sein können
        … Und so schliesse ich dann dieses Kapitel mit einem Ausspruch, der die Tante Jolesch nicht nur in sprachlicher Hinsicht auf dem Höhepunkt ihrer Formulierungskraft zeigt: „Was ein Mann schöner ist als ein Aff’, ist ein Luxus. (Torberg, Die Tante Jolesch)

    Gedankenführung

    • Praeteritio / Paralipse: Übergehen; der Redner / Autor gibt vor, „Unwichtiges“ zu übergehen, führt es aber dennoch an
        … Ich werde Ihnen nicht die Schande bereiten, Sie daran zu erinnern, dass …

    • Aposiopese: Verschweigen, Redeabbruch; der Textfluß wird, meist unter Verschweigen wichtiger Passagen, plötzlich unterbrochen
        … Der kann mich mal…

    Erklärung und Veranschaulichung

    • Enumeratio (partium): Aufzählung ohne Nennung des Oberbegriffs; Aneinanderreihung von Einzelelementen
        … die grünen, die blauen, die roten und die gelben Bälle

    • Descriptio: Beschreibung; kunstvolle Beschreibung von Personen, Orten, Dingen etc. (Prosopographie; Topographie; Ethnographie) > meist beginnend von oben (Augen) nach unten, anhand wahrnehmbarer Details mithilfe von Topoi
        … Sie hat wunderschöne Augen, einen wohlgeformter Mund und makellose Hände.

    • Vergleich: Zwei Begriffe werden zum Aufzeigen von Ähnlichkeiten bzw. Unterschieden in Bezug gesetzt
        … Augen wie Sterne

    • Exemplum: Beispiel; Anführung eines konkreten Falls als Ergänzung zu einem allgemeinen, abstrakten oder hypothetischen Sachverhalt
        … Das hier ist zum Beispiel ein Beispiel.

    • Sentenz: Sinnspruch; kurzer Ausspruch von allgemeingültigem Inhalt (am Schluß: Epiphonem) > z.B. Sprichwörter

    • Paraphrase: Umschreibung (eines genannten Begriffs); Hinzufügung einer Interpretation, einer klärenden Darstellung > z.B. Inhaltsangaben, aber nur bei Erzählungen und Erzählgedichten (Balladen), NIE bei anderer Lyrik
        … Fische, die stummen Meeresbewohner

    • Exkurs / Digressio: Abschweifung; gezieltes Abweichen vom eigentlichen Thema

    • Conclusio: Schlusssatz / -folgerung; Abschließende / zusammenfassende / folgernde Bemerkung am Ende eines Rede- / Textteils > eventuell mit Paraphrase

    5. Stilbildungsfiguren

    Archaismus: Altertümlichkeit; Rückgriff auf veraltete Wörter, Sprach-oder Stilformen
    … ‚gülden‘ für golden, ‚schnöbe‘ statt schnaubte


    Barbarismus: falscher Gebrauch eines Wortes oder Übernahme eines fremdsprachlichen Ausdrucks in die eigene Sprache, entweder in der ursprünglichen oder in einer abgewandelten Form
      … ‚downloaden‘ / ‚Sorry ‘


    Neologismus: Wortneuschöpfung > im Wörterbuch nachschauen (z.B. Grimms)
      … Selberlebensbeschreibung (Sean Paul für seine Biographie)


    Anakoluth: Satzbruch; eine Satzkonstruktion wird anders fortgeführt, als sie begonnen wurde
      … Korf erfindet eine Mittagszeitung, welche, wenn man sie gelesen hat, ist man satt. (Morgenstern)


    6. Tropen (Drehungen/Wendungen)

    Grenzverschiebungstropen

    • Wendungen, deren Inhaltsbereiche nah beieinander liegen, z.B. Krieg und Waffen.

    • Periphrase: Umschreibung eines Wortes durch mehrere Wörter (anstelle des umschriebenen Begriffs)
        … ‚das Auge des Gesetzes‘ für Polizei

    • Euphemismus: Beschönigende Bezeichnung eines meist unangenehmen oder kulturell als anstößig empfundenen Sachverhalts oder Begriffs > Tabus umschreiben, political correctness
        … der teure Verblichene, ‚Schwarzer‘ statt veraltet und abwertend ‚Neger‘

    • Hyperbel: Wurf über das Ziel ; bewusste Übertreibung (in Anzahl, Größe, Gewicht, Intensität) in Vergrößerung (Auxesis) und Verkleinerung (Meiosis)
        … todmüde, fuchsteufelswild, Schneckentempo

    • Synekdoche: Mitverstehen; Austausch einer Vorstellung durch einen Begriff weiterer oder engerer Bedeutung, d.h. auf der Ebene von Teil und Ganzem
        … Brot für Lebensmittel (Art-Gattung), Traubensaft für Wein (zeitlich), grammatikalisch: Majestätsplural

    • Antonomasie: Ersetzung eines Eigennamens durch eine charakteristische Eigenschaft / ein bezeichnendes Merkmal oder umgekehrt
        … ‚der Listenreiche‘ für Odysseus

    • Litotes: Schlichtheit; vorsichtige Bejahung / absichtsvolle Untertreibung durch doppelte Verneinung oder Verneinung des Gegenteils des Gemeinten
        … nicht übel, meine Wenigkeit

    • Metonymie: Namensvertauschung; Bezeichnung eines Begriffs durch ein Wort, das damit logisch, räumlich usw. zusammenhängt: Ursache /Wirkung; Ort/Zeit; Akteure/Bewohner; Abstractum/Concretum; Urheber, Besitzer/Resultat, Produkt; Material/Erzeugnis; Gefäß/Inhalt > KEIN Vergleich
        … Shakespeare lesen, ein Glas trinken

    Sprungtropen

    • Wendungen, deren Inhaltsbereiche weit auseinander liegen bzw. nichts miteinander zu tun haben. Stärke als Eigenschaft hat ursprünglich nichts mit dem Tier Löwe zu tun.

    • Metapher: Übertragung eines anschaulichen Ausdrucks auf etwas Abstraktes, schwer Fassbares (verblasste / tote Metapher; dunkle Metapher; kühne Metapher; pathetische Metapher) > verkürzter Vergleich
        … Erdbeermund, Augenstern; tot: Lebensabend

    • Symbol: eine zusätzlich konnotierte Bedeutung, die über die sichtbare und logische Bedeutung hinausgeht; meistens innerhalb eine Kultur, Gemeinschaft gleich, manchmal aber auch vom Autor/Werk abhängig

    • Personifikation: Verpersönlichung; etwas Nicht-Personales wird durch die Übertragung von menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten als Person eingeführt
        … die Gerechtigkeit als Frau (Justitia) mit verbundenen Augen (ohne Ansehen der Person), in der einen Hand eine Waage (genau abwägend) und in der anderen ein Schwert (urteilend)

    • Allegorie: Bildliche Rede; fortgeführte, textologische Metapher: bildliche, gleichnishafte Darstellung
        … Auf dem Theater der Welt sind alle Menschen Spieler: mancher bekommt die Rolle eines Königs, mancher die eines Bettlers…

    • Katachrese: missbräuchliche Verwendung eines Bildes (notwendige Metapher bei lexikalischer Leerstelle / Bildbruch)
        … Der Zahn der Zeit, der schon so viele Tränen getrocknet hat, wird auch Gras über diese Wunde wachsen lassen.

    • Ironie: Verstellung; Bezeichnung eines Sachverhalts durch sein Gegenteil (Asteïsmus / Urbanitas; Chiarentismus; Diasyrmus; Mykterismus; Sarkasmus; dramatische / tragische Ironie; Selbstironie)
      [font='Tahoma, Arial, Helvetica, sans-serif']  … Das hast du ja mal wieder toll gemacht!


    [font=Tahoma]Wichtige Begriffe, die in den Erklärungen häufig vorkommen:


    * Flexion: von lat. flectere - "beugen". Flexion umfasst die Konjugation und Deklination, ergo die "Verwirklichung" der Wörter, wie sie im Sprachgebrauch verwendet werden.
    Beispiel: Haus ist die unflektierte Form. Wenn wir es deklinieren und in den Genitiv setzen, heißt es "des Hauses". -es ist die Flexionsendung, "Hauses" ist EINE flektierte Form.
    Bei konjugierten Verben ist es das gleiche Prinzip. "Laufen" ist die unflektierte Stammform, "gelaufen" (Partizip II/Perfekt) ist eine flektierte Form.


    * Syntax: Lehre des Satzes bzw. größerer Wortgebilde. Eine "syntaktische Einheit" wäre z.B. eine Phrase, ein Satzglied oder ein ganzer Satz - oder bei Gedichten eben ein Vers.


    Diese Ausführungen stammen überwiegend aus einem Skriptum der Germanistik Uni Wien, erweitert um Beispiele und vorgetragenes Wissen. Doch auch hier können sich Fehlerteufel einschleichen oder Dinge vergessen werden, weshalb darum gebeten wird, auch auf diese aufmerksam zu machen, wenn Mängel entdeckt werden.


    ~Narime
    für das Fanfiction-Komitee

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