Netriem - Geheimnisse der neuen Welt

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  • Netriem - Geheimnisse der neuen Welt



    Willkommen zur FF-Story Netriem, die im Rahmen des FotoxFF-Collab entstanden ist. Klappentext und Buchcover habe ich zusammen mit Mipha erstellt.



    Klappentext


    „Seht ihr nicht die Vogelschwärme, die am Himmel ihre Kreise ziehen? Den Nebel, der aus den Wäldern kommt und die Irrlichter, die zwischen den Bäumen tanzen? Hört ihr nicht die Schreie, die von den Verlorenen kommen? Es sind Omen, ich sage es euch. Wenn wir nicht aufpassen, werden diese Wälder uns verschlingen!“


    Abenteurern zufolge sollte die neue Welt ein Ort voller Magie und Wunder sein. Außerdem sollte es dort reichlich Platz und fruchtbaren Boden geben. Die alte Welt war geplagt von Gewalt und Armut. Viele Menschen waren auf der Suche nach einem besseren Leben. Ein neu entdecktes Land kam ihnen gerade recht. Angetrieben von Abenteuerlust und der Aussicht auf unentdeckte Reichtümer machte sich auch Ryan auf nach Netriem, der neuen Welt. Zusammen mit seinen Kameraden ließ er sich an der Küste des neuentdeckten Landes nieder, dessen Größe sich bislang nur erahnen ließ. Vor ihnen erstreckte sich ein riesiger Wald, den nie zuvor ein Mensch betreten zu haben schien. Nach einigen Wochen Aufenthalt schien sich dort etwas zu regen. Manch einer munkelte über seltsame Lichter und ungewöhnliche Geräusche. Hunde wurden unruhig und bellten den Nebel an, der den Wald verließ. Bis sie schließlich verschwanden. Auch Ryans Hund war nicht wieder aufgetaucht, als er laut bellend in den Wald lief. Ryan beschloss, einen Suchtrupp zusammenzustellen und die Hunde zu finden. Er konnte nicht ahnen, auf was sie in den Wäldern stoßen würden. Alte vergessene Geheimnisse, welche die Macht haben, das Schicksal der Welt zu verändern.



    Prolog – Irrlicht

    In finsterer Nacht, tief im dunklen Wald schwebte eine leuchtende Kugel zwischen den Bäumen umher. Blaues Licht erhellte den Boden und die umstehenden Bäume. Die Kugel glitt über den Boden und folgte anschließend einem Bach. Schließlich blieb sie stehen und rührte sich nicht mehr. Unter ihr floss das Wasser ungerührt vorbei. Ein leises Summen ertönte, als die Kugel kehrtmachte und nach oben schoss. Am Gipfel einer Tanne blieb sie stehen, als wollte sie sich umsehen. Plötzlich erklang eine Stimme.


    „Komm her, Irrlicht!“


    Das blaue Irrlicht begann zu vibrieren. Nach ein paar Sekunden zitterte es so stark, dass mehr wie ein Blitz aussah, der hin und her zuckte. Schließlich erstarrte das Licht. Es formte sich wieder zu einer Kugel und glitt am Stamm der Tanne entlang. Während es nach unten schwebte, schienen die Äste des Baumes der Kugel auszuweichen. Sie beugten sich zur Seite und ließen das Licht durch. Unten angekommen machte es knapp über dem mit totem Laub bedeckten Boden halt. Dort verharrte es eine Weile.


    „Komm her, Irrlicht!!“


    Die blaue Kugel zuckte erneut, doch diesmal schwächer. Das Licht glitt ein wenig zur Seite und huschte unter einem Busch. Ein Hase, der sich dort aufhielt, wurde aufgeschreckt und hüpfte davon.


    „Komm her, Irrlicht!!!“


    Plötzlich schoss die Kugel nach oben. Direkt über dem Busch hielt sie inne und schwebte zur Seite. Anschließend verschwand sie zwischen den Bäumen. Das Summen erstarb und es kehrte wieder Stille im Wald ein.


    „Endlich…“



    Kapitel 1 – Die alte Welt


    Shiva


    Heute haben wir ein paar Hasen erwischt. Ich bin erschöpft von der Jagd, wie immer. Gleich sind wir in unserem Bau und liegen am Feuer. Nur noch die Beute wegbringen, dann essen und schlafen. Und morgen wieder in den Wald. Den Vögeln lauschen, Spuren aufnehmen und jagen. Wie jeden Tag. Ich genieße es mit ihm durch den Wald zu laufen und Gerüche aufzunehmen. Manchmal rasten wir am See und ruhen uns aus, während uns die Sonne wärmt. Aber heute haben wir wenig Pausen gemacht. Er scheint frustriert zu sein in letzter Zeit. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, oder an etwas anderem. Es macht mich traurig ihn so zu sehen. Vielleicht sollten wir morgen versuchen etwas größeres zu jagen. Vielleicht ein Reh. Ich habe schon länger keines mehr gesehen. Vielleicht ist meine Nase nicht mehr gut genug. Ich werde morgen auf jeden Fall wieder mein bestes geben. Wie immer.



    Ryan


    Nachdem Ryan die Hasen beim Metzger abgegeben hatte, brachte er seinen Hund Shiva nach Hause und gab ihm etwas Fleisch.


    „Ruh dich gut aus, wir haben morgen viel vor“, sagte er. Er machte den Kamin an und Shiva ließ sich erschöpft davor fallen.


    „Geh nicht zu nah heran“, mahnte Ryan und lächelte.


    „Du bist ein guter Hund“. Während draußen die Sonne unterging räumte Ryan das restliche Brot und Fleisch aus den Regalen und verstaute es in einem Rucksack. Diesen legte er zur Tür, wo sein Gewehr und sein Schwert hingen. Schließlich ging er schlafen. Dies würde die letzte Nacht in diesem Haus werden. Ryan freute sich schon darauf, seine Heimatstadt Beke hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Beke war eine alte Stadt, in der eigentlich viele Händler unterwegs gewesen waren. Auch die Ernte und die Jagdausbeute waren normalerweise hoch. Vor Jahren war die statt reich, doch seit wegen den anhaltenden Konflikten mit dem benachbarten Königreich Lumor ging das Geld langsam zur Neige und viele Menschen verarmten. Bis vor ein paar Monaten hatte es eine Belagerung der Stadt gegeben. Diese konnte zum Glück von Bekes Armee beendet werden. Jedoch waren die Stadt und das Umland stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Viele Häuser waren von Katapulten zerstört worden, Bauerhöfe wurden geplündert und Wälder für Lager gerodet. Tagelang konnten sie nicht jagen, da die Gefahr bestand, von Soldaten getötet zu werden. Und nach dem Krieg waren die meisten größeren Tiere vertrieben worden. Ryan hatte gehofft, dass sie zurückkehren würden, allerdings waren immer noch kaum Tiere im Wald zu finden. Sie hatten seit dem Krieg nur ein Reh gefangen und mehrere Wildschweine. Ansonsten nur ein paar Hasen, die über die Lichtungen liefen, wo die Lager der Armeen gestanden hatten. Da auch die Felder zerstört waren, musste Weizen und Gemüse neu angepflanzt werden. Somit saßen sowohl die Bauern als auch die Jäger mehr oder weniger auf dem Trockenen. Das Einzige was es noch im Überfluss gab war Fisch. Da er begehrt war, war er allerdings auch entsprechend teuer. Um den ständigen Feindseligkeiten zu entkommen, hatte Ryan beschlossen, die Stadt zu verlassen. Sein Ziel war Netriem, die neue Welt. Vor einem Monat kehrte eine Gruppe Abenteurer von dort zurück, um von ihrer Entdeckung zu berichten. Sie hatten neues Land entdeckt und nun hatte der König vor es zu besiedeln. Ryan hatte sich als Jäger gemeldet und sollte heute aufbrechen. Er hatte gehört, dass es im Wald viele Tiere geben soll und da es in Netriem noch keine Landwirtschaft gab, mussten die Menschen vorerst mit Vorräten auskommen oder selber jagen. Da in der Stadt im Augenblick allerdings Lebensmittel knapp waren, konnte kaum etwas nach Netriem gebracht werden. Netriem schien für ihn eine gute Möglichkeit zu sein, Geld zu verdienen.


    Am nächsten Tag gingen Ryan und Shiva zum Hafen. Die Hundedame war wie immer gut gelaunt und hoffte wahrscheinlich, dass sie wieder in den Wald gehen würden. Viele Menschen waren bereits unterwegs und überall roch es nach Fisch. Nach etwas suchen fand er das Schiff, mit dem seine Überfahrt stattfinden sollte. Insgesamt fuhren 5 Schiffe nach Netriem und beförderten sowohl Siedler als auch Vorräte. Ryans Schiff war ein Dreimaster von beeindruckender Größe. Ein paar Seeleute luden gerade mehrere Kisten auf das Schiff, als er sich am Steg meldete. Nachdem sein Name auf einer Liste eingetragen worden war, ging er an Deck. Shiva sah sich neugierig um und schnüffelte an einer Kiste. „Komm, wir müssen weiter“, sagte Ryan. Zusammen wurden sie von einem Matrosen unter Deck geführt, wo mehrere Hängematten hingen.


    „Ihr schlaft hier mit den anderen. Eure Waffen verwahrt der Kapitän. Und euer Hund kommt in den Käfig und bleibt dort.“, erklärte der Matrose, der ihn hinunterbrachte.


    „Ich kann sie nicht tagelang im Käfig lassen“, entgegnete Ryan.


    „Entweder sie befolgen die Befehle des Kapitäns oder sie können gehen“, antwortete der Matrose. Ryan seufzte und schaute Shiva an.


    „Ich kann sie nachts darin lassen, aber sie kann nicht die ganze Zeit dortbleiben.“


    „Besprechen sie das mit dem Kapitän.“


    „In Ordnung.“



    Lucius


    Kapitän Lucius war ein junger eifriger Mann. Da er zu den Abenteurern gehörte, die Netriem entdeckt hatten, bekam er nach ihrer Rückkehr ein eigenes Schiff. Schon lange hatte er davon geträumt selbst zur See fahren zu können. Ein paar Jahre hatte er als Matrose gearbeitet, bis er schließlich zum Kapitän aufgestiegen war. Als solcher war dies seine zweite Fahrt. Bei seiner letzten hatte er die ersten Siedler nach Netriem gebracht. Nun kam die zweite Ladung Siedler und etwas Proviant, der allerdings zum Großteil aus Fisch bestand. Dieses Mal hatten sie sogar einen Jäger mit seinem Hund an Board. Lucius war noch nie mit lebenden Tieren an Board gesegelt, daher war er sich nicht sicher, wie er am besten mit der Situation umgehen sollte.


    „Der Hund bleibt nachts und bei Sturm im Käfig“, sagte er zu Ryan.


    „Bei schlechtem Wetter brauchen wir jeden Mann an Deck. Zu allen anderen Zeiten bleibt er bei euch und ihr macht sauber, wenn der Hund irgendwo hinmacht.“


    „Ja Kapitän. Habt Dank“, antwortete Ryan.


    Ein paar Stunden später wurde der Anker gelichtet und sie stachen in See.



    Shiva


    Wo sind wir? Es ist zu eng. Ich möchte laufen. Durch den Wald rennen und festen Boden unter meinen Füßen spüren. Dieser hier schwankt hin und her. Mir wird schlecht. Er sieht erschöpft aus und gelangweilt. Warum sind wir hier? Warum gehen wir nicht weg?



  • Hallo,


    zu Beginn war ich etwas verwirrt über Shivas kurze Sätze. Als sich herausgestellt hat, dass es sich bei ihr um einen Hund handelt, empfand ich diese sprachliche Unterscheidung zwischen Mensch und Tier interessant. Ganz generell betrachtet mag ich die Bodenständigkeit dieses Anfangs sowie den Ausblick auf ein großes Abenteuer in der neuen Welt. Andererseits lässt die eher flache Spannungskurve noch nicht so recht erkennen, worauf die Geschichte am Ende hinauslaufen wird. Ich bin daher gespannt, wie die Fahrt auf dem Schiff verläuft und auch, was das Irrlicht aus dem Prolog mit der Sache zu tun hat.


    Wir lesen uns!

  • Shiva is a good girl. 🐶 :heart:


    Hab mich gefreut, dass es hier eine neue Fantasystory gibt und du hast mich nicht enttäuscht. Bin gespannt was du aus der Idee noch machen wirst, denn die Prämisse an sich mag ich schon mal sehr.


    Im ersten Kapitel fand ich, dass man durch Ryans Perspektive und der Tatsache, dass er jagen muss, bereits Einblicke in die Welt bekommen hat und der Schreibstil ist auch gut leserlich.


    Was mich jedoch etwas stört sind so Sätze wie diese hier:


    Lucius


    Kapitän Lucius war ein junger eifriger Mann. Da er zu den Abenteurern gehörte, die Netriem entdeckt hatten, bekam er nach ihrer Rückkehr ein eigenes Schiff.


    ...

    Ich bin ehrlich kein Fan einen Charakter so direkt mit Adjektiven zu beschreiben, vor allem da es sich um seine eigene Sicht handelt. Daher wirkt es ein wenig aufgesetzt, wenn er so direkt als junger, eifriger Mann beschrieben wird und ich denke, man kann sowas in die Handlung und in den Dialog selbst einbauen.



    Bin jedenfalls mal auf das zweite Kapitel gespannt. ^^

  • Danke für die Kommentare Rusalka und Bastet

    Ganz generell betrachtet mag ich die Bodenständigkeit dieses Anfangs sowie den Ausblick auf ein großes Abenteuer in der neuen Welt. Andererseits lässt die eher flache Spannungskurve noch nicht so recht erkennen, worauf die Geschichte am Ende hinauslaufen wird.

    Ja,die Spannungskurve ist diesmal deutlich flacher als bei meinen früheren Geschichten.

    Ich bin daher gespannt, wie die Fahrt auf dem Schiff verläuft und auch, was das Irrlicht aus dem Prolog mit der Sache zu tun hat.

    Ich hoffe, ich gehe nicht zu schnell durch die Story.





    Kapitel 2 – Die neue Welt


    Ryan


    Zwei Wochen waren sie auf dem Meer unterwegs. Mehreren Stürmen hatten sie geotrotzt und sich von Fisch und altem Fleisch ernährt. Doch schließlich erblickten sie in der Ferne einen Landstreifen.


    „Land in Sicht!“, rief jemand.


    Jubel brach aus und Erleichterung machte sich breit. Etwas später erreichten sie die Siedlung. Da sie noch keinen Hafen hatte und die Stege für die Schiffe zu klein waren, ankerten sie im Meer und setzten auf Beibooten über. Es kostete Ryan einige Mühe, Shiva in dass kleine Boot zu bekommen, doch nach einiger Zeit gelang es ihm. Als sie am Strand ankamen sprang Shiva sofort vom Boot und rannte neugierig durch das seichte Wasser an Land. Die Siedlung war noch nicht besonders groß. Es gab ein paar kleine Holzhäuser, welche zum Teil noch unfertig waren. An manchen Orten gab es bereits ein paar Beete, in denen allerdings noch keine Pflanzen zu sehen waren. Zusammen mit Ryan und Shiva waren 30 neue Siedler auf die Insel gekommen. Sie und die Matrosen wurden vom Bürgermeister Bernd Onsen begrüßt. Er war der Anführer jener Abenteurer, welche die Insel zuerst entdeckt hatten. Er hob feierlich die Hände und begrüßte die Neuankömmlinge.


    „Meine Damen und Herren, dies ist Netriem. Ich heiße sie herzlichst hier willkommen. Ich freue mich, dass sie die lange Reise auf sich genommen haben, um uns beim Aufbau dieses wunderbaren Landes zu unterstützen.“


    Nach seiner Rede führte der Bürgermeister sie herum. Überall waren Menschen am Arbeiten. Sie bauten Häuser und legten Felder an. Doch was Ryan am meisten interessierte war der Wald. Dieser lag am Ende einer Wiese. Er wirkte von außen sehr dicht und Ryan konnte viele knorrige Bäume ausmachen, die für das hohe Alter des Waldes sprachen. Er hatte eine andere Wirkung als der Wald in Beke. In Beke gab es nur wenig alte Bäume und sie standen oft weniger dicht beieinander.


    „Morgen sehen wir uns dort um“, beschloss Ryan.


    Jedoch dauerte es noch eine ganze Woche, bis er dazu kam. Da es für Neuankömmlinge nur ein provisorisches Zeltlager gab, mussten alle erst dabei helfen, Häuser zu errichten. Da die nächsten Vorräte allerdings erst in einem Monat kommen würden, bekam Ryan schließlich die Erlaubnis, jagen gehen zu dürfen. Ryan legte sich Gewehr und Schwert um und nahm Shiva an die Leine. Zusammen betraten sie den Wald. Es gab bereits einen schmalen Pfad, der an Büschen vorbei tiefer in den Wald führte. Die anderen Jäger hatten weiter drinnen bereits einen Hochsitz errichtet. Dieser lag auf einem Hügel, von dem aus man eine gute Aussicht hatte. Neben einem kleinen Häuschen führte eine Leiter einen Baumstamm hinauf, sodass man in die Baumkrone steigen konnte. Oben angekommen, konnte man das Dorf und das Meer sehen. Überall sonst war Wald. Bis zum Horizont.


    „Weiß jemand wie groß dieses Gebiet ist“, fragte Ryan.


    „Nein“, antwortete Jagdmeister Luke.


    „Die Wälder reichen viele Meilen weit. Selbst die ersten Abenteurer sind nach mehreren Tagreisen nicht bis ans Ende gekommen. Man kommt allerdings auch schwer voran, daher ist nicht klar, wie viel sie tatsächlich von diesem Ort gesehen haben.“


    „Es scheint zumindest keine Insel zu sein“, meinte ein anderer Jäger, „dazu ist dieser Ort zu groß.“


    Wieder im Häuschen angekommen breitete Luke eine Karte aus.


    „Wir haben mehrere Pfade in den Wald hinein, an denen wir uns orientieren. Sie führen zu dieser Hütte, einer kleinen Höhle und einem großen Felsen.“


    „Was für ein Felsen“, fragte Ryan.


    „Ein großer breiter Monolith. Ihr werdet ihn sehen, wenn ihr dort seid. Er ist leider nicht hoch genug, um von hier aus sichtbar zu sein.“


    „Ich sehe mich mal um“, meinte Ryan und verabschiedete sich von der Gruppe. Die anderen Jäger gingen ebenfalls allein los. Jeder bekam eine Karte und hatte die Aufgabe, das Gebiet zu erkunden und zu jagen. Er rief Shiva, die mit den Hunden der anderen Jäger spielte. Sie rannten zwischen den Bäumen her und jagten einander. Nach der langen Schifffahrt tat ihr der Aufenthalt im Wald sichtlich gut.


    Ryan und Shiva gingen zusammen tiefer in den Wald hinein. Hier gab es viele Pflanzen die Ryan noch nie gesehen hatte.


    „Der Wald besitzt noch Magie“, stellte Ryan fest. Um manche Pflanzen tanzten kleine grüne Irrlichter, die nicht viel größer waren als Glühwürmchen. Neugierig ging Shiva näher heran, doch Ryan rief sie zurück.


    „Die sind zwar klein aber können dennoch schwere Verbrennungen verursachen. Sie schützen die Pflanze vor Angreifern.“


    Plötzlich roch Shiva etwas. Sie richtete ihre Ohren auf und horchte. Ryan zückte sein Gewehr und hockte sich hinter einen Busch. In der Nähe fand er Spuren eines Rehs. Nach ein paar Minuten Suche fand er es. Es hatte zwischen dem kleinen Geweih noch ein Horn auf der Stirn.


    „Ein Geweih mit Horn“, wunderte sich Ryan. Dann erinnerte er sich, dass in Beke jemand erzählt hatte, dass die Tiere hier oft anders aussehen als normal. Ryan tötete das Reh und schleppt es zurück zur Jagdhütte. Dort bearbeitete er es, sodass sein Fleisch in die Siedlung zurückgebracht werden konnte. Später erwischte er noch ein paar Hasen, die wie normale Hasen aussahen.


    „Ein guter Fang für die erste Jagd“, dachte Ryan. Gemeinsam mit den anderen Jägern brachte er die Beute zur Siedlung. Neben Rehen und Hasen waren auch ein paar Wildschweine dabei. Diese waren etwas kleiner als in Beke und hatten Stacheln auf dem Rücken.


    Nach einer weiteren Woche war Ryans Haus fertig. Es ähnelte seinem alten und lag nahe am Wald. Es hatte zwar keinen Kamin, dafür aber einen kleinen Garten, in dem Ryan ein paar Tomaten und etwas Salat anbauen wollte.



    Shiva


    Etwas hier ist komisch. Ich kann nicht sagen was, aber irgendwas ist hier. Die grünen Lichter gibt es zuhause nur, wenn wir tief in den Wald hineingehen. Tiefer hinein als wir normalerweise gehen. Es tut gut wieder zu jagen und Spaß zu haben, aber es könnte gefährlicher sein als sonst. Ich werde wachsam sein.

  • Hallo,


    keine Sorge, das Tempo der Geschichte ist aktuell so in Ordnung. Nachdem auf der Schifffahrt nicht viel passiert ist, empfand ich es sinnvoll, sofort zum neuen Land überzugehen und die dortigen Ereignisse zu behandeln. Dass Ryan von der Magie weiß, empfand ich an dieser Stelle überraschend. Shivas Kommentar zum Schluss klärt darüber auf, dass sie solche Irrlichter auch bei sich Zuhause gesehen haben, allerdings hätte sich das bei Ryans Aussage besser angeboten. Nichtsdestotrotz entsteht darauf aufbauend die Frage, was es mit der Magie auf sich hat. Bin daher gespannt, wie ihre Suche im Wald weiter geht.


    Wir lesen uns!

  • Danke für den Kommentar Rusalka


    Kapitel 3 – Vorboten



    Ryan


    Wie jeden Abend ging Ryan in der Taverne mit den anderen Jägern essen. Sie war eines der ersten Gebäude und daher schon vor seiner Ankunft fertig. „das erste was eine ordentliche Siedlung braucht ist eine Taverne“, meinte Jagdmeister Luke. Insgesamt bestand die Jagdgruppe aus 13 Leuten. Die meisten gehörten zu den ersten Siedlern, doch neben Ryan waren noch zwei neue dabei. Als sie sich an einen der Tische setzten, stellte sich in der Nähe jemand auf einen Stuhl.


    „Seht ihr nicht die Vogelschwärme, die am Himmel ihre Kreise ziehen? Den Nebel, der aus den Wäldern kommt und die Irrlichter, die zwischen den Bäumen tanzen? Hört ihr nicht die Schreie, die von den Verlorenen kommen? Es sind Omen, ich sage es euch. Wenn wir nicht aufpassen, werden diese Wälder uns verschlingen!“


    „Wer ist das“, fragte Ryan seine Jagdkollegin Maike. „Das ist Grin“, antwortete sie. „An sich ist er ein netter Bursche, aber er ist etwas paranoid. Daher wohnt er etwas abseits des Dorfes nah an der Küste. Ich glaube er war noch gar nicht im Wald. Und das, obwohl er zu den ersten Siedlern gehört.“


    „Warum ist er hierhergezogen, wenn ihm der Wald Angst macht“, fragte Ryan.


    „Ich habe gehört, dass er von Freunden überredet wurde. Sie wohnten eine Weile zusammen, hatten aber irgendwann genug von seiner Paranoia. Jetzt lebt er allein an der Küste und ist meistens angeln. Ich hätte gedacht, dass er mit dem Schiff mit dem ihr gekommen seid zurückfährt, aber etwas scheint ihn hierzuhalten.“


    „Was meint er mit den Schreien?“


    „Keine Ahnung, aber es gibt hier viele Tiere, die es in Beke nicht gibt. Vielleicht hat er ein Tier gehört, das er nicht kennt.“


    „Das ist möglich.“


    „Oder grüne Irrlichter. Die Pflanzen, die sie produzieren, gibt es in der nahen Umgebung von Beke nicht mehr.“


    Ein paar Stunden später verließ Ryan leicht angetrunken die Taverne. Er genoss ein wenig die kühle Nachtluft, bevor er nach Hause ging, wo Shiva auf ihn wartete. Sie begrüßte ihn freudig als er hereinkam. Kurz spürte er ein leichtes Zittern als er sie streichelte, allerdings ließ es direkt nach, sodass er dem keine Beachtung schenkte.


    Als Ryan am nächsten Morgen erwachte, hörte er bereits Lärm draußen. Es leicht neblig und die Sonne war gerade erst aufgegangen als er das Haus verließ. Der Wald war noch mehr in Nebel gehüllt als die Siedlung. Vor den ersten Bäumen sah Ryan ein paar Hunde, welche irgendwas anbellten. Auch Shiva war unruhig. Er machte die Tür zu und lief zum Waldrand.


    „Hey, kommt her“, rief er. Es waren Jagdhunde, welche nach mehrmaligem Rufen auf ihn zukamen. Ryan brachte sie zurück in den Ort. Auf dem Hauptplatz der Siedlung hatten sich mehrere Leute versammelt, welche wild diskutierten. Weiter vorne sah er den Bürgermeister Bernd Onsen, welcher um Ruhe bat.


    „Guten Morgen, was ist hier los“, fragte Ryan Maike, die am Rand der Gruppe stand.


    „Guten Morgen, anscheinend gibt es eine neue Siedlung in der Nähe. Allerdings nicht von Leuten aus Beke, sondern aus Lumor. Der König wird außer sich vor Wut sein, wenn er das erfährt.“


    Der Bürgermeister bat erneut um Ruhe.


    „Ich werde mit ein paar Leuten dorthin gehen und mit ihnen sprechen. Vielleicht können wir friedlich miteinander auskommen. Der Rest geht bitte wieder an die Arbeit“, sagte er.


    Der Rest des Tages war Ryan auf der Jagd. Er fragte sich, was durch Lumors Siedlung auf sie zukommen würde.


    „Hoffentlich bleibt alles friedlich“, sagte er zu Shiva. „Wir sind schließlich hier, weil nichts mehr mit den Feindseligkeiten zu tun haben wollen.“


    Shiva sah kurz in seine Richtung und ging weiter. Nach dem Abendessen in der Taverne kehrten sie nach Hause zurück. Shiva war etwas unruhig. Nervös lief sie im Haus auf und ab. Doch nach etwas streicheln beruhigte sie sich und legte sich schlafen. Auch Ryan legte sich schlafen.


    Am nächsten Morgen wurde er von hellen Sonnenstrahlen geweckt, die durch das Fenster fielen.


    „Guten Morgen Shiva“, sagte er und streckte sich. Doch als er sich umsah, konnte er die Hundedame nirgendwo sehen. Sie war fort.



    Sakira


    „Wo kommst du her?“


    Neugierig betrachtete Sakira das Irrlicht, dass sie gefangen hatte. Es schwebte in einer Kugel an der Spitze ihres Stabes und warf blaues Licht auf die umgebenden Bäume. Nachdenklich ging Sakira durch den dunklen Wald. Die Bäume waren alt und dick. Überall waren Wurzeln und Büsche. In einiger Entfernung formten die Wurzeln sich langsam und leise zu einem Gesicht. Es sah aus wie ein Gitter. Am oberen Ende wirkten die Wurzeln wie ein Geweih. Mit seiner länglichen Form ähnelte das Gesicht dem Kopf eines Hirsches. Es drehte sich in Sakiras Richtung und beobachtete sie. Vorsichtig schob sie Büsche zur Seite und kletterte über ein paar Wurzeln, die aus der Erde ragten.


    Sakira gehörte zu den Forschern der Universität von Beke. Außerdem war sie Teil der Entdecker von Netriem. Nachdem sie und ihre damaligen Kollegen vom König eine Auszeichnung für die Entdeckung von Netriem erhalten hatten, war sie mit einer anderen Gruppe zurück in den Wald gegangen. Mit ihr waren mehrere Forscher und ein Kartograf im Wald unterwegs. Nach ein paar Minuten hatte sie das Lager erreicht. Zum Glück gab es am Waldrand keine Waldgeister, sodass sie genug Material für Zelte hatten mitnehmen können. Aus Laub und heruntergefallenen Ästen hatten sie ein Lagerfeuer gemacht. Darum saßen Sakiras Kollegen und aßen Fleisch.


    „Ich bin wieder da“, rief Sakira und setzte sich ans Feuer.


    „Hast du es gefangen?“


    „Ja, ich habe es hier an meinem Stab.“


    „John meinte, du kriegst es nicht.“


    „Kein Wunder, so schnell wie das Ding weggeflogen ist, als wir es sahen.“


    Sie lachten.


    Eine Zeit lang erzählten sie sich noch Geschichten, ehe sie in ihre Zelte gingen. Eine Gruppe Wissenschaftler in einem dunklen, fremden Wald. Sakira genoss es, unterwegs zu sein und nicht mehr in Beke. Ursprünglich hatten sie und ein paar Kollegen vor die Welt zu umrunden. Wer hätte gedacht, dass sie dabei ein neues Land entdecken würden. Sie waren schon seit über zwei Wochen im Wald. Seit ihrer zweiten Ankunft hatte sie bereits mehrere Expeditionen in den Wald unternommen. Sie hatten neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt und gegen Trolle und Riesenspinnen gekämpft. Doch eine Entdeckung ließ sie nicht los. Warum war es dort? Von wem ist es? Und wie alt? Morgen würden sie versuchen noch mehr herauszufinden. Ihre Gedanken drifteten zur Siedlung. Wie weit Bernd wohl mit dem Aufbau vorangekommen war? Sie sollte bald zurückkehren und Bericht erstatten. Doch die Neugier zog sie immer tiefer in den Wald hinein.

  • Hallo,


    das neue Kapitel weckt Neugierde. Grin als allein lebende Person ist unter allen anderen, die sich den Geheimnissen der neuen Welt stellen, eine interessante Ergänzung und die Erwähnung einer weiteren Siedlung, die sich vom ursprünglichen Kontinent bis hierhin erstreckt hat, könnte eventuell für Probleme sorgen. Vielleicht aber auch für die ein oder andere neue Bekanntschaft, die sich in die Entdeckung einmischt. Sakira kann hier als Forscherin den Ursprüngen einer magischen Elemente auf der Spur sein und ich bin gespannt, wofür ihre Gruppe die Irrlichter sammelt. Es scheint zumindest nicht das erste zu sein, das ihnen begegnet


    Wir lesen uns!

  • Kapitel 4 – Die Suche



    Ryan


    Geschockt sah sich Ryan im Haus um. Es hatte nicht viele Zimmer, daher gab es kaum Versteckmöglichkeiten. Er sah, das die Tür offen stand, allerdings waren keine Einbruchsspuren zu erkennen. Shira musste die Tür selbst geöffnet haben. Ryan ging hinaus.


    „Shiva“, rief er.


    Plötzlich hörte Ryan ein Klopfen. Im Morgennebel am Waldrand stand jemand mit einem Hammer und einem großen Holzkreuz. Dort stand ein Mann mit einem braunen Mantel, der das Kreuz in den Boden schlug. Daran hängte er eine Maske, die ähnlich geformt war, wie der Totem eines Waldgeistes.

    „Mögen die Geister des Waldes uns gewogen sein“, rief er und kniete sich vor das Kreuz. Ryan ging näher heran. Er hatte den Mann noch nicht oft gesehen. Und wenn dann eher kurz.


    „Ihr seid Grin, nicht wahr“, fragte Ryan.


    Der Mann erschrak und sprang auf.


    „Tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken.“


    „Schon gut. Ich war nur in Gedanken versunken.“


    „Ich habe euch gestern reden hören.“


    „Ihr habt es euch angehört? Das ist gut. Ich werde das nächste Schiff zurück nach Beke nehmen und ich rate euch dasselbe zu tun. Die Geister wollen uns nicht. Ich habe versucht sie zu besänftigen, jedoch fürchte ich, dass es zu spät ist.“


    „Eigentlich suche ich meinen Hund“, sagte Ryan.


    „Vielleicht haben ihn die Geister geholt.“


    „Es gab keine Spuren von Gewalt. Auch keine Wurzeln die auf Waldgeister hindeuten könnten. Nichts. Ich glaube, Shiva ist von selbst Irgendwo hingelaufen.“


    „Ich kann euch nicht helfen. Viel Glück bei eurer Suche, ihr werdet es brauchen.“


    Grim wandte sich ab und ging.


    „Ihr habt sie nicht gesehen!?“


    „Nein. Ich halte mich nachts möglichst fern vom Wald.“


    Ryan ging ebenfalls zurück in den Ort und traf sich mit seinen Jagdgefährten. Mehrere Jäger hatten ebenfalls ihre Hunde verloren. Sie hatten insgesamt 13 Hunde, von denen nur noch vier übrig waren. Jagdmeister Luke teilte die Jäger vier Gruppen ein, die sich unanhängig voneinander auf die Suche machen sollten. Ryna wurde der Gruppe der Jägerin Maike zugeteilt. Ihr Hund war in der Nacht unruhig gewesen und hatte an der Tür gekratzt. Doch Maike konnte ihn beruhigen. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Hunde verschwinden würden.

    Ryan hoffte, dass sie Shiva bald finden würden, oder sie von selbst zurückkommt. Sie war seid dem Tod seiner Eltern das einzig verbliebene Familienmitglied. Wie viele hatte auch Ryan die meisten Bekannten während der Belagerung von Beke verloren. Nur Shiva war ihm geblieben. Und nun war sie fort.

    Mit Maike und Ryan gingen noch 3 weitere Jäger in den Wald. Sie alle hatten ihre Hunde verloren und hofften, sie möglichst bald wiederzufinden. Von Bernd hatten sie die Information bekommen, dass sich eine Gruppe Forscher im Wald aufhielt. Von einem Hochsitz aus konnte man am Horizont einen Berg erkennen. Dieser war das Ziel des Expeditionstrupps. Sie beschlossen zuerst in dieser Richtung zu suchen, falls der Forschergruppe die Hund entgegengelaufen waren. Die anderen Jägergruppen nahmen andere Wege in den Wald. Ryans Gruppe betrat den Wald und ging bis an den Rand ihres Jagdreviers. Bislang gab es keine Spur von den Hunden. Da sie hier ständig unterwegs waren, hatte der Hund, den sie dabei hatten, auch noch keine vielversprechende Fährte. Der Wald sah aus wie immer. Große, dicke, alte Bäume und viele Wurzeln, die den Boden säumten. Außerdem mussten sie sich durch viele Büsche zwängen. Der Wald war viel dichter bewachsen und unberührter als der in Beke. Richtig genießen konnte Ryan den Wald heute nicht, da er sich Sorgen um Shiva machte. Als sie ihr Jagdgebiet ein Stück weit hinter sich gelassen hatten, nahm der Hund eine Fährte auf. Nach einiger Zeit kamen sie an einen Fluss. Die Strömung des Flusses war allerdings so stark, dass die Hund edort nicht durchgegangen sein konnten. Dennoch führte die Fährte hierher. Sie folgten dem Fluss durch den Wald und versuchten dabei ihn im dichten Gestrüpp nicht aus den Augen zu verlieren.


    “Ich hoffe, wir finden den Weg zurück“, sagte Maike.


    „Das hoffe ich auch“, antwortete Ryan. „Leider ist das Gebiet komplett uinkartografiert. Wir werden uns also nach der Sonne richten müssen.“


    „Oder den Sternen“, überlegte Maike. „Je nachdem, wie lange wir brauchen um sie zu finden.“


    Als die Sonne ihr Zenit bereits überschritten hatte, kamen sie an eine natürliche Brücke. Mehrere Baumstämme lagen auf dem Fluss und waren mit Ranken umwickelt. Der Hund führte sie über diese Brücke. Am anderen Ende sah sich der Hund um und lief hin und her. Er wirkte unsicher und suchte die Fährte. Nach einiger Zeit wählte er eine Richtung und lief geradeaus. Irgendwann setzten sie sich im Wald auf einen umgekippten Baumstamm und aßen das Brot, dass sie mitgenommen hatten. Da sie schon seit vielen Stunden unterwegs waren, beschlossen sie fürs erste wieder umzukehren. Als sie sich darüber wunderten wie tief die Hund ein den Wald gerannt sein mochten, sahen sie plötzlich etwas zwischen den Bäumen. Ein großer Schatten bewegte sich auf sie zu. Der Hund wurde unruhig und fing an zu bellen.


    “Aus“, rief Maike und zog ihn weg.


    Das Gewehr zu laden nahm ein paar Sekunden Zeit in Anspruch, der er vielleicht nicht hatte. Daher stellten sich die anderen Jäger mit gezogenen Schwertern vor ihn und Maike. Plötzlich sprang ein riesiger Bär zwischen den Bäumen hervor. Ryan wich erschrocken zurück, als er brüllte. Der Bär war um einiges größer als ein gewöhnlicher Bär. Ryan versuchte ruhig zu bleiben und hoffte, dass der Bär nicht angreifen würde. Dies war zumindest bei gewöhnlichen Bären die Strategie, nicht als Gefahr wahrgenommen zu werden. Doch dieser Bär rannte direkt aus die Gruppe zu und sprang auf einen der Jäger. Dieser wollte mit dem Schwert zuschlagen, war aber nicht schnell genug. Der Jäger flog gegen einen Baum, während der Bär bereits auf den nächsten Jäger sprang. Der zweite Jäger schaffte es, dass Bärenmaul mit der Klinge aufzuhalten, während Ryna und Maike ihre Gewehre luden. Doch ehe sie schießen konnten, war es bereits zu spät. Der Bär hatte den Jäger totgebissen. Er hatte nicht genug Kraft gehabt, um den Bär von sich fernzuhalten. Im nächsten Augenblick schossen Ryan und Maike dem riesigen Bären in den Kopf, woraufhin dieser zur Seite fiel.


    „Verdammt“, fluchte Ryan laut und lief zu den Jägern. Beide waren tot.


    „Das darf nicht wahr sein.“, sagte Maike. „Wir hätten vorsichtiger sein sollen.“


    Während sie noch darüber nachdachten was sie nun tun sollten hörten sie plötzlich etwas. Sie luden ihre Gewehre, als plötzlich ein riesiges Wesen auftauchte.

    „Hat das den Bär hierher getrieben“, fragte Ryan und zielte mit seinem Gewehr auf das Untier. Es erinnerte etwas an einen Hirsch, jedoch hatte es keine Hufen, sondern große Klauen und viel mehr Muskulatur. Ryan schoss, war aber zu hektisch und traf nicht. Das Wesen stürmte voran, stieß Maike und den anderen Jäger zur Seite und rannte auf Ryna zu. Er wollte zur Seite ausweichen, hing jedoch plötzlich später im Geweih des Ungeheuers. Äste peitschten ihn, während das Wesen durch den Wald rannte. Nach einer Weile warf es ihn ab und stellte sich vor ihn. Es schnaubte und streckte sein Geweih in die Höhe. Ryan versuchte langsam sich aufzurichten, doch sein ganzer Körper schmerzte. Er blieb sitzen und schaute das Wesen an. Mit seiner Hand griff er nach seinem Schwert, das noch in der Scheide steckte. Das Gewehr hatte er verloren, als das Ungeheuer ihn gerammt hatte. Es schnaubte erneut und Ryan verharrte in der Position. Dann sprang das Ungeheuer auf ihn zu.



    Sakira


    Am nächsten Morgen war Shakira schon früh auf den Beinen. Sie frühstückte mit den anderen und baute dann ihr Zelt ab. Das Irrlicht summte leise an der Spitze des Stabes, an der es gefangen war. Sie verließen ihren Lagerplatz und gingen durch den Wald. Nach ein paar Minuten erreichten sie mehrere mehrere flache viereckig angeordnete Steinmauern, die mit allerlei Pflanzen überwuchert waren. Bei den Mauern handelte es sich um Ruinen, die viele Jahrhunderte alt sein mussten. Irgendwann in ferner Vergangenheit mussten Menschen hier gelebt haben. Jedoch gab es in Beke keine Aufzeichnungen darüber. Weder über die Ruinen, noch über Netriem an sich. Bis gestern Abend hatten sie in Netriem bislang keine weiteren Spuren einer Besiedlung gefunden. Als sie gestern ihr Lager aufgeschlagen hatten, sauste das blaue Irrlicht an ihnen vorbei. Während grüne Irrlichter auf natürliche Weise von Pflanzen erzeugt werden, werden blaue in der Regel durch Kämpfe oder große magische Reaktionen erzeugt, die nicht natürlich sind. Sie sind magische Funken, die bei Kollisionen von Blitzen oder Feuerbällen entstehen können. Meisten erlischen diese Funken nach kurzer Zeit wie Feuerfunken, doch manchmal dauert es lange, bis die Magie in den Funken erlischt, sodass sie lange als Irrlicht durch die Welt schwirren. Irgendwer musste also zu einem unbekannten Zeitpunkt hier gewesen sein und dieses Irrlicht erschaffen haben.

    Die Forscher gingen durch die Ruinen und begutachteten die Steinmauern, die einst Fundamente von Häusern gewesen sein mussten. Doch sie fanden keine weiteren Hinweise auf eine Besiedelung durch Menschen. Es schien ein kleiner Ort gewesen zu sein. Ein runder Steinkreis wies auf einen Brunnen hin. Dazwischen wuchs darin ein Baum, der die Steinmauern nach außen drückte. Ansonsten fanden sie noch 6 quadratische und 8 rechtseckige Stinmauern, die einst du Häusern gehört haben mussten. Der Kartograf markierte den Ort auf seiner Karte. Irgendwann würden sie eine Ausgrabung organisieren und vielleicht mehr finden. Doch im Moment hatten sie weder die Leute noch das Material dafür. Außerdem konnte es Waldgeister in der Nähe geben, die sie behindern konnten. Die Forscher verließen die Ruinen und setzen ihren Weg zum Berg fort. Nach einer Stunde Fußmarsch wurde es steiler. Sie hatten den Rand des Berges erreicht. Hier gab es steile Felswände, doch sie fanden einen Pfad, der den Berg hinaufführte. Nach dem Fund der Ruinen war sich Sakira nicht sicher, ob es ein natürlicher Pfad war, oder ob er irgendwann von Menschen angelegt wurde. In Schlangenlinien führte der Pfad einen Felshang hinauf. Am oberen Ende erwartete sie eine weitere Wand aus Stein. Sie waren zwar noch lange nicht an der Spitze des Berges angelant, hatten aber bereits eine gute Aussicht über den Wald. Plötzlich entdeckten sie weiter vorne eine hohe Spalte, die ins Innere des Berges führte und wie eine Höhle aussah. Davor lag etwas.

    „Ist das ein Hund“, fragte Sakira.



    Shiva


    Wer bist du? Was möchtest du? Stellst du eine Gefahr dar? Ich werde dich finden. Wir werden dich finden. Du wirst ihnen nicht schaden. Wer oder was auch immer du bist.

  • Hallo,


    bei diesem Kapitel ist mir speziell der Beginn der Suche nach Shiva aufgefallen. Zu einem großen Teil beschreibst du hier Tätigkeiten, ohne direkt auf die Charaktere einzugehen. Grundsätzlich wäre das aufgrund der gemäßtigten Handlung ein geeigneter Moment, um Maike weiter vorzustellen oder eine Unterhaltung zwischen ihr und Ryan zu beginnen. Rege Unterhaltungen schaffen es mitunter, Charaktere noch besser zu vermitteln und ihre Beweggründe zu zeigen.

    Im Übrigen fand ich die Konfrontation mit dem hirschähnlichen Wesen interessant. Da Magie eine Rolle spielt und es ein wildes Ungeheuer ist, wird es wohl nicht das einzige seiner Art sein.


    Wir lesen uns!

  • Zu einem großen Teil beschreibst du hier Tätigkeiten, ohne direkt auf die Charaktere einzugehen.

    Erstmal danke für den Kommentar. Ich konzentriere mich tatsächlich recht stark auf die Handlung der Geschichte und nicht so sehr auf die Charaktere, da hast du recht. Maike ist für mich im Moment aber auch nicht sehr wichtig. Diesmal gibt es etwas mehr.



    Kapitel 5 – Die Blüte von Netriem


    Ryan


    Das Ungeheuer sprang auf Ryan zu und versuchte, ihn mit seinem Geweih zu rammen. Ryan rollte sich zur Seite und zog sein Schwert. Er versuchte es in das Herz des Biestes zu stechen, doch diese war schneller. Seine Pranke rammte ihn zur Seite. Ryan schaffte es einen Sturz zu verhindern und stolperte zur Seite. Dann rannte er los. Das Ungeheuer kam ihm brüllend hinterher. Plötzlich sah Ryan es über ihm und sprang zur Seite. Das Biest landete neben ihm, erwischte Ryan aber mit seinem Geweih. Das Wesen griff nach seinem Bein und warf ihn nach vorne. Ryan rechnete damit, auf dem Boden zu landen, doch da war keiner. Stattdessen fiel er ein paar Meter in die Tiefe und landete im Fluss. Er versuchte sich über Wasser zu halten und sah das Ungeheuer in der Ferne verschwinden, während die Strömung ihn mitriss. Ryan versuchte zum Rand des Flusses zu schwimmen, jedoch war die Strömung zu stark. Plötzlich hörte er ein Rauschen. Panisch versuchte Ryan ans Ufer zu gelangen, doch nach kurzer Zeit war es bereits zu spät. Er fiel einen Wasserfall herunter und landete einige Meter tiefer wieder im Wasser. Diesmal wurde Ryan von der Strömung gegen einen Felsen gedrückt, wodurch er ans Ufer klettern konnte. Er hustete und blieb erschöpft auf dem Boden liegen. Über ihm sah er die Sonne zwischen den Blättern und Ästen hindurchscheinen. Nach der hektischen gefahrvollen Situation wirkte plötzlich alles friedlich. Irgendwo zwitscherten Vögel und im Hintergrund rauschte der Wasserfall. Nur die starken Schmerzen durch Prellungen und Kratzer erinnerten ihn daran, was passiert war. Ansonsten war es fast wie zu Hause, wenn er die Geräusche des Waldes genoss. „Was hat uns dazu gebracht so weit fortzugehen, Shiva“, fragte Ryan. „War das meine Vorstellung von einem friedlichen Leben?“ Ryan erhob sich und sah sich um. Er war ein ganzes Stück gefallen und würde nicht ganz so leicht wieder nach oben kommen. Die Felskante war zu steil, um wieder hochklettern zu können. Ryan beschloss zu versuchen sie entweder zu umrunden oder eine geeignete Stelle zum Hochklettern zu finden. Da er den Fluss nicht überqueren konnte, ohne erneut von der Strömung mitgerissen zu werden, entschied er sich für die andere Richtung. Aufgrund seiner Verletzungen kam er allerdings nur langsam voran.



    Sakira


    Der Hund hatte schwarzes Fell und war von Brandverletzungen übersäht. Außerdem schien er noch nicht lange tot zu sein.


    „Vielleicht ein Tag, oder zwei“, vermutete John.


    „Der Arme. Ich frage mich, wo er hergekommen ist. Die Jäger aus der Siedlung haben Hunde, aber wenn einer davon verschwunden wäre müssten er schon weit laufen“, meinte Sakira. „Wir sehen uns drinnen um, aber seit vorsichtig.“


    Sie gingen in die Höhle und Sakira nahm den Stab mit dem Irrlicht in die Hand. Blaues Licht erleuchtete die Wände. Sie wirkten nicht natürlich. Jemand schien die Höhle in den Berg gegraben zu haben. Es waren Spuren zu sehen, die von Spitzhacken stammen konnten.


    „Es scheint keine Mine zu sein“, meinte John. Er war ebenfalls Archäologe und hatte sich für diese Expedition anwerben lassen. „Vielleicht eine Art Grabmal oder ein Tempelflur. Ich habe schonmal einen unterirdischen Tempel gesehen, allerdings war dieser in einer natürlichen Höhle. Da waren wir weit im Norden von Beke unterwegs.“ Nach einer Weile kamen sie in einen großen Raum, der die Form eines Kokons hatte. In der Mitte stand etwas, dass Sakira nicht auf den ersten Blick erkennen konnte. Sie ließ das Irrlicht zur Decke hinauffliegen, wodurch der ganze Raum beleuchtet wurde. In der Mitte des Raumes stand ein gläsernes Objekt das einer geschlossenen Blüte glich.


    „Was ist das“, fragte Sakira staunend und ging näher heran. Vor dem Objekt stand eine Steintafel auf der etwas in unbekannter Sprache geschrieben stand. Sakira holte etwas zum schrieben aus ihrem Rucksack und zeichnete die Wörter ab. Später würden sie versuchen, den Text zu übersetzen. Da sie aber keine weiteren vergleichbaren Textstücke hatten, würde sich das Unterfangen als schwierig erweisen. Die Forscher sahen sich weiter in der Höhle um. Doch außer dem Gang und diesem Raum gab es nichts. An den Wänden waren keine Malereien zu sehen die Hinweise hätten geben können. Nur die Spuren von Spitzhacken zeugten davon, dass hier jemand gegraben hatte. Das blütenartige Objekt schien in einem Loch zu stehen, sodass eine Öffnung der Blüte nicht möglich war.


    „Ich frage mich, warum diese Höhle gegraben wurde. Sie ist hoch genug, um das Objekt rein- und raustragen zu können“, stellte John fest. „Vielleicht war es ein Lager. Oder sie haben es vor jemandem versteckt.“


    „Dann ist da noch die Sache mit dem Hund“, erinnerte der Kartograf Ben. „Was macht er hier und was hat ihn verbrannt?“


    „Wir brauchen mehr Leute, um das Gebiet zu untersuchen. Wir gehen zurück zur Siedlung.“, beschloss Sakira.


    Doch der Eingang zur Höhle war plötzlich von Wurzeln versperrt. Sie bildeten ein Gitter, durch das die Forscher nicht durchklettern konnten.


    „Ich hatte gestern Nacht einen Waldgeist in der Nähe vermutet. Aber normalerweise lassen sie einen in Ruhe. Wie es scheint, ist dieser hier etwas aufdringlicher.“


    „Seid vorsichtig“, warnte Mara. Sie war das vierte Mitglied der Forschungsgruppe und Botanikerin. „Ich würde empfehlen ihn zu ignorieren, aber ich bezweifle, dass er zufällig hier ist. Irgendwas scheint ihn erzürnt zu haben.“


    „Vielleicht hat es mit diesem Ding zu tun“, vermutete John.


    „Was immer es ist, der Waldgeist scheint nicht sehr erfreut darüber zu sein, dass wir es entdeckt haben“, sagte Ben.


    Plötzlich krochen vor dem Eingang mehrere Wurzeln über den Boden. Sie verharrten in der Mitte und stiegen dann nach oben in dem sie aneinander emporklommen. Schließlich formten die Wurzeln eine Maske mit einem wütenden Gesichtsausdruck. Mehr Wurzeln kamen herbei und krochen durch das Gitter. Dann erschien im Hintergrund der eigentliche Waldgeist. Er wirkte beinahe menschlich, bestand jedoch komplett aus Wurzeln. Außerdem hatte er große Klauen als Hände und auf seinem Kopf trug er einen Hirschschädel wie eine Maske.


    Sakira hob ihren Stab hoch. Sie bündelte Feuer an seiner Spitze und wollte es gerade nach vorne werfen, als das blaue Irrlicht hineinsauste. Der Feuerstrahl war nun viel stärker als er eigentlich gewesen wäre. Vom Gitter war nur noch Asche übrig. In all ihren Jahren als Magierin hatte Sakira nie einen derart starken Feuerstrahl abgefeuert. Sie war nie sonderlich gut im Zaubern und interessierte sich viel mehr für die Forschung als für den Kampf.


    „Seid wann können Irrlichter Magie verstärken“, fragte Sakira.


    Normalerweise schwirrten Irrlichter nur einige Zeit herum bis sie erloschen. Man konnte sie einfangen und als Lichtquelle nutzen, aber das war es. Doch dieses Irrlicht schien anders zu sein.


    Plötzlich erklang ein Schrei und der Waldgeist kam auf sie zu gerannt.


    „Naja, soll mir recht sein“, sagte Sakira und grinste. Sie feuerte einen weiteren Feuerstrahl ab. Der Waldgeist wich aus und schnappten sich im Sprung einen Felsen. Dieser flog am Eingang gegen eine Wand. Erneut tauchten Wurzeln am Eingang auf, doch sie hatten keine Chance gegen Sakiras Feuerbälle. Sie rannte heraus und wurde dort von mehreren Wurzeln überrascht, die von oben gekommen waren. „Eine Falle“, schoss es ihr in den Kopf. Die Wurzeln schlangen sich um ihren Kopf und drückten ihn zusammen. Holz lag über ihren Augen, sodass sie nichts mehr sehen konnte. Atmen ging auch nicht mehr. Sie fiel bewusstlos um und plötzlich war sie ein Samenkorn. Ein Korn das erst von einem Insekt getragen und anschließend auf den Boden geworfen wurde. Dort versank sie in der Erde und wartete. Irgendwann würde aus ihr eine Pflanze sprießen. Ohne zu wissen was oben vor sich ging, wartete der Same. Irgendwann begann sie zu keimen und wurde zur Pflanze. In der Wärme der Sonne wuchs sie zum Baum heran. Bäume sehen und hören nichts, also konnte auch sie nicht sehen und hören. Aber sie konnte andere Wurzeln in der Erde fühlen. Sie war nicht allein. Der Baum wuchs weiter. Tag für Tag, Jahr für Jahr. Dann schlug ein Blitz ein und Sakira öffnete ihre Augen. Jemand hatte die Wurzeln auseinandergerissen. Leicht benommen sah sie auf die Reste des Wurzelkäfigs. Das Holz hatte die Form ihres Gesichts angenommen. Inmitten der hölzernen Gesichtshälfen klaffte das Loch, welches hineingerissen worden war.


    „Was war das“, fragte Sakira. Stark atmend stolperte sie nach vorne und sah die Klaue des Waldgeistes auf sie zukommen. In der Hand hielt er einen dicken Felsen. Doch ehe dieser Sakira treffen konnte, fiel er zu Boden. Der Waldgeist fasste sich ans Gesicht und Sakira bemerkte, dass das Irrlicht den Stab verlassen hatte. Es saß nun hinter der Hirschmaske und brachte den Waldgeist zum Brennen. Er schrie auf und ging in Flammen auf. Wenig später war von ihm nur noch Asche übrig. „Alles in Ordnung“, kam es aus dem Inneren der Höhle“. „Ja mir geht es gut“, rief Sakira. Sie atmete nochmal tief ein und aus.


    „Schade, dass er verbrannt ist“, meinte Mara.


    „Nun, es ging wohl nicht anders“, entgegnete Sakira. „Der Waldgeist hat mir etwas gezeigt. Eine Vision. Oder besser, seine Vergangenheit. Ich habe noch nie gehört, dass Waldgeister sowas könnten.“


    „Eigentlich nicht“, antwortete Mara. „Offenbar gibt es noch vieles, was wir nicht wissen. In Beke gibt es seit Ewigkeiten keine mehr und wenn man nicht gerade versucht den Wald zu zerstören, halten sie sich versteckt.“


    „Aber warum hat er uns angegriffen?“


    „Wenn ich das wüsste. Andere Waldgeister könnten uns vielleicht mehr über das Objekt verraten.“


    „Ich möchte sowas eigentlich nicht nochmal erleben“, entgegnete Sakira.


    „Ich finde die Idee, die Vergangenheit selbst zu erleben interessant“, sagte John, der zusammen mit Ben aus der Höhle kam. „Lasst uns einen alten Geist finden, der uns mehr zu all dem hier zeigen kann. Ich bezweifle eh, dass wir unter den Siedlern viele interessierte Archäologen finden werden.“


    „Wahrscheinlich keine“, meinte Sakira. „Ich glaube, die meisten dort haben nicht mal viel Interesse an Ausgrabungen.“


    Ben sah den Berg hinauf. „Zuerst sollten wir uns den Gipfel ansehen, dann können wir nach alten Geistern suchen oder sehen was uns sonst noch erwartet.“




    Lucius


    Lucius stand an Deck seines Schiffes und genoss die kühle salzige Luft des Meeres. Vor wenigen Stunden waren sie wieder Richtung Beke aufgebrochen. Die anderen Schiffe waren bereits am vorherigen Tag aufgebrochen. Auf dem Schiff von Lucius gab es allerdings einen Unfall, aufgrund dessen sich die Abfahrt verzögerte. Er wollte sich gerade wieder auf den Weg in seine Kajüte machen, als ihm am Horizont ein Schatten auffiel, der schnell größer wurde.


    „Schiff in Sicht“, rief plötzlich jemand vom Mast. „Wer ist es“, fragte Lucius.


    „Ein Kriegsschiff mit Lumors Flagge.“


    Entsetzt rannte Lucius zum Bug des Schiffes und griff nach seinem Fernrohr. Das Schiff war sehr groß und fuhr direkt auf sie zu.


    „Wir weichen aus“, rief Lucius und ließ seine Männer das Schiff zur Seite steuern.


    „Kapitän, so steuern wir genau auf die Flanke des Schiffes zu. Wir sollten in die andere Richtung segeln.“, rief ein Matrose.


    „Wir werden einen Bogen machen, aber ich werde nicht die Richtung wechseln. Außerdem stellen wir keine Gefahr für das Schiff dar. Ich weiß nicht was sie vorhaben, aber das sind keine Freibeuter, die jedes Schiff angreifen.“


    „Was ist, wenn sie zur Siedlung wollen?“


    „Dann können wir nichts anderes tun als den König zu warnen. Wir können es nicht mit einem Kriegsschiff aufnehmen.“


    Sie versuchten in einem Bogen um das Kriegsschiff herum zu fahren, jedoch fuhr dieses nicht einfach geradeaus weiter, sondern folgte ihnen.


    „Sie haben es auf uns abgesehen“, schrie ein Matrose. Wenig später knallte es und eine Salve Kanonenkugeln krachte in die Flanke des Schiffes.


    „An die Kanonen. Erwidert das Feuer“, rief Lucius.


    „Kapitän, wir müssen fliehen. Das Schiff hat dreimal so viele Kanonen wie wir“, rief ein Matrose.


    „Das Schiff ist zu schnell“, entgegnete Lucius. „Wir werden kämpfen.“


    Plötzlich krachte ein Blitz in den Boden des Schiffes ein und hinterließ ein großes Loch.


    „Verdammter Magier“, schrie Lucius und rannte unter Deck. „Warum ist ein Magier hier?“


    Leider hatten sie keine eigenen Magier an Board, sodass sie magische Angriffe nicht kontern konnten. Lucius holte ein paar Bretter und versuchte das Loch im Rumpf zu stopfen, wo Wasser eindrang. Dann traf ein großer Feuerball den Mast. Krachend fiel dieser ins Wasser.


    Dann hörte Lucius Schreie. Ihm folgte Kampfgebrüll. „Wir werden angegriffen“, rief jemand. Lucius rannte zurück an Deck und sah, wie feindliche Soldaten an Board sprangen. Er zog sein Schwert und griff an. Er schaffte es einen Soldaten über Board zu schleudern, wurde jedoch von einem anderen zurückgestoßen.


    „Warum seid ihr hier“, brüllte Lucius wütend. „Der Krieg ist vorbei und wir wollen keinen neuen!“ Er traf einen Soldaten mit seinem Schwert und verwundete ihn tödlich.


    „Glaubt ihr wirklich, dass Lumor einfach stillsitzt, während Beke sein Reich vergrößert“, erklang plötzlich eine laute Stimme.


    Eine Druckwelle warf Lucius zurück als der Kampfmagier auf das Deck seines Schiffes sprang. Der Magier richtete seinen Stab auf ihn.


    „Nehmt den Kapitän gefangen und tötet den Rest“, befahl er seinen Soldaten.


    Dann wurde Lucius gefesselt und auf das Kriegsschiff gebracht.


    „Was wollt ihr von mir“, fragte er.


    Ohne zu antworten, brachte ein Matrose Lucius in eine Zelle.

  • Hallo,


    die Begegnung mit dem Waldgeist war eine interessante, da der Verlauf schwer abzuschätzen war. Sakira und ihre Gruppe haben sich aber recht akzeptabel gegen den plötzlichen Angriff verteidigt. Besonders spannend war in diesem Zusammenhang die visionsartige Eingebung, die Sakira erleben durfte. Fraglich ist, ob sie eine bestimmte Bedeutung für die Zukunft hat oder damit etwas Bestimmtes ausgesagt werden soll. Die mysteriösen Begegnungen mit Geistern und neuartigen Kreaturen schaffen in jedem Fall viel Stimmung und ich kann den weiteren Verlauf kaum erwarten. Durch Lucius' Gefangenschaft bahnt sich wohl auch ein weiterer Plot mit dem verfeindeten Königreich an.


    Wir lesen uns!

  • Danke für dem Kommentar Rusalka.
    Jetzt kommt endlich das nächste Kapitel.



    Kapitel 6 – Sora aus der Kristallstadt


    Lucius


    In Gedanken war Lucius bei den anderen Schiffen. Er hoffte, dass sie es sicher nach Beke geschafft hatten. Zusätzlich war er frustriert darüber, dass sie nicht früher versucht hatten für mehr Sicherheit zu sorgen. Nun war ein Kampfmagier mit Soldaten auf dem Weg nach Netriem und Bekes Siedlung war bis auf ein paar Jäger unbewaffnet. Wie es aussah, waren sie zu naiv und zu planlos vorgegangen. In ihrer Euphorie und Neugierde hatten sie geglaubt, dass der Krieg ihnen nicht folgen würde. Und jetzt saß Lucius in der Zelle eines Kriegsschiffes. Nach ein paar Stunden wurde er an Deck gebracht und sah, dass sie sich wieder in Netriem befinden mussten. An Land waren viele Zelte und Menschen waren dabei Bäume zu fällen und zu bearbeiten. Es musste sich um Lumors Siedlung handeln, von der Bernd vor der Abfahrt erzählt hatte. Lucius fragte sich, ob Bernd bereits mit den Leuten hier gesprochen hatte. Falls nicht, sollte ihm sehr bald das Kriegsschiff auffallen.


    Lucius wurde mit einem Beiboot zur Insel gebracht. Dort brachte ihn ein Matrose in einen Käfig.


    „Nur ein Pirat“, sagte der Kampfmagier den Anwesenden. „Die Soldaten dienen eurer Sicherheit und der Sicherheit unserer Forscher.“


    Die kleinen Boote wurden zurück zum Schiff gefahren und brachten immer mehr Menschen an Land.


    Der Magier kam auf Lucius zu.


    „Nehmt den Käfig und tragt ihn ein Stück in den Wald“, befahl er mehreren Soldaten. Nachdem sie den Käfig zwischen den Bäumen abgestellt hatten, gingen die Soldaten zur Siedlung zurück.



    „Ihr habt eine Forschungsgruppe hier nicht war“, fragte der Magier.


    „Wo ist sie?“


    „Woher soll ich das Wissen“, antwortete Lucius verwundert.


    „Ich bin nicht dafür zuständig.“


    „Sagt mir alles, was ihr über Netriem wisst.“


    „Ich glaube nicht, dass euch das etwas angeht. Wenn es euch interessiert, hättet ihr auch netter fragen können.“


    Der Magier erzeugte eine Flamme in seiner Hand.


    „Sagt mir, was ihr wisst!“


    „Ich weiß nichts über Netriem. Außer das hier genug Platz zum Leben für alle ist und wir keinen Krieg wollen.“


    „Und das soll ich euch glauben“, fragte der Magier. Er ergriff Lucius Arm. Die Flamme war immer noch in seiner Hand, sodass sie eine Brandwunde hinterließ. Lucius schrie auf und riss den Arm zurück.


    „Ich weiß nicht was ihr von mir wollt! Ich bin Seemann, verdammt!“


    Der Magier ließ die Flamme erlöschen.


    „Ich werde später zurückkommen.“


    „Lasst mich hier raus!“


    „Tut mir Leid, aber ihr gehört zu Lumors Feinden.“



    Diego


    Langsam ging Diego zurück zum Lager. Den Kapitän ließ er im Wald zurück. Er hatte nicht das Gefühl, das er etwas wusste. Aber man konnte nie sicher sein. Die nächste Befragung würde ein Soldat für ihn erledigen. Diego schickte mehrere Soldaten zur Bewachung des Gefangenen in den Wald. Für ihn war es oberste Priorität herauszufinden, was die Leute aus Beke über Netriem wissen. Außerdem musste er den Forschungstrupp finden, den die Universität von Beke Spionen zufolge losgeschickt hatte, um die Gegend zu untersuchen. Den Forschern aus Lumor war leider nichts über dieses Land bekannt. Doch vor einigen Jahren war eine Flaschenpost tief in der Wildnis an einem Strand gefunden worden. Niemand wusste, wie lange sie dort gelegen hatte. Auch kannte niemand die Sprache, mit der die Nachricht im Inneren der Flasche geschrieben worden war. Sie war schon stark verblasst, so dass nur ein Teil der Nachricht zu sehen war. Es war sehr schwierig den Text zu übersetzen, doch sie hatten es geschafft:


    „Mein Name ist Sora,


    seit 12 Sommern wohne ich in der Kristallstadt. Der große Turm in der Mitte leuchtet in allen möglichen Farben. Er ist wunderschön … Immer wenn sie sich öffnet … Ich bin gerannt so weit ich konnte, doch … Darum hoffe ich, das diese Flasche jemanden da draußen erreicht. Rettet uns!“


    Was war die Kristallstadt? Wer war Sora und wovor wollte er oder sie gerettet werden? Und was war mit der Blüte gemeint? Durch die ständigen Kriege hatten sie nie viele Möglichkeiten gehabt den Ursprung der Nachricht auszumachen. Doch als eine Gruppe Abenteurer aus Beke Netriem entdeckt hatte, vermutete man den Ursprung der Nachricht dort.


    Was immer hier versteckt war, Diego würde dafür sorgen, dass es den Leuten aus Beke nicht in die Hände fiel. Er ging ins Lager zurück und sprach mit dem Aufseher. Dieser hatte offenbar ein Gespräch mit dem Bürgermeister von Bekes Siedlung gehabt. Dieser hatte bestätigt, dass es eine Forschergruppe im Wald gab. Außerdem war eine Gruppe Hunde verschwunden, was Diego wenig interessierte. Es bedeutete allerdings, das Jäger im Wald nach ihnen suchten. Und wer weiß, auf was diese dort stoßen konnten. Die Forscher aus Lumor wollten keine Zeit verlieren und direkt am nächsten Tag aufbrechen. Als Kampfmagier begleitete Diego die Forscher und schützte sie vor Gefahren im Wald. Er war allerdings kein einfacher Soldat, sondern gehörte zu einer Spezialeinheit, die ihre Befehle direkt vom König erhielt. Daher wusste er von der Nachricht. Neben dem Schutz vor Gefahren war es seine Aufgabe herauszufinden, was die Leute aus Beke über Netriem wussten. Da der Kapitän zur ursprünglichen Abenteurergruppe gehört haben soll, hatte Diego sein Schiff angegriffen. Da sie nicht wussten, wie gut die Bekes Siedlung bewacht war, erschien dieser Angriff sicherer als ein Angriff auf die Siedlung. Auch hatten sie eigene Siedler vorgeschickt, die das Land für sich beanspruchen und etwas Vertrauen schaffen sollten.


    Am nächsten Tag hatten sie wieder den Gefangenen befragt. Jedoch führte die Befragung zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Der Kapitän schien nichts zu wissen. Der Aufseher wollte heute in Bekes Siedlung reisen, um mehr herauszufinden. Da die Möglichkeit bestand, dass Bekes Forschergruppe noch nichts gefunden hatte, wollten sie nun zu einer eigenen Expedition aufbrechen und die Umgebung kartografieren.



    Sakira


    Der Aufstieg dauerte eine Weile, doch für die Aussicht hatte es sich gelohnt. Sie waren auf der Spitze des Berges angekommen und hatten nun einen guten Überblick über den Wald. Der Berg war nicht besonders hoch im Vergleich zu den Bergen, welche weiter hinten zu sehen waren. Allgemein stieg die Landschaft immer weiter an, je weiter man ins Landesinnere am. Am Horizont konnte man gerade so das Meer ausmachen und auf der anderen Seite war die immer steiler werdende Landschaft, welche sich zu einem Gebirge formte. Sie sahen den Fluss, den sie überquert hatten. Er kam aus dem Gebirge und ging einen Wasserfall herunter in einem tiefen liegenden Bereich. Von dort aus schlängelte er sich in großen Bögen durch den Wald bis zum Meer. „Eine schöne Aussicht“, sagte Sakira. Es ist schön ab und zu mit so einer Aussicht belohnt zu werden“, stellte John fest. Ben und Mara standen hinter ihnen und schauten sich ebenfalls um. Dann suchte sich Ben einen flachen Stein und breitete ein Papier aus. Dann begann er mehrere Zeichnungen anzufertigen.


    „Waldgeister findet man oft an Orten die unberührt, alt und dicht bewachsen sind“, erklärte Mara. „Das trifft zwar alles auf diesen Wald zu, aber wir können nach besonders dichten Stellen suchen. Sie halten sich gerne an besonders dicht bewachsenen Orten auf. Und sie scheinen Flüsse zu meiden. Das könnte der Grund sein, warum wir in der Nähe der Siedlung keine gefunden haben.“


    „Warum meiden sie Flüsse? Mögen sie kein Wasser“, fragte Sakira.


    Das ist nicht ganz klar. Es kann sein, dass sie einfach Angst haben vom Wasser mitgerissen zu werden. Andererseits sieht es nicht so aus, als wenn sie sich nicht festhalten könnten. Eine andere Theorie ist, dass sie Flüsse als Reviergrenzen betrachten. Wobei es auch Wissenschaftler gibt, die behaupten, das Waldgeister gar kein richtiges Revier hätten.“


    „Das könnte erklären, warum wir Nahe der Siedlung keine gesehen haben“, vermutete Sakira.



    „Seht euch das an“, rief Mara plötzlich und deutete auf einen Grünstreifen, der ins Gebirge führte. „Dort gibt es keine Bäume. Es ist möglich, dass dort mal ein Steinpfad war.“


    „Ich bin gleich so weit, dann können wir aufbrechen“, murmelte Ben.


    „Wir sehen uns das an“, beschloss Sakira.


    Nachdem Ben seine Karte fertig gezeichnet hatte, brachen sie auf. Sie wollten vor Einbruch der Dunkelheit die Stelle erreichen, auf die Mara gedeutet hatte und dort ihre Zelte aufbauen und etwas Nahrung sammeln.



    Ryan


    Ryan stolperte durch den Wald, bis die Steinwand, die er hinuntergestürzt war flacher wurde. Er hatte immer noch Schmerzen am ganzen Körper, weshalb er nur langsam laufen konnte. Als die Steinkante weit genug unten war, kletterte Ryan hoch. Oben angekommen hörte er ein Geräusch. Jemand rief etwas.


    „Ryan“, hörte er plötzlich.


    „Ich bin hier“, antwortete Ryan laut. Nach kurzer Zeit tauchte Maike zwischen den Bäumen auf.


    „Zum Glück habe ich dich gefunden“, sagte sie erleichtert. „Wir gehen zurück.“


    Ja, so ein Mist“, fluchte Ryan. Maike und der übrige Jäger Jack nahmen die beiden Leichen und zogen sie durch den Wald. Außerdem fand Ryan sein Gewehr wieder, das er im Kampf verloren hatte.


    „Ich muss weitersuchen“, sagte Ryan.


    „Du bist verletzt. Komm erstmal mit zurück“, entgegnete Jack.


    „Ich komme zurecht“, antwortete Ryan und ging.


    „Wir können dich nicht einfach zurücklassen“, rief Maike ihm hinterher.


    Doch Ryan hörte nicht auf sie und ging. Ohne Shiva war es, als würde ihm etwas fehlen. Er musste sie einfach finden. Er wusste das es nicht besonders schlau war alleine in einen gefährlichen Wald hineinzulaufen, aber er hatte dennoch das Gefühl, es tun zu müssen. Statt zurück zu der Stelle zu gehen, wo sie den Fluss überquert hatten, nahm er den Weg bergauf. Das Gelände wurde steiler und das Gehen fiel ihm schwerer. Daher musste Ryan des Öfteren eine Pause einlegen. Als der Abend nahte, baute Ryan ein paar Fallen und ein Lager aus heruntergefallenen Ästen und Blättern auf. Nach einer kurzen Jagd machte er sich Feuer und zog sich nach dem Essen in sein provisorisches Zelt zurück. Von dort aus konnte Ryan die Sterne sehen. Er genoss die kühle Luft und lauschte den Geräuschen des Waldes. Rund um sein Lager hatte er mehrere Fallen aufgebaut, sodass er hören würde, wenn sich etwas nähert. Dennoch schlief er wenig und versuchte wachsam zu sein.


    Nach einer Weile sah er plötzlich etwas zwischen den Bäumen. Es leuchtete und verharrte regungslos in der Luft.


    „Was macht ein blaues Irrlicht hier“, fragte sich Ryan. Plötzlich sauste es davon. Ryan lief hinterher, stolperte jedoch schnell über einen Ast und fiel hin. Da er das Irrlicht aus den Augen verloren hatte, ging er zurück zum Lager und legte sich wieder hin. Morgen würde er weiter nach den Hunden suchen.

  • Hallo,


    wie erwartet verfolgt Lumor seine ganz eigenen Pläne und ich finde es hier spannend, dass du den Faden auf der Gegenseite weiter spinnst sowie teilweise die Geschehnisse seitens Lumors erzählst. Mit den verschwundenen Hunden und der in der Nachricht erwähnten Kristallstadt bestehen bereits einige nennenswerte Mysterien und ich frage mich, ob nicht irgendwann eine geheime Partnerschaft zwischen einzelnen Personen der zwei verfeindeten Reiche entstehen. Ryans Aufenthalt in der Wildnis spräche zumindest dafür, eine ungewollte Entdeckung zu machen und das blaue Irrlicht scheint eventuell ein Teil dieser Ereignisse zu sein. Ich erwarte daher mit Freuden die Fortsetzung.


    Wir lesen uns!

  • Kapitel 7 - Der Kristallturm



    Sakira


    Die Stelle an denen sie ihre Zelte aufschlagen wollten, schien tatsächlich einst ein gepflasterter Weg gewesen zu sein. Er war zwar stark von Büschen und Gräsern überwuchert, aber überall schauten einzelne Steine zwischen dem Grün hervor. Sakira war versucht direkt weiterzugehen, doch sie mussten sich für die Nacht vorbereiten. Sie schlief unruhig und wachte am morgen entsprechend früh wieder auf.


    „Aufstehen, Leute“, rief sie und begann ihr Zelt zusammenzubauen.


    Murrend und gähnend stand der Rest der Gruppe auf und die Expedition konnte weitergehen. Der Weg führte eine Weile bergauf und anschließend in eine breite Schlucht, die durch das Gebirge führte. Hier oben war es kühler und die Umgebung war weniger stark bewachsen. Sie brauchten eine Weile, um die Schlucht zu durchqueren, da an vielen Stellen Steine heruntergefallen waren, die sie überklettern, oder mit Magie zerstören mussten. Doch schließlich erreichten sie das Ende der Schlucht und blickten auf ein riesiges Tal. Vor ihnen erstreckte sich ein großer Wald, der von Bergketten umgeben war. Der steinerne Pfad führte am Berghang entlang in den tieferliegenden Wald. In der Mitte des Tals ragte ein riesiger Baum in die Höhe. Aber es war nicht wirklich ein Baum. Viel mehr waren es ineinander verschlungene Wurzeln, die sich nach oben hin zu einer Baumkrone formten.


    Als sie den Wald erreichten, fanden sie wieder Ruinen zwischen den Bäumen. Große Steinquader, die einst Häuser gewesen sein mussten.


    „Das gibt es doch nicht“, sagte Sakira.


    „Das muss eine komplette Stadt sein.“


    Staunend gingen sie zwischen den Häuserresten hindurch. Überall wuchsen riesiger Bäume, aber auch viele dicke Wurzeln wuchsen auf dem Boden. Die folgten einem Pfad, wo die Häuserreste besonders weit auseinanderlagen. Früher musste es eine breite Straße gewesen sein. Dabei mussten sie aufpassen, nicht über die Wurzeln zu stolpern, die zum großen Turm führten, den sie schon vom weiten gesehen hatten. Bei genauerer Betrachtung schien er nicht nur aus Wurzeln und Ästen zu bestehen. Der untere Teil des Turms war wegen der Bäume in Schatten gehüllt, doch an einigen Stellen fiel Licht auf den Turm. Dadurch funkelte an einigen Stellen etwas zwischen den Wurzeln. Sakira versuchte die Wurzeln zur Seite zu drücken. Sie schob mehrere kleine Wurzeln zur Seite und entdeckte dahinter eine glatte Oberfläche, die gläsern wirkte. Plötzlich bewegten sich die Wurzeln und umklammerten ihre Hand. Erschrocken versuchte Sakira sie zurückzuziehen, doch die Wurzeln drückten ihre Hand gegen die gläserne Oberfläche. Sie fühlte sich angenehm kühl an, doch sie konnte im Inneren etwas Warmes spüren. Plötzlich schossen mehrere Wurzeln aus dem Boden. Sakira ließ mit ihrer anderen Hand eine Flamme entstehen. Das Irrlicht kam aus dem Stab und verstärkte ihr Feuer.


    „Hör auf“, rief Mara und ergriff ihren Arm. „Du weißt nicht was die Waldgeister uns sagen wollen. Vielleicht ist es wie letztes Mal.“


    Wurzeln griffen nach ihrem zweiten Arm und Sakira überkam Angst. Mit dem Irrlicht verstärkte sie ihr Feuer und schaffte es, sich loszureißen. Dann hielt sie ihren Arm an den Turm und ließ die Wurzeln mit beiden Händen brennen.


    „Sakira! Hör auf damit“, rief Mara.


    Mara, Ben und John versuchten sie zurückzuziehen, jedoch wurden sie von Wurzeln daran gehindert. Die Wurzeln peitschten um sich und griffen auch das Irrlicht an. Doch dieses konnte die Wurzeln mühelos verbrennen. Dann kamen mehrere dicke Wurzeln mit Steinen aus dem Boden und versuchten das Irrlicht zu treffen. Doch dieses wich gekonnt aus. Unterdessen produzierte Sakira weiterhin Feuer. Sie verspürte ein merkwürdiges Verlangen nach Zerstörung. Doch ehe sie aufhören konnte, schlangen sich erneut Wurzeln um sie.


    „Nein, nicht schon wieder“, rief sie.


    Dann bebte der Boden. Eine Wurzel, die sich in die Erde gegraben hatte, zog einen großen Kristall aus dem Boden und schlug das Irrlicht gegen den Turm. Nun spürte Sakira nicht mehr die Macht des Irrlichts. Es war, als würde sie plötzlich schwächer werden. Die Wurzeln nutzten den kurzen Moment der Erschöpfung, um sich wie beim letzten Mal um ihren Kopf zu wickeln. Dabei pressten sie ihre Hände gegen den Turm.


    Zuerst spürte sie gar nichts. Doch dann war da wieder die angenehme Kälte des Turms. Allerdings nur kurz. Sakira schrie laut auf, als der kristallene Turm zu glühen begann. Sie wollte loslassen, doch ihre Hände begannen sich um den Turm zu schlingen. Immer höher, immer weiter. Als würden sie über glühendes Metall gleiten. Sie spürte mehr Hände neben ihren. Doch es waren keine Hände, sondern Wurzeln. Immer mehr Wurzeln umschlossen den heißen Turm und wanden sich hinauf zur Spitze. Dort schaffte es Sakira eine ihrer Wurzelhände vom glühenden Turm loszureißen und wie eine Peitsche gegen die Spitze zu schwingen. Sie spürte etwas großes Heißes herabfallen und löste ihre restlichen Wurzelarme vom Turm. Sakira stieß sie in den Boden und grub sich unter der Erde ein. Die Wurzelarme schienen zu brennen, doch unter der Erde war es kühler. Mit einem weiteren Wurzelarm griff sie nach einem Stein und stieß die Wurzeln unter der Erde vom brennenden Rest an der Oberfläche ab. So blieben nur noch lange unterirdische Spitzen von ihr übrig. In der kühlen Erde ruhend, schlief Sakira ein.


    Als sie wieder erwachte, lag sie auf dem Boden. Ihre Teammitglieder befreiten sie von Wurzelresten und erkundeten sich, ob mit ihr alles in Ordnung war. Sakira atmete schwer. Der Schock über das Erlebte saß tief. Sie war sich nicht sicher, was in sie gefahren war, als sie den Turm angriff. Und diese Vision hatte ihr einen großen Schrecken eingejagt. Sakira betrachtete ihre Hände und Arme, doch es war alles normal. Nirgendwo schien eine Verletzung zu sein. Dennoch glaubte sie, die Hitze weiterhin zu spüren. Sie stand auf und lief zwischen den Häusern umher. Irgendwo war ein leises Rauschen zu hören. Schließlich fand sie einen kleinen Bach, in den sie ihre Hände tauchte. Das Wasser war angenehm kühl.


    „Warte, ist alles in Ordnung? Was hast du gesehen“, fragte jemand hinter ihr.


    „Einen Augenblick“, antwortete Sakira laut und rieb ihre Arme mit dem kalten Wasser ein. Dann erzählte sie allen von ihrer Vision.


    „Wenn ich das richtig interpretiere, war etwas auf der Spitze und die Wurzeln, es werden Waldgeister gewesen sein, wollten es zerstören“, vermutete John.


    „Allerdings scheint der Turm noch intakt zu sein“, entgegnete Mara.


    „Was ist aus dem Irrlicht geworden“, fragte Sakira.


    „Wir haben es nicht mehr gesehen, seit es gegen den Turm geschleudert wurde“, antwortete Ben.


    „Sah aus, als wollte ein Waldgeist dir etwas zeigen, Sakira“, meinte Mara.


    „Auf die Art von Erfahrung kann ich verzichten“, entgegnete Sakira.


    „Naja, du hast ihn auch mit Feuer angegriffen“, sagte Mara.


    „Ich bin nicht sicher, was in mich gefahren ist.“ Sakira seufzte und blickte Richtung Turm. Die verbrannte Stelle war bereits wieder zugewachsen. „Ich schätze, ich habe es einfach etwas übertrieben.“


    Sie sahen sich etwas in der Stadt um. Sakira dachte dabei über ihr Erlebnis nach. Da sie nichts hatte sehen, sondern nur fühlen können, war sie nicht sicher, wie sie das Geschehen einordnen sollte. Warum wuchsen die Ranken den heißen Turm hoch? Und warum wurde die Spitze abgebrochen? Am Ende verbrannte der Waldgeist, dessen Vision sie bekommen hatte, vermutlich und hatte Reste von sich selbst unter der Erde vergraben. Aus diesen Resten musste er dann erneut gewachsen sein. Dann reif sie sich die Blüte ins Gedächtnis, die sie am vorherigen Tag gefunden hatten. Konnte sie auf der Spitze gesessen haben? Hatte sie die Hitze erzeugt? Falls ja, war das Objekt womöglich gefährlich.


    „Wir gehen zurück“, rief Sakira und versammelte ihr Team.


    „Ich muss Bericht erstatten und wir brauchen sowohl mehr Leute, als auch mehr Ausrüstung.“


    Sie verließen das Tal und machten sich auf den Weg Richtung Siedlung.



    Ryan


    Als Ryan am nächsten Morgen weitergehen wollte, sah er wieder das Irrlicht zwischen den Bäumen. Es verharrte eine Weile in der Luft und schwirrte dann langsam an den Bäumen vorbei. Neugierig folgte Ryan dem Irrlicht, bis er Geräusche hörte. Das Irrlicht schwebte in dieselbe Richtung, aus der die Geräusche kamen. Ryan erkannte, dass es Stimmen waren. Irgendwer war weiter vorne im Wald. Langsam und vorsichtig schlich Ryan näher heran. Er erkannte mehrere Soldaten, die in voller Rüstung durch den Wald marschierten. Vorneweg lief ein Mann mit einer langen Robe und einem Stab. Außerdem wurde die Gruppe von mehreren Leuten begleitet, die Ausrüstung trugen.


    „Wer ist das“, fragte sich Ryan.


    Die Soldaten trugen weder Wappen noch andere Erkennungszeichen. Doch die Sprache war Ryan bekannt. Sie hätten aus Beke sein können, jedoch waren die Schiffe erst vor ein paar Tagen von Netriem aus aufgebrochen und würden so bald nicht zurück sein. Also mussten die Soldaten aus Lumor stammen. Plötzlich wurde der Magier auf das Irrlicht aufmerksam, welches unbeirrt seinen Weg fortsetzte. Mit einem Zauber versuchte er das Irrlicht einzufangen. Das Irrlicht zuckte ein paar mal hin und her und sauste davon. Der Magier rannte hinterher. Auch der Rest der Gruppe versuchte Schritt zu halten. Für die hochgerüsteten Soldaten war dies allerdings nicht gerade einfach. Ryan folgte ihnen in einigem Abstand. Das Irrlicht führte sie immer weiter aufwärts, bis sie schließlich zu einer großen Spalte kamen. Das Irrlicht sauste in die Höhle hinein. Von weitem sah Ryan den Magier ebenfalls in die Höhle rennen. Langsam folgte er dem Rest der Gruppe, welcher länger brauchte, um die Höhle zu erreichen. Überall waren Steine und Büsche, die den Weg hinauf erschwerten. Kurz bevor die Soldaten die Höhle erreicht hatten, erschien der Magier und verkündete, dass sie hier rasten würden. Das Irrlicht schien immer noch in der Höhle zu sein. Ryan fragte sich, was der Magier gefunden hatte. Leider konnte er nicht nachsehen, da die Soldaten ihm den Weg versperrten. Der Magier mit ein paar Leuten, die nach Forschern aussahen, erneut in die Höhle, während die Soldaten vor dem Eingang Zelte aufbauten. Da Ryan sich nicht näher anschleichen konnte, beschloss er, der Siedlung Bescheid zu sagen. Allerdings sah er plötzlich, wie sich mehrere Soldaten vor etwas versammelten. Ryan versuchte einen besseren Blick darauf zu bekommen und bemerkte, dass vor dem Höhleneingang ein Hund lag.

  • Hallo,


    ein glühender Kristallturm ist natürlich eine merkwürdige Sache und dass sich so viele Wurzeln um ihn herum sammeln, kann auf vielerlei Art gedeutet werden. Auffällig fand ich, dass Sakira mit ihrer Hand zum Turm gedrängt wurde, als würde sich ein kollektives Bewusstsein um die Sicherheit des Gebildes sorgen und sich mehr von der Umgebung aneignen wollen. Das könnte letztlich auch ein Grund dafür sein, dass die Wurzeln aus der Erde ihre Erinnerung weitergegeben haben und sich der Waldgeist durch den Vorfall quasi losreißen konnte. Eine interessante Begebenheit, bei der ich mich frage, was das bedeuten könnte.


    Wir lesen uns!

  • Nun kommt das nächste Kapitel. Ich habe übrigens kürzlich eine Demo zu einer KI entdeckt die Texte schreiben kann. Daher gibt es diesmal zusätzlich noch das nächste Kapitel aus der Sicht einer künstlichen Intelligenz:


    Also, es ist zumindest sehr actionreich. Aber auch recht verwirrend und neue Charaktere wurden eingebracht. Den Namen Incendia finde ich sehr interessant. Ansonsten noch Ugne und ihr Sohn Oog? Falls Oog ein Name und nicht irgendein Ausdruck sein soll. Eine Kalebasse ist übrigens ein Flaschenkürbis. Das hatte ich nicht gewusst, daher dachte ich mir, ich erwähne das mal. Ansonsten finde ich es sehr interessant, was die KI zustande gebracht hat. Als Inspiration kann es sicherlich hilfreich sein, aber ansonsten ist es doch noch recht ungenau und die Handlung springt sehr stark von Ereignis zu Ereignis, wodurch sie etwas verwirrend ist.


    Jetzt aber zum echten neuen Kapitel:


    Kapitel 8 – Der Kampf beginnt



    Ryan


    Ryan schlich sich vorsichtig näher an das Lager heran. Doch er war immer noch zu weit weg, um sich den Hund aus der Nähe ansehen zu können. Da er nicht näher herankam, ohne gesehen zu werden, beschloss Ryan eine riskantere Vorgehensweise. Er zeigte sich. Vorsichtig trat er hinter einem Baum hervor und sah, wie die Soldaten sofort ihre Waffen auf ihn richteten.


    „Ich komme in Frieden“, rief Ryan.


    „Keinen Schritt weiter“, antwortete ein Soldat.


    „Ich bin Jäger und auf der Suche nach vermissten Hunden. Darf ich mir den Hund dort näher ansehen?“


    „Der ist tot. Da gibt es nicht viel zu sehen.“


    Und was ist mit der Höhle? Sind dort auch Hunde?“


    „Das kann ich nicht sagen.“


    „Bitte, ich muss das wissen.“


    „Ich weiß es auch nicht. Der Zutritt ist verboten. Dir erst recht.“


    „Kann ich euch irgendwie überzeugen mich reinzulassen?“


    „Nein, aber ihr könnt auf unseren Boss warten. Aber bleibt, wo ihr seid.“


    „Könntet ihr wenigstens die Waffen runternehmen?“


    „Sei froh, dass ich dich nicht direkt erschieße. Du musst aus Beke sein, oder? Wegen euch liegen wir immer im Krieg.“


    „Das ist Unsinn. Auch wir wollen Frieden.“


    Der Soldat lachte.


    „Sei lieber ruhig, bevor ich dich wirklich erschieße.“


    Dann schwieg Ryan und wartete. Etwas Zeit verging, bis plötzlich etwas weiter über der Höhle der Boden aufriss. Mehrere Felsen flogen im hohen Bogen in den Wald und für einen Augenblick schoss ein Lichtstrahl in den Himmel. Zurück blieb ein Haufen winziger Irrlichter, der wie ein Schwarm Irrlichter in der Luft tanzte. Doch auch dieser löste sich nach wenigen Sekunden wieder auf. Erschrocken sahen die Soldaten zur Höhle und gingen langsam auf die Höhle zu.


    „Alles in Ordnung“, rief plötzlich jemand aus dem Inneren.


    „Schickt ein paar starke Leute rein. Wir müssen etwas transportieren.“


    „Was war das“, rief Ryan.


    „Woher soll ich das wissen“, fragte der Soldat.


    „Ist da draußen jemand der nicht zu uns gehört“, kam es aus der Höhle.


    „Jemand aus Bekes Siedlung. Offenbar ein Jäger. Sucht seinen Hund“, rief der Soldat und hielt weiter sein Gewehr in Ryans Richtung.


    „Töte ihn!“


    „Jawohl, Sir.“


    Ryan konnte dem Schuss mit einem Sprung hinter den Baum gerade so ausweichen. Er fiel auf den Boden und sah, wie kleine Wurzeln um ihn herum aus der Erde kamen. Ryan sprang auf und rannte direkt gegen einen Baum. Doch es war kein richtiger Baum. Es war ein Waldgeist, der ihn mit seinem Schädelartigen Gesicht zornig anblickte. Ehe Ryan reagieren konnte, wurde er von einem Wurzelarm zur Seite geschleudert. Er versuchte erneut aufzustehen, als weitere Waldgeister an ihm vorbeikamen. Doch sie griffen Ryan nicht an. Sie ignorierten ihn gänzlich und liefen auf die Höhle zu. Erschrocken gaben die Soldaten mehrere Schüsse ab, doch die Waldgeister schienen davon unbeeindruckt zu sein.



    Diego


    Die Hitze des Schusses war noch spürbar, als die Soldaten versuchten das rätselhafte Objekt zur Seite zu kippen. Es glich einer kristallenen Blüte und leuchtete nun bunt im Sonnenlicht, das durch das neu entstandene Loch fiel. Diego war selbst überrascht davon, was die Blüte getan hatte. Als er in den Raum hineinkam, war das blaue Irrlicht in die Blüte geschlüpft hatte dort verharrt. Da er das Objekt untersuchen wollte, ohne dass irgendwas Unvorhersehbares geschah, wollt er das Irrlicht entfernen. Doch irgendwie musste er dadurch den Schuss ausgelöst haben. Nun klaffte in der Höhlendecke ein Loch und das Irrlicht war fort.


    Diego konnte den Kristall zwar mit Magie in der Schwebe halten, aber er musste dennoch von Soldaten gezogen werden. Es würde nicht einfach sein, den Kristall bis zu Lumors Siedlung zu bekommen.


    „Wenn man damit ein Loch in die Decke sprengen kann, kann man ihn auch als Waffe einsetzen“, dachte Diego. „Es ist gefährlich und darf Beke nicht in die Hände fallen.“ Er dachte an all die Menschen, die durch die sinnlosen Kriege bereits ihr Leben verloren hatten. Sie verdienen den Frieden. Diego würde nicht zulassen, dass Beke sie vernichtet.


    Plötzlich hörten sie Schreie und Diego rannte nach draußen. Dort kämpften seine Soldaten mit Waldgeistern.


    „Mistviecher“, knurrte er und schleuderte mehrere Feuerbälle. Diese trafen die Waldgeister und setzten sie in Brand. Doch statt zu fliehen, griffen sie weiter an. Diego erhob seine Hände und formte eine Feuerkugel zwischen den Händen. Daraus kam ein heißer Strahl, mit dem er einen Waldgeist nach dem anderen vollständig verbrannte.


    „Warum haben sie uns nicht schon auf dem Hinweg angegriffen“, wunderte Diego sich.


    „Wo ist der Eindringling“, fragte er laut.


    „Der Jäger konnte leider entkommen“, antwortete ein Soldat.


    „Nun gut, Beke hat eh keine Soldaten in Netriem. Wenn ihr ihn seht, erschießt ihn. Und achtet auf weitere Gefahren, während wir uns auf den Rückweg machen.“



    Sakira


    Sie waren bereits an der Grenze des Tals, als sie den Lichtstrahl sahen. Er kam aus der Richtung, wo sie die Blüte entdeckt hatten. Sie gingen nun so schnell wie möglich durch den Wald, um den Ort noch vor Sonnenuntergang zu erreichen. Sie mussten erfahren, was dort vorgefallen war.



    Lucius


    Lucius schaffte es mit Hilfe eines spitzen Steins seine verbundenen Hände zu befreien. Da der Holzkäfig, in dem er steckte, ebenfalls mit Fäden verbunden war, konnte er sich auch aus diesem befreien. Dann lief er leise in den Wald und versuchte, dabei möglichst wenig Geräusche zu machen. Wegen der Bäume bemerkte er den Lichtstrahl nicht, der in der Ferne in den Himmel schoss. Nach einiger Zeit erreichte Lucius Bekes Siedlung. Mehrere Leute waren gerade dabei einen kleinen Graben auszuheben und einen Holzzaun zu bauen. Sie mussten das Kriegsschiff gesehen haben. Als er sich der Siedlung näherte, wurde Lucius von jemandem aufgehalten.


    „Ich Kapitän Lucius, ich muss zum Bürgermeister!“


    Zum Glück wussten die Leute wer er war und so wurde er in die Siedlung gelassen. Als er am Rathaus ankam, hörte er bereits Bernd aufgebracht reden. Lucius ging hinein und sah dem überraschten Bürgermeister in die Augen.


    „Sie sind alle tot! Meine gesamte Crew!“


    Erschöpft ließ Lucius sich auf einen Stuhl sinken.


    „Wir haben das Kriegsschiff auf dem Rückweg gesehen“, erklärte Bernd.


    „Haben sie euch angegriffen.“


    „Ja. Sie haben einen Kampfmagier. Er wollte Informationen über die Expedition.“


    Bernd seufzte.


    „Es war wohl naiv zu glauben, sie würden uns in Ruhe lassen.“


    „Allerdings. Wir hätten direkt Soldaten zum Schutz mitnehmen sollten“, fand Lucius.


    „Ja, aber der König brauchte sie für den Krieg“, konterte Bernd.


    „Er hätte uns niemals welche überlassen. Sein Hass auf Lumor ist zu groß, als das er seine Kriegspläne aufgeben würde. Bei Lumor ist es genauso.“


    „Schön und gut, aber was machen wir jetzt“, fragte Lucius.


    „Nur die Jäger haben Bernd“, sagte Bernd.


    „Nur sind zwei von ihnen im Wald gestorben und einer verschollen.“


    „Wie ist das passiert?“


    „Irgendein Monster hat sie erwischt. Wer weiß, ob der dritte Jäger noch lebt.“


    „Hat sich Sakira inzwischen zurückgemeldet?“


    „Nein, um ihr Team mache ich mir langsam Sorgen. Ich hoffe, ihnen ist nichts zugestoßen.“


    „Sie sind noch im Wald? Der Magier ist mit einem Trupp Soldaten hineingegangen.“


    „Was suchen sie dort?“


    „Das weiß ich nicht.“


    Sie brachten sich gegenseitig auf den neuesten Stand und begangen, weitere Aktionen zu planen. Die Siedlung brauchte dringend eine gute Verteidigung. Sie hatten zwar nur wenig Gewehre, aber immerhin hatten die meisten Siedler Schwerter dabei. Jedoch waren keine Soldaten darunter. Die Schwerter wurden den Menschen zur Selbstverteidigung überlassen.


    Nach einer Weile verließ Lucius das Gebäude und ging an den Strand. Das Meer rauschte und kleine Wellen kamen an den Strand. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen. Lucius fragte sich, wie wohl die nächsten Tage werden würden. Sie alle waren vor dem Krieg geflohen und nun hatte dieser sie wieder eingeholt.



    Diego


    Unterdessen schleppten Diegos Soldaten mit seiner Hilfe die Blüte durch den Wald. Der Jäger schien verschwunden zu sein. Vermutlich wird er die anderen Siedler aus Beke warnen. Diego seufzte. So wie es aussah, würde es wohl auch in diesem entlegenen Winkel der Welt Krieg geben. Er bereute es, dass Schiff angegriffen zu haben. Beke hatte entgegen ihrer Erwartung keine Soldaten nach Netriem geschickt. Sollte der Kapitän sich ebenfalls befreien, würde dies als feindlicher Akt angesehen werden. Letztendlich spielte es aber keine große Rolle, da sie in der Überzahl waren und eine deutlich größere Kampfkraft hatten. Andererseits würde es nun sehr wahrscheinlich zu unnötigem Blutvergießen kommen.



    Sakira


    Am Abend hatte Sakiras Gruppe die Höhle erreicht. Vor dem Eingang lag Asche und eine schwarze Brandspur führte in den Wald hinein. Die Höhle selbst war leer. „Wer war hier“, fragte sich Sakira. Außer ihnen sollte eigentlich kein Mensch im Wald unterwegs sein. Was war während ihrer Expedition passiert? Die Brandspur endete nach ein paar Metern. Dahinter sahen sie, dass jemand einen Pfad durch die Büsche geschlagen hatte und Richtung Meer verschwunden war. Waren Leute aus der Siedlung hier? Die Gruppe beschloss ihren Weg zügig fortzusetzen und die Siedlung schnell zu erreichen.

  • Hallo,


    auch wenn in diesem Kapitel vergleichsweise weniger passiert als davor, kaschieren das die häufigen Sichtwechsel recht gut. Ryan hat aber auch wirklich Pech, dass er von einem Schlamassel ins nächste stolpert und so nie richtig zur Ruhe kommt. Hoffentlich schafft er es bald zurück zur Siedlung, um sich etwas erholen zu können.

    Der Angriff der Waldgeister war durch den Angriff mit den Gewehren nachvollziehbar. Interessant finde ich zum Schluss hin Diegos Kommentar, der es beinahe bereut, dass es wohl zum Krieg kommt. Das gibt ihm trotz seiner Zugehörigkeit zu einem anderen Königreich eine sehr menschliche Seite.


    Wir lesen uns!

  • Kapitel 9 – Der Kampf um die Blüte



    Lucius


    Während die Sonne sich dem Horizont näherte, fasste Lucius einen Plan. Was ihnen an Kampfkraft fehlte, konnten sie vielleicht durch Feuerkraft wieder wettmachen. Mit den Kanonen des Kriegsschiffes konnten sie vielleicht einen Unterschied machen, falls sie angegriffen werden sollten. Lucius beriet sich mit Bernd und stellte eine kleine Gruppe zusammen. Mit dabei waren die Jäger Maike und Ugor. Außerdem Incendia und Ugne, die zumindest wussten, wie man ein Schwert schwang. Incendia und Ugne arbeiteten eigentlich als Fischer. Allerdings gab es Gerüchte, dass Incendia sich den Siedlern nach einem Gefängnisausbruch anschloss. Sie hatte sich nicht angemeldet und war an Board gesprungen, kurz bevor das erste Schiff nach Netriem aufbrach. Da sie mit 5 Schiffen aufbrachen und zusammen aufbrechen wollten, hatten sie sie mitgenommen. Doch Lucius hatte im Augenblick keine Zeit irgendwelchen Gerüchten nachzugehen. Die Gruppe machte sich auf, um Lumors Siedlung kurz nach Sonnenuntergang zu erreichen. Da die meisten Soldaten in den Wald gegangen waren, waren nur wenige Soldaten zur Bewachung abgestellt worden. Sie sahen zwei Männer mit Fackeln auf und ablaufen. Ansonsten waren die meisten in Zelten, oder provisorischen Holzbauten. Richtige Häuser hatten sie noch nicht. Da sie auch keinen Steg hatten, lag das Schiff etwas weiter draußen vor Anker. An Board war Licht zu sehen. Vermutlich patrouillierten dort ebenfalls ein paar Soldaten. Die Gruppe schlich sich an den Strand und überlegte, wie sie das Schiff am besten erreichen konnten.


    „Wie lange könnt ihr die Luft anhalten“, fragte Incendia.


    „Ihr wollt tauchen?“ Lucius grinste.


    „Nun, ich denke, bis dahin sollte ich schaffen. Maike und Ugor. Ihr bleibt hier.“


    „Das ist in Ordnung“, antwortete Maike.


    „Mit nassem Schießpulver kann ich nicht schießen.“


    „Wir geben euch Rückendeckung“, pflichtete Ugor bei.


    Lucius, Incendia und Ugne gingen zu einer felsigen Stelle, wo sie ungesehen ins Wasser gehen konnten. Lucius sah, dass Incendia neben ihrem Schwert auch einen langen Dolch bei sich trug.


    „Ihr seid nicht die einfache Bürgerin, die vorgebt zu sein, oder“, fragte er.


    „Wer ich früher war spielt keine Rolle mehr“, antwortete Incendia und ging langsam ins Wasser. Lucius und Ugne schwammen hinterher. Einmal mussten sie kurz auftauchen, doch beim zweiten Tauchgang erreichten sie ungesehen das Schiff. Incendia kletterte voraus und erreichte als erste den Reling. An Board patrouillierten zwei Wachen.


    Als eine Wache in der Nähe war, sprang Incendia auf das Schiff, zog einen Dolch und warf die überraschte Wache zu Boden. Lucius rannte zur anderen Wache, die überrascht ein Schwert aus der Scheide zog. Lucius rammte es mit seinem eigenen Schwert zur Seite und warf die Wache um.


    „Das ist dafür, dass ihr mein Schiff angegriffen habt“, zischte Lucius.


    Sie durchsuchten das Schiff und fanden mehrere Wachen schlafend vor. Nachdem sie diese getötet hatten, holten sie den Anker ein und lenkten das Schiff Richtung Meer. Da die Segel eingeholt waren, segelte es nur sehr langsam los. Die Bewegung des Schiffes alarmierte allerdings die Leute an Land, die sofort zum Strand rannten. Mehrere Soldaten schnappten sich kleine Ruderboote und ruderten auf das Schiff zu. Zwei kleine Boote kamen näher.


    „Hey, was macht ihr“, rief jemand.


    Doch er bekam keine Antwort.


    „Ist alles in Ordnung?“


    „Sollen wir sie ignorieren oder antworten“, fragte Ugne.


    „Wir lassen sie an Board kommen und überwältigen sie“, schlug Incendia vor.


    Erneut kamen Rufe von den beiden Ruderboote, die schließlich das sich drehende Schiff erreichten. Sechs Soldaten kletterten an Board. Lucius, Incendia und Ugne stürzten sich auf sie und überwältigten sie.


    „Jetzt sind wir dran“, sagte Lucius grinsend.


    Alles schien reibungslos zu laufen. Bis plötzlich am Waldrand etwas zu leuchten begann. Lucius nahm ein Fernrohr und sah blaue Lichter über den Bäumen aufsteigen. Von weiter hinten tauchten ebenfalls blaue Lichter auf und schwebten Richtung Siedlung. Dann kamen Feuerstrahlen zwischen den Bäumen hervor. Irgendwer schien dort zu kämpfen.


    „Das muss der Magier sein“, schloss Lucius.


    „Warum muss er gerade jetzt wieder kommen? Incendia, Ugne, klettert rauf und löst das große Segel. Wir müssen hier schnell weg. Ich übernehme das Ruder. Wegen der Klippen ist es riskant, aber wir haben es eilig.“



    Lucius beobachtete weiterhin den Wald. Plötzlich brach eine Feuerwalze durch die Bäume und setzte die Umgebung bis zum Waldrand in Brand. Dann sah Lucius den Magier in der Asche stehen. Hinter ihm schleppten Soldaten etwas Großes. Dann schienen die Bäume lebendig zu werden. Lucius sah riesige Wurzeln, denen der Magier gekonnt auswich. Er rief etwas, das Lucius aufgrund der Entfernung nicht hören konnte. Der Magier erschuf einen Flammenring um sich herum und vergrößerte ihn, sodass er und die Soldaten in einem Kreis aus Feuer eingeschlossen waren. Die Flammen erhellten Waldgeister, die zwischen den Bäumen standen und versuchten, die Feuerwand zu durchdringen.


    Unterdessen kamen die blauen Irrlichter langsam näher. So viele hatte Lucius noch nie gesehen. Mehrere stürzten sich auf die Waldgeister und verbrannten diese. Anschließend zogen sie sich wieder zurück und verschwanden im Wald. Die Soldaten hatten das Objekt beinahe aus dem Wald herausgebracht, als sich große Wurzeln darum schlangen und versuchten, es zurück in den Wald zogen.



    Diego


    Je näher sie dem Waldrand kamen, desto öfter wurden sie von Waldgeistern angegriffen. Mit dem Flammenring hatte er sie kurzzeitig auf Abstand halten können. Doch dann kamen die großen Wurzeln und zogen das Objekt zurück.


    „Verfluchte Geister“, rief Diego und versuchte die dicken Wurzeln zu verbrennen. Doch diese fingen nicht so leicht Feuer. Dann bemerkte er die Irrlichter in der Umgebung. Kurz fragte er sich, wie hier so viele sein konnten, doch dann kam ihm eine Idee. Diego hielt seinen Stab in die Luft.


    „Kommt her, Irrlichter!“


    Mehrere Irrlichter gehorchten. Sie versammelten sich um seinen Stab und kreisten darum herum. Sie bewegten sich immer schneller und flogen dabei immer kleinere Kreise, bis sie sich schließlich zu einem großen Irrlicht verbanden. Die Waffe war in der Lage die Irrlichter zu nutzen. Und Diego musste sie in Sicherheit bringen. Wenn sie dem Königreich Beke in die Hände fallen würde, dann wären sie alle verloren.


    Plötzlich hörte er Rufe aus der anderen Richtung. Mehrere Menschen aus der Siedlung liefen zum Waldrand und riefen etwas. Diego wandte sich ihnen zu und sah, dass das Kriegsschiff sich drehte.


    „Versucht jemand das Schiff zu stehlen“, fragte sich Diego überrascht.


    Unterdessen zogen die großen Wurzeln die Waffe zurück in den Wald. Diego überlegte, ob er sich um das Schiff kümmern, oder der Waffe hinterherlaufen sollte.


    „Kommt her Irrlichter!“


    Mithilfe der leuchtenden Kugeln erschuf Diego einen Feuersturm, der die großen Wurzeln verbrannte und eine brennende Schneise in den Wald legte. Anschließend erschuf er eine mehrere Meter hohe Flammenwand, die die Waldgeister nicht ohne weiteres durchdringen konnten. Dann rannte er zur Küste und formte eine Plattform aus magischer Energie, mit der er in die Luft schwebte. Plötzlich ertönte ein Schuss. Diego schrie auf, als eine Kugel sein Bein traf. Er stolperte und landete auf der Plattform, die über dem flachen Wasser hing. An der Küste sah er zwei Gestalten davonlaufen, welche sogleich von Soldaten verfolgt wurden. Es folgte ein Schusswechsel, den Diego jedoch nicht weiterverfolgte. Er zog sein Hemd aus und Band es um seine Beinverletzung. Im Sitzen flog er Richtung Schiff. Aufgrund der Dunkelheit konnte er nicht genau sehen, ob jemand an Board war. Erneut ertönte ein lauter Knall. Doch diesmal kam er vom Schiff. Eine leuchtende Kugel raste auf Diego zu. Er schaffte es knapp auszuweichen und sah, wie die Kugel an der Küste landete und explodierte. Sie hinterließ einen großen Krater im Sand, der sich sogleich mit Wasser füllte.


    „Die Kugel muss von einem Magier verstärkt worden sein“, dachte Diego.


    Er beschleunigte seine Plattform. Eine weitere Kugel raste an ihm vorbei. Diesmal jedoch im hohen Bogen, sodass sie die Siedlung traf und mehrere Zelte zerstörte. Weitere Zelte gerieten in Brand.


    „Diese Mistkerle“, fluchte Diego und antwortete mit Feuerbällen. Nun sah er drei Personen an Deck. Eine Frau stand an der Kanone und wollte gerade eine weitere Kanonenkugel zu einer magischen Bombe machen. Doch als sie den Magier sah, lief sie weg und versteckte sich hinter mehreren Kisten. Auf dem Deck lagen mehrere tote Soldaten. Dann sah Diego Lucius. Dieser sah ihm wütend entgegen. Diego schwebte über ihnen und ließ einen Feuerregen auf sie niedergehen. Dabei achtete er darauf, dass das Feuer das Schiff nicht in Brand setzte. Lucius und seine Mitstreiter hatten keine andere Wahl, als von Board zu springen. Die Magierin konnte seine Magie eine Weile abwehren. Dadurch hatte der Rest die Möglichkeit das Schiff zu verlassen. Da Diego langsam immer erschöpfter wurde, landete er. Er schleuderte erneut einen Feuerball, doch die Magierin wich aus und sprang mit gezücktem Dolch auf ihn zu. Sie stürzte sich auf, doch Diego schaffte es, sich rechtzeitig zur Seite zu rollen.


    „Ich habe euch schonmal gesehen“, sagte Diego.


    „Ihr seid ein Teil Lumors Armee. Incendia, Phönix Bataillon, nicht wahr? Bis ihr verschwunden seid.“


    „Ich war in Kriegsgefangenschaft“, antwortete Incendia.


    „Ihr wart in Beke im Knast? Und jetzt kämpft ihr für sie?“


    „Ich bin desertiert. Was denkst du, würde mich in Lumor wohl erwarten? Du weißt was mit Deserteuren passiert.“


    „Ja, Überläufer verdienen den Tod! Ihr habt die Soldaten getötet, nicht wahr?“


    Diego versuchte sich aufzurichten, jedoch schaffte er es aufgrund seiner Verletzung nicht. Incendia setzte ihren Dolch in Brand und sprang auf ihn zu. Der Dolch wurde zu einer brennenden Lanze, die auf Diego zuschoss. Diego bündelte die Magie der Irrlichter und schoss einen breiten Flammenstrahl auf die Magierin zu. Diese konnte diesmal nicht rechtzeitig ausweichen, flog im hohen Boden vom Schiff und landete im Wasser. Erschöpft kroch Diego zum Reling und sah mehrere Boote zum Schiff fahren. Mehrere Soldaten kamen auf das Schiff und halfen Diego, seine Schussverletzung zu verarzten.



    Ryan


    Während die Soldaten ein seltsames Objekt durch den Wald gezogen hatten, war Ryan zur Höhle gerannt. Der tote Hund war nicht Shiva, doch er gehörte einem der Jäger. Was machte der Hund hier? Und warum wies er Brandflecken auf? Hatte der Magier ihn getötet oder jemand anderes? Von Größe und Form der Wunden schloss Ryan zunächst auf Irrlichter. Doch er hatte noch nie gehört, dass diese jemanden angreifen würden. Blaue Irrlichter entstanden normalerweise durch heftige Kämpfe und irrten anschließend willkürlich umher. Hunde hielten von den weißen Lichtern in der Regel Abstand, um sich nicht zu verbrennen. Es kam vor, dass neugierige Hunde zu nah ran gingen und sich die Schnauze verbrannten, aber so großflächige Verbrennungen hatte Ryan noch nie gesehen. Das es der Magier war hielt Ryan ebenfalls für unwahrscheinlich. Dieser könnte den Hund mit einem gezielten Feuerstrahl töten oder ihn gänzlich in Brand setzen.


    Ryan sah sich in der Höhle um. Dort stand lediglich eine Schrifttafel, hinter der zuvor das seltsame Objekt gestanden haben musste. Als er wieder herauskam, sah er eine Gruppe Menschen durch den Wald gehen. Da sie ihn ebenfalls gesehen hatten, ging Ryan vorsichtig näher heran.


    „Wer seid ihr“, fragte er.


    Eine Frau mit einem Stab kam auf ihn zu.


    „Ich bin Sakira. Wir sind Forscher aus Beke.


    Ryan stellte sich ebenfalls vor. Er erzählte Sakira von dem seltsamen Objekt, dass der Magier mitgenommen hatte.


    „Es scheint eine Waffe zu sein“, sagte Ryan.


    „Wir müssen die anderen warnen.“


    „Wir sind gerade auf dem Rückweg zur Siedlung“, antwortete Sakira.


    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Nach einer Weile begannen Irrlichter durch den Wald zu sausen und sie hörten Kampflärm in der Ferne. Die Gruppe in die Richtung aus der die Geräusche kamen. Plötzlich sahen sie überall kleine blaue Irrlichter aufleuchten.


    „Wo kommen die alle her“, fragte Sakira.


    „So viele dürfte es gar nicht geben. So viele findet man vielleicht auf einem Schlachtfeld, aber doch nicht in einem Wald, in dem wer weiß wie lange keiner mehr war. Irgendetwas stimmt mit ihnen nicht.“


    „Nachdem das Objekt den Strahl abgefeuert hatte, hatte ich kurz viele Irrlichter gesehen, die sich aber schnell in Luft aufgelöst hatten“, erklärte Ryan.


    „Vielleicht ist die Waffe dazu in der Lage blaue Irrlichter zu zerstören und die darauffolgende Explosion wird in eine Richtung herausgelassen und kann so als Waffe verwendet werden“, vermutete Sakira, „aber das erklärt nicht, warum hier so viele Irrlichter sind.“


    Sie machten sich auf in Richtung Siedlung, als Ryan plötzlich ein Geräusch hörte.


    „Shiva?“



    Sakira


    Sakira hörte ein Bellen und Ryan rannte direkt los.


    „Warte!“


    Doch Ryan war schon zwischen den Bäumen verschwunden.


    „Kommt! Wir müssen zurück.“


    Sakira wies ihre Gruppe an ihr zu folgen. Eine breite Schneise führte in Richtung Küste und überall waren blaue Irrlichter aufgetaucht. Sie waren zur Küste unterwegs und die forscher folgten ihnen. Einige Zeit nach Sonnenuntergang erreichten sie den Waldrand, wo ihnen eine hohe Flammenwand den Weg versperrte. Sakira erschuf eine Barriere um sich und ihre Kollegen, sodass sie die feurige Wand durchdringen konnten. Auf der anderen Seite waren Soldaten und der Kristall. Darüber tanzten blaue Irrlichter. Sakira hob ihren Stab.


    „Kommt her, Irrlichter!“


    Die Irrlichter begannen wild hin und her zu sausen, doch sie gehorchten. Sakira spürte eine enorme Menge an Energie an der Spitze ihres Stabes. Sie erschuf einen Feuerball, den sie sogleich auf die Soldaten schleuderte. Während die Soldaten zur Seite rannten, brachte Sakira den Kristall zum Schweben und befahl ihren Kollegen, ihn zu schieben. Mara, John und Ben gingen zum Kristall und drückten dagegen. Durch den schwebenden Zustand war der Kristall leichter und konnte so transportiert werden. Die Soldaten versuchten sie aufzuhalten, doch Sakira versperrte ihnen mit Feuer den Weg. Dann sah sie zwei Menschen aus der Ferne näherkommen, die von mehreren Soldaten verfolgt wurden.


    „Hey, helft uns“, rief jemand.


    „Wir sind Jäger aus Beke! Wir gehören zu euch!“


    Sakira schnitt den Verfolgern mit einer Flammenwand den Weg ab. Gemeinsam schafften sie es zur Siedlung, wo bereits erste Verteidigungslinien errichtet worden waren. Doch dann näherte sich etwas aus der Luft. Eine Gestalt, die auf einer magischen Plattform saß, kam langsam näher.


    „Dieses Ding darf ihnen nicht in die Hände fallen“, rief Sakira.


    „Wenn wir die Waffe laden und die Energie in den Himmel schießen, sollten die Irrlichter verschwunden und der Kristall nutzlos sein.“


    Sakira aktivierte den Kristall mit Magie und sah, wie die Blüte sich öffnete. Sofort begann das Objekt Irrlichter anzuziehen und hell zu leuchten.


    „Was auch immer ihr dort habt, ich hoffe es hilft uns.“


    „Wir haben eigentlich nicht vor sie zu bekämpfen“, entgegnete Sakira.


    „Wir vernichten die magische Energie, sodass sie nicht mehr eingesetzt werden kann.“


    „Ich fürchte, wir haben keine andere Wahl, als sie zu bekämpfen.“


    „Sieht so aus. Wir müssen das Objekt schützen!“


    Sakira sprang in einen Schützengraben und sah in der Ferne die feindlichen Soldaten näherkommen. Die Flammenwand hatte nicht mehr gehalten, sodass sie nun freie Bahn hatten. Vermutlich hatte der Magier sie vernichtet. Da die Irrlichter eingesaugt wurden, konnte Sakira sie nicht mehr nutzen.


    „Ich hoffe, wir überleben die Nacht“, sagte Bernd neben ihr. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit zu fragen, was ihr gefunden habt.“


    „Das Ding zieht Irrlichter an und kann sie abschießen“, erklärte Sakira.


    „Also könnten wir sie gegen den Feind einsetzen“, fragte Bernd.


    „Immerhin sind sie in der Überzahl.“


    „Sieht nicht so aus, als würden sie uns eine Wahl lassen. Nach ein paar Minuten war der Kristall vollständig geladen. Er leuchtete hell und strahlte eine enorme Hitze aus. Unterdessen hatte der Magier die Siedlung erreicht. Seine Soldaten waren noch ein gutes Stück weiter hinten.


    „Keinen Schritt weiter“, rief Sakira, während sie die Waffe mit Magie nach vorne fallen ließ.


    Der feindliche Magier hielt dagegen und richtete die Waffe wieder auf. Plötzlich schoss ein Jäger, doch der Magier war nun durch eine Barriere geschützt.


    „Ihr seid keine Kampfmagierin. Ihr habt keine Chance“, rief er.


    Der Magier schleuderte einen Feuerball und Sakira sprang zur Seite. Dadurch verlor sie kurzzeitig die Kontrolle über die Blüte, wodurch diese sich in Richtung Siedlung neigte.


    „Ihr könnt nicht mal ausweichen und eure Magie aufrechterhalten“, rief der Magier und lachte. Plötzlich kamen mehrere Personen von der Seite. Ein Mann und zwei Frauen kamen näher. Sie sahen aus, als wären sie aus dem Meer gekommen.


    „Ah, die Verräterin“, stellte der Magier fest.


    Eine der Frauen zückte einen Dolch und ließ ihn in Flammen aufgehen. Sie schleuderte mehrere kleinere Feuerbälle und rannte auf den Magier zu. Dann ließ sie die Flammen an ihrem Dolch größer werden, wodurch dieser nun wie ein langes Feuerschwert aussah. Sie schwang es und durchbrach damit die Barriere. Der Magier landete auf einem Bein und setzte das andere verletzte Bein vorsichtig ab. Er parierte das Feuerschwert mit seinem Stab. Sakira nutzte die Chance, um die Blüte erneut zu kippen und beschloss zu feuern. Der Magier schaffte es seine Kontrahentin zur Seite zu stoßen und versuchte selbst, die Waffe abzufeuern. Nur in die andere Richtung. Die Soldaten kamen näher, sodass die Magierin mit dem Feuerschwert in Deckung gehen musste.


    „Hört auf“, schrie plötzlich jemand.


    Anschließend kam eine große Gruppe Hunde bellend aus dem Wald heraus.

  • Jetzt kommt das Finale. Kapitel 9 habe ich nochmal stark verändert, da es nicht so richtig passte. Ich hoffe, die Geschichte hat euch gefallen.



    Kapitel 10 – Sora von den Wurzeln



    Ryan


    Ryan war dem Gebell bis zu einer Höhle gefolgt. Dort wurde er von einem Hund angesprungen.


    „Shiva! Ich habe dich so sehr vermisst.“


    Er umarmte und streichelte seinen Hund und sah sich anschließend um. Es waren noch mehr Hunde aus der Siedlung zu sehen. Jedoch waren auch ein paar tote Tiere dabei. Sie hatten dieselben runden Brandflecken am Körper wie der Hund vor der Höhle.


    „Was ist mit euch passiert? Und was macht ihr hier“, fragte Ryan.


    Die Hunde gingen in eine Höhle, die vor ihnen lag. Sie sah aus wie der Bau eines Tieres und wurde von dicken Wurzeln umrandet. Da sie eine sehr niedrige Decke hatte, musste Ryan gebückt gehen. Die Decke war von Wurzeln gesäumt. Es sah aus, als würden sie die Höhle offenhalten. Außerdem flimmerten an manchen Orten kleine grüne Irrlichter, die wie Glühwürmchen zwischen den Wurzeln hin und her flogen und die Höhle in grünliches Licht tauchten. Die Hunde führten Ryan einige Meter tief unter die Erde, bis er schließlich in einem kleinen Raum ankam. Am Ende des Raumes lag ein Skelett auf einem steinernen Podest. An der Wand dahinter formten mehrere Wurzeln ein Gesicht. Das Gebilde sah aus wie eine Maske. Von der Größe her musste das Skelett der Körper eines Kindes gewesen sein. Es war mit Wurzeln gesäumt und mehrere grüne Irrlichter tanzten darüber durch die Luft.


    „Was ist das hier für ein Ort“, wunderte sich Ryan.


    Die Hunde saßen an den Rändern des Raumes und beobachteten ihn. Plötzlich hörte Ryan ein Knacken und die Wurzeln begannen sich zu bewegen. Von unten griffen mehrere nach seinen Beinen. Ryan versuchte sich zu befreien, doch der Druck war zu stark. Dan spürte er, wie andere Wurzeln nach seinen Armen griffen.


    „Was ist hier los“, rief Ryan und sah nach vorne. Dort bewegte sich die Maske und flog auf ihn zu. Ehe Ryan etwas machen konnte, schlang sie sich um seinen Kopf und alles wurde dunkel.


    Als er erwachte, war er in einem Haus. Er erhob sich und ging auf die Straße. Nun war er in einer Stadt, in deren Mitte ein in vielen Farben schimmernder gläserner Turm stand. Auf der Spitze des Turmes thronte eine leuchtende Blüte. Sora wusste, dass sie dazu in der Lage war, Irrlichter anzuziehen und mithilfe ihrer Energie einen Lichtstrahl abzufeuern. Die Blüte sah zwar harmlos aus, war jedoch eine Waffe. Die Magier der Kristallstadt luden die Waffe auf und schufen damit Irrlichter. Diese schossen sie anschließend auf andere Königreiche.


    Auch dieses Mal luden sie die Waffe mit Magie auf. Auch setzten sie zuvor erschaffene Irrlichter ein, die der Waffe noch mehr Macht verleihen sollte. Von weitem sah Sora die großen Irrlichter, die langsam in der Blüte versanken. Doch statt einen Strahl abzufeuern, geschah diesmal etwas anderes. Die Macht der Irrlichter war so groß, dass sie sich in alle Richtungen ausbreitete. Die Menschen begannen schreiend davonzurennen als Feuer auf sie niederregnete.


    „Sora“, rief plötzlich jemand.


    Sora wurde auf eine Kutsche gezerrt und befand sich nun auf dem Weg aus der Stadt und dem Tal hinaus. Während die Feuerwalze sich ausbreitete, raste die Kutsche durch den Wald, bis sie am Fluss zum Stehen kam. Das Pferd war umgeknickt und konnte nicht weiter. Sora verließ die Kutsche und sah zum Tal es sah aus wie ein Vulkanausbruch. Auf der Fahrt hatte er einen Brief geschrieben. Diesen steckte er nun ein eine Flasche und warf sie in den Fluss. Vielleicht würde jemand weiter unten an der Küste ihnen helfen können. Sora rannte mit den anderen Menschen zu Fuß weiter. Doch die Feuerwalze nahm an Geschwindigkeit zu und erreichte sie. Im letzten Augenblick sah Sora eine kleine Höhle und sprang hinein. Jedoch erwischte das Feuer ihn und er schrie auf. Plötzlich tauchte ein Waldgeist auf und versuchte ihn zu schützen. Doch Sora überlebte nicht. Aber sein Geist verband sich mit dem Waldgeist. Die Höhle stürzte ein und Sora konnte plötzlich spüren, was der Waldgeist spürte. Er spürte riesige Wurzeln, die den heißen Kristallturm hochkletterten und die Blüte von der Spitze schlugen. Und er spürte, wie das Feuer den großen Wald zerstörte. Es hörte erst auf, als die Blüte auf den Boden fiel und sich schloss. Anschließend war überall nur noch Asche zu sehen. Nun vergingen die Jahre im Zeitraffer. Der Wald kam zurück und von den Städten waren nur noch Ruinen übrig. Bis zur Küste hatte die Zerstörung gereicht. Weit hinter dem Gebirge um die Kristallstadt gab es noch Tiere, die nach und nach in das zerstörte Gebiet kamen. Neue Bäume wuchsen und irgendwann entstanden auch neue Waldgeister. Nach vielen Jahren kamen die Siedler aus Beke und bauten Häuser. Sora bemerkte, dass sie Hunde mitgebracht hatte. Er freute sich darüber und rief sie zu sich. Schließlich kamen sie und lockten eine Gruppe Menschen in den Wald. Eine andere Gruppe war bereits länger im Wald und stieß auf die Waffe. Die Irrlichter hatten sie dazu verleitet hinzugehen. Auch hatten sie die Menschen dazu gebracht die Waldgeister und den Turm anzugreifen. Die Waffe hatte nach und nach intelligente Irrlichter hervorgebracht. Diese hatten die Menschen in Versuchung geführt und ihre Aggressionen gegeneinander befeuert in dem sie die Magier stärkten. Damit sie die Waffe erneut einsetzen und mehr Irrlichter produzieren. Und erneut alles Leben in Netriem zu vernichten. Diesmal vielleicht auch im Rest der Welt. Auf eine Schrifttafel schrieben die Waldgeister eine Warnung, jedoch war sie für die Menschen unverständlich. Wut überkam Sora.


    „Ryan. Du bist einer von den Guten, oder? Du magst auch Hunde.“

    „Tut mir leid, aber ich brauche deinen Kopf. Wir müssen gegen die Bösen kämpfen.“

    „Was? Warte! Aaah…“



    Alle


    Eine Gruppe Hunde kam bellend aus dem Wald heraus.

    „Hört auf“, rief eine Kinderstimme.


    Dann brach ein riesiges Baummonster zwischen den Bäumen hervor. Es sah aus wie ein großer Hirsch. Nur das es große Krallenhände statt Hufen hatte und der Kopf trotz des Geweihs eher einem Raubtier glich. Das Monster war komplett aus Holz und stand auf zwei Beinen wie ein Waldgeist. An seiner Brust war ein Mensch zu sehen. Auf dem Kopf des Menschen war eine Krone, welche zur Hälfte sein Gesicht bedeckte. In der Hand hielt das Wesen einen großen Monolithen, der aussah wie ein steinernen Schwert.


    „Was in aller Welt ist das“, fragte Sakira erstaunt.


    Diego ließ von der Blüte ab und starrte verwundert Richtung Wald. Genau wie alle anderen. Das Monster hob sein Schwert und schlug zu.


    „Ihr seid böse!“


    Obwohl der Körper des Menschen aussah als würde er einem Erwachsenen gehören, sprach er mit der Stimme eines Kindes.


    „Die Kleidung habe ich schonmal gesehen“, bemerkte Diego.

    „Ich auch“, sagte Sakira.

    „Das ist der Jäger, der seinen Hund gesucht hat.“

    „Wer bist du“, rief Diego.

    „Ich heiße Sora und ich komme aus der Kristallstadt!“

    „Also bist du es, der die Flaschenpost schrieb.“

    „Ihr seid zu spät! Und ihr seid böse!“


    Das Monster holte mit dem riesigen Schwert aus und schwang es in Richtung der Magier. Sakira und Diego schafften es auszuweichen, doch Diego fiel wegen seiner Verletzung ins Gras. Er wirkt einen Heilzauber, der die Stelle, an der er verwundet war, betäubte. Dadurch würde sie zwar nicht schneller heilen, aber zumindest würde sie ihn nicht mehr ablenken. Die Jäger und die Soldaten richteten ihre Gewehre nun auf das riesige Monster und schossen. Dieses schützte Körper und Gesicht mit seinen Armen und sprang nach vorne. Dabei riss es den Monolithen nach oben und sprang in die Mitte des Schlachtfeldes. Die Erde bebte als das Wesen auf dem Boden aufkam. Incendia nutzte die Chance und sprang aus dem Graben heraus. Sie kletterte an einem der Wurzelarme hoch. Sora riss einen Wurzelarm hoch und warf sie in die Luft. Incendia flog über das Monster hinweg und schaffte es ihr Feuerschwert in seinen Rücken zu bohren und daran herunterzurutschen. Diego schleuderte mehrere Feuerbälle die Sora allerdings nicht viel ausmachten. Das Monster brüllte. Sakira versuchte es ebenfalls, jedoch waren ihrer Zauber nicht mehr sehr stark, da die Irrlichter bereits in der Blüte waren und sie so nicht mehr stärken konnten. Diego beschwor einen Blitz und ließ ihn in den Arm krachen. Er schaffte es ein Loch zu erzeugen. Jedoch schloss sich dieses direkt mit neuen Wurzeln. Sora verlängerte die Finger einer Klaue, sodass sie wie riesige Peitschen durch die Luft zischten. Diego konnte ihnen ausweichen, allerdings krachten sie als nächstes in die Soldatengruppe. Mehrere seiner Leute starben sofort. Incendia versuchte das Monster von hinten zu rösten, jedoch waren seine Regenerationsfähigkeiten zu stark. Sora drehte sich um und schwang den großen Felsbrocken. Incendia sprang hoch und wurde erneut hochgeschleudert. Dabei sah sie kurz das Kriegsschiff in der Ferne, welches offenbar von den übrigen Soldaten hergefahren worden war. Sie grinste kurz. Dann sprang sie über den Kopf des Wesens hinweg und wich einem Peitschenfinger aus. Sie landete auf dem Arm und rammte ihr Schwert hinein. Auf diese Weise rutschte sie runter und rannte Richtung Schiff. Unterdessen beschwor Diego noch mehr Blitze und ließ sie auf das Monster niedergehen. Dieses Mal stürzte es sich auf die Siedlung und zerstörte ein Haus beim Versuch die Jäger zu erwischen. Nun feuerten die Soldaten erneut und Sora drehte sich um. Dann schossen mehrere Blitze in sein hölzernes Bein und er kippte zur Seite. Sora richtete sich auf und bekam sogleich einen Feuerball von Diego ab, der ihn nach hinten taumeln ließ. Er fing sich und schlug mit der Peitschenhand zu. Diego wich den dicken Wurzeln aus und feuerte wieder Blitze. Sakira half mit Feuerbällen nach.


    Inzwischen hatte Incendia das Schiff erreicht. Sie kletterte am Rumpf hinauf und landete an Deck. Die überraschten Soldaten richteten ihre Gewehre auf sie.


    „Seht ihr das Monster? Wir werden es abschießen. Ladet die Kanonen!“

    „Ihr habt uns nichts zu befehlen“, entgegnete ein Soldat.

    „Ich nicht, aber vielleicht wollt ihr eurem Boss helfen“, schlug Incendia vor.

    „Na schön“, knurrte der Soldat.


    Sie luden mehrere Kanonen und Incendia wirkte einen Zauber auf sie. Die Kombination aus Magie und Technik machte aus Kanonenkugeln starke Bomben.


    „Feuer“, rief sie.


    Die Soldaten feuerten. Mehrere Kugeln gingen daneben, doch ein Arm des Monsters explodierte. Außerdem hatten sie es geschafft, den riesigen Monolithen zu sprengen.


    „Guter Schuss“, lobte Incendia die Soldaten.

    „Nochmal!“


    Während die Soldaten nachluden, feuerten Sakira und Diego Feuerbälle und Blitz, um Sora keine Zeit zum Regenerieren zu geben. Sich wichen den Peitschen aus und versuchten, nicht in Reichweite zu sein. Das Wesen rannte ihnen jedoch hinterher, was es schwierig machte, außer Reichweite zu bleiben. Die Magier beschlossen auseinanderzulaufen. Diego rannte nach rechts und Sakira nach links. Dadurch richtete das Monster sich auf und hielt kurz inne als wäre es unsicher, wen es verfolgen sollte. Im nächsten Moment gab das Kriegsschiff die nächste Salve Kanonenkugeln ab. Diesmal trafen sie deutlich besser. Sora ging unter den Explosionen zu Boden. Sakira und Diego setzten direkt mit Feuerbällen und Blitzen nach. Die Wurzeln verbrannten und zurück blieb Ryan, der inmitten von brennendem Holz lag und eine Krone trug. Er richtete sich auf.


    „Ihr seid gemein“, rief Sora durch Ryans Mund.

    „Gib ihn frei“, rief Sakira.

    „Nein! Ihr dürft die Waffe nicht nutzen!“


    Sakira hielt Ryan fest und versuchte ihm die Krone vom Kopf zu reißen. Unterdessen gab Diego den Soldaten auf dem Schiff zu verstehen, dass sie aufhören sollten zu schießen. Incendia kletterte das Schiff hinunter und schwamm an Land.


    „Nein“, rief Sora und schubste Sakira weg.


    Er rannte Richtung Wald und holte aus der Ferne Wurzeln heran. Sakira rannte hinterher.


    „Warte Sora! Wer bist du und was möchtest du. Was ist diese Waffe.“


    Sora beschwor einen großen Wurzelarm und wickelte die Waffe darin ein.


    „Versprecht ihr die Waffe nicht zu nutzen“, fragte Sora.

    „Ja“, antwortete Sora.

    „Wenn du uns erklärst, warum.“

    „Ich verspreche es auch“, rief Diego.


    Auch die anderen Anwesenden antworteten entsprechend.


    „Er kann es euch erklären“, sagte Sora.

    „Ich bin müde. Ich werde jetzt schlafen.“


    Ryan nahm die Krone vom Kopf.


    „Ruhe in Frieden, Sora“, sagte er und zerbrach die Holzmaske. Dann erzählte er den Anwesenden, was er erfahren hatte.

    „Wir beenden den Angriff“, befahl Diego seinen Soldaten.


    Er versammelte sich mit Sakira und Incendia bei der Waffe. Sie schafften es, sie wieder zu verschließen.


    „Was machen wir jetzt damit“, fragte Incendia.

    „Wir können die Waffe nicht entladen und die Irrlichter entfernen scheint auch nicht möglich zu sein“, antwortete Sakira.

    „Das würde auch das grundsätzliche Problem nicht lösen, da die Irrlichter noch da wären“, entgegnete Diego.

    „Wir können das Ding zu den Sternen schießen“, schlug Ryan vor.


    Incendia lachte.


    „Das ist zumindest ein kreativer Gedanke. Niemand würde je wieder darankommen.“


    Bernd kam auf die Gruppe zu.


    „Was wird jetzt aus dieser Situation“, fragte er.

    „Es tut mir leid, dass wir euer Schiff angegriffen haben“, antwortete Diego.

    „Wir befürchteten, ihr könntet uns angreifen und wollten euch zuvorkommen. Wenn ihr nicht vorhabt uns anzugreifen, würde ich gerne Frieden schließen.“

    „Habt bitte Verständnis dafür, dass ich euch nicht gleich traue“, entgegnete Bernd.

    „Das habe ich“, sagte Diego.

    „Ich denke wir können versuchen, die Blüte in den Himmel zu schießen. Wenn wir sie hochschweben lassen, könnte es funktionieren“, erklärte er.


    Die drei Magier schwebten mit der Blüte bis über die Wolken. Irgendwann, als es kühler wurde, schossen sie die Blüte mit vereinten Kräften ab. Von dort aus flog sie in die Ewigkeit, während die Magier auf die Erde zurückkehrten. Sie schlossen Frieden und gründeten ein neues Reich in Netriem. Bernd blieb Bürgermeister und Diego übernahm die Stadtwache. Sakira ging wieder auf Expedition und untersuchte mit ihrer Gruppe erneut die Tiefen des Waldes. Incendia und Ugne kehrten zu ihrem Leben als Fischer zurück und Ryan arbeitete erneut als Jäger und genoss das Leben zusammen mit seinem Hund Shiva.

  • Hallo,


    in den letzten zwei Kapiteln ist einiges passiert und ehrlich gesagt hatte ich nach der Auseinandersetzung zwischen Einheiten aus Beke und Lumor nicht gedacht, dass sie sich gegen den Feind zusammenschließen würden. Zugegeben, die flott vorangetriebene Handlung hat zeitweise für Unübersichtlichkeit gesorgt. Jedoch kommst du oft direkt wieder zum Punkt und schaffst es dadurch, die Geschehnisse nachvollziehbar weiterzuführen. Die Hintergründe zum gläsernen Turm empfand ich dabei als sehr interessant, da sich darum im Grunde die ganze Geschichte dreht und die Interessen der Irrlichter erklärt. Danke für die Geschichte und ich bin gespannt auf Weiteres von dir.


    Wir lesen uns!