Willkommen zum Vote der ersten Runde unseres stündlichen Schreibturniers!
Die Aufgabenstellung lautete:
Bei diesem Wettbewerb dreht sich alles um Erlebnisse, die In einer anderen Zeit geschehen. Ob ihr eine Geschichte in der Zukunft spielen lasst, etwas Vergangenes schildert oder es sich nur um eine Zeitverschiebung oder Zeitumstellung handelt - eurer Kreativität sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Lasst ihr Legenden wieder aufleben, führt ihr uns nach Hisui, dem alten Sinnoh, oder schreibt ihr lieber über ein anderes Fandom? Egal, ob es sich um ein völlig neues Werk handelt oder es auf einem Fandom basiert, Hauptsache, euer Text spielt In einer anderen Zeit, entspricht der Gattung Epik und besitzt maximal 2000 Wörter (wobei der Titel wie üblich mitzählt). Natürlich sind auch kürzere Texte wie Drabbles willkommen!
Die wichtigsten Informationen zum Vote findet ihr hier kurz zusammengefasst:
- Voten könnt ihr bis zum 04.09.2022., um 23:59 Uhr.
- Vergebt für jede Abgabe Punkte zwischen 1 (gefällt mir nicht) und 10 (gefällt mir sehr gut).
- Es ist auch möglich, halbe Punkte (z.B. 2,5 Punkte) zu nutzen.
- Dieser Wettbewerb findet anonym statt. Vergebt deshalb bitte auch für eure eigene Abgabe Punkte. Punkte, die ihr an eure eigene Abgabe vergebt, werden nicht gezählt. Stattdessen erhaltet ihr einen Punkteausgleich.
- Begründungen sind nicht verpflichtend, aber gerne gesehen. Wenn ihr eine Begründung schreiben möchtet, findet ihr in unseren Tipps zum Voten ein paar Anregungen. Für einen begründeten Vote könnt ihr zudem eine Medaille vom Typ Fee beantragen.
- Nutzt für euren Vote bitte die folgende Voteschablone:
Abgabe 01: xx/10
Abgabe 02: xx/10
Abgabe 03: xx/10
Abgabe 04: xx/10
Abgabe 05: xx/10
Abgabe 06: xx/10
Abgabe 07: xx/10
Abgabe 08: xx/10
Abgabe 09: xx/10
Abgabe 10: xx/10
Abgabe 11: xx/10
Abgabe 12: xx/10
Abgabe 13: xx/10
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Schreibt mir bitte in eure Abgaben-PN, sollten beim Übertragen eures Textes Fehler passiert sein oder eure Abgabe komplett fehlen. Nun viel Spaß beim Lesen der Texte!
"Drücken sie schon auf den Knopf"
Gähn! Was für ein seltsamer Traum. Aber gut, mache ich es mal dem ... wow, schon vergessen, wer das zu mir gesagt hat. Träume gehören eben in die Versenkung. *Klick* Traum-wer-auch-immer wäre bestimmt froh, dass die Maschine mir Tee macht.
Was darf ich denn heute zu mir nehmen? Die Pflaumenernte war nicht so gut, sagt das Display des Kühlschranks. Aber die Pfirsichernte dafür umso mehr und bisher ist die Nachfrage im Haus auch nicht so hoch. Da hat mir der Traum wohl ein paar Cent gespart.
5 Berührungen später und der nächste Bildschirm wartet. Mit Yoghurt und Tee die Nachrichten durchzugehen, spart wieder ein wenig Zeit und ich bin gesund genug, da kann Elisabeth noch so oft sagen, dass es gesünder ist, sich beim Essen nicht abzulenken.
Hm. Ein Angriff auf Erlangen. Das ist beängstigend nah und könnte für Probleme der TCE sorgen. Naja, noch mehr Probleme. Wenn ich nur wüsste, wieso... aber nein, solche Gedanken sorgen ja für eine schlechte Verdauung ... sagt Eli.
Gut, ich gehe heute früher los. Die Nachrichten sind ohnehin voll von den Toden der Berühmtheiten, von denen ich auch nur jede und jeden 10. kenne. Und ob ich die mag ... *seufz* wann habe ich begonnen, so zynisch zu werden?! Der Krieg und die Arbeit stumpfen ganz schön ab.
"Beep", macht der Schrank und öffnet sich brav. Meine Lieblingszusammenstellung ist immernoch 'in Benutzung'. Das kann doch wieder nur Udai aus dem 14en sein. Bei ihm stapeln sich die Sachen sicherlich schon. Ja, in dem habe ich ihn am Donnerstag gesehen, am Freitag in diesem. Ein kleiner Wisch und eine aufgenommene Sprachnachricht später bin ich dem Outfit heute zwar nicht wirklich näher, aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
Auf den Aufzug muss ich nicht warten; ein weiterer Vorteil, wenn man früh wach ist und auch das Fahrzeug ist so leer, dass ich mir einen der komfortablen Plätze aussuchen kann, ohne davon gescheucht zu werden. Aber ohne Gesprächspartner muss ich dann doch an Erlingen denken und werde hibbelig. Denn der Angriff erfordert nun Resultate der TCE und wie gesagt, wüsste ich selbst gern, was damit noch immernicht stimmt. Einige Feldversuche waren erfolgreich, ein anderer ... weniger und bevor nicht eine 100-prozentige Erfolgschance bestünde, würde ich das ungern noch einmal probieren. Der General wird damit kaum Probleme haben. Liegt es vielleicht an dem Zusammenspiel zwischen Bismut und Terbium? Dann müssten die Variablen der Rotation noch geändert werden, um einen sicheren Abstand zu jeder Zeit zu bewahren. AH! Hier muss ich ja raus.
Am Pult erwartet mich ein Zettel. "Habs geschafft. Sollte keine Probleme mit längeren Strecken geben. Aber du darfst dich natürlich austoben. Alzik weiß noch nichts davon und ich hab gern frei, also sag ihm nichts. Küsschen, Tess." Den Zettel lasse ich dann ganz bequem in meiner Hosentasche verschwinden und "tobe mich" die nächsten 3 Stunden aus, als General von und zu Alzik das Labor betritt und mit seiner viel zu lauten Stimme und dem stechenden Blick fragt, "wie denn der stand sei". "Wir brauchen nur noch ein oder zwei Tage", versichere ich ihm und merke schon, dass es damit nicht getan ist. "Ich weiß, es gab wieder einen Angriff und es ist dringend, aber es ist niemandem geholfen, wenn wir in der Eile etwas übersehen und wir mit weniger dastehen als vorher.
Außerdem kam es bisher nicht vor, dass innerhalb der selben Woche an zwei Orten Raketen eingeschlagen sind." Ein mittelschweres Erdbeben und ein Funkaustausch über die gegenwärtige Situation seitens des Generals straften meine Worte Lügen.
"Die Zeit zum Testen ist rum, Professor", meint der General zu mir." Schalten sie die Maschine umgehend ein!"
"Aber ich habe doch gerade erklärt", versuchte ich, es hinauszuzögern, womit ich mir den Anblick seiner Pistole verdiene.
"Das ist mir im Moment gleichgültig. Sehen sie das einfach als weiteren Feldversuch."
Mit etwas größeren Augen mache ich mich also an die Vorbereitung und der Kasten mit dem roten Schalter öffnet sich. Nun müssen nur noch die richtigen Parameter eingegeben werden. Aber welche?
"Wissen sie", will ich fragen, doch die Stimmlage ist wohl falsch gewählt, denn der General blafft mich nur an. Nun, irgendeine Auswirkung wird die TCE wohl haben, aber einen Versuch will ich noch wagen, bevor ich es bereue.
"Drücken sie schon auf den Knopf"
Gähn! Was für ein seltsamer Traum. Aber gut, mache ich es mal dem ... wow, schon vergessen, wer das zu mir gesagt hat. Träume gehören eben in die Versenkung. *Klick* Traum-wer-auch-immer wäre bestimmt froh, dass die Maschine mir Tee macht.
Wolken ziehen die letzten Strahlen aus der Sonne; türmen sich zu dunklen Wänden auf. Eine einzelne, noch verbliebene Wespe summt, doch gleich schon ist auch sie fürs Erste fort. Sie folgt den anderen, ergreift die Flucht. Sanftes Rauschen zeichnet Wellen in das Gras, welche der Wespe heimlich zu folgen scheinen. Ich atme ein und kann den Regen bereits riechen. Regen, jenes Sammelbecken verlorener Tropfen aus Wasser, die sich mühevoll wie elegant den Weg zur Erde ebnen. Sein Duft, er schlägt mit jedem Windzug stärker zu. Stärker, immer stärker, immerzu in mein Gesicht. Plötzlich greifst du meine Hand, läufst einfach los. Wir laufen. Schneller und schneller, lassen einzelne Bäume hinter uns. Dann immer mehr. Wir sind nicht mehr als bloß ein Schatten tief im Wald, der von der Lichtung aus verblassen muss.
„Wohin führst du mich?“, frage ich irgendwann.
Du schweigst. Du schweigst und deutest stumm auf einen nebeligen Punkt am dunklen Horizont. Deine andere Hand umklammert noch immer meine Finger. Dein Griff ist kalt. Einzelne Tropfen fallen wie Tränen von den Bäumen, gleiten sanft von deiner Haut auf meine, fließen meinen Arm entlang. Als würde ihre Last mit jedem Tropfen stärker auf dich drücken, werden deine Schritte langsamer, bis du schließlich ganz allmählich stehen bleibst.
„Wir haben uns verloren“, flüsterst du nach einiger Zeit des Verweilens. Der dumpfe Schall verklingt beinahe hinter der erdrückenden Stille des stürmischen Waldes. Doch ist er laut genug, um als zerbrechliche Melodie mein Ohr zu erreichen.
„Verloren? Was meinst du?“
Du schüttelst den Kopf. „Siehst du es nicht?“
Ich schaue mich um, suche nach dem Punkt, auf den du nur wenige Schritte zuvor so energisch gedeutet hast. Doch ich sehe nichts. Nichts als nasser Wald und Nebel umgeben uns.
„Spürst du es nicht?“, fragst du erneut. „Die Kälte? Die Stille? Den Stillstand der Zeit?“
Ich zucke zusammen. „Den Stillstand der Zeit?“
Du nickst. Du nickst und deutest erneut auf eben jenen nebeligen Punkt, der augenblicklich nicht mehr allzu fern erscheint. Dein Blick wirkt wie gefesselt. Deine Augen sind wie gebannt beim Anblick des Horizonts. „Er rückt näher“, hauchst du dem Nebel mit gedämpfter Stimme entgegen. „Siehst du es nicht?“
Ich versuche, deinem Blick zu folgen; bemerke nun ebenfalls die sich langsam heranschleichende Nebelwolke. „Was …“, ich zögere kurz. „Was ist das?“, frage ich dann, dem pulsierenden Gefühl der Furcht in meinem Inneren trotzend.
Du aber ignorierst meine Frage, greifst stattdessen erneut nach meiner Hand und läufst lauthals der Wolke entgegen. „Komm mit!“, rufst du mir noch einmal zu, wohl wissend dass du mich mit deiner Energie bereits in deinen Bann gezogen hast. Knisternde Äste zerbrechen unter unseren hektischen Schritten, Steine werden einfach übersprungen. Die Nebelwolke rückt unterdessen immer näher.
Im Laufen drehst du deinen Kopf zu mir zurück, lächelst mich an, wie ich es von dir schon lange nicht gesehen habe. „Grazil wie ein Reh, nicht wahr? Fast so wie früher!“ Aus deinem Lächeln wird ein lautes Lachen, das mir sämtliche Angst nimmt. Ich möchte mich gerade deinem Lachen anschließen, da setzt du an zu einem weiten Sprung – mitten durch die Nebelwolke hindurch.
Wir taumeln durch ein helles Licht, fallen in weiches Gras.
Ich öffne vorsichtig meine Augen, die sich erst noch an die hellere Umgebung gewöhnen müssen, und erblicke sodann einen tiefen Abgrund vor uns. Ich schrecke zurück. Vorsichtig setze ich mich auf, streiche mit meiner Hand über den nassen Boden. Ohne die schützenden Bäume des Waldes strömt der Regen nun vollends über unsere Körper. Ich blicke dich fragend an. Dein Lächeln ist einer nachdenklicheren Miene gewichen.
Du zögerst kurz, beginnst dann aber zu erzählen: „Wir sind hier an der Wakt-Klippe. Es heißt, sie sei die Wächterin der Zeit.“
Mein Blick schweift von deinem Gesicht zurück zum tiefen Abgrund, nur wenige Meter von uns entfernt. Der Himmel darüber ist dunkel, einzig auf uns scheint ein helles Licht zu fallen. „Die Wächterin der Zeit“, wiederhole ich meditativ murmelnd deine letzten Worte.
Du nickst gedankenverloren. „Ich hab es dir doch gesagt: Wir haben uns verloren.“ Wir schweigen uns an und lauschen nichts als dem Wind, der uns entgegenschlägt. Dann fragst du vorsichtig: „Weißt du noch, wann wir uns das letzte Mal gesehen haben?“
Ich schließe meine Augen, lehne mich zurück. „Natürlich“, bestätige ich leise. „Das war … kurz bevor du weggezogen bist. Wegziehen wolltest. Wir hatten nochmal einen Film geguckt. Der war nicht besonders gut, wie immer. Kurz danach warst du tot. Für immer fort.“
Auch du lehnst dich nun zurück, streichst sanft den Regen von meinem Arm.
„Acht Jahre ist das inzwischen her“, führe ich fort. „Du meintest, wir sehen uns wieder. Irgendwann. An einem anderen Ort, in einer anderen Zeit.“
„Weißt du, wieso ich dich an diesen Ort geführt habe?“
Ich öffne meine Augen, drehe mich zu dir hinüber. Mein Herz möchte antworten, doch meinem Kopf fehlen die Worte. Schließlich frage ich mit brüchiger Stimme: „Bin … bin ich tot?“
Du schüttelst energisch den Kopf. „Nein, nein. Ganz im Gegenteil.“ Du lehnst dich nach vorne und deutest auf den Abgrund. „Die Wakt-Klippe ist ein besonderer Ort für Seelen, die sich verloren haben. Man erreicht die Klippe nur mit absolutem Willen und absolutem Vertrauen. Und wenn …“ Du stockst.
Auch ich lehne mich nun wieder nach vorne, lege meinen Arm vorsichtig um dich. „Und wenn?“, frage ich leise.
Du schaust mich hoffnungsvoll an. „Und wenn man gemeinsam hinunterspringt, eine lebende und eine verstorbene Seele, … dann findet man wieder zueinander. In einer gemeinsamen Zeit.“
Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, warte einen kurzen Moment. Dann stehe ich auf, gehe erst einen, dann zwei Schritte nach vorne, schaue in den nebeligen Abgrund. „Ich habe dich vermisst, weißt du“, murmele ich, weiterhin stur in die Tiefe blickend.
Auch du stehst nun auf, gehst zwei Schritte vor. Dein Körper aber scheint sich langsam in der Nebelwand um uns herum aufzulösen. „Es gibt noch ein Aber.“
Ich schaue dich an.
„Wenn wir springen, verlieren wir all unsere Erinnerungen. Wir werden zusammen sein, aber wir werden nichts von damals, von heute wissen.“
Ich nicke dir unsicher zu, greife vorsichtig deine Hand. „Bist du dir sicher?“
Deine nebelgrauen Augen blicken tief in meine Seele. Dein Griff wird schwächer, wirkt bloß noch wie ein Streicheln des Windes. „Bist du dir sicher?“, erwiderst du.
Gemeinsam stellen wir uns vor dem Abgrund auf, unsere Zehen ertasten das Ende dieser Welt. Nebel greift um uns und …
Verträumt öffne ich meine Augen. „Wo … wo bist du?“ Ich blicke gedankenversunken zum Himmel, hebe meine Hand, um die wenigen Sonnenstrahlen zu verdecken, welche durch die dichte Wolkenfront hindurchscheinen. Sanfter Wind zeichnet Wellen in das Gras. Das dumpfe Summen einer Wespe ist zu hören. Eifrig fliegt sie an meinem Arm vorbei. Ich drehe mich zur Seite, betrachte ein altes Holzkreuz, das am Rande der Lichtung aufgestellt ist. „Wir können nicht einfach gehen“, flüstere ich kaum hörbar. „Ich kann dich nicht einfach vergessen. Es war schön, dich zu sehen. Es war so unglaublich schön, dich zu sehen. Aber ich kann dich einfach nicht vergessen. Du wusstest es. Ich bin mir sicher. Du wusstest es und konntest auch nicht springen. Danke, dass du mich an diesen Ort geführt hast. Dass wir uns noch einmal sehen konnten. Ein letztes Mal. An einem anderen Ort, in einer anderen Zeit.“
Eine Aquaknarre schlug ein. Das angegriffene Monster rettete sich jedoch mit einer Rolle zur Seite. Ein Flammenwurf war die Antwort. Keiner der beiden Kontrahenten sah, dass von oben etwas auf sie zu kam. Ein Blitz schlug ein und traf beide Pokemon. Ein Blitza sprang vom Baum. Es hatte seine Kameraden voll getroffen. Das erste Pokemon, dass sich vom Blitzschlag erholt hatte, war Flamara. Es schüttelte sich und schaute danach anerkennend zu dem Blitza. „Der kam unerwartet. Verdammt. Nächstes mal gewinnst du nicht!“ , erklärte das Flamara sich. Das dritte Pokemon erhob sich nun auch: „Bruder musstest du so einen starken Blitz abfeuern? Das tat weh.“ Das Blitza lachte nun: „Tut mir leid Schwester, das war nicht gewollt. Manchmal vergesse ich, wie stark ich doch bin.“
Ein rascheln ließ die drei Geschwister aufblicken. Ein Folipurba kam aus dem Gebüsch getreten. „Habt ihr schon wieder trainiert? Thunder, du sollst doch Rücksicht auf uns nehmen. Aqua, alles gut mit dir? Soll ich dich heilen? Und Ash, hast du dich schon wieder zurückgehalten?“ Die drei Evolitionen schauten zu Boden. „Entschuldigung Leaf“, kam einstimmig von den dreien. Alle vier mussten lachen. Zusammen gingen sie wieder zu ihrem Wohnort, eine Lichtung in der Nähe des Ortes Teak Village.
Die vier Pokémon liebten dieses Dorf. Oft halfen sie dort. Sei es Blumen gießen, den Ofen anheizen oder Strom erzeugen. Leaf hatte sich mit einer Kimono-Girl-Schülerin angefreundet. Die beiden spielten oft zusammen oder Leaf schaute den Schülerinnen beim Tanzunterricht zu. Seine älteren Geschwister, Thunder das Blitza, Aqua das Aquana und Ash das Flamara, schauten oft den erwachsenen Kimono-Girls zu. Es war ein entspanntes Leben.
Teak Village besaß zwei hohe Türme aus Holz. In dem Turm im Osten wurden Ho-oh und Lugia verehrt und der westliche galt den Pokemon dieser Welt. Die älteren Bewohner des Dorfes gingen jede Woche zum westlichen Turm um den verstorbenen Pokemon zu gedenken. Diese Woche begleitete Leaf seine Freundin zum Turm. Das Partner Pokémon der jungen Lady war vor etlichen Monden gestorben und das Kind wollte ihrem ehemaligen Freund, Leaf vorstellen. Das Folipurba wusste nicht so recht warum, das ihr so wichtig war, jedoch mochte er ihre Anwesenheit. Daher begleitete er sie gerne. Kurz bevor sie am Turm ankamen sah Leaf seine Geschwister, die ihn riefen. Er entschuldigte sich mit einer Geste bei dem Mädchen und ging zu den anderen Evolitionen. Das Mädchen betrat alleine den Turm.
Leaf und seine Geschwister gingen wieder zu ihrer Lichtung. Er schaute sie erwartungsvoll an: „Was gibt es wichtiges, dass ihr mich gerufen habt?“ Thunder, das Blitza schaute ihn ernst an: „Es zieht ein gewaltiges Unwetter auf. Wir wollten ich warnen und möchten das Dorf schützen.“ Ash meldete sich nun: „Wir haben allen im Wald Bescheid gesagt, sie verstecken sich alle.“ Aqua nickte: „Los, auf ins Dorf. Vielleicht brauchen sie dort auch unsere Hilfe!“ So machten sich Blitza, Flamara, Aquana und Folipurba auf in das Dorf.
Die ersten Wolken zogen auf und der Himmel verdunkelte sich immer mehr. Die Dörfler bemerkten nun auch das etwas nicht stimmte. Sie bereiteten ihre Häuser auf das Unwetter vor. Dabei halfen die Geschwister. Es fing an zu regnen. Die Menschen machten die letzten Gebäude Unwetter fertig und gingen dann in ihre Häuser. Leaf suchte seine Freundin. Das Mädchen war nicht bei ihren Eltern und auch nicht im Theater. Er war am verzweifeln. Der Regen wurde immer stärker. Thunder rief laut durch das Dorf: „Aqua, Ash, Leaf! Wir müssen uns einen Unterschlupf suchen, es fängt bald an zu blitzen. Ich fühl mich echt nicht gut hier draußen!“ Zusammen verkrochen sie sich unter der Veranda des Theaters. Leaf war nicht gut bei der Sache. Das Mädchen hatte er immer noch nicht gefunden. „Wo ist sie nur?“ , murmelte er.
Die ersten Blitze erhellten den Himmel. Der Regen preschte durch das Dorf. Thunder zitterte am ganzen Körper. Ash versuchte ihn zu wärmen und kuschelte sich enger an ihn. Ein lauter Knall ließ alle in Teak Village zusammen zucken. Die Pokemon schauten entsetzt zum Westturm. Der Blitz war in diesen eingeschlagen und das Gebäude stand lichterloh in Flammen. Leaf hatte das Gefühl, er hätte im Turm etwas vergessen. Ein Schrei erfüllte die Luft. Leaf erschauderte und rannte los. Er wusste wieder was er vergessen hatte. Das Mädchen war in den Turm gegangen und dort in den Flammen gefangen. So schnell ihn seine kleinen Beine trugen, rannte er zum Westlichen Turm. Er lief hinein und rief nach dem Mädchen. Das Folipurba bekam keine Antwort, jedoch hörte es ein keuchen und husten. Es kämpfte sich durch und fand das Mädchen. Um die beiden herum stand alles in Flammen. Es war stickig und alles voller Rauch. Etliche Balken lagen im gesamten Raum verteilt und brannten. Das junge Pokemon suchte einen Ausweg, aber alles war verschüttet. Das Feuer machte dem Pflanzenpokémon zu schaffen. Das Kimono-Girl nahm ihn in den Arm. Leaf bemerkte plötzlich die Aquaknarre, welche einen Weg durch die Flammen brach. Seine Geschwister kamen ihnen zu Hilfe. Die drei hatten einen Weg freigemacht. Diesen nutze das Mädchen und hatte dabei Leaf im Arm, der vo der Hitze ohnmächtig wurde. Das letzte was er hörte war ein Husten.
Einige Zeit später erwachte er wieder. Er war zusammen mit dem Kind außerhalb des Turmes im Regen. Das Gewitter hatte kein bisschen abgenommen. Leaf stand auf und schaute sich um, ‚wo waren seine Geschwister?‘ Er konnte sie nicht ausmachen. Sein Blick fiel auf seine Freundin, welche niedergeschlagen und traurig zum Turm sah, ‚sie waren doch nicht etwa noch da drinnen?‘ Das Folipurba wollte losrennen, wurde jedoch von dem Kind aufgehalten. Sie schüttelte mit dem Kopf und Leaf ließ seine Ohren hängen und begann zu weinen. Seine Geschwister waren im Feuer gefangen und das nur, weil er hineingerannt war. Die Tränen liefen ihm wie Flüsse aus den Augen.
Das Gewitter flaute ab und es blieb nur noch leichter Nieselregen übrig. Das Feuer brannte noch immer und hinterließ eine große Rauchwolke. Mit der Zeit ließ der brannt nach.
Der Regen löschte die letzten Funken des Feuers. Der Westturm war bis auf die Grundmauern und tief in den Keller abgebrannt.
Die 3 Evolitionen waren den Flammen zum Opfer gefallen.
Das Folipurba Leaf war der einzige der Familie, der das Feuer überlebt hatte. Das Mädchen im Kimono ging zusammen mit Leaf in den Ostturm. Dort beteten die beiden zu Ho-oh. Sie baten um seine Gnade, bekamen aber keine Antwort. Jedoch gingen beide seitdem regelmäßig in den Ostturm um dort die Glocke zu läuten. Die Bewohner des Dorfes benannten den Ostturm in ‚Glockenturm‘ um und die Kimono-Girls nahmen zu ehren der verstorbenen Pokemon jeweils eine Weiterentwicklung von Evoli in ihr Team auf. Leaf und seine Freundin ehrten weiterhin seine Geschwister und lebten ihr Leben traurig weiter.
Eines Abends, kurz nachdem die beiden die Glocke geläuteten hatten tauchte Ho-oh auf. Die beiden waren so erfreut darüber, dass sie ihren Herzenswunsch äußerten. Ho-oh antwortete Leaf, dass er ihren Wunsch erfülle, jedoch Leaf mit ihnen nichts mehr zu tun haben würde. Leaf war traurig, freute sich aber auch. Leaf akzeptierte.
Ho-oh erhob sich majestätisch und flog mit einem Schrei über den verbrannten Westturm. Kurz darauf sprangen aus der Ruine drei katzenartige Pokemon mit lautem Brüllen.
Raikou, Entei und Suicune waren geboren. Sie erinnerten sich nicht an ihr vergangenes Leben, nur dass sie sich immer mit Menschen und Pokemon verstanden hatten.
Leaf und das Mädchen erfreuten sich der drei Katzen. Sie würden immer in ihren Herzen bewahren, woher sie kamen. Leaf weinte, es tat ihm leid. Jedoch war er froh das seine Geschwister eine 2. Chance bekommen hatten. Er würde Ho-oh immer dankbar sein.
So waren die drei Katzen geboren.
Liebes Tagebuch,
heute ist schon wieder Freitag. Ich weiß, ich habe dir eine ganze Woche nicht geschrieben. Ich wollte auch gar nicht, da es letzte Woche bereits schwer war und ich viel nachdenken musste. Ich habe es vorgestern endlich allen erzählt. Meine Pokémon Reise ist offiziell zu Ende. Ich hatte Angst vor dieser Entscheidung. Ich hatte Angst, andere würden denken ich wäre bloß ein Feigling und hätte eh nie das Zeug dazu gehabt. Und ich hatte Angst, dass sie damit Recht hatten. Na und? Dann habe ich eben keinen einzigen Orden verdient und auch kein einziges Pokémon gefangen. Ich wollte immer nur einen einzigen Partner an meiner Seite und es war mir egal, dass es dadurch schwierig werden würde. Jetzt ist es nun mal so. Ich glaube es war die richtige Entscheidung, denn das ganze Trainer-Ding war nie ganz meins. Ich fühle mich gut dabei und jetzt wo ich wieder in Wurzelheim bin, ist es mir sogar egal, dass es hier so langweilig ist, obwohl ich genau deswegen eigentlich weg wollte. Die Ruhe hat mir allerdings auch geholfen, denn mir ist kürzlich erst eine Sache aufgefallen.
Ich hatte vor der Reise ebenso Angst, dass ich nicht das Zeug dazu haben würde, oder dass andere damit Recht behalten würden, dass ich es nicht schaffe. Ich kann mich an all die schlaflosen Nächte erinnern, die ich deswegen hatte. Als ich dann endlich unterwegs war und die ersten Kämpfe von mir und Ziggy allesamt so richtig peinlich und übel endeten, fühlte ich nichts mehr von dieser Angst und war einfach nur glücklich. Da stellt man sich doch die Frage, warum man überhaupt im Vorhinein vor allem Angst hat, wenn es nachher nicht so schlimm ist. Geht es nur mir so? Ich dachte mir, jetzt ist es endlich so weit: Ich fürchte mich ab sofort nicht mehr vor der Zukunft, egal was passiert! Doch seit gestern ist es schon wieder so!!
Da der Stress mit der Reise und dem Kämpfen vorbei ist, hoffte ich natürlich darauf mich mit anderen Dingen beschäftigen zu können und als hätte irgendjemand meinen Wunsch erhört, wurde ich gestern vom Lärm eines Umzugswagens geweckt. Wurzelheim hat so wenig Einwohner, die alle leider wirklich langweilig sind, da ist jemand Neues immer eine großartige Nachricht. Und als wäre das noch nicht genug, steigt auch noch ein Junge aus, der so alt ist wie ich! Über den Kleidergeschmack lässt sich bei so einer seltsamen Kopfbedeckung zwar streiten, aber das kann ich ignorieren, wenn ich dafür vielleicht einen neuen Freund haben kann, dem Pokémon auch nicht so wichtig sind. Zumindest habe ich keine bei seiner Familie gesehen, abgesehen von Umzugshelfern. Und wieso sollte man in so ein Dörfchen ziehen, wenn man sich für etwas anderes als Landwirtschaft, Gärtnerei und vor allem WALD interessierte. Worauf ich eigentlich hinaus wollte war, dass ich es gestern den ganzen Tag nicht geschafft habe drüben anzuläuten, um „Hallo“ zu sagen. Ich hatte Angst, dass er mich nicht mag, oder sich auch nur für Gleichaltrige interessierte, solange sie als Rivale für Pokémon Abenteuer taugten. Dann fiel mir erst ein, dass ich eigentlich keine Angst mehr haben wollte und stellte mir vor, dass alles gut werden würde. Ich hoffte, dass mir das genug Kraft geben würde, damit ich nicht wieder ewig mit meinen Entscheidungen hadere. Heute sah ich ihn ziemlich flott Richtung Rosalstadt laufen, doch morgen werde ich ganz pünktlich da sein und ihn schon bei der Haustüre abfangen.
Ich weiß, ich schreibe ständig, dass ich vor irgendetwas Angst habe und nicht weiß, ob ich dieses oder jenes tun sollte oder nicht. Ich frage mich, wie sich meine Einträge lesen würde, wäre ich selbst mein Tagebuch. Vorher, nachher, immer wieder. Vielleicht sollte ich mir öfter durchlesen, was ich selbst schreibe, dann wären mir manche Dinge vielleicht auch schon früher aufgefallen. Danke wie üblich fürs Zuhören! Morgen erzähle ich verlässlich was passiert ist. Ich weiß jetzt schon, dass es keinen Grund zur Sorge gibt, denn das Nachher wird bestimmt gut!
"Großvater, erzählst du mir noch eine Geschichte? Bitte, bitte!"
Mit großen, flehenden Augen sah meine Enkelin zu mir auf und rutschte ungeduldig auf der Bettkante herum. Ich ließ mich auf dem Stuhl neben ihr nieder und seufzte belustigt.
"Na schön, aber danach ist wirklich Schlafenszeit, Connie! Was möchtest du denn hören, die Geschichte von Lucario und der geheimen Schriftrolle?"
Das Mädchen quiekte vergnügt und drückte ihr Pam-Pam-Plüschtier an sich. "Nein, die hast du mir doch schon so oft erzählt! Ich möchte etwas Neues hören."
"Hmm, etwas Neues also ..." Ich hielt kurz inne und grübelte. Ja, sie sollte nun alt genug sein, um von dieser Legende zu erfahren. "Dann erzähle ich dir heute die Geschichte vom Prinzen und den Gracidea. Aber versprich mir, dass du brav zuhören wirst!"
"Ja ja, Großvater." Meine Enkelin kuschelte sich gespannt in ihre Decke, und nach einem tiefen Atemzug begann ich zu erzählen.
"Vor langer, langer Zeit, als unsere Stadt nicht mehr als ein verschlafenes Dörfchen war und die Region von einem gütigen Königspaar regiert wurde, schlang sich ein dichter Wald rund um ihr prunkvolles Schloss. Legenden zufolge verbarg sich tief in diesem Gehölz eine versteckte Blumenwiese, die nur wenige Menschen je zu Gesicht bekamen. Man erzählte sich, dass dies der einzige Ort in Kalos sei, an dem die Gracidea wachsen würde - eine magische Blumenart, die es vermochte, Menschen und Pokémon gleichermaßen von Verletzungen zu heilen und ihnen besondere Kräfte zu verleihen. Wurde sie jedoch von Hass und Gewalt berührt, so verwelkten ihre einst zartrosa Blütenblätter und verfärbten sich, bis sie in giftigem Blutrot und leblosem Kohlschwarz erglühten. Viele Menschen suchten vergeblich nach der geheimen Blumenwiese und verirrten sich dabei in den Tiefen des Waldes. Niemand wusste, wo genau die Gracidea wuchsen, und so blieb dieses Wunder der Natur lange von der Gier der Menschen verschont.
Im Königschloss lebte unterdessen ein junger Prinz, der oft im angrenzenden Wald umherstreunte, um vor den Pflichten am Hof seiner Eltern zu flüchten. Ihm war der Wald bereits so vertraut wie die Flure des Schlosses, und so entdeckte er eines Tages auch den verborgenen Felstunnel, der auf die sagenumwobene Blumenwiese führte. Inmitten der leuchtend bunten Blüten sprangen unzählige wilde Pokémon umher. Der junge Prinz, der Pokémon schon immer mehr geliebt hatte als Menschen, freundete sich schnell mit den scheuen Wesen an und beschloss, niemandem von seinem Geheimnis zu erzählen. Stattdessen besuchte er die Lichtung von diesem Tag an oftmals, um seine neuen Freunde zu treffen.
Zu dieser Zeit trieben sich viele skrupellose Pokémon-Jäger im Irrwald herum, und es kam nicht selten vor, dass der junge Prinz ein verletztes Pokémon auffand. So verwandelte sich die geheime Blumenwiese bald zu einem Zufluchtsort für geschwächte und von Menschen misshandelte Pokémon. Als der Prinz eines Tages auf dem Weg zur Blumenwiese den Irrwald durchstreifte, entdeckte er eine kleine Fee, die regungslos unter den Bäumen lag. Das seltene Pokémon war von einem dieser grausamen Jäger verfolgt und schwer verletzt worden. Ohne Zögern brachte der Prinz die Fee auf die versteckte Lichtung, wo sie sich dank der Gracidea bald erholen konnte und ihre Kräfte wiedererlangte. Voller Dankbarkeit versprach sie, diesen magischen Ort fortan an der Seite des Prinzen zu beschützen, und zwischen den beiden entwickelte sich eine tiefe Freundschaft.
Die Jahre zogen ins Land, und während der Prinz älter wurde, geriet die versteckte Blumenwiese in Vergessenheit. Als es an der Zeit war, dass er die Thronfolge seiner Eltern antrat, sollte er sich auch eine Gemahlin suchen. Im benachbarten Königreich lebte eine wunderschöne Prinzessin, deren Anmut den Prinz sofort verzauberte. Doch als er um ihre Hand anhielt, forderte sie von ihm ein Geschenk, das ihrer Schönheit würdig war. Sogleich kamen dem Prinzen die Gracidea in den Sinn. Also machte er sich auf den Weg zu der versteckten Lichtung und bat die kleine Fee, die immer noch über diesen Ort wachte, eine der magischen Blumen pflücken zu dürfen. Seine alte Freundin ließ ihn gewähren, und der Prinz überbrachte der schönen Prinzessin eine makellose Blüte. Die Prinzessin war entzückt von diesem besonderen Geschenk, doch kaum hielt sie die Blume in den Händen, begann diese zu welken und die Ränder der Blütenblätter schwärzten sich. Außer sich vor Wut befahl die Prinzessin dem Prinzen, ihr eine neue Blume zu bringen. Der Prinz jedoch lehnte ihre Forderung ab. Er hatte erkannt, dass ihr Herz von der Gier nach Schönheit und Reichtum verdorben war. Die Zurückweisung des Prinzen entzürnte die Prinzessin noch mehr, denn sie war daran gewöhnt, dass ihr jeder Wunsch erfüllt wurde. Sie schickte ihre Soldaten in den Irrwald, um nach der Blumenwiese zu suchen, und erklärte dem Königreich des Prinzen den Krieg.
Der Prinz versuchte, die Prinzessin zur Vernunft zu bringen, doch keine Worte konnten ihre Entscheidung ändern. So blieb dem Prinzen nichts anderes übrig, als seine eigenen Soldaten hinauszuschicken, um den Wald zu beschützen. Er selbst begab sich mit einer kleinen Gruppe von Rittern zur Blumenwiese, um sie persönlich gegen die feindlichen Angreifer zu verteidigen. Doch es dauerte nicht lange, bis die Soldaten der Prinzessin den verborgenen Felstunnel entdeckten ..."
Sie waren bereits in der Nähe. Ich spürte es an der wachsenden Panik der Pokémon, die sich ängstlich in ihre Höhlen zurückzogen, um sich vor den Eindringlingen zu verstecken. In all den Jahren hatte ich ihre Heimat als ein Geheimnis bewahrt, doch ein einziger Fehler drohte nun, diesen Ort zu vernichten. Ich hätte nie einem Menschen vertrauen dürfen, niemals! Doch jetzt war es zu spät. Sobald die feindlichen Soldaten die Lichtung der magischen Gracidea fanden, würde keine Blume und kein Pokémon von ihrer Gier nach Reichtum und Macht verschont werden.
Schon nach wenigen Augenblicken hörte ich ihre schweren Schritte durch das Unterholz brechen. Mithilfe ihrer Schwerter zerschnitten sie das Gebüsch, spalteten die Baumstämme und bahnten sich ihren Weg auf die versteckte Lichtung. In ihrer Überzahl würden wir kaum eine Chance gegen sie haben, doch ich würde diesen Ort nicht kampflos aufgeben. Ich gab meinen Rittern ein Zeichen, und gemeinsam traten wir den Angreifern gegenüber. Ein letztes Mal bat ich die Fremden um Einsicht und Erbarmung, flehte sie an, dieses Paradies der Pokémon nicht zu zerstören, doch sie folgten nur den Befehlen ihrer eigenen zukünftigen Königin. Taub gegenüber meiner Bitte eröffneten sie den Kampf.
Bald war die Lichtung erfüllt mit dem metallischen Klirren von Waffen und den Schreien der Pokémon. Mein Schwert kämpfte gegen drei feindliche zugleich und drohte, meiner Hand zu entgleiten. Immer weiter wurde ich von den gegnerischen Schlägen zurückgedrängt. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie die wilden Pokémon sich hervortrauten, um mich gegen den Angriff zu unterstützen.
"Lauft weg!", schrie ich ihnen zu. "Bringt euch schnell in Sicherheit!" Doch die Pokémon reagierten nicht. Schweren Herzens befahl ich meinem UHaFnir, eine Wirbelwind-Attacke gegen sie zu richten, um sie aus diesem gefährlichen Gebiet zu vertreiben. Angst und Enttäuschung blitzten in ihren Augen auf, bevor sie verschreckt im Gebüsch verschwanden, und dieser Ausdruck brannte sich tief in mein Gedächtnis. Sie hatten mir ihr Vertrauen geschenkt, doch nun hatte ich sie verraten, und sie würden meinetwegen ihr Zuhause verlieren ...
Unter den erbarmungslosen Kämpfen verwandelte sich die Lichtung in ein Meer aus Blut und Asche. Die Blumen, die einst diesen wundersamen Ort geziert hatten, wurden achtlos zertreten, und ich erkannte mit Schrecken, dass selbst bei einem Sieg meiner Soldaten von dieser Wiese nur Überreste bleiben würden. Gewalt und Hass hatten den Boden getränkt und ließen die Blumen jämmerlich eingehen. Mit letzter Kraft wehrte ich meine Gegner ab und sah mich nach der kleinen Fee um. Wir mussten die verbleibenden Gracidea retten, bevor sie alle dem Krieg zum Opfer fielen! Doch das mutige Pokémon war den Feinden selbst gegenübergetreten, um seine Heimat zu beschützen. Ich musste diese Entscheidung allein treffen.
Kurz entschlossen hastete ich zum Rand der Lichtung, wo noch einige wenige Blumen von der wütenden Schlacht verschont geblieben waren. In Windeseile grub ich eine der Pflanzen mitsamt ihren Wurzeln aus. Dann schwang ich mich auf den Rücken meines treues Chevrumm und trieb es im Galopp zurück zum Schloss, um die zarte Blume in meinen Händen in Sicherheit zu bringen. Einer der Soldaten verfolgte mein Vorhaben und versuchte, mich aufzuhalten, doch mein tapferes UHaFnir stellte sich ihm in den Weg. Während eines halsbrecherischen Ritts quer durch den Irrwald überschlugen sich meine Gedanken. Ich schickte ein Stoßgebet zu Arceus, dass keinem meiner Freunde Unheil zustoßen möge. Ich würde es mir niemals verzeihen können, wenn sie durch meine Torheit zu Schaden kommen sollten. Was für ein Narr ich doch gewesen war ...
Endlich erreichten wir das sichere Schloss, wo ich die Gracidea vorsichtig im Schutz der Burgmauern einpflanzen konnte. Als ich soeben wieder zur Schlacht zurückkehren wollte, sah ich, wie meine Ritter aus dem Wald wiederkamen. Sie berichteten mir, dass die feindlichen Soldaten vorerst in die Flucht geschlagen worden waren. Ein Gefühl von Erleichterung und Hoffnung stieg in mir auf - mit dem Sieg über die Angreifer würde vielleicht endlich wieder Frieden in den Wald zurückkehren, und mithilfe der geretteten Gracidea würde auch die Lichtung sicher bald wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlen. Die Pokémon würden in ihre Heimat zurückkehren können, und meine kleine Fee und ich würden uns wie früher gemeinsam um den Erhalt dieses magischen Ortes kümmern. Ein leises Lächeln schlich sich nach langer Zeit wieder auf meine Lippen.
Dann kam einer meiner Krieger auf mich zu und überreichte mir wortlos ein kleines, schlichtes Holzkästchen. Der Deckel war mit dunkelroten Flecken übersäht, als wäre er mit blutigen Fingern geöffnet worden. Mein Lächeln erstarb sofort und eine eisige Klaue schien sich um mein Herz zu schließen.
"Was ist das?", fragte ich mit tonloser Stimme, ohne die Antwort hören zu wollen. Meine Augen starrten auf die Kiste in meinen Händen, fassungslos und voller Furcht über das, was sich wohl in ihrem Inneren verbarg.
"Wir konnten sie nicht retten."
Ein überwältigender Schmerz ergriff von mir Besitz und betäubte meine Sinne. Ich hörte nicht mehr auf das, was meine Untergebenen mir sagen wollten. Für einen Moment stand ich regungslos im Raum, während die Welle aus Wut und Trauer mich erfasste und mich unter ihrer Last begrub. Alles, wofür ich gekämpft hatte - wofür ich gelebt hatte - war hier zwischen meinen Fingern zu Staub zerfallen. Jahrelang war die kleine Fee meine einzige Vertraute und Verbündete gewesen, und ich hatte ihr geschworen, sie vor diesen grausamen Menschen zu beschützen, die ihr einst beinahe das Leben genommen hatten. Wir hatten uns geschworen, Freunde zu sein, für immer.
Ohne ein weiteres Wort wandte ich mich um, das Holzkästchen immer noch mit meinen Händen umklammert. Ich gelobte, meine Schuld zu begleichen. Ich würde nicht zulassen, dass jemand meine ganze Welt ins Verderben stürzte. Ich würde sie zurückbringen, egal was es kosten möge.
Sicher verwahrt im Turm des Schlosses, begannen die Blütenblätter der letzten Gracidea zu welken.
"Was ist dann passiert, Opa?", riss Connies Stimme mich aus meinen Gedanken. "Hat der Prinz es geschafft, die Gracidea vor den Dieben zu retten?"
Ich brauchte einen Moment, um mich von den dunklen Erinnerungen an die alte Legende zu lösen. Dann wiegte ich nachdenklich den Kopf. "Ja, der Prinz konnte die letzte Gracidea beschützen und die feindlichen Soldaten aus ihrer Heimat vertreiben."
"Und was ist aus der kleinen Fee geworden?"
Ein wehmütiges Lächeln umspielte meine Lippen. Selbst wenn ich gewollt hätte, könnte ich ihr diese Frage nicht beantworten. Seit über dreitausend Jahren hatte niemand das Floette je wiedergesehen.
"Das erzähle ich dir ein anderes Mal, Liebes. Jetzt wird es höchste Zeit, dir einen schönen Traum einzufangen!"
Connie schnaubte enttäuscht. Doch dann leuchteten ihre Augen wieder auf und sie wies mit dem Finger aus dem Fenster.
"Sieh nur, Großvater, eine Sternschnuppe!" Ich folgte ihrer Geste mit den Augen und erhaschte noch einen Blick auf den letzten Funken eines verglühenden Sterns.
"Tatsächlich. Dann hast du nun einen Wunsch frei", entgegnete ich und strich meiner Enkelin sanft über den Kopf.
"Ich wünsche mir, dass der Prinz und die kleine Fee für immer glücklich zusammenleben", murmelte sie, während ihre Augenlider bereits vor Müdigkeit schwer wurden.
"Das werden sie bestimmt." Ich ging zur Tür und legte die Hand auf den Lichtschalter. "Schlaf gut, Connie."
"Gute Nacht, Großvater."
Maria Díaz – Das Licht der aufgehenden Sonne
Die jüngsten Erinnerungen, an das erste Kind der Díaz-Dynastie, sind die weichen Hände, die er durch mein Geäst streift, während seine Mutter Maria, meine teuerste Erinnerung, ihn auf ihren Schultern trägt. Mein Zuhause war seit jeher im Schatten der größten Villa unserer Hochebene. Ihr müsst wissen, ich war einst ein Geschenk von höchsten Kreisen der Blaublütigen und regte meine Blätter seitdem in grellem Glanz. Ich müsste meinen Stolz leugnen, wenn ich mir die anderen Bäume und Wasserzieher in meiner Umgebung so ansah. Die meisten struppig, mit dünnen Ästen oder fruchtlos. Aber ich war mit Glückwünschen und Erwartungen gewachsen. Bei der fähigsten, gütigsten Hand Marias, die keinen Fremden in ihren weitläufigen Garten ließ. Meist ritt sie aus und kam spät wieder, aber nie vergaß sie uns mit Wasser zu beschenken. Deswegen war ich nicht überrascht, dass ihr Leben ebenso hell und strahlend wie die große Muttersonne verlief. Sie gebar ein freundliches Kind, lebte stets mit einem Lächeln und ihr Mann legte in ihrer Gegenwart jeglichen Stress seiner Arbeit nieder. Wann immer die Bürde seiner Position ihn plagte, brach sie es mit einem Kuss entzwei und prophezeite ihm eine bessere Zukunft. Ohne sie wäre er als Schatten verkommen wie einst die einsame Eiche Erno, denn nur ein reines Herz kann Gift an sich binden und reinigen.
Diego Díaz – Der sanfte Träumer
Deswegen legte auch ich großen Wert darauf, mich weit für Marias Kind zu strecken. Diego wuchs schnell mit den prachtvollen dunklen Haaren des Vaters und der spitzen Nase seiner Mutter. Er pflückte fleißig von meinen Geschenken und verspeiste sie in dem Schatten, den ich gewährte. Am Abend kehrte er von seinem Unterricht zurück und klettere auf mir herum, immer mit vorsichtig bedacht. In all den Jahren brach er nicht einen Ast von mir, den ich nicht sowieso leid war, und gemeinsam streckten wir uns. Immer der Sonne entlang. Er war ein Kind der aufgehenden Sonne und wo seine Finger zukünftig wirkten, wuchs immer wieder Licht in die Herzen anderer. Noch heute spüre ich seine zarten Hände, die niemals Schwielen kennenlernten, bis auch er seine Farbe verlor. Menschen wuchsen ins Grau über und ihre Haut bekam dürrer. Manche knickten ein, andere gaben den Glanz ihrer Augen und wieder andere kamen nicht einmal bis an diesen Punkt. Doch Maria und er behielten ihren Glanz. Als ihre knittrige Haut mein Holz das letzte Mal berührte, schimmerte noch immer das Leben in ihren Augen. Erst ging Maria, dann etliche Jahreszeiten später Diego, dessen Spross ganz und gar nichts ihrer Güte vererbt bekam.
Ernesto Díaz – Der Feuerteufel
Das Bündel an Energie lief seit Anbeginn auf Kohlen und sprang im Winter wie im Sommer stets ohne Kleidung herum. Sein Name war Ernesto. Er zündelte viel und das beunruhigte nicht nur mich. So manche Blätter knickten und Wurzeln zuckten. Meine Nachbarin regte sich täglich im Wind und rief an, dass er doch bald verschwinden soll. Schließlich war auch ein Kind in den Brunnen gefallen vor einer Weile und nie mehr gekommen. Es mag etwas drastisch erscheinen, was ich tat, doch glaubt mir; der Junge war eine Schande für seine Familie. Uns missfiel bereits wie er mit einer Lupe die Honigsammler und Falter verbrannte, die uns immer Freude bereiteten. Sie gehörten schließlich zu unserem Kreislauf und dem ewigen Leben, dem wir angehörten. Doch als er mit seinen Kumpanen ein Mädchen malträtierte, in meiner Anwesenheit, da war es geschehen. Er schnappte ihre Puppe und rannte in den Garten. Sie hielten sie fest und schubsten sie, doch das Mädchen kämpfte sich frei. Im Garten sprang er an mich heran wie Schimmel und kraxelte in meine Krone hinauf. Ich wippte und wippte, so gut ich konnte, doch er lief unbeirrt weiter. Kaum war er oben, holte er das Feuerzeug seines Vaters hinaus und begann zu zündeln. Das Kind des Feuers lachte und deutete erst nur an, doch der verbrannte Duft von Haaren füllte bereits die Luft. Das Mädchen begann den Boden mit ihren Tränen zu gießen, weil die Jungs sie niederdrückten. Dann gab ich den Ast auf. Er zerbarst in der Mittagshitze und der Feuerteufel fiel. Da meine Natur jedoch dem Leben galt, konnte ich ihn nicht einfach fallenlassen. Ich hielt seinen Fuß im letzten Moment in einem gespaltenen Ausläufer fest, dass nur sein Bein fürchterlich knackte. Mit Geschrei und Gebrabbel eines Babys zappelte er. Das Mädchen nahm die Puppe und lief von dannen. Auch die Jungs wussten sich nicht zu helfen, also kamen die Erwachsenen. Für den Rest seines recht kurzen Aufenthalts durfte ich ihn beobachten wie er humpelte und sein Leben mit dem Stock teilte. Nur war dieser auch nur das Mindeste, was er verdiente, denn er bereitete den Namen der Díaz nichts als Sorgen. Und sein schlimmstes Verbrechen wurde sein bitteres Erbe.
Das Winterkind der Díaz-Dynastie
Der Sommer fand jeher sein Ende als wir die mechanischen Vögel am Himmel sahen. Hunderte von ihnen. Die Luft roch säuerlich und der Regen blieb seit Tagen aus. In der Mittagshitze starrten sie hinauf, dann schrien sie. Merkwürdige Töne füllten die Luft. Grausames Dröhnen und dann zitterte der Boden für Tage, Wochen, Monate. Die Menschen wirkten aschfahl und ich bekam das Winterkind nicht zu Gesicht. Seit seiner Geburt war er nicht mehr hier. Die tiefdunklen Augen, wie ich später erfuhr, starrten den Menschen ins Herz. Nicht um es zu suchen, das Herz, nein, sondern um sie zu gefrieren. Es lockte und verführte. Leugnen kann ich nicht, dass er der Berühmteste der Díaz-Dynastie wurde, denn er führte das Land in einen Krieg mit sich selber. Seine Worte verwandelten die Menschen in eisige Krieger und er brachte einen endlosen Winter für alle. Wir konnten nur lauschen und uns an den Wurzeln halten, während die Erde bebte. Das Land trank Blut und die Geschichte bekam einen Eintrag in tiefschwarzer Tinte. Dass Worte wie „Freiheit“ und „Brüderlichkeit“ solch dystopische Züge annehmen konnten, hätte keiner von uns ahnen können. Oft fragte ich mich, wie in einer Linie solch konträre Wesen hervorkommen konnten. Die herzensgute Maria und der Sohn des endlosen Winters. War es meine Schuld? Hatte ich die verdorbene Frucht des Feuerteufels mit Hass genährt? Ihm einen Grund gegeben, auch sein Kind in ein Monster zu wandeln, dass kein Licht erkennt, selbst wenn es direkt vor ihnen steht? Uns kam es wie eine Ewigkeit vor, dass die Erde vor den Menschen zitterte und viele von uns welkten im Garten. Die Villa wurde aufgegeben und versank in einen ruinenhaften Zustand. Doch auch eine Zeit des Frostes muss enden, irgendwann musste sie enden, koste es, was es wolle.
Der letzte Sonnenuntergang
Die meisten meiner Freunde fanden ihren Weg zurück in die Erde, während sich das Land immer mehr in Metall und Dunkelheit kleidete. Es begann ein Auf und Ab, überall fuhren sie und kaum einer mehr bemühte sich der Beine. Zweiräder, vier Räder; flink waren sie. Nur lag es in der Ferne. Der Wind flüsterte uns das meiste zu, denn die Zeit haftete nicht an einem solch essentiellen Gefährten. Wir bekamen immer weniger Wasser und auch der Regen fand andere Orte. Oft starrten wir ins Blau. Ich streckte die Zweige ohne Früchte, behielt nur die Nötigsten für den Fall. 20, 15, 10 – bis nur noch eine Orange übrig war. Die Blätter wirkten fahl. Der Regen schmeckte saurer. Selbst Sterne verloren ihren Glanz immer mehr, was selbst der Wind nicht erklären konnte. Ich schloss meinen Geist öfters, der letzte Winter lag fern, einen neuen würde ich nicht mehr kennenlernen.
Ich dachte, ich würde endgültig schlafen. Zurück zur Erde kehren, nach Hause. Ihr meine Erinnerungen und die stolzen Geschichten zukommen lassen, von den Fehlern bis zu meiner liebsten Erinnerung. Da spürte ich eine weiche Hand. In dieser endlosen Dürre, die mit jedem Sommer heißer wurde, kam sie zu mir zurück. Mein Geist kam hervor wie aus der Trance erwacht. Ein kleines Kind auf den Schultern einer jungen Frau, deren Gesicht einem Spiegel meiner Erinnerungen glich. Ich hielt sie für eine Illusion. Eine Art Abschiedsgeschenk. Doch auch wenn ihr Gesicht keine Sorgen preisgab, lag ein leichter Schatten in ihren glanzvollen, braunen Augen. Aber sie gehörte zu dir, Maria. Deine Linie lag in diesen Berührungen, das konnte mein altes Holz selbst jetzt spüren, wo ein kleiner Sturm mich brechen konnte. Die einst fröhliche Sonne wirkte jetzt nicht nur mehr wie eine Strafe. Das Kind strahlte übers Gesicht. Streckte und reckte sich. Die Frau sprach zu ihrem Kind, aber ich dachte, sie würde zu mir sprechen. Wie sie strahlte und sich nicht beirren ließ in ihrer endlosen Geduld.
„Wir pflanzen einen Orangenbaum wie diesen hier. Der mit uns wächst und alt wird. Der neue Früchte für uns tragen wird, die von Jahr zu Jahr saftiger werden. Was meinst du, Carla?“
Das Kind jauchzte auf. Die Fingerspitzen berührten die Frucht. Mit letzter Kraft streckte ich mich mit ihr nach oben wie in alten Zeiten. Ein letztes Mal, immer weiter.
Diese Frucht soll mein letztes Geschenk an deine Familie sein, Maria.
Auf dass die Erde unsere Spuren auf ewig trägt, von jüngsten Erfahrungen bis zu den Ältesten.
All die Erinnerungen, die niemals verblassen dürfen.
Solange es Menschen gibt, die an uns denken. Sich erinnern und an uns glauben.
Nun schließe ich meinen Geist. Kehre endgültig ins Erdreich zurück.
Hand in Hand, Ast für Ast. Nimm meine letzte Frucht an.
Und pflanze einen neuen Orangenbaum für mich.
Auf dass auch er sich an Jahrzehnte erinnern kann.
All die Nostalgie, die es zu sammeln gibt, dank dir.
Maria, ich nehme sie mit mir.
Dein Orangenbaum.
Ihre Füße berührten nicht den Boden. Sie hatte die Tage schon so oft erlebt, dass ein Blick nach draußen nicht nötig war. Instinktiv wusste sie, dass der Abend heranbrach und die Sonne in ihren letzten Momenten den Himmel in bunten Farben tauchte, als wolle sie sich verabschieden, bevor das Schloss in pechschwarze Dunkelheit getaucht wurde. Ebenso wie die umliegenden weiten Wiesenflächen, die farbenfrohen Blumen, die im angrenzenden Schlosspark gediehen, sowie die Sträucher, die hie und da wuchsen und das Gesamtbild abrundeten. Ohnehin wäre es der Frau, die äußerlich wie Mittzwanzig wirkte, nicht möglich gewesen, das Gebäude zu verlassen. Sie saß hier fest.
Nun war sicherlich nur noch der Aufseher da, ein Mann am Anfang seiner 60er, welcher nach der Besuchszeit nach dem Rechten sah. Jetzt erst wagte sich die junge Dame, die sich tagsüber auf den verstaubten und vollgestellten Dachboden zum Schlafen flüchtete, hinunter. Wie sie schon vor Längerem hatte feststellen müssen, hatten sie und der Aufseher unterschiedliche Ansichten von dem, was in diesem Schloss wie zu sein hatte. Sie besah, darauf bedacht, dem Menschen nicht zu begegnen, einen Raum nach dem anderen. Dabei schüttelte sie hin und wieder den Kopf und seufzte tief, wenn sie bemerkte, dass manche der Dekorationsgegenstände an einem anderen Platz standen oder lagen, als sie für richtig hielt. Zwar war es ihr nicht möglich, physische Sachen anzufassen, doch mit etwas Anstrengung konnte sie leichtere Gegenstände mit einem Windstoß verschieben. Obwohl sie diese Rundgänge bereits seit sehr, sehr langer Zeit machte, war sie manchmal nicht in der Lage einzuschätzen, wie stark der erzeugte Wind war, und so war es nicht das erste Mal, dass eine der Schmuckketten, die auf der mit Gold verzierten Kommode angerichtet waren, zu Boden fielen. Sie zuckte zusammen, als dies unnatürlich laut klang in der Stille. An manches konnte und wollte sie sich nicht gewöhnen. Es dauerte nicht lange, da hörte sie Schritte herannahen und sie huschte hinter einem Vorhang des ehemaligen Salons. Wie erwartet blickte der Aufseher mit einem leuchtenden Stab hinein. Gerne hätte sie ihn nach der Bezeichnung gefragt, doch dies wagte sie nicht. Allgemein war ihr die Anwesenheit von Männern nicht geheuer. „Ist da wer?“, grummelte der Alte misstrauisch und ließ den Lichtschein in alle Richtungen schweifen. „War wohl wieder ein Spuk, hm?“, murmelte er scheinbar unberührt, während er schnellen Schrittes davoneilte.
Nach der Inspektion des Salons, in dem früher weibliche Gäste empfangen worden waren, lief die Frau weiter, Zimmer für Zimmer prüfte sie auf ihre Weise und versuchte mit ihren Kräften weiterhin den einen oder anderen Gegenstand zu verschieben. Seufzen und Stöhnen, wenn dies erneut misslang, waren die Folge. Schließlich kehrte sie in ihr damaliges Gemach ein. Die Möbel - ihr mit Satin bezogenes Bett, die schweren weinroten Vorhänge, ihre geliebte Kommode, in der sie neben ihren Kleidern auch einige persönliche Dinge verwahrt hatte und der Kerzenleuchter, den sie nachts oft heimlich entzündet hatte -, sie alle waren noch vorhanden. Hier blieb glücklicherweise vieles an seinem Platz. Die Frau setzte sich auf ihr Bett und lächelte. Sie wusste genau, weshalb dem so war. Schließlich waren ihre Laute, die Seufzer, ihr Gestöhne und manchmal der eine oder andere Schrei bei all ihrer Vorsicht nicht unbeachtet geblieben. Schon lange kursierten Gerüchte darüber, dass die Bewohnerin dieses Zimmers als geisterhafte Erscheinung herumwanderte. Angeblich wurde sie dabei bereits entdeckt. So sprach man von einer großen, blonden Frau oder von einer kleinen Schwarzhaarigen. Doch obwohl sie nicht leugnen konnte, die genannten Laute von sich gegeben zu haben, so hätte sie schwören können, seit ihrem Ableben noch nie von jemandem gesehen worden zu sein.
Vorsichtig, um den mittlerweile sehr in die Jahre gekommenen Bettbezug nicht zu beschädigen – obwohl sie ihn im Grunde nicht einmal berührte -, legte sie sich auf ihr Bett und sann ihrem Leben aus einer anderen Zeit nach.
Ein kleines Mädchen spielt hingebungsvoll mit seiner Puppe, während es auf dem Boden des Damensalons saß und nicht auf die Unterhaltung der Mutter mit deren Gästen achtete. Dabei ignorierte es ebenfalls die missbilligenden Blicke der Besucherinnen, die es gar nicht guthießen, dass eine angehende Dame ihr Kleid beschmutzte. Nachdem Mutter und Kind wieder alleine waren, gab es Schelte.
Eine beinahe Jugendliche stochert mit einem aufgesetzten Lächeln in ihrem abendlichen Essen, das möglichst kalorienarm ist und wenig Inhalt auf dem Teller bietet. Das silberne Besteck glänzt im Schein der Kerzen. Gelangweilt hört sie ihrem Verlobten zu, den sie an diesem Tag das erste Mal trifft. Er schwärmt von seinen Zukunftsplänen, die väterliche Arztpraxis zu übernehmen zu können. Denn sein Studium habe er endlich erfolgreich beendet. Von Reisen ins Nachbarland. Und von seinem Wunsch, nach einer großen Familie mit mindestens fünf, nein, lieber noch sechs Söhnen. Bei diesen Worten gefriert das Lächeln des Mädchens. Antworten bleibt sie dem Erwartungsvollen schuldig.
Eine junge Frau an ihrem 20. Geburtstag. Heute zieht sie zu ihrem Zukünftigen. Ihre Habseligkeiten, welche die strenge Kontrolle der Mutter bestanden haben und ihre Kleidung sind von den Bediensteten sorgsam in eine kunstvoll aussehende Truhe verpackt worden.
Zwei Jahre später wartet die Frau an einem Bahnhof; in einer Tasche hat sie rasch einige nötige Sachen gestopft. Ihr langes, haselnussbraunes Haar war unter einer Haube verborgen. Ihr Gesicht wurde halb von einem Schal verdeckt. Ihre zierliche Gestalt versuchte sie durch eine leicht geduckte Haltung noch kleiner wirken zu lassen, damit sie hinterher von niemanden erkannt werden konnte. Sie steigt in den erstbesten Zug, der sich anbietet und versteckt sich vor dem Kontrolleur und den Passagieren. Einige 100 Kilometer kann sie tatsächlich unbemerkt reisen, dann wird es brenzlig. Hastig verlässt sie den Zug, rennt, kaum außer Sichtweise, ganz undamenhaft mit ihrer schweren Tasche los, immer weiter, ohne sich umzusehen. Nach einer Weile kommt sie atemlos an eine schäbig aussehende Pension an. Trotz den misstrauischen Blicken, welche die Wirtin angesichts der Goldmünze auf sie wirft, kann sie problemlos in ein dunkles, fensterloses und muffig riechendes Zimmer ziehen. Ihr kostbares Kleid streift dabei den staubigen Boden. Offensichtlich war diese Stube schon länger nicht bewohnt. Doch der Frau ist dies gleich. Sie wirft sich auf das harte Bett und schläft, erschöpft von der langen Reise, ein.
Ein Klopfen weckt sie, doch sie gibt keine Antwort. Schließlich ertönen sich fortbewegende Schritte. Sie ist erleichtert. Von unten hört sie Klappern von Tellern und Besteck sowie laute Unterhaltungen.
„Dies ist wahrlich keine Behausung, wie Mutter sie sich vorstellen würde – oder mein sogenannter Ehemann“, sagt sie leise. Kurz hält sie inne, dann lacht sie befreit auf. Endlich ist sie der Villa, in der sie seit zwei Jahren lebt, entflohen. Ihrem Mann, der sie nur nachts in der Hoffnung auf Nachkommen besuchte; den argwöhnischen Bediensteten, die ihre „Wildnatur“ - wie sie die Art der Dame des Hauses hinter vorgehaltener Hand zu nennen pflegten - für unangemessen hielten, sowie den vorwurfsvollen Briefen ihrer Eltern. Sie ist nun mal nicht so, wie sich ihre Mitmenschen eine perfekte Frau vorstellten. Diese sollte sich nicht unbegleitet draußen oder gar nachts herumtreiben, verletzte Tiere heimbringen oder sich wenig damenhaft an einen See begeben, um dort zu schwimmen.
Aber sie durchstreift lieber den Wald und pflegt dessen Bewohner, schwimmt leichtbekleidet in einem Gewässer oder genießt die kühle nächtliche Brise. Auch spricht sie gerne mit dem freundlichen Bauern oder der Bäckerstochter, zu welcher sie sich stärker hingezogen fühlt, als sie sich selbst eingestehen mag. Sie möchte frei sein, eigene Entscheidungen treffen können und keine aussichtslose Zukunft mit einem schmierigen, auf sein öffentliches Ansehen bedachten, Mann führen mit Kindern, die ihr womöglich noch im Wochenbett das Leben kosteten. Doch ihre Träume, Wünsche oder Bedenken werden nicht ernstgenommen. Viel mehr wird ihr tagtäglich vor Augen gehalten, wie unwürdig sie sich verhält.
Einige Monate lebt sie in der heruntergekommenen Pension, die trotz ihres Zustandes einen guten Zulauf hatte. Ihr Geld ist noch nicht erschöpft, aber es zieht sie hinaus, in die Freiheit, besonders fehlt es ihr, nachts unter dem Sternenhimmel laufen zu können. Denn in dieser Gegend war die Gefahr, von Männern belästigt zu werden, viel zu groß. Dennoch entscheidet sie sich, nachts zu gehen und einen anderen Ort zu finden, an dem sie sich niederlassen kann. Sie legt als Bezahlung eine Goldmünze unter ihr Kopfkissen und verlässt das Haus. Des Öfteren weicht sie in Gassen zurück, versteckt sich hinter irgendwelchen Gegenständen oder Häusern, um niemandem begegnen zu müssen.
Ein Blick auf eine Zeitung, die ein zerlumpter Junge verkauft, sagt ihr, dass sie heute 24 Jahre wird. Einen Geburtstag, den sie wie den letzten alleine verbringen wird. Bei einer gutmütigen Schneiderin Unterschlupf gefunden, hilft sie dieser aus und kann mehr oder weniger tun, was sie möchte, und wenngleich sie in solch frauentypischen Arbeiten noch nie sonderlich gut gewesen ist, gibt sie darin ihr Bestes oder hütet die Kinder der Vermieterin. Doch trotz des guten Verhältnisses hat sie die Frau belogen, um keine persönlichen Daten auf ihre Identität kundgeben zu müssen. So ahnt diese nicht, welcher Ehrentag heute ist. Die frischgebackene Vierundzwanzigjährige wartet ab, bis die Dunkelheit hereinbricht. Dann läuft sie hinaus, entfernt sich von der Ortschaft und erst, als sie bei den Gemüsefeldern ist, bleibt sie stehen, kramt eine Kerze aus ihrer Handtasche hervor und entzündet ein Licht. Leise wünscht sie sich wehmütig Alles Gute zum neuen Lebensjahr und stimmt gedämpft ein passendes Liedchen an. Sie setzt sich zu Boden und betrachtet die Kerze solange, bis diese heruntergebrannt ist und die ersten Sonnenstrahlen kommen. Die Augen drohen ihr bereits vor Müdigkeit zuzufallen, als sie einen harten Schlag auf den Kopf spürt. Mit dahinschwindendem Bewusstsein dreht sie sich zu dem Angreifer um und erkennt mit Schrecken ihren Mann, bevor die Schwärze sie umhüllt.
Eine kleine, in Trauer gekleidete, Gemeinschaft begleitet einen Sarg und spricht letzte Gebete für die Mittzwanzigerin, die wenige Tage davor in einem weit entfernten Städtchen von ihrem Ehemann erschlagen worden war. Nach der Bestattung sprechen jene Menschen leise von der Untreuen und deren Mörder. Die einen voller Mitgefühl, die anderen mit Verständnis für den Mann, der nur eine Lektion hatte erteilen wollen. Dass diese ausgeartet sei, habe niemand, auch er nicht, voraussehen können. All diese Gespräche erreichen die Tote, die in ihrer Ruhestätte, unter der Erde tief vergraben, nun spürt, dass sie sich bewegen kann. Zumindest glaubt sie das. Nachdem die Trauergemeinde fort und einige Zeit vergangen ist, steht die Verstorbene aus ihrem Grabe auf. Erstaunt begreift sie, dass sie durchsichtig ist. Zugleich durchfährt sie ein Schmerz, denn von Weitem sieht sie das Schloss, in jenem sie einst gelebt hat. Auch wenn viele ihrer Erinnerungen daran wenig positiv sind, zieht es sie dorthin. Ohne es zu wollen, schwebt sie geradewegs in das prunkvolle Gebäude. Dort angekommen fühlt sie, dass eine Umkehr, ein Entfliehen, nicht mehr möglich ist. Dennoch fühlt sie sich befreit. Auch wenn es nur in diesem Schloss ist, so kann sie sich bewegen, wie und wann sie möchte. Da sie alleine sein will, fängt sie an, Tag für Tag Streiche, mal harmlos, mal ernster, zu spielen, ohne jedoch jemanden ernsthaft zu verletzen. So gibt sie die merkwürdigsten Töne in den Kammern der Dienerschaft von sich, lässt Dinge der Eltern verschwinden und poltert auf dem Dachboden, auf den sie es sich mittlerweile gemütlich gemacht hat, herum. Sie schläft tagsüber und streift nachts in den Gemächern herum. Eines Tages erreicht sie ihr Ziel und die Bewohnenden entfliehen dem Spukschloss, wie es nur noch genannt wird. Sie ist allein. Alleine und tot, aber dennoch frei auf ihre Weise. Sie lächelt.
Jahrzehnt um Jahrzehnt, Jahrhundert um Jahrhundert zogen an ihr vorbei. Aus dem einst von Adeligen bewohnten, schließlich menschenleeren und nun stark in die Jahre gekommenen Schloss war seit Längerem eine Zulaufstätte für neugierige Menschen geworden. Die junge Dame erhob sich von ihrem Bett, auf dem sie einige Stunden an ihr altes Leben gedacht hatte, und blickte aus einem Fenster. Die ersten Sonnenstrahlen waren am Himmel zu sehen. Bald würden die ersten Besuchenden wieder da sein. Es wurde Zeit, sich auf den Dachboden zu verziehen. Sie seufzte tief, aber zufrieden.
Wenige haben je gewaltigere Kämpfe bestritten oder größere Beute gemacht. Die Mittagssonne bestrahlt mein Haupt, denn die Natur selbst verlangt es, mich zu krönen. Das Wasser teile ich mit weiten Schritten und mache die Erde erzittern. Der Wind verkündet mein Urteil über die endlosen Weiten meines Reichs und die es vernehmen, fliehen in Angst. Meine Regentschaft ist der Wendepunkt des Schicksals. Niemals wieder wandeln gleiche Herrscher unter den Sternen, niemals wieder werden meine Fußstapfen gefüllt. Und selbst wenn ich lange vergangen bin, werdet ihr meinen Spuren folgen und der Name des Tyrannenkönigs wird die Wandel der Jahrmillionen überdauert haben.
Tick, Tick, Tick.. immer wieder dasselbe Geräusch. Egal wie oft ich das höre, es wird sich nicht verändern. Es war damals so, es ist jetzt so und wird in Zukunft so bleiben. Damals hat es mich gestört. Egal wie oft ich versuchte zu schlafen, das Geräusch hielt mich für Stunden wach. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Selbst heutzutage höre ich das Ticken noch wenn ich schlafen gehe. Wie das Leben wohl wäre, wenn es das Ticken nicht geben würde? Ich kann zwar nur für mich selbst sprechen, doch irgendwie würde mir wahrscheinlich was fehlen. Damals schon zu der Zeit als ich noch die Schule besuchte hat mich das Ticken begleitet. Die letzten Minuten vor Unterricht ende oder wenn die Stunde mal wieder langweilig war und ich die Uhrzeit im Auge hatte und gefühlt nicht verging. Doch schon damals hatte das Ticken für mich was Faszinierendes. Vielleicht kennen von euch ein paar die Taschenuhren…nein noch nicht davon gehört? Die Uhren waren damals mehr verbreitet als sie heute waren. Handlich, klein und passen in jede Hosentasche wie der Name schon vermuten ließ. Ich besaß als Kind solch eine Uhr. Diese erinnerten mich immer an die alten Filme wo die Lokführer sowie die Leute vom Bahnhof solche Uhren benutzt haben. Das war eine der Gründe warum ich diese so mochte und mir als Kind so eine kaufte. Ich besitze jene immer noch aber mehr als Deko als alltäglichen Gebrauch. Vor nicht langer Zeit fand ich sogar eine solche Uhr mit einem Motiv von Nachbar Totoro und habe diese gekauft. Selbst wenn ich jene aktuell nicht nutze kann sich das in der Zukunft ändern. Wäre schon interessant zu sehen, wie die Kinder später auf solche Uhren reagieren werden. Vielleicht kennen sie diese aus Filmen, jemand aus ihrer Familie besitz solch eine oder sie kennen die wirklich gar nicht. Was mich immer wunderte war, warum das Ticken bei den Taschenuhren für mich ein anderes Gefühl gab als zum Beispiel die Uhr in der Schule. Ich hielt mir die Taschenuhr ans Ohr und hörte das Vertraute Geräusch… Tick, Tick, Tick. Doch selbst wenn es dasselbe Geräusch war klang es für mich anders. Es hatte was faszinierendes, etwas Beruhigendes und das, obwohl es dasselbe Ticken war. Ich fühlte mich versetzt in Zeit und Raum. An einem ruhigen Ort, wo ich nur das sanfte Ticken der Taschenuhr hörte. So friedlich, entspannend und warm. Ich hoffe, dass jene Uhren auch noch die nächsten Jahrzehnte überstehen werden und Leute genauso ein Gefühl vermitteln werden.
Gezeichnet
Ein Taschenuhrliebhaber
„Opa?“ Meine Stimme klang verloren unter dem endlosen Sternenzelt, auch wenn mein Blick sich nur für die Umgebung um uns interessierte. „Erzähl mir von früher.“
„Früher …“ Ich hörte das Lächeln in seiner Stimme mehr, als dass ich es sah. „Du weißt, so alt bin ich auch noch nicht.“
„Aber du bist der einzige Erwachsene, der mir davon erzählt. Der nicht sagt, ich wäre zu klein, um zu verstehen, warum die Welt jetzt anders ist.“
„Glaub mir, das sagen sie nur, weil sie es selbst nicht verstehen. Oder verstehen wollen. Niemand will zugeben, dass es hätte verhindert werden können.“
Er schwieg einen Moment und ich ebenso, während ich meine Finger durch die staubige Erde gleiten ließ. Das Feld, auf dem wir uns niedergelassen hatten, war trostlos, was die Möglichkeit für Leben anging, aber für mich war es dennoch tröstlich. Ich hatte es immer schon geliebt, nachts nach draußen zu gehen und echte Erde in meinen Händen zu spüren. Mein Herz wollte nicht begreifen, dass ich heute zum letzten Mal die Möglichkeit dazu haben würde.
„Vergiss deinen Traum nicht, Rosie“, sagte Opa, der mein trauriges Gesicht bemerkt hatte. „Eines Tages wirst du Botanikerin und jeden Tag mit Erde arbeiten. Und mit Pflanzen.“
Pflanzen. Das Wort klang verheißungsvoll. Natürlich hatten auch wir Photosynthese-Pflanzen in unserer Wohnung gehabt, aber sie kamen ohne Erde aus. Fruchtbare Erde war kostbar und Pflanzen, die darin wuchsen, kamen mir fast so unwirklich wie Einhörner vor. Aber ich wusste, als Opa jung gewesen war, hatte es noch echte Pflanzen gegeben. Auf Feldern wie diesen.
„Erzähl mir von früher“, wiederholte ich meine Aufforderung. „Erzähl mir von den Pflanzen.“
Er lachte. „Man sollte meinen, langsam könntest du es besser erzählen als ich.“
Ich sah ihn mit meinem besten Hundeblick an, auch wenn man ihn in der Dunkelheit sicherlich nicht sehr gut erkennen konnte.
„Als ich ein kleiner Junge war“, begann er, „war die Dürre noch nicht vollkommen. Die Sommer wurden immer heißer und die Winter nicht mehr kalt genug, aber die letzten Pflanzen hielten sich wacker. Ich werde nie den Anblick des Sonnenlichts vergessen, dass in goldenen Sprenkeln durch die Blätter der Bäume fiel …“
Meine Augen mussten so groß sein wie Teller, als ich ihn anstarrte: „Du warst bei Tag draußen?“
„Hatte ich das noch gar nicht erwähnt?“, fragte er in seiner Grübelstimme. „Damals war die schützende Schicht um unsere Welt noch so intakt, dass die Sonne uns nicht sofort verbrennen konnte. Wir trugen Hüte und Sonnencreme, um uns zu schützen, aber wir konnten tagsüber draußen spielen.“
Ich traute meinen Ohren kaum. Wie oft hatte ich meine Eltern angefleht, die Welt einmal bei Sonnenschein erleben zu dürfen. „Es ist zu gefährlich“, war immer die Antwort. „Niemand geht bei Tag raus.“
„Wann hat es sich geändert?“, fragte ich.
„Deine Mutter war gerade ein Jahr alt. Die Regierung beschloss, dass das Risiko zu groß war. Man baute die Überdachungen. Und nur ein paar Jahre später starben die meisten Bäume.“
„Wie traurig“, flüsterte ich und zerbröselte einen Erdklumpen zwischen den Fingern.
„Ja, sehr. Ich hätte dir gern die Welt gezeigt, wie sie früher war. Wie ich sie aus den alten Geschichten kenne. Mit Wäldern und Wiesen und Feldern voll von Getreide.“
Die meisten dieser Worte kannte ich nicht, aber ich hob mir die Fragen für ein anderes Mal auf. In diesem Moment war mein Kopf zu voll.
Eine Weile überließ mich Opa dem Schweigen und meinen Gedanken, dann fragte er: „Und du möchtest wirklich die ganze Nacht hier bleiben?“
„Ja.“ Ich wusste, dass zu viel Draußenluft nicht gut war, aber das war mir egal. Es wäre eh das letzte Mal.
Während ich weiter die Erde betrachtete, schaute Opa in die dunklen Weiten über uns. „Ich weiß nicht, ob ich diese Welt vermissen werde …“
„Ich schon“, betonte ich mit Nachdruck.
„Ich weiß, meine Blume“, sagte er und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich liebte es, wenn er mich Blume nannte. Laut den Beschreibungen waren es die schönsten Dinge auf der Welt.
Ich kuschelte mich an Opa und obwohl ich mich dagegen wehrte, fielen mir die Augen zu. Wir hatten fast den ganzen Tag damit verbracht, die letzten Vorbereitungen zu treffen, und ich war einfach zu müde. Eine Hand immer noch in der Erde liegend, schlief ich schließlich ein.
„Rosie.“ Opas Stimme drang wie durch Watte an meine Ohren. „Du musst aufwachen. Es ist fast so weit.“
Mit einem Mal war ich hellwach. Wie konnte ich nur die letzte wunderschöne Nacht verschlafen haben? Ja, ich wusste, Draußenluft machte schneller müde, weshalb man eigentlich nicht zu lange draußen bleiben sollte, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt.
„Ist wirklich schon bald Sonnenaufgang?“
„Ja“, bestätigte Opa und hielt mir seine Hand hin. „Lass uns gehen, es ist nicht so weit. Ein letzter Spaziergang.“
Nun klang er wehmütig und ich nahm schweigend seine Hand. Und während wir so durch die karge Landschaft gingen, überkam auch mich die Traurigkeit, die das geschäftige Treiben der letzten Wochen verdrängt hatte. Dies war wirklich ein Abschied.
Viel zu bald tauchte das riesige Raumschiff vor uns auf, so groß wie unsere ganze Stadt! Noch immer beeindruckte mich seine Größe, auch wenn ich schon ein paar Mal mit meinen Eltern hier gewesen war. Noch unbegreiflicher fand ich, dass es nicht das einzige auf der Welt war. Überall würden sie sich heute ins Weltall erheben – ohne die Aussicht, zurückzukehren.
Auf der Rampe, die zur nächstgelegenen Tür führte, sah ich nur wenige Menschen – die meisten waren wohl schon da oder betraten das Raumschiff über einen anderen Eingang –, sodass mein Blick sofort die hellblonde Gestalt fand, die dort wartete.
„Mama!“, rief ich und lief zu ihr hinüber, während sie sich hinhockte, um mich in die Arme zu nehmen.
„Deine Tochter ist schon in der Wohnung“, sagte sie zu Opa, als sie seinen besorgten Blick sah. „Ich habe nur noch auf euch gewartet.“
„Wollte Mom sich denn nicht verabschieden?“, fragte ich überrascht.
„Das hat sie schon, meine Süße“, antwortete Mama und ich hörte die Trauer in ihrer Stimme.
„Ich muss das noch machen“, sagte ich bestimmt. Dann drehte ich mich wieder dem schwächelnden Planeten zu, verließ die Rampe und hockte mich auf die Erde. Fast schon vorsichtig, nahm ich einen staubigen Klumpen in die Hand und zerbröselte ihn mit den Fingern.
„Ich komme wieder“, flüsterte ich in den Wind, der den Staub davontrug. Nur das letzte Bisschen ließ ich in meiner geschlossenen Faust, ein letztes Andenken. Dann drehte ich mich um und betrat mit Mama und Opa das Raumschiff.
Obwohl wir den Start schon oft geübt hatten, wirkte alles irgendwie hektisch, aber ich klammerte mich an den letzten Rest Erde, behielt ihn ich in der Hand, selbst als der Planet schon winzig klein unter uns erschien.
„Dies ist kein Lebewohl“, sagte ich mir immer wieder. „Dies ist ein Auf Wiedersehen!“
„Oma?“ Thilos Stimme klang gedämpft in dem kleinen Projektionsraum, der immer wieder Bilder von verschiedenen Pflanzen zeigte. „Erzähl mir von früher.“
„Früher …“ Ich konnte das Lächeln in meiner Stimme nicht unterdrücken. „Du weißt, so alt bin ich auch noch nicht.“
„Aber du warst da. Du kannst davon erzählen, wie es früher ausgesehen hat!“
„Als ich klein war, hat die Welt nicht so ausgesehen wie auf den Bildern“, begann ich, „aber ich fand sie trotzdem wunderschön.“
Ich hatte meinem Enkel bestimmt schon hundertmal erzählt, wie es früher war, aber er war so neugierig, dass er immer wieder fragte. Und so erzählte ich ihm erneut von all den Dingen, die man schon längst nicht mehr kannte. Und noch immer hoffte ich darauf, es ihm irgendwann tatsächlich zeigen zu können. Ich hoffte auf ein Wiedersehen mit meiner geliebten Erde.
Es war eine Art Gras, die den meisten Leuten merkwürdig vorgekommen wäre, denn sie war nicht einfach grün, sondern strahlte vielmehr in allen möglichen Farben, und keine Farbe eines Halms war genauso wie die eines anderen. Außerdem waren alle Halme unterschiedlich groß: Manche von ihnen standen dem kleinen Kind auf der Wiese bis zum Knöchel, andere reichten bis zu seinem Knie und manche waren so kurz, dass sie nicht einmal bis zu einem Viertel der Höhe seines kleinen Zehs aufragten.
Die Wiese erstreckte sich schier endlos und gäbe es nicht die ebenfalls bunten und verschieden großen Hügel im Blickfeld, so hätte eine scharfsichtige Person erkannt, dass es auch in der fernsten Ferne keine Krümmung wie bei einem Planeten gab.
Das Kind, das auf der Wiese stand, sah hinauf zur strahlenden Sonne, die nach Belieben Form und Farbe wechselte. Eine dunkelblaue Wolke schob sich kurz vor sie, wurde dann hellgrün und verstreute schließlich ihre Substanz in alle Himmelsrichtungen.
Das Kind beugte sich hinunter, streckte seine Hände aus und schloss vorsichtig mit seinen zwei Zeigefingern einen Grashalm ein, rupfte ihn heraus und besah ihn sich eingehend. Langsam verdorrte der Grashalm, zerfiel zu Staub und rieselte zu Boden. Aus der Stelle, wo er gestanden hatte, spross eine Blume hervor, mit einem fünfzackigen orangeroten Blütenblatt. Das Kind gestattete sich ein Lächeln, dann wurde seine Miene wieder ausdruckslos.
Plötzlich fing der Boden an zu wackeln. Das Kind war für einen Moment verwirrt; ein Erdbeben konnte zwar durchaus hier passieren, doch es fühlte sich anders an als sonst. Und mit einem Mal tat sich die Erde ein paar Meter vom Kind entfernt auf, und ein Mann schoss daraus hervor, zwei Meter in die Luft. Die Erde schloss sich unter ihm und er fiel hinunter, landete unsanft auf seinem Rücken.
Der Aufprall hätte wohl die Luft aus jedem Menschen herausgepresst und ihn nach Luft schnappen lassen, doch der Mann stand ohne nach Atem zu ringen und ohne erkennbare Verletzung einfach wieder auf, denn an diesem Ort gab es ja ohnehin keine Luft, und der Mann war auch kein wirklicher Mann mehr. Er klopfte sich ein wenig der Erde ab, die hinunterfiel und das bunte Gras beschmutzte.
„Hi“, sagte der Mann zum Kind. „Ich glaube, ich suche dich.“
„Du solltest nicht hier sein“, sagte das Kind. „Nichts sollte hier sein.“
„Tja, tut mir leid, es ist aber dringend“, sagte der Mann. „Moment, wie reden wir überhaupt?“ Er tastete sich ab. „Ich atme nicht. Interessant.“
„Atmen?“, fragte das Kind. „Ich weiß nicht, was Atmen ist.“
„Äh, ja, kann ich mir denken. Aber du bist die Person, die ich suche, oder?“
„Person?“
„Das alles hier ist … das ist der Ursprung, oder? Das Nichts?“
„Nichts“, wiederholte das Kind.
„A nihilo nihil fit“, murmelte der Mann. „Jemand sollte den Philosophen sagen, dass sie falsch lagen.“
„Was willst du hier?“, fragte das Kind und wiederholte dann, was es vorhin schon gesagt hatte: „Nichts sollte hier sein.“
„Du bist doch hier“, erwiderte der Mann.
„Ich bin nichts.“
„Das Nichts, aus dem alles wird.“
„Alles wird nichts“, sagte das Kind.
„Ja, was das betrifft“, sagte der Mann, „ich würde gerne mit dir darüber reden.“
„Worüber?“
„Dass du nicht alles zu Nichts werden lässt.“
„Es ist bereits alles nichts.“
„Ja, richtig. Aber nicht wirklich, oder? Am Ende Asche zu Asche, Staub zu Staub, schon klar, aber davor? Aus dem Nichts entsteht etwas.“
„Es kehrt immer zum Nichts zurück.“
„Ja“, sagte der Mann, und er wurde allmählich ungeduldig. „Und was wäre, wenn es einfach nicht mehr zurückkehrt?“
„Das ist nicht möglich.“
„Mein Universum stirbt“, sagte der Mann. „Es muss möglich sein, das aufzuhalten.“
„Alles ist nichts“, erwiderte das Kind erneut, die Miene ausdruckslos.
Der Mann fiel auf die Knie. „Hör zu … Gott oder wie auch immer ich dich nennen soll …“
„Ich bin Nichts.“
„Nichts, okay“, sagte der Mann. „Ich bitte dich, ich flehe dich an, mein Universum nicht sterben zu lassen.“
„Jeder Grashalm muss irgendwann verdorren. An seiner Stelle wächst eine Blume. Wenn die Blume vertrocknet, wächst ein Kaktus. Wenn der Kaktus fällt, wächst ein Baum, und dann wieder etwas anderes.“
Der Mann stand auf. „Du weigerst dich also, uns zu helfen?“
„Ich weigere mich nicht. Ich kann nicht.“ Das Kind schloss kurz die Augen. „In deinem Universum ziehen Massen andere Massen an. Du kannst das nicht ändern, und genauso wenig kann ich verhindern, dass die Grashalme austrocknen.“
„Das werden wir sehen“, sagte der Mann, und machte einen Schritt auf das Kind zu, das vollkommen ruhig stehenblieb. Es empfand keine Angst.
„Ich bin nicht einfach hierhin gesprungen“, sagte der Mann. „Ich wurde transformiert. Ich weiß nicht, was das alles hier ist, aber …“ Er packte das Kind am Arm. „Ich kann dich berühren.“
Das Kind zuckte nicht zurück, als der Mann es griff. Es stand nur ruhig da und sah auf die Hand des Mannes, die seinen Arm umklammert hielt.
Der Mann beugte sich vor. „Und noch etwas“, flüsterte er. „Ich bin nur der Späher.“
Der Boden fing wieder an zu wackeln, viel stärker als zuvor, und eine Flut von Menschen und anderen Wesen brach hervor, fiel erst in die Luft und dann auf das bunte Gras, und sie alle rappelten sich auf und kreisten das Kind ein, achtlos über das bunte Gras trampelnd.
Bevor es irgendetwas tun konnte, stürzten sich alle auf das Kind, rissen es zu Boden, packten es an Armen, Beinen, Haaren und zerrten an ihm herum. Und noch immer bebte der Boden und spuckte neue Kreaturen aus, ein nicht enden wollender Strom an Lebewesen, der die endlosen Weiten der bunten Ebene zu füllen drohte und das Kind wie unter einer riesigen Pyramide aus Körpern, Armen, Beinen, Tentakeln und allen anderen erdenklichen Körperteilen begrub, um es für immer festzuhalten.
„Du wirst das alles stoppen“, zischte die Stimme des Mannes – oder war es nur jemand, der so aussah und klang wie er? – dem Kind ins Ohr. „Oder wir werden deine Macht nehmen und es selbst tun.“
Das Kind reagierte zunächst nicht. Es lag nur auf dem Boden, das Gesicht in das Gras und die darunter liegende Erde gepresst. Nun brachen auch Hände aus der Erde hervor, griffen es und zerrten, als wollten sie es durch das Erdreich wegziehen, und es schien nur eine Frage der Zeit, bis das Kind von diesen Kräften zerrissen würde.
Schließlich schloss das Kind die Augen und sagte ruhig: „Ihr werdet dadurch alles vernichten.“
„Wir werden die Welten retten.“
„Ich gab euch eure Welten wie allen vor und nach euch“, sagte das Kind. „Ihr werdet nur erreichen, dass gar nichts mehr wird.“ Das Kind stützte die Arme auf den Boden und stemmte sich hoch. Die überraschten Lebewesen purzelten von ihm herunter. „Und das werde ich nicht zulassen.“
Die Erde brach wieder auf, und kristallene Gebilde, die wie Wurzeln aussahen, schlangen sich um alle Lebewesen und zogen sie unter Schreien hinunter in die Erde. Nachdem das letzte Wesen fort war, verschlossen sich die Risse, und es trat Stille ein.
Das Kind stand einen Moment da, dann fiel es auf die Knie. Im nächsten Augenblick verpuffte die Sonne zu düsteren roten Wolken, und bald ging ein lilafarbener Regen auf das Kind hernieder, der die Tränen aus seinem Gesicht wusch.
„Ist das jetzt das Ende?“, fragte Flynn. „Ich denke schon“, antwortete ihm Yvonne. Beide blickten gebannt auf das Mosaik am Horizont. Die neuen Wolken legten sich langsam über das Gesicht der Erde, wie eine kuschelige Decke. Bald würde die Welt wieder anfangen zu träumen. „Ich werde müde, gehen wir?“, fragte Yvonne. Flynn blickte noch einmal den nunmehr dunkelbraun gewordenen Himmel über ihnen an. „Ich dachte echt, diesmal hätten wir es geschafft“, murmelte er enttäuscht. Yvonne klopfte Flynn auf die Schulter. „Beim nächsten mal“, versicherte sie. „Simulation Nummer tausendzwei sollte das Problem mit den Menschen diesmal lösen. Aber nicht mehr heute.“
Die Welt war kalt und leer. Nur ein riesiger Felsbrocken, der im All schwebte. Irgendwo war Wasser, doch nicht an diesem Ort. Hier war nur eine riesige Wüste, die von den Sternen beleuchtet wurde. Würde hier etwas leben, würde es ein Meer aus weißen Punkten bestaunen können, welche die Wüste in silbernem Licht erstrahlen ließen. Bald würde ein neuer Tag beginnen und die Sonne würde noch mehr Licht spenden. So wie jeden Tag. Manchmal war es sehr warm und manchmal war es so kalt, dass es schneite und die braune Ödnis komplett weiß wurde. Manchmal regnete es und Blitze krachten auf die Erde. So ging es über viele Jahrhunderte, bis eines Nachts ein grünes Licht über der braunen Erde aufleuchtete. Eine grüne Kugel schwebte eine Weile regungslos über dem Boden. Plötzlich fiel etwas heraus und die Kugel verschwand mit einem kurzen zischen.
Zurück blieb ein Ei. Dann passierte erneut eine Weile nichts. Die Tage vergingen und das Ei rührte sich nicht. Aus Tagen wurden Wochen. Dann Monate und schließlich Jahre. Bis irgendwann die ersten Gräser wuchsen und die ersten Lebewesen kamen. Sie waren sehr klein. Viel kleiner als das Ei. Die Wesen krabbelten neugierig umher und betrachteten die Einöde, die sich Jenseits des Grüns erstreckte. Schließlich schlüpfte das Ei. Ein grünes Wesen öffnete seine Augen und erblickte die helle Sonne. Es verließ das Ei und krabbelte durch das frische Gras. Es gab bereits kleine Büsche, an denen Beeren wuchsen. Während das Wesen aß, sah es sich um. Überall war es grün. Kleine Wesen liefen durch das Gras oder flogen umher, doch keines hatte seine Größe. Das grüne Wesen hatte Fühler am Kopf und Flügel. In ferner Zukunft würde es Celebi genannt werden. Vorsichtig unternahm es erste Flugversuche. Nach einer Weile sauste es summend über die Wiese und flog über Büschen hinweg. Irgendwann landetet es erschöpft und machte eine Pause.
Traurigkeit überkam das Wesen. Bis auf die kleinen Wesen, die um einiges kleiner waren als es selbst, war es allein. Celebi flog wieder los und machte sich auf die Suche. Irgendwo musste es mehr Wesen geben, die so waren wie es selbst. Celebi legte an Geschwindigkeit zu und bemerkte grüne Lichtstrahlen vorbeisausen. Doch als das Wesen anhielt, waren sie verschwunden. Celebi gab erneut Gas und die Strahlen kamen zurück. Plötzlich war vor Celebi eine riesige Wand. Es prallte dagegen und landete auf dem Boden. Celebi rieb sich den Kopf und richtete sich auf.
Vor sich das Wesen einen Baum. Er war sehr groß und wurde von Vögeln bewohnt. Doch es waren keine kleinen Wesen mehr. Diesmal waren sie riesig. Und die Bäume gegen die Celebi geflogen war, waren plötzlich überall. Neugierig flog Celebi nach oben, wo es von einem riesigen Vogel erspäht wurde. Dieser bleckte die Zähne und sauste herab. Erschrocken flog Celebi davon.
Die grünen Strahlen wirkten wie ein Pfad. Celebi sah unter sich weitere Bäume wachsen und riesige Kreaturen mit langen Hälsen, die in den Baumkronen nach Nahrung suchten. Celebi sah zurück. Der große Vogel war fort. Das Wesen flog weiter und merkte, dass sich die Welt unten veränderte. So viele Wesen die in hoher Geschwindigkeit über die Erde rasten. Bäume die fielen und Bäume die neu heranwuchsen. Irgendwann floss Wasser über den Boden und ein Fluss entstand. Celebi sah neue Wesen. Große braune Echsen die Felsen zu kauen schienen. Kleine blaue, die ihre Köpfe aneinander rammten, um sich miteinander zu messen. Über eine Ebene lief eine Gruppe breiter Wesen, dessen Kopf einem Schild ähnelte.
Celebi folgte wieder dem grünen Pfad, bis plötzlich etwas Großes vom Himmel fiel. Ihm folgte eine gewaltige Explosion und eine riesige Staubwolke breitete sich aus. Celebi hielt sich die Hände vor das Gesicht. Doch der Staub schien das Wesen zu ignorieren. Es war sicher in einer grünen Kugel und raste mutig voran. Der Staubwelle folgten starke Unwetter. Blitze, Stürme und Ascheregen. Als die Welt sich wieder beruhigte war alles still. Celebi sank erschöpft in den Staub und weinte. Von dem, was das Wesen bisher gesehen hatte, war nichts mehr übrig. Alles schien von einer Schicht Asche bedeckt zu sein. Kein Laut war zu hören und nichts Lebendiges schien mehr zu existieren. Celebi fragte sich, ob dies das Ende sei.
Gab es nach diesem Punkt nichts mehr? War die Welt untergegangen? Tränen fielen auf die Asche. Plötzlich schien dort etwas Grünes aufzublitzen. Celebi wühlte mit den Händen auf dem Boden und entdeckte Gras. Es ragte nur knapp aus dem Boden, aber es war da.
Eine neue Hoffnung machte sich in dem Wesen breit. Es flog erneut los und ließ die grünen Strahlen aufleuchten. Das Gras sprießte und neue Büsche und Bäume wuchsen heran. Jubelnd flog Celebi zwischen den Bäumen umher und sah neue Wesen heranwachsen. Sie hatten die unterschiedlichsten Farben und Formen. Genau wie die Pflanzen, die überall wuchsen. Freudig flog Celebi über eine Blumenwiese und genoss ihren Duft.
Die Jahreszeiten wechselten sich erneut ab, während Celebi weiter durch die Welt flog. Celebi sah tote Wesen und Neugeborene. Es sah Wälder brennen und Bäume wachsen. Neugierig sauste das Wesen durch die Zeit.
Tausende von Jahren würden vergehen bis die ersten Menschen auf die Welt kommen würden. Irgendwann würden sie all diese Wesen Pokémon nennen. Sie würden die Spuren jener Wesen finden, die zuerst auf der Erde wandelten. Und sie würden einen Schrein errichten zu Ehren jenes Wesens, dass Vergangenheit und Zukunft kennt und nur in Friedenszeiten erscheint. Es verabscheut Gewalt und Tod. Doch es weiß, dass dadurch neues entsteht. Und so fliegt das Wesen weiter durch die Zeit. Immer auf der Suche und mit ungewissem Ziel. Irgendwann wird es mehr Celebi finden. Irgendwo in der Ewigkeit.
ELIM_inator Asteria Bastet Bonnie Caroit Cassandra Cattléya Voltobal Cosi Dreykopff Dusk Evoli-Girl Evoluna Faolin Frechdachs Gray Ninja Jefi Jiang Vany SpeciesSaladMallory Liu HoppouChan Isamu_17 hufe_di Saiko Musicmelon Nexy Willi00 PokéExpertin Sawyer #shiprekt Silence Thrawn Yasuna Raichu-chan Tragosso Webu Johnson Evo Lee Mandelev Project Mew Ponk Ben Mipha effizient Schachteel Mr. Ultracool Neochu PokeViper Aria* Vix @Olynien Onel Zujuki Andris