Liebe Lyrikbegeisterte,
Gedichte sind Ausdruck von Fantasie und Emotionen und treten daher so vielfältig auf wie ihre Dichter:innen. Doch bestimmte, wiederkehrende Merkmale dieser literarischen Form lassen sich zu konkreten Mustern und Überbegriffen zusammenfassen, die wir euch hier vorstellen möchten. In diesem Thema findet ihr eine Übersicht zu den (auf dem BisaBoard) verbreiteten Gedichtarten, bestehend aus einer Erläuterung der jeweiligen Eigenschaften sowie einem zugehörigen Beispiel.
Falls ihr Fragen zu einer der aufgelisteten Formen habt, dürft ihr diese gern im Thema stellen. Auch zusätzliche Gedichtarten, die bisher nicht aufgeführt wurden, können hier präsentiert werden. Ihr möchtet gern selbst ein Gedicht schreiben? Dann schaut mal ins Sammelthema für Einzelwerke oder eröffnet sogar eine eigene Sammlung im FF-Bereich. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Das Absurdarium ist ein für den NPM 2021 entwickeltes Scherzgedicht, welches aus einer einzigen Strophe besteht. Beim NPM 2022 wurde eine alternative Form eingeführt.
Version 2021
Die Anzahl der Verse des Absurdariums richtet sich nach der Anzahl der Silben im ersten Vers. Dieser muss jedoch mindestens vier Silben lang sein. Liegt im ersten Vers eine ungerade Anzahl an Silben vor, so wird jedes vierte Wort im Gedicht fett gedruckt. Bei einer geraden Silbenzahl ist stattdessen Kursivschrift zu verwenden. Werden im ersten Vers mehr als zwanzig Silben verwendet, gilt beides. Zusätzlich wird in jedem Fall jeder Vers in einer eigenen Farbe dargestellt. Der Titel des Gedichtes ergibt sich aus dem ersten Wort des Verses mit der objektiv schönsten Farbe.
Mindestens drei Verse des Gedichtes müssen zudem in der lyrischsten aller Schriftarten, Comic Sans, dargestellt werden. Hierbei muss beachtet werden, dass es sich unter keinen Umständen um Verse in grüner Farbe handeln darf! Das wäre ja auch völlig albern. Verse, die in Comic Sans dargestellt sind, müssen sich außerdem reimen. Mit anderen Schriftarten kann zusätzlich experimentiert werden. Häufig tauchen in einem Absurdarium auch ganze Verse auf, die in einer Fantasiesprache verfasst sind.
Version 2022
Die Anzahl der Verse des Absurdariums richtet sich nach der Anzahl der Buchstaben des längsten Worts im ersten Vers. Liegt im ersten Vers eine gerade Anzahl an Worten vor, so wird im gesamten Gedicht jedes Wort ohne den Buchstaben E fett markiert. Bei einer ungeraden Anzahl an Worten im ersten Vers wird im gesamten Gedicht jedes Wort mit dem Buchstaben A unterstrichen. Besteht der erste Vers aus zehn oder mehr Wörtern, so gilt beides. Zusätzlich wird in jedem Fall jeder Vers in einer eigenen Farbe dargestellt. Der Vers in der objektiv schönsten Farbe wird in Schriftgröße 12 hervorgehoben.
Mindestens drei Verse des Gedichtes müssen ferner in der lyrischsten aller Schriftarten, Comic Sans, dargestellt werden. Hierbei muss beachtet werden, dass es sich unter keinen Umständen um Verse in blauer Farbe handeln darf! Das wäre ja auch völlig albern. Verse, die in Comic Sans dargestellt sind, müssen sich außerdem reimen. Mit anderen Schriftarten kann zusätzlich experimentiert werden. Als Titel wird ein Smiley verwendet, der in möglichst großem Kontrast zum Inhalt des Gedichts steht.
Inhaltlich dreht sich ein Absurdarium oft um das Thema Chaos oder Spaß. Häufig tauchen auch ganze Verse auf, die in einer Fantasiesprache verfasst sind. Reimschema und Metrum sind frei wählbar. Natürlich ist es aber auch möglich, eine ganze eigene Version des Absurdariums zu erfinden. ^-^
Alles anzeigenNehmet die Blume und dann legt sie hinein
In euer Auge, denn warum auch nicht?
Der Fluch aller Freuden, unfassbar gemein
Hält Gericht über die Birkenrinde
Und Tanz soll nur in Wasserluft sein
Fraxt niel dür klopiga brimel?
Beim Akrostichon handelt es sich um ein Gedicht, bei dem die Anfangsbuchstaben der Verse zusammen einen bestimmten Sinn ergeben. Das kann ein einfaches Wort wie ein Name sein oder aber auch ein ganzer Satz. Dabei folgt das Akrostichon weiter keinen besonderen formalen Vorgaben in Bezug auf Metrum oder Reime. Allerdings sind Akrosticha neben einer - inzwischen nicht mehr ganz so - geheimen Möglichkeit zur Botschaftenvermittlung auch als Eselsbrücken beliebt, und gerade für das Merken von Letzteren ist ein Reim oft hilfreich.
Ein Spezialfall des Akrostichons ist der sogenannte Abecedarius, bei dem, wie der Name schon vermuten lässt, die Anfangsbuchstaben der Verse das Alphabet bilden.
Alles anzeigenVoller Sehnsucht warte ich
Erwartungsvoll im Sonnenschein
Rosenblätter nur für dich
Liebe ist das wahre Sein
Irgendwann seh'n wir uns wieder
Ein zartes Herz schlägt wild und frei
Bebildert Stunden, lange Lieder
Tage ziehen schnell vorbei
Die Ballade ist ein mehrstrophiges, erzählendes Gedicht. Sie vereint die drei literarischen Gattungen Lyrik, Epik und Dramatik in sich. Formal zeigt die Ballade sich als Gedicht, erzählt jedoch eine Geschichte und enthält oftmals Dialoge mehrerer Sprecher:innen. Die behandelten Themen von Balladen sind unterschiedlich, jedoch besitzen sie meistens eine Pointe in der Handlung. Das Reimschema und Metrum einer Ballade sind nicht festgelegt, aber im Normalfall regelmäßig.
Ursprünglich kommt die Ballade aus der inzwischen kaum noch verbreiteten okzitansichen Sprache. Damals war sie eine Form des Tanzliedes, wurde jedoch im 18. Jahrhundert durch die deutschsprachigen Literaten zu der Gedichtform, die wir heute als Ballade kennen.
Alles anzeigenDrachenleuchten
’S ist vor langer Zeit geschehen,
nicht bezeugt, muss ich gestehen,
doch ein Mythos, der sich windet
um der Drachenhöhle Macht.
Jeder Mensch, der dort verschwindet,
der sich in die Höhle traut,
der wird niemals mehr gesehen,
niemals mehr ein Mensch ihn findet,
nie mehr er das Licht anschaut.
Sie schenkt ihm ewige Nacht.
Dort, im Hort des Weltzerstörers,
dort, im Schatten des Entführers,
finden sich gar tausend Seelen,
in Unendlichkeit verdammt.
Selbst der Berg kann’s nicht verhehlen,
Unheil, das geschehen wird
in der Höhle des Zerstörers,
der wird jede Seele stehlen,
die sich auf den Berg verirrt.
Aus dem Abgrund er entstammt.
Doch der jugendliche Geiste
nachzudenken sich erdreiste
nur im selt’nen Zweifelsfalle,
ist doch Hochmut stärkster Trieb.
Und so sieht der Jüngling alle
Warnungen vor’m Drachentor,
ignoriert davon das meiste,
glaubt nicht, dass er es bezahle,
steigt auf jenen Berg empor,
fürchtet mehr, als es ihm lieb.
Und nun, über Stöcke, Steine,
steigt er und nutzt jede kleine
Möglichkeit, sich selbst zu loben
für die große Tapferkeit.
Fürchtet sich vor dem, was oben
auf ihn wartet, zeigt’s doch nicht,
weiß, dass, wenn er jetzt noch weine,
er zur Seite wird geschoben
und darf niemals steh’n im Licht.
Ewig wär’ die Dunkelheit.
Stehend vor dem Tor des Drachen,
der spuckt Flammen aus dem Rachen,
aus dem einen, dann aus beiden,
nein, sogar aus allen drei’n,
schreit er: »’S war ein Weg voll Leiden,
doch nun ist dein Henker hier!«
Doch es nützt nichts, als entfachen
dieses Untiers nicht bescheiden
große Wut und lodernd’ Gier.
Und der Mensch fängt an zu schrei’n.
Trotzdem zieht er nun sein Schwerte,
das schon vieler Blut begehrte,
traut sich kaum, den anzuschauen,
den er seinen Gegner nennt.
Doch das Untier, pures Grauen,
kennt nun keine Grenzen mehr.
Mut zur Torheit es verkehrte,
greift nach ihm mit Mäulern, Klauen,
giert nach seinem Blut so sehr.
Und der Mensch die Furcht erkennt.
Schrei voll Angst — die Nacht erzittert
Schrei voll Angst — Verzweiflung siegt
Schrei voll Angst — den Tod gewittert
Todesschrei — und er versiegt.
Auf dem Berg kehrt ein die Stille,
wie es ist des Biestes Wille,
und so ziert nun seine Bleibe
frischen Blutes frisches Rot.
Letzte Knochen es zerreibe
in dem letzten Schein der Nacht,
die sein Treiben noch verhülle
unter fahlen Mondes Scheibe.
Unbezwungen seine Macht.
Herr der Nacht, Trikephalo.
Ein Couplet ist ein einfaches, aus lediglich zwei Versen bestehendes Gedicht. Die beiden Verse reimen sich für gewöhnlich, wobei hier den Paarreim zu empfehlen ist, da Kreuzreim und umarmender Reim bei nur zwei Versen für gewöhnlich etwas schwierig sind. Eine alternative Möglichkeit ist ein Binnenreim, ein Reim innerhalb eines Verses.
die zeit.
und ich nehme mir zeit für dich,doch du hast keine zeit für mich.
Elfchen bestehen, wie der Name es verrät, immer aus elf Wörtern. Diese verteilen sich auf insgesamt 5 Verse nach dem Schema 1-2-3-4-1. Man fügt also mit jedem Vers ein Wort hinzu, und der letzte Vers schließt mit einem einzelnen Wort ab. Reime oder Metrum müssen in diesem unkomplizierten Gedicht nicht vorhanden sein.
Gedanken,
sie umwabern
deinen Kopf gänzlich.
An nichts denken können,
unmöglich.
Die Fatrasie gehört, wie man bei dieser Bezeichnung bereits vermuten kann, zur sogenannten Unsinnslyrik und ist tatsächlich eine relativ alte Gedichtsform - sie existiert seit dem 13. Jahrhundert und wurde in Frankreich erfunden. Ironischerweise ist sie durch eine strenge Form definiert: Eine Fatrasie besteht für gewöhnlich aus elf Versen, wobei die ersten sechs Verse fünf, die letzten fünf Verse hingegen fünf bis sieben Silben haben. Auch das Reimschema folgt einem eindeutigen Muster:
a-a-b-a-a-b
b-a-b-a-b
Es gibt also nur zwei Reime. Man könnte nun vielleicht denken, dass so viele passende Reimwörter zu finden sehr schwierig ist, aber hier kommt die einzige inhaltliche Forderung ins Spiel: Denn das Gedicht soll möglichst unsinnig, irrational und absurd sein. Das heißt also, dass es gerade kein Problem ist, wenn ein Reim sich vielleicht forciert anhört oder inhaltlich gar nicht an die Stelle passt. Man darf munter Absurditäten aneinanderreihen, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen. Das Metrum ist bei der Fatrasie im Übrigen meist freigestellt.
Alles anzeigenDies ist Fantasie!
Ah, mir schmerzt mein Knie!
Was soll ich machen?
Und wer ist denn sie?
Wahnsinn? Doch Genie?
Ich muss jetzt lachen!
Was mache ich für Sachen?Sowas geschieht sonst nie!
Die Vernunft muss erwachen!
Sonst ruft die Psychiatrie!
Und ich werde zerkrachen!
Die sogenannten Figurengedichte sind eine Spielart der Konkreten Poesie, bei der die Wörter so angeordnet werden, dass ihre optische Form an den zentralen Gegenstand erinnert, von dem das Gedicht handelt. In Figurengedichten ist also für das Erfassen der zentralen Aussage weniger die Bedeutung der verwendeten Worte entscheidend, sondern vielmehr deren visuelle Anordnung und die Gestaltung des Gedichts, wodurch auch ein eher ironischer Ton entstehen kann, aber nicht muss. Metrum oder Reime spielen insofern ebenfalls meist keine oder eben nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Die Möglichkeiten des Editors hier im Forum schränken mitunter in der Gestaltung ein oder führen dazu, dass die Gestaltung sehr aufwendig ist. Es ist daher möglicherweise leichter, das Gedicht auf anderem Weg zu gestalten und dann über die Dateianhangsfunktion in einem Beitrag hochzuladen.
Alles anzeigenDer Baum
Ich
stehe
niemals
still, niemals
Meine Richtung:
Immer zum Himmel
Ich trage viele tote Stellen
und war noch nie lebendiger
Sollte ich je fallen, bin ich Zeuge:
ich bin
immer
noch
hier
Das Fünfchen ist eine einfache, scherzhafte Gedichtform ähnlich eines Elfchens, die bei einem NPM-Chatabend von Tragosso erfunden wurde. Wie der Name sagt, bestehen Fünfchen aus fünf Wörtern. Diese verteilen sich auf drei Verse, wobei der erste zwei, der zweite ein und der dritte Vers zwei Wörter enthält. Das Metrum und das Reimschema sind frei wählbar. Aufgrund ihrer Kürze werden oft mehrere Fünfchen zu einer Kette zusammengefasst.
Alles anzeigenDein Lachen
Traurig
Lächle glücklicher
Leicht gesagtdoch
schwer umsetzbar
Hoffnung habenund
Glauben können
Versuch nochmalbitte
nur lächeln
Zartes LächelnDa!
Schon besser.
Bei der Glosse denken wohl die meisten zuerst an eine humoristische journalistische Textsorte und nicht an Lyrik, aber es gibt auch eine Gedichtform, die so heißt: Bei einer Glosse genannt, geht es darum, ein bereits bestehendes Gedicht oder eine Strophe aus einem bereits bestehenden Gedicht zu nehmen und um dessen bzw. deren Verse herum ein neues Gedicht zu schreiben. Dieses neue Gedicht kann dabei das Originalgedicht parodieren, ergänzen, darauf antworten oder einfach noch einmal neu interpretieren - in der inhaltlichen Hinsicht ist man relativ frei.
Was die Form angeht, so wird bei einer Glosse zunächst immer das Originalgedicht - meistens eine Quartine, also ein Vierzeiler - vorangestellt und daran anschließend um jeden Vers des lyrischen Werks, das man aufgreift, eine Strophe gebaut, die mit dem jeweiligen Vers aus dem Originalgedicht endet. Zu einem vierzeiligen Gedicht würde man also vier Strophen schreiben, wobei die erste Strophe mit dem ersten Vers des Originalgedichts endet, die zweite mit dem zweiten und immer so weiter. Des Weiteren handelt es sich bei den Strophen einer Glosse um sogenannte Dezimen, also Strophen mit zehn Versen, die in diesem Fall für gewöhnlich achtsilbig sind. Diese folgen dann auch meist dem Reimschema der Dezime, also a-b-a-b-a-c-c-d-d-c - wobei man hier im jeweils letzten Vers einer Strophe auch mal mit diesem Schema brechen kann, da es sich bei dieser ja um ein Zitat aus dem Originalgedicht handelt und sich dieses dahingehend nicht immer sauber einfügen lässt, sodass man also effektiv etwas wie a-b-a-b-a-c-c-d-d-e hätte. Das Metrum lässt man sich in der Regel vom Originalgedicht vorgeben, kann es aber auch selbst wählen.
Alles anzeigen生き残った
Dt: "überlebt"
Ein zartes Blatt im Mondenschein,Ein weißes Licht am Ende des Tunnels.
Dunkelheit schwebt überm LandEs verklingen Totenlieder
Alle starren hoch gebannt
Kehrt es nun wohl nie mehr wieder,
All das, was wir einst gekannt?
Stille kehrt allmählich ein
Soll dies schon das Ende sein?
Doch ein ein letzter Widerstand
Aus der Asche sich entwandt'
Ein zartes Blatt im Mondenschein
Niemand weiß so wirklich wieStrahlt aus längst verdorrten Reben
Noch ein letzter Hauch Magie
Träume für ein neues Leben
Eine leise Fantasie
Längst mehr als ein kleiner Stummel,
Freude schafft den reinsten Rummel
Sterne glitzern weit entfernt
So wie wir es einst gelernt
Ein weißes Licht am Ende des Tunnels.
Ein Haiku ist ein Gedicht, das aus drei Versen besteht, wobei der erste davon fünf, der zweite sieben und der dritte wieder fünf Silben hat. Das Haiku kommt ursprünglich aus Japan und gilt als die kürzeste Gedichtform der Welt; es muss sich nicht unbedingt reimen und wird auch gerne als Scherzgedicht verwendet, während es sich aber natürlich auch ernsteren Themen widmen kann.
Was ist geschehen
Alles ist voller Schafe
Rette sich wer kann
Der Limerick gehört zu den eher scherzhaft gemeinten Gedichten. Formell ist er relativ klar definiert: Ein Limerick besteht aus fünf Zeilen, die dem Reimschema a-a-b-b-a und einem idealerweise regelmäßigen Metrum folgen. Die jeweiligen Verse unterliegen dabei selbst noch ungefähren inhaltlichen Regeln - der erste Vers gibt meist einen Herkunftsort oder eine Beschaffenheit einer Person an, der zweite folgt dann mit einer genaueren Beschreibung des Zustands dieser Person. Darauf folgen zwei kurze Verse, die den vorherigen Teil des Gedichts oberflächlich logisch, aber letztlich doch absurd fortsetzen; nicht selten wird ihr Inhalt einfach zufällig bestimmt, indem man willkürlich zwei passende Reimwörter auswählt und sie in den Versen dann irgendwie zusammensetzt. Der fünfte Vers schlussendlich enthält oft eine Art abschließendes Urteil über die Person oder ihre Situation. Zu beachten ist hierbei außerdem, dass Verse mit dem gleichen Reim auch die gleiche Länge aufweisen sollten, wobei - wie eben schon angedeutet - der dritte und vierte Vers in der Regel kürzer sind als die anderen drei Verse.
Es war einmal ein kleiner Wicht,
der hatte einen Termin bei Gericht.
Wollt' anstatt sich verteidigen,
den Richter beleidigen.
Den Prozess gewann er dann nicht.
Die lateinische Paarreimstrophe besteht aus einer Strophe mit vier Versen, welche dem Namen entsprechend Paarreime bilden. Die einzelnen Verse bestehen dabei aus jeweils acht Silben und als Metrum wird der Jambus (unbetonte und betonte Silben wechseln sich ab, wobei der Vers mit einer unbetonten Silbe beginnt) verwendet.
Der Ursprung dieser Form geht auf die lateinische geistliche Hymnendichtung des frühen Mittelalters zurück, welche sich wiederum an der Spätantike, vor allem an den Hymnen des Ambrosius von Mailand, orientierte. Aus diesem Grund kann die Paarreimstrophe auch als ambrosianische Hymnenstrophe betitelt werden.
Wahl?
Die grüne Katze im LaborLäuft forsch zur Trainerin hervor
Und stupst sie zart, doch fordernd an,
Damit die Reise starten kann!
Das Pantun ist eine Gedichtform, die ursprünglich aus der malaiischen Sprache stammt, aber seit dem 19. Jahrhundert auch in diversen europäischen Ländern gedichtet wurde. Das Prinzip eines Pantuns ist im Grunde recht simpel, denn es besteht aus beliebig vielen Strophen, die einen Kreuzreim aufweisen müssen. Eine Besonderheit ist hier allerdings, dass immer der zweite und vierte Vers einer Strophe in der nächsten Strophe als erster und dritter Vers wiederholt werden müssen. In der letzten Strophe des Gedichts wiederum wird der dritte Vers der ersten Strophe des Gedichts zum zweiten und der erste Vers zum letzten - manchmal wird das aber auch vertauscht, sodass der dritte Vers der ersten Strophe zum letzten wird und der erste Vers von Strophe eins zum zweiten Vers der letzten Strophe. Ein Pantun aus vier Strophen folgt dann beispielsweise folgendem Schema:
A1-B1-A2-B2
B1-C1-B2-C2
C1-D1-C2-D2
D1-A2-D2-A1
Gleiche Buchstaben stehen hier für Reime, verbunden mit derselben Zahl stehen sie für den exakt selben Vers.
Alles anzeigenGeisterstunde
Hör, wie fern die Turmuhr schlägtZu herbstlich mitternachter Stund'
Wenn Schatten sich in Gassen regt
Und Grau verschlingt das Tagesbunt.
Zu herbstlich mitternachter Stund'Spazierst du durch die stille Stadt
Und Grau verschlingt das Tagesbunt
Das einst noch dort frohlocket hat.
Spazierst du durch die stille StadtDann ist das Leben längst gewichen
Das einst noch dort frohlocket hat.
Die Geister kommen angeschlichen.
Dann ist das Leben längst gewichenUnd du wirst ein Grauen spüren:
Die Geister kommen angeschlichen
Um dich bis 1 Uhr zu verführen.
Und du wirst ein Grauen spürenWenn Schatten sich in Gassen regt
Um dich bis 1 Uhr zu verführen -
Hör, wie fern die Turmuhr schlägt!
Die Romanzenstrophe besteht aus vier Versen, wobei sich der erste mit dem dritten und der zweite mit dem vierten Vers reimt. Das Reimschema ist also abab. Die Verse 1 und 3 sind insgesamt acht Silben lang; die Verse 2 und 4 sind sieben Silben lang. Alle Verse beginnen mit einer betonten Silbe und folgen dann konsequent dem Muster betont - unbetont. Die Verse 1 und 3 enden somit auf eine unbetonte Silbe, die Verse 2 und 4 enden auf eine betonte Silbe.
Von oben eine Plage
Von unten meist ein Spaß
Im Glas hält es die Waage
Notwendig für das Gras
Ein Rondel, in einer Variation auch Rondeau genannt, besteht aus drei Strophen und insgesamt 13 bis 15 Versen mit einem strengen Reimschema. Gemeinsam ist allen Formen, dass sie nur zwei Reime enthalten.
Beim 13-zeiligen Rondel bestehen die ersten beiden Strophen aus jeweils vier Versen. In der ersten Strophe findet man einen umarmenden Reim vor, in der zweiten hingegen einen Kreuzreim. Weiterhin werden Vers 1 und 2 als Vers 7 und 8 wiederholt.
Die letzte Strophe besteht aus fünf Versen: einem umarmenden Reim sowie einer Wiederholung von Vers 1. Das Schema lautet demnach:
A-B-b-a
a-b-A-B
a-b-b-a-A
Gleiche Großbuchstaben stehen für eine Wiederholung des Verses, gleiche Kleinbuchstaben für einen Reim.
Beim 14-zeiligen Rondel wird auch der zweite Vers, also B, am Ende wiederholt, und zwar nach Vers A.
Das 15-zeilige Rondeau besitzt ebenfalls drei Strophen, hier wird allerdings nur der Beginn des ersten Verses wiederholt. Außerdem wird vorwiegend Paareim benutzt. Das Schema lautet hier:
A-a-b-b-a
a-a-b-[erster Teil von A]
a-a-b-b-a-[erster Teil von A]
Das Rondel kommt als Gedichtform ursprünglich aus Frankreich und war dort eine Form mittelalterlicher Tanzlieder.
> 14-zeiliges Rondell
Alles anzeigenDrachenflug
Es zieht am Himmel über mirein roter Drache seine Kreise.
Die Flügel schlagen ruhig und leise,
so prachtvoll fliegt das mächt'ge Tier.
Das Firmament strahlt wie Saphir,er ziert's auf fabelhafte Weise.
Es zieht am Himmel über mir
ein roter Drache seine Kreise.
Ich frage mich: Was denkst du dir?Bist du nur wild oder gar weise?
Ich wünschte, du wärst hier bei mir,
erzähltest mir von deiner Reise.
Es zieht am Himmel über mir
ein roter Drache seine Kreise.
> Rondeau
Alles anzeigenEinmal mehr Besessener schon
Sich hoch zu Haupte sann die Kron'
Wie kecken Mut er rasch gewinnt
Auch spiegelt sich als Glückes Kind
So vielfach fordert Volkes Fron
Fern allen Leids auf gülden ThronIn Völlerei tagt Lasters Sohn
Höhnt Hunger, Armut, eisig Wind
Einmal mehr
Jäh Funken schlagen, Krieges TonZahlt Knecht dem Herren blutig Lohn
Doch Siegern Macht durch Hände rinnt
Und weil hernach sie eitel sind
Erneut des Frevels Schatten droh'n
Einmal mehr
Das Schneeballgedicht ähnelt vom Aufbau her einem Elfchen. So steht im ersten Vers ein Wort und mit jedem Vers kommt ein weiteres Wort hinzu, bis schließlich im 5. Vers 5 Wörter stehen. In den darauffolgenden Versen wird dann allerdings in jedem Vers ein Wort weniger geschrieben, sodass sich insgesamt eine Verteilung von 1-2-3-4-5-4-3-2-1 Wörtern pro Vers ergibt. In der zentrierten Ansicht ähnelt das Gedicht dann optisch einem Schneeball, woher sich auch der Name ableitet.
Alles anzeigen[Eine Zeile, die nicht zum Zitat gehört, damit man die Form besser erkennen kann, die sonst vom Avatar zerstört wird c:]
Licht
Vertrauter Ort
Hier leben Freunde
Schatten breitet sich aus
Kämpfe für deine eigene Seite
Das Licht bedrängt uns
Freunde leben hier
Bekannter Ort
Schatten
Die Sestine, welche insbesondere in Italien während des Mittelalters und der Renaissance beliebt war, ist dadurch charakterisiert, dass die in ihr verwendeten Reimwörter wiederholt werden. Dabei besteht die Sestine zunächst aus einer sechsversigen Strophe, in der besagte Reimwörter vorgestellt werden. In der nächsten Strophe wird dann das Reimwort des letzten Verses der ersten Strophe in den ersten Vers ans Ende gesetzt, das Reimwort des ersten Verses der ersten Strophe dann in den zweiten Vers der zweiten Strophe, das Reimwort des zweitletzten Verses der ersten Strophe wird im dritten Vers wieder aufgegriffen, das des zweiten Verses im vierten, das des drittletzten Verses im fünften und das dritte Reimwort im letzten. Nach dem gleichen Schema ändert sich dann auch die Reihenfolge für die dritte Strophe, die vierte, die fünfte und die sechste. An sie schließt sich ein Dreizeiler an, in dem die Reimworte (zwei pro Vers) in ihrer ursprünglichen Reihenfolge wiederholt werden. Wenn man die Reimwörter der ersten Strophe von 1 bis 6 nummeriert, ergibt sich folgendes Muster für die ersten sechs Strophen:
1-2-3-4-5-6
6-1-5-2-4-3
3-6-4-1-2-5
5-3-2-6-1-4
4-5-1-3-6-2
2-4-6-5-3-1
Daran schließt sich dann wie gesagt ein Dreizeiler an, in dem man in jedem Vers zwei Reimworte einbaut (eins in der Mitte, eins am Ende) und dabei wieder die ursprüngliche Reihenfolge 1-2-3-4-5-6 einhält. Als Metrum wird für die Sestine im Deutschen übrigens meist ein fünfhebiger Jambus verwendet.
Alles anzeigenWeltenbummler
Die höchsten Berge habe ich gesehn,
verlass’ne Dörfer tief im Tal besucht,
bin weit herumgekommen in der Welt:
Begegnungen am Weg sind ungezählt.
Reis‘ immer weiter, fühle mich zuhaus,
mein Reisekoffer ist mit Stickern bunt.
Wer aufbricht merkt: Die Menschen sind so bunt,
wie ich es in der Heimat nie gesehn.
Drum fühlte ich mich dort nicht mehr zuhaus,
hab‘ sie in all den Jahren nie besucht,
denn ich seh‘: Ihre Tage sind gezählt,
solang sie sich verschließen vor der Welt.
Stattdessen schreit‘ ich munter durch die Welt
Kann mich nie sattsehen am Kunterbunt
der Farbenspiele, die der Fluss erzählt.
Geheimnisvoll schweigt er, als könnt‘ er sehn,
wenn ich ihn in den Höhen schon gesucht,
denn wie ich reist auch er und kennt kein Haus.
Als Gast in einem festen Mauerhaus,
erklingt doch jedes Mal der Ruf der Welt
in meinem Ohr: Sie hat mich schon gesucht.
Es lockt mich die Natur, grasgrün und bunt,
als hätte ich sie lang nicht mehr gesehn
und ewig keine Kirschblüten gezählt.
Wem hab‘ ich mein Gedicht noch nicht erzählt?
Bald jedem, dem ich folge in sein Haus.
Hört zu, das alles habe ich gesehn!
Ganz fest vereint mit meiner eig’nen Welt,
die niemals Schleier war, nur immer bunt:
Die Traurigkeit hat mich noch nicht besucht.
Hab‘ ich jemals nach Weltenruhm gesucht?
Wer hört von mir und wer hat mich gezählt?
Die Lieder werden alt, die Blätter bunt.
Mir war, als wär‘ ich überall zuhaus,
doch bleibt mir niemand sonst als nur die Welt,
die mich und meine Liebe je gesehn.
Ich will noch sehn, was ich immer gesucht
Und in der Welt vor allen schon erzählt:
Führ mich nach Haus, wo alles funkelt bunt.
Das Sonett ist eine klassische Gedichtform, die man sicher noch aus der Zeit kennt, als man in der Schule Brockgedichte oder Shakespeares Lyrik analysieren musste. Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Formen von Sonetten, wobei man wohl zwei Hauptformen unterscheiden kann:
Klassisch besteht ein Sonett aus zwei Quartetten und zwei Terzetten, wobei das Reimschema in den beiden Quartetten in der Regel umarmender Reim ist; das Reimschema in den Terzetten hingegen wird immer mal wieder variiert, also ist man in diesem Teil des Gedichts für gewöhnlich relativ frei. In Bezug auf die Metrik wird meist der Jambus verwendet, entweder fünfhebig oder sechshebig (Alexandriner).
Eine ganz andere Form von Sonetten sind englische oder auch Shakespeare-Sonette: Diese bestehen aus drei Quartetten im Kreuzreim mit einem abschließenden Couplet.
Ein Sonettenkranz besteht aus 14 Sonetten und einem 15. "Meistersonett". Die Schlusszeile des ersten Sonetts entspricht hierbei der ersten Zeile des zweiten Sonetts, die Schlusszeile des zweiten Sonetts wiederum der ersten Zeile des dritten Sonetts und immer so weiter. Das 15. Sonett, das Meistersonett, ergibt sich dann aus den End- bzw. Anfangszeilen der Sonette.
> Sonettenkranz von
@Loun
> Sonett:
Alles anzeigenRitter von Flauschelstein
Ich sitze hier auf deinem warmen BettKann von hier deine bunten Poster sehen
Hab noch die kleine Narbe vom Nähen
Nur dein Papa ist nicht besonders nett
Aber hier bilde ich eine SchutzzoneSelbst Monster unterm Bett schweigen
Mach dir den Schmerz nicht zu eigen
Für mich trägst du auf ewig eine Krone
Wir zwei teilen geheimste ErinnerungenHeimliche Liebe, grausame Wendungen
Schluchzt du auch wieder in tiefster Pein
Bleibst meine tollste Flohmarkt-HeldinMich kaufte; mir bot den wahren Sinn:
Mit Plüschtieren bist du niemals allein
Tanka und Haiku sind sich sehr ähnlich, da das Haiku sich aus dem Tanka entwickelt hat. Die Struktur ist dabei in den ersten Versen praktisch identisch, denn auch das Tanka weist in diesen das Schema von erst fünf, dann sieben und dann wieder fünf Silben auf. Im Unterschied zum Haiku fügen sich aber daran noch zwei weitere Verse mit jeweils sieben Silben an, sodass sich insgesamt das Schema 5-7-5-7-7 ergibt. In Bezug auf die formale Darstellung teilt man im europäischen Raum dabei das Tanka in zwei Einheiten, nämlich den dreizeiligen "Haiku-Teil" als eine Strophe und die übrigen zwei Zeilen als eine davon separate Strophe. In Japan hatte der erste Teil oftmals einen Inhalt mit Bezug zu den Jahreszeiten, während der zweite einen Abschluss bildete. Die europäischen Tankas orientierten sich inhaltlich oftmals an der klassischen japanischen Naturlyrik und griffen somit Motive aus der Natur auf.
Schlechte Verbindung
bedeutet nur eines: Das
Internet ist mal
wieder so richtig typisch
deutsch - ein echtes Trauerspiel
Bei einem Tan-Renga handelt es sich eigentlich um ein einfaches Tanka, also ein Gedicht, dass aus einem Haiku (5-7-5 Silben) besteht, welches dann noch mit zwei Versen mit jeweils 7 Silben ergänzt wird. Das Besondere an einem Tan-Renga ist allerdings, dass das Gedicht mehr als eine:n Autor:in hat. Es wird das Haiku einer anderen Person genommen und mit zwei 7-silbigen Versen zu einem Tanka bzw. in diesem Fall dann einem Tan-Renga ergänzt.
Grauer Morgendunst
Fahler, blasser Sonnenschein
Wie wird der Tag sein?
Der Fluss birgt viele Fische,
Doch am Horizont Blitze
Bei der Terzanelle handelt es sich um eine Mischung aus Villanelle und Terzine. Sie besteht in der Regel aus 5 Terzetten (Strophen mit drei Versen) und einem abschließenden Quartett (vier Verse). Vom Reimschema her reimen sich immer die äußeren Verse der Terzette und der innnere Vers gibt den Reim für die kommenden äußeren Verse vor. Beim abschließenden Quartett wird ein Kreuzreim bestehend aus dem mittleren Reim der vorherigen Strophe und dem allerersten Reim genutzt. Insgesamt sieht das Reimschema dann wie folgt aus:
a-b-a
b-c-b
c-d-c
d-e-d
e-f-e
f-a-f-a
Alles anzeigenRegentanz
Zarte Tropfen fallen nieder
Mich umhüllt der Regenguss
Und es fährt mir durch die Glieder
Eisig wie ein kleiner SchussDringt das Wasser auf mich ein
Wieso bleib ich? Wann ist Schluss?
Manchmal fühle ich mich kleinEinsam steh ich so im Regen
Und das Wasser wäscht mich rein
Kann mich lange nicht bewegenWie gefangen steh ich da
Bis sich auch die Zweifel legen
Und ich sehe plötzlich klarAll die Kälte ist verschwunden
All die Sorgen, die ich sah
Langsam heilen meine WundenBald spür ich die Kräfte wieder
Und der Regen fällt für Stunden
Zarte Tropfen singen Lieder
Die Terzine besteht aus beliebig vielen Strophen mit jeweils drei Versen. Dabei reimen sich jeweils die äußeren beiden Verse und der mittlere Vers gibt das Reimwort für die äußeren beiden Verse der nächsten Strophe vor. Beendet wird das Gedicht mit einem einzelnen Vers, der sich auf den mittleren Vers der vorherigen Strophe reimt. Dabei kann dieser Vers alleine stehen oder aber mit der vorherigen Strophe zu einem Quartett mit Kreuzreim zusammengefasst werden. Das Reimschema kann also folgendermaßen dargestellt werden:
a-b-a
b-c-b
c-d-c
...
y-z-y
z
Die Terzine hat ihren Ursprung in Italien und kam erstmals im 17. Jahrhundert nach Deutschland, wobei sie erst in der Romantik wirklich populär wurde. Ab da fand sie dann auch vielfältige Verwendung, bspw. im Drama oder auch der Ballade.
Alles anzeigenEs klingelt zu früher Stund,
wer kann das nur sein?
Der Nachbar, was ist wohl sein Grund?
Erstmal bitte ich Ihn hinein,Doch dieser möchte nicht,
Findet er mich so gemein?
Der Nachbar schildert seine Sicht,Scheinbar war ich zu laut,
Schau ganz verschreckt zum Licht,
Da habe ich es wohl versaut.
Das Triolett stammt aus Frankreich und ist quasi der Vorläufer der verschiedenen Rondeau-Formen. Es handelt sich um ein aus acht Versen bestehendes Gedicht, bei dem sich der erste Vers als vierte und siebte Zeile wiederholt bzw. in nur leicht abgeänderter Form wiederkehrt, während zugleich der zweite Vers in der achten Zeile, also der Schlusszeile, wiederholt wird. Das Reimschema ist damit:
A-B-a-A-a-b-A-B
Gleiche Kleinbuchstaben stehen für Reime, gleiche Großbuchstaben für Wiederholungen. Die Verse weisen dabei typischerweise eine Länge von acht oder neun Silben auf, das Metrum ist meist entweder Jambus oder Trochäus. Die formalen Vorgaben es Trioletts wurden aber immer mal wieder auf die eine oder andere Art variiert, man muss sich also nicht zwangsläufig daran halten - unter anderem gab es auch Triolette mit sieben oder neun Versen. Inhaltlich geht es oft um Freundschaft oder Liebe, aber auch andere Themen können im Triolett verarbeitet werden. Insofern ist man hier in der Gestaltung also relativ frei.
Alles anzeigenEs ist passiert. Der Baum, er fällt
Ein andrer ist's, dem's nicht gefällt
hät er sich nur anders hingestellt!
Es ist passiert. Der Baum, er fällt
Doch Bäume interessiert kein Geld
auch unbelebt zu sein entfällt
Es ist passiert. Der Baum, er Fällt
Ein Andrer ist's, dem's nicht gefällt
Bei der Villanelle handelt es sich um eine Gedichtform mit insgesamt sechs Strophen. Die ersten fünf Strophen sind dabei alle jeweils drei Verse lang, die abschließende sechste Strophe ist vier Verse lang. Der erste und der dritte Vers der ersten Strophe werden außerdem an verschiedenen Stellen im Gedicht komplett wiederholt. Konkret wird der erste Vers am Ende der zweiten und der vierten Strophe sowie im vorletzten Vers der sechsten Strophe wiederholt. Der dritte Vers wird passend dazu am Ende der dritten und der fünften Strophe sowie im vierten Vers der sechsten Strophe wiederholt. Das Schema lautet:
A-B-C
D-E-A
F-G-C
H-I-A
J-K-C
L-M-A-C
Gleiche Großbuchstaben zeigen Wiederholungen auf. Metrum und Reimschema der Villanelle sind nicht vorgeschrieben.
Alles anzeigenLurker
Es tut weh, gesehen zu werdenNiemand weiß, dass ich hier bin
Ich bin ein Geist ohne Stimme
Blicke sind giftige DornenZuhörer lähmen die Zunge
Es tut weh, gesehen zu werden
Wer keinen Körper hat, ist unantastbarMeine Worte sind längst verwelkt
Ich bin ein Geist ohne Stimme
Ein offenes Herz erfährt LeidErwartungen knechten die Seele
Es tut weh, gesehen zu werden
Sie weben Netze der FreundschaftMich wird niemand darin fangen
Ich bin ein Geist ohne Stimme
Diese Räume sind mein ZuhauseObwohl ich sie niemals berühre
Es tut weh, gesehen zu werden
Ich bin ein Geist ohne Stimme
Das Wachsgedicht ähnelt vom Aufbau her einem Elfchen, besteht dabei allerdings nicht nur aus elf Wörtern. Es wird im ersten Vers mit einer Einheit begonnen. Eine Einheit kann dabei im ersten Vers üblicherweise ein einzelnen Wort sein, aber auch eine ganze Phrase wie "vom Prinzip her" ist möglich. In jedem darauffolgenden Vers wird der Inhalt des vorherigen Verses übernommen und um eine Einheit erweitert. Eine solche Einheit könnte zum Beispiel "in der Nacht" sein. von diesem Muster weicht nur der letzte Vers ab, welcher aus einer einzigen, kurzen Einheit besteht, die das Gedicht abschließt. Üblich sind insgesamt 5 Verse, allerdings sind auch Wachsgedichte mit mehr Versen möglich, solange sich an das prinzipielle Schema gehalten wird.
geh
geh fort
geh fort, sagte ich
geh nicht fort, sagte ich
*dachte