Willkommen zum Vote der zweiten Runde unseres szenischen Schreibturniers!
Die Aufgabenstellung lautete:
In diesem Wettbewerb dreht sich alles um eine aufregende Kostümparty!
Ihr wollt mit Mimigma zusammen das Outfit von Pikachu feiern? Doch lieber über eine Party schreiben, die völlig verrückt wird und wo die Kostüme nur so fliegen? Oder ein wenig mysteriöser werden und über einen Maskenball im 19ten Jahrhundert, wo ihr den Prinzen mit den Blicken eines Werwolfs für euch gewinnen könnt, schreiben? Hier habt ihr die Möglichkeit dazu! Fandom wie auch Umsetzung stehen euch frei, solange ihr es in der Form eines Dramas verfasst, euch mit dem Thema Kostümparty auseinandersetzt und euch im Rahmen von maximal 1500 Worten bewegt. Natürlich könnt ihr auch kürzere Dramen wie Einakter verfassen!
Die wichtigsten Informationen zum Vote findet ihr hier kurz zusammengefasst:
- Voten könnt ihr bis zum 25.09.2022., um 23:59 Uhr.
- Vergebt für jede Abgabe Punkte zwischen 1 (gefällt mir nicht) und 10 (gefällt mir sehr gut).
- Es ist auch möglich, halbe Punkte (z.B. 2,5 Punkte) zu nutzen.
- Dieser Wettbewerb findet anonym statt. Vergebt deshalb bitte auch für eure eigene Abgabe Punkte. Punkte, die ihr an eure eigene Abgabe vergebt, werden nicht gezählt. Stattdessen erhaltet ihr einen Punkteausgleich.
- Begründungen sind nicht verpflichtend, aber gerne gesehen. Wenn ihr eine Begründung schreiben möchtet, findet ihr in unseren Tipps zum Voten ein paar Anregungen. Für einen begründeten Vote könnt ihr zudem eine Medaille vom Typ Fee beantragen.
- Nutzt für euren Vote bitte die folgende Voteschablone:
Abgabe 01: xx/10
Abgabe 02: xx/10
Abgabe 03: xx/10
Abgabe 04: xx/10
Abgabe 05: xx/10
Abgabe 06: xx/10
Abgabe 07: xx/10
Abgabe 08: xx/10
Dramatis Personae
JULIE D’AUBIGNY
DIE CONTESSA VON CAGLIOSTRO
LIEUTENANT
GENDARME
VICOMTE
DER GRAF VON SAINT GERMAIN
MASKIERTE TANZENDE
Ein holzvertäfelter Ballsaal. Strahlender Kronleuchter an der Decke. Musik. Maskierte Menschen tanzen miteinander. Abseits steht DIE CONTESSA VON CAGLIOSTRO, verkleidet als Pierrette. Gelegentlich kommen Männer zu ihr, doch sie weist sie ab. Auftritt JULIE D’AUBIGNY, die zur Cagliostro geht. Sie trägt Männerkleidung, einen falschen Schnurrbart, eine schwarze Maske über den Augen und einen Degen an ihrer Seite.
JULIE (mit tiefer Stimme) Auf einem Ball, verkleidet und doch alleine stehend?
CAGLIOSTRO (genervt) Alleine stehend nur im Augenblick, aber vergeben nichtsdestoweniger. Und nicht an euch, drum schert Euch fort wie all die anderen.
JULIE Aber jetzt seid Ihr ohne Begleitung.
CAGLIOSTRO Wartet nur, bis meine Begleitung erscheint, sie lehrt Euch das Fürchten!
JULIE Furcht kenne ich nicht.
CAGLIOSTRO Die Arroganz eines Mannes! Glaubt mir, Ihr werdet die Furcht zusammen mit meiner Begleitung schon noch kennenlernen.
JULIE (mit normaler Stimme) Auch das muss ich bezweifeln, meine Hübsche.
CAGLIOSTRO Zweifelt, so viel Ihr wollt, Ihr … (ihre Augen weiten sich) Julie! Du bist es ja!
JULIE (kichert) Meine Verkleidung muss gut sein, wenn sie sogar dich zu täuschen vermag. Sie vorzubereiten hat auch lange genug gedauert.
CAGLIOSTRO Deswegen bist du so spät! Was ich hier erdulden musste ohne dich!
JULIE Das tut mir leid, meine Liebste. Aber nun bin ich hier und der Spaß kann beginnen!
Sie gehen in die Mitte des Tanzsaales und beginnen ausgelassen miteinander zu tanzen. Gelegentlich sieht sich JULIE um.
CAGLIOSTRO Dein Blick wandert immerzu umher.
JULIE Ich halte Ausschau nach unserem Gastgeber. Glaubst du, es stimmt, was sich über ihn erzählt wird?
CAGLIOSTRO (lacht) Wohl kaum. Er dürfte nicht mehr sein als jemand, der sehr geschickt ist und sich aufs Lügen versteht. Doch wohl kaum ein Unsterblicher. So etwas gibt es nicht.
JULIE Du musst es wissen!
CAGLIOSTRO Er stiehlt mir noch mein Klientel mit seiner Scharlatanerie!
JULIE Solange er nur dich nicht stiehlt!
CAGLIOSTRO Was? Glaubst du, ich würde mit ihm fortlaufen?
JULIE Vielleicht. Doch musst du mich mitnehmen, wenn du das tust!
CAGLIOSTRO Ich würde dich nie zurücklassen. Und überhaupt: Ein Dreifuß steht doch am stabilsten.
Sie tanzen weiter und küssen sich schließlich.
CAGLIOSTRO (neckend) Dein Schnurrbart ist ein wenig im Weg.
JULIE Nun, dann nehme ich ihn ab!
CAGLIOSTRO Um Himmels willen, nei…
JULIE reißt sich den Bart ab, wirft zugleich ihre Maske weg und küsst CAGLIOSTRO erneut.
CAGLIOSTRO Bist du verrückt?
JULIE Das werden sie gewiss sagen. Das und noch anderes.
Sie küssen sich erneut. Die Umstehenden beginnen sie zu bemerken.
LIEUTENANT Eine Frau küsst eine Frau!
GENDARME Unerhört!
VICOMTE Eine Beleidigung Gottes und aller anständigen Menschen!
CAGLIOSTRO Siehst du, was passiert ist!
JULIE (ruhig) Wer wahrlich meint, es handele sich hier um eine Beleidigung, der ist eingeladen, Satisfaktion zu fordern – wenn der Mut eines Mannes dazu denn reicht!
CAGLIOSTRO Du bist wirklich unverbesserlich.
LIEUTENANT Absurd! Eine Frau will sich duellieren?
VICOMTE Es wäre dem Gastgeber gegenüber überaus unhöflich, ein fröhliches Fest mit Gewalt zu zerstören.
Auftritt des GRAFEN VON SAINT GERMAIN, mit Degen an seiner Seite.
SAINT GERMAIN Aber was spricht denn dagegen? Ich sähe es als Bereicherung meiner kleinen Veranstaltung. Nicht zuletzt, da es sich hier offenbar um die berühmte Julie d’Aubigny handelt! Eine bessere Unterhaltung kann es nicht geben.
VICOMTE Nie gehört, diesen Namen.
LIEUTENANT Ich auch nicht.
GENDARME (etwas bleich) Ich glaube, ich kenne …
JULIE (feixend) Monsieur scheint bereits seine Beinkleider wechseln zu müssen.
Gelächter. Der GENDARME wird zornesrot.
GENDARME (zu SAINT GERMAIN) Degen.
Der GRAF reicht ihm seinen Degen. JULIE zieht ihren eigenen.
VICOMTE Wer ist diese Frau?
SAINT GERMAIN Julie d’Aubigny. Im Aussehen und in der Stimme ein Engel, doch mit dem Degen geradezu eine Teufelin. Auch soll sie einst ein Kloster angezündet haben, um ihre Geliebte zu befreien. Eine Frau ohne Furcht, tödlich für alle, die sie unterschätzen.
Der GENDARME macht einen wilden Ausfall, JULIE pariert, bindet seine Klinge und entwaffnet ihn mit einer raschen Drehung ihres Degens.
JULIE Wer will als Nächstes?
Der LIEUTENANT hebt den Degen auf. Er ist etwas vorsichtiger, JULIE und er taxieren einander, testen sich mit kurzen Angriffen. Schließlich eine Finte von JULIE, dann ein schneller Stich in den Waffenarm des LIEUTENANT.
LIEUTENANT Argh! (lässt den Degen fallen)
JULIE Und damit bleibt einer noch übrig, wenn er nicht inzwischen fortgerannt ist.
Der VICOMTE hebt zitternd den Degen auf.
JULIE Ihr wirkt ein wenig angespannt.
Der VICOMTE lässt den Degen fallen.
JULIE Ihr ergebt euch also? Ich hätte gedacht, dass ihr wenigstens den Anstand hättet, es auszufechten. Vielleicht hätte ich Euch sogar Euer Leben gelassen.
Der VICOMTE greift plötzlich in sein Jackett und zieht eine Pistole. Doch bevor er schießen kann, hat CAGLIOSTRO den Degen aufgehoben und hält ihm die Spitze an den Hals.
CAGLIOSTRO Ihr widerlicher Feigling werdet sterben, bevor ihr auch nur daran denken könnt, den Finger zu krümmen. Wobei Ihr sie mit eurer zittrigen Hand wohl ohnehin nicht treffen würdet.
SAINT GERMAIN (tritt an den Vicomte heran) Und dass ihr aus Versehen jemand anderen trefft, kann ich als Gastgeber wohl ebenso wenig tolerieren wie eure Schummelei. Her damit.
Der VICOMTE übergibt die Waffe.
JULIE Gib ihm nur den Degen zurück, meine Liebste – ich will mir den Spaß nicht durch seine Ehrlosigkeit stehlen lassen!
Der VICOMTE nimmt den Degen von CAGLIOSTRO entgegen und geht, sichtlich angsterfüllt, zu JULIE. Er versucht einen Angriff, doch JULIE pariert und schlägt ihm den Degen aus der Hand. Die Spitze ihres Degens fährt durch den Bund der Hose des VICOMTE, die zu Boden gleitet. Gelächter der Umstehenden.
JULIE Und damit sind aller guten Dinge drei. Wer einen Rest von Würde wahren möchte, sollte sich wohl verziehen.
SAINT GERMAIN Und sich nie wieder in meinen Hallen blicken lassen.
Die drei Geschlagenen ab.
SAINT GERMAIN Ich muss mich wohl für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, Madame d’Aubigny. Madame Cagliostro.
CAGLIOSTRO Ihr wisst, wer ich bin?
SAINT GERMAIN Euer Kostüm kann Eure Schläue ebenso wenig verbergen wie eure Schönheit. Ich würde übrigens gerne mit Euch über das Geheimnis der Unsterblichkeit sprechen, wenn ihr später Zeit habt. Und auch Madame d’Aubignys Abenteuer interessieren mich sehr. Bis dahin aber hoffe ich, dass Sie beide noch den Abend genießen können.
CAGLIOSTRO Das werden wir, es mag nur zu spät für Gespräche danach werden.
SAINT GERMAIN Dann dürfte ich Sie beide vielleicht einladen, die Nacht hier zu verbringen, damit wir am Morgen plaudern können?
JULIE So Ihr ein Zimmer mit einem Bett vorbereitet, dass Madame Cagliostro und ich heute Nacht teilen können, wäre es uns eine Ehre.
SAINT GERMAIN Ich werde es veranlassen.
SAINT GERMAIN mit einer Verbeugung ab.
CAGLIOSTRO Nett scheint er zu sein.
JULIE Einer der wenigen Männer mit Manieren und Anstand. Und ich mag mich täuschen, doch ich habe das Gefühl, dass auch er nicht nur mit Frauen tanzt.
CAGLIOSTRO Es würde mich nicht überraschen. So wenige scheint es von uns zu geben, doch vielleicht sind wir mehr, als wir denken.
Sie fangen wieder an zu tanzen und küssen sich, umringt von den anderen Tanzenden. Vorhang.
MARS. Könntest du bitte endlich aufhören zu schmollen!
ERDE. (aufgebracht) Du hättest mir einfach nicht mein Kostüm klauen dürfen!
MARS. Ich kann doch nun wirklich nichts dafür, dass mir das Leben im Endeffekt besser steht als dir.
ERDE. Das ist absoluter Blödsinn! Nur weil du dir ein bisschen Eis zugelegt hast, kannst du noch lange nicht mit meinem Wasservorkommen mithalten! Ich habe Millionen Jahre, seit der Ankündigung dieser Party, an meinem Kostüm gearbeitet und die besten Voraussetzungen für ein lebendiges Ensemble geschaffen – aber doch nicht, damit du es mir einfach stielst!
MARS. Das ist das Risiko, was man mit einem lebenden Kostüm eingeht: Es kann sich für einen anderen Planeten entscheiden.
ERDE. (beleidigt) Pfft.
SONNE. Leute! Das war als eine lustige Veranstaltung gedacht! Ich wollte ein bisschen Freude und Farbe in den leeren Raum um uns bringen, keine Konflikte auslösen! Seht euch Uranus und Neptun an. Die beiden haben sich zusammen für das gleiche Kostüm entschieden. Vielleicht hättet ihr das auch tun sollen.
NEPTUN. Wir sind Brüder. Da tut man so etwas natürlich. Warum sollte das auch ein Problem darstellen?
URANUS. Na ja, aber dein Blau ist viel intensiver als meins!
NEPTUN. Ich hab dir schon gesagt, dass ich nicht weiß, woran es liegt. Ich benutze genau wie du das Methangas zur Lichtabsorption.
URANUS. Irgendwas musst du ja aber anders machen!
NEPTUN. Nicht bewusst!
SONNE. seufzt resigniert.
MERKUR. Ach herrje, das kann ja heiter werden …
JUPITER. (ablenkend) Merkur, als was hast du dich denn verkleidet?
MERKUR. Ich habe beschlossen, es schlicht zu halten und meine wunderschöne Oberfläche nur durch vereinzelte Krater aufzuwerten. Gefällt es dir?
JUPITER. Nun, es ist wirklich ziemlich einfach, aber vermutlich immer noch interessanter als Saturns Ring, den er uns schon seit Jahrtausenden ins Gesicht hält.
SATURN. Ringe. Plural. Es sind insgesamt sieben Stück! Und ich verstehe schon, dass ihr sie nicht zu schätzen wisst. Eine solch exquisite Anordnung verschiedener Eis- und Gesteinsbrocken ist halt nichts für einfache Gemüter.
ERDE. (empört) Wie hast du mich gerade genannt? Ich bin hier immerhin die einzige, die Leben hat erschaffen können.
SATURN. Nur halten konntest du es nicht.
ERDE. Du-
SONNE. Bitte! Das hier sollte Spaß machen! Ihr habt alle so lange an euren Kostümen gesessen, ich wollte eure Bemühungen in das rechte Licht rücken. Wir sollten eine schöne Zeit haben, lachen und vielleicht zusammen tanzen. Bitte streitet euch doch nicht immer!
VENUS. Also ich brauche dein Licht nicht für mein Kostüm. Tatsächlich wäre es sogar sehr hinderlich, denn wie ihr vielleicht erkennen könnt, nutze ich Hitze, um mich in ein wunderschönes graues Glühen zu kleiden.
URANUS. Angeber.
VENUS. Angeberin, wenn ich bitten darf.
MERKUR. Und mein Kostüm empfandet ihr als langweilig?
VENUS. räuspert sich verärgert.
NEPTUN. Das hat doch gar keiner gesagt.
MERKUR. Aber mindestens gedacht. Stimmt doch, oder, Jupiter?
JUPITER. (verhalten) Nun, einige von euch hätten vielleicht wirklich etwas ein wenig Aufwändigeres wählen können.
ERDE. Äh-häm?!
JUPITER. (abwertend) Von dem ganzen Leben-Konflikt einmal abgesehen.
VENUS. Ach, und du findest dich ganz großartig mit deinen Bändern und Gürteln?
JUPITER. Nun, zumindest hat es einige Zeit gebraucht, die Farben der Wolken so perfekt aufeinander abzustimmen. Braun, Rot, Orange ... unterbrochen von Gelb, Weiß und teilweise sogar Blau – ja, ich finde, das hat etwas.
MERKUR. Aber Blau ist ja nun wirklich nichts Besonderes. Sowohl Neptun und Uranus als auch das Wasser im Kostüm von Erde sind blau.
JUPITER. Aber nicht so wundervoll komponiert!
ERDE. Also ich finde schon, dass meine Oberfläche eine sehr schöne Komposition ergibt!
MARS. Na siehst du? Du brauchst das Leben also gar nicht!
ERDE. Du mieser …
SONNE. Nächstes Mal veranstalten wir nur eine Cocktailparty!
AKT I
Ein hellhäutiges, rothaariges Mädchen in einem eleganten Kleid wartet in der Nähe einer prunkvollen Villa. Sie sieht in die Ferne. In ihren Händen versteckt sie einen kleinen Briefumschlag.
LUMINA. Das ist der letzte Brief für eine lange Zeit. Werdet Ihr meine Gefühle verstehen, die ich in diese Wörter gelegt habe? Werdet Ihr meine Nachricht verstehen und mich endlich befreien?
LUMINA (den Blick aufs Papier gerichtet). Jedes Mal, wenn ich Eure Briefe in den Händen halte, fühlen sie sich warm an, als würde ich eine Hand halten. Wäre sie doch nur echt.
Ein gleichaltriges Mädchen nähert sich und bleibt einige Meter hinter ihr stehen.
CELIA. Lady Lumina. Seid Ihr sicher, dass Ihr das tun möchtet? Ihr kennt die Meinung eures Vaters und seine Reaktion, sollte Euer Wunsch in Erfüllung gehen.
LUMINA (genervt). Es ist sonst niemand hier, Celia. Du musst außerhalb des Hofes nicht so förmlich sein?
CELIA. Entschuldigt, ich wollte nicht..
LUMINA (unterbricht). Außerdem ist es mir egal was mein Vater möchte. Ich bin kein Kind mehr.
CELIA. Was wenn er nicht so ist wie du ihn dir vorstellst?
LUMINA (mit deutlich sanfterer Stimme). Ich weiß, Du willst mich beschützen, so wie alle anderen auch, aber in der Liebe geht es nicht um Titel oder Besitztümer. Ich werde ihn lieben, wie er ist, egal ob arm oder reich, hübsch oder hässlich.
CELIA. Er hat euch also noch immer nichts preisgegeben? Als dein Vater erlaubte, deinen Zukünftigen am Maskenball selbst zu wählen, war er sich wohl sicher, es würde sich um den Nachfolger eines anderen Hauses handeln.
LUMINA. Du machst dir unnötig Sorge. Ich tue das Richtige. Solange ich ihn am Maskenball erwähle, habe ich mich ihm nicht widersetzt. Er würde es nicht wagen, sein Wort zu brechen. Solange er auftaucht und mich erkennt, wird alles gut gehen.
CELIA (seufzend). Ich hoffe wirklich, du behältst recht dabei.
Beide warten zusammen, bis eine Postkutsche zur Villa zufährt und den Brief, auf dessen Wachssiegel ein Vulpix abgebildet ist. von Lady Lumina entgegennimmt.
AKT II:
Einige Wochen später, gleicher Schauplatz. Die Villa ist hell beleuchtet und festlich geschmückt. Elegant gekleidete Besucher mit bemalten Pokémon-Masken betreten das Gebäude und werden von Lady Lumina an der Eingangspfote mit einem leichten Knicks begrüßt. Sie trägt ein leuchtend rotes Kleid und wird abermals von ihrer persönlichen Hofdienerin Celia begleitet.
LUMINA (zu einer ältere Dame). Genießt die Feierlichkeiten und wendet Euch mit Euren Wünschen an unser Personal.
CELIA (flüstert kurz danach). Ist er schon aufgetaucht?
LUMINA (kopfschüttelnd). Ich wünschte es wäre so. Mein Vater macht offenbar kein Geheimnis mehr daraus, dass ich mich heute entscheiden werde. Ich kann die Schnösel, die sich mir ans Kleid werfen gar nicht mehr zählen. Hast du den Lord vom Hause Bidifas gesehen? Er sah so aus, als würde er mir jede Sekunde ins Gesicht rülpsen.
CELIA (kichernd). Wenn dein Vater dich so schnauben hören würde, wird er dich vielleicht gar nicht mehr verheiraten.
LUMINA. Dann soll es so sein. Los, lass uns hineingehen. Wenn mich mein Vater sucht, soll er nicht wissen wo ich mich aufhalte.
Später: Lumina verweilt in der Nähe des Eingangs als sich ein junger Mann in Begleitung eines älteren Herres zu ihr begibt.
LUMINAS VATER. Schatz, du verpasst die feine Gesellschaft unserer Gäste, solange du dich nur hier am Rand aufhältst.
LUMINA (von ihm abgewandt). Es gefällt mir hier sehr gut. Im Saal ist es laut und ich krieg kaum Luft in diesem Ding.
VATER (räuspert). Lumina, ich möchte dir einen Gast vorstellen. Der Lord von Haus Fukano kam extra wegen dir den weiten Weg hierher. Unsere Häuser pflegen seit Langem enge Beziehungen.
LUMINA (überrascht). Oh. Sehr erfreut. Ich entschuldige mich zutiefst, doch ich fürchte ich bin heute keine angenehme Gesellschaft.
LUMINA würdigt den Werber nur eines kurzen Blickes und entfernt sich raschen Schrittes von den beiden. Ihr Vater folgt ihr und stoppt sie am anderen Ende der Eingangshalle.
LUMINA (wirbelt herum). Ich weiß, was du vorhast. Du hast mir versprochen, so würde es nicht laufen. Ich werde meine Wahl heute noch treffen, allerdings ohne deine Hilfe.
VATER. Ich sehe nicht gerade viele Bemühungen. Du blamierst mich vor meinen Gästen. Unser Ruf steht auf dem Spiel.
LUMINA (trotzig). Dein Ruf.
VATER (seufzend). Ich werde jetzt nicht mit dir streiten lasse nicht zu, dass du mich heute lächerlich machst. Du bist jung, weißt nicht was Liebe ist und würdest deinen Traummann nicht mal erkennen, wenn er direkt vor dir steht. Ein Kind wie du würde jeden heiraten der gut aussieht.
LUMINA. Du irrst dich. Ich werde meinen Traummann erkennen, aber..
VATER. Nichts aber. Der Mitternachtstanz beginnt in einer Stunde. Bis dahin hast du gewählt, oder ich verkünde Lord Fukano als deine Wahl.
LUMINA (faucht ihm hinterher). Bevor das passiert, bringe ich meinem Vulpix bei, wie es diesen Ort niederbrennt.
CELIA (flüsternd). Ich habe mitgehört. Ist alles in Ordnung?
LUMINA (aufgewühlt). Er ist so ein Lügner. Ihr habt alle keine Ahnung, was echte Liebe bedeutet!!
Lumina stürmt nach draußen und setzte sich auf die steinernen Treppen. Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen und schluchzt leise, als sich ein Mann in schwarz-rotem Gewand näherte. Eine Zoroark-Maske verbirgt sein Gesicht.
ZOROARK. Lady Lumina, entschuldigt meine Verspätung, ich hoffe dennoch, Ihr freut Euch über mein Erscheinen.
LUMINA (erschrocken). Seid Ihr.. Seid Ihr etwa…?
VAN (nickend). Mein Name ist Van und ich bin wegen Euch hier.
Der junge Mann namens Van nimmt seine Maske ab und sieht Lady Lumina direkt in die Augen. Seine Augen strahlen ihr hellblau entgegen. Seine Gesichtszüge sind makellos. Vorsichtig hilft er ihr hoch.
VAN. Ich wusste lange nicht, ob ich Eurer Einladung folgen sollte. Ich dachte das alles wäre unmöglich, bin ich doch nur der Inhaber des Unternehmens, das die Gewänder, Kleider und Kostüme Eurer hochehrwürdigen Gesellschaft anfertigt.
LUMINA (aufgeregt). Ich kann kaum glauben, dass Ihr wirklich gekommen seid. Ihr kennt mich doch und solltet wissen, dass Euer Rang und Name für mich keine Bedeutung hat. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich möchte nicht in den Armen eines Fremden landen. Bitte begleitet mich zu meinem Vater.
VAN. Nichts würde mich glücklicher machen.
AKT III
Die Nachricht über die anstehende Hochzeit von Lady Lumina wird verkündet. Lumina verlässt die Feier, um ihre Abreise vorzubereiten. Währenddessen hält eine Kutsche vor der Villa und der letzte Gast des Abends trifft ein. Ein junger Mann, schneeweiß gekleidet mit einer Eis-Vulpix Maske steigt und spricht kurz mit seinem Diener, der ihn als Lord Marlin vom Hause Vulnona vorstellt.
MARLIN. Danke, Sebastian. Ohne dich hätte ich nicht von der Feier hier erfahren. Ich dachte wirklich, Lady Lumina würde mich persönlich einladen.
SEBASTIAN. Junger Lord, ich zweifle nicht an Euren Absichten, jedoch erschließt sich mir bis heute nicht, wieso Ihr Euren Namen und Eure Identität bis heute geheim gehalten habt. Ihr stammt vom wohlhabendsten Hause des Landes ab, ihr solltet stolz darauf sein.
MARLIN (lachend). Die richtige Frau soll mich meiner selbst wegen lieben und nicht wegen meines Reichtums. Durch unsere Briefe hatte ich die Chance sie kennenzulernen ohne von meinem Titel Gebrauch zu machen. Sie mag mich wegen meiner Persönlichkeit.
SEBASTIAN. Jedenfalls nicht wegen Eurer mangelnden Pünktlichkeit.
Der jugendliche Lord klopft ihm freundschaftlich auf die Schulter und begibt sich zum Eingang, wo ihm ein dunkel gekleideter Mann entgegen kam. Während Marlin freundlich grüßte, entgegnet ihm der Fremde nur mit einem finsteren Lächeln. Weiter weg von dem beleuchteten Haus ist er kaum zwischen den Schatten zu erkennen, wo er sich mit fremden Gestalten unterhält.
UNBEKANNTER. Ich habe es nicht für möglich gehalten. Wie habt ihr das gemacht?
VAN (mit kalter Stimme). Ich tat nur das, wozu mein Vater nicht fähig war. Wie konnte er nur jahrelang im Schatten der Häuser leben. Welch eine Schande.
UNBEKANNTER. Ihr Vater hatte keine Bedenken mehr, nachdem er von Eurem Vermögen unterrichtet wurde?
VAN (kopfschüttelnd). Es war keine große Herausforderung sie zu täuschen. Was für einen Schaden ein paar Briefe anrichten können. Ich möchte, dass du alle Beweise vernichtest. Wir haben keine Verwendung mehr hierfür.
Van holt einen Stoffbeutel und überprüft zur Sicherheit den Inhalt. In seinen Händen hält er die Uniform eines Postkutschers und einen Stempel mit dem Emblem des Hauses Vulpix. Der Unbekannte Mann lässt die Sachen im Beutel verschwinden und trennt sich von Van, der selbstzufrieden lachend seinen Erfolg feiert und das Anwesen verlässt. Nachdem vor dem Tor Ruhe eingekehrt war sieht man ein junges Dienstmädchen, das mit entsetztem Gesichtsausdruck ihre Deckung hinter einem Gebüsch aufgab und in die Dunkelheit starrt in die der Betrüger verschwunden ist.
Detlef Steiner ist am Verzweifeln. Nur noch dreißig Minuten bis zum Maskenball und immer noch keine Spur von Eldrich Mortan. Wie sollen wir so die Sicherheit der Gäste garantieren und das nicht der wertvolle Schmuck vom Veranstalter gestohlen wird?
DETLEF STEINER. (lauter) Es kann doch nicht sein. Wir haben die letzten Wochen so hart daran gearbeitet alle Informationen zu sammeln und wir wissen dennoch nicht wie Eldrich Mortan auf dem Maskenball erscheinen wird?!
ALEN KÖNIG. (unbeholfen) Es-s-s tut uns leid Herr Steiner. Wir wissen ja auch, dass Eldrich Mortan ein Problem sein wird, wenn wir ihn nicht kriegen. Wir verschärfen alle Sicherheitsmaßnamen…
DETLEF STEINER. (auf den Tisch hauen und laut) Und wie denkst können WIR das jetzt noch so Planen und umsetzen in weniger als dreißig Minuten?! (Aufseufzen)
Also gut, lasst uns nochmal alles soweit durchgehen.
(Dreht sich zu Alen König)
ALEN KÖNIG. (räuspern) Was wir wissen ist, dass Eldrich Mortan ungefähr 1,70m groß ist, weder raucht noch trinkt und schwarze Haare hat. Die Körperstatur ist unterschiedlich wahrgenommen worden. Einige befragte meinten, Eldrich Mortan wäre sehr sportlich und andere wiederum sagen, er wäre eher normale Statur mit etwas Muskeln. Die meisten Befragten meinten auch, dass ihnen Eldrich Mortan meistens gar nicht aufgefallen ist und wir schließen darauf, dass er sich entweder sehr unauffällig kleidet oder einfach gut ist beim sich unter die Menschenmenge mischen. Dazu haben wir von einer anonymen Quelle erfahren, dass Eldrich Mortan zum Maskenball gehen wird.
(Alen König atmet einmal tief durch)
DETLEF STEINER. Wie ihr gehört habt, haben wir viele Informationen zusammen bekommen, doch wird das uns nur minimal helfen Eldrich Mortan ausfindig zu machen. Von seinem Auftreten her und wie er sich gibt könnte man jenen schon fast als „Geist“ bezeichnen…. es wird auf alle Fälle kein leichtes ihn ausfindig zu machen. Aber uns läuft die Zeit davon und wir müssen noch die letzten Vorbereitungen treffen. Für alle nochmal der Plan:
Haltet die Augen offen nach verdächtigen Aktionen und Personen, beschützt den Raum mit den Schmuck und ganz wichtig…agiert nicht alleine. Alleingänge sind nur gestattet, falls uns Eldrich Mortan entwischen könnte!
DETLEF STEINER. (In Gedanken) Nun wird es spannend. Der Maskenball steht jetzt kurz vor dem Begin. Wir haben viel vorbereitet und auch hoffentlich alles Bedacht. Auch wenn wir was vergessen haben sollten, wäre es jetzt eh zu spät um noch was daran zu ändern…aber wie wird Eldrich Mortan vorgehen? Wird er heute schon zuschlagen? Wird er nur schauen und nichts tun? Wir tappen zu sehr im Dunkeln und müssen einfach hoffen, dass alles glatt verläuft.
Der Maskenball beginnt und eine große Menge an Leuten betritt den Saal. Das Sicherheitspersonal kontrolliert die Taschen der Gäste. Der Saal füllt sich mehr und mehr aber auch der Balkon und die neben Zimmer sind schon gut besucht. Die Menschen warten gespannt auf die Ansprach des Veranstalters.
THOMAS VAN GROSSEN. (räuspern) Herzlich Willkommen in meinem Anwesen! Ich wünsche euch viel Spaß auf dem Maskenball! Für Speis und Trank ist gesorgt!
Die Menschen klatschen und pfeifen. Die Musikanten fangen an zu spielen und die Leute suchen sich einen Partner zum Tanzen.
ELDRICH MORTAN. (In Gedanken) Wie sagt man im Showgeschäft so schön „It’s Showtime!“.
DETLEF STEINER. Herr König habt ihr schon irgendwelche Auffälligkeiten bemerkt oder Eldrich Mortan entdeckt?
ALEN KÖNIG. Bisher noch nichts. Wir können ja darauf hoffen, dass Eldrich Mortan einfach doch nicht erschienen ist…
DETLEF STEINER. (haut auf den Tisch, erhebt Stimme) Wir gehen nicht von Eventualitäten aus! Unser Job ist es dass nichts passiert. Wenn andere Leute so was hören würden…denkst du, dass würde unserem Ruf gut tun?!
ALEN KÖNIG. Natürlich nicht Her Steiner….wir machen uns dann wieder an die Arbeit und geben Bericht, falls uns was auffällt.
ALEN KÖNIG. (in Gedanken) Ich werde dir schon deinen Ruf versauen und mir deine Position holen Detlef Steiner.
Zur selben Zeit im Ballsaal.
ELDRICH MORTAN. Hätte die Dame Interesse an einem Tanz?
(In Gedanken) Wenn alles nach Plan verläuft, sollte Alen König mir ja eine Möglichkeit geben um den Schmuck zu stehlen.
DAME. Sehr gerne doch!
So tanzten die beiden für eine Weile bis Eldrich Mortan aus dem Augenwinkel Alen König sieht und ihm ein Zeichnen gibt.
ELDRICH MORTAN. Ich danke für den Tanz die Dame. (verbeugt sich).
Die Dame macht einen Knicks und zieht von dannen.
ELDRICH MORTAN. (In Gedanken) Also gut. Alen König denkt, ich würde ihm helfen gegen seinen Vorgesetzten vorzugehen, damit er seine Position bekommen kann? Na dann will ich mal alle von denen ins Verderben stürzen. Denkt er wirklich, ich sei sein Schoßhund?
Eldrich Mortan begibt sich in Richtung Alen König und stellt sich neben ihn.
ELDRICH MORTAN. Ist doch heute ein schöner Maskenball. Wir haben von Masken mit Federschmuck hin zu Masken in Form von Tieren alles vorhanden.
ALEN KÖNIG. Du brauchst hier doch gar nicht so tun, als ob dich der Maskenball interessiert. Deine Masken im Design eines Adlers ist doch einzigartig hier.
ELDRICH MORTAN. (lacht leicht) Ach was weißt du schon von so was…ist alles sonst bereit?
ALEN KÖNIG. (schaut sich um, beugt sich zu Eldrich Mortan) Das Sicherheitspersonal werde ich gleich ablösen und dann kannst du rein.
ELDRICH MORTAN. (grinsen hinter der Maske) Gut…gut. Dann gebe ich dir zwei Minuten Vorsprung und komme dann nach.
Sie nickten sich gegenseitig zu und Eldrich Mortan mischt sich für die Zeit nochmal unter die Menschen und Alen König geht seine Leute ablösen.
Die Ablösung verlief ohne Probleme und kurze Zeit später kommt auch schon Eldrich Mortan. Sie wechseln kurz Blicke und Eldrich Mortan verschwindet dann im Zimmer mit dem Schmuck von Thomas Van Grossen.
ELDRICH MORTAN. (In Gedanken) So dann habe ich jetzt etwas Zeit um nochmal sicher zu gehen, dass ich meinen Plan richtig durchdacht habe. Ich stehle den Schmuck, Schmuggel ein Teil davon raus und einen Teil in die Taschen von Alen König. Danach werde ich mich auf Toilette begeben und meine Sachen wechseln sowie meine Maske. Danach werde ich einem der Sicherheitsleute einen Zettel zustecken, dass man mal Alen Königs Taschen untersuchen sollte, da dieser scheinbar mit viel Schmuck in der Hand gesehen wurde. In dem ganzen Chaos werde ich mich dann mit dem restlichen Schmuck durch den Hinterausgang verziehen…vorne wäre ja zu auffällig. Zum Glück habe ich den Aufbau vom Anwesen gut studiert und Alen König vertraut mir blind. So weiß ich auch wo er und seine Leute unterkommen und das da nicht viele sein werden.
Eldrich Mortan zieht dann seinen Plan durch. Zuerst öffnet er den Safe und schnappt sich den Schmuck. Danach suchte er den Raum vom Sicherheitspersonal auf und wie zu erwarten waren alle mit Arbeit beschäftigt. Eldrich Mortan steckte ein Teil des Schmucks in die Tasche von Alen König. Bevor er sich umziehen geht, gibt er jetzt schon einen Zettel an einen vom Sicherheitspersonal mit der Notiz und begibt sich auf Toilette um sich umzuziehen.
Im selben Moment erreicht die Nachricht Detlef Steiner.
DETLEF STEINER. (entsetzt) Wie bitte? Alen König soll Schmuck gestohlen haben vom Besitzer?! Schickt jemand zum Untersuchen seiner Tasche aber sagt ihm davon nichts. Wir wollen nicht, dass Herr König das weiter sucht, falls das stimmen soll.
(In Gedanken) Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen warum er das tun sollte…vielleicht war das nur zum Ablenken..?
Eldrich Mortan kommt neu gekleidet und mit einer Federkleidmaske von der Toilette. Er schaut auf seine Uhr begibt sich langsam auf den Weg zum Hinterausgang.
ELDRICH MORTAN. (In Gedanken) Die Nachricht sollte bei seinem Vorgesetzten sein. Also Zeit langsam von hier wegzukommen. (innerliches lachen)
Er kommt am Hinterausgang an, welche nicht bewacht wird. Eldrich Mortan schüttelt mit dem Kopf und lacht leicht bei dem Gedanken wie einfach er Alen König um seinen Finger wickeln konnte.
Das Sicherheitspersonal konnte den Schmuck bei Alen König finden und nahm ihn sofort fest. Sie brachten Alen König zu Detlef Steiner.
DETLEF STEINER. Also ich habe vieles erwartet aber nicht, dass du ein Schmuckdieb bist! Wir können froh sein, dass jemand dich dabei erwischt hat und uns mitgeteilt hat. Wolltest du unseren Ruf komplett ruinieren?!
ALEN KÖNIG. (verwirrt, verzweifelt) Ic-Ic-Ich habe keinen Schmuck gestohlen! Das muss mir wer untergeschmuggelt haben….das war bestimmt Eldrich Mortan! Genau das war er!
DETLEF STEINER. Und woher sollte er wissen, wie du heißt und wo deine Tasche ist?
ALEN KÖNIG. (bleich, hoffnungslos) Ähm…also…das kann ich erklären...
DETLEF STEINER. Das kannst du nachher der Polizei erklären.
So geht der Maskenball vorbei. Eldrich Mortan konnte mit seinem Teil der Beute entkommen. Die Polizei stellte erst später fest, dass Alen König nicht den ganzen Schmuck hatte, doch wurde er angeklagt des Diebstahls des Schmucks und Eldrich Mortan war nicht aufzufinden.
HOCHMUT, HABGIER, WOLLUST, ZORN, VÖLLEREI, NEID und TRÄGHEIT laufen sich auf einem Maskenball über den Weg.
NEID (begeistert zu HOCHMUT). Wow, dein Kleid sieht echt klasse aus!
HOCHMUT (verlegen). Findest du? Ich fühl mich ein bisschen zu dick darin.
WOLLUST (zu HOCHMUT). Für meinen Geschmack ist dein Kleid einen Tick zu freizügig.
ZORN (tritt neben HOCHMUT hervor). Hast du meine Frau gerade Flittchen genannt?
ZORN schubst WOLLUST weg.
TRÄGHEIT geht dazwischen.
TRÄGHEIT. Stopp, benehmt euch!
HABGIER (tippt ZORN auf die Schulter). Hey, ist das deine Maske?
ZORN nimmt die Maske entgegen und setzt sie auf.
ZORN (freundlich). Ach danke! Die hab ich gesucht! Wo waren wir? Jemand Sekt?
VÖLLEREI (schüttelt den Kopf). Nein danke, ich bin Antialkoholiker.
Eine malerische Wiese, in zahllose farbenfrohe Blüten getaucht, erstreckt sich in allen Himmelsrichtungen bis zum Horizont. Ein Schwarm Vivillon mit Blumenmeermuster schwebt darüber hinweg und sammelt fleißig Pollen. Ihnen folgt zögerlich ein Vivillon mit Fantasiemuster [JUNI].
BLUMENMEER 1: Musst du uns eigentlich ständig hinterherschleichen?
JUNI (erschrocken): Ich hab doch gar nicht ...
BLUMENMEER 2: Ja, das ist echt gruselig. Flieg doch mal woanders lang, die Wiese ist schließlich groß genug.
BLUMENMEER 3: Du passt sowieso nicht zu unserem Stil, du bist viel zu blass.
BLUMENMEER 2: Das ist ja noch nicht mal das Problem, aber diese Punkte, als hättest du dich mit Farbe bekleckert! Dachtest du etwa, wir feiern hier ständig Karneval?
Ein weiteres Vivillon mit Blumenmeermuster [ROSA] kommt hinzu.
ROSA: Was wird das hier? Könnt ihr ihn nicht mal in Ruhe lassen?
BLUMENMEER 1: So wie dieser Clown aussieht, will er uns gleich eine Vorstellung geben, das verlangt doch nach Aufmerksamkeit.
ROSA: Die solltet ihr besser auf eure Arbeit richten, anstatt ständig auf ihm herumzuhacken! Oder seid ihr etwa schon fertig mit eurem heutigen Rundflug?
BLUMENMEER 3 (verschnupft): Ich fürchte, das geht dich überhaupt nichts an.
BLUMENMEER 1 (hochnäsig): Nein, sie hat völlig Recht. Kommt, Freunde, wir sollten unsere Zeit nicht weiter mit dem Farbfehler verschwenden.
Die drei Vivillon fliegen davon.
ROSA (mitfühlend): Alles in Ordnung, Juni?
JUNI (abweisend): Ja, schon gut.
ROSA: Ich hatte gehofft, es würde irgendwann besser werden, wenn sie sich etwas an dich gewöhnt haben.
JUNI (bitter): Tja, offenbar ist es nicht so einfach, sich an einen Farbfehler zu gewöhnen.
ROSA gibt ihm einen Klaps mit dem Flügel.
ROSA: Sag doch sowas nicht, das ist Unsinn. Du gehörst jetzt zu unserem Schwarm, egal mit welchem Flügelmuster!
JUNI: Das sieht außer dir aber niemand so.
ROSA: Ach was, die anderen wissen das genauso gut wie ich.
JUNI: Wirklich interessant, das mit diesen ständigen Beleidigungen zu zeigen.
ROSA (grimmig): Das werden sie in meiner Gegenwart nicht mehr wagen.
JUNI: Ich will aber nicht ständig auf deine Hilfe angewiesen sein, Rosa. Ich brauche keinen Leibwächter!
ROSA seufzt. Dann schlägt sie auf einmal fröhlich mit den Flügeln.
ROSA: Weißt du, ich bin eigentlich gekommen, weil ich dir etwas erzählen wollte!
JUNI (sich abwendend): Ich hab zu tun.
ROSA: Warte! (folgt ihm) Hast du schon mal von der Frühjahrsparade gehört?
JUNI schüttelt ohne anzuhalten den Kopf.
ROSA: Jedes Jahr zieht eine Gruppe fremder Vivillon durch das Land, um die Wiesen und Felder zu segnen, die von den Schwärmen in der Umgebung bestäubt werden. Und heute Nacht besuchen sie auch unsere Blumenwiese, um uns Glück für das kommende Jahr zu wünschen. Hast du nicht Lust, mit mir hinzugehen?
JUNI: Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, bin ich kein besonders großer Fan von anderen Vivillon. Schon gar nicht von vielen davon.
ROSA: Keine Sorge, es wird dir gefallen. Ich war im letzten Frühling schon einmal dabei, kurz nachdem ich mich entwickelt hatte. Die Parade ist einfach wundervoll, glaub mir!
JUNI scheint kurz zu überlegen.
JUNI: Ich muss jetzt weiter arbeiten.
ROSA: Komm heute Abend zur großen Kastanie, ja?
JUNI antwortet nicht.
ROSA (mit einem schelmischen Grinsen): Wenn du nicht kommst, werde ich dich heimsuchen und deine Flügel mit Wattzapf-Netzen einwickeln!
JUNI kann sich ebenfalls ein Grinsen nicht verkneifen.
JUNI: Du traust dich doch nicht mal auf hundert Meter an ein Wattzapf-Nest heran!
ROSA: Sei dir da mal nicht so sicher, ich warne dich!
JUNI lacht nur und schnippt mit den Fühlern zu einem Gruß, dann flattert er davon.
Dieselbe Blumenwiese, mitten in der Nacht, wird vom kreisrunden Mond mit einem silbrigen Licht erleuchtet. ROSA und einige andere Vivillon mit Blumenmeermuster warten gespannt unter den Ästen einer hohen Kastanie. JUNI tritt auf und schwebt langsam in ROSAS Richtung.
ROSA (erleichtert): Da bist du ja! Ich hatte schon befürchtet, dass du doch nicht kommst.
JUNI: Kann ja kaum schlimmer werden, als mir Wattzapf-Netze von den Flügeln pflücken zu müssen.
Er gibt Acht, dass ROSAS Flügel ihn vor den anderen Vivillon verstecken.
JUNI (ernster): Ich wollte mich noch entschuldigen. Wegen heute morgen ... ich hätte nicht so undankbar sein sollen, dass du mir geholfen hast.
ROSA stupst ihn wieder aufmunternd mit den Flügeln.
ROSA: Keine Sorge, ich bin ja nichts anderes von dir gewöhnt.
JUNI schnaubt. In diesem Moment tauchen kleine bunte Punkte am Horizont auf und ROSA deutet aufgeregt in ihre Richtung.
ROSA: Sieh nur, dort kommen sie!
Die Punkte nähern sich und nehmen langsam Gestalt an. Über ein Dutzend Vivillon schwebt über die Wiese hinweg, ihre Flügel schillern in den schönsten Farben und Mustern. Inmitten der Blumen führen sie einen anmutigen Tanz auf. Dabei erfüllt ein vielstimmiger Gesang die kühle Nachtluft.
KONTINENTALMUSTER: Den Ruf aus weiter Ferne klar vernommen
ARCHIPELMUSTER: Sind wir von überall herbeigekommen
FROSTMUSTER: Aus unberührtem Schnee und Eis geboren
SONNENMUSTER: Vom goldgetränkten Sonnenstrahl entfroren
DSCHUNGELMUSTER: Aus unerforschten Wäldern aufgestiegen
AQUAMARINMUSTER: Um durch das hohe Himmelszelt zu fliegen
FLUSSDELTAMUSTER: Die Flüsse zeigen stets uns einen Pfad
SAVANNENMUSTER: Auf dem wir ewig wandern, Tag für Tag
ZIERGARTENMUSTER: So ziehen wir durch Feld und Flur in Scharen
PRUNKMUSTER: Um alle Schätze dieser Welt zu wahren
DÜRREMUSTER: Wir bringen Regen in der Trockenheit
FLOCKENMUSTER: Und schützen eure Blumen, wenn es schneit
SCHNEEFELDMUSTER: Vor dunkler Kälte todbringendem Klang
SANDMUSTER: Vor rauer Stürme tosendem Gesang
BLUMENMEERMUSTER: Wir zögern nicht, zur Hilfe euch zu eilen
MONSUNMUSTER: Denn keine Not vermag es, uns zu teilen
INNOVATIONSMUSTER: Zusammen stellen wir uns allen Sorgen
OZEANMUSTER: Gemeinsam für ein hoffnungsvolles Morgen
ALLE: Ein jeder, der uns irgendwo begegnet
Sei stets mit Glück und Fröhlichkeit gesegnet.
Die Parade zieht vorüber. JUNI, vollkommen in ihren Bann gezogen, schwebt höher in die Luft, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei gibt er achtlos seine Tarnung auf.
ROSA (lächelnd): Na, was hab ich gesagt? Ich wusste doch, dass es dir gefallen würde.
JUNI nickt gedankenversunken. Nach einem Moment des Grübelns fasst er einen Entschluss.
JUNI: Ich fliege ihnen nach. Vielleicht kann ich mich ihnen anschließen!
ROSA (erschrocken): Was?
JUNI (schlägt voller Aufregung mit den Flügeln): Rosa, das ist genau das, wonach ich mich schon immer gesehnt habe! Umherreisen und die Welt entdecken, andere Vivillon kennenlernen, die genauso sind wie ich. Anders. Einzigartig.
ROSA: Du willst uns verlassen?
JUNI: Mich hält hier nichts mehr. Was sollte ich denn vermissen? Diese Blumenwiese, von der ich schon jeden Winkel kenne? Die monotone Arbeit? Die anderen Vivillon, die nichts lieber tun, als über mich zu lästern?
Stille. ROSAS Augen beginnen zu glitzern. Sie senkt den Kopf.
ROSA: Mich.
JUNI zögert, dann landet er neben ROSA.
JUNI: Du hast gesagt, die Parade kommt jedes Jahr hierher. Wir werden uns wiedersehen.
ROSA (schnieft): Das ist nicht das gleiche. Wir gehören doch zusammen! (schaut zu ihm auf) Du bist mein bester Freund.
JUNI: Du wirst mir auch fehlen. (ihre Fühler berühren sich) Aber ich kann nicht hierbleiben. Ich werde hier nie glücklich werden.
Eine Träne rinnt über ROSAS Gesicht.
JUNI: Ich verspreche dir, dass ich wiederkommen werde. Nächstes Jahr, im Frühling.
Er lässt sie los und steigt langsam in die Luft.
ROSA (ihr Schluchzen unterdrückend): Pass gefälligst auf dich auf, hörst du?
JUNI (grinsend): Ich will ja keine Wattzapf-Netze auf den Flügeln haben.
JUNI dreht sich um und folgt eilig der davonfliegenden Parade. Am Horizont verschmilzt seine Silhouette mit den anderen Vivillon. Ihre Farben vermischen sich, bilden eine Einheit. Der Vollmond taucht die Parade in sein silbriges Licht, bevor sie zwischen den Wolken verschwindet, um ihre Lieder auf der Welt zu verbreiten.
Erste Szene
In einem Stadtpark. Anne und Carl laufen Hand in Hand.
Anne: Weißt du noch, wie es zwischen uns begann?
Carl: Du meinst, wie es endete.
Anne: Ja … (blickt in den Himmel) Es könnte bald regnen.
Carl: Damals hat es ebenfalls geregnet.
Anne: Manchmal geschehen Dinge, die wir nicht voraussehen, geschweige denn verhindern können. Es ist meine Schuld. Weil Laurie eine Feier für meinen Geburtstag ausgerichtet hat. (wird ganz starr)
Carl sieht mit einem sorgenvollen Gesichtsausdruck zu Anne und schüttelt sie sacht an der Schulter.
Carl: Bitte entschuldige, dass ich damit angefangen habe. (blickt sich suchend um und wird fündig) Sieh! Da vorne findet eine-. (bricht ab)
Anne folgt Carls ausgestrecktem Finger mit den Augen und entdeckt ein Schild.
Anne: Eine Kostümparty. Wie ironisch. Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen, obwohl es schon so lange her ist…
Zweite Szene
Die Umgebung ist nun sichtlich historischer. Anwesen der Familie Brown. Anne Smith steht neben Carl und Laurie Brown in einem festlichen Saal.
Laurie: Alles Gute zu deinem zwanzigsten Lebensjahr, Anne!
Anne (lächelnd): Vielen Dank! Aber ein Fest nur mir zu ehren…
Laurie: Das ist doch selbstverständlich, dass ich meiner besten Freundin nach all den Jahren einen Gefallen erwidere!
Carl: Es wird Zeit, dass du als offizielle Gastgeberin die Feier eröffnest, Laurie.
Laurie: Ja, ich weiß. Aber Anne, mach dir keine Sorgen. Du siehst einfach phantastisch aus. (in leisem Tonfall zu Anne) Nutz die Gelegenheit und schnapp dir endlich meinen Bruder!
Laurie entfernt sich von Anne und Carl und eröffnet die Feier mit einer Rede. Kurz danach tanzen die ersten Paare.
Carl (zu Anne): Darf ich um einen Tanz bitten? Das Kleid steht dir sehr gut. (zwinkert Anne charmant zu)
Anne und Carl beginnen zu tanzen.
Anne (verlegen): Das Kleid ist aus der letzten Saison und gehörte einst deiner Schwester. Ich fühle mich trotzdem beinahe wie eine Prinzessin darin.
Carl (beugt sich zu Annes vor): Sag das besser nicht so laut. Solche Bemerkungen könnten von Anhängerinnen und Anhängern des Königshauses missverstanden werden.
Anne (erschrocken): So meinte ich das gar nicht! Aber ich bin schließlich nur eine ärmliche Magd, die im Dienste eurer Familie steht…
Carl: Du bist mehr als „nur“ eine Magd.
Anne (ablenkend): Deine Verkleidung als Jack the Ripper passt außerordentlich gut zu dir.
Carl (lachend): Bemüh dich nicht um Komplimente. Mir fiel nichts Besseres ein. Dass Laurie auch ausgerechnet eine Kostümfeier aus deinem Geburtstag machen muss.
Anne (in einem verteidigenden Tonfall): Laurie meinte, dass sich so weniger Menschen darüber aufregen würden, wenn ich vom niederen Stand dieses prächtige Kleid trage. Ich bin sozusagen als Adelige verkleidet. (kichert)
Carl (seufzend): Meiner Schwester fallen die merkwürdigsten Lösungen ein. Aber Hauptsache, du hast deinen Spaß. Ich gehe zum Buffet und hole uns etwas zu essen, in Ordnung?
Anne: Ja, gerne.
Während Carl zu den mit Speisen ausgerichteten Tischen läuft, bleib Anne abseits der Tanzfläche stehen. Laurie gesellt sich zu ihr.
Laurie: Puh. Endlich konnte ich mich von Graf Scott lossagen.
Anne: Ihr seid miteinander verlobt, nicht wahr?
Laurie (mit einer wegwerfenden Handbewegung): Ja, erinnere mich bloß nicht daran! Aber mal etwas Anderes: Konntest du dir meinen Bruder angeln?
Anne: Laurie! Selbst wenn er wirklich etwas für mich empfinden würde-.
Laurie (lachend): Der Kerl ist doch bis über beide Ohren in dich verliebt! Und vergiss endlich, dass wir von unterschiedlichem Stand sind, wir leben nicht mehr im Mittelalter!
Anne: Das sehen die Leute aus euren Kreisen anders.
Laurie: Was kümmern uns deren Meinungen?
Anne: Es ist leider alles nicht so einfach...
Laurie: Auch wieder wahr. Als Cinderella verkleidet zu sein, ist übrigens sehr abenteuerlich. Vielleicht sollte ich später meinen Schuh verlieren. Ob dann ein Prinz auf mich aufmerksam wird, damit ich den Grafen doch nicht ehelichen muss?
Plötzliche Rauchschwaden verdichten die Luft im Ballsaal.
Laurie (ängstlich): Was ist denn jetzt los? Brennt es dahinten etwa?
Durch den Rauch und sich ausbreitende Flammen bricht Panik unter den Geburtstagsgästen aus. Anne und Laurie werden voneinander getrennt. Geschrei und Gedrängel entstehen.
Carl rennt auf Anne zu, die in der panischen Menschenmasse unterzugehen droht und greift ihre Hand.
Carl: Da bist du ja! Schnell, wir müssen hier raus! Eine der Kerzenleuchter auf den Tischen ist umgefallen und alles droht in Flammen aufzugehen!
Anne: Aber Laurie ist noch irgendwo hier!
Carl (hektisch): Sie ist nicht bei dir? Dann wird sie wohl bereits draußen sein. Los!
Carl und Anne verlassen mit den restlichen Gästen eilig das Anwesen. Es fängt an zu regnen. Laurie ist nicht zu sehen.
Anne: Wo steckt sie nur? (blickt unruhig umher)
Carl: Sie wird bestimmt irgendwo hier draußen-.
Plötzlich hält Carl inne und starrt geradewegs auf einen Feldweg, der zum brown’schen Anwesen führt und wo nun die Verletzten notdürftig versorgt werden.
Carl: Da vorne wurden eben zwei Menschen abgedeckt. Sie … sie haben es wohl nicht geschafft. (zögerlich) Möglicherweise Bedienstete.
Carl läuft wie in Zeitlupe zu den Leichen und hebt vorsichtig ein Tuch nach dem anderen hoch.
Carl (schreiend): Nein! NEEEIN! Das darf nicht sein. NICHT SIE!
Anne rennt bestürzt zu Carl und blickt auf die leblosen Körper. Entsetzt schlägt sie die Hände vors Gesicht.
Dritte Szene
Gefängnis von London. Anne sitzt zusammengekauert auf dem schmutzigen Fußboden, während Carl vor ihrer Zelle steht. Beide wirken bedrückt.
Carl: Wie konnte es nur soweit kommen?
Anne: Bitte verzeih mir, Carl. Laurie ist nur meinetwegen gestorben.
Carl (aufbrausend): Unsinn! Das Feuer war ein Unfall. Auch hätte niemand hervorsehen können, dass Laurie dem falschen Jack the Ripper hinterhergeht.
Anne: Ja. Dennoch gibst du dir insgeheim die Schuld dafür, nicht wahr? Obwohl es reiner Zufall war, dass sich noch jemand auf diese Weise verkleidet hat.
Carl (nach kurzem Schweigen): Sie wollte mich retten, aber ich bin zu dir gegangen. Als Bruder habe ich versagt.
Anne: Das ist nicht wahr!
Carl (mit brüchiger Stimme): Sie hat vermutlich, wenn auch zu spät, gemerkt, dass ich das gar nicht war und wollte aus dem Gebäude rennen, wobei sie allerdings einen ihrer Glasschuhe verloren hat. Er wurde danach gefunden. Aber nicht ein Prinz hat sie zu sich geholt, sondern der Tod. Wäre ich nur noch mal reingegangen, um nach Laurie zu suchen, nachdem ich dich nach draußen gebracht habe!
Anne: Das ist alles so furchtbar! Dabei sollte es doch so ein schönes Fest werden!
Carl: Und zu allem Überfluss wirst du für ihren Tod verantwortlich gemacht, nur weil du keine Adelige oder Wohlhabende bist und es deine Geburtstagsfeier war. Wohin soll das noch alles führen?
Anne (tonlos): Mich führen sie morgen jedenfalls auf den Scheiterhaufen und verbrennen mich. Kurios. Da war ich fast wie eine Prinzessin verkleidet und sterbe am Ende als Hexe. Vielleicht treffe ich dann wenigstens Laurie wieder und habe die Gelegenheit, mich zu entschuldigen. (bricht in lautes Geschluchze aus)
Carl (blickt hilflos auf Anne herab): Ich wünschte, ich könnte dir helfen. Aber ich kann nichts für dich tun. Weil ich nach der Meinung der Oberschicht die falsche Person gerettet habe, werde ich verachtet. Selbst den Adelstitel hat man mir deshalb entzogen. Anne, bitte vergib mir.
Vierte Szene
Zurück im Stadtpark. Die historische Umgebung macht wieder der gegenwärtigen Platz.
Anne und Carl stehen sich in Gedanken versunken gegenüber.
Anne (leise): Letztendlich hast du deinem Leben direkt nach meinem vollstreckten Urteil ein Ende gesetzt, weil dich die Schuldgefühle plagten.
Carl (sarkastisch): Zumindest habe ich das versucht. Stattdessen verweilen wir beide als Untote zwischen dem Jenseits und dem Diesseits, von Laurie keine Spur. Das ist doch absurd!
Anne: Ich glaube, Laurie ist in den Himmel gekommen, weil sie jemanden retten wollte, aber gescheitert ist.
Carl (verbittert): Das wollte ich auch, aber uns wurde schließlich ein anderes Schicksal zuteil.
Anne: Das tut mir alles immer noch so schrecklich leid, Carl.
Carl: Schon gut. Es ist ohnehin nicht mehr zu ändern. Dafür hat Gott uns noch zusätzlich damit gestraft, indem wir nicht in Frieden ruhen können, sondern in diesem Zustand auf der Erde weilen müssen. Womöglich für immer.
Anne: Ja … Du, die ersten Gäste bei dieser Kostümparty dort sind eingetroffen. So blass wie wir aussehen und mit unseren für sie uralten Klamotten können wir doch so tun, als wären wir als Leute von „damals“ verkleidet?
Carl (zögernd): Meinst du das ernst? Ausgerechnet eine Kostümfeier?
Anne (nach kurzem Überlegen): Ja! Damit wir nicht nur unschöne Gedanken an Veranstaltungen dieser Art haben. (zieht Carl enthusiastisch zum Ort der Feier) Komm, gehen wir hin!
Carl (ergeben): Na gut. Vielleicht sieht uns Laurie von oben zu und freut sich für uns. (schweigt einen Moment) Weißt du, auch wenn sich das alles ganz falsch entwickelt hatte, bin ich dennoch erleichtert und froh, nicht alleine untot umherwandeln zu müssen. Du bist eine angenehme Gesellschaft, Anne. (lächelt)
Anne (errötend): Ich freue mich ebenfalls, dass wir trotz alledem gute Freunde geworden sind. Aber nun lass uns der Kostümparty beiwohnen und Spaß haben. Ich bin sicher, dass Laurie wollen würde, dass wir uns amüsieren!
Mit sichtlich besserer Laune gehen Anne und Carl gemeinsam zu dem Kostümfest, das unweit von ihnen stattfindet und geben sich der fröhlichen Stimmung hin. Der Vorhang fällt.
1. Szene
Ein großer, öffentlicher Platz.
Zwei Frauen, Vivien des Vivants und Faire Valoir, laufen durch die Gegend und scheinen nach etwas zu suchen. Vivien des Vivants hält eine Stadtkarte in den Händen.
Faire Valoir: Sind Sie sich sicher, dass wir hier richtig sind?
Vivien des Vivants: Absolut! Es müsste eigentlich genau an diesem Ort sein! (schaut fragend auf die Karte und dreht sie um 180 Grad)
Ein Passant läuft an den beiden Frauen vorbei.
Vivien des Vivants: Entschuldigung! Entschuldigen Sie! Wissen Sie zufällig, wo wir das Maison Hantée finden? Es müsste hier irgendwo in der Nähe sein …
Der Passant bleibt kurz stehen, hebt die Hand und atmet lautstark ein, als würde er etwas sagen wollen. Dann schüttelt er sich hektisch und läuft weiter.
Vivien des Vivants: Also manche Menschen!
Faire Valoir: (schüttelt energisch den Kopf) Was hatte der Mann am Telefon denn gesagt, wo sich das Haus befindet?
Vivien des Vivants: In der Nähe vom Markt. Ein großes, prachtvolles Gebäude. Man würde es sofort erkennen. (dreht die Karte erneut um 180 Grad)
Faire Valoir: Und sonst?
Vivien des Vivants: Nichts. Es war alles sehr hektisch, er wirkte aufgebracht. Wir sollten schnell kommen. Er würde die Gäste ansonsten nicht mehr allzu lange festhalten können.
Faire Valoir: Ich verstehe. (geht ein paar Schritte vor) Ein großes Gebäude also. (schaut nachdenklich durch die Gegend und deutet dann in verschiedene Richtungen) Vielleicht dieses! Oder jenes!
Eine junge Frau läuft schnellen Schrittes die Straße entlang; ein älterer, äußerst blasser Herr setzt sich im Hintergrund auf eine Parkbank.
Faire Valoir: (zur jungen Frau) Entschuldigung! Wissen Sie, ob dies das Maison Hantée ist? (deutet in verschiedene Richtungen)
Junge Frau: Wat fürn Tee? Nee, nee, dit sacht mir nüscht. Tut mir leid! (läuft weiter)
Faire Valoir: (ruft der Frau hinterher) Kein Tee! Han - Tée! Maison Hantée!
Vivien des Vivants: (fixiert die Karte und dreht ihren Kopf nach links) Ich bin mir ziemlich sicher, dass es direkt hier sein müsste. Vielleicht ein, zwei Straßen weiter. (dreht den Kopf nach rechts) Oder doch anders herum?
Faire Valoir: (zum Herrn auf der Parkbank) Entschuldigung, kennen Sie vielleicht das Maison Hantée?
Älterer Herr: (streicht sich durch seinen langen, weißen Bart): Hantée? Ja. Ja, das kenne ich. Da komme ich doch gerade her!
Vivien des Vivants: (euphorisch) Sie kennen das Maison Hantée? Das ist ja wundervoll! Dann können Sie uns doch sicher den Weg dorthin zeigen, nicht wahr?
Faire Valoir: Ich dachte, die Gäste dürfen das Gebäude derzeit nicht …
Vivien des Vivants: Nun sagen Sie schon, können Sie uns den Weg zeigen?
Älterer Herr: (streicht weiter durch seinen Bart) Gewiss. Gewiss kann ich das. Doch sagen Sie mir, was führt Sie zwei denn an einen Ort wie das Maison Hantée?
Vivien des Vivants: Ich bin Privatdetektivin und das ist meine Assistentin (deutet auf Faire Valoir). Wir wurden kontaktiert, um einen Vorfall aufzuklären, der sich auf einer Kostümparty im Maison Hantée ereignet haben soll.
Älterer Herr: Ah, die Kostümparty, ich verstehe. Dann werde ich Sie natürlich unverzüglich zum Maison Hantée begleiten. Folgen Sie mir! (steht langsam auf) Na los, folgen Sie mir!
Vivien des Vivants: Vielen Dank! Sie sind uns wirklich eine ausgesprochen große Hilfe!
2. Szene
Eine prachtvolle Eingangshalle.
Vivien des Vivants und Faire Valoir warten. Ein junger Mann mit einer schrillen Stimme, Mec Mort, betritt die Halle.
Mec Mort: Ah, willkommen, willkommen! Ich habe Sie bereits erwartet! Sie müssen die Privatdetektivin sein. Mein Name ist Mec Mort. Mir gehört dieses prächtige Anwesen. Wahrlich prächtig, nicht wahr?
Vivien des Vivants: (nickt freundlich) Vivien des Vivants. Wir hatten telefoniert.
Mec Mort: Genau. (hüpft freudig auf) Genau, genau! Ich erinnere mich! Sie müssen einen Gast für mich ausfindig machen!
Vivien des Vivants: Einen Gast?
Mec Mort: Genau. (hüpft erneut) Genau, genau! Wissen Sie, hier läuft eine äußerst exklusive Kostümparty. Ein Gast jedoch scheint ohne Einladung hier unterwegs zu sein. Bitte machen Sie ihn ausfindig und begleiten Sie ihn hinaus. Vorher kann hier niemand gehen!
Faire Valoir: Das ist alles?
Mec Mort: Das ist alles. Ich verlasse mich auf Sie!
Ein Schrei ertönt aus einem der anderen Räume.
Mec Mort: (zuckt sichtlich zusammen) Verzeihen Sie, ich habe zu tun! Schauen Sie sich gerne um! (verlässt die Halle)
Faire Valoir: Ein merkwürdiger Zeitgenosse.
Ein Geist betritt die Halle und schwebt im Hintergrund herum.
Vivien des Vivants: In der Tat. Die Aufgabe scheint aber vergleichsweise einfach zu sein. Wir lassen uns am besten erst einmal von jedem Gast die Einladung vorzeigen.
Faire Valoir: (nickt) Und bei Auffälligkeiten ist der ungebetene Gast schnell ausfindig gemacht!
Geist: (empört) Der ungebetene Geist?
Die beiden Frauen zucken erschrocken zusammen und drehen sich zum Geist.
Geist: Sie denken also, ich sei ein ungebetener Geist? Das ist ja unerhört!
Faire Valoir: Ich … ähm … also ich sagte … Gast, nicht …
Vivien des Vivants: (geht näher zum Geist) Das ist faszinierend. Wie machen Sie das, dass ihr Kostüm so transparent wirkt? Und dann erst das Schweben! Ich bin beeindruckt!
Geist: Ach, erst bin ich ein ungebetener Geist und dann schwebe ich Ihnen zu transparent? Unerhört. Unerhört ist das alles! (zur Tür gewandt rufend) Claire?! Claire, das musst du dir ansehen!
Eine Fledermaus fliegt aus einem der Räume hervor, dann ertönt ein Knall und hinter einer Nebelwolke kommt eine Vampirdame hervor.
Faire Valoir: Das … das ist … das ist ja …
Vivien des Vivants: Äußerst faszinierend! Haben Sie eine Tür im Boden genutzt? Und dann erst dieses Kostüm!
Claire: (brüskiert) Kostüm? Bitte was?
Geist: Claire, meine Liebe. Hör dir nur an, wie diese (sein Gesicht verzieht sich herabwürdigend) Menschen über uns reden!
Vivien des Vivants: Verzeihung. Wir möchten Sie auch gar nicht lange auf der Party stören. Wir suchen nach einem ungebetenen Gast und würden deshalb gerne ihre Einladungen sehen.
Claire (amüsiert): Einladungen? Unsere was?
Vivien des Vivants: Mec Mort hatte uns darum gebeten, herauszufinden …
Geist: (lacht) Mec Mort! Ach, hat sich dieser Scherzkeks mal wieder einen Spaß erlaubt!
Faire Valoir: (beängstigt) Einen … einen Spaß?
Das Heulen eines Wolfs ist zu hören, dann zischt eine behaarte Figur durch die Halle. Mec Mort kommt kurz darauf aus derselben Richtung in die Halle gestürmt und scheint der Figur zu folgen. Vor der Gruppe kommt er zum Stehen.
Mec Mort: Ah, wie ich sehe, lernen Sie sich kennen! Madame des Vivants, machen Sie denn bereits Fortschritte?
Vivien des Vivants: Ich muss sagen, ich bin wirklich äußerst angetan von der Liebe zum Detail, die in all den Kostümen zu stecken scheint.
Claire: Kostüme?!
Geist: Sie tut es ja schon wieder. Ständig diese Beleidigungen!
Faire Valoir: (flüsternd zu Vivien des Vivants) Hören Sie, ich glaube nicht, dass das hier …
Mec Mort: Genau! (hüpft erfreut) Genau, genau! Wunderbare Kostüme sind das, nicht wahr? Nicht wahr, nicht wahr? Wenn Sie möchten, können wir Ihnen auch ein solch detailverliebtes Kostüm beschaffen! Na, wie klingt das für Sie?
Vivien des Vivants: Ich fühle mich geschmeichelt. Sehr gerne würde ich eines der Kostüme ausprobieren!
Mec Mort: (grinst hämisch) Wunderbar! Wunderbar, wunderbar! Dann kommen Sie mal mit, die Kostüme sind oben!
Faire Valoir: (lautstark) Moment!
Alle drehen sich zu Faire Valoir.
Faire Valoir: Mec Mort! Sie sagten, dass wir den ungebetenen Gast ausfindig machen sollen und dass Vivien des Vivants diesen nach draußen begleiten solle. Vorher könne niemand gehen! Ich bin es. Ich bin der ungebetene Gast! Sie hatten einzig meine Chefin angerufen. Ich dagegen hatte niemals eine Einladung erhalten.
Nebel zieht in der Halle auf, Flammen steigen an den Wänden auf. Mec Mort wachsen Hörner aus dem Kopf, er tobt vor Wut. Am anderen Ende der Halle öffnet sich die Eingangstür.
Mec Mort: Dieses Biest wagt es einfach so, mein Rätsel zu lösen!
Geist: Unerhört! Ich sag es ja!
Faire Valoir: Vivien, greifen Sie meine Hand! Los!
Vivien des Vivants greift Faire Valoirs Hand. Beide laufen gemeinsam aus dem Maison Hantée hinaus.
3. Szene
Ein großer, öffentlicher Platz.
Vivien des Vivants und Faire Valoir sitzen auf einer Parkbank. Der ältere Herr setzt sich zu ihnen.
Älterer Herr: Wie ich sehe, haben Sie das Maison Hantée wieder verlassen.
Vivien des Vivants: Ja, das ist einzig meiner Assistentin zu verdanken.
Älterer Herr: Das freut mich wirklich sehr für Sie.
Für einen kurzen Moment schweigen die drei.
Faire Valoir: Sagen Sie, wenn Sie das Maison Hantée selbst erst kürzlich verlassen haben, wieso haben Sie uns dann überhaupt dorthin geführt?
Älterer Herr: Nun, ich hatte mein Rätsel nicht lösen können. Ich war an das Haus gebunden und es war stets meine Aufgabe, neue Personen hineinzuführen.
Vivien des Vivants: Ich verstehe.
Faire Valoir: Aber nun sind sie frei?
Älterer Herr: Nun ist es vorbei, ja. Ich bin frei. Dank Ihnen. Das Maison Hantée aber wird sicherlich weiterhin bestehen …
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