Tipp-Sammlung: Charakterentwicklung

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    Huhu!

    Wir alle haben Lieblinge im Laufe unseres Lebens gesammelt und sie bilden eine zentrale Säule jeder Geschichte: Charaktere. Wir selbst werden zu Charakteren in den Geschichten anderer, mal originalgetreu porträtiert oder auch gerne etwas abgewandelt. In Geschichten haben wir unsere Lieblinge, die Protagonisten, Nebencharaktere oder auch Antagonisten. Aber wie erschaffe ich einen Charakter? Von den Äußerlichkeiten bis zur tiefverwurzelten Backstory. Charaktere sind vielschichtig in jedem Medium und natürlich immer mit Subjektivität verbunden, trotzdem würden wir euch gerne dazu einladen, eure Erfahrungen und Tipps zum Entwickeln von Charakteren in dieser Sammlung festzuhalten! Fertigt ihr Character Sheets an, orientiert euch an Menschen aus eurem Umfeld oder lasst ihr sie durch die Geschichte laufen und schaut, wie es sich entwickelt? Wir sind auf eure Ideen gespannt!


    Diese Sammlung ist für das Posten kleinerer Tipps gedacht. Wenn ihr beim Schreiben merkt, dass euer Text immer länger wird, könnt ihr auch gerne einen kompletten Guide zu dem Thema verfassen. Wendet euch dafür dann bitte an die Bereichsleitung. ^-^


    Falls ihr mehr über das Erschaffen und Entwickeln von Charakteren erfahren möchtet, könnt ihr gerne auch einen Blick in folgende Guides werfen:

  • Ich persönlich habe meistens ein ungefähres Bild von dem Charakter, jenen ich in die Geschichte einbauen möchte. Da werden dann Grundlegende Sachen festgelegt. Die Tiefe ala Backstory und Entwicklung passieren wiederum mehr spontan bzw. aus der Geschichte heraus. Um zu verdeutlichen was ich meine mache ich hier ein kurzes Beispiel:

    Name, Aussehen, Charakterzüge und die ersten Steps in der Geschichte. Da ich ein sehr fantasyreicher Mensch bin und sehr gut improvisieren kann, fällt mir eigentlich dann immer was ein zu Backstory und Entwicklung des Charakter. So kann ich dann schon anfangen und beim Schreiben immer mehr die Backstory und Entwicklung machen. Weitere Charaktere in einer Story sind dann bei mir eingeplant oder auch manchmal spontan ala "eigentlich wäre es cool jetzt noch jemanden zu haben" egal ob gut oder böse. Ein Charaktersheet habe ich jetzt für Geschichten noch nicht gemacht.

  • Ich hab für mich festgestellt, dass zu detaillierte Steckbriefe mit der Zeit bloß einengend werden. Vor allem, wenn du dir aufschreibst wie sich der Charakter im Laufe der Geschichte entwickeln soll.


    Es macht auch wenig Sinn sich auf gewisse Charaktereigenschaften zu sehr versteifen und diese in Stärken und Schwächen zu unterteilen, besonders wenn man den Steckbrief eben erstellt. Am Ende gibt es sehr viele Charaktere, die (eine simple Beschreibung) beispielsweise extrovertiert und lebensfroh sind, aber dabei voreilig... oder das Gegenteil, jemand Introvertieres. Wenn man zu sehr an dieser Beschreibung festhält ohne in die Tiefe zu gehen und mehr Abstufungen darin vorzunehmen, wirkt es eben oberflächlich und Archetypen gibt es zu Hauf. Ein Charakter bzw. eine reale Person wird der Charakter erst dann, wenn er dynamisch und glaubwürdig wirkt.

    Oder "X hat seine / ihre / deren Familie als kleines Kind verloren, weil..." ist auch quasi ein Klischee, das häufig geschrieben wird, aber am Ende kommt drauf an, wie es umgesetzt wird und ob der Charakter lebendig wirkt bzw. auch darauf, ob man nur darauf reduziert wird.


    Ich finde, dass dabei die Interaktionen mit der Umwelt am Wichtigsten sind. Nichts verrät mehr über den Charakter als wie er mit anderen Personen umgeht und dabei ist eben auch Subtext und all das, was in Handlungen und Dialogen über den Charakter entweder offen gesagt oder impliziert wird, von Bedeutung.

    Natürlich macht sich jeder Lesende am Ende auch ein eigenes Bild vom Charakter, was man ebenfalls nicht vergessen darf, aber als Gesamtes find ich, dass es für die Darstellung des Charakters negativ ist, wenn Show und Tell nicht zusammenpassen. zB. wenn gesagt wird, dass der Charakter ein guter Freund sei und man sieht am Ende nie etwas davon, oder es soll so dargestellt werden, als hätten die beiden Mains eine tolle Beziehung mit ein paar Problemen, die man überwinden kann, aber in Wahrheit hat man 50 Shades und Stuff vorliegen.


    Was ich meist auch nicht mag ist, wenn Charaktereigenschaften und Motive zu überzogen dargestellt werden. Ich mag durchaus gutherzige Charaktere, ich mag auch Charaktere und reale Menschen mit guter Moral, aber die meisten klischeehaften Shounen Protagonisten (oder auch Mahou Shoujo Protagonistinnen) funktionieren für mich einfach nicht, weil sie zu überzogen dargestellt sind und es einfach erzwungen und damit kitschig wirkt.

    Ich meine, wenn man es auf realer Ebene betrachtet: ein realer Mensch, der durch die Gegend läuft, und allen ins Gesicht drückt "OMG, ich hab ja sooo viel Empathie mit jedem einzelnen Menschen, egal was mir davor angetan wurde, und ich bin sooo ein guter Mensch und ich leide ja sooo sehr mit jedem einzelnen Menschen, egal was mir davor angetan wurde ... und außerdem kämpf ich für LIEBE UND GERECHTIGKEIT UND DIE KRAFT DER FREUNDSCHAFT!" kommt einem (hoffentlich, wenn man nicht grad ein kleines Naivchen ist) auch etwas iffy vor, oder? Als würde die Person entweder in Wahrheit ein Miststück sein, das aber verbergen wollen, oder sie ist im Großen und Ganzen recht gut, aber nicht DERART gut, wie sie sich darstellen möchte.

    Mal von anderen, sehr unrealistischen Verhaltensweisen abgesehen und dieser Dummheit, die so manchen von ihnen leider innewohnt.


    Ein anderes Ding ist, was ich öfters bei vor allem Schreibanfänger*innen sehe und bei dem ich denke, dass es für viele Charaktere nicht funktioniert (bzw. denke ich, habe ich auch zu viel damit gearbeitet): einen Charakter zu viel um die Backstory herum aufbauen und JEDEM eine detailierte Backstory in der Geschichte geben, die dann lang und breit ausgeschlachtet wird.

    Wahrheit ist jedoch, wenn man in der Realität einen Menschen kennenlernt, weiß man nichts von dessen Background und erst wenn man sich näherkommt, lernt man diesen kennen. Hintergrundgeschichten sind natürlich wichtig (oder können wichtig sein), aber ein Charakter soll auch natürlich und realen wirken, wenn man den Background noch nicht zu gut kennt, oder nur Teile davon oder auch gar keinen Background kennenlernt.


    Ein wichtiger Tipp, den ich von einem Ghibli-Making Of-Video gelernt habe, ist bereits mit dem ersten Auftreten zu versuchen einen Charakter mit sehr kleinen Dingen lebendig zu gestalten. Und das ist etwas, das ich seit kurzem vermehrt ins Auge genommen habe (und ehrlich gesagt mein ganzes Leben lang, oft unterbewusst, manchmal bewusst, unternommen habe, weil ich halt neurodivers bin und immer wissen wollte wie ich mich verhalten soll, also hab ich andere genau beobachtet). Dazu zählen eben kleine Gesten, Mimik etc... die man an realen Menschen auch beobachten würde, die nicht zu übertrieben sind, aber auffallen. Jemand hat es mal beschrieben als: Wenn du einen Raum zB. ein Cafe betrittst, sollst du das Gefühl haben, als würden reale Personen an den Tischen setzen und keine Schaufensterpuppen.

    Selbst wenn im Cafe ein Barista steht, der danach nie wieder vorkommt und den man nicht charakterisieren muss, wirkt die Person gleich viel mehr wie ein realer Mensch und damit wirkt auch das Setting realer, wenn sie kurzmal aufs Handy schaut, weil es gerade wenig Kundschaft gibt, dabei aber zwischendrinnen aufsieht, ob er von seinem Chef entdeckt wurde oä.


    Beim Konsumieren, finde ich die Dialoge ebenfalls sehr wichtig und ob sie real wirken und für die Situation und Charaktere passend wirken. Da muss ich auch sagen, dass viele Medien wohl Angst davor haben Umgangssprache und "unschöne" Sprache einzubauen und viele vertrauen noch dem dummen Ratschlag like "lass einen Bauern anders sprechen als einen Adeligen" (vor allem bei Fantasygenres), wobei natürlich angespielt wird, dass Bauern ungebildet sind und Adelige sich unglaublich gebildet und fein ausdrücken sollen ... okay, und jetzt recherchiert mal kurz, wie reale Adelige und die feinen, gebildeten Leute oft gesprochen haben. xD

    Natürlich sollte die Ausdrucksart schon zum Charakter passen, aber man muss jetzt nicht in solchen Klischees denken und insgesamt find ich es einfach, dass Interaktionen glaubwürdig sind.

  • Charaktere haben bei mir die Angewohnheit, erst einmal durch ihre Wesenszüge in eine Geschichte eingepflogen zu werden. Das passiert zuallererst meist im Kopf, bis ich eine gute Verbindung zu diesem Charakter und seiner Art besitze. Sobald sich Dialoge und Gesten gut beschreiben lassen, beschäftige ich mich eher spontan mit den noch offenen Parametern und lege Geschlecht, Aussehen und Weiteres fest, was noch notwendig zu wissen ist.


    Die Herangehensweise ist vielleicht etwas ungewöhnlich, wenn doch normalerweise das Aussehen beim ersten Treffen eine größere Rolle spielt als das Wesen. In meinen Augen lassen sich äußerliche Details im Nachhinein wesentlich besser festlegen, wenn eine Basis da ist. Dasselbe gilt auch für eventuelle Hintergrundgeschichten, die entweder gar nicht oder nur sehr grob eingeplant werden. Meist ergibt sich während des Schreibens, in welche Richtung es geht.


    Empfehlen würde ich, ebenso wie Bastet, sich nicht zu sehr an einzelnen Charakterzügen aufzuhängen. Das schadet den handelnden Personen meist mehr und schränkt sie gegebenenfalls zu stark ein, als dass wirklich abwechslungsreich realistische Situationen mit ihnen entstehen können. Natürlich kann es vorkommen, dass ein oder zwei Eigenschaften stärker hervortreten, jedoch sollten sie den Charakter nicht vollständig einnehmen. In solchen Situationen kann es helfen, sich eine Aktion vor Augen zu halten und abzuschätzen, ob die Person wirklich so reagieren würde oder ob sie andere Ansichten vertritt.