Wie findet ihr Japan? Wollt ihr mal nach Japan?

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  • Wollte dieses Thema mal aufrollen, weil ich neulich festgestellt habe, dass ich in meinem schulischen Umfeld jemanden habe, der seit drei Jahren japanisch lernt und auch nach Japan auswandern möchte, allerdings noch nie, nicht mal für einen zweiwöchigen Urlaub oder so, in dem Land gewesen ist, was ich dann doch ein wenig befremdlich finde. Vorab - er ist kein Weeb, lol. Also wirklich null Berührung mit Manga, Anime und dem ganzen Weaboostuff. Ich finde es durchaus bewundernswert eine fremde Sprache mit eigener Schrift und allem drum und dran zu lernen, aber in ein Land auszuwandern, in dem man noch nie gewesen ist, finde ich doch arg komisch. Zumal - ich kenne mich mit dem Visa Prozess für Japan zwar nicht aus, kann mir aber vorstellen, dass es bei weitem nicht so einfach ist, wie innerhalb der EU in ein anderes Land zu ziehen. Zumal er Ende 20 ist, keine abgeschlossene Berufsausbildung hat und auch sonst nicht so gut finanziell gestellt ist.


    Ansonsten, um auf das Originalthema des Topics zurückzukommen - ich finde inzwischen, dass jedes Land, sogar die kritisch beäugten Ecken wie Amerika, etwas schönes und sehenswertes an sich haben, wenn man sich auf das kulturelle Abenteuer einlassen kann und mag. Ich muss schon sagen, dass ich arg cringen muss, wenn Leute ins Ausland welcher Art auch immer reisen, und sich ernsthaft in der eigenen Komfortzone bewegen, gerade was Essen anbelangt. Warum reist man in ein fremdes Land, um Schnitzel mit Pommes essen zu wollen, uff. Jedenfalls - ich würde Japan schon gerne sehen, wenn ich die Chance im Leben bekomme, andererseits ist Japan auch nicht unbedingt in meinen Top 5 persönlichen Reisezielen. Vorher würde ich gerne China, die skandinavischen Länder und die britische Insel ein bisschen sehen. Aber wenn danach noch Zeit und Geld irgendwann in meinem Leben ist, würde ich mir das Land schon gerne angucken. Und mal richtig authentische japanische Küche essen!

  • Wollte dieses Thema mal aufrollen, weil ich neulich festgestellt habe, dass ich in meinem schulischen Umfeld jemanden habe, der seit drei Jahren japanisch lernt und auch nach Japan auswandern möchte, allerdings noch nie, nicht mal für einen zweiwöchigen Urlaub oder so, in dem Land gewesen ist, was ich dann doch ein wenig befremdlich finde. Vorab - er ist kein Weeb, lol. Also wirklich null Berührung mit Manga, Anime und dem ganzen Weaboostuff. Ich finde es durchaus bewundernswert eine fremde Sprache mit eigener Schrift und allem drum und dran zu lernen, aber in ein Land auszuwandern, in dem man noch nie gewesen ist, finde ich doch arg komisch. Zumal - ich kenne mich mit dem Visa Prozess für Japan zwar nicht aus, kann mir aber vorstellen, dass es bei weitem nicht so einfach ist, wie innerhalb der EU in ein anderes Land zu ziehen. Zumal er Ende 20 ist, keine abgeschlossene Berufsausbildung hat und auch sonst nicht so gut finanziell gestellt ist.

    Ich denke, das sind Fluchtfantasien. Keine Ahnung, wieso man sich deshalb gerade Japan aussucht. Bei Weebs kann man es noch "verstehen", also, auch nicht wirklich, aber man weiß, wie sie darauf kommen.


    Du darfst 90 Tage ohne Visum und dem Vorhaben dort zu arbeiten, bleiben, länger, wenn du dort arbeitest und es bereits im Ausland beantragst:

    https://www.auslandslust.de/ar…wandern/japan-auswandern/

  • Ich denke, das sind Fluchtfantasien. Keine Ahnung, wieso man sich deshalb gerade Japan aussucht. Bei Weebs kann man es noch "verstehen", also, auch nicht wirklich, aber man weiß, wie sie darauf kommen.


    Du darfst 90 Tage ohne Visum und dem Vorhaben dort zu arbeiten, bleiben:

    https://www.auslandslust.de/ar…wandern/japan-auswandern/

    Letzteres wusste ich, aye, deswegen hab ich eben auch nicht verstanden, warum besagter Bekannter nicht wenigstens mal ein paar Koffer packt und sich ein, zwei oder auch drei Monate dorthin begibt und sich Land und Kultur mal ansieht. Denn selbst nach einem kurzen Urlaub bekommt man quasi nur die großen, hellen, grellen und schönen Eindrücke eines Landes mit. Ist bei mir und London auch so gewesen - die Armut, besonders im Norden des Landes, ist mehr erst nach mehreren Tagen bewusst aufgefallen, und auch nur, weil ich gezielt danach gefragt habe und mir die Nachrichten reingezogen habe. Ich hab ihn ja auch gefragt, warum er in Japan leben will, und er meinte nur, dass er die Kultur mag. Wo ich mir dann auch nur dachte, so gemein das klingen mag "Junge, du hast mit 27 Jahren keine abgeschlossene Ausbildung und nach der Abendschule chillst du nur bis zum nächsten Kurs, in Japan würde man da nicht mal mehr drüber lächeln.". Ich glaube tbh, dass viele Leute, die das Land so sehr romantisieren, gar nicht wissen, wie hart es dort sein kann zu leben, wenn man westliche Standards gewohnt ist. Deutschland mag vielen stinken, aber hands down, wir haben ein super Krankenversicherten- und Arbeitslosensystem, was ich so aus wenigen Ecken der Welt kenne.

  • Dieses Land würde mich auf (vergleichsweise kurze) Dauer kaputtmachen, selbst wenn wir davon ausgehen, ich würde die Sprache beherrschen.


    Mehr zu arbeiten als zu leben gilt als normal, über psychische Krankheiten - Dank des Stresses und der steigenden Einsamkeit - darf man nicht wirklich sprechen, es gibt dutzende Höflichkeitsformen, die das widerspiegeln und Leute machen in Situationen haargenau dasselbe... anfangs mag es angenehm sein, wenn man keine Angst um seine Geldtasche haben muss, die Ubahnen auf die Sekunde pünktlich kommen und die Leute bei der Rolltreppe nicht drängen etc, aber bald sieht das unheimlich aus, wenn sich Menschenmassen auf Bahnsteigen und Straßen in einem Takt bewegen und alles reibungslos abläuft. Da ist es mir doch lieber mal abgerempelt zu werden oder so

    Das macht einen doch wahnsinnig. Generell hasse ich es, wenn ich wie ein Uhrwerk jeden Tag dasselbe zurselben Stunde tun sollte und diese Szenen von japanischen Bahnsteigen lassen mich eher fliehen wollen, wenn ich mal genau darüber nachdenke. x.x


    Mir haben schon einige erzählt, wie viel Kollektivismus und eben Ordnungsliebe da herrscht. Länder, die in der gesamten Gesellschaft so viel von Ordnung und dem Einhalten von Regeln halten, werden zu solchen, in denen das Individum nur an seiner Leistung gemessen wird und weniger als Individum, wie wir das verstehen, existieren darf und in denen Menschen darauf konditioniert werden sollen ihr Selbstwertgefühl nach dem von der Gesellschaft anerkannten Werten auszurichten.


    Namine hat mir auch erzählt, dass man in der Öffentlichkeit sehr selten laute Kinder hört und das mag für manche angenehm sein, aber ich fände das richtig unheimlich, wenn nichtmal ein Kleinkind richtig Mensch sein darf. :fright:

    Dagegen weiß ich von türkischen und anderen Kollegen aus Südländer, dass einige Öffis richtig, richtig laut sind, da jeder mit dem anderen redet oder was anderes ohne Kopfhörer am Handy hört. Bei uns sind das so erfahrungsgemäß (I dunno, tho) auch öfter Menschen aus diesen Ländern, die neben einem recht laut ihr indisches Drama hören. Aber dann denk ich mir, wenn es mich mal stört, weil ich meine Ruhe haben will, kann ich ja selbst meine Kopfhörer einstölpsen. Insgesamt hat man das Gefühl, dass bei uns offene Zuzustaustellung von Fröhlichkeit und einer bubbly Persönlichkeit von manchen gleich als Affront gesehen wird, und ich will in kein Land ziehen, in denen das wohl noch mehr der Fall ist. Dafür muss man sich den Mund fusselig reden, nur um jemandem zu verklickern, dass man "nein" meint, anstatt Dinge zu sagen wie "ich hab heute keine Lust / kann nicht / dunno." Oder "nein" zu sagen oder ein bisschen sarkartisch sein zu dürfen.


    Und die jungen Japaner sind auch sehr einsam, weil sie nunmal so viel arbeiten, und gleichzeitig so steif erzogen werden, dass es für sie sehr schwer ist mit dem anderen Geschlecht zurechtzukommen und es auch noch so rückständige Ansichten über das Wesen von Frauen gibt (eben als eigentlich naive, kindliche Wesen). Dann flüchten sie sich in irgendwelche Waifufantasien, wo sie ihr dümmliches, naives Wesen finden können. ^^"

    Von der ostasiatischen Homo- und Transphobie will ich gar nicht anfangen. Ich glaube, das hat viel damit zu tun, dass man nicht das tut, was für einen vorgesehen wurde und das eben noch extremer ist als bei uns.


    Würde und könnte ich mal auswandern, würde ich mir daher nördliche, europäische Länder aussuchen. Südliche, europäische Länder haben insgesamt in manchen Bereichen eine coole Mentalität, aber ich hasse Hitze. xD

  • Bei uns sind das so erfahrungsgemäß (I dunno, tho) auch öfter Menschen aus diesen Ländern, die neben einem recht laut ihr indisches Drama hören. Aber dann denk ich mir, wenn es mich mal stört, weil ich meine Ruhe haben will, kann ich ja selbst meine Kopfhörer einstölpsen. Insgesamt hat man das Gefühl, dass bei uns offene Zuzustaustellung von Fröhlichkeit und einer bubbly Persönlichkeit von manchen gleich als Affront gesehen wird, und ich will in kein Land ziehen, in denen das wohl noch mehr der Fall ist.

    Es war echt anders, dass es immer ruhig in den japanischen U-Bahnen ist. Manchmal kam ich mir doof vor, wenn ich mich mit meinem Freund unterhalten habe.

    Als wir dann aber zum Flughafen zurück gefahren sind, und da eine extrem laute, britische Senioren Gruppe drin war, die sich teils richtig laut unterhalten habe, wurde mich sofort bewusst, wie schön, dass eigentlich ist, wenn sich fast keiner unterhält...

  • Bei uns sind das so erfahrungsgemäß (I dunno, tho) auch öfter Menschen aus diesen Ländern, die neben einem recht laut ihr indisches Drama hören. Aber dann denk ich mir, wenn es mich mal stört, weil ich meine Ruhe haben will, kann ich ja selbst meine Kopfhörer einstölpsen. Insgesamt hat man das Gefühl, dass bei uns offene Zuzustaustellung von Fröhlichkeit und einer bubbly Persönlichkeit von manchen gleich als Affront gesehen wird, und ich will in kein Land ziehen, in denen das wohl noch mehr der Fall ist.

    Es war echt anders, dass es immer ruhig in den japanischen U-Bahnen ist. Manchmal kam ich mir doof vor, wenn ich mich mit meinem Freund unterhalten habe.

    Als wir dann aber zum Flughafen zurück gefahren sind, und da eine extrem laute, britische Senioren Gruppe drin war, die sich teils richtig laut unterhalten habe, wurde mich sofort bewusst, wie schön, dass eigentlich ist, wenn sich fast keiner unterhält...

    Es gibt eben für alles ein Mittelmaß. Man muss Leute nicht mit seinen Serien und Gesprächen zudröhnen, aber ein Gespräch in normaler Zimmerlautstärke würde ich auch in den Öffis schon gerne noch führen. Absolute Stille finde ich auch furchtbar. ^^"

  • Meiner Meinung nach ist Japan ein sehr interessantes Land. Voller Widersrpüche und Extreme. Perfekt um dort Urlaub zu machen, wenn man der Kultur zugeneigt ist, aber kein Traumland, wenn es darum geht dort zu leben - mit allem was eben dazugehört. Zwar arbeiten Japaner oft gemütlicher, jedoch im Schnitt deutlich länger, als Deutsche. Soziale Absicherung finden Deutsche in deutschen Maßstäben eigentlich nirgends im Ausland, aber japanische Armut ist auf keinen Fall attraktiver als irgendwo anders. Sicher wurde die Selbstmordkultur der Japaner schon angesprochen, immerhin gibt es schon 22 Seiten zum ganzen Thema.
    Selbst war ich schon ein paar Mal in Japan und keinenfalls nur in Tokio. Von Hokkaido bis nach Okinawa (wo es übrigens wunderschön ist) war ich schon in vielen großen und kleineren Städten. Aber immer im Zusammenhang des Luxus der Urlaubs/Reiseumstände. Auswandern nach Japan halte ich persönlich für kein erstebenswertes Ziel, lieber genieße ich alle Vorzüge während ich dort Gast bin und auch wie ein geschätzter Gast und Kunde behandelt werde.
    Aber nichts bleibt unverändert. Und ich bin sehr gespannt, wie es in Zukunft sein wird, Japan zu bereisen.
    Da sich Japan die vergangenen Jahre immer mehr für den Tourismus geöffnet hat, kann ich über die Jahre einen deutlichen Anstieg an chinesischen Hotelgästen und Reisenden bemerken. Wer glaubt, dass die japanische Höflichkeit und ihre zuvorkommende Art im asiatischen Raum allgemein verbreitet ist, wird deutliche Unterschiede merken, wenn ihm eine Gruppe Japaner bzw. eine Gruppe Chinesen oder auch Koreaner auf dem Gehweg entgegenkommt.

  • OT, aber wenn schon J-Shizzle (muss mich schon zurückhalten, um nicht aus Reflex Weebshit zu sagen) angesprochen wird, muss ich das natürlich noch im Nebensatz anmerken:

    In einem Land, in dem sogar die Putzfrauen durch und durch einheimisch sind? Sieht schlecht aus. :') Was man so liest oder von den Japanologiestudenten hört, braucht man da als Ausländer schon 'nen stabilen Universitätsabschluss, iwas à la MBA oder besser 'nen Doktor in was Relevantem, um wirklich Fuß fassen zu können und nicht bloß 12 Monate Work & Travel auf 'ner Farm oder im Konbini durchzudrücken. Wer sich denkt, dort drüben 'ne Dönerbude oder was Vergleichbares eröffnen zu können, um sich dem Alltag als Firmenkrieger zu entziehen (in deren Reihen mal sowieso kaum reinkommt), braucht zu Beginn vor allem die Finanzkraft, um ein paar Mal nach Japan fliegen zu können UND die Räumlichkeiten mal für 'n Jahr im Voraus zahlen zu können - was also selbst im Falle der Dönerbude wohl noch 'nen 5-stelligen Eurobetrag verschlingt, der bei 'nem richtigen Restaurant sicher gerne auch 6-stellig wird.

    Wollte die ganze Diskussion mal hier fortführen, hoffe das ist für dich in Ordnung und so!

    Ich glaube in den Köpfen vieler Deutscher, und Westerners generell, ist dieses "die Welt ist deine Auster" Konzept ziemlich in uns verankert. Und ja, es gibt Länder, in die man durchaus realistisch auswandern kann, sofern man die dortige Sprache beherrscht, ein bisschen Geld hat, und einen Abschluss/eine Ausbildung/Erfahrung, mit denen man sich irgendwie vermarkten kann. Japan ist keines dieser Länder.


    Ich glaube, dass leider viele Leute gibt, gerade durch Anime und Manga (und Videospiele und Jpop und was es sonst so gibt), die Japan sehr idealisieren und sehr verklärt sehen. Klar sind die Bilder, das Essen, die Szenenbilder, die wir aus den Medien kennen, teils echt schön, und gerade wenn einen die Geschichten persönlich berühren, verbindet man mit Japan ganz unterbewusst positive Emotionen. Aber Japan ist eben nun einmal nicht so, wie man es aus fiktiven Werken kennt. Erst einmal ist die Arbeitsmentalität dort eine ganz andere, Menschen werden quasi zum Pflichtbewusstsein geprügelt, und ein "sorry, bin krank", juckt die Leute da wirklich bei weitem nicht so sehr wie in Deutschland. Was ich von Leuten weiß, die dort leben oder gelebt haben, ist teils schon alles andere als rosig. Erst einmal kosten gerade die zentralen Regionen einen Berg Kohle, und man muss auch erstmal einen Job finden, mit dem man sich eine Wohnung langfristig leisten kann.

    Die japanische Sprache ist schon ein großer Brocken zu lernen, und mit "watashi wa" und "sugoi" kommt man halt echt nicht weit. Finde dieses Video erklärt das sehr gut.

    Ansonsten ist eben die Mentalität einfach grundsätzlich anders, und die Leute sind nicht drauf, wie irgendwelche Animeprotagonisten. Punkt.


    Finde jeder, der unbedingt in Japan leben will, sollte erstmal als Tourist für ein paar Monate dort rumkommen, dann vielleicht mal Work and Travel und dann reflektieren, ob man das WIRKLICH tun möchte. Und wie viel von Japan für einen selbst eventuell nur ein Schönreden ist.

  • Sehr gerne, sehr gerne!


    Meine Filterblase und somit mein Zugang sind ein etwas anderer, da ich selbst ein Jahr Japanologie mitgemacht hab und die Leute dort beobachtet hab, ein paar wenige Worte ausgetauscht hab, aber der Grundtenor ein ähnlicher war:

    Interesse an Japan? Natürlich.

    Arbeiten in Japan? Tendenziell ja.

    Dort wohnen? Cool.

    Auf Lebenszeit? Nein.


    Allein, wenn wir schon bei der Sprache anfangen. Gerade als Europäer hat man vom Auswandern wohl eine sehr verklärte Ansicht. Wenn ich beschließen würde, dass ich jetzt nach Castrop-Rauxel ziehe, dann wäre das ja de facto auch schon Auswandern, weil ich meinen permanenten Wohnsitz ins Ausland verlagere und dort meinen regulären Tätigkeiten nachgehen will. Nimmt der gemeine Europäer das als Auswandern wahr? Ich glaube nicht. Ich tu's zumindest nicht (und mehr Empirie hab ich grad nicht auf Lager :^)). Wenn besagtes Ausland dann auf einmal fremdsprachig ist, DANN fühlt sich das auf einmal nach Auswandern an. Wir lernen alle eine Fremdsprache in der Schule, die meisten Englisch auf einem Niveau, mit dem man im englischsprachigen Ausland zurechtkommt und sich fast überall in Europa (außer in Frankreich) verständigen kann. Und da kommt vielleicht die Misere bis zu 'nem gewissen Punkt auch her: "Ich kann mich verständigen" ist halt nicht gut genug, lel.


    Außerdem sehen viele Leute einfach nach Frankreich, England, Spanien, Italien und denken sich "joah, easy, kann die Sprache ja". In deinem verlinkten Video wird's ja bereits angesprochen: Du lernst drölf europäische Sprachen, bevor du Japanisch könntest. Von den Kanji mal abgesehen, ist die Sprache einfach mit nichts vergleichbar, das man in Europa spricht (wobei es wohl auch Theorien gibt, dass Japanisch zu den altaischen Sprachen zählen KÖNNTE, weshalb es irgendwo über fünf Ecken mit Finnisch verwandt wäre - aber das ist ja auch eine der schwersten Sprachen Europas, die man sich antun kann). Warum sollte man sich also die Mühe machen, sehr gutes Japanisch zu erlernen, nur weil einen die Kultur interessiert? Und vor allem: Interessiert einen die Arbeitskultur auch?


    Ich hab die Wageslaves in Japan mal beobachtet und es gibt de facto viele Stellen, die ohne komplette Aufgabe des eigenen Lebenswillen ausfüllbar sind. Die Arbeitszeiten sind branchenbedingt eben ein Krampf, weil die Arbeitsmentalität in den klassischen White-Collar-Jobs schon in Richtung Silicon Valley gehen: Leb in der Firma, das ist prima! Nur ohne den Luxus und ohne Familie, aber hey, Wochenendfamilien sind in Japan ja ohnehin zunehmender Standard, weil bei 8 Stunden Arbeitszeit pro Tag + 2 Überstunden pro Woche (offiziell, effektiv also deutlich mehr + Bosusunternehmungen mit Kollegen) + 2 Stunden Pendelzeit (denn weniger geht halt wegen der innerstädtischen Mitpreise oft nicht - hab mal was von umgerechnet 8.000 € für 'ne Wohnung nach europäischen Mittelschichtsstandard innerstädtisch gelesen) halt nicht mehr viel mit Family Life ist. Die Tendenz führt zwar weg von diesen Firmenkriegern, ist allerdings immer noch präsent - während die junge Generation immer mehr auf Nebenjobs und karrierefreien Jobs baut, weil die sich selbst ein wenig von der Arbeitskultur der letzten Generation erschlagen fühlt. Die immense Zeit, die durch Arbeit draufgeht, ist u.a. auch der "ganbare"-Kultur geschuldet: Während man im Westen schon deutlich länger leistungsorientiert arbeitet und Effizienz anstrebt, ist vor allem in der Angestelltenklasse der Gedanke da, dass man sich nur bemühen muss (#ErWarStetsBemüht) und Einsatz (=Zeit) zeigen muss, um positiv aufzufallen und befördert zu werden. Spoiler: Ist 'n Irrglaube, bringt also effektiv gar nix. :')


    Mal ganz davon abgesehen, dass die Jobangebote für Ausländer eben nochmal viel beschränkter sind. Viele gehen ja als Sprachlehrer hinüber - Muttersprache oder abgeschlossenes Studium in besagter Sprache als Vorraussetzung (also problematisch, selbst wenn man C1/C2 Englisch praktisch demonstrieren könnte). Arbeitsvisa sind meist auf max. 5 Jahre befristet - also auch eher semigeil, wenn man regelmäßig drum bangen muss, wegen 'ner Laune des Landes verwiesen zu werden. Wenn irgendche Weebs daherkommen und sich denken "JA, GEIL, JAPAN, MACH ICH AUCH", die idealerweise auch noch nie 'nen Vollzeitjob ausfüllen mussten, könnt ich mir gut vorstellen, dass da leicht solche Gedanken à la "ja, dann arbeite ich hart, denn es ist mein Traum ^_^" aufkommen, dann aber nach 2 Wochen im Einsatz realisieren, auf was sie sich da eingelassen haben - also angenommen, wenn sie's überhaupt irgendwie mit Arbeitsvisum in das Land schaffen.


    Für Krankheiten hat man ja außerdem eh seine 10 Urlaubstage (kann afaik variieren), die man genau für diese Situation aufspart. Wäre ja langweilig, wenn man den Urlaub auch tatsächlich für Spaß und Erholung von der Arbeit beanspruchen würde. :')

    ----------


    Aber als Touri ist Japan halt super. In den 6 Monaten, die ich mir mittlerweile gegönnt hab, hab ich halt wirklich fast nichts Negatives wahrgenommen: deutlich geileres Essen, deutlich hilfsbereitere Leute und Angestellte, Ruhe, Ordnung etc. Ein paar unfreundliche Verkäufer und Kellner gab's halt, aber wenn's die dort nicht gegeben hätte, dann wär's doch ein wenig zu strange gewesen. So roboterhaft, wie die Japaner gern mal dargestellt werden.

  • Ich möchte einmal ein etwas anderes Thema an dieser Stelle einbringen: Japan und der Kolonialismus.


    Ich schreibe gerade für meinen Weblog an einer Reihe zum Thema Kolonialismus und wie dieser unser Leben und speziell unsere Erzählstrukturen beeinflusst und während ich im Geschichtlichen Teil etwas über Kolonialismus im Pazifischen Raum geschrieben habe, musste ich halt um ein Thema drumherum tapsen: Japan und der Kolonialismus.


    Denn ja, natürlich geht es mir dabei vornehmlich um den weißen Kolonialismus, da dieser global natürlich auch einfach den meisten Einfluss gehabt hat und den meisten Schaden angerichtet hat. Aber dennoch war da auch Japan und haben ebenfalls mitgespielt. Jedenfalls im pazifischen und südost-asiatischen Raum. Und dabei wurde halt auch eine Menge unterdrückt und es gab Genozide. Von Japan während WWII mal ganz zu schweigen.


    Die Sache ist für mich: Ich bin halt lange Zeit sehr mit einer japanischen Perspektive aufgewachsen (die, wenn wir nach diversen Schulbüchern gehen, nahe an dem, was hier "Holocaust-Leugner" sind, ist). Wo halt mehr darüber geredet wurde, wie böse China zwei, drei Mal versucht hat in Japan Schlösser anzustecken, anstatt darüber, wie oft japanische Armeen in China eingefallen sind. Und dann hatten wir halt in der 12. Klasse einen Austauschschüler (Makoto), der sich mit dem Thema gelinde gesagt sehr auseinandergesetzt hatte und sich stundenlang hat darüber auslassen können, wie viel Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen durch Japan geschehen sind - sowohl Kolonial, als auch in WWII. Ich weiß persönlich nicht, was seine Verbindung zum Thema war, aber ja, es war ein Thema, über das er sich Stundenlang auslassen konnte.


    Und seither habe ich halt mehr darüber gelernt. Und auch darüber, wie in Japan die eigenen indigenen Bevölkerungen (sowohl auf Okinawa, als auch die Ainu) unterdrückt wurden. Und wie stark doch bis heute faschistisches Gedankengut verbreitet ist.


    Aber es ist schwer darüber zu sprechen, abseits von mit einer japanischen Freundin. Weil in meinem einen Freundeskreis ist es schwer über Kolonialismus von Japan als nicht-weißer Macht zu sprechen und auf der anderen Seite haben wir halt die Japan-Nerds, für die Japan heilig ist und wie kann man es wagen das heilige Land zu kritisieren?!


    Und ich stelle aktuell einfach immer wieder fest, dass das Thema für mich sehr unangenehm ist. Vor allem letztens hatte ich mit einer Freundin halt eine Diskussion darüber, ob es nun aus Amerikas Sicht Rassismus oder eine begründete Angst in den 70ern und 80ern war, als es eben die "Oh, Shit, Japan ist wirtschaftlich auf einmal so mächtig und was ist, wenn die ihren Kolonialismus wieder ausgraben oder gar uns einfach im Rahmen des Kapitalismus aufkaufen?" Anxiety vorherrschte (die frühen Cyberpunk bspw. so sehr geprägt hat).


    Und ... keine Ahnung. Das Thema finde ich für mich als jemand, dier anti-kolonial eingestellt ist, sehr schwer.

  • Das Ding ist, dass du in der Schule nur sehr wenig Ahnung und Übersicht erhältst, was außerhalb von Europa und im nahen Osten (da geschichtlicher Bezug) geschehen ist. Natürlich, ab dem ersten Weltkrieg, und auch zuvor, werden alle beteiligten Länder angesprochen. Speziell was Hochkulturen und das Mittelalter anderer Länder betrifft, lernt man sehr wenig.

    Über Südamerika hörst du erst, wenn da Europäer einfallen und es dreht sich dann viel mehr drum, was mit ihnen geschehen ist, als wer diese Leute waren.

    Über Indien und Ostasien wüsste ich mit der allgemeinen, höheren Schulbildung alleine genauso viel wie über mittel- und südamerikanische Hochkulturen oder verschiedene Natives: Die haben irgendwie coole Dinge erfunden und hatten "seltsame" (aka fremde) Klamotten, Bräuche und so.

    Über Südamerika weiß ich tbh nun immer noch nicht mehr so viel mehr, weil es mich nicht gar so interessiert hat. 😅


    Das ist der Grund, wieso Kolonialismus und Rassismus in den Augen vieler immer von Weißen ausgeht. Und weil man Angst hat was Falsches zu sagen, da Rassismus nunmal ein schweres, ernstes Thema ist.

    Wie in allen Teilen der Welt Leute mit Minderheiten oder Einwanderer anderer Länder umgehen, das ist natürlich kein Rassismus...? Und speziell Japan ist doch für seinen Rassismus bekannt. Ich weiß nicht, wieso man da für immer auswandern wollen würde.

  • So, ich entschuldige mich gleich mal beim Freistaat Sachsen, bei den Japanern, die ich im Weiteren wie ungefähr jeder casual als homogene Masse abtue, und bei der Wissenschaft, derer ich mich ein wenig zu sporadisch bediene. Los geht's:

    Und speziell Japan ist doch für seinen Rassismus bekannt. Ich weiß nicht, wieso man da für immer auswandern wollen würde.

    Mag dran liegen, dass oft die beschwichtigende Aussage "die sind nicht rassistisch, die sind xenophob" mitten rein geworfen wird. Nur dass auch Xenophobie irgendwo auf 'nem rassistischen Grundgedanken basiert, will man dann nicht hören. :') Als Tourist spürt man ja nicht viel davon. Wenn sie es können, versuchen sie Englisch mit einem zu sprechen - ein Rassist und Nationalist würde sich doch dazu gar nicht erst herablassen!!! (Ironie Disclaimer zur Sicherheit). "Aber die sind doch so nett zu mir als Ausländer!". Die sind nicht notwendigerweise nett, die sind einfach nur höflich ohne Ende. Kleiner Unterschied, ob es von dir gesellschaftlich erwartet wird oder ob du das aus freien Stücken tust. Und als Tourist erwartet ja auch niemand etwas von dir. Sobald du dort lebst, musst du aber ebenso nach genau denselben Regeln spielen und dich vermutlich noch japanischer als die Japaner verhalten, um nicht einfach der weirde, aber geduldede Gaijin zu sein.


    In den 6 Monaten, die ich dort eine "Kultur- und Sprachreise im Zuge des Studiums zur Erweiterung des eigenen Horizontes" gemacht hab, habe ich mal versucht, nach dem Rassismus mir gegenüber Ausschau zu halten. Wie verhalten sich z.B. Kassierer einem gegenüber im Vergleich zu Japanern? Ja, im Schnitt hatte man oft einfach mal den Eindruck, dass sie etwas Angst vor einem hatten, v.a. auf Okinawa, wo man direkt als Ami wahrgenommen wurde. Zu Silvester hatten wir's dann, dass wir vor einem kleinen Restaurant/Izakaya standen und uns beim Betreten so'n Typ recht unfreundlich ein "Japanese only" zugeworfen hat. Das...kam schockierend. Bin mir selbst nicht 100%ig sicher, ob er wirklich gemeint hat, als Ausländer kann man sich verpissen gehen, oder ob es nur 'ne japanische Speisekarte gab. In Kombination mit dem Tonfall haben wir mal, dass er ersteres meinte. War auf jeden Fall ein ziemlicher Schlag in den Magen. Was auch spannend ist, sind die Japaner, die casual ein Gespräch mit einem anfangen und dieses dann mit einem "und wann kehrst du in dein Heimatland zurück?" abschließen. Fühlt sich nach Sachsen an: Kaum Ausländer dort, aber bereits Angst vor Identitätsverlust, wenn einer dazu kommt.


    Aber der gemeine Europäer ist jetzt eher 'ne neue Erscheinung als Immigrant in Japan. Koreaner z.B. dürfen sich schon wesentlich länger strukturellen Rassismus gönnen. Davon abgesehen, dass Koreaner höchstwahrscheinlich eine der Hauptgruppen der ursprünglichen Bevölkerung Japans darstellen, werden sie spätestens seit den Korea-Kriegen zur Jahrhundertwende als Menschen zweiter Klasse in Japan gehalten, bekamen nach der Rückgabe Koreas zum Ende des 2. WK dann pauschal die Staatsbürgerschaft aberkannt (immerhin war Korea dann keine japanische "Kolonie" mehr), auch wenn sie in Japan geboren und aufgewachsen sind, weshalb es auch keine Sozialleistungen mehr für sie gab. Scheint sich in den 90ern geändert zu haben, aber das sind immerhin die 1990er - das ist jetzt noch nicht soo lange her (auch wenn man sich generell bei vielen Themen nicht ansehen mag, wann es entscheidende Gesetzesänderungen gab, um Rassismus, Sexismus etc. in Europa z.B. einzudämmen und Gleichberechtigung zu spreaden, weil die auch noch nicht so lange her sind, wie es wünschenswert wäre).

  • Wie in allen Teilen der Welt Leute mit Minderheiten oder Einwanderer anderer Länder umgehen, das ist natürlich kein Rassismus...? Und speziell Japan ist doch für seinen Rassismus bekannt.

    Das ist halt auch so ein Thema, wo Japan so ein wenig ein Sonderthema ist. Weil prinzipiell: Nein, es gibt keinen Rassismus gegen Weiße, weil das Konzept "Rasse" von Weißen erfunden wurde, um nicht-weiße Menschen zu unterdrücken und den Kolonialismus, samt Sklaverei und Genozid, zu rechtfertigen. Rassenlehre ist eine weiße Erfindung und Rassismus geht aus dieser hervor. Nur wird es hier auch wieder mit Japan ein wenig kompliziert, weil Japan sah das Konzept und dachte sich wohl so: "Coole Idee. Ihr habt nur eine Sache falsch. Es sind nicht weiße Menschen, die die beste Rasse sind, sondern Japaner. Immerhin stammen wir von Göttern ab, duh! Unser Anführer ist wortwörtlich ein Gott!" Und haben halt Rassenlehre übernommen und ihrerseits genutzt um ihre Unterdrückung der Pacifica Völker und ihren Hass auf Festland-Asien zu rechtfertigen.


    Das sind eben die Aspekte, die Japan in dem Konzept so schwer machen.


    Dagegen ist es halt eben was anderes, wenn Leute, die selbst oder deren Kultur von Kolonialismus betroffen war (oder gar von Sklaverei) was gegen Weiße haben eher ein sehr begründetes Misstrauen. Wenn jemand uneingeladen in dein Haus kommt und es dann niederbrennt und dann deine Schwester auf nimmerwiedersehen entführt, bist du auch gegenüber dessen Kindern misstrauisch. Weil aus der Erziehung kann halt nun mal wahrscheinlich nichts werden. *shrug*


    Das Ding ist, dass du in der Schule nur sehr wenig Ahnung und Übersicht erhältst, was außerhalb von Europa und im nahen Osten (da geschichtlicher Bezug) geschehen ist. Natürlich, ab dem ersten Weltkrieg, und auch zuvor, werden alle beteiligten Länder angesprochen. Speziell was Hochkulturen und das Mittelalter anderer Länder betrifft, lernt man sehr wenig.

    Das ist allgemein ein Problem, ja. Wir haben einen massiv eurozentrischen Geschichtsunterricht. Selbst beim ersten Weltkrieg reden wir auch praktisch kaum oder eher gar nicht darüber, inwieweit es Länder außerhalb Europa betroffen hat. (Und ich werde nie verstehen, warum der erste Weltkrieg und nicht die napoleonischen Kriege "der erste Weltkrieg" ist. Weil technisch gesehen wurden die napoleonischen Kriege in viel mehr Ländern ausgefochten ...) Was sowieso doof ist, weil uns dadurch auch viele Zusammenhänge abhanden gehen. Wenn wir nach unserem Geschichtsunterricht gehen passiert sehr, sehr viel im Vakuum, anstatt das Ergebnis von einer längeren Entwicklung und geopolitischen Einflüssen zu sein. (Und heck, unser Geschichtsunterricht baut noch immer auf "Great Men Theorie" auf, was ätzend ist.)


    Was mich vom Kontext meiner Blase ärgert, ist, dass da viele Leute Kolonialismuskritisch sind, aber ihnen massiv viel Wissen über den Kolonialismus fehlt. Diverse Leute wissen nicht oder nicht genau, dass/inwieweit Deutschland daran beteiligt war oder die Niederlande oder überhaupt wer abseits von England, Spanien, Portugal, und lang genug mit indigenen Völkern gesprochen, als dass sie deren Perspektive auch nur versuchen zu verstehen, hat auch kaum jemand. Und genau deswegen fehlt auch irgendwo die Vorstellung zu Japan, denke ich.


    Heck, ich habe auch schon Argumente gehört, dass letzten Endes der wirtschaftliche Druck und die ganze China-Sache (Opium-Kriege und so), Japan indirekt zur Meiji Restauration gezwungen hätten und dass ohne die Sachen Japan als Kolonialmacht nie passiert wäre ... und wenn man dann über die Ainu oder die Ryukyu sprechen will, sind Leute auf einmal taub. Und ich meine, natürlich ist durchaus etwas dran. Hätte es die Meiji-Restauration nicht gegeben, hätte es gut sein können, dass im Rahmen des späten Kolonialismus sich noch jemand Japan geschnappt hätte ... aber niemand hat Japan gezwungen Rassenlehre und faschistisches Gedankengut aufzunehmen.


    Aber der gemeine Europäer ist jetzt eher 'ne neue Erscheinung als Immigrant in Japan. Koreaner z.B. dürfen sich schon wesentlich länger strukturellen Rassismus gönnen.

    Erinnert mich an eine chinesisch-indonesische Freundin, die unbedingt ein Auslandssemester in Japan machen wollte ... Und nie etwas davon gehört hatte, wie sehr Japaner rassistisch gegenüber Chinesen (oder den südostasiatischen Bereich, zu dem Indonesien gehört, von dem übrigens auch mal ein paar Inseln japanisches Kolonialgebiet waren ...) sind. Weil halt "Japan ist bestes Land der Welt".


    Und um fair zu sein: Japanischer Rassismus gegenüber Weißen ist letzten Endes ähnlich, wie westlicher Rassismus gegenüber Japanern (vielleicht mit Ausnahme der USA, weil oh boy, hassen da viele Leute Japan). Es ist deutlich subtiler, als der Rassismus gegenüber literally irgendwem anders. Heißt nicht, dass er nicht da ist, gerade Mikroaggressionen gibt es noch massig viele, aber es ist doch auf einem anderen Level.

  • Zitat von Alaiya

    Das ist halt auch so ein Thema, wo Japan so ein wenig ein Sonderthema ist. Weil prinzipiell: Nein, es gibt keinen Rassismus gegen Weiße, weil das Konzept "Rasse" von Weißen erfunden wurde, um nicht-weiße Menschen zu unterdrücken und den Kolonialismus, samt Sklaverei und Genozid, zu rechtfertigen. Rassenlehre ist eine weiße Erfindung und Rassismus geht aus dieser ⅝hervor.

    Naja nicht unbedingt gegen Weiße und Rassismus als Konzept solltest du nicht so eng sehen, nur weil der Wortursprung von den Vorstellungen von Weißen andern gegenüber geprägt war. Wortbedeutungen verändern sich in der Gesellschaft und wenn ich dran denke, wie eine kurdische Kollegin erzählt hat, wie sie teilweise von Türken behandelt wird, ist das auch Rassismus.

    Sprachen sollen sich nunmal auch weiterentwickeln, da hilft es wenig sich auf Wortusprünge zu berufen. Wenn Kurden in der Türkei oder Koreaner und Chinesen in Japan ungleich behandelt werden, und ihnen Vorurteilen begegnen, dann werden das viele als Rassismus ansehen, da die Ungleichbehandlung auf ihre Herkunft zurückgeht, auch ohne geschichtliche Rassenkunde im Hintergrund und ohne dass Weiße involviert sind.


    Zitat von Alaiya

    Und haben halt Rassenlehre übernommen und ihrerseits genutzt um ihre Unterdrückung der Pacifica Völker und ihren Hass auf Festland-Asien zu rechtfertigen.

    Und Japan ist im Großen und Ganzen so ein seltsam homogenes Volk, es gibt auch eine Menge Rechtsgesinnte, die davon beeindruckt sind und Japan quasi als Vorbildstaat ansehen.


    Zitat von Alaiya

    Dagegen ist es halt eben was anderes, wenn Leute, die selbst oder deren Kultur von Kolonialismus betroffen war (oder gar von Sklaverei) was gegen Weiße haben eher ein sehr begründetes Misstrauen. Wenn jemand uneingeladen in dein Haus kommt und es dann niederbrennt und dann deine Schwester auf nimmerwiedersehen entführt, bist du auch gegenüber dessen Kindern misstrauisch. Weil aus der Erziehung kann halt nun mal wahrscheinlich nichts werden. *shrug*

    Psychologisch gesehen ja, versteh ich es durchaus, aber am Ende ist es trotzdem eine Ausrede um andere schlechter zu behandeln. Wenn man auf Dauer dran festhält und jemand Unbeteiligten feindselig behandelt, weil man Leute nicht als Individuum behandeln will, ist das halt menschlich immer noch mies und halt... schwach (auf ewig hinweg, die erste Zeit ja okay).

    Ich hatte auch schon so einige Diskussionen von "Wenn Frauen Opfer von männlicher Gewalt werden, ist es doch klar, dass manche feindselig sind." Ich meine, auf psychologischer Ebene ist so ziemlich alles verständlich, weil ich die auch nicht wirklich wertend sehe, aber auf menschlicher Ebene kann sich auch ein Opfer scheiße verhalten, wenn es sich gegen Unbeteiligte richtet. Davon abgesehen werde ich (auf menschlicher) Ebene nie verstehen können, wieso Menschen andere so sehr in Gruppen einteilen und sich selbst so stark darin betrachten.

  • Ja, ich möchte irgendwann mal nach Südkorea und Japan und wahrscheinlich ein paar andere ostasiatische Länder. Das Interesse bestand natürlich seit meiner Anime-Zeit, aber mittlerweile hab ich nur wenig was mit Anime und Manga zu tun bzw. viel weniger als früher (war nie der große Anime/Manga-Kenner) - lese bzw, schaue halt nur ein paar im Jahr, die man auf einer Hand abzählen kann. Ich finde tatsächlich die Straßen und Gassen Japans sehr schön und würde gerne dort Fotos machen, sowie auch die Kultur dort (die Sprache klingt sehr schön und es gibt ein paar sehr schöne Filme - nicht viele). Ich stehe auch auf japanische Folklore. Das Essen ist auch sehr interessant (finde es aber nicht immer lecker bzw. schmeckt mir koreanisches Essen irgendwie besser, aber ausprobieren geht immer!) etc. ein Freund von mir studiert auch modernes Japan bzw. Japanisch und hat vor, da hinzuziehen (er war schon fast ein Jahr dort). Finde auch asiatische Menschen von der Ästhetik her ganz hübsch und oft auch ganz süß bzw. hätte ich auch gerne eine asiatische Freundin irgendwann mal, wenn ich eine treffen sollte, die mich mag und die mir gefällt, generell lerne ich gerne asiatische Menschen kennen, um mehr über die Sprache/Kultur zu lernen bzw. sich über Kulturen auszutauschen, oder Menschen, die asiatische Sprachen lernen, um Freunde mit den gleichen Interessen und Zielen zu treffen.

    Spiele auch mit den Gedanken in den nächsten paar Jahren ein Praktikum im Krankenhaus in Südkorea zu machen, aber das hängt natürlich von der Corona-Situation ab und ob ich mir das wirklich zutraue - muss mich jedenfalls auch erst genaustens informieren, aber ein bisschen Sprache ist schon vorhanden und einmal hin ist auf jeden Fall drin.

    Dass die Menschen dort rassistisch und sexistisch sind und die Arbeitskultur dort eher bescheiden ist, weiß ich bereits und deswegen bin ich auch ganz realistisch, was den Aufenthalt dort angeht und dort wohnen und arbeiten ist bei mir im Moment keine Option - dann lieber doch nur als Tourist besuchen und die Zeit dort genießen; gibt ja kaum Menschen, die keine gute Zeit als Touristen dort haben und/oder hatten.

  • Gerne :-) Japan würde ich auch gerne mal bereisen. Ich mag deren Kultur. Deren Landschaften sind auch wunderschön. Auch ihre Art zu Leben gefällt mir. Das wäre schon etwas besonderes. Ich denke, das muss ich auch einmal im Leben tun. Man lebt ja nur einmal. Die Möglichkeit bekam ich mal von Freunden, das ist schon Jahre her. Damals zur Fußball-WM 2002, lehnte allerdings das Angebot ab, da ich damals kein Interesse hatte. So nahmen sie jemand anderes mit. Heute denke ich anders darüber. :-) Einen kenne ich, der jährlich seine Verwandten da unten besucht. Vielleicht nimmt der mich mal in der Zukunft mit.

  • Grundsätzlich möchte ich schon einmal in meinem Leben nach Japan.

    Ich gebe sogar zu, dass ich mit dem Gedanken spiele, vielleicht ein paar Jahre in Japan zu leben und zu arbeiten.

    Dieses sog. "Auswandern auf Zeit" liegt bei mir darin begründet, dass ich mehr über das Land der aufgehenden Sonne erfahren und auch hinter die Kulissen blicken möchte.

    Als Tourist sieht man meistens nur die schönen Seiten des Landes und kommt wenig in Kontakt mit den "Einheimischen".


    Vorbereitend würde ich im Rahmen einer universitären Partnerschaft ein Auslandssemester absolvieren, um zu testen, ob ich es mir wirklich vorstellen könnte, in diesem Land eine längere Zeit zu leben. Ggf. würde ich vielleicht noch ein sog. "working holiday" dranhängen.


    Das Studium der Sprache gehört natürlich dazu, derzeit versuche ich mich an der japanischen Sprache und würde (sofern das mit Corona geht) auch den JLPT (N4 oder vielleicht auch N3) ablegen.


    Mir ist bewusst, dass Japan kein idyllisches Land ist und wie jedes Land seine Macken hat. Dennoch fasziniert mich die japanische Lebensart, im positiven wie negativen.

  • alex-san Auswandern auf Zeit kann ich definitiv empfehlen, wenn du einen gründlicheren Einblick kriegen möchtest. Ich selbst hab ein halbes Jahr dort verbracht und kann zweifelsfrei sagen, dass das die beste Zeit meines Lebens war. Ich hab dort aber nicht gearbeitet, aber zu der Zeit Japanologie studiert, also versuch ich mal wiederzugeben, was ich vermittelt bekommen habe:


    Erstmal: Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber Work & Travel/Working Holiday setzt meines Wissens nach voraus, dass man u30 ist. Kann sich geändert haben/Abweichungen geben, aber last timr I checked war's jedenfalls so. Außerdem bietet sich das definitiv für ein wenig Sprachpraxis an, und wenn du eh ein Semester dort absolvieren willst, umso besser, wenn man seinen Aufenthalt dort verlängern kann.


    Hinsichtlich der Sprache sei gesagt: Wenn du richtig in Japan durchstarten willst, solltest du im worst case auf N2-Sprachniveau kommen. Uns wurde gesagt, dass alles darunter sich für richtige Arbeit nicht wirklich eignet, aber wenn du nur auf Zeit dort leben willst, ist 'n sicher besser als nichts. Aus europäischer Sicht wären Nebenarbeiterjobs vielleicht auch wegen der Arbeitszeit gar nicht so verkehrt. Viele junge Japaner gehen heute wieder freiwillig im Konbini arbeiten, weil der Peer-Pressure durch Kollegen und Vorgesetzte nicht so hoch ist.

  • Früher fand ich Japan ganz toll, vor allem wegen der Animes, und wollte unbedingt mal dorthin. Mittlerweile ist dieser "Hype" aber doch recht abgeklungen, da die jugendliche Naivität nachgelassen hat und man nun nüchterner auf dieses Thema blickt.

    Ich mag die Kultur durchaus gerne und ich finde es schon mal interessant, dorthin zu reisen, aber ich glaube, dass dieses märchenhafte Bild von Japan (Animes, Kirschbäume, Kimomos, hübsche Frauen, usw), was wir Europäer haben, nicht wirklich mit der Realität übereinstimmt.

  • Tiramisu


    Vielen Dank für deine Antwort.


    Für mich käme das working-holiday- Programm tatsächlich noch ich Betracht. (Bis ich 30 bin dauert es noch ein wenig).

    Ich wollte bis zum Auslandssemester auf jeden Fall N3/N2 haben, um dann in Japan ggf. N1 machen zu können.

    Ohne ein stabiles Japanisch würde ich keineswegs versuchen auszuwandern, sei es auch nur auf Zeit (was bei mir auch "nur" 3-5 Jahre wären).


    Derzeit bin ich an der Planung des Auslandssemesters, nach dem Ersten Examen, und den damit verbundenen Anforderungen, sollte ich nach den Erfahrungen immer noch Lust haben, zeitweise auszuwandern - werde ich mich auch im Vorfeld um einen Beruf bemühen.

    Klassisch als Salary-Man zu arbeiten hätte zwar auch seinen Reiz (einfach wegen der Erfahrung als 会社員), allerdings würde ich viel zu wenig von dem Land und den Leuten sehen.