Ich stelle erst mal nur eine kurze Story on, ich schenke sie einer ganz tollen Freundin von mir, *Lumina*, unsere Ex-Fione. Hoffentlich gefällt dir diese Story!
Es ist Zeit
Ich ließ mich zu Boden sinken. Mein Atem ging schnell und ich hörte das Rasseln, welches aus meiner Kehle kam. Mein Brustkorb hob und senkte sich, meine Knochen protestierten vor Müdigkeit. Ich konnte nicht mehr, ich war mit meiner Kraft am Ende. Die langen, roten Haare fielen nach vorne, als ich mich zusammenkrümmte. Meine grünen Augen glänzten schon lange nicht mehr. Ich dachte an meine Kinderzeit, die schönen Jahre zurück. Obwohl, wenn ich es mir so überlegte, schön war diese Zeit nicht. Eher erdrückend und schrecklich.
Als ich noch klein war, hatte ich mit meiner Familie in einer prächtigen Villa gewohnt. Das Essen war gut und die Räume riesig, dennoch fehlte mir etwas. Ich hatte immer ein Ziehen im Herzen, ich fühlte mich allein und verlassen.
Mit dreizehn begann ich, mich zu ritzen. Zwar verschaffte es mir keine dauerhafte Lösung der Probleme, doch in dem Moment, indem die scharfe Rasierklinge meine Haut durchschnitt und das Blut floss, verspürte ich einen Schmerz, einen Schmerz, der alle anderen Gefühle überlagerte.
Am Tag meines 15. Geburtstages zwang mich meine Mutter dazu, ein Kleid anzuziehen. Für viele Mädchen wäre das fliederfarbene Kleid aus Seide und Chiffon wahrscheinlich ein Traum gewesen, doch zu meinem Glück oder Pech, ich hatte mich nie einigen können, war es ärmellos.
Schüchtern trat ich die breite, marmorne Treppe hinab, meine Stöckelschuhe gaben auf dem dunkelroten Teppich kein Geräusch von sich. Ich war so nervös gewesen, hatte Angst, dass sie die Narben entdecken würden, die ich notdürftig unter Stulpen verdeckt hatte.
Ich weiß noch genau, wie meine Mutter die Stulpen kritisierte und sie mir dann abnahm. Dann stand ich da, mit meinen narbenbedeckten Armen und fühlte mich wie ein fünfjähriges Kind. Meine Mutter schrie und tobte, dass ich eine Schande für die Familie sei und dass ich sofort damit aufhören sollte. Und wenn das noch einmal passieren sollte, würde sie mich ohne zu zögern aus diesem Haus werfen. Dann verpasste sie mir eine Ohrfeige.
In diesem Moment zerbrach etwas in mir. Die Ohrfeige meiner Mutter hatte mir den Rest gegeben. Zutiefst gedemütigt wandte ich mich zu meinen Vater, der jedoch seelenruhig in seiner Zeitung las und so tat, als sei nichts passiert. Mein Bruder, dessen Gesicht nur ein hämisches Grinsen zierte. Meine Mutter, die noch immer mit erhobener Hand da stand. Und immer wieder sah ich meinen Vater an, der für mich alles gewesen war und nichts unternahm. Mein Herz zerbrach in tausende, kleine Teile, jedes Teil so spitz und eisig, dass ich mich an jedem schnitt.
Zwei Tage später hatte ich versucht mich umzubringen. Ich konnte nicht mehr so leben und stand schon auf dem Dach der Villa, genau an der Kante und blickte zehn Meter nach unten. Es war an dem Tag kalt und es hatte geschneit, ich würde schön dort unten im Schnee aussehen.
Dann sprang ich, doch mitten im Flug fing mich etwas auf und setzte mich sicher auf dem Boden ab. Ich wusste nicht, was es war und warum es mich aufgehalten hatte, doch es zeigte mir, dass ich noch jemandem wichtig war.
Mein Herz heilte, doch schon wenig später zerbrach es wieder. Überrascht war ich nämlich im Schnee sitzen geblieben, meine Mutter fand mich dort zwei Stunden später, noch immer betrachtete ich den dunklen Himmel, an dem ein goldenes Leuchten verschwunden war.
Natürlich erkannte sie, dass ich von irgendwo gesprungen war, auch nahm sie wahrscheinlich an, dass ich dann erfrieren wollte. Es reichte ihr, so eine angesehene und berühmte Familie konnte nicht eine so missratene Tochter haben. Also warf sie mich aus dem Haus, warf mir gerade noch ein wenig Geld und Klamotten zu und mein zu Hause, in dem ich 15 Jahre gewohnt hatte, war von nun an nur noch die Alptraumvilla.
Wenig später erfuhr ich durch eine Zeitung, dass Catharina von Schwanenstein, die Tochter einen bekannten und angesehenen Familie, angeblich an einer gefährlichen Lungenentzündung gestorben sei. Nun war ich also für alle Menschen offiziell für tot erklärt.
Noch zweimal unternahm ich den Versuch, mich selbst zu töten, doch beide Male rettete mich wieder dieses Wesen, welches einen goldenen Schein am Himmel hinterließ. Mir war es wohl nicht vergönnt zu sterben.
Und nun saß ich hier, war 16 Jahre alt und dem Tod nahe. Ich hatte mir eine Erkältung eingefangen, die mich von innen heraus schwächte. Wahrscheinlich würde ich wirklich sterben und diesmal konnte das goldene Wesen mich nicht daran hindern. Ich freute mich schon beinahe.
Ich fiel auf die Knie und übergab mich, ich hatte das Gefühl, mein Brustkorb würde auseinander brechen. Der Schmerz war so grauenvoll, ich kugelte mich auf dem Boden zusammen, doch kein Laut drang über meine Lippen.
Da erschien wieder das goldene Licht. Diesmal konnte ich das Wesen genauer erkennen, es war ein Junge, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als ich. Das besondere an ihm war der goldene Glanz und zwei riesige, wunderschöne Flügel, die aus seinen Schulterblättern heraustraten. Der Junge war schön, übernatürlich schön.
Ein freudloses Grinsen stahl sich auf meine Lippen und voller Sarkasmus meinte ich: „Na? Heute wirst du es wohl nicht schaffen, mich zu retten! Ich werde sterben, und du kannst nichts dagegen tun.“ Ich wusste selbst nicht, warum ich das sagte, aber es tat gut.
Doch der Engel lächelte nur, er lächelte so schön, dass mir die Luft wegblieb und ich den Schmerz nicht mehr spürte. „Sicher?“, fragte er mit seiner wunderschönen Stimme und die goldenen Augen blitzten auf. „Ich glaube nicht. Außerdem lass dir gesagt sein, ich verliere nicht gerne!“
Dann beugte er sich blitzschnell vor, sein Mund berührte meinen und schon war er verschwunden. Mir war so, als hätte ich sine Stimme noch etwas sagen gehört: „Bis zum nächsten Mal Catharina, ich hoffe, wir sehen uns unter besseren Umständen wieder!“
Perplex strich ich mit meinem Finger über die Unterlippe, bis mir auffiel, dass der Schmerz wie weggeblasen war. Er hatte mich mit seinem Kuss geheilt. „Danke schön“, flüsterte ich leise und war mir sicher, dass er es hörte.
Heute bin ich 17 und warte, dass ich ihn wieder sehe, den Engel, in den ich mich auf den ersten Blick verliebte. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, mich von nun an öfters Gefahren auszusetzen, damit er öfter kommt, doch ich ließ es. Ich spürte, dass es ihm nicht gefallen hätte.
Da sehe ich plötzlich einen goldenen Lichtschimmer, der Engel erscheint. Das goldene Wesen grinst und fängt dann an zu sprechen: „Entschuldige, das ich dich so lange warten ließ, doch bei mir vergeht die Zeit anders. Ich musste noch ein paar Dinge regeln, aber nun bin ich gekommen, um dich mitzunehmen.“
„Und wenn ich das gar nicht möchte?“, frage ich keck und werfe mir eine Strähne der farblosen, roten Haare zurück.
Doch er lacht nur. „Was lachst du so?“, frage ich empört und setze eine beleidigte Miene auf. Das scheint ihn nur noch mehr zu amüsieren.
„Wenn du wüsstest, wie oft ich bei dir vorbeigeschaut habe! Und immer standest du an der Stelle, an der ich dich geheilt habe und hast sehnsuchtsvoll geseufzt. Und da soll ich glauben, dass du nicht mitkommen möchtest?“
Ich laufe dunkelrot an. Das ist vielleicht peinlich! Doch der wunderschöne Engel streckt mir nur sanft seine Hände entgegen, zögerlich ergreife ich sie. Da spüre ich plötzlich einen ziehenden Schmerz an meinen Schultern, als ich mich umdrehe, sehe ich, dass mir Flügel gewachsenen sind.
Auch leuchte ich. Jedoch sind die Flügel kleiner und ich strahle in Silber, nicht in Gold. Fragend schaue ich ihn an. „Du bist nun einmal kein Erzengel“, lächelt er und breitet die Flügel aus.
Dann berührt er kurz mit den Lippen meinen Mund. Ich starre ihn verträumt an, doch er grinst nur und schlägt mit den Flügeln. Ich tue es ihm gleich und schon bald fliegen wir dem Horizont entgegen.
Und dann bekommt auch noch der Zimtsternbäcker eine kleine Vorfreude auf Weihnachten, so Moonie, hier ist dein Geschenk! Ebenfalls nur ne Kurzgeschichte (Ihr bekommt von mir nur KG), aber ich hoffe sie gefällt dir! Ich mag auf jeden Fall schon mal den Titel...
You live in my dreams
Es war Nacht. Er hatte die Dunkelheit schon immer geliebt, in ihr konnte man sich verstecken, die Schatten die der Mond warf, zeigten verschwommene Formen, sie gaukelten einem vor, anders zu sein.
Und er wäre gerne anders gewesen. Schon immer war er das kleinste Evoli, ein kleines Evoli in einem Stamm, der beinahe nur aus Psiana bestand. Er wurde von allen verspottet, da er, die Nacht und nicht den Tag liebte.
Ein Psiana wollte er schon werden, doch er verstand nicht, weshalb er deshalb automatisch den Tag schöner finden sollte als die Nacht. Die Nacht war sein treuster Begleiter, die Dunkelheit umschloss alles.
Leise schlich das Evoli sich aus dem Dorf, wollte unbemerkt entkommen, doch ein junges Psiana entdeckte ihn. „Ach Sirius, möchtest du schon wieder den Mond anbeten?“, spöttelte das Pokemon, das Evoli quittierte diesen Spruch mit einem Fauchen. „Du weißt doch, der Mond ist nur ein billiger Abklatsch der Sonne. Ohne sie würde er überhaupt nicht leuchten! Du solltest stolz sein, zu uns Psiana und nicht zu den billigen Nachtara zu gehören!“
„Du verstehst es nicht!“, rügte Sirius ihn wütend. „Vielleicht strahlt der Mond nur wegen der Sonne, doch das ist kein Grund, dass er schlechter ist als sie! Du bist auch nur wegen der Sonne ein Psiana! Wenn man etwas nicht kann, sucht man gerne Wesen, die es einem vormachen. Der Mond wird auch irgendwann alleine leuchten!“
„Das glaubst du doch nicht wirklich?“, fragte das Psiana überrascht. „Wenn du so weiter machst, wirst du ein Nachtara werden!“
Doch das Evoli, welches sonst still seinen Mund gehalten hätte, hatte sich in Wut geredet und antwortete: „Und selbst wenn, sollte ich als Psiana so arrogant werden wie du, möchte ich tausendmal lieber ein Nachtara sein!“
Mit diesen Worten ließ Sirius das Psiana stehen und rannte davon. Er wusste, dass seine Worte Konsequenzen haben würden, dass er dafür bestraft werden würde, doch in diesem Moment war es dem Evoli egal. Zum ersten Mal hatte es seine Meinung gesagt.
Erschöpft stoppte es an einem kleinen See und ließ sich in das dunkelgrüne Moos fallen. Das Moos bildete einen weichen Teppich und die dunkelgrünen Fichten, die die Lichtung mit dem See umgaben, verliehen dem Ort etwas Beschütztes.
Sirius streckte seine Pfote in das kalte, klare Wasser und sah, wie der Mond verschwamm und mit der Zeit, da er seine Pfote ruhig hielt, wieder klar wurde.
Dann drehte das Pokemon sich auf den Rücken und betrachtete die Sterne und den Mond. Sie gaben so ein schönes Licht von sich, kaum zu glauben, dass das Hellste von ihnen, der Mond, nicht alleine leuchten konnte.
Mit einem Seufzer kugelte das Evoli sich zusammen, doch schon bald glitt es in die Welt der Träume über.
Es war hell. Überall strahlte Licht und bunte Blumen wuchsen am Wegesrand. Sie verströmten wohlriechende Düfte und ich blieb stehen, um an ihnen zu schnuppern. Sie hatten ein außergewöhnliches Aroma.
Ein Pokemon kam auf mich zugelaufen, es lächelte mich an und der rote Kristall auf meiner Stirn erglühte. Ich war kein Evoli, nein, ich war ein stolzes und wunderschönes Psiana.
Das Pokemon kam näher und langsam konnte ich erkennen, was es war. Ein bildhübsches Nachtara trabte auf mich zu, die gelben Ringe strahlten hell und die roten Augen funkelten.
Es begrüßte mich stürmisch und stupste mich mit seiner Schnauze an, doch in dem Moment, indem es mich berührte, wurde um mich herum plötzlich alles schwarz. Ich versank in tiefster Dunkelheit, ich schrie, doch niemand hörte mich.
Erschrocken wachte er auf. Sirius träumte diesen Traum nun schon so lange, und immer wieder wachte er schweißgebadet und verängstigt auf. Er wollte nicht in der Dunkelheit versinken!
Schnell rappelte Sirius sich auf, lief zur Beruhigung eine kurze Strecke und blieb schließlich atemlos auf einem Hügel stehen. Von diesem aus hatte man einen wunderbaren Ausblick über ein weites Tal, die langen Gräser wiegten sich sanft im aufkommenden Wind und wirkten durch das spärliche Licht geheimnisvoll.
Sehnsuchtsvoll setzte er sich und jaulte. Ein durchdringendes, klares Heulen kam aus seiner Kehle und hallte wegen der großen Felsen. Es gab Momente wie diese, in denen sich Sirius so klein, allein und unbedeutend vorkam.
Doch plötzlich sah er ein Leuchten, dieses Strahlen ging von ihm selbst aus! Er wusste, dass er sich entwickelte. Kurz zögerte Sirius, denn eigentlich wollte er ein Psiana werden, doch wenn es seine Bestimmung war, ein Nachtara, und somit ein Geschöpf der Nacht zu werden, so sollte es sein.
Er spürte, wie Licht auf ihn zukam und ihm Kraft gab, spürte einen stechenden Schmerz als seine Körpergliedmaßen größer wurden und sich streckten und spürte eine nie vernommene Macht in sich aufkommen.
Dann verschwand das Licht und das Schmerzgefühl ließ nach, gestärkt stand Sirius nun auf vier Beinen und blickte zum Mond. „Danke schön“, flüsterte er leise. „Ich danke dir vielmals!“
Als er das sagte, ging von seiner Stirn ein roter Glanz aus. Überrascht sprang Sirius auf und lief zum See zurück, tatsächlich, er war ein Psiana! Seine Ohren waren groß und liefen spitz zu, der Schwanz gabelte sich und er hatte dicke Schnurbarthaare. Seine Fellfarbe war ein vollkommenes Flieder und auf seiner Stirn leuchtete ein roter Rubin.
„Ich wusste es“, murmelte Sirius. „Das Licht des Mondes ist stark, es reicht für die Entwicklung zu einem Psiana. Mein Glaube wurde wohl belohnt.“
Plötzlich fuhr er herum, das frischentwickelte Psiana hatte hinter sich ein Geräusch vernommen. Aus einem Gebüsch trat ein zerkratztes und verwundetes Nachtara, doch seine Ringe leuchteten hell.
„Entschuldigung, dass ich störe“, flüsterte sie leise. „Ich bin Mira, mein Stamm hat mich verstoßen, weil ich zu frech war, meinten sie. Dabei habe ich nur meine Meinung gesagt, und dass wird doch wohl nicht verboten sein, oder?“
„Nein, ich denke nicht“, antwortete Sirius, dem das Nachtara auf den ersten Blick symphatisch gewesen war. „Auch ich habe heute zum ersten Mal meine Meinung ausgesprochen und werde dafür eine Strafe erhalten, doch das war es mir wert.“
„Ich weiß nicht“, entgegnete sie. „Nun bin ich heimatlos und kann mich unter meinesgleichen nicht mehr blicken lassen. Ich werde von nun an wohl durch die Welt ziehen, und was wirst du tun?“
„Ich bin Sirius“, erklärte er. „Ich würde dich begleiten, falls es dir nichts ausmachen sollte. Denn mein Gefühl sagt mir, dass wir Ähnliches erlebt haben und uns gut verstehen werden.“ Außerdem habe ich schon immer von dir geträumt, fügte er in Gedanken hinzu. Sirius war sich sicher, dass dies das Nachtara aus seinen Träumen war.
Mira nickte erfreut und lächelte Sirius an, er grinste. Die Beiden waren sich sicher, dass dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein würde.
Ein kleines rosa Wesen mit einem langen Schwanz flog lachend durch die Umgebung und den Sternen entgegen, manchmal machten so kleine Dinge viele Wesen glücklich. Mit einem letzten glockenhellen Lachen verschwand es in der Dunkelheit.
Und dann bekommt die Rio noch ihr Geschenk. Die Idee zu dieser Story liebt meine beste Freundin, und ich mag sie auch. Die Verfassung ist in Ordnung. Auf jeden Fall hoffe ich mal, dass du sie magst und ich einigermaßen deinen Geschmack getroffen habe. (<- Tja, Cassy und die Vampire xD)
Spiegelbild
Da stand sie, und wusste, dass sie ewig leben würde. Das Mädchen drückte die schmale, blasse Hand gegen den Spiegel und erschauderte. Nun nach so langer Zeit durchfuhr es sie noch immer eisig, wenn sie sah, dass sie kein Spiegelbild besaß. Im Spiegel war sie einfach nicht zu sehen. Als würde sie nicht existieren.
Seufzend strich sie sich das violette Haar aus der Stirn, dem sie ihren Namen verdankte. Da sie, wie jeder Vampir, sich nicht an ihr Leben vor dem Biss erinnerte, bekamen sie folglich auch einen neuen Namen. Und sie hieß eben Violett. Ihr gefiel der Name, er sagte etwas über sie aus und doch war er nicht zu beschreibend.
Violett seufzte. Bestimmt waren ihre Augen schon wieder dunkel, sie hatte Hunger und würde ihm nicht mehr lange widerstehen können. Für sie war es kein Problem mehr, Menschen zu töten und deren Blut zu trinken, nach fast 300 Jahren war sie daran gewöhnt.
Sie band sich ihre Haare zu einem Zopf und zog einen Pelzmantel über, bis zum Zeitpunkt des Bisses wollte sie so unscheinbar wie möglich bleiben. Aber das war nicht immer leicht, Vampire waren, genau wie die Elfen und Engel, übernatürlich schön. Gesehen hatte sie sich nie, doch andere Vampire behaupteten, selbst für einen Vampir wäre sie sehr schön.
Dann sprang sie aus dem Fenster und auf das gegenüberliegende Dach. Violett sprang über die vielen Dächer, um möglichst schnell in die Innenstadt zu kommen.
Violett hatte ein kleines Mädchen erblickt. Flugs sprang sie von den Dächern und landete graziös wie eine Katze vor dem etwa siebenjährigen Kind. Die Reißzähne der Vampirdame verlängten sich und wurden spitzer, ein rotes Glimmen trat in ihre Augen. Sie roch das Blut des Mädchens.
„Entschuldigung“, piepste diese und sah Violett aus großen, blauen Augen treuherzig an. „Könnten Sie mir vielleicht helfen? Ich habe meine Mutter verloren und möchte gerne nach Hause!“ Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen, eine tropfte auf den Handrücken der Vampirdame.
Diese zuckte erschreckt zurück. Als die salzige Flüssigkeit ihre Hand berührt hatte, war ein Wirbel von Bildern auf sie eingestürmt. Ein kleines Mädchen in einer dunklen Gasse, ganz allein. Dann, ein etwa sechzehnjähriges Mädchen, dass ebenfalls in einer dunklen Gasse stand, die Arme um den Körper geschlungen. Ein Wesen, das auf das Mädchen zu gesprungen kam und ihr in den Hals biss. Das Mädchen, das sich mit schrecklichen Schmerzen auf dem Boden wand. Das Mädchen, wie es aufstand und die Augen aufschlug, welche die Farbe rasend schnell von einem klaren Grün zu einem strahlenden Gold wechselten. Violett war sich sicher, dass war sie. Und mit diesem Bewusstsein konnte sie sich plötzlich bruchteilhaft an ihre Vergangenheit erinnern.
„Komm“, lächelte Violett. „Ich helfe dir. Wie heißt du denn?“ „Oh, ich bin Carla“, flüsterte das Mädchen und lachte breit. „Es ist sehr nett von Ihnen, mir zu helfen.“
Violett ergriff das Mädchen an der Hand und lief zielstrebig durch die Gassen, sie konnte den Geruch von Carla ganz genau einer Frau zuordnen, dies war gewisse die Mutter des kleinen Mädchens.
Da ließ sich plötzlich etwas vor ihr auf den Boden fallen. Es war eindeutig ein Vampir. „Raphael!“, zischte die Vampirdame. „Was machst du denn hier?“ Vorsichtig schob Violett das Mädchen in eine Ecke der Straße.
„Das sollte ich dich fragen“, antwortete der Vampir. „Was läufst du hier mit einem Menschenmädchen an der Hand durch die Stadt? Das ist eine Schande! Ich werde sie jetzt töten, und weil ich dich mag, vergesse ich, dass ich dich hier gesehen habe.“ Arrogant schob er sich eine Strähne der lockigen, blonden Haare aus dem Gesicht.
„Du magst mich?“, höhnisch lachte Violett auf. „Ich sage dir, was du jetzt machen wirst. Du verschwindest! Vergiss nicht, ich bin stärker als du und ich zögere nicht, dieses Mädchen mit meinem Leben zu verteidigen!“ Violett musste dem Mädchen helfen, es erinnerte sie mit einer solchen Macht an sie, dass sie ihren Tod nicht hätte ertragen können.
Doch Raphael rannte einfach los, Violett reagierte blitzschnell und sprang ihm in den Weg. „Ich hatte doch gesagt, du sollst verschwinden!“, rief sie laut und schleuderte den Vampir gegen eine Wand. Diese brach wegen zusammen, die Kraft und das Durchhaltevermögen eines Vampir waren nun einmal mächtiger als das eines Menschen. Raphael jedoch stand nicht mehr auf.
Violett ging langsam auf ihn zu und betrachtet ihn. „Er hat sich den Schädel gebrochen“, verkündete sie ruhig. „Das wird spätestens morgen wieder geheilt sein.“ Dann nahm sie Carla auf ihren Rücken und rannte los.
Schon wenig später setzte Violett das Mädchen ab, dieses lief nur um eine Ecke und direkt in die Arme ihrer Mutter. „Oh Carla!“, schluchzte diese. „Wo warst du denn nur?“ Das kleine Mädchen meinte daraufhin nur: „Oh, ich habe einen Vampir getroffen, der in Wirklichkeit ein Engel war.“ Violett zwinkerte erst ungläubig, dann lächelte sie und verschwand. Carlas Mutter schüttelte nur den Kopf und zog Carla, auf die sie heftig einredete, mit sich.
Violett war wieder zu Hause. Auf dem Nachhauseweg hatte sie noch ein wenig Blut getrunken, doch es hatte nicht gereicht, um ihren Durst vollständig zu stillen. Auch war die Vampirdame in Gedanken noch bei Carla, dem kleinen Mädchen, dem sie das Leben gerettet hatte.
Wie die anderen Vampire wohl darauf reagieren würden? Bestimmt nicht gut, seufzend machte sie sch auf den Weg zu ihrem Schlafzimmer, auf dem Weg dorthin blieb sie ungläubig stehen.
Sie stand vor dem Spiegel, und aus diesem blickte sie ein goldenes Auge an. Nur ein Auge, sonst nichts. Es war, als würde dieses Auge in der Luft schweben, doch Violett war sich sicher, dass es ihr Auge war.
So, und jetzt für alle, die nicht verstanden haben, warum Violett ihr Auge sehen kann, habe ich die Erklärung in den Spoiler gepackt.
Also, hier die Erklärung: Wenn ein Vampir gebissen wird, wird er böse und kann sich an nicht mehr an sein vorheriges Leben erinnern. Er wird so böse, dass nichts ihre Bösartigkeit in sich aufnehmen oder widerspiegeln möchte. Nicht der Spiegel, keine Glas- und Fensterscheibe, das Wasser nicht und auch keine polierten Steine. Deswegen ist ein Vampir in sich spiegelnden Sachen nicht sichtbar.
Doch nicht alle Vampire sind böse. Ein paar haben sich noch einige gute Fähigkeiten erhalten, werden die dann noch mit einem Erlebnis der Vergangenheit verdoppelt, so kann es gut sein, dass dieser Vampir hilft. Dann ist er nicht mehr ganz böse.
Somit zeigen dann spiegelnde Dinge teilweise das Spiegelbild, Vampire können sich ihr Spiegelbild also “wiederholen“. Wenn sie ihr gesamtes Spiegelbild “wieder zusammen gebaut“ haben, so erhalten sie drei Möglichkeiten für ihr weiterleben:
1. Sie bleiben ein Vampir mit Spiegelbild
2. Sie sterben
3. Sie werden zu Engeln (Jedoch gibt es zwischen Vampir-Engeln und von Gott geschaffenen Engel noch einmal Unterschiede [Über diese Unterschiede wird übrigens ein weiteres Geschenk handeln])