Joa, ich mal wieder mit nem Thema, wo es sicher wieder viele Widersprüche und hoffentlich auch Zustimmung vom ein oder anderen geben wird.
Ich habe mir seit einiger Zeit Gedanken über die zwei Wege, die derzeit beim Gaming eingeschlagen werden, gemacht. Die beiden Meinungen, die von zwei Lagern von Gamern vertreten werden.
Dazu möchte ich zunächst einmal weiter ausholen:
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"Blue Ocean"
Die Blue Ocean Strategie
ZitatBlue Ocean Strategy ist eine Methode zur Entwicklung nachhaltig profitabler Geschäftsmodelle aus dem Bereich des strategischen Marketing. Grundgedanke der Methodik ist es, dass nur durch die Entwicklung innovativer, neuer Märkte, die der breiten Masse der Kunden und Nicht-Kunden wirklich differenzierende und relevante Nutzen bieten (sog. Blue Oceans), nachhaltige Erfolge erzielt werden können, unter anderem durch die bedeutungslos gewordene Konkurrenz, Neuakquirierung von Kunden und optimierten Kostenstrukturen.
Im Klartext heißt das, dass man durch eine Änderung der im Markt geltenden Werte eine neue Zielgruppe anspricht und erschließt.
Änderung der Werte? Moment mal, was sind denn die geltenden Werte...und wie wurden sie verändert?
Ich erinnere mich da ungefähr 10 Jahre zurück, als ich etwa 10 Jahre alt war. Damals war Zocken toll.
Das war ungefähr die Zeit des SNES. Damals war Gaming wundervoll, unkompliziert und eine Freizeitbeschäftigung für Kinder und Erwachsene, die Kinder geblieben waren.
Man hatte seinen Spaß an einer Bandbreite verschiedener Games, aber man unterscheidete nicht, zwischen Hardcore oder Casual. Ein Spiel war ein Spiel und ein Spieler ein Spieler, egal wie gut oder wie oft er gezockt hat.
Man schwelgte in herrlichen Fantasiewelten verschiedenster RPGs mit tollen Charaktären, hüpfte durch anspruchsvolle Levels in tollen Jump n Runs, hatte seinen Spaß an handfesten Beat Em Ups und maß sich mit Freunden inallerlei Sportspielen. Man zockte entweder alleine oder mit Freunden. Super Mario Kart war kein Partygame, auch wenn es im Multiplayer die Bombe war. Grafik war 16-Bit übrigens, aber das Stand vielleicht auf der Packung des SNES, aber sonst interessierte es niemanden.
Aber wie sieht es heute aus?
Bevor man irgendein Wort über ein Spiel verliert,wird erst einmal die Grafik diskutiert. Früher hat man sich Gedanken gemacht, ob die Story toll ist, oder das Level-Design fair, heute ist das zweitrangig. Das fällt schon an der Werbung auf. Während früher Begriffe wie "Episches Abenteuer" in der Werbung fielen, steht heute als Titel in der Werbung für Assassin's Creed und Far Cry 2 "Tatsächliche Spielgrafik".Die Ironie, dass ein Fernsehbild mit einer Standardauflösung von 800x600 und das Spiel aber in 1920x1080 läuft, interessiert die Industrie scheinbar nichtmal.
Wo man sich früher zu gemeinsamen Spieleabenden getroffen hat, klinkt man sich heute ins Netz ein, setzt sich ein Headset auf und zockt mit "Freunden" die man bestenfalls von Bildern und ihrer Stimme her kennt.
Lediglich die Wii ist da fast schon ein Außenseiter. Online reicht es gerade mal so aus, dass man sich die Zeit vertreiben kann, wenn grad keine Freunde da sind und auf die Grafik wird ebenfalls nur so viel Wertgelegt, wie gerade notwendig ist. Stattdessen verlässt man sich wieder auf Spielspaß, das wird auch in der Werbung deutlich, in der man Menschen sieht, die Spaß am Spielen haben.
Ist die Wii tatsächlich revolutionär? Hat sie das gaming wirklich gänzlich verändert?
Imo NICHT. Das Gaming hat sich in den letzten Jahren sehr langsam verändert. Die Industrie schrieb dem Kunden praktisch vor, dass Fortschritt in Grafik und Technik die wichtigen Werte sind. Onlinegaming war auf einmal DAS Thema.
Da gab es lediglich diese kleine japanische Firma, die immer noch daran fest hielt, dass Gaming ein schönes, simples Hobby sein kann, dass jeder genießen kann.
Ich persönlich halte absolut nichts von übertriebenen Online-Modi. Im gegenteil, ich genieße sogar diese Anonymität, die bei Nintendo herrscht. Onlinemultiplayer sind eine Notlösung, wenn man gerade keine Freund ezur Hand hat, aber sollten nicht Hauptbestandteil des Spiels werden. Aber genau dorthin geht der Trend.
Ich persönlich bin nunmal ein sozialer Gamer, der lieber mit nerHandvoll Kumpels nen fröhlichen Abend vor der Konsole verbringt, statt Tage und Nächte im Teamspeak bei World Of Warcraft zu verbringen.
Die Wii, welche einfach Spiele für einfach Menschen bietet, wird als Partykonsole bezeichnet, wohingegen Sony und Microsoft mit Spielen wie Singstar, Lips, Buzz etc. krampfhaft versuchen, diesen Status zu erreichen.
Spiele, die alte Werte von simplem Spielspaß von Jedermann verkörpern, werden heute als Casual abgestempelt. Spiele, bei denen diese neuen Werte von Grafik, technischem Fortschritt und spielerischer Kompliziertheit (vom Hardcoreler auch "Anspruch" genannt), werden als hardcore bezeichnet.
Zumindest ich sehe darin einen Widerspruch. Für mich impliziert hardcore, also ein harter Kern eine Gruppe von Spielern, die seit vielen Jahren dabei ist und da verwundert es mich, dass diese Leute sich eben nciht auf die wirklichen alten Werte berufen.
Ich persönlich bin mit dem NES und dem SNES aufewachsen und für mich ist die Wii eine zweite Renessaince des Gaming (lediglich die klassischen RPGs fehlen, aber das ist wohl ein so gut wie totes genre, denn auch Spiele wie Lost Odyssey sind für mich keinesfalls klassisch).
Verdächtig finde ich auch, dass viele Leute, die sich selber als Hardcore bezeichnen, zu jung sind, um damals die Zeiten des NES/SNES/Sega(!) miterlebt zu haben.
Entweder bin ich ein hoffnungsloser Nostalgiker, der sich dem Fortschritt verschließt, oder aber es ist die Industrie, die einiges falsch macht. Die Verkauszahlen der Wii bestätigen mich aber momentan in meiner Annahme.
So, dann mal auf ein paar interessante Diskussionen hier. Mich würde euer Bezug zu Gaming interessieren und auch zu dieser Problematik.
discuss.