Schon nach etwa einer Viertelstunde trat der Forscher, dem Andrea die Sonde übergeben hatte, wieder in das Eingangslabor. Er bat die Trainer, ihm zu folgen, und führte sie in einen geräumigen Aufzug, der offenbar nur mit Sicherheitsausweis zugänglich war. Nachdem sich dieser einige Etagen nach oben bewegt hatte, tat sich ein langer, mit modernen Lampen ausgestatteter Gang vor der Gruppe auf. Zielstrebig bewegte sich der Wissenschaftler auf eine der Türen zu und öffnete den Raum dahinter für die Trainer. Es handelte es sich scheinbar um einen einfachen Besprechungsraum für Forschungsergebnisse, denn in der Mitte befand sich ein runder Tisch mit Stühlen und Schreibutensilien an jedem Platz. Zwei der Sitze waren von wissenschaftlichen Assistenten besetzt, die offenbar ebenfalls am folgenden Gespräch teilnehmen sollten.
Auf dem Tisch lag auch unübersehbar die abgegebene UPD-Schwimmsonde, das Gehäuse war jedoch teilweise geöffnet worden. Nachdem der Forscher die Tür geschlossen hatte, begann er endlich, mit Andrea, Shira und den anderen Trainern zu sprechen. "So, hier sollten wir etwas mehr Ruhe haben. Normalerweise würde ich euch nicht sofort in einen Besprechungsraum holen, aber in diesem Fall ist es wohl nötig." Er hob das fragliche Gerät noch einmal hoch, so dass es alle gut sehen konnten. "Wie eure Reiseleiterin schon richtig erkannt hat, handelt es sich um eine UPD-Schwimmsonde, die von uns hergestellt wurde. Was sie allerdings nicht wissen konnte ist, dass dieses Gerät nie verkauft wurde, nicht einmal an Forschungseinrichtungen, Universitäten oder Firmen." Einer der Assistenten meldete sich nun zu Wort, um diese Erkenntnis weiter zu erklären. "Normalerweise ist auf der Unterseite des Gehäuses eine Seriennummer eingraviert. Diese fehlt jedoch hier, was bedeutet, dass es sich um einen Prototypen handeln muss. Soweit wir wissen, müsste dies die zweite Version sein, die wir gebaut haben."
Der Forscher fuhr nun damit fort, das eigentliche Problem zu erläutern. "Die UPD-Technologie dient dazu, bestimmte Pokémon über große Distanzen hinweg zu orten und zu identifizieren, wobei die Schwimmsonden speziell für den Einsatz im Wasser gebaut sind. Sie verwenden dazu eine Kombination aus verschiedenen Frequenzen von elektromagnetischen Wellen und Schallwellen. Dieser Prototyp arbeitet mit etwa zwanzig elektromagnetischen Frequenzen und zehn Schallfrequenezen, von denen auch zwei im für Menschen hörbaren Bereich sind - aus diesem Grund kann man auch ein regelmäßiges Piepen wahrnehmen, wenn die Sonde eingeschaltet ist." Er sah sich einmal kurz um, ob auch keiner der Trainer mehr seine Pokémon frei im Raum herumlaufen ließ, und schaltete dann zur Demonstration das Gerät ein. Wer bei den Wasserfällen dabei war, konnte das Geräusch sofort wiedererkennen, die anderen wussten nun zumindest, wie es sich anhörte.
"Einige Pokémon fühlen sich durch bestimmte Signale der Sonde irritiert. Das kann daran liegen, dass sie über solche Frequenzen untereinander kommunizieren oder dass ihr Körper ein besonderes Empfinden dafür hat. Da wir darauf bedacht sind, dass unsere Technik die Umwelt so wenig beeinträchtigt wie möglich, haben wir in unseren weiteren Forschungen die gefährlichen Frequenzen identifiziert und isoliert. Ebenso ist es bei unseren fertigen Produkten nun möglich, die Suchmethoden einzeln einzuschalten, um auch nur die wirklich notwenigen Signale auszusenden. Dieser Prototyp hat allerdings keine derartigen Schutzmechanismen und strahlt in seinem Einsatz unabgeschirmt sämtliche Frequenzen ab. Für die betroffenen Pokémon ist das, als würden sie ständig einen sehr schrillen Ton hören oder ein unangenehmes Kribbeln auf der Haut spüren. Manche versuchen, sich aus dem Gebiet zu entfernen, andere werden aggressiv und greifen wahllos Pokémon oder Menschen an."
Mit einer ersten Miene blickte er nach seinem Vortrag die Gruppe direkt an und bat sie um weitere Informationen. "Da dieses Gerät wie gesagt nie zum Verkauf oder Verleih freigegeben wurde, ist es vermutlich aus unseren Lagerbeständen gestohlen worden. Meine Kollegen überprüfen das im Moment, allerdings kann das eine Weile dauern, da das Projekt schon seit längerer Zeit abgeschlossen ist. Wir müssen auf jeden Fall von euch wissen, wo genau ihr diese Sonde entdeckt habt, in welchem Zustand sie dort war und was ihr in der Nähe beobachtet habt, insbesondere vielleicht andere verdächtig wirkende Menschen. Wenn tatsächlich ein Diebstahl und ein Missbrauch vorliegen, ist es uns wichtig, das so schnell wie möglich aufzuklären, da schließlich auch der Ruf unseres Instituts darunter leidet."