Ich mag Shorinos Frage, also gehe ich auch mal darauf ein:
Grundsätzlich (natürlich nicht in allen Fällen) finde ich es einfacher und sinniger auf ein Produkt zu verzichten, als es hinzuzufügen, wenn ich weiß, dass nicht jeder es isst. Im Grunde ist es für mich also nichts besonderes, wenn der Vegetarier mir ein vegetarisches Gericht vorsetzt. Je nach Beweggründen des Vegetariers würde ich auch nicht wollen, dass hier Prinzipien wegen mir vergessen werden. Ich esse nicht jeden Tag Fleisch, also wieso muss es ausgerechnet dann sein, wenn ich bei einem Vegetarier esse?
Kommt aber wohl auch irgendwie auf die Gäste an. Meine Cousine ist schon seit Jahren Vegetarierin, kocht aber auch Fleisch, wenn die Verwandtschaft antanzt. Zum einen, weil sie aus rein gesundheitlichen Gründen auf Fleisch verzichtet (also keine moralische/wirtschaftliche Intention), zum anderen, weil es tatsächlich dazu führen könnte, dass sich die Gäste "schlecht behandelt" füllen, wenn kein Fleisch auf dem Tisch kommt. In meiner Familie hält sich nämlich der hartnäckige Glaube, dass ein Mann niemals satt wird ohne Fleisch. Das ist nun eine Diskussion für sich, aber ich wollte darauf hinaus, dass es hier eben als eine starke Unhöflichkeit angesehen werden könnte, wenn sie rein vegetarisch anbietet. Besucht sie nur die "junge Generation" (also wir, die in ihrem Alter sind und schon etwas mehr mit dem Thema aufgewachsen sind), dann kocht sie meist etwas, das sie auch sonst so isst und keinen stört es. Es isst schließlich keiner aus Prinzip von uns Fleisch.
Ansonsten ist gerade ein Vegetarier nun wirklich das geringste Problem am Tisch. Es ist keine Herausforderung etwas auf dem Tisch zu haben, das auch ohne Fleisch anständig essbar ist. Wer Fleisch will, nimmt sich dieses, wer es nicht isst, legt sich eben was anderes auf den Teller. Kompliziert wird es erst, wenn der Aufwand die Kenntnisse des Kochs übersteigt. "Kein Fleisch" ist noch vergleichbar einfach zu befolgen (vor allem, wenn man komplett selber kocht). "Keine tierischen Produkte" wird dann etwas komplizierter, weil Ei ungefähr überall ist, lol. Also je nach Wissensstand des Kochs kann das schon kompliziert werden und der Besucher sollte das vielleicht beachten. Und alles darüber hinaus wäre für mich persönlich schon das reinste Chaos. Wer mir erzählt, dass er glutenfrei isst, darf bitte gleich einen Crashkurs mit dran hängen, weil ich keine Ahnung hätte, worauf ich alles achten muss. Und das ist der Punkt, wo ich auch sage, dass man als Gast nicht alles erwarten kann. Der eine macht sich vielleicht einen Spaß draus und geht auf alle Wünsche ein, der andere kann diesen Aufwand nicht aufbringen. Das ist auch nicht gleich als Unhöflichkeit, Respektlosigkeit oder als schlechter Gastgeber zu deuten. Würde mich schon verstimmen, wenn mir das einer vorwirft, nur weil ich zu doof beim Kochen war. Auf der anderen Seite würde ich aber meinen Gast nicht verurteilen, wenn er dann nicht alles mit isst. Passiert nun mal und wenn man das vorher nicht anders geklärt hat, dann sollten beide erwachsen genug sein, um nicht alles persönlich zu nehmen. Würde mich eher irritieren, wenn einer dann doch etwas isst, dass er aus Prinzip ablehnt (also verbieten würde ich es natürlich nicht, lol, aber nur mir zu Liebe soll das bitte keiner tun).