Laurayka Posts im "Kennt ihr das"-Thema zählen nicht zu den 5 erforderlichen Beiträgen für eine Medaille hinzu, wie dem Startpost zu entnehmen ist. Falls du einen weiteren Beitrag in einem anderen Thema schreibst bzw. geschrieben hast, das bei der Medaillenvergabe berücksichtigt wird, steht einer Verteilung natürlich nichts mehr im Wege.
Beiträge von Thrawn
Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!
Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“-
-
In den Unterhaltungsmedien diskutieren wir gerne über Filme - und wenn man über Filme diskutieren will, muss man sie wohl oder übel auch mal schauen. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, wie man Filme konsumieren kann: Das gute alte Kino ist entgegen düsterer Prophezeiungen noch nicht tot, doch Streaminganbieter machen ihm mittlerweile Konkurrenz, und entsprechend schauen inzwischen viele Menschen lieber über diese Filme. Andere verlassen sich auf das, was im Fernsehen läuft und wieder andere greifen zu physischen Medien wie DVDs und BluRays, die sie kaufen oder leihen.
Dementsprechend würden wir gerne von euch wissen, wie ihr am liebsten Filme schaut: Seid ihr regelmäßige Kinogänger oder stehen bei euch zu Hause die Regale voll mit DVDs?
-
Nehme ein Togepi und trage es gerne mehrere Staffeln mit mir herum.
-
So, die heutige Geschichte ist ... Nun, man kann sie als Fortsetzung dieser Geschichte (die zum Einstieg aber auch alles andere als perfekt ist) bezeichnen, aber de facto schließt sie nicht direkt daran an. Im Grunde sind beide Geschichten für mich wie Kapitel in einem Buch, aber zwischen ihnen fehlen halt so zwei, drei andere Kapitel. Ich weiß, dass das den Einstieg schwer machen wird, aber ich hatte irgendwie Lust, diesen Teil zu schreiben, auch wenn ich nicht glaube, dass ich das Buchprojekt, zu dem beides gehört, demnächst fortsetzen bzw. abschließen werde. Vielleicht möchte das jemand als eine Art "Leseprobe" lesen, aber ka. Ich werde locker bei meiner Umarbeitung der Geschichte in der letzten Woche noch irgendwelche Fehler oder Überbleibsel von früheren Versionen übersehen haben, die am Ende alles kaputt machen.
Die Verhöre
Levin war sich nicht sicher, ob er wieder bei Bewusstsein war oder noch schlief. Er konnte sich kaum bewegen, alles um ihn herum war schwarz, und über dieser Finsternis schien noch zusätzlich ein Schleier zu legen, der selbst absolute Dunkelheit noch unscharf machte. Levin versuchte etwas zu sagen, doch seine Zunge fühlte sich schwer und taub an, als sei sie selbst noch nicht richtig wach.
Jemand gab ihm eine Ohrfeige, und der schwere Schleier lichtete sich durch den Schmerz ein wenig, auch wenn die Dunkelheit blieb. Doch nun konnte Levin fühlen, dass er offenbar eine Augenbinde trug. Er saß auf einer Art Stuhl, doch seine Arme, Beine und sein Hals befanden sich in Haltevorrichtungen, die ihm gerade genug Freiheit ließen, ein wenig zu zappeln und seinen Kopf leicht zu drehen. An seinem Kopf war außerdem noch irgendetwas befestigt – zwei Saugnäpfe oder etwas in der Art, an jeder Schläfe einer davon.
Wieder verpasste ihm jemand eine Ohrfeige, und diesmal strömte die Erinnerung in ihn zurück: Der Angriff auf das Lager, die Cons, die Frau, die ihn fertig gemacht und ihn betäubt hatte …
„Wassis …“, lallte er mit noch tauber Zunge und versuchte, sich zusammenzureißen. „Was ist los …“
„Schön, dass du wach bist“, sagte eine Stimme. Es war die Frau, gegen die er gekämpft hatte. „Also, das Ganze läuft so ab: Ich stelle dir jetzt Fragen. Und … Nun, das ist eigentlich auch schon alles.“
„Und wenn ich nicht antworten will?“, gab Levin zurück.
„Oh, das macht gar nichts“, sagte die Frau, und es ertönte ein kurzes Lachen von mehreren Stimmen. „Ruhe!“, befahl die Frau, und das Lachen verstummte.
In Levins Kopf ratterte es. Hier waren mehrere Personen. Selbst wenn er freikommen sollte, hätte er wohl kaum eine Chance gegen eine vermutlich bewaffnete Überzahl. Und die Frau war gut, das wusste er bereits. Seine Gedanken sprangen zu Nejla: Wo war sie jetzt? War sie ebenfalls gefangen worden?
„Also“, begann die Frau. „Wie heißt du?“
Levin hörte nicht richtig zu. Seine Gedanken waren zurückgewandert zu der Bemerkung, die die Frau vorher gemacht hatte. Was sollte das heißen, es war egal, ob er antwortete.
„Ich habe gefragt, wie du heißt“, sagte die Frau ungeduldig.
„Ist doch egal, ob ich antworte“, erwiderte Levin. „Hast du doch gesagt.“ Warum sollte er diesen Arschlöchern seinen Namen verraten?
„Ja, aber ich erwarte, dass du den Fragen zuhörst“, sagte die Frau ruhig. „Also, nächste Frage: Du bist mit einer Frau zu den Pros gekommen. Wer ist sie?“
Levin sagte nichts. Was war nur aus Nejla geworden? Er hatte sie in dem Kampfgetümmel aus den Augen verloren, hatte nicht gesehen, was mit ihr passiert war. Er biss sich auf die Lippe. Seit sie aus diesem Keller der Monos entkommen waren, waren sie sich sehr viel näher gekommen. Sie waren mindestens Freunde … Vielleicht sogar mehr. Er dachte an die Nacht, die er mit Nejla in der Mitt-Siedlung verbracht hatte, und an das Gefühl ihrer Lippen und ihres Körpers.
Wieder ertönte ein Lachen, und diesmal schien die Frau sich nicht darum zu bemühen, es abzuwürgen, sondern kicherte selbst.
„Nun“, sagte sie schließlich gut gelaunt, „und woher, wenn ich fragen darf, kommst du? Wer sind deine Eltern?“
Levin wollte nicht noch einmal in ein paar Tagen die Bilder seiner Eltern vor seinem inneren Auge sehen, doch es war unvermeidlich. Die Erinnerung an seine Eltern und ihren unbarmherzigen Drill war lebendig, ebenso wie der Abschied, als sein Vater ihn noch zu den Pros geschickt hatte, bevor er vermutlich hingerichtet worden war. Seine Mutter war zu dem Zeitpunkt vermutlich schon tot gewesen.
Levin nahm irgendeine Veränderung um sich wahr. Er hörte einen überraschten Laut, dann Stille, aber eine Stille, die seltsam drückend war.
„Chefin?“, fragte eine tiefe Stimme, die vermutlich einem Mann gehörte.
„Alle raus“, sagte die Frau leise.
„Ich … verstehe nicht“, erwiderte der Mann.
„Wollen Sie alle einen Eintrag wegen Ungehorsams in ihrer Arbeitsakte oder den Befehl befolgen?“, fragte die Frau vollkommen gelassen, aber mit einer unverhohlenen Drohung im Unterton.
Es raschelte, ein Zischen wie von einer elektronischen Tür ertönte und nach mehreren schweren Schritten kam das gleiche Zischen noch einmal. Alles war nun still.
Es gab eine kurze Bewegung, und die Frau nahm Levin die Augenbinde ab. Wie bei ihrem Kampf trug sie das funktional und sportlich wirkende, leicht enge Outfit, das ihren athletischen und muskulösen Körperbau betonte. Erst jetzt im Licht sah Levin, das es zugleich wie eine Uniform aussah – es hatte Schulterklappen mit zwei goldenen Streifen.
Die Frau hatte nicht mehr ihren Helm auf und Levin sah kurzes braunes Haar, ein schönes, aber von jahrelangem Pflichtbewusstsein zu einer starren Maske verzerrtes Gesicht und leuchtende grüne Augen. Irgendetwas an diesen Augen war seltsam.
„So“, sagte die Frau, während sie zurück an den Platz ging, an dem sie wohl vorher gesessen hatte – ein mit dem Boden verschraubter Stuhl hinter einem gleichermaßen befestigten Schreibtisch, auf dem ein großer Monitor stand. Levin sah sich im Raum um. Es war ein schmaler Raum, die Wände waren aus dunklem Metall, teilweise mit schwarzem Plastik verkleidet. Alles sah steril aus. Eine einzige Tür führte aus dem Raum hinaus.
„Die Dinger an deinen Schläfen“, sagte die Frau. „Ich nehme an, du kennst diese Technik nicht?“
Levin schüttelte den Kopf, soweit es ihm möglich war. Er sah, dass offenbar zwei Kabel von den Dingern an seinem Kopf zu dem Monitor verliefen, vor dem die Frau saß.
„Das dachte ich mir. Eigentlich sollte die keiner von euch kennen, aber … Nun, egal jetzt. Also, was ich dir zunächst klar machen möchte: Das hier ist eine Einbahnstraße.“
„Aha“, machte Levin.
„Du weißt, was eine Einbahnstraße ist, nicht wahr?“, fragte die Frau. „Schließlich kommst du aus einer Stadt. Aus Hamburg. Deine Eltern waren Cons.“
„Woher willst du das wissen?“, fragte Levin.
„Dieses kleine Spielzeug hier“, sie tätschelte den Monitor, „kann, nun, deine Gedanken lesen. Was du in deinem Kopf siehst, sehe ich hier auf dem Bildschirm. Der kleine Makel ist, dass du schon an etwas denken musst. Deswegen sind die Fragen wichtig, weil man bei einer Frage für gewöhnlich an die Antwort denkt, selbst wenn man lügen will.“
Levin klappte der Mund auf. Dann bedeutete das, dass auch das, was er mit Nejla …
„Oh ja“, sagte die Frau grinsend. „Und das werden sich ein paar von meinen Leuten sicher gerne noch öfter ansehen. Wir haben eine ganze Sammlung an Pro-Pornos.“
Levin wurde rot. In seinem Geist beschwörte er ein Bild herauf, wie er der Frau den Kopf abriss und auf einen Speer steckte.
„Du liebe Güte“, sagte die Frau. „Was für eine Fantasie. Aber nichts Ungewohntes. Ach, ich habe mich wohl noch nicht vorgestellt. Mein Nachname ist Langsdorf, ich bin Captain dieses netten kleinen Kampfvehikels.“
Levin erinnerte sich an das gigantische gepanzerte Fahrzeug, das auf die Siedlung losgerollt war. Ein Ungetüm mit Rädern, die größer als er selbst waren, und so pechschwarze, dass es trotz seiner Größe von der Dunkelheit verschluckt werden konnte. Sie waren momentan also im Inneren dieses Monstrums. Wahrscheinlich gab es hier auch genug Raum für Crewquartiere und Gefängniszellen.
„Du bringst mich in eine schwierige Lage“, sagte Captain Langsdorf seufzend. Sie tippte ein wenig auf dem Bildschirm herum und drehte ihn dann zu Levin herum. „Das sind deine Eltern?“, fragte sie.
„Weißt du doch“, sagte Levin. Er hätte die Achseln gezuckt, aber es ging nicht, weil er festgeschnallt war.
„Ja, aber ich brauche Gewissheit“, sagte die Frau. Sie trommelte mit ihren Fingern auf dem Tisch herum. „Warum sollten deine Eltern dich überhaut haben wollen? Ein Kind … Das macht doch nur Ärger. Es verplappert sich, es versteht nichts richtig, es macht einen erpressbar. Was wollten deine Eltern nur mit dir?“
„Vielleicht wollten sie gar nichts?“, fragte Levin. „Vielleicht wünschten sie sich einfach ein Kind? Muss immer jede Person aus einem vollkommen rationalen Grund geboren werden?“
„Hm, nein. Aber glaubst du, dass es bei dir nicht so war?“
Levin sagte nichts. Er kannte die Antwort, und sie kannte sie jetzt wohl auch.
„Da siehst du es. Du warst für deine Eltern eine … Waffe. Ein weiterer Fußsoldat.“
„Erzähl mir was Neues.“
„Du solltest das große Werk fortführen, der gefeierte Revolutionär werden?“ Sie schüttelte den Kopf. „Und sieh nur, wohin dich das geführt hat.“ Sie lächelte wieder ihr grausames Lächeln. „Ein Versager. Ein Gefangener. Bald ein toter Mann. Schon eine Ironie, nicht? Wären deine Eltern einfach weiter Cons geblieben, dann hättest du jetzt vielleicht schon eine hohe Position erlangt. So wie ich. Ich habe meine Karriere, ich verrichte einen Dienst an der Gesellschaft.“ Sie klang stolz und ihr Lächeln war auf ätzende Art überlegen.
Levin sah sie einen Moment an, und sie fixierte ihn ebenfalls, die Augen vom Bildschirm abgewandt, über den seine Gedanken flackerten. Levin schloss kurz die Augen und atmete tief durch.
„Bullshit“, sagte er dann.
„Was?“, fragte Langsdorf.
„Hörst du dir mal zu? Eine Karriere? Dienst an der Gesellschaft? Ich kotze gleich.“
„So kann auch nur ein Versager reden“, erwiderte Langsdorf selbstgefällig.
„Liest du Bücher?“, fragte Levin.
Langsdorf runzelte die Stirn. „Natürlich“, sagte sie. „Bildung ist eine wichtige Qualifikation.“
„Also nur Sachbücher?“
„Nein, auch Belletristik. Ist gut für Smalltalk.“
„Für Smalltalk?“, fragte Levin entgeistert. „Nie ein Buch gelesen, um in die Geschichte einzutauchen, mit den Protagonisten mitzufiebern und am Ende traurig zu sein, dass es vorbei ist? Hast du das jemals empfunden? Machst du auch mal Sachen für dich selbst oder nur für andere?“
„Was für einen Sinn hat es, nach einem Buch traurig zu sein? Es geht um Genuss, nicht um Trauer. Wenn überhaupt. Gefühle sind meistens nur ein Hindernis bei der Karriere.“
„Ach ja? Was ist mit Freundschaft? Oder Liebe? Schon mal empfunden?“
„Freundschaftliche und romantische Beziehungen verhindern keine Karrieren, aber können sie behindern, wenn man sich selbst unterordnet und sie nicht zu nutzen weiß. Nichtsdestoweniger ist Sex gut, um sich besser zu fühlen. Er entspannt im Nachhinein und setzt Endorphine frei. Das ist alles.“
„Ach ja?“, fragte Levin. „Wenn du wirklich so denkst, dann tust du mir leid.“
„Der Neid der Erfolglosen auf die Erfolgreichen“, seufzte Captain Langsdorf. „Aber so redet ihr alle.“
„Oh, ich empfinde überhaupt keinen Neid“, erwiderte Levin. „Ich glaube, es gibt Sekunden, in denen ich mehr gelebt habe als du in deinem ganzen Leben.“
Langsdorf verzog das Gesicht. „Ganz offensichtlich verstehst du nicht, was Glück ist. Ich lebe in einem tollen Apartment, esse in den besten Restaurants, Leute hören auf mich, ich habe Einfluss, ich …“
„Und hast du schon mal die Sterne angesehen?“, fiel Levin ihr ins Wort. „Ach nein, in der Stadt gibt es ja keine Sterne. Wegen der Lichtverschmutzung. Schon einmal unter einem Baum ein echtes Buch gelesen? Nicht auf einem dieser elektronischen Pads, sondern ein richtiges Buch? Hast du das mal gefühlt, das raue Papier? Wie oft warst du am Meer und hast die Seeluft gerochen? Wie oft hast du jemanden geliebt?“ Er musste kurz eine Pause machen, um Luft zu holen. „Nie, wette ich. Nun, Überraschung: All das habe ich gemacht, mehrmals. Und du sagst mir, dein Leben sei so toll. Wegen einer scheiß Karriere, von der eh nichts bleibt, wenn du tot bist.“
Langsdorf sprang auf, rannte auf ihn zu und verpasste ihm eine Ohrfeige. „Vorsicht“, sagte sie drohend, „noch ein Wort und ich …“
„Was ist das jetzt?“, fragte Levin. „Wut? Hass? Ich dachte, Gefühle seien schlecht.“
Langsdorfs Gesicht wurde bleich. „Sind sie auch“, sagte sie, ihre Stimme mühsam beruhigend. „Du legst es nur darauf an, mich zu provozieren. Aus Neid.“
„Nicht aus Neid, aber anscheinend funktioniert es.“
Langsdorf setzte sich wieder hinter den Monitor. „Wo sind die anderen Pro-Siedlungen?“, fragte sie harsch. „Wo sind eure Anführer?“
„Keine Ahnung“, sagte Levin, und versuchte, möglichst viel Gehässigkeit und Spott in seine Stimme zu legen. „Bin von den Pros abgehauen, bevor ich irgendwas an Missionen durchgeführt habe. Nachdem ich Nejla getroffen habe, wollte ich mich ihnen vielleicht wieder anschließen.“
Langsdorf starrte auf den Bildschirm. „Scheint zu stimmen“, murmelte sie. „Wieso?“
„Was?“
„Wieso wolltest du dich ihnen wieder anschließen?“
„Was kümmert dich das?“, fragte Levin. „Falls du auch aussteigen willst, kann ich dir gerne …“
Captain Langsdorf verzog das Gesicht. „Nie im Leben will ich so werden wie du.“ Die Art, wie sie das sagte, war merkwürdig. In ihrer Stimme lag so viel Hass und Abneigung, dass Levin beinahe zusammenzuckte. Langsdorf räusperte sich kurz. „Ein Verständnis eurer Motivationen ist hilfreich für unsere Aufklärungsfirmen.“ Ihr Tonfall war jetzt wieder vollkommen ruhig, fast geschäftsmäßig.
„Was sagt dir denn deine Maschine, warum ich zurückkam?“
„Wegen dieser Nejla. Du weißt nicht, ob sie eine Freundin ist oder ob du sie liebst, aber sie bedeutet dir viel. Und du bist es leid, wegzulaufen.“
„Da hast du deine Antwort.“
Langsdorf stand auf und ging zur Tür.
„Wohin gehst du?“, fragte Levin.
Langsdorf drehte sich um und grinste. „Nejla befragen“, gab sie zurück und verschwand durch die Tür.
Langsdorf ging durch die Gänge des Einsatzwagens – ein eigentlich harmloser Name für ein so großes Gefährt. Platz für Gefangenenzellen und einen Befragungsraum, für kleine Quartiere und eine Art Kantine. Es war wie ein fahrendes, mobiles Lager, ein riesiges gepanzertes schwarzes Ungetüm, vor dem sich Mitts, Pros und Monos gleichermaßen fürchteten. Und sie befehligte es. Das war, worauf sie jahrelang hingearbeitet hatte. Ihre Kollegen hatte sie nach und nach ausgestochen, einerseits dadurch, dass sie härter gearbeitet und trainiert hatte, andererseits dadurch, dass sie ihre Beziehungen pflegte – sie hatte stets einen guten Draht zu ihren Vorgesetzten, und von ihren Kollegen konnte sie sich nehmen, was sie brauchte, um sie dann fallen zu lassen, wenn es sein musste. Das hatte gut funktioniert, es war das, was ihre Eltern ihr beigebracht hatten, es war das, was in den Ratgebern stand, was sie von klein auf gelernt hatte. Alles für dieses Ziel. War das alles bedeutungslos? Wohl kaum. Sie war mächtig. Dieser Levin hatte doch keine Ahnung. Fast traurig, dass er nicht begriff. Sterne angucken? Wie unendlich abgedroschen.
Trotzdem – es hatte sie wütend gemacht. Dafür gab es zwei Heilmittel: Entweder sie unterdrückte ihre Wut, bis sie verrauchte, oder sie ließ sie an jemandem aus. Sie hatte sich für Letzteres entschieden.
Eigentlich hatte sie Nejla bereits befragt. Doch der Gedankenleser hatte bei ihr nicht funktioniert – warum, war unbekannt. Es war nicht das erste Mal, dass er versagte, doch es passierte nur selten, und niemand wusste, woran es lag. Aber dafür konnte Langsdorf wenigstens jetzt das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.
Langsdorf erreichte den kleinen Gefangenentrakt. Eine behelmte Wache in schwarzer Uniform stand mit einer Waffe in Habachtstellung. Die einzelnen Zellen waren durch elektronische Stahltüren gesichert, die sich entweder mit einer Generalschlüsselkarte, wie Langsdorf einen besaß, oder den Handabdrücken des autorisierten Personals öffnen ließ. Ein Bildschirm neben den Kontrollen zeigte zudem Bilder aus der Zelle, die per Überwachungskameras gemacht wurden.
„Ich gehe zu der Gefangenen“, sagte Langsdorf zu der Wache. „Was immer Sie hören, kommen Sie nicht rein.“
Die Wache wirkte verdutzt, nickte aber und stellte keine dummen Fragen. Langsdorf gestattete sich einen Moment inneren Triumphs – ihre Leute waren gut abgerichtet.
Langsdorf sah auf den Bildschirm neben der Zelle und ging die Bilder der Überwachungskameras der Zelle durch. Diese Pros versuchten immer irgendwas, um zu entkommen. Tatsächlich war die Gefangene nirgendwo zu sehen. Langsdorf schürzte die Lippen. Die Kameras hatten einen blinden Fleck, was die Decke über der Tür anging. Sie schüttelte den Kopf und öffnete die Tür. Sie machte einen Schritt in die Zelle hinein, und sah direkt nach oben, gerade noch rechtzeitig. Nejla fiel von der Decke auf sie, doch Langsdorf packte sie noch in der Luft und nutzte ihren Schwung, um sie weiter in die kleine Zelle hineinzuwerfen. Die Zellentür schloss sich hinter ihr.
„Hallo“, sagte Langsdorf.
Nejla knurrte und rappelte sich auf. Der Sturz hatte ihr offensichtlich wehgetan, sie aber nicht verletzt.
„Ich hätte da ein paar Fragen“, sagte Langsdorf. „Dein kleiner Freund Levin hat leider keine verwertbaren Informationen. Aber du bist länger dabei als er. Du weißt Bescheid, oder?“
Nejla stürzte sie auf sie. Langsdorf verlagerte ihr Gewicht zur Seite und entging knapp dem Schwinger, den Nejla gegen sie warf. Sie konterte mit einer Hammerfaust, die Nejla abblockte, doch es brachte sie auch aus dem Gleichgewicht. Langsdorf ließ einen seitlichen Tritt folgen, der Nejla auch traf, aber zugleich war sie in der Lage, das Bein festzuhalten. Sie verdrehte es und Langsdorf verlor den Boden unter den Füßen. Im nächsten Moment saß Nejla auf ihrem Rücken, auch wenn sie das Bein hatte loslassen müssen.
Langsdorf knurrte und drehte sich mit einem Ruck vom Bauch auf den Rücken, die Arme schützend vor ihrem Gesicht, um Nejlas Schläge abzuwehren. Bei einem Schlag rückte sie mit dem Kopf zur Seite, fing den Arm und brachte ihn blitzschnell in einen schmerzhaften Hebel, der Nejla laut aufzischen ließ. Im gleichen Moment hakte Langsdorf eins ihrer Beine um das von Nejla. Mit einem Ruck warf sie Nejla von sich runter und rappelte sich auf.
Nejla kam ebenfalls wieder hoch, doch ihr Arm tat ihr nun offensichtlich weh. Es war nichts gebrochen, aber ihr Ellenbogengelenk war sicherlich durch den Hebel überstrapaziert worden. Langsdorf spürte, wie sich unwillkürlich ein Lächeln auf ihren Lippen formte. Sie stürmte los und deckte Nejla mit einer Kombination aus Hammerfäusten, Ellenbogenstößen und Schlägen mit der flachen Hand ein, unter der de Verteidigung ihrer Gegnerin zusammenbrach. Ein seitlicher Tritt gegen Nejlas linkes Kniegelenk ließ sie stolpern. Langsdorf durchbrach Nejlas Deckung endgültig, packte ihren Kopf und rammte ihn mit dem Gesicht gegen ihr eigenes Knie. Sie traf nur die Wange – verfehlte Nase und Augen –, aber es zeigte trotzdem Wirkung. Sie stieß Nejla von sich, die zu Boden ging. Sie versuchte gleich wieder aufzustehen, doch Langsdorfs Tritt traf sie am Kopf und warf sie gegen die Zellenwand. Nejla blieb kurz liegen und versuchte dann wieder aufzustehen. Langsdorf setzte ihren Fuß auf Nejlas rechtes Sprunggelenk und übte sanft Druck aus. Nejla schrie vor Schmerz auf. Langsdorf spürte ein Gefühl der Genugtuung.
„Wie ich dir bereits mitgeteilt habe“, sagte sie vollkommen ruhig, „hätte ich gerne ein paar Informationen. Über eure Anführer, andere Lager, du weißt schon.“
„Fick dich!“, spuckte Nejla ihr entgegen. Auf ihrer linken Wange zeigte sich ein tiefroter Fleck.
Langsdorf verlagerte ihr Gewicht etwas mehr auf Nejlas Sprunggelenk, doch offensichtlich unterdrückte Nejla nun den Impuls, aufzuschreien, und biss einfach ihre Zähne zusammen.
„Du kämpfst ziemlich mies“, sagte Langsdorf. „Ich verstehe nicht, was er an dir findet.“
„Meinst du Levin?“
„Normalerweise sucht man sich Partner, die einem helfen, mehr Erfolg zu haben“, sagte Langsdorf. „Liebe, klar, kann wichtig sein, damit das hält. Aber davon ab sollte ja wohl noch irgendwas da sein.“
„Du scheinst eine ziemlich beschissene Vorstellung von Beziehungen zu haben.“
„Was wisst ihr Pros schon?“, fragte Langsdorf. „Ihr lebt im Dreck. Ihr redet euch ein, dass irgendwelche Banalitäten euer Leben lebenswert machen, weil euch die Dinge fehlen, die es wirklich tun.“
„Komisch“, sagte Nejla, und der Spott in ihrer Stimme war unüberhörbar, „das Gleiche könnte ich euch Con-Idioten sagen.“
„Ich verstehe euch einfach nicht“, sagte Langsdorf. „Jedenfalls, wenn es nicht zu viel Mühe macht, hätte ich jetzt gerne Namen und Koordinaten. Von Anführern, Lagern, du weißt schon. ASAP.“
„Wenn es nicht zu viel Mühe macht, hätte ich jetzt gerne, dass du dich ins Knie fickst.“
„Ich kann auch Levin foltern“, sagte Langsdorf.
„Der nichts weiß.“
„Er wird trotzdem schreien. Kannst du das verantworten?“
Nejla verstummte. „Fick dich“, sagte sie dann noch einmal, doch diesmal sehr leise.
„Also?“
„Ich sage dir nichts.“
„Sieh an. Damit wäre wohl erwiesen, dass Liebe nichts wert ist. Du verrätst ihn, um die größere Sache nicht zu gefährden.“
„Wem willst du hier eigentlich was beweisen?“, fragte Nejla, und sie klang geradezu verwirrt, was Langsdorf irritierte. „Mir oder dir?“
„Ich versuche gar nichts.“
In Nejlas Gesicht regte sich etwas, das wie Triumph aussah. „Du bist neidisch, oder? Neidisch, dass Levin und ich was haben, was du nie hattest, aber haben willst.“
Langsdorf knurrte. „Nein, bin ich nicht. Ich verstehe nur nicht, wie …“
„Weißt du was?“, fragte Nejla. „Bisher habe ich dich gehasst, aber jetzt tust du mir einfach nur noch leid, du erbärmliche, unsichere …“
Langsdorf stampfte auf Nejlas Fußgelenk. Die Schmerzensschreie von Nejla klangen wie Musik in ihren Ohren.
„Pech für Levin dann“, sagte Langsdorf mit zusammengebissenen Zähnen. Mit Mühe brachte sie ihre Wut unter Kontrolle. „Aber gut, reden wir über etwas anderes. Ich wüsste gerne die Namen eurer Verbündeten in den Städten.“
„Wer sagt, dass wir welche haben?“
„Weißt du, was ich interessant finde?“, fragte Langsdorf, ohne darauf einzugehen. „Diese Gedankenleser … Ich habe alle Gefangenen aus dem Lager damit verhört, und bei allen hat er funktioniert. Nur bei dir nicht.“
Nejla zuckte mit den Achseln. „Ich war schon immer eine Geheimniskrämerin.“
„Offensichtlich. Denn während einige von eurer erbärmlichen kleinen Bande gar nichts wussten, hatten ein paar andere zumindest eine Vorstellung davon, wer die Positionen anderer Pro-Siedlungen kennt.“
Nejla starrte sie an. Ihr Gesicht glänzte von den Tränen, die ihr aufgrund der Schmerzen gekommen waren, doch ihre Miene blieb eisern.
„Laut deinen Freunden weißt du, wo die Siedlungen sind“, sagte Langsdorf. „Und du bist auch die einzige Person, deren Gedanken wir nicht auslesen können. Eigenartiger Zufall, nicht?“
„Wirklich eigenartig.“
„Diese Gedankenleser sind geheim, zumindest was euch angeht. Noch nie ist ein Pro entkommen, um davon zu berichten. Die Einzigen, die davon wissen können, sind Cons, und zwar Cons aus dem privaten Sicherheitsbereich. Was heißt, dass euch offenbar jemand von innen mit Informationen versorgt. Ich will wissen, wer.“
Nejla sah sie lange an, dann holte sie tief Luft, seufzte und sagte: „Du bist es.“
„Was?“, fragte Langsdorf verdutzt.
„Du bist eine Schläferagentin, die wir eingeschleust haben. Wir haben dich einer aufwändigen Gehirnwäsche unterzogen, damit du dich selbst für die Person hältst, deren Platz du eingenommen hast. Zufällig sahst du der echten Captain Langsdorf nämlich zum Verwechseln ähnlich. Ich muss nur ein bestimmtes Triggerwort sagen, und du wirst wieder zu deinem alten Ich. Bananeneiscreme.“
Für einen Moment war Langsdorf verwirrt. Dann begriff sie. „Wirklich lustig.“ Sie trat noch einmal auf Nejlas Fußgelenk. Doch diese zuckte nicht einmal mit der Wimper.
Langsdorf zog ihre Stirn kraus. Wieso schrie sie nicht?
„Ist was?“, fragte Nejla, ein spöttisches Lächeln auf ihrem Gesicht.
Langsdorf trat mit ihrem harten Stiefel gegen Nejlas Schienbein. Erneut keine Reaktion. Unmöglich! Vorhin hatte sie bei Schmerzen geschrien, aber jetzt …
„Was bist du?“, fragte Langsdorf.
„Das wirst du nie herausfinden“, gab Nejla zurück. „Und es gibt nichts, mit dem du mir drohen kannst.“
In Langsdorfs Kopf arbeitete es hektisch. Immun gegen den Gedankenleser. Offenbar auch immun gegen Schmerzen. Perfekt, um Geheimnisse zu bewahren.
Sie gewann ihre Fassung zurück und straffte ihre Schultern. „Nun, wir werden noch sehen, ob es wirklich nichts gibt. Wie ich schon sagte: Pech für Levin.“
Sie drehte sich um und verließ die Zelle, ohne noch einmal zurückzusehen oder eine Antwort Nejlas abzuwarten.
Langsdorf saß in ihrem Privatquartier. Es war ein Fehler gewesen, mit Nejla zu reden. Sie zu verprügeln hatte kurz gut getan, doch nach dem Gespräch mit ihr war sie wütender als zuvor gewesen. Sie ging auf ihrem Computer die Daten durch, die sie aus Levins Kopf entnommen hatten. Sie sah die Aufnahmen ihrer biologischen Eltern. Sie hatten Levin nie liebevoll behandelt. Halt, nein, das stimmte nicht – seine Behandlung bis zum sechsten Lebensalter war die aller anderen Con-Kinder. Warum hatte sie kurz gedacht, dass das nicht liebevoll war? Es war das beste, was man mit Kindern machen konnte.
Sie ging weiter zu den Aufnahmen des Sex mit Nejla. Sie sah durch Levins Augen in Nejlas, und sah dabei etwas, das ihr nie aufgefallen war. Irgendetwas war in diesen schönen blauen Augen. Ein Gefühl, ein Eindruck, irgendwas. Nicht wirklich bestimmbar. Langsdorf hatte das noch nie gesehen. Sie kannte Pornographie, doch bei den Darstellern war so etwas nie zu sehen. War das ein Zeichen von Liebe?
Langsdorf setzte sich an ihren Schreibtisch, fuhr ihren Computer runter und griff nach ihrem Pad. Sie öffnete darauf das Ratgeberbuch Die Schlüssel zum Erfolg und sprang zum Kapitel über Sex und Liebe:
Es ist vollkommen normal, gelegentlich das Bedürfnis nach sexueller Betätigung zu verspüren. In der Tat ist es auch sehr schädlich, dieses Bedürfnis allzu lange zu unterdrücken. Es führt bei den meisten Menschen zu Unwohlsein, Depression, Gereiztheit und fehlender Konzentration, mit anderen Worten: Zu einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit. Das Bedürfnis zu stillen, ist somit essenzielle Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben. Allerdings müssen dem Bedürfnis auch Grenzen gesetzt werden: Zu viel lenkt wiederum nur ab und schränkt somit ebenfalls die Leistungsfähigkeit ein. Es ist sinnvoll, für sich selbst eine gesunde Mitte zwischen beidem zu finden, wenn man erfolgreich sein will.
Davon verschieden ist das Bedürfnis nach Liebe. Während sexuelle Bedürfnisse problemlos durch ein paar ggf. wechselnde Partner gestillt werden können, erfordert die Stillung des Liebesbedürfnisses in der Regel länger anhaltende Beziehungen. Diese aufrecht zu erhalten erfordert zwangsläufig eine viel größere Investition von Zeit und Energie, und es gibt nie eine Garantie, dass sie Bestand haben. Man tut daher gut daran, sich von diesem Bedürfnis zu befreien – generell ist Liebe als Gefühl ohnehin problematisch, da sie wie alle anderen Emotionen das rationale Urteilsvermögen bedroht.
Nach diesen einleitenden Bemerkungen stellen sich natürlich die Fragen, wie man diese Stillung des sexuellen Bedürfnisses und die Unterdrückung des romantischen Bedürfnisses erreichen kann. Die folgenden Seiten dieses Kapitels werden die Methoden vorstellen, mit denen das möglich
Langsdorf legte das Datenpad zur Seite. Irgendetwas stimmte nicht. Ihr war das alles vollkommen logisch erschienen, all die Jahre lang. Jetzt jedoch … Die Worte blieben nicht in ihrem Kopf, wie sie es eigentlich sollten. Stattdessen hallten die Stimmen von Nejla und Levin in ihrem Gehirn wieder und übertönten alles, was dagegen anzuschreien versuchte. Langsdorf rieb sich die Schläfen. Sie durfte sich nicht ablenken lassen.
Was war diese Nejla überhaupt? Sie war offenbar in der Lage, den Gedankenlesern zu widerstehen und Schmerz komplett auszublenden. Beides nützliche Fähigkeiten für jemanden, der Geheimnisse bewahren wollte. War das angeboren? Langsdorf hatte noch nie von so etwas gehört.
Die Tür zu ihrem Quartier öffnete sich. Ein Mann mit kurzem, blondem Haar stand in der Tür.
„Melissa“, sagte er lächelnd.
„Frank“, erwiderte sie tonlos.
Er runzelte die Stirn. „Ist irgendwas? Du wirkst, als seist du … nicht in Stimmung.“
Langsdorf sah ihn an. Frank war groß, athletisch und hatte ein attraktives Gesicht mit wirklich idealen Wangenknochen. Er war definitiv anziehend. Aber irgendwie … nicht mehr wie früher. Wenn sie es recht bedachte, war er nur ein dummer kleiner Fußsoldat ohne Charisma. Ohne wirklichen Charme.
„Heute nicht“, sagte Langsdorf. Frank nickte und ging wieder. Einfach so. Als sei es nichts Besonderes.
Weil es auch nichts Besonderes ist, dachte Langsdorf.
Sie zog ihre Uniform aus und überprüfte wie jeden Abend, dass sie mitsamt ihrer Ausrüstung in Ordnung war. Als sie in die Taschen der Uniform griff, stutzte sie. Sie kehrte alle Taschen nach außen und durchwühlte anschließend die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch. Doch ihre Generalschlüsselkarte war nirgendwo zu finden.
Panik machte sich in ihr breit und sie überlegte fieberhaft. Sie hatte heute mehrere Pros verhört, doch alle waren festgeschnallt gewesen und hatten sie unmöglich bestehlen können. Alle bis auf …
Langsdorf zog sich hastig ihre Uniform wieder an und sprintete zurück in den Gefängnistrakt.
Hi, Alice !
Also, zunächst einmal möchte ich mich wirklich für deinen Kommentar bedanken! Du benennst da wirklich viele Punkte, die ich mir für die Zukunft merken muss, und das in einer sehr konstruktiven Weise. Das ist wirklich sehr hilfreich und ich hoffe, es gelingt mir, das in Zukunft umzusetzen.
Zunächst einmal; ich habe die anderen Geschichten, die diese Charaktere behandeln, nicht gelesen (war zu faul danach zu suchen, ich finde du solltest dieses Topic in einen Blog verwandeln und alle deine Geschichte dort posten und taggen, da ich am ehesten Epik mit über 1500 Wörtern lese die nicht zu einem Fandom gehört und danach ist in Themenform etwas schwer zu suchen, selbst mit der Übersicht im Startpost)
Ja, das werde ich demnächst wohl tun bzw. werde ich wohl noch einen FF-Blog aufmachen, in dem ich ein paar meiner Kurzgeschichten drin habe, die ich dann vielleicht vorher noch einmal überarbeite. Vielleicht mache ich das Topic hier dann mehr für Lyrik oder so, mal sehen. Die erste Geschichte mit den beiden würde ich dir verlinken, aber sie ist imo auch nicht so gut bzw. hätte ich die eigentlich längst noch einmal überarbeiten müssen (ein Problem ist da etwa, dass der Anfang viel zu lang ist, ich glaube, dir würde schon langweilig werden, bevor es zum eigentlichen Fall übergeht; außerdem merkt man imo an einem Detail, dass die Geschichte sehr an die Aufgabenstellung des Wettbewerbs angepasst ist, die es damals gab, was mich selbst beim Lesen rausnimmt).
Nun ist es aber folgendes eine gängige Regel in Detektivgeschichten: „The crime has to be significant“, Der Grund dafür ist der Spannungsbogen. Zum Beispiel war für mich alle Spannung weg, als ich wusste, wer der Täter war (was denke ich klar sein sollte, sobald das Baumhaus erwähnt wurde, aber dazu später). Das Motiv des Täters war zwar unklar, aber wieso sollte mich das Motiv interessieren? Es sind nur hässliche Gartenzwerge! Dass am Ende noch ein Twist kommt, kann man vorher nicht wissen und daher trägt es auch nicht zur Spannung bei.
Mit anderen Worten: Normalerweise übernimmt in einer Detektivgeschichte das Crime den Spannungsbogen, und selbst wenn rauskommt, wer der Täter ist, muss der Täter noch überführt und dingfest gemacht werden, und da es sich um eine große Straftat handelt, sind die Stakes für den Detektiv nach wie vor hoch und es existiert weiterhin Spannung. Bei einem Crime, das aber niemanden interessiert, ist das nicht gegeben.
Da hast du recht. Ich wollte irgendwas haben, was nicht zu "heftig" ist bzw. eher uninteressant für die Polizei, aber es ist in der Tat auch eher uninteressant für die Leser*innen geworden. Der Twist am Ende sollte das vielleicht noch ein bisschen rausreißen, aber wie du sagst - dass der kommt, kann man nicht wissen und zu der Spannung trägt das nicht so wirklich bei.
Ich habe auch deine Beispiele gelesen, wie man die Stakes erhöhen könnte. Ich glaube, in Zukunft würde ich zumindest schauen, dass auf einer persönlichen Ebene (für die Hauptfiguren) mehr auf dem Spiel steht. Aber grundsätzlich müsste ich da noch einmal gucken, ich habe bisher noch keine Idee für eine weitere Geschichte mit den beiden Charakteren.
Btw, schau mal, wenn du Zeit hast, in die Netflix-Serie „American Vandal“ rein.
Werde ich tun, wenn ich Zeit habe!
Der zweite Punkt ist das Informationsmanagement, das für eine Detektivgeschichte wichtig ist. In diesem Fall gibt es beim Lesen der Geschichte nicht genug Ungewissheit. Der Modus operandi des Täters war klar, als das mit dem Baumhaus und den Steinen neben den Zwergen klar war; etwas anderes hätte es nicht sein können. Da fehlte die Ungewissheit. Detektiv-Geschichten, die nicht auf einem abstrusen Trick beruhen, funktionieren finde ich ähnlich wie die typischen Einstein-Rätsel, von denen du vielleicht gehört hast. Bei einer Straftat haben wir ja drei wichtige Dinge: Motiv, Gelegenheit (Alibi?) und die Möglichkeit, das Verbrechen auch ausgeübt zu haben (durch den nötigen Skill). Man möchte dann Personen finden, auf die alles davon zutrifft. Das können Detektivgeschichten sich zunutze machen, zum Beispiel, indem sie 3 Hauptverdächtige haben, und jeder von denen erfüllt nur 2 der genannten Bedingungen, braucht aber drei, und des Rätsels Lösung ist dann ein falsches Alibi, ein verstecktes Motiv oder ein Trick, der zur Straftat begangen hat; und die Hinweise darauf müssen obskur in der Geschichte versteckt sein.
Ich habe mal einen ganzen Abend an diesem ollen Einstein-Rätsel gesessen und auch wenn ich es gelöst habe, hatte ich zwischendurch einen Coinflip drin, der dann zufällig richtig war, also glaube ich eigentlich, dass ich was übersehen habe, was mir an dieser Weggabelung den richtigen Weg hätte weisen müssen, weshalb ich das bis heute als Fehlschlag werte, aber ich hatte bisher auch keine Lust, das noch einmal auszuprobieren.Ähm, ja, also, das stimmt wohl auch. In Richtung roter Hering habe ich ja nur einen, und der ist eigentlich auch schnell vom Tisch, also ... Ja. Ich würde da auch in Zukunft gucken, ein wenig mehr Ungewissheit zu haben, damit das spannender wird. Deine Beispiele und Anregungen dazu finde ich schon sehr hilfreich.
Da du selber Detektivgeschichten magst, erzähle ich dir hier aber vielleicht auch nur Sachen, die du schon längst weißt, und die hast es in diesem Fall absichtlich recht leicht gestaltet (vielleicht ist es ja eine Geschichte für Kinder?) und für diesen Fall höre ich mal auf mit dem langen Herumgerede und sage dass mir die Geschichte gut gefallen hat und sie mir Lust darauf gemacht hat, in nächster Zeit noch mehr von deinen Kurzgeschichten zu lesen.
Ja, ich mag Detektivgeschichten und lese sie gerne, aber ... Nun, ich bin nicht immer so gut da drin, die Aspekte, warum etwas funktioniert, herauszuarbeiten. Insofern hast du mir da durchaus nicht Sachen erzählt, die ich schon weiß. Mit "absichtlich leicht gestalten" - nun, ich glaube, die Ausrede habe ich nicht. Mein Ziel war eine lockere Krimigeschichte mit einem halbwegs alltäglichen Geheimnis für ... ich weiß nicht mal wirklich, ob ich eine Zielgruppe habe, aber ich würde sie zumindest nicht auf Kinder einschränken. Eher junge Erwachsene oder so.
Eine ähnliche Backstory oder ein solche Aufbau existiert bei der Frau mit den Bandagen nicht, da man auf ihre Innenwelt keine Einsicht hat. Man weiß nicht, was sie will oder was sie bewegt, ob sie leidet oder nicht. Das ist anders bei Saitama und Deadpool, die zwar beide in Comedy-Serien auftreten und OP sind, aber trotzdem als gescheiterte Geister dargestellt werden.
Also, bei der Geschichte ist erst einmal wieder das Problem (und ich hoffe, dass das jetzt nicht zu sehr wie eine Rechtfertigung klingt): Effektiv ist die wieder so ein Fall von "Ich veröffentliche ein Kapitel aus einem Buch, das nicht fertig ist". Ein paar Dinge fehlen da drin, weil ich die im Hinterkopf anderswo dann kläre, wenn ich das mal schreibe (was aber natürlich nie passieren wird). Natürlich ändert das nichts daran, dass das jetzt als eigenständige Kurzgeschichte nicht funktioniert, eher im Gegenteil, denn das wird dadurch ja nur bestätigt. (Ich hatte mit der Frau übrigens schon einmal was im Rahmen einer anderen Aktion gemacht, hier haben die Reizwörter mir irgendwie dann diese Idee an die Hand gegeben).
Mein Grundgedanke für den Charakter der Frau war, dass sie durch ihre Unsterblichkeit eher nihilistisch veranlagt ist (sie lebt zumindest schon ein wenig länger und hat etwa ihre beste Freundin verloren, weil die halt normal gealtert und dann gestorben ist), was sie selbst über Humor verarbeitet, indem sie aus vielen bzw. allen Situationen einen (mitunter unangemessenen und manchmal auch eher unlustigen) Witz macht, was sie sich in der Regel leisten kann, weil sie selbst eben unsterblich ist (in meinem Kopf war dahingehend insbesondere ihr Sturz die Treppe runter ihre Umsetzung einer Slapstickeinlage). Insofern war eigentlich mein Gedanke auch, dass sie durchaus besser kämpfen kann als in dem Kapitel, aber es nicht macht, weil sie erstens nicht glaubt, dass das wirklich notwendig ist und zweitens ihre Kämpfe auch deswegen gerne länger hinauszögert, weil sie eigentlich nicht wirklich "raus darf", also die meiste Zeit isoliert von der Welt und anderen verbringt. Was auch ein Konflikt in der Geschichte mit ihrer Chefin werden soll, weil sie diese Regel schließlich bricht und den eigentlichen Protagonisten, einen Jungen, als einen Freund entdeckt, den sie dann gelegentlich besucht, was sie auch wieder dazu bringt, sich ein bisschen mehr um ihre Mitmenschen zu sorgen etc. und ihr somit einen Grund gibt, um ... Idk, to actually try. Mich würde grundsätzlich deine Meinung dazu interessieren, ob das für die größere Geschichte in der Form in Ordnung wäre. Wie gesagt, sie wäre auch nicht der eigentliche Protagonist und im Wesentlichen würde sie wohl mehr durch dessen Augen oder aus der Perspektive von ein paar anderen Charakteren gesehen werden.
Einen ähnlichen Witz hätte man in der Geschichte mit der Frau mit den Bandagen sicher auch bringen können. Indem die Frau eben über irgendetwas absolut schockiert ist und in totalen Aufruhr gerät, bis der Vampir merkt, dass es aus einem lächerlichen Grund passiert. Durch so etwas würde sie mehr relatable erscheinen und weniger cocky. Ich meine nicht, dass so etwas die einzige Möglichkeit wäre; aber es ist ein Beispiel, wie man dafür sorgen kann, dass OP Charaktere overpowered sein dürfen. Ein anderes Beispiel: Sie hätte anfangen können zu heulen, nachdem der Vampir sie beleidigt hat, oder sie hätte einen Breakdown haben können weil ihre Klamotten kaputt gegangen sind (Vergleich: Puri Purisoner aus OPM, der versehentlich die handgestrickten Pullover seiner Boyfriends zerstört, wenn er seine Muskeln anspannt), oder ihre Bandagen im Gesicht hätten abfallen können und ihr einen Nervenzusammenbruch gegeben, weil sie nicht will, dass man ihr Gesicht sieht (und der Vampir hat das Gesicht gesehen und ist entweder so schockiert, was er gesehen hat, dass er es nicht in Worte fassen kann, oder es ist ein total normales Gesicht und er wird ultra wütend dass sie nicht nur unsterblich ist sondern auch noch einen für nichts und wieder nichts so übertrieben self-conscious ist), oder so etwas.
Das sind gute Ideen, die ich durchaus, wenn ich das mal weiter bzw. umschreibe, umsetzen könnte. Hinter ihren Bandagen steckt tatsächlich auch ein Grund und der Vampir wird ein wenig schockiert sein, wenn er sieht, was darunter ist, aber das würde wohl eher gegen Ende des Buchs kommen, sobald ich so weit bin.
Nun mag man zwar einwerfen, dass die Frau mit Bandagen ja insofern einen Flaw hat, als dass sie sehr schlecht im Kämpfen ist; aber das Problem dabei ist, dass halt Unsterblichkeit Dimension Kampf ist und Kampffertigkeit die gleiche Dimension hat und deswegen als Schwäche meiner Ansicht nach nur dann ausreichen würde, wenn das dazu führen würde, dass die Kämpfe zum Beispiel für ihren Geschmack viiiel zu lange dauern und sie eigentlich nur nach Hause ins Bett will aber ihrem Gegner nicht genug Schaden zufügen kann, um das zu erreichen, oder so.
Also, wie gesagt könnte sie sogar noch ein bisschen besser kämpfen. Grundsätzlich ist das schlechte Kämpfen eine Folge davon, dass sie es nicht so wirklich versucht, wie oben beschrieben. In der größeren Geschichte würde ich ihr insofern noch die Schwäche geben, dass sie, auch wenn sie besser kämpfen kann, nicht so stark und schnell wie etwa ein Vampir wäre. Das wiederum würde es ermöglichen, sie eben "festzusetzen", also wenn man sie fesseln oder einsperren kann etc., dann wäre sie auch keine wirkliche Bedrohung. Das war in diesem Fall nicht so die Gefahr, weil er keine Möglichkeit hat, sie einzusperren, aber je nach Ort könnte sich das ändern. Ich hatte da auch überlegt, dass er sie erpresst, etwa mit einer Person, die ihr doch etwas bedeutet (ihre Chefin oder der oben erwähnte Protagonist) und sie dadurch dazu bringt, sich zu ergeben - sie selbst ist ja unsterblich, aber die, die ihr was bedeuten, sind es nicht. Ich weiß nicht, würdest du sagen, dass das ausreicht? Ansonsten hatte ich überlegt, irgendwas einzuführen, was ihre Unsterblichkeit aufheben könnte oder ähnliches, aber eigentlich möchte ich die absolut halten.
So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu rechtfertigend. Falls doch, tut es mir leid, aber der Umgang mit Kritik gehört auch zu den Dingen, die ich noch lernen muss, wie so Vieles andere (was dein Kommentar gut zeigt). Auf jeden Fall aber hat es mich sehr gefreut, deine Gedanken zu den beiden Geschichten lesen und ich bin mal so optimistisch zu glauben, dass ich nicht so ignorant bin, mir von ihnen nicht in der Zukunft helfen zu lassen. Ich hoffe auch, du wurdest nicht komplett von meinen Geschichten oder weiterem Feedback abgeschreckt.
Ansonsten wünsche ich dir einen schönen Start in die Woche und auch viel Erfolg bei deinen eigenen Schreibprojekten. Und vergiss nicht, mich zu informieren, wenn etwas fertig ist.
-
Joa ... Trump nominiert Amy Coney Barrett. Die Dame ist sehr konservativ, Abtreibungsgegnerin und Mitglied einer vorwiegend katholischen Kultgemeinschaft, in der noch "traditionelle" Geschlechterrollen vorherrschend sind, sprich: Die Frau hat dem Mann zu gehorchen. Obamacare mag die Frau übrigens auch nicht. Dass die Ernennung bis Januar (wenn die neu gewählten Senator*innen ihr Amt antreten) noch gestoppt werden kann, gilt indes als eher unwahrscheinlich - Trumps parteiinterne Kritiker*innen scheinen seiner Linie folgen zu wollen (welch Überraschung) und bis Januar ist ja ausreichend Zeit, selbst wenn es vor der Wahl (noch) nicht klappen sollte.
Was den Demokraten als Reaktion dann eigentlich nur übrig ließe, die Anzahl der Richter*innen am Supreme Court aufzustocken bzw. deren Amtszeit zu begrenzen oder aber den Einflussbereich des Supreme Courts einzuschränken, um etwa Rückschritte im Falle des Abtreibungsrechts verhindern zu können.
-
In diesem Jahr hat es in vielerlei Hinsicht Anlass zur Sorge gegeben: Da ist zum Einen das Corona-Virus, aber auch die deutliche Sichtbarmachung einer offenbar schon länger bestehenden Polizeigewalt in den USA sowie die Enttarnung immer neuer rechtsextremer Netzwerke in den deutschen Sicherheitsbehörden. Zugleich besteht die allgegenwärtige Bedrohung des Klimawandels und die Möglichkeit einer weiteren Amtszeit eines US-Präsidenten, der darauf nicht reagieren möchte. Gekrönt, so könnte man meinen, wird das ganze Elend durch die jüngsten Enthüllungen der FinCEN-Files über ausgedehnte Geldwäschepraktiken bei Banken. Vor dem Hintergrund von all dessen (und noch mehr) kann man sich schon einmal größere Sorgen machen, was die eigene Lage, den Zustand der Welt oder die Sicherheit in der Zukunft angeht.
Demgegenüber besteht natürlich aber auch eine andere Seite, die etwa auf die Gegenbewegungen verweist, die sich der Polizeigewalt entgegenstellen. Zugleich hat auch die FFF-Bewegung dem Thema Klimawandel über die letzten Jahre viel Aufmerksamkeit verschafft und es zu einem beherrschenden Thema des politischen Diskurses gemacht, was einen gewissen Handlungsdruck auf die Entscheidungsträger*innen ausübt. Beim Corona-Virus ist möglicherweise schon bald mit einem Impfstoff zu rechnen.
Die Frage, die wir euch nun stellen möchten, ist, ob ihr euch aufgrund diverser Ereignisse der letzten Zeit momentan eher allgemein Sorgen macht, was euer Leben, das von anderen, die aktuelle globale Situation oder deren Zukunft angeht, oder ob ihr euch generell darüber nicht so viele Gedanken macht.
Danke an Sirius für das Einsenden dieser Umfrage!
-
So, liebe Leute,
damit ist auch diese kleine Aktion beendet. Ich fand es toll, so viele verschiedene neue Zungenbrecher kennenzulernen und es war toll, den mutigen Sprachkünstlern bei der Aussprache zuzuhören. Ich hoffe, dass es euch Spaß gemacht hat und wir uns auch in Zukunft bei ähnlichen Aktionen sehen werden!
-
So, nachdem nunmehr der Zeitraum der Aktion zu Ende gegangen ist, ist es wohl an der Zeit, dass das Schreib-Café wieder seine Türen schließt. Es hat mir persönlich sehr viel Freude bereitet, die vielen verschiedenen Texte zu lesen und hoffe, dass es euch auch Spaß gemacht hat, an der Aktion teilzunehmen. Vielleicht hat die eine oder andere Person hier ja auch etwas Aufmunterung, Optimismus und Hoffnung gefunden, vielleicht aber auch das, was fürs Schreiben ja immer sehr wichtig ist: Inspiration. Ich jedenfalls möchte mich bei euch allen für die Teilnahme bedanken!
Abschließend erfolgt hier noch eine Übersicht über die Anzahl der Wörter, die alle Teilnehmer*innen geschrieben haben, da die Person mit den meisten Wörtern ja eine Siegermedaille erhalten soll. Ausgezählt wurde mithilfe von woerter-zahlen.de, falls euch Fehler bei der Zusammenzählung der Wörter auffallen, könnt ihr mir natürlich immer schreiben (ich habe immer alles rauskopiert und hoffe, da nichts übersehen zu haben, aber ich bin auch nur ein Mensch).
Somit bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich hoffe, dass wir uns bei der nächsten kleinen Aktion sehen werden, die hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen wird. Bis dahin wünsche ich euch viel Erfolg, Kreativität und Inspiration!
P.S.: Das Diskussionsthema wird noch ein wenig offen bleiben und kann gerne weiterhin für Kommentare, aber auch für Feedback zu der Aktion genutzt werden!
-
Das Schreib-Café der guten Laune
Ich hätte gerne ein Galar-Gallopa.
-
Kontext dazu ist in meiner Sammlung irgendwo in den letzten Posts zu finden, ich bin gerade zu faul, eine Einleitung zu schreiben.
Kater
Als Feli aufwachte, hatte sie den Eindruck, sich gleichzeitig mies und gut zu fühlen. Sie hatte Kopfschmerzen, ein flaues Gefühl lag ihrem Magen und ihr Mund war trocken. Sie tat es trotzdem, ging zu ihrem Rucksack, der etwas weiter von dem Bett entfernt auf dem Boden lag, kramte eine kleine Pillenpackung daraus hervor und warf sich zwei Tabletten ein.
Kater. Sie hatte nie wirklich einen Kater gehabt. In erster Linie, weil sie nie trank, und wenn, dann nicht viel. Letzte Nacht hatte sie auch nicht viel getrunken. Soweit sie sich erinnerte, waren es nur drei Gläser Rosé gewesen. Anscheinend vertrug sie so ziemlich nichts. Vielleicht hatte sie die Gläser aber auch einfach zu voll gemacht. Es waren sehr große, bauchige Weingläser gewesen. Feli war sich nicht einmal sicher, ob das die richtigen für diese Art Wein gewesen waren. Vermutlich nicht. In ihrem Kopf entstand das Bild eines Weinkenners mit Monokel und Frack, der die Nase rümpfte.
Sie war schließlich von der Hotelbar auf ihr Zimmer getaumelt, hatte sich ins Bett geworfen und versucht zu schlafen, aber immer, wenn sie die Augen schloss, hatte es sich angefühlt, als würde die Welt um sie herum sich drehen. Es war wie der Sturz durch eine unsichtbare Spirale, die im Dunkeln verlief. Irgendwann hatte Feli entschieden, dass es wohl das Beste war, das Gift loszuwerden und solange die Augen geschlossen, bis ihr übel genug war, um dann ins Bad ihres Hotelzimmers zu gehen und sich zu übergeben. Zweimal.
Alles in allem ging es ihr nicht so mies. Ihr war nicht wirklich übel, nur hatte sie das unangenehme Gefühl, ihren Magen letzte Nacht komplett umgestülpt zu haben. Doch die Tabletten halfen, und bald war das verschwunden. Zurück blieb nur eine seltsame Empfindung, die irgendwo zwischen Klarheit und einem Gefühl der Endgültigkeit lag. Feli dachte an Bücher, die sie gelesen hatte: Wie oft hatte es in diesen einen „lowest point“ gegeben, an dem die Protagonistin einfach in eine Kneipe ging, sich betrank, Sex mit einer fremden Person hatte und einfach mal auf alle Verpflichtungen, die sie ohnehin nicht hatte einhalten können, pfiff, um sich am nächsten Tag irgendwie wieder aufzurappeln und weiterzumachen. Irgendwie hatte Feli den Eindruck, in einer ähnlichen Situation zu sein, auch wenn diese nicht vollkommen analog dazu war.
Das bedeutete, dass es jetzt wohl aufwärts gehen müsste. Tatsächlich: Abgesehen von dem flauen Gefühl in ihrem Magen fühlte Feli sich heute besser, als hätte sie letzte Nacht ihre temporäre Traurigkeit mit ihrem Mageninhalt ausgespuckt.
Sie sah aus dem Fenster: Die graue Wolkendecke, die die letzten Tage über dem kleinen Städtchen gehangen hatte, war aufgerissen und hin und wieder schien die Morgensonne durch die kleinen Löcher darin. Die Bäume an der Straße bogen sich unter einem starken Wind, die Straße war noch feucht vom Regen der letzten Nacht und hier und da glänzten Pfützen im Sonnenlicht.
Feli duschte und föhnte sich die Haare, zog sich an, nahm ihren Rucksack und ging raus auf die Straße, nachdem sie beim Frühstücksbuffet schnell einen Kakao runtergeschluckt und sich eine Zimtschnecke mit Zuckerguss mitgenommen hatte. Sie ging die Straße runter und verließ den kleinen Ort, ohne zu wissen, wo sie hinging, und als ihr danach war, verließ sie den Bürgersteig neben der breiten Straße und betrat eine weitreichende Wiese.
Das Gras war knöchelhoch und noch nass. Bald waren Felis Schuhe durchnässt und ihre Füße kalt, aber sie ging weiter, und irgendwann hörte die Wiese auf und ein Wald begann. Bald lief Feli über einen unebenen Boden, der von vertrockneten Kiefernnadeln und Buchenblättern bedeckt war, die an ihren nassen Schuhen kleben blieben.
Es war angenehm kühl und still. Nur das Rascheln der Baumkronen im Wind und das gelegentliche Klopfen eines Spechts waren zu hören. Der Wald wurde dichter und dunkler, und trotzdem ging Feli weiter, auch wenn ihr allmählich mulmig wurde. Aber sie beruhigte sich damit, dass sie jederzeit ihr Handy aus der Tasche nehmen und nachgucken konnte, wo sie war und wie sie wieder zum Hotel in der kleinen Stadt zurückkam. Oder sie konnte sich ein Transportmittel rufen. Es war leicht zurückzukommen, wenn sie es wollte. Momentan wollte sie es noch nicht.
Irgendwann war es so dunkel geworden, dass Feli fast dachte, die Abenddämmerung hätte eingesetzt. Vielleicht war es sogar so, denn sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Allerdings glaubte sie, dass sie wohl sehr viel erschöpfter sein müsste, wenn sie wirklich schon so lange unterwegs gewesen wäre.
Feli blieb stehen und sah nach oben: Das Blattwerk hoch über ihr war so dicht, dass kein Sonnenlicht durchfiel. Es war unfassbar still hier, als würden sich die Tiere des Waldes nicht in die Nähe dieser Dunkelheit trauen. Auch das Rascheln der Baumkronen war deutlich leiser geworden, als würde hier kein Wind mehr durchkommen. Vielleicht waren sie aber auch so weit oben, dass es nicht mehr zum Waldboden drang.
Feli atmete tief durch und genoss die kühle, frische Luft und die Ruhe. Es war angenehm und doch auch irgendwie bedrückend. Sie war hier ganz allein, und alles war dunkel. Ihr wurde ein wenig mulmig.
Nach ein paar Minuten ging Feli wieder los, in die Richtung, aus der sie gekommen war, auch wenn sie wusste, dass sie wohl kaum den Weg zurückfinden würde, den sie gekommen war. Aber das war auch nicht wichtig. Sie versuchte einfach, in die Richtung zu gehen, wo es heller wurde.
Feli wusste nicht, wie lange sie für den Rückweg brauchte, aber irgendwann kam sie wieder aus dem Wald heraus. In der Ferne, jenseits der großen Wiese, sah sie die Häuser des kleinen Örtchens, in dem ihr Hotel war. Soweit sie es feststellen konnte, war sie weit von der Stelle entfernt, wo sie den Wald betreten hatte, aber zugleich wunderte es sie doch ein wenig, dass sie überhaupt auf der gleichen Seite des Waldes herausgekommen war.
Während des Rückwegs merkte Feli, dass sie mittlerweile ziemlich hungrig war. Der Wind strich ihr durch die Haare und ließ sie ein wenig frösteln. Aber trotz des Hungers und der Kälte fühlte sie sich sehr viel besser als die Tage davor.
Im Speiseraum des kleinen Hotels begegnete sie Sascha. „Wo warst du?“, fragte sier und musterte sie ein wenig, wobei sier Blick an Felis verdreckten Schuhen hänge blieb.
Feli zuckte die Achseln. „An einem dunklen Ort.“ Dann lächelte sie. „Aber ich bin wieder zurück.“
-
Wie einige wohl schon mitgekriegt haben, ist Ruth Bader Ginsburg, Richterin am Supreme Court, vergangenen Freitag gestorben. Für Trauer bleibt anscheinend keine Zeit, denn Trump will den Posten gerne so schnell wie möglich neu besetzen. Die Sache hierbei ist: Von neun Richter*innen am Supreme Court sind bereits fünf dem konservativen Lager zuzuordnen, und von den vier eher liberalen Personen ist mit Ginsburg nun eine gestorben. Wenn Trump seine Ernennung noch vor Ende seiner Amtszeit durchbekommt, droht also eine konservative Mehrheit von sechs zu drei Personen, die auf Jahrzehnte weiterbestehen könnte. Problematisch ist das, weil viele wichtige Grundsatzfragen oftmals vom Supreme Court entschieden werden - etwa in Diskriminierungs- und Abtreibungsfragen. Eine derart starke konservative Mehrheit würde hier zu starken Rückschritten führen, was dem progressiven Lager Amerikas einen schweren Schlag versetzen würde.
Brisant ist die Sache auch, weil die Ernennung eines Richters in Obamas letztem Amtsjahr von den Republikaner*innen blockiert worden ist, um den Sitz für einen mutmaßlich ihm nachfolgenden republikanischen Präsidenten (der dann eben Trump war) freizuhalten, was man mit dem Verweis darauf begründete, dass es ja Obamas letztes Amtsjahr sei und solche lang wirkenden Entscheidungen nicht von einem aus dem Amt scheidenden Präsidenten getroffen werden sollten. Insofern ist der Versuch, jetzt noch schnell vor Amtsende eine neue Richterin zu ernennen, die dem eigenen Lager genehm ist, ein klassischer Fall von republikanischer Heuchelei und Doppelmoral - insbesondere wenn man bedenkt, dass es damals noch ungefähr neun Monate zur Wahl waren und es jetzt nur ungefähr anderthalb sind.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass die für die Ernennung nötige (republikanische) Mehrheit im Senat durch ein paar republikanische Abweichler*innen nicht zustande kommt - wäre aber natürlich besser, wenn man sich darauf nicht verlassen müsste.
-
Ehrlich gesagt verstehe ich deine heftige Reaktion gerade überhaupt nicht. Du wurdest doch nur normal gefragt, wie denn der Untergang von Kultur und Identität (was ist damit überhaupt gemeint?) durch den Abriss von ein paar Statuen geschehen soll, insbesondere wenn alternative Identitätsstiftungen bestehen. Wenn du darauf keine Antwort geben kannst oder möchtest, bitte, aber es kann doch wohl nicht angehen, Leute dafür anzufahren, dass sie dir eine harmlose Frage stellen.
Darf man zunächst einmal fragen, warum ich hier in einem ganz anderen Thema als der, in dem mein Beitrag entstand, zitiert werde???
Kann natürlich nicht für Cassandra sprechen, aber ich nehme an, es liegt daran, dass es nicht mehr um die Unterstützung von problematischen (Urhebern von) Unterhaltungsmedien geht, sondern um den Abriss von Statuen, und das passt thematisch nun einmal hier sehr viel besser hin. Hätte sich eure Diskussion im vorherigen Thema weiter in diese Richtung entwickelt, hätte ich sie wahrscheinlich als Bereichsmoderation so oder so hierhin verschoben. Insofern kein Grund so gereizt zu sein (und Danke an Cassandra, mir Arbeit erspart zu haben, pfeif).
-
Sorry, deinen Beitrag halte ich nett formuliert für naiv. Die Menschen von vor 100 Jahren oder vor 200 Jahren wussten ganz sicher nicht was nach unseren heutigen Moralvorstellungen ,,richtig“ ist.
Auch wenn es nicht an mich geht: Doch, das wussten sie schon. Zumindest wussten es einige. Der Zeitgeist war nie so einheitlich, dass man etwa sagen könnte, dass beispielsweise jede*r dachte, Sklaverei sei etwas vollkommen Gutes. Ich meine: Hegel (!!!) schrieb dahingehend etwa irgendwann während seines Lebens von 1770-1831 (bin jetzt zu faul, es genau nachzugucken), dass die Sklaverei eigentlich gedanklich mit dem Ende der Antike abgeschafft worden sei. Man beachte: Das war sogar noch vor dem amerikanischen Bürgerkrieg. Und um vom Mitteleuropäer wegzukommen: Die Sklaven selbst waren sich durchaus bewusst, dass Sklaverei nicht so toll ist. Das hat aber wie gesagt niemanden sonst interessiert, aber es sollte durchaus heute interessieren, denn diese Leute haben nun einmal auch vor 100, 200 Jahren gelebt und dementsprechend sollte man doch, selbst wenn man meint, man könnte an Leute von damals nicht die heutigen Moralvorstellungen anlegen, vielleicht dann einfach die Moralvorstellungen derjenigen anlegen, die ebenfalls zu der Zeit gelebt haben und eben systematisch unterdrückt wurden. Nur so ein Gedanke, denn deren Stimmen sind ja nicht weniger wert, nur weil sie nicht weiß waren.
Wohin das führt sieht man ja aktuell in den USA wo jeder der irgendwann mal irgendwas gesagt hat, gecancelt wird.
Das ist mir gerade reichlich unpräzise. Redest du von konkreten Fällen oder vom Schreckgespenst der "Cancel Culture"? Letztere halte ich für einen bloßen Strohmann, der lediglich dazu dient, Kritik abzuwürgen.
-
Harry Potter ist hier ein gutes Beispiel für moderne Literatur, mit der man gut rausarbeiten kann, welche Vorurteile und diskriminierenden Gedanken uns (= die heutige Gesellschaft) noch immer beherrschen. Es ist ja doch irgendwie irrsinnig, dass die Frau, die eigentlich darüber schrieb, wie böse derjenige ist, der aufs "reine Blut" achtet, gleichzeitig antisemitische Elemente eingebaut hat. Ob ihr das selber bewusst ist/ zu dem Zeitpunkt war? Aber um sich das überhaupt vor Augen zu führen, muss man doch ein Werk konsumieren? Vor allem, wenn man sich selber ein Bild davon machen möchte.
Also wo genau ist die Grenze zwischen "sich selber ein Bild von etwas machen" und "unterstützen"? Imo unterstützen auch Nicht-Fans, weil alleine diese Diskussion hier kann den ein oder anderen dazu bringen, sich mal die Bücher zu holen, um zu verstehen, was genau darin passiert.
Ich denke, wenn der Begriff "unterstützen" zu schwammig erscheint, gibt es darauf zwei Antworten. Die erste ist, dass er in der Tat schwammig ist, es aber auch sein muss. Denn was bzw. wer jetzt zum Beispiel Rowling unterstützt, ist eine konsequentialistische Einzelfallfrage. Ungeachtet der Frage, welches Ergebnis gut ist und welches schlecht, kann die Diskussion hier, wie du sagst, eventuell sogar Leute zur Lektüre bzw. eigentlich zum Kauf bewegen, sie kann aber auch das Gegenteil erreichen. Das wird letztlich eine klassische konsequentialistische Nutzenrechnung sein, die sich a priori nun einmal nicht komplett richtig und ohne Unsicherheiten aufstellen lässt. Ähnlich sieht es damit aus, wenn ich ein problematisches Buch einer problematischen Autor*in lese und dann ein eher negatives Review darüber mache.
Das heißt aber nicht, dass es hier keine Konstanten oder Faustregeln gäbe. Die Frage, was als Konsequenz eintritt, ist zwar nicht vollkommen absehbar - aber man kann über die Art, wie (und eigentlich auch wo) man über das Thema redet, eine potenzielle weitere Unterstützung der Person zumindest der Tendenz nach verhindern bzw. eingrenzen. Das dürfte ähnlich zu Debunkingartikeln zu Verschwörungstheorien sein: Auch diese benötigen ein bestimmtes Framing, damit sie nicht einfach nur das, was sie debunken, wiederholen und ihm mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Ich denke, man kann die eigene Unterstützung einer problematischen Person auf die Art eingrenzen und die Nicht-Unterstützung betonen.
Zusätzlich gibt es eben eine wesentliche Konstante: Wenn ich ein Buch von Rowling neu kaufe, dann ist das de facto erst einmal eine Unterstützung ihrer Person, weil sie ein bisschen Geld kriegt und eben die Zahl der Leute, die eins ihrer Bücher gekauft haben, um eins steigt (und tun das mehrere Leute, kommt nun einmal einiges zusammen, was dann einen Anstieg ihrer Reichweite bedeutet etc.). Das ist bei einer Autorin wie Rowling praktisch immer gegeben. An diesem Umstand lässt sich zunächst nicht rütteln. Aber wie eben gesagt: Grundsätzlich kann man diese Art der Unterstützung "kompensieren" - wenn man es eben will und auch tut. Wenn man das nicht macht, ist nun einmal die zwangsläufige Implikation, dass es einem ggf. angesichts anderer Gründe egal bzw. weniger wichtig ist, dass man die Person unterstützt.
In diesem Sinne muss ich sagen: Ich sehe eigentlich kein Problem darin, eine Grenze zwischen "sich selbst ein Bild machen" und "unterstützen" zu ziehen. Denn beides sind für mich komplett verschiedene Kategorien. Wie ich bereits geschrieben habe, kann es Gründe geben, die für einen persönlich die Problematik der Unterstützung der jeweiligen Person überwiegen, und das kann eben auch sein, dass man "sich selbst ein Bild machen will". Aber dieser Grund hat, so wie ich es sehe, mit der realen Unterstützung der Person erst einmal nichts zu tun, sondern ist eben nur ein potenzielles Gegenargument. Man kann für die eigene Auseinandersetzung mit der Person oder ihrem Werk grundsätzlich in Kauf nehmen, dass man sie auf die Art unterstützt - wichtig ist meiner Ansicht nach aber eben, dass man sich eben dieser Unterstützung bewusst ist und sie in seine Entscheidung miteinbezieht, anstatt eine dahingehende Trennung von Werk und Autor*in zu vollziehen, die zumindest im Falle Rowlings eben de facto nicht möglich ist.
-
Ohne mich bei der J.K. Rolling Sache einmischen zu wollen, frage ich mich was Tolkien in deinem Beitrag verloren hat.
Persönlich frage ich mich hingegen, warum du jetzt so spezifisch auf Tolkien eingehst. Denn eigentlich habe ich gerade ihn als einen Autoren genannt, bei dem eine gedankliche Trennung und somit der weitere Konsum seiner Werke zumindest deutlich unproblematischer sein dürfte als bei Rowling, da er weder am Leben noch auf Twitter ist und bestimmte Ansichten, die er hatte und die, um es mal harmlos auszudrücken, "nicht mehr zeitgemäß" sind, entsprechend nicht verbreitet, auch gar nicht verbreiten kann. Die Rowling-Situation ist bei ihm gar nicht gegeben. Warum du implizierst, ich würde zum Boykott von Der Herr der Ringe aufrufen, ist mir dahingehend ein Rätsel (ich habe eigentlich nicht einmal zum Boykott von Rowlings Werken aufgerufen, lediglich darauf hingewiesen, dass die Trennung von Werk und Autor eigentlich so leicht nicht ist).
Im Übrigen richte ich auch über niemanden, wenn ich mich entscheide, ein bestimmtes Werk nicht zu lesen (und wie gesagt: Der Herr der Ringe würde darunter vielleicht nicht einmal fallen), sondern entscheide lediglich aus meinen eigenen Gründen über mein eigenes Medienkonsumverhalten. Was daran falsch oder arrogant sein soll, ist für mich gerade absolut nicht ersichtlich.
-
Ich finde tbh gerade bei Rowling die (gedankliche) Trennung von Werk und Künstlerin schwierig. Denn: Rowling ist Harry Potter. Das ist ihr Franchise, und sie gibt es nicht aus der Hand. Sie hat so eine große Kontrolle über alles, was damit zu tun hat, wie es wohl nie irgendeine*r Autor*in jemals hatte. Man kommt da imo schwer drumherum. Aufgrund dieser engen Verbindung sind auch Rowlings Bekanntheit und Beliebtheit sowie die Bekanntheit und Beliebtheit des Franchises praktisch eins. Damit kommt man nicht drumherum, dass eine Unterstützung des Franchises, ganz gleich in welcher Hinsicht und wie klein, immer eine Unterstützung Rowlings ist. Und wenn man dann die Werke weiter konsumiert, dann bedeutet das immer implizit, dass diese Unterstützung einer sehr fragwürdigen Person weniger in die Waagschale fällt als andere Gründe (was nicht automatisch heißen muss, dass man ein schlechter Mensch ist, weil man durchaus gute persönliche Gründe haben kann, aber man sollte bei solchen Fällen vielleicht immer zumindest einmal darüber reflektieren, ob es einem das wirklich wert ist).
Anders ist das bei Autor*innen, die entweder schon tot oder halt nicht auf Twitter sind (bzw. beides, denn das eine geht oft mit dem anderen einher, hust). Tolkien beispielsweise war jetzt auch nicht unbedingt so der progressive Kopf, und Lovecraft war ein harter Antisemit und noch so einiges mehr. Aber wenn ich Geschichten dieser Personen lese - sofern ich das will -, dann unterstütze ich damit nicht die Person, und auch nicht die Verbreitung der problematischen Ansichten dieser Person - jedenfalls nicht im gleichen Maße wie bei Rowling. Anders ausgedrückt: Ich glaube, die Trennung von Werk bzw. Franchise und Künstler*in ist viel einfacher möglich, wenn die Person auch real davon getrennt wurde - was nicht unbedingt etwas Gutes sein muss, denn wenn die Personen, die dann die Kontrolle über das Werk haben, auch scheiße sind, dann ... well, andere Leute, gleiches Problem. Lovecraft und Tolkien sind halt tot, George Lucas ist von Star Wars abgetrennt worden etc. Aber Rowling wird es zu so einer realen Trennung nie kommen lassen, auch wenn es dem Franchise wohl nur gut täte, wenn man sie nicht in die Nähe davon lassen würde, denn ihre jüngeren Arbeiten daran trugen jetzt nicht so wirklich zur Qualitätssteigerung des Ganzen bei (was es mir auch leicht macht, auf all den Mist zu verzichten).
Eine andere Sache, auf die in dem Kontext immer hingewiesen werden muss: Man muss nicht unbedingt Harry Potter lesen. Ich meine nur: Es gibt noch viele andere Sachen. Gute Sachen. Hinter denen keine Terf steckt. Und ich denke, wenn man vielleicht Rowlings Transfeindlichkeit mal zum Anlass nehmen würde, sich ein paar andere Sachen anzusehen, die vielleicht auch weniger bekannt sind oder von weniger bekannten (weil marginalisierten) Autor*innen sind, dann, glaube ich, lässt sich der Verlust von Harry Potter sogar sehr leicht verschmerzen. Man muss die Sache eben nicht immer wie eine Entscheidung zwischen dem Angenehmen und dem Richtigen darstellen, weil sich in einer dritten Position eigentlich auch beides verbinden lässt. Wenn man also vor einem Dilemma wie im Falle von Rowling und Harry Potter steht, dann kann man sich eigentlich immer bewusst machen, dass irgendwo da draußen eine spannende Bücherreihe einer weniger problematischen Person existiert, man muss sie halt nur finden. In diesem Kontext fand ich es ziemlich lustig, dass als Reaktion auf Rowlings Transfeindlichkeit letztens von mehreren Leuten vorgeschlagen ist, man solle stattdessen Animorphs lesen, weil ich immer schon gewusst habe, dass das irgendwann wiederkommt.
-
Kurze Anmerkung: Ich habe die kürzlichen Beiträge in dieses Thema verschoben, weil die Diskussion trotz des Bezugs zu Geschlechtern über Rowlings Transfeindlichkeit aufgrund der Allgemeinheit der gestellten Ausgangsfrage dort besser hinzupassen scheint.
-
Zählt das hier als Review >>> Hier geht es lang <<< auch wenn es nicht unter obengenannte Aufzählung fällt ?
Wenn ja, hätte ich gerne ein Arkani.
Ja, wir haben uns entschieden, Reviews in dem Thema auch dazuzählen zu lassen. Das Sammelthema zu Gesellschaftsspielen wurde nun auch in der Aufzählung im Startpost ergänzt.
-
-
Ich war mit meiner Schwester, ihrem Freund und ihrem Kind im Urlaub. Mehr muss man vorerst nicht wissen.
Ein MANN schiebt einen leeren Kinderwagen die Straße entlang. Er begegnet einem PASSANTEN.
MANN zeigt auf den leeren Kinderwagen Sehen Sie nur, wie lieb er schläft.
PASSANT Ähm … Der Kinderwagen ist leer.
MANN Er hat die ganze Zeit so sehr geschrien. Aber jetzt ist er endlich leise und eingeschlafen. streichelt die Luft über dem Kinderwagen
PASSANT Wie gesagt: Der Kinderwagen ist leer.
MANN Seien Sie bitte etwas leiser. Sonst wacht er noch auf.
PASSANT Da sitzt niemand drin!
MANN Wenn Sie weiter so schreien, werde ich böse.
PASSANT Vielleicht sollten wir jemanden rufen, der Ihnen …
MANN Seien Sie still! Ich sagte doch, sie sollen leise sein! Muss ich Sie eigenhändig zum Schweigen bringen?
PASSANT Langsam machen Sie mir Angst.
MANN Und Sie wecken noch meinen kleinen Jungen auf, Sie … Oje, oje!
Er beugt sich zum Kinderwagen runter.
MANN Ist ja gut, mein Kleiner, alles gut, ich bin da. zum PASSANTEN Sehen Sie, was Sie angerichtet haben, Sie rücksichtsloser Rohling, Sie?!
PASSANT Ich habe überhaupt nicht …
MANN Büßen werden Sie mir das! Mir einfach meinen kleinen Jungen aufzuwecken! Aber das werden Sie nicht noch einmal tun. Ich werde Sie zum Schweigen bringen, für immer!
Er stürzt auf den PASSANTEN zu, der die Flucht ergreift. Kurz darauf kommt ein PÄRCHEN mit einem KLEINEN JUNGEN vorbei.
FRAU Da bist du ja. Es hat leider etwas länger gedauert, weil er sich in einem Gebüsch versteckt hat und nicht rauskommen wollte, der kleine Frechdachs.
MANN Kein Ding. Ich habe einen Zeitvertreib gefunden.
FRAU Aha, was denn für einen?
MANN Ach … Nicht so wichtig.