Hast du ein paar Beispielsätze? ^-^
"Ez wuohs in Burgonden ein vil edel magedîn,
daz in allen landen niht schoeners möhte sîn,
Kriemhilt geheizen. si wart ein schoene wîp.
dar umbe muosen degene vil verliesen den lîp."
Das ist die erste Strophe des Nibelungenliedes. Ein Grossteil davon, wie man unschwer erkennt, ist nicht allzu schwer zu übersetzen, es sind vielfach bloss einzelne Begriffe oder grammatische Strukturen, die das Ganze erschweren.
Es übersetzt sich in etwa als:
Es wuchs in Burgunden ein adeliges Mädchen,
dass in allen Ländern kein schönneres sein könnte,
Kriemhild hiess sie. Sie war eine schöne Frau.
Wegen ihr mussten viele Ritter das Leben verlieren.
"Nû vriste erz unz an eine naht
dô mit slâfe was bedaht
diu juncvrouwe dâ si lac.
ir bruoder slafes niht enphlac:
uf stuont der unwîse
und sleich vil harte lîse
zuo ir bette dâ er si vant
unde huop daz ober gewant
ûf mit solhen sinnen
daz si es nie wart innen
unz er dar under zuo ir kam
und si an sînen arm genam."
Das wäre ein weiteres Beispiel aus dem Gregorius. Es geht darin um den Werdegang von Gregorius, welcher trotz grosser Sünde am Ende zum Papst ernannt wird. Die erste grosse Sünde habe ich aus Stelle gewählt.
Er zögerte es hinaus, bis eines Nachts
in tiefem Schlaf lag
das junge Mädchen.
Ihr Bruder schlief aber keineswegs:
Der Unkluge stand auf
und schlich ganz leise
zu ihrem Bett, wo er sie vorfand
und er hob die Bettdecke hoch,
so vorsichtig,
dass sie es nicht merkte
bis er zu ihr darunter kroch
und sie in seinen Arm nahm.
In dieser Nacht wurde Gregorius also gezeugt und offensichtlich sind seine Eltern Geschwister. Natürlich war dies eine grosse Schande, im Mittelalter noch mehr als auch heute noch, weshalb sie das Kind heimlich in einem Korb in den Fluss setzten, auf dass es gefunden werde und überleben möge, wenn Gott es so will. Später dann kommt der inzwischen erwachsene Gregorius, der deshalb nicht weiss, wer seine Eltern sind, zum Hofe seiner Mutter - der Vater ist in der zwischenzeit gestorben - und heiratet sie. Somit ist er noch ein zweites Mal in tiefste Sünde geraten, ohne dass er wirklich etwas dafür kann. Als die Wahrheit ans Licht kommt, lässt er sich 12 Jahre lang auf einer einsamen Insel anketten, um Busse zu tun.
Die Geschichte trägt eine moralische Botschaft. Wer sündigt, kann dennoch zurück zum richtigen Weg finden, wir sollten also die Menschen nicht zu vorschnell verurteilen. Gregorius wurde zum Schluss ja sogar noch vertreter Gottes auf Erde - und der ist nun wirklich tief im Schlamassel gelandet...^^
Naja, das wäre mein kurzer Mittelhochdeutsch-Input. Die Stellen hab ich zitiert und nicht ausswendig niedergeschrieben, ich habs einfach noch übersetzt. Ich hoffe, ich konnte deine Neugier ein wenig stillen. :)