Mit dieser Folge kann man, wie ich finde, ein klasse Resumee über die zurückliegenden 15 Folgen ziehen aber auch den generellen Tenor des Pokemon-Journey Animes erkennen.
Im Großen und Ganzen kann ich für meinen Teil behaupten dass dieser neue Ableger neben den Diamond & Pearl-Staffeln zu den absoluten Highlights des Pokemon-Animes zählt und tatsächlich schon in dieser noch so jungen 16. Folge die Sinnoh Staffeln an Intensität zu überbieten vermag.
Wie schwer dieser Satz doch zu schreiben war und wie ich mir wünschte dass der Nutzer @Dartiri sein Profil nicht gelöscht hätte um mit dem Herren über diesen überraschend gelungenen Anime zu plaudern.
Es ist fast schon schockierend für mich dass man scheinbar für eine positive Veränderung so wenig benötigt, denn der Anime fühlt sich in der Gesamtheit nicht nach einer Neuerfindung an.
Der Anime geht einen ungewöhnlichen Weg in puncto Narrativ in dem es den Ausgangspunkt nicht in die Galar-Region sondern bewusst in Orania City, Kanto in Professor Kirschs Laboratorium setzt. In der Praxis haben wir mit Ash und Goh zwei Hauptcharaktere die in jeder Folge von Orania City aus in verschiedene Regionen verreisen und (üblicherweise) am Ende der Folge zurückfinden. Ash und Goh haben den offiziellen Titel wissenschaftliche Mitarbeiter in Kirschs Laboratorium inne, und man glaube es kaum, beide gehen dieser Aufgabe mehr (Goh) oder weniger (Ash) geflissentlich nach.
Dabei entwickeln beide innerhalb der ersten 15 Folgen noch eigene Ziele; Goh, dessen Namensgebung an das Smartphone-Spiel Pokemon Go angelegt ist, möchte Mew sowie alle anderen Pokemon fangen und Ash will an den Krönungs-Weltmeisterschaften teilnehmen, einem jährlich stattfindenden Event mit Rang-System. Besonders hervorzuheben ist die Abwechslung innerhalb der Staffel: von intensiven Folgen in denen Goh in nur einer Folge 12 Pokemon fängt, über den actiongeladenen Pokemonkampf zwischen Siegfried und Delion bis hin zu dieser, eher ruhigen und mit Rückblicken gespickten Folge über das Gengar welches eine tieftraurige Hintergrundgeschichte zu erzählen vermag.
Der Anime unternimmt bei den Charakteren einen sehr radikalen und notwendigen Einschnitt; halbherzig geschriebene Hauptcharaktere sind passé. Ash und speziell Goh bekommen sehr früh sehr viel Screentime mit Unmengen an Rückblicken. Speziell die Charakterisierung von Goh in nicht einmal 15 Folgen sticht sehr stark hervor. Hierbei nimmt Ash dankend die Rolle des Mentors von Goh an. Auch hier möchte man es schwerlich glauben aber Ash geht in seiner Rolle als Lehrer ganz besonders in Pokemonkämpfen, wenn er den völlig überraschten Goh vorführt und ein Pokemonturnier gewinnt, vollständig auf.
Auch hier punktet der Anime ungemein effektiv: die Tage in denen man für das Fangen eines Pokemon eine ganze Folge brauchte sind ebenso verschwunden wie Ashs Unfähigkeit starke Pokemon zu bekommen. Tatsächlich ist Goh der wohl fähigste Pokemonsammler in der gesamten Pokemon Anime-Geschichte. In nahezu jeder Folge fängt er mehrere Pokemon ohne großes Tamtam. Bibors ganze Entwicklungsreihe? Check! Pinsir? Check! Jugong? 50 Pokebälle verschwendet und den Ozean verschmutzt aber Check!
Generell ist diese Prämisse so unfassbar erfrischend, dass man als Zuschauer lauthals "Endlich!" hinausschreien möchte. Auch Ash bekommt seinen Anteil. Er hat schon jetzt, in der 16. Folge, mit Pikachu, seinem Veteran Pantimos, sowie Dragoran und Gengar ein beachtliches Team.
Wie auch in dieser Gengar Folge, fungieren Jessie, James & Mauzi als klassisches Gauner-Trio, bekommen jedoch Zwangspausen auferlegt wenn sie nicht in die Handlung hineinpassen. Das mündet zeitweise in sehr kurzen Auftritten oder aber der kompletten Abwesenheit des Trios. In den Kämpfen kommt Team Rocket auf humoristische Art mehr Bedeutung zu da diese den sogenannten Team Rocket-Preisautomaten besitzt, eine Maschine die quasi verschiedene Pokebälle mit den unterschiedlichsten Pokemon ausspuckt wenn es mit Mauzis Münze gefüttert wird.
Im Großen und Ganzen finde ich die Pokemon Journeys Folgen bis hierher sehr gelungen, speziell diese Folge um das Gengar hat einen besonderen Stellenwert für mich, da es einem vermeintlich gefühlskalten Pokemon ein äußerst interessantes/lebhaftes Innenleben verpasst: ein sehr interessanter Kontrast.