Also langsam frage ich mich wirklich, ob das alles einen Sinn hat. Aber ich versuche es gerne noch ein letztes Mal, vielleicht etwas ausführlicher.
Vorneweg vielleicht mal ein bisschen Information zu einer Abtreibung. Eine Abtreibung ist nichts, was eine Frau mal eben so beim Arzt macht. Es ist eine kostspielige, langwierige, körperlich und insbesondere seelisch schmerzhafte Prozedur für eine Frau. Dass du dich in diese Lage nicht hineinversetzen kannst/willst, ist deine Sache, jedoch solltest du über eine Abtreibung nicht immer sprechen, als sei es die einfachste und schnellste Verhütungsmethode der Welt. Und du solltest dich vielleicht mal in die Lage einer Frau hineinversetzen, die so etwas durchmachen muss, nur weil der Vater keinen Bock auf das Kind hat, das er dieser Frau in den Bauch gesät hat.
Womit wir beim zweiten Punkt wären. Und hier noch mal: Nein, ich setze die Schwangerschaft nicht mit einer Geburt gleich. Dennoch ist die Geburt etwas, das zwangsläufig auf eine Schwangerschaft folgt, sofern nicht abgetrieben wurde oder das Kind vorher auf anderen Wegen stirbt. Der Mann, der die Frau geschwängert hat, bringt die Frau also in jedem Fall in eine schwierige Situation. Natürlich ist sie mitverantwortlich, falls sie nicht vergewaltigt wurde.
Situation 1: Die Frau will das Kind austragen und muss deswegen 9 Monate Schmerzen, Übelkeit und psychische Probleme erleiden. Sie muss das Kind letztendlich schmerzhaft zur Welt bringen und kann, bedingt durch die Schwangerschaft oder die Geburt, Probleme am Arbeitsplatz bekommen und ihre Zukunft gefährden. Und das nicht nur, weil sie für das Kind sorgen muss, sondern auch, weil sie für viele Monate ausfällt.
Situation 2: Die Frau will das Kind abtreiben und muss im schlimmsten Falle mit den Folgen leben, die sie davonträgt. Das können psychische und physische Schmerzen sein, die Frau kann sich ihr Leben lang Vorwürfe machen, ein Baby in ihrem Bauch getötet zu haben, etc. Weiterhin dauert diese Angelegenheit auch etwas und kostet auch nicht zu wenig.
In beiden Fällen muss die Frau also einiges durchleiden. Du machst also einen Fehler, wenn du denkst, sie könnte den "einfachen Weg" wählen und abtreiben. Einen einfachen Weg gibt es für die Frau nicht.
Stellen wir doch mal die Möglichkeiten auf, die der Mann hat, bzw. deiner Meinung nach haben sollte.
Situation 1: Der Mann sorgt für das Kind, weil er immerhin dafür gesorgt hat, dass es in der Frau heranwächst.
Situation 2: Der Mann hat keine Lust, sich um das Kind zu kümmern und verweigert es einfach. Keine weiteren Folgen.
Schon in diesem Vergleich bemerkt man also eine gewisse Ungerechtigkeit, wenn der Mann die Rechte haben würde, die du ihm zusprechen willst. Die Frau zieht in beiden Fällen den Kürzeren, wieso also noch den Mann unterstützen?
Weiter geht's. Der Mann hat verschiedene Möglichkeiten, sich vor einem Kind zu schützen. Ich weiß nicht, wie oft ich das noch wiederholen muss, aber gut.
Möglichkeit 1: Der Mann hat keinen Sex mit der Frau.
Wem Möglichkeit 1 zu prüde ist, dem gefällt vielleicht Möglichkeit 2: Der Mann achtet darauf zu verhüten, geht aber das minimale Risiko ein, dass dabei trotzdem ein Kind entstehen könnte.
Am sichersten ist jedoch Möglichkeit 3: Der Mann geht zum Arzt und lässt sich sterilisieren. Diese Vasektomie ist ziemlich ungefährlich und kann sogar wieder rückgängig gemacht werden, wenn der Mann später doch mal Kinder will. Hey, was für eine gute Lösung. Und wieso sollte sich nur die Frau einem Eingriff (=Abtreibung) unterziehen, wenn sie kein Kind will? So hätten wir doch wirklich eine gerechte Lösung gefunden.
Wie du siehst, gibt es Möglichkeiten, den Mann vor einem Kind zu "schützen". Ich sehe also nicht, wieso es da auf rechtlicher Ebene noch mehr Möglichkeiten geben sollte.
Aber das war noch nicht alles. Auf dein komisches Beispiel mit dem Auftragskiller gehe ich mal nicht ein, denn das ist meiner Meinung nach ein schlechter Vergleich.
Aber ich kann ein gutes Gegenbeispiel bringen: Ein Mann sticht einer Frau mit einem Messer in die Seite, daraufhin verschwindet er. Die Frau könnte jetzt die Blutung stoppen und einen Krankenwagen rufen. Tut sie das nicht, verblutet sie. Wenn die Frau letztendlich tatsächlich verblutet, wer trägt dann die Schuld? Natürlich der Mann, der sie in die Seite gestochen hat. Das wäre dann Mord. Und das obwohl die Frau alles hätte verhindern können.
Wie du siehst, kann man diese Vergleiche in jede beliebige Richtung ziehen und immer wird die Schuldzuweisung eine andere sein. Hängen wir uns also nicht an Vergleichen auf, sondern bleiben beim Original!
Wie vielleicht schon durchgedrungen sein sollte, weist dein Plan auch einige Schwachstellen auf. Die meisten wurden schon erwähnt, auch von anderen Usern. Erst stellte sich die Frage, wie der Mann überhaupt beweisen solle, dass er keine Kinder will. Die Antwort war, dass er an öffentlicher Stelle eine Notiz hinterlegen sollte. An welcher öffentlichen Stelle übrigens? Auf der Bahnhofstoilette? Sollte es wirklich ein Amt geben, das sich um so etwas kümmert? Na egal, denn damit wäre die Frage immer noch nicht geklärt. Das nächste war, dass der Mann die Frauen, mit denen er schläft, einfach anlügen könnte, um sie rumzukriegen. Und am Ende lässt er sie mit dem Kind sitzen. Auch da hast du eine gute Lösung gefunden, der Mann soll einfach die Nummer und die E-Mail Adresse der Frau hinterlegen. Und hier muss ich wirklich fragen, ob das dein Ernst ist. Der Mann soll also jede Frau, mit der er schläft, bei einem Amt anmelden? Damit dieses Amt die Frau kontaktieren und ihr sagen kann, dass der Mann gar keine Kinder will? Sag mal. Hast du schon mal etwas von Intimsphäre gehört? Irgendwelche öffentlichen Dienststellen sind die letzten Orte, an denen ich Rechenschaft für meine sexuellen Aktivitäten ablegen würde. Das verletzt nicht nur die Privatsphäre des Mannes, sondern auch die der Frau. Und was ist außerhalb der Arbeitszeiten? Wenn ich Samstagabends mit einer Frau schlafen will, die ich in einer Bar kennengelernt habe? Geht das dann nicht, weil ich diese Frau erst Montagmorgens wieder beim Amt anmelden könnte? So ein Mist aber auch!
Lange Rede kurzer Sinn. Sammeln wir doch mal alle Fakten.
Wenn Mann und Frau Sex haben, müssen sie damit rechnen, dass dabei ein Kind entstehen kann. Wenn dieses Kind auf die Welt kommt, haben beide Elternteile für dieses Kind zu sorgen. Die Unterhaltspflicht bleibt nicht alleine an der Frau hängen. Denn ob du willst oder nicht, der Mann ist dafür mitverantwortlich, dass die Frau dieses Kind in ihrem Bauch hat.
Die Frau hat natürlich das Recht, abzutreiben. Dieses hat sie, weil sie immerhin diejenige ist, die das Kind austrägt. Sie kann entscheiden, was sie ihrem Körper zumuten will, was sie ihrer Karriere zumuten will, was sie ihrer Psyche zumuten will. Der Mann muss kein Kind austragen, hat also auch nicht die Möglichkeit, sich dieses Kindes zu entledigen. Wenn das Kind auf der Welt ist, kümmern sich beide Elternteile drum.
Der Mann hat verschiedene Möglichkeiten, die Schwangerschaft der Frau zu verhindern. Sexuelle Abstinenz, Verhütung, Vasektomie. Wenn er diese Möglichkeiten nicht wahrnimmt, soll er sich nicht wundern, wenn ein Kind dabei rauskommt.
Was du da von Frauen verlangst, ist wirklich lächerlich. Wenn der Mann sich der Unterhaltspflicht einfach so entziehen könnte, würde das einen enormen Druck auf Frauen ausüben, die eventuell nur abtreiben würden, weil der Vater sich nicht kümmert. Willst du wirklich, dass Männer den Frauen, die sie geschwängert haben, so etwas zumuten dürfen?
Meiner Meinung nach wird es Vätern in unserer Gesellschaft sowieso schon zu leicht gemacht, sich dem Unterhalt zu entziehen. Man muss sie darin nicht auch noch bestärken. Die Rechte der Frau kommen allerdings zu kurz, dafür dass sie viel mehr Pflichten hat als der Mann.