Alle diese Gedichte sind im Rahmen des National Poetry Month 2020 entstanden, der mich auch dazu angeregt hat, wirklich selbst mal kreativ zu werden und nicht nur dabei zuzuschauen. Nicht alle dabei entstandenen Werke haben es unbedingt verdient, hier noch mal einen Fokus zu bekommen, vor allem nicht die zahlreichen Situationshaikus. Aber denen, die ich in der Rückschau gerne mag, räume ich hier einen Platz ein. Unbedingt bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Flocon, Shiralya, Andris, Webu Johnson, Project Mew und Thrawn, die im Rahmen des Diskussions- und Feedbackthemas schon auf ein paar davon eingegangen sind, mache auch wider Erwarten, und mir das Gefühl gegeben haben, zumindest nicht nur für den Selbstzweck zu schreiben.
Und nun viel Spaß beim Lesen und Stöbern ^^
Einzelhaikus
Die Sonne fürchtend,
versteckt im Schattental, da!
– lehnt noch ein Schneemann.
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Die Sonne strahlt hell
Hinter den Augenfenstern
Draußen regnet es.
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Vermehrt die Wellen,
verwirbelt, nimmt fort, zerstört –
Windiger Gesell'.
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Wandlung-Um-Wandlung
Die neue Form, wann schlüpft sie
Fast schmetterlingsgleich
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Was ist schon Stärke?
Erst in der Schwachheit liegt die
Kraft des Charakters.
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Keine Einsamkeit
soll uns trennen, die Herzen
verschwimmen zu Eis.
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Wer das Dunkel im
offensichtlichen sucht, hat
nicht recht hingeschaut.
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l a n g e -f u n k s t i l l e
Schlagartig Viele E-Mails
entschleunigte Welt?
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Kann es nicht wieder
– damals war doch Zeit wie Sand –
so sein wie früher?
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Wie faszinierend
ist doch Technik, wenn man sie
nicht verstehen muss.
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Du glitzerst mich an
aus dem tiefen Pfuhl deiner
wässrigen Stille.
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Drogen sind super!
In Nullkommanichts steigen
die Statuswerte.
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Ein Schaf, zwei Schafe,
sie grasen dort, ganz in Ruh'
Bilder des Friedens
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Da, ein Schatten, wo?
hinterher, dann -l e i s e – patsch!
Du störst mich nicht mehr.
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Enigma
Nachdenken, grübeln,
hin und her, hoch, runter, quer
und um fünf Ecken
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Haikuketten
Die Verbindung zwi-
schen zwei Menschen ist so brü-
chig wie dieser Vers.
Was trennt uns vonei-
nander? Das Leben, die Um-
stände, ohne Grund.
Hätten wir uns doch
weiter getroffen, dann wär'n
die Themen nicht aus.
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Kalt, rau und leblos
Vom Wind zerbröselt zu nichts
Glatt von den Wellen
Kräftig und schwer, doch
hüpft er über das Wasser
leicht und federnd - Plup.
Tief liegt er nun im
Sand bei seinesgleichen und
wird immer gleicher.
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Karfreitagshaikus
Erleuchte die Welt
Dunkel war sie seit Beginn
Du bist gekommen.
Vertraut, aber fremd?
Gleiches Leben und Wesen,
und doch Herrlichkeit.
Debatte konstant
Doch, o Wunder, dieses Jahr
will keiner tanzen.
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Zugige Kälte
im leeren Gartenhäuschen
Großmutter ist fort.
Großvater nippt noch
an seinem Kaffee, dünn und
nicht mehr wie früher.
Der Garten, er blüht
wie sollte er auch anders?
Der Lauf der Natur
Sonne und Regen
wechseln weiterhin – was bleibt
wenn wir vergehen?
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Was denn nun?
Unsinn ist Leben
Ist's uns nicht gegeben zu
bleiben wie ein Kind?
Das Leben ist ernst
Ordnung, Entscheidung, kann es
warten bis morgen?
Verborgene Welt
Wer durchschaut schon alles, wir
sind Bettler, s'ist wahr.
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Verstohlene Stunden
Der Tagedieb zählt zu den Dieben,
die lieber doch zu Hause blieben.
Daheim am Fenster
steht er und schaut andächtig
zum Himmel hinauf.
Zur Straße hinab
blickt er ganz heimlich und weiß:
Daheim ist's schöner.
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Triolette
Alarm
Die Nacht ist still und sternenklar
Da macht es plötzlich rumms und peng!
Alles wachte auf und sah
Die Nacht ist still und sternenklar
Keine Ahnung, was das war
vielleicht war nur der Platz zu eng.
Die Nacht ist still und sternenklar
Da macht es plötzlich rumms und peng!
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Einerseits und andrerseits
Deine Tat ist von Gewicht
Das Kontra kennst du doch bereits
Einerseits und andrerseits
Entscheide dich, sonst geh'n allseits
Die Narren mit dir in's Gericht
Einerseits und andrerseits
Deine Tat ist von Gewicht
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Nur eine kurze Zeit_________________
Ich hätte dich gern mehr gekannt doch nun bist du fort Brüder hat man uns genannt Ich hätte dich gern mehr gekannt Mit dir Berge überrannt Seh'n wir uns am schönen Ort? Ich hätte dich gern mehr gekannt doch nun bist du fort |
Wie kurz ist doch die Zeit gewesen Wertvoller als einst gedacht davon sprechen, hören, lesen? Wie kurz ist doch die Zeit gewesen Vergangenheit, ein scheues Wesen hat nichts von sich zurückgebracht Wie kurz ist doch die Zeit gewesen Wertvoller als einst gedacht
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Ein stiller Ort und kalter Stein doch es ist mehr von dir geblieben Freude, sei sie noch so klein Ein stiller Ort und kalter Stein niemand hört es, wenn ich wein' Konnt' ich dich nicht damals lieben? Ein stiller Ort und kalter Stein doch es ist mehr von dir geblieben
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Sonette
Himmelsschrei
Es breitet sich der Himmel über mir
Meist blau, mal grau, mal rot und nun tiefschwarz
Wie Pech, wie Ebenholz, wie dunkles Harz
erscheint als einer Welt verschlossne Tür.
Von dort erhoffe ich mir ein Gesicht
es heißt, dass damals schon in alten Zeiten
aus jenseitigen Sphären guten Leuten
ein Helfer kam und brachte neues Licht.
Doch zischt ein Blitz, es zucken dunkle Schatten
sie ziehen durch das Land bis in die Tiefe
Verhängnis groß, dem Himmel sei's geklagt!
Doch es beginnt das Schreien zu ermatten
nur noch, als ob von ferne jemand riefe
das Dämmerlicht weicht neuem Duft – es tagt.
-
Ich stand nur da und schaute in die Ferne
Wohin wird es denn mich nun noch verschlagen?
Es will mir alles nicht so ganz behagen
Denn dort hinüber schaue ich so gerne
Wie war es doch mit allen, damals, früher
Die Herde Lämmer dort im grünen Gras
So tollten wir fast ohne Unterlass
Ich stocke – aber es geht weiter, höher
Ich geb mich allem hin, nun bin ich frei
Und frank, zu geh'n, wohin es mir beliebt
Bald werd ich sie erreichen, meine Sterne
Ein Wort, ein Schein, was ist denn schon dabei?
Hinauf, als ob es keine Grenze gibt!
Wird Zeit, dass ich das Abschiednehmen lerne.
Elfchen
Kinderlachen
Es erinnnern
nur noch die
Zeichen auf dem Stein
Verblichen
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Schaf
Eins, zwei,
drei, vier, fünf
Ich will doch nur
schlafen
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Es
Dieses Wort
Ich will es nicht noch weiter aussprechen
Statistik
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(Ja, ein bisschen davon
musste auch sein ^^)
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Couplets
Frühling! Ich schlendere über die Wiesen,
genieße die Luft – und muss ganz doll niesen.
Scheinbar mochten dieses Couplet doch ein paar Leute, obwohl ich mir nicht viel dabei gedacht hätte.
Was küsst mich diese Muse?
Ich will 'se nicht, nimm du 'se!
The following Couplet is with a really german Accent to read:
A Haiku a day
keeps the boring away.
Quartinen
Das Wasser fließt und fließt
die krumme Kanne hält er
und nimmt und gießt und gießt
es auf die Kürbisfelder.
-
Ich vergesse das Alt', schau nur an was vor mir liegt
Denn in mir funkelt noch dieselbe Glut
Es zaubert mir die Hoffnung neuen Mut
Die Eiche, schau, wie im Sturm des Lebens sie wiegt
-
Was sich reimt, ist ein Gedicht.
Doch willst du auf den Reim bestehen
wird dir viel Schönes noch entgehen
denn was ich fühle, braucht ihn nicht.
Sonstiges
Wusstet ihr, dass sich wir
reimt auf Islandgeysir?
Oder auf Kammzahnvampir?
Außerdem Blaukopfsaphir.
Fern ist Zentralkaschmir
vom Guadalquivir,
wo der Flachlandtapir
hat Alkoholdelir.
Lieber ein Strohsouvenir
vom alten Großwesir,
der hoffentlich nur mir
und einem Triumvir
andreht Aciclovir.
Alles nur wegen dir.
Diese Reimseiten sind schon der Knaller ^^
Limerick:
Es war ein schöner Frühlingstag
wärmer als man glauben mag
es schmolz das Eis
wurde 0 Grad heiß
Mehr arktisches Meer auf einen Schlag.
Mini-Lyrik(?):
Muh!
Kalbt
– Mühe.
Määäh!
Ja, das ist bestimmt auch ein Gedicht.
-
Denkt euch halt einen
Kitsch aus, der hier zum Abschuss
stehen könnte...