Hi und Eins mal vorab: ich arbeite nicht in der Pflege oder Ähnlichem, ich habe nur zwecks der Schule ein Pflichtpraktikum in einem Haus der Lebenshilfe absolviert. Dieses Praktikum hat mich in diese eine Woche aber so dermaßen geprägt (positiv !), dass ich mir sehr oft Gedanken über das Gesundheitswesen und die Pflege mache.
Meine Tante arbeitet seit mehr als 10 Jahren als Krankenschwester und dementsprechend kriege ich bei Besuchen ihrerseits viel Input über die Situation auf ihrer Station mit. Wir sind uns sehr nah, weswegen sie mir sehr viel über ihre Arbeit erzählt. Meine Oma hat die Hälfte ihres Berufslebens als Altenpflegerin in einem Heim gearbeitet und da dass Altenheim direkt gegenüber ihrer Wohnung stand, habe ich auch viel mitbekommen, wenn man mit Omi mal wieder die Arbeit besucht hat. Omas geschwollene und eig. ziemlich von der Arbeit kaputte Hände sprechen Bände, mit wie viel körperlichen Einsatz viele Aufgaben bewältigt werden mussten. Von dem psychischen Aspekt mal ganz zu schweigen.
Also ich würde sagen, dass ich zumindest indirekt mit diesem Themenbereich in Berührung komme, natürlich ist die Arbeit vor Ort nochmal ne ganz andere Geschichte.
Hut ab vor den Leuten hier, deren täglich Brot es ist in der Pflege etc. zu arbeiten, bin froh, dass es euch gibt und ihr unsere Gesellschaft am Laufen haltet.
Nun zu den Fragen:
Welche Erfahrungen habt ihr mit Behandlungen, wenn es um die eigene Gesundheit geht?
Zum Glück eher weniger, ich war ein sehr gesundes Kind. Nur in meiner Nach-Abi Zeit hab ich mal sehr geschwächelt und war für ne Lumbalpunktion aufgrund Tumorverdachts im Gehirn im Krankenhaus. Die Nachwirkungen waren echt hart, ich wusste nicht, dass man so heftig Rücken-oder Kopfschmerzen bekommen und aushalten kann :').
Dort wurde ich jedenfalls ganz normal und human behandelt und man hat mir versucht so gut es geht zu helfen. Da kann ich nichts negatives anmerken. Klar, hin und wieder gerät man niedergelassene Ärzte oder Personal, bei denen man sich fragt, warum diese Person diesen Beruf gewählt hat. Aber das ist doch bei jedem Berufsfeld so, es gibt immer die schwarzen Schafe. Ich habe jetzt jedenfalls einen guten Hausarzt und bin soweit zufrieden.
Arbeitet ihr im Gesundheitswesen und falls ja wo und könnt ihr die Probleme auch bestätigen oder seht ihr es doch anders?
Siehe Text oben. Aber die Probleme, die ich mitbekomme durch Oma und Tante sind auf jeden Fall der Personalmangel, fehlende Wertschätzung durch Patienten und leider auch gewissen Oberärzten gegenüber den "einfachen Pflegekräften", das Schichtsystem (meine Tante machen die Nachtschichten sehr zu schaffen) und noch viele weitere Punkte.
Die Menschen brauchen unbedingt mehr Aufklärung! Es könnte sich so vieles vermieden werden, wenn Menschen gesünder leben würden, rechtzeitig eine Patientenverfügung abschließen, nicht wegen Kleinigkeiten zum Arzt laufen oder sich mit Drogen oder legalen Medikamenten versuchen selbst zu therapieren. Jeder von uns ist für seine eigene Gesundheit verantwortlich. Kein Gott in weiß und keine Wunderpille kann alles heilen und stoppen! Ich weiß, dass es furchtbare Erkrankungen gibt, für die man nicht verantwortlich ist. Ich spreche aber von den häufigen Wohlstandserkankungen wie Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Arthrose, Leberzirrhose
Stimme dir da vollkommen zu. Meine Tante erzählt auch von Leuten, die ins Krankenhaus wegen jeder Lappalie kommen und man sich denkt: ,,Ernsthaft?" Und dann wird man auch noch blöd angeblafft, warum denn jetzt keiner sofort ein Wunderheilmittel zur Stelle hat.
Was musst sich euer Meinung her im Gesundheitswesen ändern?
Definitiv die Bezahlung der Pflegekräfte in Altenheimen und Krankenhäusern bzw. bei den Leuten, die pflegende Berufe ausüben ohne einen Dr. vor dem Namen stehen zu haben. Wie gesagt, ich kann nur das beurteilen was meine Tante und Oma verdienen/ verdient haben, aber das ist für die geleistete Arbeit definitiv zu wenig.
Oder den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Klar, wollen mehr Leute dort arbeiten, wenn -neben dem menschlichen Aspekt- das Geld stimmt. Und je mehr Personal, desto mehr Freizeit für die betreffenden Leute. Also jetzt ganz vereinfacht gesprochen. Ich denke, wir brauchen generell einen Image Wandel was diese Berufsfelder betrifft. Genauso im Handwerk. Es geht einfach nicht, dass alle Menschen studieren, einen auf CEO machen und sich selbst verwirklichen. Das ist einfach in unserer Welt utopisch. Aber lasst uns doch bitte diese Berufe, die nun mal Blut, Schweiß und Stress mit sich bringen, attraktiv gestalten indem man diesen Menschen ein angemessen Lohn zahlt und wieder ein privates Leben mit genug Freizeit ermöglicht.
Gebt den Leuten so viel Boni wie möglich, den wir brauchen diese Leute. Das sage ich jetzt als studierter Mensch, der auch in diese ,,du musst studieren, damit aus dir was wird"- Mentalität reinwachsen musste. Und dass finde ich fatal für unsere Gesellschaft. Ich hoffe sehr, dass wir diese Mentalität bald ablegen, dass alles immer schneller und höher wachsen muss und auch das Gesundheitswesen nur schwarze Zahlen schreiben darf.
Und ich fände es vollkommen in Ordnung, dass z.B. eine Pflegekraft mehr verdienen sollte als ich jetzt im Büro beim Schreiben von Baugrundgutachten. Utopische Worte und wahrscheinlich meiner noch jungen Naivität geschuldet, ich weiß, aber ich würde es mir wirklich wünschen, dass die verantwortlichen Menschen, die etwas in unserem jetzigem System ändern könnten, den Wert dieser Arbeit in Pflege, Handwerk etc. vor den eigenen Profit stellen würden. Das Geld fließt wahrscheinlich gut, aber nur in die falschen Geldbeutel. Aber eben reine Utopie mein Wunschdenken, wahrscheinlich...
Sollen Pfleger euer Meinung her streiken gehen um für ihre Forderungen zu kämpfen oder sollen Pfleger trotz aller Probleme weiterhin zu jeder Zeit für die Patienten da sein?
Puh, schwierige Frage. Ich denke, da darf ich mir als Geologin kein Urteil erlauben.
Wie wichtig ist das Thema für euch und macht ihr euch darüber Gedanken?
Sofern sich jemand hier meinen Textschwall durchgelesen hat xD: mir ist das Thema schon sehr wichtig. Ob es jetzt an dem familiären Bezug liegen mag oder einfach meiner Dankbarkeit gegenüber den Leuten in diesen Berufen kann ich nicht sagen, aber meine Gedanken kreisen sehr oft um dieses Thema. Ich glaube, ich würde selbst gerne in diesem Feld arbeiten, aber ich befürchte nicht belastbar genug zu sein. es fängt ja schon damit an, dass ich nach einer einfachen Blutentnahme umkippe.
Greets, Zaty.