Saber rannte eine Straße entlang. Es war mitten in der Nacht und nur das Licht der Straßenlaternen brachte Licht, denn hier war kein Geschäft in der Nähe gewesen. Immerhin war dies ein reiner Wohnbezirk. Alle Grundstücke hatten eine hohe Mauer, damit man nicht einfach reingucken konnte. Vorhin war ihr Master weggelaufen. Wie vor wenigen Tagen schon einmal. Wie es aussah hatte sie einen feigen Master erhalten. Sie wollte unbedingt den Gral bekommen, damit sie einen Fehler rückgängig machen konnte. Doch mit diesem Master konnte sie froh sein, wenn sie überhaupt bis zum Ende dabei war. Es ärgerte sie, doch konnte sie nichts dagegen tun. Sie war ein Servant und von daher musste sie Nero dienen. Aber vorher musste sie ihn finden.
“Es scheint als sei dein Master abgehauen”, berichtete der Master des anderen Saber Servants. Er hielt seinen beschworenen Heldengeist zurück. “Geh und suche ihn. Ich hatte gehofft, als ein Sabermaster, wäre er ein Bündnis wert. Aber er ist wohl nur ein kleiner Feigling, der zufällig hier gelandet ist”, erklärte er und ließ seine Enttäuschung und Verachtung für Nero freihen lauf. “Hier ist es mir derzeit einfach zu chaotisch, wir gehen. Mein Saber”, verkündete er und ließ Arthuria einfach links liegen. Er ging zu Lancer und dessen Master hinüber. Das Mädchen kniete immer noch auf der Straße, obwohl schon einige Minuten vorbei waren, bevor alles so schnell passierte. Mark war mit Berserker selbst getürmt, wann jedoch ihr Master verschwand, konnte sie nicht sagen. Jedenfalls rannte sie los, um ihn zu suchen. Damit stand sie in der Schuld von Lancer, weil er ihren Master geschützt hatte und in der des zweiten Saber und dessen Master, weil diese sie ohne weiter zu kämpfen gehen ließen. Zwar hätte sie den Kampf gerne beendet, doch unter diesen Umständen ging das nicht.
Verdammt sie musste ihn schnell finden, wenn er ohne sie herum lief, dann könnte er eventuell wieder Berserkers Master über den Weg laufen. Dieser hatte keine Skrupel seinen Servant auf etwas anderes neben den Servants zu hetzen. Wenn sie ihn also nicht vorher fand, würde sie diesen Krieg nicht gewinnen können. Also rannte sie den Weg entlang, bis nur noch zu einer Seite Häuser standen. Rechts von ihr lag nun ein kleiner Stadtpark.
“Saber.” Da war er, auf einer Bank im dunkeln saß Nero. Der Blick war gen Boden gerichtet und die Schulter hingen runter.
“Master, warum seid ihr geflohen?”, fragte Arthuria Pendrake den jungen Mann. Sie machte einige Schritte auf ihn zu, blieb aber mit etwas Abstand stehen. Es war dunkel, doch auch im Licht würde man keine Gefühlsregung sehen. Mit ernsten Blick schaute sie ihn an. “Gebt mir bitte eine Erklärung.”
Er sah sie jetzt zum ersten Mal an. Nero war niedergeschlagen, wirkte ratlos. Er hatte Angst und wirkte auch etwas abwesend. “Ja, ich denke das bin ich schuldig”, meinte er dann. Sein Blick festigte sich langsam, er erwiderte Sabers Blick. “Was ist passiert? Diese Mädchen hatten Lancer geschickt um mich zu schützen. Was ist mit ihnen?”, wollte er nun wissen.
“Eine wurde entführt. Ein Servant in einer goldenen Rüstung ist zusammen mit seinem Master erschienen und haben einer das Bewusstsein geraubt und mitgenommen. Die verbleibende ist zusammengebrochen. Lancer hat versucht zu helfen, doch er als auch Berserker wurden verletzt. Berserker ist daraufhin mit seinen Master geflohen, wie es aussieht. Der Master des anderen Sabers hat mich gehen lassen, damit ich nach euch suchen kann”, berichtete sie sachlich.
Nero ballte die Fäuste. Sein Körper zitterte. Er hatte immer noch Angst, aber auch Wut machte sich in ihm breit. Aber war er nun wütend auf sich, oder auf etwas anderes? Kurz darauf entspannte er sich auch.
“Bitte erklärt euer Verhalten.”, bat Saber und blickte immer noch mit der gleichen harten Miene Nero an.
Der junge Mann rutschte ein wenig zur Seite. Bisher saß er genau mittig, doch er machte nun Platz. “Bitte setz dich”, bot er an. Allerdings blieb sie unbeirrt stehen. Nero seufzte und entspannte sich. “Ich möchte einfach nur Leben”, sagte er nach einer Weile. “Ich muss Leben, das ist ein Versprechen, eine Schuld die ich trage. Jemand hat sein Leben geopfert, damit ich frei bin und eine Chance habe zu Leben.”
“Ich nehme an, dass war jene Person, deren Grab ihr besucht habt”, warf Saber ein. Ein Nicken von Neros Seite bestätigte dies.
“Deshalb darf ich hier nicht sterben. Ich muss einfach.” Nero stand plötzlich auf. “Lass uns zurück zur Wohnung gehen.”
“Ist das alles?”, fragte Saber nach. Das reichte ihr nicht, sie sehnte sich nach den heiligen Gral. Aber trotzdem hatte sie ihren Ritter Codex, diesem wollte sie bis zum Ende folgen.
“Was soll da noch sein, Saber? Ich gehöre nicht wirklich hier her, diese ganze Welt mit diesen Magierfamilien, damit will ich gar nichts am Hut haben”, antwortete er. Nero war nicht mehr danach noch mehr zu verraten. Er wollte nicht mehr an diesem Krieg teilnehmen, andererseits hatte er so ein unterschwelliges Gefühl, dass er nicht aufhören durfte. Außerdem hatte er so eine Stimme im Hinterkopf, die ihm sagte, dass er nach dem Gral streben sollte. Was für ein blödsinn, er hatte damit nichts am Hut.
Hidori hatte irgendwann das Bewusstsein verloren. Lancer konnte wenig tun. Er hatte nicht mal bemerkt, wie ein weiterer Master und dessen Servant sich genähert hatte. Mittlerweile lag sie im Bett. Lancer ruhte sich aus, dieser Daniel Mortensen hatte ihnen tatsächlich geholfen. Er und sein Servant hatten das Mädchen her getragen, schienen auf jeden Fall in Ordnung zu sein. Allerdings wussten sie nun auch, wo sie unter kamen. Aber Lancers Einschätzung nach, würden sie dies nicht für hinterhältige Mittel gebrauchen. Er freute sich darauf, während des Krieges auch gegen diesen Saber kämpfen zu dürfen. Aber vorher gab es ein anderes Problem, was es zu lösen galt. Er hatte einen seiner beiden Master verloren, etwas verhinderte auch, dass er sie aufspüren konnte. Seit dem war Hidori auch ohne Bewusstsein. Hoffentlich wachte sie wieder auf. Lancer bemerkte, wie jemand zur Tür rein kam. Es war ihr Großvater. Tja, dann hatte er wohl zum ersten Mal ein Versprechen gebrochen. Für alles gab es ein erstes Mal.
“Was ist geschehen?”, fragte der alte Mann ohne umschweife.
“Scheinbar hat ein Master, eine meiner Master entführt”, berichtete Lancer. “Der Zweck ist mir nicht bekannt.”
“Hikari ist also entführt wurden”, stellte der Großvater fest. “Wie geht es Hidori?”, wollte er wissen. Seinen Blick nach machte er sich wirklich große Sorgen.
“Sie ist zusammengebrochen, liegt in ihrem Bett. Ansonsten scheint sie nicht verletzt zu sein”, antwortete Lancer. Es war schon erstaunlich, er hatte ja gar nicht erwähnt, welche der Schwestern entführt wurde. Er wollte schon nachfragen, spürte aber die bohrenden Blicke auf sich. “Ich habe sicherlich nichts angestellt”, versicherte er. “Aber woher weißt du, wer entführt wurde?”
“Meine Frau hatte eine Vorahnung”, erklärte er. “Sie wusste, was passiert ist, deshalb bin ich auch zurück.”
“Sie ist so eine Art Hellseherin”, verstand Lancer. Der Großvater nickte zustimmend.
“Ich werde alle Hebel in Verbindung setzen, um sie zu finden. Du passt auf Hidori auf und mach deinen Job dieses Mal besser”, forderte der alte Mann. Doch vorher mussten sie sich ausruhen. Hidori und Lancer, er hatte etwas einstecken müssen und auch wenn er versicherte, dass alles in Ordnung war, so würde er doch all seine Kräfte brauchen.
Hidori ging irgendwann in Schlaf über. Sie schlief dann fast den ganzen Tag. Sobald sie aufwachte, wirkte sie so völlig anders. Zwar war Hikari der etwas aktivere Part, doch auch sie war deutlich aktiver, lebendiger als jetzt. Es wirkte fast, als wäre ein Teil ihrer Selbst nicht da. Mittlerweile ist es Abend, die Sonne ging unter und bald war wieder die Zeit, in der die Master gegeneinander kämpfen durften. Trotz allem wollte Hidori raus gehen, ihre Schwester suchen. Ihr Großvater hatte bisher nichts gefunden, er ließ aber nicht locker und würde seine Suche nicht stoppen, bis er sie gefunden hatte.
Hidori ging die Straßen entlang, mittlerweile war die Nacht angebrochen. Lancer wich nicht von ihrer Seite. Immerhin hatte er versprochen Beide zu schützen, da aber nun mal eine entführt wurde, wollte er umso mehr, dass zumindest Hidori nichts mehr zu stieß. Das Mädchen wiederum machte keine Anstalten von seiner Seite zu weichen, im Gegenteil. In ihrer Unsicherheit klammerte sie sich an ihrem Servant fest. Sie zitterte am ganzen Leib, trotzdem war sie hier. Normalerweise würde er ja ein paar Kommentare ablassen, ihm wäre auch etwas eingefallen. Allerdings war Lancer einfach nicht danach zumute. “Wir werden sie finden”, versicherte Lancer ihr stattdessen. “Ich schwöre es.”
Hidori kamen Tränen, sie umarmte ihn und fing an zu Weinen. “Danke”, murmelte sie.
Lancer kratzte sich am Kopf, er hatte wirklich merkwürdige Master abbekommen. Irgendwie fragte er sich, warum sie überhaupt dabei waren. Bereit für einen Krieg waren sie aber definitiv nicht. Plötzlich spürte er etwas. Blitzschnell packte er Hidori und sprang mit ihr weg, er drehte sich so, dass er das Mädchen vor der Druckwelle der Explosion schützte. Sie kam wie aus dem Nichts. Konnte denn jeder hier einfach so erscheinen, wie er lustig war, ohne dass man ihn bemerkte?
Nero miet es wieder mal mit Saber zu sprechen. Er verfluchte sich dafür, immerhin konnte sie ja nichts dafür. Egal was war, er brauchte erst mal frische Luft. Einen Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es vier Uhr Nachmittags war. Er hatte also noch ein paar Stunden, bevor es wieder los ging. Vielleicht konnte er mit einem Spaziergang seine Gedanken sortieren. Er hatte das Gefühl, als würde er etwas wichtiges vergessen.
“Wo wollt ihr hin, Master?”, wollte Saber wissen. Sie saß bisher am Tisch im Wohnzimmer und trat nun in den Flur.
“Ich gehe ein wenig spazieren”, antwortete er. Ihm kam ihr Blick kalt vor. Nun eigentlich fehlten bisher immer Emotionen, aber seit gestriger Nacht war es schlimmer geworden. Das könnte er schwören. “Es dauerte noch ein paar Stunden, bis die Nacht einbricht, bis dahin bin ich zurück”, versicherte Nero ihr. “Bleib bitte hier, ich brauche etwas Zeit für mich.” Der junge Mann blickte in ihre Augen, die so kalt wirken. Warum sie wohl so war? Immerhin war sie als Klnig Arthus bekannt, vielleicht würde er es ja eines Tages herausfinden. Jetzt jedoch, wollte er alleine sein. Nero verließ die Wohnung, zum Glück folgte Saber ihm nicht. Sie hatte sicherlich auch keine Lust mehr auf ihn. Es gab kein spezielles Ziel, er wanderte einfach nur durch die Stadt, stoppte an einem Café, verbrachte dort etwas Zeit. Dann verbrachte er einige Zeit in einem Park. Irgendwann aß er an einem Imbiss. Die Stunden vergingen. Plötzlich nahm er etwas war. Er spürte Spuren von Magie. Eine Falle? Nein, es war definitiv keine Falle. Aber irgendjemand hatte hier etwas aufgebaut. Die Sonne war fast untergegangen, er sollte also langsam zu Saber zurück. Nero zuckte mit den Schultern, was kümmerte ihn, wenn irgendjemand dort aktiv war? Er hatte eh nicht vor an den Kämpfen teilzunehmen. Mit den Händen in den Hosentaschen machte er sich in Richtung der Wohnung auf, die er sich für die Zeit des Gralskrieg genommen hatte. Was hatte er sich dabei gedacht? Er hätte Japan einfach von Anfang an fern bleiben sollen. Aber da war diese Leere in ihm gewesen. Sie war immer noch da, eigentlich seit Jahren, irgendwann hatte er gelernt damit zu leben. Seit diese blöden Symbole auf seiner Hand erschienen waren, wurde das Gefühl aber stärker.
Nero war schon wieder halb zu Hause. Er vermiet öffentliche Verkehrsmittel und so lief er fast eine Stunde durch diese Stadt. Die Sonne hatte sich verabschiedet. Ab jetzt könnte er jeder Zeit von einem Gegner angegriffen werden. Er musste vorsichtiger sein, nur hatte sich ein Gefühl in ihm breit gemacht. Es wollte ihm vermitteln, dass er sich um diese Quelle hätte kümmern müssen. Lächerlich.
Lancer sprang sofort wieder ab, kaum dass sie gelandet waren erschien etwas unter ihnen. Es explodierte nur einen Augenblick später. Woher kamen diese Angriffe? Er spürte magische Energie vor jedem Angriff, aber sie schien genau bei ihnen einfach aufzutauchen. Er versuchte weiterhin Hidori vor den Angriffen zu schützen und ließ sie nicht los. Da war es schon wieder. Sie waren noch mitten im Sprung, da tauchte plötzlich ein Juwel neben ihnen auf. Die Druckwelle schleuderte beide weg. Lancer nahm keinen wirklichen Schaden, doch hatte er sie nicht mehr halten können. Er hatte ja auch nur eine Hand zur Verfügung, da er seinen Waffe brauchte.
Hidori kauerte auf dem Boden, sie war hart gelandet und ihr tat alles weh, plötzlich spürte sie, wie etwas auf ihre Seite gelegt wurde. Ein Mann stand neben ihr und hatte einen Fuß auf sie gestellt. Dieser Mann, das war doch auch ein Master gewesen. Mark Hoenigburg. Was machte er hier, warum griff er genau jetzt an?
Lancer wollte sofort los stürmen, doch da spürte er den Servant. Er tauchte einfach direkt vor ihm auf. Das war keine Materialisation, dieser Berserker kam nicht aus seiner Geisterform und trotzdem erschien er wie aus dem Nichts. Aber sein Angriff war zu simpel. Mit seinen Speer konnte Lancer den Angriff ohne Schwierigkeiten abwehren. Der Gegner drückte mit aller Kraft gegen seine Waffe. Dann schnellte sein Kopf vor, rammte den Schädel gegen ihn. Lancer taumelte kurz zurück. Sein Gegner hatte scheinbar einen unorthodoxen Kampfstil. Außerdem war nun auch die zweite in der Gewalt des Feindes. Verdammt, hatte er hatte die letzten Tagen wirklich extremes Pech gehabt.
“Was soll das?”, fragte Hidori nach, sie versuchte irgendwie von ihm weg zu kommen. Allerdings blieb Mark hart und verlagerte mehr Gewicht auf das Bein.
“Warum ich das mache?”, wiederholte der Mann die Frage, er begann zu lachen. “Was für eine lächerliche Frage. Das ist die Strafe.”
“Was für eine Strafe, für was?”, hakte Hidori nach. Es tat weh, er sollte endlich von ihr runter gehen. Das Gegenteil tat er und übte kurzzeitig noch mehr Druck aus.
“Dafür, dass ihr mir die Tour vermasselt habt”, antwortete Mark. Endlich nahm er das Bein von dem Mädchen, ergriff ihre Haare und zog sie daran hoch. “Hättet ihr euch nicht eingemischt, wäre der Master des weiblichen Saber jetzt tot gewesen”, erklärte er.
“Lass deine Pfoten von ihr!”, brüllte Lancer. Er griff Berserker an, doch dieser wich zurück. Der Servant stand zwischen ihm und diesen verdammten Master. Lancer hielt sein Speer neben sich. Eine Hand flach kurz unterhalb der Spitze haltend ließ er Energie hinein fließen.
Mark ließ das Mädchen los. Er entfernte sich sogar etwas von ihr. “Na los”, rief er seinem Servant zu.
“Ja, ist schon gut”, erwiderte dieser. Obwohl er mehrere Meter entfernt war, stieß er mit einem seiner Schwerter zu.
Nur knapp schaffte es Lancer mit einem Satz nach hinten der Spitze zu entgehen. Ein wenig gepiekst hatte er schon, aber viel wichtiger war, wie war das überhaupt möglich. Hatte sein Schwert eine größere Länge? Quatsch, das waren sicherlich fünf, sechs Meter. Kein Schwert konnte so lang sein. Berserker setzte nach, er sprang ohne Verstand auf Lancer zu. Dieser nutzte den Reichweitenvorteil seines Speeres und wollte damit direkt ins Herz stechen. Plötzlich verschwand ein Teil seiner Waffe. Ein stechender Schmerz im Rücken. Gerade so, konnte er mit dem Schaft beide Schwerter abblocken und Berserker einen Schlag verpassen. Hatte er sich gerade mit seinem eigenen Speer in den Rücken gestochen?
“Das ist Flash Air”, begriff Hidori. Das war ein Zauber, womit man Dinge verschieben konnte. Eigentlich nutzten nur wenige diesen.
“Im Prinzip ist das richtig”, bestätigte Mark dies. “An sich schwach, aber wenn man es richtig meistert, kann man damit sogar Servants besiegen. Oder, eigentlich besiegen sie sich selber.” Nun wollte er das Mädchen angreifen, doch hielt inne.
Hidori spürte, wie etwas ihre Wange langschliff. Es war spitz und schmerzte. Dann spürte sie etwas warmes die Wange runter laufen. Ohne hinzusehen betastete das Mädchen die Stelle. Plötzlich fing sie heftig an zu zittern. Woher kam der Schnitt? Mark hatte seinen Angriff doch gestoppt, oder nicht?
“Na nu? Du blutest, ohne dass ich dich angreifen muss”, wunderte sich Mark. “Das ist eine merkwürdige Strategie, selbstverstümmelung, bevor der Gegner einen besiegen kann? Oder wolltest du mich damit verwirren? Dann hat das nur halb geklappt, denn es kann mir doch egal sein. Ich bringe dich trotzdem um, oder sehe dir dabei zu wie du stirbst”, bekräftigte er seine Absicht. Er warf einen Kristall nach dem Mädchen.
Hidori stand auf, doch sie konnte sich nicht mehr bewegen. Ihr Körper war wie gelähmt. Sie fürchtete sich, irgendwie hatte sie geglaubt, dass sie schon klar kam mit den ganzen Kämpfen, solange sie mit ihrer Schwester zusammen war, dass sie bereit hierfür waren. Doch seit gestern wusste sie, wie naiv sie doch beide waren. Sie schloss die Augen, wartete auf das unvermeitliche. Sie hörte den Knall, doch außer eine Druckwelle, die sie umstieß, kam nichts. Verwundert öffnete sie die Augen.
“Mark Hoenigburg, ich habe nur eine Frage an dich”, erklang eine männliche Stimme. “Warum wolltest du mich damals töten?”
Saber wartete geduldig, doch entgegen seiner Aussage wurde es draußen dunkel und ihr Master kehrte noch nicht heim. Warum verspätete er sich? In Gefahr war er jedenfalls bisher nicht geraten. Dies würde sie sicherlich spüren. Es war auch nicht seine Art, lieber verkroch er sich irgendwo, als zu kämpfen. Trotzdem irgendetwas passierte, sie fühlte es. Resolut stand sie auf. Auch wenn er ein Feigling war und er diesen Krieg nicht gewinnen wollte, er war ihr Master. Ihr Rittercodex und auch ihre Ehre verlangten, dass sie ihn beschützte. Also verließ sie die Wohnung und begab sich auf die Suche nach ihm.
Ihr war kalt. Ihr Körper schmerzte überall, irgendetwas rieb an den Handgelenken und Füßen. Langsam wollte sie die Augen öffnen, um sich an die ihr unbekannten Lichtverhältnisse zu gewöhnen, doch plötzlich spürte sie einen schmerzhaften Druck in der Seite. “Au”, schrie sie und riss dann doch die Augen auf. Das Licht blendete sie, erst nach mehrmals blinzeln schaffte es Hikari etwas zu erkennen. Sie war in einen kargen Raum, die Wände waren steinern und doch stand mit etwas Abstand ein Sofa und ein passender Tisch. Dahinter war die Lichtquelle bestehend aus mehreren Kerzen auf goldenen Kerzenständern. Jemand lag auf der Couch. Er trug ein weißes Shirt und eine gelb, schwarz gemusterte Hose. Um den Hals trug er eine Kette aus goldenen Stücken, die Zapfen gleich kamen, sein Armreif war ähnlich gemacht. Beides passte zu der Farbe seiner Haare. Er stützte seinen Kopf auf eine Hand ab. Den Ellbogen auf die Lehne abgelegt. Ein Bein war angewinkelt. In der Hand hielt er ein Weinglas. Sie versuchte sich zu bewegen, von der Wand weg zu kommen, die sie im Rücken spürte. Vergebens, sie war mit schweren Eisenketten an der Wand festgemacht. Sie boten nur begrenzten Spielraum, doch sie musste hier irgendwie weg.
“Endlich wach?”, fragte der Mann.
Kein Zweifel, er war ein Servant. Hikari laß seine Werte, denn jeder Master war in der Lage zu sehen, wie stark ein Servant war. Leider konnte man nur eine grobe Aussage treffen, es fehlte auch die Geheimwaffe des Servants. Was diese war musste man schon herausfinden, wenn man aber die ganzen Legenden nicht kannte, dürfte dies sehr schwer werden. “Wo bin ich, was habt ihr mit mir vor?”, platzte es aus Hikari heraus. SIe wusste nicht wen sie gegenüberstand und es war ihr egal. Sie wollte hier weg, sie wollte zu Hidori. Ein böses Gefühl beschlich sie, ihre Schwester kämpfte und vermutlich war sie nervlich am Ende, wie sie selber es doch auch war. Allerdings wollte sie sich das nicht anmerken lassen.
Der Servant setzte sich auf. Er nippte kurz am Glas, bevor er es abstellte und vom Sofa runter ging. “Du bist doch ganz nett anzusehen”, meinte der Servant ohne auf Hikaris Frage einzugehen. Er ging um den Tisch herum.
Hikaris Augen weiteten sich, als sie begriff was er wohl vor hatte. Sie riss an den Ketten. “Bleib weg von mir, du perverses Schwein!”, rief sie so laut sie konnte. Dabei hatte sie den Blick gesenkt, den Ausdruck im Gesicht des Servant ließ sie erschaudern. Er zerfetzte sie regelrecht. Im nächsten Moment wich sie reflexartig zur Seite, so gut es ging. Trotzdem spürte sie wie etwas scharfes ihre Wange vorbei strich und ein Stück Haut abriss. Ihr Herz raste. Dieser Typ war hoch gefährlich. SIe sah gerade noch, wie das Schwert verschwand. Das war kein gewöhnliches Schwert. Es hatte eine große Macht. Wie geschaffen für Legenden. Sie waren wahrgewordenen Mysterien, die der Inspiration des Menschens entsprungen waren. “Noble Phantasm”, flüsterte sie. Jeder Heldengeist besaß so eine Waffe, oder eine Fähigkeit von vergleichbarer Macht. Doch er schoss die Waffe einfach so ab, als wäre sie unbedeutend?
“Du wagst es”, fuhr er das Mädchen an.
“Mein König, bitte zügelt euch”, erklang die Stimme eines Jungen. “Immerhin soll sie uns als Gefäß dienen.” Er war wohl der Master des Servants mit den goldenen Haaren. Mit höflicher Verbeugung näherte er sich seinem Servant. Wobei es eigentlich eher anders herum wirkte. Nun funkelte der Servant ihn an und für einen Moment dachte Hikari, dass er ihn augenblicklich ebenfalls mit seiner Waffe beschießen würde. Aber das blieb aus. Ob sie darüber froh sein sollte, konnte das Mädchen noch nicht sagen. Aber was hatte er da gerade gesagt?
“Was meinst du mit Gefäß?”, hakte Hikari nach.
“Der heilige Gral benötigt ein Gefäß, eine Hülle um erscheinen zu können. Und du bist dafür perfekt”, antwortete Takao.
Sein Servant drehte sich dann weg. “Ich werde mich auf mein Gemach zurückziehen. Fahr mit dem Plan fort.” Er nahm noch den Schluck aus dem Weinglas und verschwand dann eine Treppe rauf, die Hikari noch gar nicht bemerkt hatte.
“Was soll das? Was hast du mit mir vor?”, fragte das Mädchen weiter nach. Sie wusste nichts von einem Gefäß, die Information überforderte sie im Moment. Was soll mit ihr geschehen?
“Das heißt, du wirst quasi zum heiligen Gral. Die omnipotente Macht wird in dich fahren und dem Gewinner wird sein Wunsch erfüllt, so sieht es das Ritual vor”, erklärte Takao. “Du wusstest davon nichts”, nahm er zur Kenntnis. “Verständlich deine Blutlinie ist noch jung, euer Wissen gering.” Er machte einige Schritte auf Hikari zu und hob ihr Gesicht am Kinn hoch. “Ich kann aber schon verstehen, was dieser arroganteste Servant wollte.”
Hikari wünschte ihm die Krätze an den Hals, auch wenn sie es nicht aussprach. Dafür spießte sie ihn mit ihren Blicken auf, was ihn allerdings eher zu belustigen schien. Dafür biss das Mädchen im erstbesten Moment ihm in den Daumen.
Er zog sofort die Hand zurück. Er holte schon mit der anderen Hand aus, hielt aber in der Bewegung inne. “Wenn du glaubst, du kannst mich provozieren, dann hast du dich geschnitten”, entgegnete er ihr wütend.
“Wie es scheint, ist unser Gefäß widerspenstig”, erklang eine Stimme, Takaos Servant kam doch wieder runter, blieb aber auf der Hälfte der Treppe stehen.
“Hoffst du, dass deine Schwester und euer gemeinsamer Servant kommen und dich retten werden?”, fragte der Junge. Er konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. “Oh sie werden kommen, keinen Zweifel. Ich habe genug Hinweise verteilt, damit sie her finden können. Aber unser König dort oben auf der Treppe, er ist einfach der Stärkste”, verriet er. “Jeder Heldengeist hat seine Mythen, sein Geheimnis hinter seiner Stärke. Doch er hat unzählige davon. Du hast es doch sicher gespürt, die Macht, welche hinter dem Schwert steckte, oder? Von diesen hat er eine unzählbare Menge zur Verfügung.” Sein Grinsen wurde breiter, je mehr Hikari den Mut verlor. Die Miene seines Servant konnte sie nicht deuten. Der Junge drehte sich um und ging auf die Treppe zu.
“Wozu diente das jetzt?”, wollte dieser wissen.
Takao stieg die Stufen empor, hielt ein paar Stufen unter dem Heldengeist an. “Ich wollte einfach nur ihr die Hoffnung nehmen”, antwortete er. Dann ging er mit einer Verbeugung an ihm vorbei und verschwand nach oben. Der Servant schaute noch einen Moment auf Hikari, bevor er wieder verschwand.
Das Mädchen schaute ihnen hinterher mit wilder Entschlossenheit. Sie würde nicht aufgeben. Es gab sicher einen Weg hier raus, sie musste ihn finden. Wenn sie Hidori und Lancer eine Falle gestellt hatten, dann musste sie fliehen, bevor die Beiden diesen Ort fanden. Aber wie sollte sie das anstellen? Die Ketten waren schwer. Trotzdem, sie gab noch nicht auf.
“Was wolltest du?”, erwiderte Mark Hoenigburg. Ein junger Mann war erschienen.
“Du hast mich schon verstanden”, konterte der Angesprochene. “Warum wolltest du mich damals töten lassen?” Hidori konnte ihn nicht erkennen, da Mark die Sicht auf ihn versperrte. Aber die Stimme kam ihr bekannt vor. Ein wenig fühlte sie sich erleichtert, zwar konnte das Mädchen nicht wissen, ob der Andere ihr feindlich gesinnt war, aber zumindest stand sie nicht mehr alleine gegen Mark da.
Plötzlich sprang Lancer auf Mark zu, holte mit seinem Speer aus. Natürlich, Mark wurde abgelenkt, also konnte er seinen Servant einfach überwältigen. Der Mann sah jedoch nur schräg von der Seite hin. Die Spitze verschwand einfach. Sofort stoppte Lancer die Stoßbewegung. Wo war die Spitze seiner Waffe?
Hidori sah sich vorsichtig um, kurz hinter ihr war sie. Das waren nur wenige Millimeter, bevor sie von ihrem eigenen Servant aufgespießt worden wäre. Sie kroch schnell vom Speer weg. Lancer machte auch einen Satz nach hinten. Sofort wurde er wieder von Berserker angegriffen. Er sagte nichts, sein Blick verriet aber, dass er sich ganz dem Kampf widmete. Er war wie besessen davon. Lancer wollte den Angriff mit einem Schwung seines Speeres abwehren, doch wieder entstanden diese Portale und die Schwertspitzen streiften einmal über den Brustkörper des blauhaarigen Helden. Wütend sah er kurz mit den Augenwinkeln zu Mark rüber.
“Beantworte meine Frage”, forderte der Neuankömmling auf. Nun erkannte Hidori die Stimme und sah auch das Gesicht des jungen Mannes. Es war Sabers Master. Allerdings sah sie seinen Servant nicht. Von der blonden Frau mit dem verborgenen Schwert war nichts zu sehen. War sie jetzt vielleicht in ihrer Geisterform, damit sie jeder Zeit auftauchen konnte?
“Du willst wissen, warum ich dich damals töten lassen wollte?”, fragte Mark rethorisch nach, denn er begann zu lachen. Es war ein herablassendes, ekelerregendes Lachen. “Mach dich nicht lächerlich. Deine Eltern waren vielleicht noch Magier, aber du bist ein Nichts. Ich habe den Magikiller auf meine Cousine angesetzt. Aber so vernarrt wie sie war, wusste ich, dass es am Besten war dich zu benutzen um diese Schlampe zu erwischen”, antwortete er nachdem er sich etwas beruhigt hatte. Dafür entglitt nun Neros Gesichtszüge. Er ballte die Fäuste, doch Mark setzte noch nach. “Ich habe ihm alles erzählt, auch ihre Beziehung zu dir. Der Auftragsmörder fand es dann wohl am Besten, dich als Lockvogel zu benutzen. Sorry, aber du warst, bist und wirst immer wertlos sein.”
“Warum?”, hakte Nero weiter nach. Hidori konnte regelrecht spüren, wie er kurz vor dem Ausrasten war. “Warum wolltest du sie töten?”, brüllte er nun.
“Ganz einfach, ich wollte sie aus dem Weg haben”, antwortete Mark ruhig. “Ich wollte ihr Siegel haben und hatte alles vorbereitet. Doch kurz bevor ich es bekam, hatte sie es mit den letzten Kräften irgendwie noch dir übertragen. Du Dieb, das gehört mir. Gib es mir zurück!”, forderte er nun. Hidori konnte sein Gesicht nur von der Seite sehen, doch dort stand der Wahnsinn geschrieben. Das Mädchen erschauderte bei dem Anblick. Doch plötzlich spürte sie magische Energie. Nero stürmte los. Im nächsten Moment verschwand er scheinbar und erschien direkt vor Mark, schlug ihm mit voller Wucht eine Faust ins Gesicht. Der Schlag warf Mark einige Meter zurück. Hidori konnte nur staunend auf dem Boden kauern. Wie konnte er so schnell werden. Selbst mit Breathing and Walking war man nicht so schnell, dass war ja fast wie eine Teleportation. Dann auch noch die Kraft des Schlages. Mark jedenfalls wich erst Mal zurück und an die Seite seines Servants. Er schien selber kurz verwirrt. Doch dann fing er sich schnell wieder. Just in dem Moment tauchten zwei Mädchen auf. Sie hatten dunkle, vermutlich schwarze Haare, ihre Augen jedoch leuchteten förmlich, die Iris war grün gefärbt.
“Wir haben die Barriere aufgestellt, diesen Ort findet keiner mehr Master”, berichtete eines der Mädchen. Vom Körperbau her waren sie höchstens vierzehn. Doch die Stimme der Einen klang so merkwürdig monoton, so unmenschlich. Das waren sicherlich Homunkulus und beide scheinbar sehr bewandert in Magecraft.
Also zwei Gegner mehr. Hidori kauerte weiterhin auf dem Boden. Die Lage wurde für sie nur aussichtsloser. Solange Neros Saber nicht gleich auftauchte, waren sie in der Unterzahl. Sie verzweifelte so langsam. Auch wenn Lancer wieder an ihrer Seite war. Er hatte seinen eigenen Speer in den Rücken bekommen und mehrere Treffer durch Berserker abbekommen. Außerdem konnte Mark mit seinem Flash Air alle Angriffe umlenken. Langsam stahl sich eine Träne über ihre Wangen.
“Alles okay bei dir?”, fragte Nero und reichte ihr eine Hand. Es sah auch für ihn nicht gut aus. Saber war nicht hier und wenn es stimmte, was das dunkelhaarige Mädchen sagte, dann würde sie auch nicht hier her finden. Außerdem sah Lancer nicht danach aus, als konnte er noch lange durchhalten.
Hidori nahm die Hand an. Auch wenn sie wenig Hoffnung hatte. Mit Neros Hilfe stand sie auf. “Wie geht es dir Lancer?”, fragte das Mädchen, sie wollte Nero nicht antworten. Sie traute sich nicht ihm zu antworten.
“Das sind doch nur Kratzer”, antwortete ihr Servant fast schon beleidigt. Dann wendete er sich an Nero. “Hey, danke dafür.”
“Ich zahle nur meine Schulden”, versicherte der junge Mann. “Ihr habt mich gerettet, ich hab euch gerettet. Wir sind damit quitt.”
Plötzlich stürmte Berserker auf sie zu und Lancer nahm sofort ihren Kampf wieder auf. Auch die beiden Homunculi griffen an. Mark hielt sich zurück. Natürlich, er ließ ja sowieso immer andere die Arbeit machen, dachte sich Nero. “Hey, was für Magecraft kannst du?”, fragte der junge Mann an Hidori gewandt, ohne die Homunculi aus den Augen zu lassen. Sie formten scheinbar Waffen aus irgendetwas, Alchemie also.
“Also, ich”, druckste sie herum. Konnte sie diesem Nero wirklich vertrauen? Sie wusste ja, dass es eigentlich keine Wahl gab. Entweder sie versuchten es und wehrten sich, oder würden gleich sterben. Hidori fühlte sich einfach ohne ihre Schwester unwohl.
Nero wusste, dass sie ohne weitere Hilfe Probleme bekommen würden. Aber wenn die Barriere auch nur teilweise das tat, was sie sollte, dann würde Saber zumindest lange brauchen um hierher zu finden. Er schielte zu den Symbolen auf seiner Hand. Das war wohl einer der Momente, wo man einen davon verwenden sollte. “Komm zu mir Saber”, sagte der junge Mann leise und ließ Energie durch die Command Spells fließen um einen der Drei zu aktivieren. Dann machte er sich bereit zu kämpfen. Keine Ahnung wie lange es dauern würde, bis sie hier war.
Da ich hier in einem Schreibrausch war, ist das neue Kapitel schnell fertig geworden. Viel Spaß damit.