"Ja, jetzt wo ich zweimal geimpft bin, kann mir nicht mehr viel passieren. Jetzt will ich auch bitte alle meine Rechte zurück und mich wieder mit Leuten treffen, wann und wo und mit wie vielen. Ich habe keinen Bock mehr auf Einschränkungen".
Ich denke, dass das nach der Zeit, in der wir uns in einem Tanz aus Lockdown/Ver- und Entschärfung von Maßnahmen auch eine völlig normale Reaktion ist. Völlig unabhängig vom Impfstatus sind die Menschen einfach müde und ich kann es keinem verdenken. Dazu und auch dazu:
Zitat von PhoenixfighterDas häufigste Argument von Geimpften war meiner Meinung nach auch nicht "dann bin ich geschützt vor Corona" sondern "dann kann ich endlich wieder in Urlaub fahren oder anderen Aktivitäten nachgehen"
Ich persönlich habe mich jetzt auch nicht unbedingt impfen lassen, weil ich mich vor der Krankheit schützen wollte, sondern nunmal auch, weil ich mir schon gedacht habe, dass irgendwann Druck auf alle Ungeimpften ausgeübt werden wird. Und ich möchte auch im Herbst in keinen Lockdown mehr. Und da sind wir auch am für mich entscheidenden Punkt.
Ja, Geimpfte können sich infizieren und auch das Virus weiterhin übertragen. Jetzt kommt das ABER und das haben nicht nur im Thread viele falsch verstanden, sondern auch Karl Lauterbach gestern Abend bei Sandra Maischberger einfach komplett falsch wiedergegeben. Die Viruslast ist in fast allen fällen niedriger. Von einem geimpften, der sich infiziert geht nicht pauschal das gleiche Risiko wie von einem Ungeimpften aus, auch nicht bei Delta. Es handelt sich laut aktueller Erkenntnisse hierbei um sog. "Impfdurchbrüche":
Ein sogenannter Impfdurchbruch liegt vor, wenn jemand sich trotz vollständiger Immunisierung mit Sars-CoV-2 ansteckt und auch Symptome wie Fieber, Husten, Kurzatmigkeit oder Geruchs- und Geschmacksverlust entwickelt. Vollimmunisierte, also doppelt geimpfte Menschen erkranken deutlich seltener, die Infektionszahlen in dieser Gruppe steigen aber. An sich kommt das aber nicht unerwartet, denn keine Impfung bietet hundertprozentigen Schutz.
In Österreich betraf das laut obigem Artikel (Stand 11.08.21) 1656 Personen. Und angesichts der Infektionen bis zu diesem Zeitraum eine Rate von 0,6% (266.411 Infektionen insgesamt). Außerdem legt eine aktuelle Studie aus Israel nahe, dass es gerade die vulnerablen Gruppen (Ältere, Immungeschwächte) sind, bei denen diese Impfdurchbrüche auftreten. Und da wird ja gerade auch geschaut, ob eine dritte Impfung die Immunantwort eventuell boostern kann und somit diese Rate herabgesenkt werden kann. Weiterhin sinkt die Viruslast wohl nach aktuellen Studien aus den USA und Singapur auch deutlich schneller ab, als bei Ungeimpften.
Laut einer israelischen Studie kommt da noch dazu, dass sehr viele geimpfte Infizierte an diversen Vorerkrankungen, wie Bluthochdruck, Diabetes, Herz-/Lungenleiden, Krebs oder Demenz leiden (Quelle)
Ich bin ein absoluter Gegner davon, dass Ungeimpfte komplett ausgeschlossen werden oder Schnelltests ab sofort selbst getragen werden müssen, speziell da gestern im ZDF berichtet wurde, dass der AG-Schnelltest Delta sehr präzise erkennt. Dennoch muss man als Ungeimpfter mit der Tragweite seiner Entscheidungen leben. Wir werden auf kurz oder lang nicht vermeiden können, dass sich diese Bevölkerungsgruppe quasi durchseucht. Und das einzig effektive Mittel, um eben eine schwere Infektion zu vermeiden ist und bleibt die Impfung. Und auch wenn wir mit Delta voraussichtlich keine vollständige Herdenimmunität erreichen können: Je mehr Leute sich impfen lassen, desto weniger Infektionsketten, die am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit bei Ungeimpften enden, entstehen so.
Einige Bundesländer, inklusive BW wo ich auch lebe haben mittlerweile einen vernünftigen Weg (abgesehen von der Abschaffung der kostenfreien Tests) eingeschlagen: Die Inzidenz spielt unter Berücksichtigung der 3Gs für das öffentliche Leben keine übergeordnete Rolle mehr bei Maßnahmen. Viel eher werden Infektionsverläufe und Intensivbettenbelegung in den Fokus gerückt, ansonsten gibt es aber keine Personenbeschränkungen etc mehr (Quelle). Das einzige was mich daran ein wenig stört ist die Rolle jener, die sich wirklich nicht impfen lassen können, zwar gelten für diese Menschen Ausnahmen, was das Bezahlen von Tests angeht, aber das ist mir persönlich nicht ganz durchdacht. Ich meine, natürlich würde ich mich freuen ein Wintersemester an der Uni zu erleben, wie es "früher" war. Aber auch ich habe Komillitoninnen und Komilitonen aus vulnerablen Gruppen und vermute mal, dass Vorlesungen bspw. nicht weiterhin zweigleisig angeboten werden..