Hier ein ReUpload der ersten Kurzgeschichte.
Dann ist der Startpost nur für Links gedacht
Der Pakt mit dem Teufel
20:48 Uhr am Samstag 27.10.
So langsam machte der kommende November sich bemerkbar.
Über den Ständen des Oktobermarktes der über eine Strecke von fast dreihundert Metern lang war hing ein buntes Lichtermeer von Laternen. Weißer Dampf stieg von den Imbissbuden an den Hauswänden hinauf und durch die Girlanden hindurch in den Himmel empor.
Zahllose Massen an Menschen trieben sich zwischen den Verkaufsständen herum. Der Markt war so aufgebaut, dass an den Seiten der Straße mehrere Stände entlang der Hauswände waren und auch in der Mitte sich welche befanden.
Am frühen Nachmittag hatte es in dieser Gegend geregnet, mittlerweile verzog sich sogar langsam der Graupel. Broschüren und Werbeblätter klebten an dem nassen Asphalt. Melnik wehte der Wind um die Ohren. Die Kälte biss durch seine Jeans in die Waden.
Ihm gegenüber stand eine junge Frau mit langen rotbraunen Haaren. Sie lagen glatt an ihrem Kopf herunter. Ihr Gesicht und der Pony versteckten sich hinter einer großen Kamera die sie in ihren Händen hielt. Unter der dicken Jacke die sie trug verbarg sich ihr zierlicher Körper, fast zwei Köpfe kleiner als Melniks.
Sein kurzes braunes Haar und der starre Blick der wie angetrocknet vorne an seinem Kopf hing hatte ihren Blick gefangen. Der Dreitagebart und die grauen Augen mit der blassen Haut im Einklang ließen ihn mit schon wenig Vorstellungsvermögen einer wandelnden Leiche gleichen.
Das Portrait dieses Mannes wirkte durch die Linse der Kamera gar apokalyptisch und machte aufgrund dessen ein perfektes Bild für die neue Kollektion der Frau. Passender Weise nannte sie diese nämlich „Die moderne Endzeit“.
Die Frau nahm die Kamera herunter als Melnik das Klicken vernommen hatte und sie ansah. Die Zeit schien still zu stehen in diesem Moment wo ihre Blicke einander das erste Mal trafen. Sie präsentierte ihm ihr schmales Gesicht mit der leicht spitzen Nase und den verhältnismäßig großen Augen.
„Schöner Mantel.“, sagte sie zu ihm damit die Situation nicht zu peinlich angehaucht war.
Melnik hatte sich diese junge Frau schon oft ins Visier genommen und war deswegen die letzten Tage hier her auf den Oktobermarkt gekommen. Einfach nur damit er ihr eventuell auffiel.
„Ja, schöner Mantel.“, wiederholte er fast still.
08:26 Uhr am Dienstag 30.10.
Die Frau hieß Sara. Heute war der vierte Tag an dem Sie sich mit Melnik treffen wollte. Er kam seinem Ziel dadurch immer näher. Langsam ließ sie ihn immer weiter in ihr Leben hinein.
Er griff in seine Manteltasche und kramte eine Schachtel Zigaretten hervor. Sara ließ auf sich warten. Also dachte er daran noch einer dieser Teufelsstangen zu vernichten.
Er nahm die Zigarette in den Mund und knipste das Feuerzeug an. Die Luft die er durch den Tabak und die am Ende tanzende Flamme an sog war heiß. Den ersten Zug paffte er also nur. Beim Zweiten mischte sich der heiße Rauch mit der kalten Luft und füllte seine Lunge. Durch die Nase stieß er sie wieder heraus.
Ein weiteres Mal knipste Saras Kamera. Dieses Mal glich ihre Verabredung einem wilden Stier, der sogleich mit der Hufe scharren würde. Mittlerweile machte sie die Bilder ihres persönlichen Ghuls aber nicht für die Ausstellung, als mehr nur für sich.
Die Kamera sank wieder und das liebliche Gesicht kam erneut zum Vorschein. Melniks Knie wurden weich wann immer sie dies tat und er in ihre unberührte Jugendlichkeit sah. Ein Schauder lief ihm in Anbetracht der unantastbaren Schönheit den Rücken herunter, dabei waren die Beiden im gleichen Alter, knapp Mitte zwanzig.
„Gehen wir?“, fragte Sara ihn.
Ihre Stimme war zart und still. Es klang wenn sie sprach ein wenig so als würde sie heiser durch ein Rohr sprechen und ihre Lippen bewegten sich kaum. Melnik nickte ihr zu.
Daraufhin gingen die Beiden los um den vorletzten Tag des Oktobermarktes auf diesem zu verbringen, auch wenn sie dies die Tage davor genauso getan hatten. Eigentlich redeten sie kaum miteinander. Ihr Austausch fand auf einer viel mehr spirituellen Ebene statt und dennoch verstanden sie einander prächtig. Er folgte ihr während sie Fotos schoss. Natürlich verließen sie die Straße mit dem Markt auch und wagten sich in dunklere Gassen um Schnappschüsse perfekter Szenen für die Ausstellung zu ergattern.
Heute war der erste Tag an dem sie weiter gingen. Wortlos führte Sara ihre Begleitung durch die Straßen bis zu einem Atelier. In eben diesem war auch die junge Fotografin angestellt. Ihre Chefin und zwei andere Künstler waren ebenfalls vor Ort. Auch hier verstand man sich miteinander ohne miteinander zu sprechen. Simple Gesten wie das Nicken zu Begrüßung oder die Wegweisung mit dem gesamten Arm reichten aus um sich verständlich auszudrücken.
Sara schlenderte mit Melnik rechts herum. Der Weg führte an Malereien vorbei, welche von einem ihrer Kollegen angefertigt wurden. Auf ihnen waren Menschen zu sehen, obskur gezeichnet und scheinbar dabei zu sterben. Mit „Zerstöre mich“ hatte der Maler den Selbstmord von Evelyn McHale in ein völlig neues Licht gebracht.
Anstelle des verbeulten Autodaches lag sie auf einem gespannten Tuch aus Seide und ihr roter Rock und die Jacke bestanden aus den schönsten Rosen die man sich erdenken konnte. Zu ihren Füßen hatte der Künstler das Empire State Building als eine Art Dorn und von der Spitze lief das Blut der Toten. Am ersten Mai 1947 hatte sie sich von diesem in den Tod gestürzt.
Auf dem Foto, welches ein Fotografiestudent vier Minuten nach ihrem Tod geschossen hatte, sah die junge Frau aus als wäre ihr Körper absolut unberührt von der Tragödie. Die Beine waren überkreuzt, das Gesicht friedlich und ein Arm in vollkommener Ruhe angewinkelt. Viel mehr sah sie aus als würde sie schlafen.
Aber um sie herum sah man dennoch die zerstörerische Kraft die sie mit ihrem Sturz hervor gebracht hatte. Das Metall der Limousine war gebogen wie Laken die sie präsentieren wollten und Glassplitter lagen herum.
Den Berichten zur Folge fiel ihr Körper aber auseinander als man sie bewegen wollte. Die inneren Organe waren Nichts mehr als ein Haufen Brei der flüssig in den gebrochenen Knochen umher schwappte.
Den Titel hatte der Künstler bewusst gewählt. Evelyns Wunsch war es, dass ihr Körper der Öffentlichkeit und vor allem ihrer Familie nach dem Akt des Suizids vorbehalten wurde. Ihr Wunsch war nie in Erfüllung gegangen.
Sara führte Melnik weiter in Richtung ihrer Ausstellung, auch wenn alles hier ein wenig von der modernen Endzeit handelte. Fast schon wie als hätte man ihn gekrönt stand sein Bild, welches Sara zu aller Erst von ihm geschossen hatte, wie auf einem Podest an einer dünnen Wand in der Mitte des Raumes. Es war das größte Bild in ihrer gesamten Kollektion und fiel dementsprechend auf.
Nun stand das Modell, welches sich bereit erklärt hatte seine Seele für dieses Bild zu verkaufen, direkt davor. Melnik war nicht sicher ob er dies bereuen musste oder gut dabei weggekommen war.
Sein Blick fiel auf Sara, welche ihn förmlich anstarrte.
15:18 Uhr am Sonntag 04.11.
Sara öffnete die Tür für Melnik. Er durfte sie endlich zuhause besuchen. Das Hochhaus in dem sie wohnte lag genau in der Straße in welcher auch der Oktobermarkt gewesen war. Das ganze lag ungefähr einen halben Kilometer von dem Atelier entfernt in dem sie arbeitete.
Ein Hund mit schlappen Ohren kam ihm entgegen. Sara hatte kurz von diesem erzählt, ein Basset den sie Peterson nannte. Mittlerweile mochte Melnik Sara schon irgendwie, aber sein Ziel durfte er dennoch nicht aus den Augen verlieren.
„Komm rein.“, sprach ihre heisere Stimme.
Melnik tat was sie verlangte und betrat die Wohnung. Sie befand sich im sechsten Stock. Innen streichelte er Peterson, dieser wendete sich ihm aber schnell ab. Sein Interesse war schneller verschwunden als es aufgekommen war. Sara und Melnik umarmten einander nicht, irgendwie passte es nicht. Sie sahen einander nur für einen Augenblick an bevor er seinen Mantel an einen Haken hing.
„Ich mag deinen Mantel.“, sprach Sara während sie mit der Hand über das schwarze Fließ strich.
Melnik lächelte lediglich, er wusste das immerhin. Sie erwähnte es jeden Tag einmal, es war fast eine Tradition geworden. Genauso wie die plötzlichen Schwächeanfälle wenn er sie sah. Seine Knie waren sobald die Tür geöffnet war wieder am zittern gewesen.
Die Beide traten aus dem kleinen Flur nach links in eine genauso kleine Küche. Diese Wohnung war keinesfalls für zwei Personen gedacht. Es war schon unbegreiflich wie Sara mit einem Hund hier leben durfte. Sie setzte Wasser zum Kochen auf. Am Vortag, als sie sich getrennt hatten mit Wangenküssen, hatte sie ihm einen Tee versprochen. Auf dem kleinen Tisch, der an der Wand befestigt war sodass man ihn einklappen konnte, war ein Teller mit Keksen. Melnik saß auf einem Hocker an diesem Klapptisch.
Das schwache Licht der einzigen Glühbirne die den Raum erleuchtete flackerte etwas. Sara saß dem jungen Mann gegenüber und lehnte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch um ihren Kopf abzustützen. Sie lächelte ihn an.
Melnik versank förmlich in den fast nicht normal geweiteten Pupillen. Ihre Iris war hellgrün, fast schon giftig wirkend. Als das Wasser fertig war tischte sie den Tee auf. Feinster Sencha aus Fernost, gekauft in einem edlen Teezubehörladen.
Der fast durchsichtige Dampf sammelte sich in dem freien Raum zwischen der Wasseroberfläche und dem Rand der Tasse und bündelte sich dann um leicht wie eine Feder hinauf zu tänzeln. Er beobachtete wie das Wasser in seinem gasförmigen Zustand vor Saras Gesicht hin und her schwankte und aufgrund der Atmung auch vor und zurück.
Seine Nase erfüllte ein blumiger Geruch mit einem Beisein von Apfel. Melnik wusste nicht genau was er tun sollte und vor Allem wie es weiter gehen sollte. Er bekam einfach nicht das was er von ihr wollte und noch dazu fiel es ihm immer schwieriger dies zu wollen.
Er und Sara schwiegen einander weiter an, fragten kurze Fragen die nicht von Bedeutung waren und kein längeres Gespräch entfachen würden. Es blieb zum Großteil so still wie immer. Dennoch verstanden sie einander fast perfekt.
19:24 Uhr am Mittwoch 21.11.
Melnik griff in seine Tasche und kramte nervös seine Zigaretten hervor. Zitterig steckte er sich eine in den Mund, was nicht bloß aufgrund der Kälte so war. Den ersten Zug paffte er, der zweite wärmte ihn wieder von innen.
Melnik stand an einer Busstation, grundlos und auf Nichts wartend. Ihm gegenüber war die Straße in der Sara wohnte. Bald war ein Monat verstrichen und er hatte es immer noch nicht geschafft. Die erste Zigarette war schnell dahin, eine nächste folgte sogleich. Die Leute mieden ihn, seine Ausstrahlung beunruhigte sie. Um Melnik war ein relativ großer Bogen entstanden. Als er die dritte Zigarette aus der Schachtel entnahm stoppte er kurz. Zum Kettenraucher wollte er eigentlich nicht werden, auch wenn er nicht wirklich viel Angst um seine Gesundheit hatte. Der Gedanke an Sara ließ ihn aber erschaudern und er knipste sein Feuerzeug erneut an. Dieses Mal sog er sogar die gesamte Hitze des ersten Zuges in sich hinein und spürte wie die Spitze seiner Zunge fast verbrannte. Schnell blies er den Rauch wieder in die Luft.
Heute musste es geschehen, er musste endlich Alles in Taten umsetzen was er sich vorgenommen hatte. Es war genug Zeit verstrichen, zu viel sogar. Sein Ziel lag zum Greifen nah, die ganze Zeit schon. Aber er hatte ja warten müssen und wollte, dass sie es aus sich raus lässt, dass sie ihm gibt was er von ihr brauchte! Die Geduld die er gezeigt hatte plagte ihn nun und die Nähe die er zu ihr aufgebaut hatte stand all dem im Weg. Doch es gab kein Entrinnen, dem musste er sich stellen oder die Konsequenzen mit sich selbst ausfechten. So oder so konnte es für einen von ihnen nicht enden, warum sollte er dann also nicht alles zu seinem Vorteil machen?
Melnik trabte los, einfach über die Straße hinweg. Hupende Autos bremsten scharf oder wichen aus, andere ignorierten ihn einfach und fuhren weiter auf ihn zu. Keiner erwischte den Draufgänger und es passierte auch Niemandem etwas. Es war als würde eine seltsame Macht ihn schützen und leiten. Doch kein Schutzengel hätte ihn dort hingebracht, nicht unter diesen Umständen. Widerwillig setzte Melnik einen Fuß vor den anderen und warf den Stummel seiner Kippe beiseite. Das Haus in dem Sara saß und gerade vielleicht zu Abend aß war nur wenige Meter entfernt.
Entschlossen betrat er das Gebäude durch die Glastüren. Die Fliesen an den Wänden und auf dem Boden waren im Erdgeschoss als auch sonst überall eingerissen und der gesamte Zustand dieser Örtlichkeit ließ zu Wünschen übrig. Mit Graffiti hatte man hässliche Schriften an die Wand gesetzt, Zahlen, Buchstaben und Pseudonyme derer die sich trauten sich ein solches zu geben. Das Ansehen unter Kollegen der Straßenbanden war dann natürlich gesteigert und man nannte sich im Augenschein von Gegnern krass, wenn nicht sogar am krassesten. Im Treppenhaus roch es nach Urin und die Neonröhren flackerten wie die Glühbirne in Saras Küche.
Melnik nutzte den engen Aufzug, welcher nach jedem erreichten Stockwerk einmal polterte. Die Türen musste man selbstständig öffnen und schließen, was diesen Schauort zu einem beliebten Ort für Selbstmorde machte. An den Scharnieren und der Seite einer Tür klebte sogar noch etwas angetrocknetes Blut. In einer Ecke lag ein volles Kondom herum, zusammengeknotet natürlich. An den Holzwänden waren billige Nachrichten mit den Handy oder Wohnungsnummern der ansässigen Huren. Schmutzige und vergeblich lustige Sprüche waren neben Zeichnungen von Penissen hier zu finden. Der Spiegel an der Wand gegenüber der Türen war zerkratzt und ein paar Risse zogen von einem kleinen Punkt in der Ecke über ihn.
Mit einem starken Ruckeln blieb der Aufzug im sechsten Stockwerk stehen und Melnik trat heraus. Über eine weitere Tür gelang er aus dem Treppenhaus in einen langen Gang. Der Teppich hier war rot und an einigen Stellen dunkler. Die Tapete war teils von den Wänden gezogen oder bekritzelt.
Die erste Wohnung hatte keine Tür. Man konnte durch den kurzen Flur hinein sehen, direkt in die Mitte des Schlafzimmers wo eine Matratze lag. Bei seinem diesmaligen Besuch war die wohnhafte Frau gerade nicht am Arbeiten wie sie es sonst immer mal tat.
Im Türrahmen der nächsten Wohnung stand eine rauchende Diva mit langem Glimmstängel. Sie war dünn, blass, hatte volle Lippen und einen Leberfleck neben dem Auge, wobei das auch die übertrieben aufgetragene Schminke sein konnte. Ein flauschiger Schal lag über ihre Schultern. Eine Matratze lag an die Wand gelehnt in dem Flur und ein dickerer Typ saß hinter einem Tisch in dem nächsten Türrahmen.
„Brauchste Stoff?“, fragte er mit kratziger Stimme als Melnik vorbei ging.
Die nächste Wohnung gehörte Sara, schnell eilte er zu der Tür und klopfte an. Melnik stellte sich so vor die Tür, dass sie ihn durch den Spion sehen konnte. Kurze Zeit später hörte man wie sie den Schlüssel im Schloss der Tür drehte und schon ließ sie ihn herein.
Als sie ihm öffnete betrat er schnell die Wohnung. Für ihn war es kaum verständlich wie eine solche Blüte wie sie in einer solchen Mülldeponie hauste. Wieder sahen sie einander an, wortlos und sie lächelte. Melnik brachte es nicht über das Herz, sein Ziel musste noch etwas länger warten.
16:32 Uhr am Dienstag 27.11.
Melnik saß wieder bei Sara in der Wohnung. Nun war es schon einen ganzen Monat her seit er sie das erste Mal getroffen hatte. Sie saß vor ihm und lächelte wieder mit großen Augen. Ein weiteres Mal beobachteten sie sich nur. Sein Herz schlug stark und es fiel ihm fast schwer zu atmen. Melnik hatte schnell festgestellt, dass Sara mehr als einen Antagonisten in seiner Geschichte darstellte. Sie war in sein Leben getreten und wurde zu einem Schlüsselcharakter. Sie war dabei ihn zu verändern und das war das Schlechteste was passierte.
Der gesamte Prozess hielt sich daran auf, dass er sich an ihr aufhielt. Es durfte so nicht weiter gehen, er musste dem Ganzen ein Ende setzen. Der Wasserkocher war fertig, der Schalter klackte um und es war aus. Die Wortlosigkeit gefielt Melnik eigentlich. Sara stand auf um die Tassen zu befüllen. Er wartete einen Augenblick bevor er etwas tat.
„Wir müssen sprechen. Richtig reden, miteinander.“, sagte der junge Mann zu Sara.
Diese blieb einen Moment ruhig und bewegte sich kein Stück, es war als hätten diese Worte in ihr unglaubliche Gefühle geweckt. Ihre Ausstrahlung war mit einem Mal düster und nicht mehr so reizend wie zuvor. Mit einem Mal war Melnik ganz wohl dabei sich von ihr zu distanzieren.
So zierlich wie sie war war es auch leicht ihre Schale und vor allem sie zu brechen.
„Warum tust du mir das an?“, Sara klang leicht weinerlich.
Der junge Mann bekam es ein Stück weit mit der Angst zu tun. Er stand auf und ging in den Flur während sie noch dort stand. Ein wenig drehte sie sich weg, sodass ihm ihr Rücken zugewandt war. Melnik zog sich seinen Mantel an und griff zu einer versteckten Innentasche.
„Teufel schickt mich.“, erklärte er.
Es war wieder still. Langsam drehte Sara ihren Kopf zu ihm. Ihr Hals streckte sich leicht und verrenkte sich sogar so sehr, dass sie geradewegs über ihre Schulter blicken konnte. Ihre Augen waren aufgerissen und wirkten deshalb um einiges größer als normal. Die Wangenknochen waren angespannt, sie biss sich auf die Zähne. Es sah ein wenig so aus als würde ihr Gesicht langsam faltig werden. Die Arme und jeder einzelner Finger war ausgestreckt.
Während Sara sich langsam umdrehte und Melnik mit ihrem Blick fast durchbohrte wuchsen ihre Gliedmaßen und sie knallte mit dem Rücken gegen die Decke. Auch ihr Hals war in eine unermessliche Länge gewachsen und die glatten Haare fielen an dem angespannten Gesicht vorbei in die Lehre. Mit sehr langsamen Bewegungen streckte sie die dürren Finger nach Melnik aus um ihn zu greifen. Sara war wütend und traurig. Sie hatte diesem Mann vertraut und er hatte das ausgenutzt. Das sollte er zu spüren kriegen, doch aus irgendeinem Grund wollte sie ihm aber auch nicht schaden. Sie atmete schwer während ihre Haut immer mehr auf Spannung geriet und die Knochen in die Länge wuchsen. Ihre Muskeln zerrten sich und sie wurde immer dürrer.
Das war sein Ziel, Melnik hielt noch etwas inne. Er musste es tun, das war der Deal damals. Er lebt in seinem Schutz und jagt dafür die Dämonen die ihn einst heimgesucht haben.
Aus der Innentasche zog der junge Mann eine Schusswaffe und richtete sie auf Saras Kopf.
„Warum tust du mir das an?“, wiederholte sie mit ihrer Stimme. Doch dahinter hallte noch eine weitere Stimme, grausig anzuhören. Sie kratzte an der zarten und drang durch die Risse hervor, fast unverständlich. Melnik drückte ab und eine Kugel bohrte sich durch Saras Kopf.
Die Patrone blieb in Diesem stecken und Sara taumelte sofort leblos zurück. Ihr Körper hörte schlagartig auf zu wachsen und regte sich nicht ein Stück. Der junge Mann machte kehrt und steckte sich eine Zigarette an, jetzt konnte sie ja nichts mehr dazu sagen. Peterson tippelte von der Seite an. Ihm tat der Hund leid, also beugte er sich zu ihm nieder und begann den Kopf zu streicheln.
So war der Deal.