a) Das betrifft nur das mittlere Einkommen. Gesamt gesehen sind immer noch weit mehr Asiat*innen in America unter der Armutsgrenze, als weiße Menschen.
Das stimmt nicht. https://www.census.gov/library…ns/2021/demo/p60-273.html
8,2% der Weißen lebten 2020 unter der Armutsgrenze, gegenüber 8,1% der Asiaten.
ZitatWie Sunaki korrekt sagt: Nein, die Lösung "Hmm, irgendwie funktioniert das System nicht und diejenigen, die an der Spitze stehen profitieren von unserem Leid, aber wir haben keine Mittel sie zu erreichen" ist nicht einfach. Eine systematische Änderung zu erzeugen ist nicht einfach. Es ist das genaue Gegenteil.
Für "die Rechten" stehen doch genauso "unerreichbare" Politiker, Bürokraten und Kapitalisten "an der Spitze" als ihre Gegner fest.
ZitatDer Kern von Keynes Wirtschaftsphilosophie ist, dass der Staat in die Wirtschaft investieren muss, bspw. durch Infrastrukturprojekte, und in diesem Sinne Geld in die Hand nehmen muss, um in einer Rezession Armut und Arbeitslosigkeit und damit eben auch der Teufelsspirale entgegen zu wirken. Denn, so erkennt Keynes, je mehr Leute von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind, desto weniger Geld ist in der Ökonomie und desto weniger Geld wird ausgegeben, was die Rezession verstärkt. Wie gesagt, Teufelsspirale. Entsprechend, so Keynes, muss der Staat entgegen wirken. Er schlägt dafür finanzielle Unterstützungen für die Arbeitslosen und Arbeitsunfähigen Menschen vor, wie eben auch das staatliche Schaffen von Jobs. Wie gesagt, Infrastrukturprojekte.
Der "Keynesianismus" hat aber das fundamentale Problem, dass er ein System reguliert, das von Menschen beherrscht wird, die die Mittel haben, diese Regulationen zu umgehen.
Dass der Staat sich manche Industrien vorbehalten sollte (etwa die Wasserversorgung), sehe ich genauso. Aber wie viele und welche, darüber kann man wohl diskutieren.
ZitatAber der Kern ist = Staatliche Ausgaben sind notwendig, um Rezessionen entgegen zu wirken.
Etwas, das nachgewiesener Weise funktioniert.
Der "Keynesianismus" hat aber auch zur Stagflation der 70er in den USA und Großbritannien geführt, in der sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Inflation hoch waren, im Gegensatz zu Keynes' These, diese seien invers zueinander ("Philips-Kurve"). In Deutschland hat sich unter "keynesianischer" ökonomischer Politik damals die Arbeitslosigkeit verfünffacht.
ZitatNein, die Chicago School hat nie gut funktioniert. Sie hat ausnahmslos überall wo sie umgesetzt wurde, zu politischer Stabilisierung geführt, wurde aber wieder und wieder von den USA (speziell unter Leitung von Ökonom Milton Friedman) durch Coups in verschiedensten Ländern der Südhalbkugel durchgesetzt, was ein zentraler Faktor darin ist, warum diverse dieser Länder eben heute in permanenter politischer Destabilisierung leben.
Ich will mich eigentlich für meine Ansichten nicht auf diesen Zusatz "Chicago School" festlegen (tu dixisti). Ich finde einige soziale Unterstützung durch die Regierung, etwa im Bereich der Krankenversicherung oder des Arbeitslosengeldes, durchaus gut, vielleicht bin ich insofern ja "Keynesianer". In den USA ist ohnehin seit ca. 1990 wieder der "Keynesianismus" (wenn man den als Interventionismus versteht) auf dem Vormarsch, von links wie von rechts; sowohl George W. Bush als auch Obama haben ausgesprochen interventionistisch regiert; aber das durchschnittliche Haushaltseinkommen sank unter Obama von $55627 2007 auf $51017 2012. Übrigens lagen auch unter der "Chicago School", womit wohl in den USA "Reaganomics" gemeint ist (hat die eigentlich die USA "politisch destabilisiert"), die staatlichen Ausgaben der USA bei knapp 23% des Bruttoinlandsprodukts, gegenüber ~7% vor 1929, was wohl auch an der Rüstungspolitik infolge des NATO-Doppelbeschlusses lag, die immerhin, man möge es ihr zugutehalten, den Fall der Sowjetunion mittelbar bewirkte.
Deine Insistenz, die Chicago School um Friedman sei "böse" (gewalttätig, kolonialistisch) und stecke hinter Coups im globalen Süden, sehe ich wiederum als "verschwörungstheoretisch". Der Coup in Chile geschah 1973 (mit Unterstützung der CIA), die chilenische Wirtschaftspolitik unter Pinochet war zunächst korporatistisch und gar nicht "neoliberal", Friedman hat erst 1975 einen Besuch in Chile angetreten. Er war auch kein "Berater" Pinochets, so wenig wie er "Berater" Jugoslawiens war, er hat das Regime Pinochets sogar heftig kritisiert. Er sah in der Liberalisierung der Wirtschaft eine Methode, die Demokratisierung voranzubringen, was in Chile tatsächlich funktioniert hat; die meisten marktfreundlichen Veränderungen wurden unter den Regierungen nach Pinochet erreicht und bewirkten von 1990 bis 2000 eine Reduzierung der Armut um die Hälfte der Betroffenen (von 40% auf 20%). Friedman war übrigens auch gegen den Irakkrieg (der nicht den "Neoliberalismus", sondern den (neo)konservativen Korporatismus und Protektionismus stärken sollte) und nannte sich selbst einen Anti-Interventionisten. Die Liberalisierung der Wirtschaft selbst in Diktaturen liegt wohl eher an einem globalen Trend hin zur Liberalisierung als in einer systematischen Eigenschaft dieser Diktaturen. -- Was Argentinien betrifft, so wurde das Land unter der Diktatur gar nicht so sehr "liberalisiert" wie zur gleichen Zeit etwa Schweden oder Malaysia.
Dass der Kapitalismus die Unterklasse ökonomisch unweigerlich unterdrückt, bestreite ich wirklich. Die Zahl der Menschen weltweit, die an extremer Armut leiden, hat sich von 1,85 Milliarden ~1990 auf 767 Millionen ~2010 verringert, was vor allem auch mit der Hinwendung Chinas zum Kapitalismus zusammenhängt. Wirtschaftliche Freiheit geht einher mit geringeren Armuts- und Arbeitslosigkeitsraten (Armut im ökonomisch freiesten Quintil der Nationen liegt bei ~15% gegenüber 29% im Rest der Welt; Arbeitslosigkeit bei ~5% gegenüber mehr als doppelt so viel im Rest der Welt). Das Problem des globalen Südens ist eher, dass diese Länder noch zu wenig vom Markt durchdrungen werden, als zu sehr (im ökonomisch unfreiesten Quintil liegt die Armut bei 37% und die Arbeitslosigkeit bei 13%), und dass in ihnen hohe Korruption dazu führt, dass interventionistische Politik vom Volk befürwortet wird. Das Problem sind aber auch den freien Markt behindernde Einfuhrzölle der Industrieländer auf Textilien und landwirtschaftliche Erzeugnisse, also Produkte, von denen die Dritte Welt ausnahmsweise mal mehr als genug produziert.
ZitatDas die Kapitalist*innen marginalisierte Gruppen unterdrücken ist nicht nur eine These, sondern ist wieder und wieder nachgewiesen worden. Die Finanzierung hinter der Anti-Trans Bewegung ist weitaus größer, als die in der Pro-Trans Bewegung, wo die Spenden häufig nur Symbolbeträge sind, die der eigentlichen Bedeutung des Begriffs "Virtue Signaling" entsprechen.
Ich sehe ein, dass der asymmetrische Vorteil der Mächtigen begrenzt werden muss.
ZitatÜbrigens höre ich dabei raus, dass du es für richtig und wichtig empfindest, dass Menschengruppen unterdrückt und ausgenommen werden. Interessant zu wissen.
Virtue signaling (und völlig falsch)
ZitatDann sollte man sich die Frage stellen, warum das so ist?
Das Forum ist überwiegend links...? Und ich werde als "rechts" wahrgenommen?
ZitatSollen marginalisierte Gruppen (und das inkludiert in diesem Fall Arme Menschen) einfach akzeptieren, dass sie unterdrückt werden?`
Nein.
PS. Die Kriterien, nach denen die heutigen USA faschistischer seien als Stalins UdSSR, würde ich gern mal sehen.