ABGABE 1
Ich bin mir nicht sicher, in welcher Welt diese Handlung spielt, ob fiktiv oder real, aber wenn ich es korrekt verstanden habe, geht es in der Vergangenheit um Len, der Waisenkinder sowie die Charaktere Lisa und Mina aus einem postapokalyptisch wirkenden Bahnhof rettet, und in der Gegenwart um ein Wiedersehen des Trios. Die Mischung aus Beschreibungen, Dialogen und Gedanken finde ich sehr angenehm bei dieser Abgabe, auch um sie trotz undurchsichtigem Hintergrund flüssig lesen zu können. Auch das Thema wurde vielschichtig getroffen (Bahnhof in Verbindung mit Flucht, Neuanfang, Wiedersehen, …). Die spannende Gestaltung der Charaktere, die schon gewisse Eigenheiten aufzeigen, sowie die bedeutsame Wortwahl an der einen oder anderen Stelle machen die Abgabe besonders stark für mich. Störend sind mir lediglich dann doch mir zu theatralisch wirkende Stellen wie jene mit der Weisheit in den Augen des Kindes aufgefallen, und auch der Titel hätte mich aus selbigen Gründen nicht so abgeholt wie die Story selbst. Insgesamt habe ich die Abgabe jedoch sehr gerne gelesen und sie hat Lust auf Mehr gemacht – vielleicht ist das ja die Basis für eine Fanfiction?
ABGABE 2
Dieser Drabble erinnert mich an eine meiner Abgaben bei so einem Wettbewerb früher. Hierbei geht es wohl um eine erste romantische Szene zwischen zwei Menschen am Gleis, die auch sehr schön beschrieben ist, insbesondere an den Stellen mit der Atemwolke und der Leuchtreklame. „Zugdurchfahrt“ könnte hierbei leider auch bedeuten, dass das nur eine einmalige Sache in deren Leben gewesen ist – der Titel gefällt mir und macht auch erstmal neugierig). Zwei Dinge hinterlassen leider einen bitteren Nachgeschmack für mich: Zum einen wiederholt sich die Empfindung, dass die Zeit nur langsam in dem Moment vergangen ist, in zwei verschiedenen Ausführungen („Der Moment war endlos.“, „Die Zeit stand still.“), was zwar bewusst sein könnte, aber für mich ergibt sich leider kein Gewinn für den Text dadurch. Zum anderen finde ich, dass dieser Drabble sehr universell gehalten ist, also über die Personen erfährt man nichts Nennenswertes. Das ist natürlich auch der Kürze der Textgattung geschuldet und der Text ist als Drabble auch schön zu lesen. Aber selbst für ein Drabble – und diesen als Abgabe bei so einem Wettbewerb finde ich schon mutig, da man davon ausgehen kann, dass alle anderen Texte länger sein werden und damit mehr Raum zum Überzeugen haben – fehlt mir da letztendlich noch so ein „Wiedererkennungswert-Kniff“, der dazu beiträgt, dass der Text noch mehr als „schön“ für mich ist (und auch noch mehr Punkte bekommt :‘D).
ABGABE 3
Zufällig folgt genau dieser Text auf den obigen Drabble, denn das könnte eine längere Fortsetzung davon sein: Zwei Personen, die offenbar eine Fernbeziehung führen, müssen sich an den Bahngleisen wieder voneinander trennen und auf das nächste Treffen warten. Die Kürze der Sätze markiert für mich dabei, dass es sich nur um Momente in der erzählten Zeit handelt, obwohl die Erzählzeit deutlich länger erscheint. Stärke und Schwäche der Abgabe fallen meiner Meinung nach zusammen: Zum einen werden die Gefühle und Gesten, die sie sich austauschen, vielfältig beschreiben, aber dadurch ist dieser Aspekt auch sehr umfangreich. Ich habe daher diese Abwechslung durch die Aussage zum Hass auf Züge sehr genossen und hätte mir mehr solcher Passagen gewünscht, die noch eine weitere Note hineinbringen. Auch ist dieser Text, wie ich finde, sehr universell gehalten – wie auch der Titel – und gibt wenig Informationen zu den Charakteren – das sind auch Parallelen zum obigen Drabble. Den Weg zum Gleis noch einzubinden, wäre eine Möglichkeit gewesen, die Figuren nochmal in anderer Stimmung zu zeigen und Charakteren und Geschichte noch mehr Seele zu geben. Also: Ein schöner Text, bei dem mir einfach das gewisse Etwas fehlt.
ABGABE 4
Bei dem Konzept hinter diesem Text musste ich an das Ende einer bestimmten Serie denken, die auf einem Manga basiert. Scheinbar geht es um eine Art Nahtoderfahrung zweier Menschen, die sich nahestehen und eine lange Zeit im Koma liegen, im selben Raum, sich also fern und nah zugleich sind, was sich auch in deren „Traumwelt“ widerspiegelt. Bei der Abgabe wurde also mit dem Thema und den damit verbundenen Gefühlen gespielt und eine im Kopf bleibende Idee daraus entwickelt, was mir schon mal sehr gefällt. Schade finde ich, und ich wiederhole mich von Abgabe zu Abgabe damit, dass man so wenig Einzigartiges über beide erfährt. Oder anders ausgedrückt: Bei den Absätzen habe ich das Gefühl, dass es sich auch um eine und dieselbe Person handeln könnte und nur die Perspektive ist eine andere. Außerdem hat sich da an einer Stelle ein „N“ hineingeschlichen und mich überzeugt der Titel leider nicht so, da diese Kombination aus Substantiv und Genitivattribut mit Gegenstand und Emotion auch etwas ist, was auf mich nicht so besonders wirkt. All das steht der Idee gegenüber, die ich wirklich großartig finde, daher ist auch das ein gern gelesener Text gewesen. P.S.: Ich hatte im Übrigen eine ähnliche Idee Richtung Nahtoderfahrung.
ABGABE 5
Eins vorweg: Ich musste am Ende der Abgabe umgehend lächeln. Vom Aufbau und dem Verhältnis zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit wirkt das wie eine Folge im Anime, in der ein Waisenkind sich der Illumina-Gang anschließt und Zuflucht sucht und auch selbst Zuflucht einem Mähikel gibt, bevor es dann seinem ursprünglichen Besitzer zurückgegeben wird. Der Fokus liegt zwar auf diesen Handlungen, aber zwischendurch wird gerafft auch vom Kennenlernen zwischen Waisenkind und Mähikel berichtet. Jetzt mal abgesehen vom Titel, der mich nicht so abholt, weil ich ihn zu generalisierend finde, aber der natürlich trotzdem zur Abgabe passt, finde ich wenig, was mich stört (oder ist das eine Anspielung auf die Attacke Zuflucht, die nur nach Einsatz aller anderen Attacken genutzt werden kann?). Vielleicht sind es am ehesten noch die ausgeschmückten Beschreibungen im ersten Absatz, was ich eher als langatmig zum Einstieg empfunden habe, jedoch sich schnell verbesserte. Alles andere finde ich top: Es gibt ein paar Anspielungen auf die Story um Matière, und ein bisschen geht das Waisenkind ja denselben Weg wie sie. Dann haben wir da noch das Mähikel, was auch naheliegend ist, da glaube vor dem Bahnhof in Illumina City doch immer zwei Mähikel liegen? Ich mag es jedenfalls, dass sich hier sehr viel Mühe gemacht wurde, was Charaktere, deren Entwicklung, die Handlung darum und das Berücksichtigen der Vorlage angeht. Und dann ist da noch der rote Faden mit dem Eid, der auch mit einer schönen Message am Ende verbunden ist. Top, danke für diesen tollen Text!
ABGABE 6
Ich find bei dieser Abgabe den Titel wieder konkret genug, als dass er interessant auf mich wirkt, und wenn ich mit dem Titel im Kopf so die Handlung lese: Zwei Personen mit deutlich unterschiedlichen Charakterzügen begegnen sich und verlassen den Bahnhof in eine gemeinsame Richtung (quasi ein Mal Gleise in entgegengesetzte und dann in dieselbe Richtung?). Die Charaktere finde ich am spannendsten bei dieser Abgabe und die Beschreibungen kommen dennoch nicht zu kurz, um sich das vorstellen zu können, ohne überladen zu wirken. Ein bisschen creepy und zu fiktiv ist mir die ganze Sache allerdings schon und ich habe Angst, irgendwas bei John zu übersehen, was auf eine Erklärung für sein Verhalten hindeuten könnte, während Rika ja ausgesprochen offen eingestellt ist, fast schon wieder so, dass es auf mich nicht authentisch genug wirkt. Aber auch hieraus könnte so eine Art Road Story werden, wenn man das fortsetzt, und ich finde es faszinierend, wie man sich solche Charaktere ausdenken kann, die in so wenigen Worten schon derart Eigenheiten und Spannung aufzeigen. Basis für eine Fanfiction? Danke für die Abgabe: tolle Charaktere, tolle Idee, toller Titel!
ABGABE 7
Erster Eindruck: Ich komme auf diese Abgabe nicht klar. Zum einen finde ich es wieder faszinierend, wie viel Tiefe die Charaktere besitzen und was hier aus einer Unterhaltung zwischen einem linkspolitisch eingestellten Sohn-Vater-Komplex (ich glaube, „Komplex“ ist hierbei wirklich der richtige Ausdruck) so herausgeholt worden ist, mit sehr vielen Stellen zum Schmunzeln und einem für mich dann doch erwartbaren, aber daher auch irgendwie überzeugenden Callback am Ende mit der Zucchini. Außerdem ein großes Danke für den Titel, der Thema des Wettbewerbs und Thema der Abgabe vereint. Die Einleitung finde ich auch toll, weil sie irritiert und dennoch dankenswerterweise markiert, dass der Text speziell werden wird. Und jetzt komme ich zu dem „Zum-Anderen“: Hingegen finde ich die Diskurs-Passage wirklich ermüdend, da ich bei der Menge an Terminologie aussteige und es gar nicht mehr nachvollziehen will, auch wenn das natürlich auch wieder ein berechtigter Kniff ist und diese Passage muss für die Charaktere und deren Darstellung sein, aber vielleicht doch nicht so extensiv? Vielleicht empfand ich diese Stelle auch nochmal problematischer, weil die Anführungszeichen auf einmal verschwunden sind, was vielleicht auch wieder bewusst geschehen ist, mir es jedoch erschwert hat nachzuvollziehen, wer nun wann was äußert – auch wenn das eh nicht so relevant ist, denn irgendwie sind sie sich ja zumindest in dem Punkt ähnlich. Aber natürlich ist mein allergrößter Kritikpunkt, dass sogar in einer typisch deutschen Multifunktions-Übergangsjacke keine sechs Zucchini untergebracht werden können!1!!11 Tolle Abgabe sonst!
ABGABE 8
Ich habe ein bisschen nach dem Lesen der Abgabe nachdenken müssen und habe mich dann doch dafür entschieden, dass ich dem Text die 10 Punkte geben möchte. Zwar bin ich überhaupt kein Fan von diesen Ein-Wort-Titeln, wenn es nicht irgendein einzigartiges Kompositum oder ein Neologismus ist, aber der Titel passt zumindest auf mehreren Ebenen zum Text, nämlich einmal oberflächlich zur Linde und dann noch zum Bahnhof, der für das „Back-to-the-Roots“ steht. Auch finde ich die Beschreibung „und ich höre mein Herz im Takt des tanzenden Regens schlagen“ zu fantasievoll. Aber das sind mir zu kleine Kritikpunkte, als dass ich dafür auch nur einen halben Punkt abziehen will, weil alles andere finde ich unglaublich: Die Charaktere haben Tiefe, da ist das mir etwas schüchterner vorkommende Ich und das mir etwas aufgeschlossener vorkommende Du, ein roter Faden mit der Linde, wo man zunächst denkt, dass der Brief einen Liebesbrief enthält (und vielleicht ist das ja auch so, also nicht nur das Bild?), eine interessante Anordnung der Handlung mit Vergangenheit, Vorvergangenheit, Gegenwart, und dann halt diese Komposition zwischen Titel, Thema und Handlung, was einfach so stimmig erscheint. Ganz tolle Abgabe!
ABGABE 9
Also der Titel hat mich schon mal neugierig darauf gemacht, wie hier die beiden Welten, Fiktion und Realität, miteinander verbunden werden, und er hat auch definitiv Wiedererkennungswert. Um die Handlung grob zusammenzufassen: Ein Voldi erkundet mit all seinen Gedanken und Kommentaren dazu einen Bahnhof, also das, was auch der Titel so treffend bezeichnet. Schade ist, dass aus dieser Idee nicht noch mehr gemacht worden ist: Zwar finde ich den Text insgesamt sehr süß und es gibt ein paar Stellen zum Lächeln und Schmunzeln, aber die Handlung folgt einer Art Und-Dann-Struktur, geht sehr ins Detail mit gewissen Aspekten (Züge, Lokalisierung der Geschäfte), ohne dass diese Details von Bedeutung für mich erscheinen, und das Vereinen der Welten ergibt hier meiner Meinung nach auch keinen Sinn bzw. wird nicht aufgelöst, was mich zum letzten Punkt führt: Der ganzen Sache fehlt für mich noch irgendwie ein Highlight, und da hätte ich mich z.B. sehr darüber gefreut, wenn am Ende sich einfach herausgestellt hätte, dass da ein Junge im Voldi-Cosplay durch den Bahnhof läuft, weil es da so viel zu erkunden gibt, weil er sich dort so zeigen und doch in der Masse untergehen kann. Dann hätte alles, was ich als störend empfunden habe, einen Sinn ergeben und der Text hätte bei mir nicht nur Lächeln und Schmunzeln, sondern auch leuchtende Augen hinterlassen – wahrscheinlich wie bei Voldi an diesem Tag.
ABGABE 10
Well played. Der Titel hat mein Interesse geweckt und ich hatte irgendwie erwartet, dass nun ein Rückblick erfolgt oder der alte Mann tatsächlich nochmal unbekümmert und jung sein kann. Letzteres ist auch der Fall gewesen, allerdings anders als erwartet. Ein bisschen muss ich im Übrigen hier an meinen Großonkel denken, leider, dem ich sowas auch nochmal gönnen würde. Zurück zum Text: Ich mag die Handlung, wie sich alles steigert, ziemlich kurios anfängt und mit verrückten Aktionen fortsetzt und dann mit Happy End und Message schließt. Die Charaktere und deren Eigenschaften tragen hierbei den roten Faden der Story, denn ohne so einen aktivierenden Typ hätte sich die Entwicklung beim Protagonisten vermutlich nicht eingestellt. Aber: Ich bin zwischenzeitlich doch etwas durcheinander gekommen, denn der einleitende Satz vom vierten Absatz wirkte auf mich so, als ob es da drei Charaktere geben würde, und anfangs wird ja noch in einer anderen Perspektive erzählt und dann alles(?) aus der Ich-Perspektive, was ich vertretbar finde und auch irgendwie cool, weil man es sich filmisch vorstellen kann, aber zusammen genommen mit dem Satz war es dann auch etwas irritierend, zumal aus Ralf zwischenzeitlich auch mal Rolf wurde. Da hat sich mir die Frage dann aufgetan, ob ich irgendwas übersehe. Auch könnte sich die Frage gestellt werden, weshalb Günther das alles sofort so „mitmacht“ – das hätte ich so, wie er eingeführt wurde, nicht erwartet. Das Thema ist im Übrigen sehr gut auf mehreren Ebenen getroffen worden, denn zum einen geht es um Wiedersehen und sich auf eine Reise begeben, zum anderen um Abschied von Altem und einen Start in was Neues. Insgesamt also eine tolle Abgabe!
ABGABE 11
Ein-Wort-Titel packen mich auf der einen Seite nicht so, sofern sie nicht individuell sind, aber dieser Titel passt auf der anderen Seite doch sehr gut zu Thema des Wettbewerbs und Thema des Textes, in dem er auch nochmal am Ende aufgenommen wird. Es geht in diesem um die Redebeiträge von Felix über seine Transition (ich hoffe, der Begriff ist korrekt). Ich bin sehr dankbar, wenn solche Themen in Texte integriert werden, weil die Mehrheit darüber vermutlich wenig Kenntnisse hat, da es einen nicht selbst betrifft, was auch für mich gilt. Der Bahnhof spielt hierbei wohl eine untergeordnete Rolle, aber ist als Ort der Reise in was Neues, des Ankommens und für solche Begegnungen und überraschend tolle Gespräche doch irgendwie mit von der Partie. Es wirkt auf mich jedoch etwas unglaubhaft, dass ein Gespräch in diesem Ausmaß zwischen zwei fremden Personen in der Geschwindigkeit zustande kommt. Das hätte ich mir anders eingeführt gewünscht, um auch mehr von den Charakteren sehen zu dürfen, denn der Fokus liegt stark auf der wörtlichen Rede, was den Text irgendwann wie einen Beitrag in den Allgemeinen Diskussionen wirken lässt – aber einen sehr lesenswerten! Ich fand es daher sehr gut, als herausgekommen ist, dass Milan eigentlich für sich selbst fragte, weil das nochmal was Erzählerisches außerhalb der wörtlichen Rede hineingebracht hat und die Figur gestärkt hat, die bis dahin hauptsächlich zum Nachfragen benötigt wurde. Und noch ein kleineres Problemchen, das ich mit dem Text hatte: Die Anführungszeichen haben ihren Namen als Gänsefüßchen alle Ehre gemacht und haben wohl leider ab und an Füße bekommen. Ein interessanter Text, bei dem ich letztlich auch das Gefühl habe, dass da genug Stoff für ein ganzes Buch vorhanden wäre.
ABGABE 12
Okay, erstmal Wörter zählen lassen, um festzustellen, dass es gar kein Drabble ist, haha. Es geht laut Titel und Text wohl um eine Person, die aufbrechen möchte, auch wenn unklar bleibt, wohin und ob die Person überhaupt weiß, wohin sie letztlich möchte. Bei diesem Text bleibt so einiges unerzählt, während der Fokus auf den Beschreibungen der Gedanken, Eindrücke und Emotionen liegen. Das ist auch schön zu lesen, keine Frage, aber mir fehlt was Einzigartiges, was diesen Text darüber hinaus auszeichnet, eine Story dahinter, eine überraschende Wendung, mehr über das Ich, … Gleiches gilt für den Titel, der thematisch und zum Text passt, aber nicht durch Wiedererkennungswert den Text bewirbt. Handwerklich also eine Abgabe, die ich gerne gelesen habe, und inhaltlich eine Abgabe, von der ich einfach gern noch mehr gelesen hätte.