Beiträge von Eevee-Girl

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    War der Hinweis auf Fukushima wirklich nötig? Ich finde ihn reichlich pietätlos. Während die Japaner echte Probleme haben, wird hier wegen der angeblichen Strahlung von Pokémon-Plüschfiguren lamentiert? (Mal abgesehen davon, dass jedes Vieh allein schon durch den Flug mehr Strahlung abbekommen hat, auch die aus New York.)

    Vielen Dank für deinen Kommentar, bei einigen Dingen hast du natürlich schon Recht. Ich verspreche aber, dass meine neuen Kapitel da mehr Stoff bieten werden - ab Teak City. Die anderen Kapitel hatte ich schon geschrieben, wie gesagt, ich hinke hier mit dem Posten hinterher. (Ich lasse auch öfter mal das Schema "morgens aufstehen, abends schlafen" weg, wenn es passt. Wobei ich das eigentlich gern mochte, aber du hast schon Recht, es ist etwas langweilig.)
    (Für einen Banner habe ich übrigens momentan einen Wettbewerb auf animexx laufen, der kommt also hoffentlich bald.)


    Nun aber erst einmal das nächste (wenn auch nicht das neueste) Kapitel, damit der Cliffhanger aufgelöst wird... oder auch nicht. ;)


    Kapitel 9: Enthüllungen
    Lily glaubte, sich verhört zu haben. Dann schalt sie sich innerlich selbst für ihren dummen ersten Gedanken - es gab ja wohl nicht bloß einen Aidan auf der Welt. Da hatte ihr Wunschdenken sie wohl von der Realität abschweifen lassen. Nur weil sie ihn gern wiedersehen wollte – auch wenn sie in letzter Zeit eher mit Gedanken an ihre Mutter beschäftigt gewesen war -, würde er ja wohl kaum plötzlich vor ihrer Tür stehen.
    Sie stand auf und ging in den Flur, um nach Rose zu sehen und um sich zu vergewissern, dass sie wirklich nur für einen Moment Blödsinn gedacht hatte. Doch im Flur traf sie fast der Schlag. Es war tatsächlich der Aidan, der sie am ersten Tag ihrer Reise gerettet hatte und für den die seitdem eine kleine Schwärmerei entwickelt hatte.
    Von ihm und Rose unbemerkt lugte sie um die Ecke und versuchte herauszufinden, wieso er plötzlich bei ihr zu Hause auftauchte und vor allem, wieso Rose ihn kannte.
    „Was machst du denn hier?“ Zwar konnte Lily ihr Gesicht nicht sehen, aber ihre Schwester klang immer noch völlig fassungslos.
    „Was glaubst du denn? Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte!“ Auch Aidan wirkte aufgebracht. Er fuhr sich durch die dunklen Haare und streckte dann die Arme aus, um nach Rose zu greifen, die sich ihm jedoch entzog. Stattdessen ging sie nach draußen und schloss die Tür hinter sich, sodass Lily nicht mehr verstehen konnte, was die beiden sagten. Nach kurzer Zeit kam sie wieder ins Haus, schloss die Tür und lehnte sich für einen Moment dagegen, als hätte sie der Akt unheimlich viel Kraft gekostet.
    Lily huschte rasch zurück ins Wohnzimmer und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie fühlte sich schlecht, weil sie gelauscht hatte, und unheimlich verwirrt zugleich, hatte aber das Gefühl, sie sollte Rose gegenüber besser nicht erwähnen, dass sie Aidan ebenfalls kannte. Also fragte sie nur beiläufig: „Wer war denn das?“
    „Nur ein Schatten der Vergangenheit.“ Rose ließ sich ebenfalls wieder auf ihrem Stuhl nieder und nahm einen großen Schluck Wasser. „Ein Fan von früher, der kein Nein verstehen konnte“, fügte sie hinzu und lächelte Lily an, aber diese wusste, dass ihre Schwester ihr etwas vorspielte. Sicher war Aidan nicht bloß ein Fan von ihr gewesen, und so gelassen, wie sie sich gab, war sie bestimmt auch nicht. Aber sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, und während sie noch darüber nachdachte, begann Rose schon mit der Erklärung, zu der sie vor ihrer Unterbrechung angesetzt hatte.
    „Es war vor etwa zwei Jahren, du erinnerst dich sicher? Ich habe gesagt, es hätte einen Unfall gegeben und Mum würde nicht mehr nach Hause kommen. Damals warst du ja noch nicht mal zehn und ich wollte dir einfach nicht die ganze Wahrheit zumuten. Was ich damals gesagt habe, stimmt natürlich, aber die Dinge sind ein bisschen anders, als du angenommen hast.“
    „Ich habe angenommen, du wolltest nicht direkt sagen, dass sie... tot ist.“ Lily schluckte.
    Für einen Moment spiegelte sich in Rose' tiefblauen Augen die gleiche Traurigkeit wieder, die Lily in diesem Moment – nein, schon seit damals immer irgendwie im Hintergrund- auch spürte. „Das solltest du auch annehmen. In Wahrheit ist es aber so, dass wir gar nicht genau wissen, ob sie tatsächlich tot ist.“
    „Der Mann in den Alph-Ruinen hat was von spurlos verschwunden gesagt.“ War Girafarig, das Pokémon ihrer Mutter, deshalb dagegen gewesen, dass sie weitergingen?
    „Natürlich war ich damals nicht dabei, aber die anderen Forscher haben etwas von einer starken psychischen Kraft und einer Explosion erzählt. Deshalb kann es gut sein, dass Mum... nicht überlebt hat, aber da nie irgendwelche... Überreste von ihr gefunden wurden, hat Tante Darcy die Theorie, dass diese psychische Energie sie an einen anderen Ort transportiert hat.“ Wie immer war Rose um Fassung bemüht, doch Lily konnte sehen, dass es ihr schwer fiel, über all dies zu sprechen.
    „Tante Darcy aus Teak City?“ Lily hatte Mühe, alles aufzunehmen, was Rose ihr gerade erzählt hatte. Nicht nur geriet ihre Welt ins Wanken – schon wieder -, sie musste sich auch auf einmal mit einer Flut neuer Informationen arrangieren.
    Rose nickte. „Genau. Sie und Mum haben ja zusammen in den Alph-Ruinen geforscht und von ihr habe ich all das erfahren. Lily, es tut mir Leid, dass ich dir das vorenthalten habe, aber du warst noch so jung und ich wollte dir keinen unnötigen Kummer bereiten, indem ich dir falsche Hoffnungen mache. Auch wenn Mum vielleicht nicht tot ist, gefunden haben wir sie noch nicht.“ Ihre Schwester blickte sie bittend an, sprach jedoch nicht weiter, um ihr Zeit zum Nachdenken zu geben.
    „Hast du nach ihr gesucht?“ Das war die erste Frage, die Lily einfiel, als sie alles halbwegs verdaut hatte. Dass Rose ihr wichtige Informationen verschwiegen hatte, störte sie zwar, aber sie kannte sie gut genug, um zu wissen, wieso sie es getan hatte.
    Rose schüttelte den Kopf. „Ich nicht, ich war ja hier mit dir. Aber Tante Darcy sucht seit damals nach ihr, nur leider bisher ohne Erfolg. Eigentlich habe ich dir die Reise zum Teil auch deshalb erlaubt, damit ich mich ebenfalls auf die Suche machen kann, ohne dass du es merkst. Der Plan ist jetzt wohl leider fehlgeschlagen...“
    „Ich will mit dir gehen!“ Jetzt, wo sie wusste, wie die Dinge standen, wollte Lily sich ebenfalls nützlich machen – schließlich wollte sie ihre Mutter wieder haben. Auch wenn ihre Suche vielleicht erfolglos ausfallen sollte, wollte sie es wenigstens versuchen.
    Doch Rose widersprach ihr. „Nein. Du gehst weiter auf deine Reise.“ Sie hob die Hand, um Lily zum Schweigen zu bringen, als diese protestieren wollte. „Wir haben eh kaum Anhaltspunkte, nicht einmal Tante Darcy, die sich mit der Materie auskennt und zudem noch dabei war, weiß genau, wo sie suchen soll. Und selbst wenn könnte es unter Umständen gefährlich werden. Ich will dich unter keinen Umständen auch noch verlieren, also wirst du schön deine Reise fortsetzen und dein junges Leben leben, haben wir uns verstanden?“
    „Aber ich kann doch nicht einfach so tun, als wäre alles gut.“ Lily wollte sich nicht so einfach überzeugen lassen.
    „Doch, das kannst du. Ich verlange nicht von dir, dass du alles vergisst oder dass du nicht traurig bist. Aber Mum würde sicher nicht wollen, dass du dich ihretwegen in Gefahr bringst. Sie würde wollen, dass du deine Pokémonreise genießen kannst, so wie die anderen Kinder in deinem Alter. Was glaubst du, wieso ihr Girafarig dich nicht in die Ruine lassen wollte? Verlass dich auf Tante Darcy und mich; wenn es irgendeine Chance gibt, sie wiederzufinden, dann werden wir das auch schaffen.“ Rose legte ihre Hand auf Lilys und lächelte sie aufmunternd an.
    Diese war immer noch nicht ganz überzeugt, seufzte dann jedoch ergeben. Dem Argument, ihre Mutter hätte es so gewollt, konnte sie sich nicht entziehen. „Du hältst mich aber auf dem Laufenden, ja? Und begibst dich auch nicht in Gefahr.“
    „Natürlich.“ Rose drückte ihre Hand kurz, dann stand sie auf und begann, das Geschirr aufzuräumen. Lily half ihr dabei, und während sie ungewöhnlich still den Abwasch erledigten, hing jede ihren eigenen Gedanken nach.
    Nachdem sie auch ihre Pokémon gefüttert hatten, setzten sie sich im Wohnzimmer vor dem Fernseher, wo eine Lehrsendung mit Professor Eich lief, doch Lily achtete kaum darauf, was er erzählte. Während sie geistesabwesend ihr Evoli streichelte – Endivie hatte es sich unter einer großen Topfpflanze bequem gemacht -, warf sie ab und zu einen Blick zu Rose, die vorgab, fernzusehen. Ob es in ihrem Kopf auch so wirr aussah wie in Lilys? Sie hatte zwar die Details schon die ganze Zeit gekannt, aber es musste schwer für sie gewesen sein, sie vor Lily geheimzuhalten. Andererseits hatte sie wegen Aidan ebenfalls gelogen, auch wenn Lily sich nicht ausmalen konnte, welchen Grund sie dafür haben könnte. Wieso hatte er vorhin plötzlich vor ihrer Tür gestanden? Darauf konnte sie sich einfach keinen Reim machen.
    Auch als sie später den Fernseher ausschalteten und schlafen gingen, fand Lily trotz des Komforts ihres eigenen Bettes einfach keine Ruhe und grübelte bis nach Mitternacht über die Zusammenhänge all dieser Ereignisse nach.

    Natürlich fliege ich nach links (sonst würde ich ja niemals die ersten ~200 Meter schaffen), aber nach einer Weile kleben sowohl die Flagge als auch Pelipper sozusagen am linken Bildrand. >.<


    Und beim Eiscremespiel verschwindet immer der Löffel aus dem Bild, wenn ich aus dem oberen Behälter eine Kugel nehmen will, und dann läuft die Zeit ab und ich verliere. :(

    Passiert es außer mir noch jemandem, dass beim Luftrennen ab ungefähr noch 700 zurückzulegenden Metern die Flagge sozusagen am linken Bildrand "festklebt" und es deshalb nur noch gaaaaaaanz laaaaaaaaaaaangsaaaaaaaaaaam weitergeht?


    (Das Eisspiel spinnt bei mir übrigens auch manchmal, während die anderen Spiele einwandfrei gehen. :huh: )

    Dieses Mal habe ich länger gewartet mit dem Veröffentlichen, hoffentlich ist es so recht. ^^


    Kapitel 8: Wieder daheim


    Früh am Morgen klingelte Lilys Wecker, und nach einem kurzen Aufenthalt im Bad weckte sie ihre Pokémon und ging nach unten in die Cafeteria, wo Alex sich wenig später zu ihnen an den Tisch gesellte. Die beiden frühstückten reichlich und nahmen ein Lunchpaket mit, da sie nicht vor dem Abend in Dukatia City ankommen würden. Dann verabschiedeten sie sich von Schwester Joy und brachen an einigen gähnenden Flegmon vorbei zum Steineichenwald auf.
    Obwohl die Dämmerung inzwischen dem Tageslicht gewichen war, herrschte im Steineichenwald Dunkelheit, an die ihre Augen sich erst einmal gewöhnen mussten, bevor sie wenigstens wieder ein bisschen erkennen konnten. Alex entließ sein Noctuh, das sich inzwischen von dem Arenakampf erholt hatte, sowie ein Lampi aus ihren Pokébällen. Ersteres flog voraus und half ihnen, sich im dunklen Wald zurechtzufinden, während letzteres ihnen den Weg erleuchtete, sodass sie nicht über einen der vielen heruntergefallenen Äste stolperten. Trotzdem nahm Lily ihr Evoli lieber auf den Arm, denn wenn es in diesem Wald herumtollte, konnte es unter Umständen verloren gehen. Endivie trottete brav hinter Bisasam hinterher und half ab und zu, einige Äste aus dem Weg zu räumen. Am Schrein des Waldwächters hielten sie kurz inne und verneigten sich vor dem Abbild Celebis, bevor sie sich weiter durchs Dickicht kämpften.
    „Irgendwie fühle ich mich beobachtet“, raunte Lily Alex zu.
    „Das sind bestimmt nur die vielen Käferpokémon hier“, erwiderte der Junge.
    Lily zuckte etwas zusammen. „Nicht wirklich beruhigend...“
    „Ich pass schon auf, dass sie dich nicht beißen.“ In diesem Moment flog ein großer Schatten über sie hinweg, und Evoli entwand sich den Armen seiner Trainerin.
    „Evoli, komm zurück!“ Verzweifelt versuchte Lily, das Pokémon wieder einzufangen, aber es war flink und schon bald im Dickicht verschwunden. „Evoli, wo rennst du denn hin? Komm zurück zu mir!“ Lily war den Tränen nahe.
    „Wir finden es schon wieder, keine Sorge“, versuchte Alex sie zu beruhigen. „Noctuh, sieh nach, ob du Evoli aus der Luft erkennen kannst. Lampi, kannst du etwas heller leuchten, damit es zu uns zurückfindet?“ Beide Pokémon taten wie geheißen, und die Kinder liefen ebenfalls den Weg entlang in die ungefähre Richtung, die Evoli eingeschlagen haben musste.
    Nachdem sie eine Weile vergeblich gesucht hatten und Lily nun wirklich kurz davor war, weinend zusammenzubrechen, kam Noctuh zurück und wies sie an, ihm zu folgen. An einem kleinen See rannte Evoli mit dem Kopf gegen einen der umstehenden Bäume, während ein älterer Mann ihm amüsiert dabei zusah.
    „Ich hab mich schon gefragt, wann ihr wohl auftauchen würdet. Ein heiteres kleines Bürschchen!“
    „Evoli!“ Lily rannte auf ihr Pokémon zu und drückte es fest an sich. „Tu so etwas nie wieder, hörst du?“ Dann wischte sie ihre Tränen ab und wandte sich dem Mann zu. „Es tut mir Leid, wenn mein Evoli Ihnen Schwierigkeiten bereitet haben sollte.“
    Dieser lachte bloß. „Ach was, überhaupt nicht. Ich dachte, bis ihr Kinder herkommt, bring ich ihm mal eben Kopfnuss bei, das hat uns beiden Spaß gemacht.“
    Evoli nickte begeistert und attackierte den nächsten Baum, aus dem ein Raupi fiel und Evoli genervt ansah, bevor es sich trollte.
    „Äh... vielen Dank.“ Lily fand zwar nicht, dass man ihrem Pokémon noch mehr Flausen in den Kopf setzen sollte, aber sie war zu froh, dass Evoli wohlauf und wieder bei ihr war, um sich darum zu kümmern.
    „Kommt, ich setze euch mit meinem Boot über den See, dann müsst ihr nicht den ganzen Weg außen herum laufen. Halt du bloß dein Evoli gut fest, junges Fräulein!“
    Dieses Angebot schlugen die beiden natürlich nicht aus, und so gelangten sie trotz der Suche nach Evoli schneller durch den Wald, als sie gehofft hatten.
    „Vielen Dank für Ihre Hilfe“, bedankten sich Alex und vor allem Lily bei dem alten Mann, bevor sie die letzten paar Meter durch den Wald zurücklegten und endlich wieder ans Tageslicht traten.
    Inzwischen war es Mittag und so setzten sie sich auf ein paar umgefallene Baumstämme am Waldrand und verspeisten ihre mitgebrachten Lunchpakete. „Bald sind wir wieder zu Hause, Evoli“, teilte sie ihrem Pokémon aufgeregt mit, bevor sie sich an Endivie wandte. „Mal sehen, wie es dir gefallen wird.“ Sie war zwar keine Woche von zu Hause weg gewesen, aber in dieser kurzen Zeit hatte sie so viel erlebt, dass sie ihr wie eine kleine Ewigkeit vorkam. Auch Evoli schien zu spüren, dass es in Richtung Heimat ging, und rannte wieder einmal fröhlich vorneweg.
    „Woher genau kommst du eigentlich?“, erkundigte sie sich bei Alex, als sie über die sonnige Route 34 liefen. Zwar hatte er erwähnt, dass er schon durch Kanto gereist war, aber das hieß nicht, dass er auch von dort stammte, und sein Heimatort interessierte sie.
    „Aus Prismania City.“ Alex blieb kurz stehen, als er sein Bisasam plötzlich doppelt sah, aber eines von beiden stellte sich rasch als Ditto heraus, nachdem es sich auch in Endivie verwandelt hatte. Die Kinder lachten, als ihre Pokémon sich verwirrt ansahen.
    „Die Stadt ist Dukatia City gar nicht so unähnlich, zumindest gibt es einige Gemeinsamkeiten wie ein berühmtes Kaufhaus“, fuhr Alex fort, als Ditto sich wieder ins hohe Gras verzogen hatte.
    „Ich war erst einmal in Kanto, und auch nur in Saffronia City.“ Dort war sie als Kind mit ihrer Mutter hingefahren, mit dem Magnetzug war man ja in kürzester Zeit dort. Von dort aus war es dann nur noch ein kurzer Weg bis Prismania City, das sie aber trotzdem noch nie besucht hatte.
    „Kanto ist wirklich schön, und Prismania hat einige tolle Grünanlagen.“ Alex erzählte ein bisschen von seiner Heimat und der Arena der Stadt, in der mit Pflanzenpokémon gekämpft wurde, und Lily berichtete, was sie von Dukatia City und vor allem dessen Arenaleiterin wusste.
    „Wieso hast du eigentlich nicht schon gegen Bianka gekämpft, als du aus Kanto hergekommen bist?“, fragte sie, nun da sie wusste, dass er mit dem Magnetzug über Saffronia City gekommen war.
    „Die Arena war kurzzeitig geschlossen, deshalb bin ich erst mal weiter nach Viola City gegangen. Hoffentlich hat sie jetzt wieder geöffnet.“
    „Oh je, dann war sie wohl mal wieder aus, um sich zu amüsieren. Bianka ist bekannt dafür, öfter im Kaufhaus oder beim Pokéathlon zu sein als in ihrer Arena“, erklärte Lily.
    „Warst du da eigentlich schon mal? Ich bin vor ein paar Jahren mal mit meinen Eltern hingefahren, aber nur zum Zuschauen.“
    „Zugeschaut haben meine Schwester und ich ein paar Mal, aber teilgenommen nie. Eigentlich schade, es sah immer nach viel Spaß aus.“
    „Dann lass uns doch nach meinem Arenakampf hingehen und mal mitmachen!“, schlug Alex vor.
    Lily klatschte aufgeregt in die Hände. „Oh, das ist eine tolle Idee! Für Evoli wäre das sicher was, um überschüssige Energie loszuwerden.“
    Für den Rest des Weges bastelten sie an verschiedenen Strategien für den Pokéathlon, bis ihre Wege sich am Stadttor trennten. Lily zeigte Alex den Weg ins Stadtinnere, wo das Pokémon Center lag, und versprach, ihn am nächsten Tag dort zu treffen und mit ihm zur Arena zu gehen. Für den Fall der Fälle tauschten sie Nummern aus, und dann verabschiedete sich Lily und wandte sich in Richtung Westen, wo ihr Haus lag. Von der südlichen Stadtgrenze aus waren es etwa dreißig Minuten Fußweg nordwestlich auf die Küste zu, und kurz vor Beginn ihres Viertels zog sie das Tempo an. Evoli, das seine Heimat erkannt hatte, rannte fast vorweg, während Lily ihm hinterher joggte, Endivie auf dem Arm tragend.
    „Da bin ich wieder!“, rief sie glücklich, als sie vor ihrer Haustür stand, wo Rose schon auf sie wartete. Die beiden Schwestern umarmten sich überschwänglich.
    „Gerade rechtzeitig zum Abendessen“, sagte Rose, die Lily natürlich im Voraus per PokéCom informiert hatte.
    „Prima, ich hab dein Essen vermisst! Und dich auch! Wie findest du jetzt eigentlich mein Endivie, nachdem du es live betrachten konntest?“ Lily überschlug sich fast vor Freude, wieder zu Hause zu sein.
    „Ich hab dich auch vermisst.“ Rose lächelte sanft. „Und dein Endivie ist wirklich ganz entzückend. Willst du es nicht mit Girafarig in den Garten lassen, ich bin sicher, das würde ihm gefallen.“
    „Gute Idee!“ Lily tat, wie ihr geheißen, dann wusch sie sich die Hände und setzte sich an den Tisch, wo Rose schon mehrere ihrer Lieblingsspeisen aufgetragen hatte. Sie schaufelte sich ein Stück selbstgemachte Pizza und Kartoffelgratin auf den Teller, dann einen Nachschlag frittiertes Gemüse und schließlich zum Dessert Beerenmus. Wie immer schaute Psiana ihrer Fressorgie missbilligend zu.
    „Hier hat sich wohl nichts geändert“, kommentierte Lily und tätschelte dem Pokémon ihrer Schwester den Kopf.
    Rose lachte. „Du warst ja kaum eine Woche weg!“
    „Es kommt mir aber viel länger vor. Jedenfalls habe ich eine ganze Menge erlebt und fühle mich um hundert Jahre gereift.“ Sie wurde ernst. „Ich denke, du kannst mir nun die Wahrheit über die Alph-Ruinen erzählen.“
    Rose machte ebenfalls eine ernste Miene. „Du hast Recht. Und da gibt es wirklich einiges, das ich dir erzählen muss.“
    Sie trank einen Schluck Wasser und räusperte sich, um zu einer langen Erklärung anzusetzen, als es an der Tür klingelte.
    „Wer kann das sein?“ Verwundert blickten die Schwestern sich an, dann stand Rose auf und ging in den Flur.
    Lily hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Rose klang schockiert, als sie den Besucher beim Namen nannte.
    „Aidan?!“

    Ist bei irgendwem außer mir dir Dream World auch extrem viel langsamer geworden in letzter Zeit? Seit letzter Woche (ungefähr) verliere ich bei fast allen Spielen, da mir einfach die Zeit ausgeht, aber gar nichts passiert (z.B. Luftrennen müsste bei mir Luftkriechen heißen. -.-)


    (Von wegen übrigens, der Support ist gut: Ich hatte damals Probleme mit meiner Evoli-Entwicklung - wie ja viele andere auch - und als die mir endlich geantwortet haben, hieß es, da können sie nichts machen, und die Aktion war vorbei. Jetzt habe ich also gar nichts bekommen. -.-)

    Erst mal vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar! Und auch für die Fehlerkorrektur - da ist mir ja doch noch einiges durch die Lappen gegangen. (Wenn Worte oder Satzkonstruktionen wiederholt wurden, war das aber teilweise mit Absicht - Stilmittel?)


    Ich habe auch gedacht, ich poste zu viel auf einmal, aber da ich den Thread so lange vernachlässigt hatte, wollte ich was wiedergutmachen. ^^;


    Deine Kritik finde ich teilweise berechtigt, teilweise hat sie schon was von in meinen Stil reinpfuschen. Als ich diese Fanfic schon einmal auf fanfictiin.net hochgeladen habe, damals noch auf Englisch (außer dem Prolog habe ich aber alles neu geschrieben und geändert), wurde bemängelt, sie wäre teilweise zu ausführlich und langatmig, weshalb sie jetzt eben schnell durch Johto reisen. Irgendwie kann man es nie allen rechtmachen. Ich kann dir aber versichern, dass es jetzt langsamer gehen wird - Lily wollte ja nur möglichst schnell zurück heim, um sich von Rose alles erklären zu lassen, was vorgefallen ist.


    Das Aussehen von Charakteren finde ich nicht soo wichtig, deshalb fließt es erst nach und nach mit ein. Ich mag es nun mal nicht, die Handlung zu unterbrechen, um das Aussehen von jemandem zu beschreiben, und lasse lieber mal zwischendurch einen Satz einfließen. Aber ich werde mir Mühe geben, das jetzt früher und öfter zu tun. Du hast schon Recht, ein bisschen blass erscheinen mir die Charaktere schon manchmal - wobei Charakter wichtiger ist als Aussehen, und den will ich nicht beschreiben, denn du sagst es ja selbst - show, don't tell.


    Dass Lily zu wenig von ihren Gefühlen preisgibt, ist ein berechtigter Vorwurf. In der Szene mit den Alph-Ruinen war das ne wenig elegante Lösung, nicht gleich das ganze Rätsel aufzulösen, aber ich gebe zu, das war nicht so gut. Ich gelobe Besserung.


    Sachen wie Der orangefarbene Drache, der gut anderthalb Mal so groß wie Lily war, warf dem Trainer des Granbull einen bösen Blick zu. Demostrativ breitete es seine Flügel, deren Membranen dunkelgrün waren, aus, entblößte die imposanten, spitzen Zähne seines Mauls, aus dem eine kleine Stichflamme züngelte. Seine jeweils drei Krallen an jeder Vorderpranke - denn es stand nur auf den Hinterbeinen - reckte es kampfbereit dem grauvioletten Hund entgegen, sodass dieser nicht einmal auf die Idee kommen würde, den wohl leichter verletzbaren, gelb geschuppten Bauch des fliegenden Wesens zu attackieren. Das Außergewöhnlichste an dem Geschöpf war aber der Schweif, der beinahe so lang war wie der Körper seines Besitzers hoch, sofern es seinen langen Hals gerade empor reckte - denn an dessen Ende brannte eine lebhafte Flamme. mag ich aber gar nicht. Wenn du das so schreiben würdest, ist es völlig okay, aber ich finde es überflüssig und sogar störend (viel zu lang!). Das hier ist eine Pokémon-Fanstory, die auch nicht in Einall spielt, sondern in Johto - da sollte man schon wissen, wie ein Glurak aussieht.


    Was den Startpost angeht, hast du Recht. Ich habe noch keinen Banner (keine Ahnung, wie man so was erstellt. ^^;) und die Steckbriefe sollen nur eine grobe Orientierung sein. Der Rest ist für mich eher Schnickschnack, bei dem ich als Leser denken würde, komm zum Punkt, ich will die Geschichte lesen und nicht dein Gelaber. (Ich weiß, jetzt krieg ich eins auf den Deckel. ^^;)


    Also, noch mal vielen Dank für den ausführlichen Kommentar! :)

    Kapitel 7: Erfolge


    Nach einem reichhaltigen Frühstück für Lily und Alex und noch einer Portion Beerensaft für ihre Pokémon, die der Junge ihr unter der Auflage, niemandem von seinem Hobby zu erzählen, gemixt hatte, verließ die Gruppe das Pokémon Center. Auf dem Wegabschnitt, den sie zusammen zurücklegten, war Lily geistesabwesend und bekam es nicht mit, als Alex sie ansprach.
    „Erde an Lily: Ich habe gefragt, ob du mit dem Wettbewerb alles hier erledigt hast und wir morgen weiterreisen können.“
    „Entschuldige. Klar, von mir aus schon.“ Wenn es nach ihr ging, konnte sie keinen Tag zu früh zu Hause sein und von Rose die Erklärung zu den mysteriösen Ereignissen in den Alph-Ruinen hören.
    Alex musterte sie prüfend. „Wenn du so nervös bist, merken deine Pokémon das.“
    „Weiß ich doch...“ Zwar sprang Evoli wie immer fröhlich umher und Endivie trottete hinter dem Fels in der Brandung Bisasam hinterher, aber nachher im Wettbewerb konnte sie das trotzdem Kopf und Kragen kosten.
    „Na dann, ich muss hier lang zur Arena, viel Erfolg!“
    „Danke, dir auch!“ Lily winkte Alex zu, bevor er um die nächste Ecke verschwand. Zu Endivie, das Bisasam etwas traurig hinterherblickte, sagte sie: „Na komm, wir treffen es ja nachher wieder. Jetzt müssen wir uns im Wettbewerb anstrengen, damit wir nachher auch einen Erfolg vorweisen können.“ Auch wenn ihre Chancen auf ein Band gering waren, so durfte sie nicht von vornherein aufgeben.
    Wieder wartete sie im Umkleideraum auf ihren Auftritt – dieses Mal hatte sie die letzte Startnummer -, aber anders als bei ihrem ersten Wettbewerb bemühte sie sich, möglichst ruhig zu bleiben. Als sie aufgerufen wurde, betrat sie mit Endivie die Bühne und gab das Kommando zum Start. Wie beim letzten Wettbewerb auch ließ das Pflanzenpokémon Rasierblätter durch die Luft wirbeln, aber nun bildeten sie zu Lilys Überraschung eine Herzform, und zusätzlich setzte Endivie seine Ranke ein, um über dem Kopf ein Herz zu formen. Auch der Duft aus seinem Blatt erschien Lily lieblicher als zuvor. Es beunruhigte sie zwar, dass Endivie eigenhändig seinen Auftritt abgewandelt hatte, aber der Applaus des Publikums ließ sie aufatmen. Trotzdem tadelte sie das Pokémon kurz, als sie wieder hinter der Bühne waren. Dieses ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und flitze durch den Raum zur Tür.
    „Das war doch gar nicht so schlecht.“ In der Tür stand Alex mit seinem Bisasam, womit Endivies Verhalten erklärt war.
    „Bist du schon fertig in der Arena?“ Das konnte eigentlich nicht sein, wenn man den Weg mit einrechnete, es sei denn, er hatte unwahrscheinlicherweise alle gegnerischen Pokémon mit einer Attacke besiegt.
    „Ach so, na ja, Bisasam hat sich Sorgen um dein Endivie gemacht, also haben wir den Kampf auf morgen verschoben.“ Alex wich ihrem Blick aus und sah sich stattdessen nach den Pokémon um.
    „Das ist nett von Bisasam.“ Lily lächelte und wandte sich dann ebenfalls zu den beiden glücklich aussehenden Pflanzenpokémon um.
    In der Zwischenzeit waren auf dem Bildschirm die Teilnehmer eingeblendet worden, die es in die nächste Runde geschafft hatten, und Lily machte einen kleinen Hüpfer, als sie ihr Bild sah.
    Während sie auf ihren Kampf wartete, nahm sie mit Alex einen Snack zu sich und ließ sich noch ein paar Tipps von ihm geben, sodass die Wartezeit um war, bevor sie wieder nervös werden konnte.
    „Na los, zeig ihnen, was du kannst!“, ermutigte er sie dann, als sie aufgerufen wurde.
    Dieses Mal war ihr Gegner ein Mauzi, dessen Trainerin Lily einen hochmütigen Blick zuwarf, bevor die Schiedsrichter das Startsignal gaben.
    Lily ließ sich nicht einschüchtern und ging zum Angriff über. „Evoli, Ruckzuckhieb!“
    Mauzi konterte mit einem Kratzer, dem Evoli mit einem weiteren Ruckzuckhieb auswich. Es mochte zwar nicht viel Kampferfahrung haben, aber durch jahrelanges Herumtollen war es durchaus flink.
    Die gegnerische Trainerin machte ein wütendes Gesicht, als ihre Punkte auf der Anzeige schwanden. „Kratzfurie, Mauzi!“
    Das Katzenpokémon attackierte mit seinen Krallen, und wie schon im Kampf mit Noctuh am Vortag reagierte Evoli darauf mit einem wütenden Biss und ließ nicht mehr los. Wieder verringerten sich die gegnerischen Punkte.
    „Das darf ja wohl nicht wahr sein! Mauzi, noch einmal Kratzfurie!“ So langsam verlor das andere Mädchen offensichtlich die Geduld.
    Lily verkniff sich ein Grinsen. „Evoli, jetzt Schutzschild!“ Mauzis Attacke prallte wirkungslos von Evoli ab, und bevor es einen weiteren Versuch starten konnte, ertönte ein Gong – das Zeitlimit war abgelaufen und Lily hatte mehr Punkte als ihre Gegnerin, was bedeutete, dass sie eine Runde weiterrücken würde.
    „Pah, Anfängerglück! Wenn die Zeit nicht abgelaufen wäre, hätte ich dich geschlagen“, kommentierte ihr Gegenüber, bevor sie von der Bühne ging.
    „Hör nicht auf die, wenn sie so gut wäre, hätte sie dich innerhalb des Zeitlimits geschlagen“, meinte Alex, der von der Tribüne gekommen war, um ihr zu gratulieren.
    Wenn Lily ehrlich war, interessierte sie das herzlich wenig – sie hatte ihren allerersten Kampf gewonnen und freute sich einfach darüber. Sogar Endivie, das mit Alex auf der Tribune zugesehen hatte, riss sich von Bisasam los und tanzte mit Evoli um seine Trainerin herum.
    Zwar hatte Lily gehofft, ihre Glückssträhne würde anhalten, aber ihr nächster Gegner war ein Junge mit einem Muschas, an dem Evoli sich die Zähne ausbiss, und so schied sie aus dem Wettbewerb aus. Trotzdem war sie nicht enttäuscht, sondern freute sich weiterhin über ihren Sieg in der ersten Runde.
    „Willst du weiter zuschauen, oder gehst du mit mir zur Arena?“, fragte Alex. Es war erst früher Nachmittag, und wenn Alex den Orden gewinnen sollte, könnten sie am nächsten Tag weiterreisen und abends in Dukatia City sein, was ganz in Lilys Interesse war.
    „Lass uns zur Arena gehen!“, antwortete sie deshalb. Gut gelaunt folgte sie Alex durch die Straßen bis zum Arenagebäude, das einem großen Gewächshaus ähnelte, und nahm ihrerseits auf der Tribüne platz.
    Die ersten beiden Pokémon des Arenaleiters Kai, Safcon und Kokuna, stellten kein großes Problem für Noctuh dar, aber der letzte Gegner, ein Sichlor, war flink und bereitete dem Eulenpokémon einige Schwierigkeiten, zumal es schon etwas erschöpft zu sein schien. Als es sich geschlagen geben musste, zog Alex es mit lobenden Worten zurück in seinen Ball und schickte ein Riolu in den Kampf.
    Lily wunderte sich, wieso er ein Kampfpokémon einsetzte, obwohl Kampfattacken gegen Sichlor nicht viel ausrichten würden, aber bald wurde ihr klar, dass er Riolu wohl wegen seiner Schnelligkeit gewählt hatte. Obwohl es kaum halb so groß war wie der Gegner, hatte es Sichlor schon bald in die Ecke gedrängt und mit einem Feuerfeger kampfunfähig gemacht.
    Kai zog sein Pokémon zurück und überreichte Alex den Insektorden. „Das war ein ziemlich kurzer Kampf, du bist wirklich gut.“
    „Allerdings“, kommentierte Lily, die von der Tribüne herabgekommen war, erstaunt.
    „Danke.“ Alex ginste verlegen und verstaute seinen Orden. „Nächstes Mal bist du wieder dran, Bisasam.“
    „Bisa!“ Das Pflanzenpokémon nickte fröhlich und klopfte Riolu dann mit seiner Ranke anerkennend auf die Schulter.
    Da Alex gern Noctuh zu Schwester Joy bringen wollte und sich außerdem das ausgelassene Mittagessen bemerkbar machte, begaben sie sich wieder ins Pokémon Center. Zur Feier ihrer Siege – Lily betrachtete sich ebenfalls als Siegerin – gönnten sie sich ein frühes Abendessen und gingen dann auch recht früh ins Bett, da sie am nächsten Tag den gesamten Weg durch den Steineichenwald und Route 34 zurücklegen mussten, wenn sie nicht unterwegs campieren wollten.
    Wieder einmal fiel es Lily schwer, zur Ruhe zu kommen. Nicht nur ließ sie ihren allerersten gewonnenen Pokémon-Kampf im Kopf Revue passieren, sie versuchte auch, sich auszumalen, was Rose ihr erzählen würde, sobald sie zu Hause ankam. Es würde sie nicht wundern, wenn einige unangenehme Entdeckungen zu Hause auf sie warteten.

    Kapitel 6: Azalea City


    Lily erwachte, als Evoli anfing, fröhlich auf dem Bett herumzuhüpfen. Trotz der Ereignisse des Vortages hatte sie dank Girafarig einigermaßen gut geschlafen, und nach einem kurzen Besuch im Bad begab sie sich nach unten zum Frühstück, wo sie Alex begrüßte und die beiden dann ein nahrhaftes, aber rasches Frühstück zu sich nahmen, da sie an diesem Tag noch den ganzen Einheitstunnel vor sich hatten.
    Gestärkt und mit Proviant versorgt machten sie sich auf den kurzen Weg zum Höhleneingang, wie immer mit einem übermütig voraus laufenden Evoli und Bisasam und Endivie, die ab und an den Blumen am Weg schnupperten. Mit Girafarig ebenfalls im Schlepptau – Lily brachte es nicht übers Herz, es als einziges ihrer Pokémon in seinen Ball zu sperren – bildeten sie fast schon eine kleine Karawane.
    So betraten sie auch den Einheitstunnel, der zu Lilys Erleichterung recht gut ausgeleuchtet war und demnach kaum gruselig. Außerdem war sie ja nicht allein, und abgesehen von einem kurzen Schreck, den ihr ein paar plötzlich aufflatternde Zubats einjagten, verlief die Durchquerung relativ ereignislos. Trotzdem war Lily froh, als sie endlich wieder das Tageslicht erblickten, auch wenn sie nach Verlassen der Höhle erst einmal ihren Regenschirm herausholen musste, denn auf Route 33 goss es, wie im Reiseführer angekündigt, wie aus Kübeln. Girafarig wanderte nun doch in seinen Ball, Evoli auf Lilys Arm, und Endivie tollte mit Bisasam im Regen herum.
    „Bis Azalea City ist es nicht mehr weit, wenn wir am Flegmon-Brunnen ankommen, sind wir fast da“, sagte Alex mit Blick auf seine Karte, die er aber rasch wieder verstaute, denn im Gegensatz zu Lily hatte er statt eines Schirms nur eine Regenjacke.
    Als sie an besagtem Flegmon-Brunnen ankamen, ließ sich die Sonne wieder blicken und als sie das Pokémon Center erreichten, war Alex' Jacke schon getrocknet. Wieder ließen beide sich jeweils ein Zimmer geben und genehmigten sich dann ein spätes Mittagessen.
    „Willst du hier auch in der Arena antreten?“, fragte Lily über ihrem Curry.
    „Klar, aber erst morgen, heute trainiere ich noch etwas und dann würde ich mich auch gern noch in der Stadt umsehen. Und du, nimmst du an dem Wettbewerb teil?“ Er zeigte mit dem Kinn auf ein Plakat, das einen Wettbewerb ankündigte.
    „Der ist ja schon morgen! Und der Anmeldeschluss ist... in einer Stunde!“ Das würde knapp werden, außerdem stand ihr momentan nicht unbedingt der Sinn nach Wettbewerben, ganz abgesehen davon, dass sie vermutlich kaum besser abschneiden würde als beim letzten Mal. Andererseits konnte Erfahrung nie schaden, und Alex würde eh frühestens nach seinem Arenakampf weiterziehen, weshalb sie sowieso auf ihn warten musste, wenn sie nicht alleine durch den Steineichenwald gehen wollte.
    „Ich weiß nicht, ob Evoli die Kämpfe packt...“ Unschlüssig rutschte Lily auf ihrem Stuhl hin und her.
    „Wenn du willst, kannst du nachher mit mir trainieren“, bot Alex an, während er ungerührt weiter sein Curry in sich hineinschaufelte.
    „Wirklich? Das wäre richtig nett!“ Mit Evoli und Endivie im Schlepptau flitzte Lily zu Schwester Joy, die ihr den Weg zur Wettbewerbshalle erklärte, und hastete dann durch die Straßen von Azalea City. Zehn Minuten vor Anmeldeschluss stand sie an der Rezeption und ließ sich registrieren, wie zuvor auch mit Endivie als erstem und Evoli als zweitem Pokémon. Dann machte sie sich eilig auf den Weg zurück zum Pokémon Center, schließlich wartete Alex dort, und sie hatte das Training wirklich dringend nötig.
    Der Jungtrainer saß an einem Tisch in der Lobby und goss gerade mit einer Schiggykanne die Beerenpflanzen in einem tragbaren Gewächshaus. Lily erkannte diese Gegenstände, da sie in Dukatia City in einem recht bekannten Blumenladen verkauft wurden.
    „Machst du daraus Beerensaft?“
    Der Junge zuckte zusammen. „Gott, schleich dich doch nicht so von hinten an!“ Es schien ihm unangenehm zu sein, dass Lily ihn mit seinen Blumen erwischt hatte. „Die sind gut für Pokémon. Würde deinen vor dem Wettbewerb sicher auch nicht schaden“, grummelte er.
    Da hatte er sicher nicht Unrecht, dachte Lily. Zwar gab sie ihnen nahrhaftes Futter, aber eine Extraportion Glanz im Fell würde vielleicht den einen oder anderen Punkt für sie wettmachen.
    „Hier, gib das Endivie und das hier Evoli. Und jetzt lass uns trainieren gehen.“ Alex reichte ihr zwei kleine Saftfläschchen und packte dann sein Pflanzset wieder in seinem Rucksack, als Zeichen dafür, dass das Thema nun erledigt war.
    „Danke!“ Sie strahlte ihn an, bevor beide Kinder das Pokémon Center verließen und sich ein Stück Wiese suchten, das von einigen Bäumen umrandet war. Für einen Moment hatte Lily wieder das Gefühl, sie würde beobachtet, aber bevor sie etwas sagen konnte, verschwand die Silhouette schon wieder. Vermutlich war es nur ein Käferpokémon gewesen oder ihre Fantasie spielte ihr einen Streich.
    Indessen hatte Alex ein Noctuh aus seinem Pokéball gelassen. „Der Arenaleiter hier setzt Käferpokémon ein, dagegen ist ein Flugpokémon ideal.“
    Über Typabstimmung wusste Lily Bescheid, schließlich hatte sie eine ganze Weile Fachliteratur gewälzt, bis sie sich endlich auf die Reise machen durfte. Dass es bei der Umsetzung ihres Wissens haperte, bereitete ihr Kopfzerbrechen.
    „So, ein Kampf zwischen Noctuh und Evoli?“, schlug Alex vor.
    Lily zögerte. Das Vogelpokémon sah nicht nur stark aus, sie fürchtete auch, dass Evoli wieder versuchen würde, es zu jagen. „Na gut, aber wir haben wirklich kaum Kampferfahrung...“
    Alex zuckte mit den Schultern. „Irgendwann musst du ja mal anfangen. Ich lasse dir auch den Vortritt.“
    Immer noch zögerlich schickte Lily also Evoli auf ihr provisorisches Kampffeld und befahl ihm, Schutzschild einzusetzen.
    „Netter Trick, aber lange wird dir das nichts nützen!“, rief Alex ihr zu und befahl seinem Noctuh, mit Tackle anzugreifen. Tatsächlich gab das Schutzschild beim dritten Mal nach, und Evoli wurde von dem Angriff zurückgeschleudert.
    „Also gut, Evoli, dann setz' jetzt Ruckzuckhieb ein!“ Lily hoffte inständig, dass dadurch nicht wieder Evolis Spieltrieb ausgelöst würde.
    „Noctuh, kontere mit Schnabel!“, befahl Alex. Das eulenartige Pokémon stürzte sich nun seinerseits Evoli entgegen und pickte ihm in den Fellkragen. Dieses reagierte mit einem empörten Heuler, dann verbiss es sich in Noctuhs Gefieder.
    „Sieht aus, als hätte Evoli Biss gelernt.“ Diese Tatsache freute Lily zwar ungemein, nichtsdestotrotz ließ ihr Kampfstil noch sehr zu wünschen übrig. Als sie Evoli befahl, noch einmal Biss einzusetzen, gehorchte es zwar, wurde dann aber von Noctuhs Konfusion außer Gefecht gesetzt.
    „Oh je, geht es dir gut?“ Lily eilte aufs Kampffeld und nahm ihr Pokémon in den Arm. Dieses signalisierte ihr durch ein Stupsen mit der Nase, dass nichts passiert war.
    „Na ja, wir steigern uns langsam. Sehr langsam.“ Sie versuchte, die Sache positiv zu sehen.
    „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, tröstete Alex sie.
    Lily wusste, dass er Recht hatte, und tatsächlich war Evoli schon etwas besser geworden, aber für einen Sieg beim Wettbewerb reichte das noch bei Weitem nicht.
    Sie brachte Evoli vorsichtshalber zu Schwester Joy, während Alex noch etwas trainierte – Endivie sah Bisasam dabei aufmerksam zu – und machte dann einen Bummel durch die Stadt.
    „Nanu, Lily!“ Auf halbem Wege landete plötzlich ein Glurak vor ihr und dessen Trainer begrüßte sie überrascht.
    „Aidan!“ Lily selbst war ebenso erstaunt, den jungen Mann wiederzusehen. „Ähm, nochmals vielen Dank für neulich...“ Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.
    „Keine Ursache. Nimmst du am Wettbewerb teil?“
    „Ja, aber ich rechne mir keine großen Chancen auf ein Band aus...“ Schon wieder stand sie vor ihm als absolute Anfängerin da, was wohl auch daran lag, dass er sie irgendwie nervös machte.
    „Ach, jeder fängt mal klein an.“ Aidan lächelte ihr aufmunternd zu. „Gibt es in deiner Familie noch andere Koordinatoren?“
    „Meine ältere Schwester hat viermal in Folge das Große Festival gewonnen. So gut möchte ich auch mal werden...“
    „Und jetzt nimmt sie nicht mehr an Wettbewerben teil?“, fragte Aidan.
    „Nein, sie hat vor etwa zwei Jahren aufgehört, weil... Äh, jedenfalls war sie sehr gut und ich muss mich anstrengen, um ihrem Namen gerecht zu werden.“ Es freute sie zwar, dass Aidan Interesse an ihr zeigte, aber was genau vor zwei Jahren passiert war, wollte sie nicht einmal ihm erzählen.
    „Hat sie auch so einen schönen Blumennamen?“, erkundigte er sich.
    Nun wurde Lilys Gesicht wirklich heiß, bestimmt war sie rot wie eine Tomate. „Sie heißt Rose“, brachte sie hervor und senkte vorsichtshalber den Blick.
    „Verstehe“, kam es von dem jungen Mann. „Nun, Lily, es hat mich gefreut, dich wiederzusehen. Es war sicher nicht das letzte Mal.“ Mit diesen Worten stieg er wieder auf sein Glurak und verschwand, wie schon nach ihrer ersten Begegnung, und Lily starrte wieder einmal seiner kleiner werdenden Silhouette nach.
    Das Klingeln ihres PokéComs riss sie aus ihrer Trance. „Hallo?“
    „Hallo, Lily. Ich wollte nur mal nachfragen, wie es dir heute geht“, meldete sich, wie könnte es auch anders sein, die Stimme ihrer Schwester.
    „Oh, äh, mir geht’s gut. Und dir?“ Wenn sie nicht wollte, dass Rose ihr nun unangenehme Fragen stellte, musste sie sich etwas zusammenreißen.
    „Ebenfalls. Ich nehme an, du bist schon in Azalea City angekommen?“
    „Ja, und morgen nehme ich am Wettbewerb teil. Auch wenn ich vermutlich auch dieses Mal nicht sehr weit kommen werde.“ Sie berichtete von ihrem Training und Evolis neuer Attacke Biss.
    „Ach, das wird schon, Übung macht den Meister. Wenn du damals meine ersten Wettbewerbe gesehen hättest...“ Rose lachte und erzählte einige Anekdoten aus ihrer Anfängerzeit, bevor sie Lily viel Glück wünschte und sich dann verabschiedete, um zu Abend zu essen.
    Da Lily inzwischen ebenfalls der Magen knurrte, begab sie sich zurück ins Pokémon Center und traf fast zeitgleich mit Alex ein. Die beiden packten sich ihre Tabletts voll und suchten sich dann einen Tisch am Fenster, wo Alex sich etwas gesprächiger zeigte und von seinem Training berichtete.
    Nachdem jeder sich auf sein eigenes Zimmer zurückgezogen hatte, fiel Lily noch siedend heiß ein, dass sie gar keine neue Vorführung mit Endivie einstudiert hatte, entschied sich aber nach einigem Überlegen vor allem aufgrund des Zeitmangels dazu, es einfach noch einmal mit einer leicht abgeänderten Variante der ersten zu versuchen.
    Bevor sie ins Bett ging, schmökerte sie noch etwas in dem Roman, den sie dabei hatte, und schlief mit dem Bild von Aidan ein, der auf seinem Glurak durch den Himmel flog.

    Und noch ein Kapitel! Ich hoffe, so langsam kommen auch die Kommi-Schreiber wieder...


    Kapitel 5: Mysteriös


    Am nächsten Morgen wachte Lily etwas gerädert auf, da sie ein bisschen zu viel von in der Luft umhersausenden rosa Kugeln geträumt hatte. Sie streckte sich ausgiebig, bevor sie sich eine lange Dusche gönnte, und mit der Aussicht auf ein leckeres Frühstück fühlte sie sich gleich besser.
    In der Cafeteria rannte Endivie plötzlich auf einen der hinteren Tische zu, und als Lily ihrem Pokémon folgte, entdeckte sie dort Alex und sein Bisasam, die gerade beim Frühstück saßen. Neben ihnen stand ein gepackter Rucksack.
    „Reist du heute ab?“, fragte Lily, die sich ebenfalls etwas zu essen geholt hatte und nun gegenüber Platz nahm.
    „Ja, gleich nach dem Frühstück will ich los in Richtung Azalea City. Dort wartet schließlich schon der nächste Orden auf mich.“ Für den Moment war er allerdings noch damit beschäftigt, seinen voll beladenen Teller zu leeren.
    „In die Richtung will ich auch.“ Lily gab Evoli, das auf ihrem Schoß saß und sich nicht weiter daran zu stören schien, von Endivie und Bisasam wenig beachtet zu werden, etwas von ihrem Frühstück ab.
    „Wir können ja ein Stück zusammen reisen, da freuen sich die beiden sicher“, schlug Alex mit Blick auf ihre beiden Pflanzenpokémon vor.
    Gesagt, getan, holte Lily nach dem Frühstück schnell ihre Sachen aus ihrem Zimmer, verabschiedete sich von Schwester Joy und machte sich dann mit Alex, der im Foyer auf sie gewartet hatte, auf den Weg.
    Sie verließen die Stadt in Richtung Süden und befanden sich bald auf dem Weg zu den Alph-Ruinen. Zwar hatte Alex ursprünglich vorgehabt, direkt nach Azalea City zu reisen, aber wenn er schon einmal an einer historischen Stätte vorbeikam, wollte er auch einen Blick hineinwerfen und würde Lily deshalb begleiten.
    Bisasam und Endivie liefen fröhlich vor ihnen her und schnupperten hier und da an ein paar Blumen am Wegrand, während Evoli voller Energie – geschlafen hatte es ja ausreichend am Vortag – Lily und Alex um die Beine sprang. Auch wenn die beiden nicht viel redeten, genoss Lily es doch, wieder in menschlicher Gesellschaft unterwegs zu sein, und die Radiofunktion ihres PokéComs sorgte dafür, dass ihr Schweigen nicht bedrückend wirkte.
    Die Alph-Ruinen waren nur einen Mauzisprung von Viola City entfernt, und so erreichten sie in kurzer Zeit den Eingang, wo schon mehrere Schulklassen und Ausflugsgruppen versammelt waren. Nach einer kurzen Einführung durch einen wichtig aussehenden Mann im weißen Kittel und der Bitte, gefundene Fossilien abzugeben, wurden sie ins Innere der Ruinen entlassen und durften sich dort alleine umsehen, mit der Warnung im Hinterkopf, die antiken Stätten sorgfältig zu behandeln.
    Lily nahm Evoli vorsichtshalber auf den Arm und folgte Alex in den Schatten der alten Gebäude. Hier war es kühler als in Viola City, und die mit jahrtausendealter Geschichte aufgeladene Atmosphäre ließ sie leicht schaudern. Selbst Evoli schien seinen Spieltrieb zu vergessen und stellte nervös die Ohren auf. Womöglich hörte es Geräusche, für die menschliche Ohren nicht fein genug waren.
    Sie betraten eins der Gebäude und sahen staunend die alten Inschriften an den Wänden an. Viel konnten sie davon nicht entziffern, aber in der Broschüre, die sie am Eingang erhalten hatten, war einiges „übersetzt“.
    Als sie eine Art Portal zum nächsten Gebäude durchquerten, erkundigte Alex sich: „Du kommst doch aus der Gegend, warst du vorher noch nie hier?“
    „Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Eigentlich komisch...“
    Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, ruckelte es in Lilys Tasche und Girafarig befreite sich aus seinem PokéBall und baute sich vor den beiden jungen Trainern auf, sodass ihnen der Durchgang versperrt war.
    „Was ist denn los, Girafarig?“ Das Pokémon hatte sich noch nie so merkwürdig benommen.
    „Farig, Girafarig!“ Immer noch stand das giraffenartige Wesen vor Lily und weigerte sich, sie durchzulassen. Auch Endivie, das versuchte, zwischen seinen Beinen hindurch das Portal zu verlassen, drängte es mit der Schnauze zurück und sah Lily dann eindringlich an.
    „Spürst du irgendwas gefährliches hier, Girafarig?“, fragte Lily. Immerhin war es ja ein Psychotyp und bemerkte vielleicht Dinge, die den Menschen entgingen. „Jedenfalls willst du, dass wir hier nicht reingehen, richtig?“
    Das Pokémon nickte.
    „Tja, da kann man wohl nichts machen. Lass uns das Gebäude da hinten ansehen“, schlug Alex vor. Lily war ihm dankbar, dass er keine weitere Bemerkung zum Betragen ihres Pokémons machte und einfach über die Sache hinweg ging. Komisch war es trotzdem – diese Stätten waren schließlich für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden und sollten deshalb nicht gefährlich sein. Aber vielleicht war man einfach nicht so gründlich vorgegangen, wie ein Psychopokémon es konnte.
    „Geh schon mal vor, ich will noch jemandem Bescheid sagen, dass Girafarig vielleicht was gefährliches entdeckt hat.“ Sie ging zurück zur Information am Eingang und schilderte dem Mann, der sie zuvor eingeführt hatte, den Vorfall. Dieser machte ein ernstes Gesicht.
    „In dem Gebäude ist vor etwa zwei Jahren eine Forscherin spurlos verschwunden. Wir wissen immer noch nicht wieso, aber nach gründlicher Untersuchung haben wir beschlossen, dass für die Allgemeinheit keine Gefahr besteht. Vielleicht überdenken wir das doch noch einmal... Jedenfalls danke für den Hinweis, junges Fräulein.“
    Vor zwei Jahren... Mit dem Gefühl, dringend frische Luft zu brauchen, ging Lily nach draußen und setzte sich dort auf einen Stein. Evoli blickte sie fragend an, während Girafarig ihr beruhigend den Kopf auf die Schulter legte. So saßen sie eine Weile da, während Lily sich langsam beruhigte.
    „Da bist du ja!“ Alex kam ihr entgegengelaufen, Bisasam und Endivie folgten ihm auf dem Fuße. „Ich hab mich gewundert, wieso du nicht nachkommst.“
    „Entschuldige, ich musste mich kurz hinsetzen.“ Lily hatte völlig vergessen, dass Alex ja schon vorgegangen war.
    Der Junge sah sie besorgt an. „Alles in Ordnung?“
    „Ja, alles okay, es war nur so stickig in den Ruinen.“ Das war natürlich gelogen, aber die Wahrheit wäre zu kompliziert, und besonders gut kannte sie Alex schließlich auch noch nicht.
    „Was hältst du dann davon, wenn wir uns gleich wieder auf den Weg machen? Dann sind wir noch heute Abend im Pokémon Center vor dem Einheitstunnel.“
    „Ist gut.“ Lily erhob sich und folgte Alex zum Ausgang, wo sie sich nach rechts wandten und Richtung Süden gingen. Diesmal ließ sie ihr Radio aus und nur die sporadischen „Unterhaltungen“ ihrer Pokémon und die Geräusche, die aus dem hohen Gras kamen, begleiteten sie.
    „Ist auch wirklich alles okay?“, erkundigte sich Alex, der sie zwischendurch immer wieder prüfend angesehen hatte.
    „Ja, wirklich.“ Lily bemühte sich, ihn so glaubhaft wie möglich anzulächeln. „Vielleicht ist mein Blutzucker etwas unten, eine Mittagspause würde nicht schaden.“
    „Da würde ich auch nicht nein zu sagen.“
    Sie ließen sich an einer Stelle mit mehreren größeren Steinen nieder und packten ihre belegten Brote aus, die sie am Morgen in Viola City mitgenommen hatten. Den Pokémon gaben sie ebenfalls zu fressen und vertilgten dann schweigend ihre Brote, bevor sie sich wieder auf den Weg machten, der bald von Grasland zu Wasser wechselte, wo sie einen Steg überqueren mussten. Ab und zu düste ein Schnellzug über die Gleise zu ihren Köpfen hinweg.
    Hier musste Lily sich endlich aus ihren Gedanken befreien, da Evoli beim Herumtollen fast ins Wasser fiel und nur noch durch blitzschnelles Schalten von Endivie und dessen Rankenhieb gerettet wurde. Daraufhin musste das Normalpokémon wieder auf Lilys Arm, bis sie nach einer Weile das Festland erreichten.
    „Jetzt ist es laut meiner Karte nicht mehr weit“, meinte Alex, und tatsächlich tauchte nach einer knappen halben Stunde, pünktlich zur Abenddämmerung, das Pokémon Center von Route 32 vor ihnen auf. Dort ließen sie sich jeder ein Zimmer zuweisen und begaben sich dann in die Cafeteria, um nach dem langen Fußmarsch ein üppiges Abendessen zu genießen. Zumindest alle außer Lily, die sich immer noch aufgewühlt fühlte durch die Geschehnisse in den Alph-Ruinen.
    Nach dem Essen ließ sie deshalb Endivie bei Alex und Evoli in ihrem Zimmer und begab sich nur mit Girafarig zu einem der Bildtelefone in der Lobby, um ihre Schwester anzurufen.
    Nach den üblichen Begrüßungen und einem kurzen Standortbericht erwähnte Lily vorsichtig, wo sie gewesen war und dass Girafarig sich dort etwas merkwürdig verhalten hatte. „Außerdem hat mir jemand gesagt, dort wäre vor etwa zwei Jahren eine Forscherin verschwunden.“
    Auf dem Bildschirm änderte sich Rose' sonst immer so kontrollierter Gesichtsausdruck, und es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. „Ich nehme an, du hast schon zwei und zwei zusammengezählt. Aber Lily, das ist nichts, was man am Telefon besprechen sollte. Du bist gerade auf Route 32, morgen solltest du in Azalea City sein, und selbst wenn du dort sicher ein paar Tage bleiben und noch einen Tag für die Reise nach Hause brauchen wirst, sollten wir diese Unterhaltung doch bis dahin verschieben. Es tut mir Leid, du hast sicher unendlich viele Fragen, und ich hätte dir alles schon viel früher erzählen sollen, aber...“ Sie machte eine leicht gequälte Miene.
    „Das ist schon in Ordnung.“ Eigentlich wollte Lily sofort auf alles Antworten haben, aber sie fand, dass es nun mal an ihr war, Rücksicht auf Rose zu nehmen. „Ich gehe erst einmal nach Azalea City und nehme dort am Wettbewerb teil, danach treffen wir uns daheim. Ich freue mich schon riesig darauf, dir Endivie vorzustellen. Also mach dir keine Sorgen um mich, ja?“
    „Das tu ich doch immer.“ Trotz ihrer Worte sah Rose schon etwas beruhigter aus, als die beiden sich verabschiedeten.
    Lily sammelte noch kurz Endivie bei Alex ein, dann gingen sie gemeinsam nach oben zu ihren nebeneinander liegenden Zimmern. „Ist wirklich alles okay bei dir?“, hakte der Junge noch einmal nach, als Lily gerade ihre Tür öffnete.
    „Ja, wirklich. Danke.“ Sie lächelte ihn kurz an und wünschte ihm eine gute Nacht, bevor beide ihre jeweiligen Zimmer betraten. Evoli lag schlafend auf dem Bett, und Lily legte sich nach dem Zähneputzen dazu, während Endivie den Sessel und Girafarig den Teppich als Schlafgelegenheit nutzten.
    Als das Mädchen sich nach einer ganzen Weile immer noch schlaflos im Bett wälzte, stand Girafarig wieder auf und stupste es freundlich mit seiner Schnauze an. Offenbar wollte es Lily sagen, sie solle sich keine Sorgen machen und beruhigt einschlafen. Lily streichelte das Pokémon dankbar und tatsächlich fühlte sie, wie sie langsam der Schlaf überkam.

    Name der FF: Journey to Evolution
    Bereich, in dem sich die FF befindet: Shipping & Reise


    Genre der FF: Abenteuer (Reise), Romantik
    Bisherige Kapitelanzahl: 4 im BisaBoard, 9 vorgeschrieben
    Letztes Kapitel am: 09.09.2011



    Inhalt der FF: Endlich darf Lily sich mit ihrem Evoli auf ihre erste eigene Pokemonreise begeben. Ihr Wunsch ist es, in die Fußstapfen ihrer älteren Schwester, einer Top-Koordinatorin, zu treten.
    Auf ihrer Reise muss Lily sich zahlreichen Herausforderungen stellen, sie wird zahlreiche Abenteuer erleben und zahlreiche neue Freunde treffen. Nebenbei gilt es, ein großes Rätsel zu lösen.
    Wird sie sich auf dieser Reise zusammen mit ihren Pokemon weiterentwickeln können?
    Besondere Anmerkungen/Sonstiges: Da die Johto-Wettbewerbe nie im Anime gezeigt werden, gehe ich einfach davon aus, dass sie so wie in Kanto ablaufen. ^^;
    Bei den Kämpfen halte ich mich an die Attacken, wie sie auf Bulbapedia stehen, also Lernbarkeit, Genauigkeit etc. Das macht das Recherchieren beim Schreiben leichter. Aber meine Pokémon können mehr als 4 Attacken lernen, wie im Anime. Für die Games ist es ja sinnvoll, nur 4 Attacken zu beherrschen, aber im "richtigen" Leben ergibt es für mich keinen Sinn, dass die Pokémon Attacken wieder vergessen.
    Ich mache mir auch Gedanken um die Level der Pokémon, was sich natürlich auch auf die beherrschten Attacken auswirkt.

    Kapitel 4: Der erste Wettbewerb


    Der nächste Morgen verging wie im Flug mit den letzten Vorbereitungen wie dem Kämmen von Evolis Fell oder der Suche nach Endivie, welches sich zwischenzeitlich in den Garten geschlichen hatte. Nach einem hastig verschlungenen Frühstück stand Lily schneller, als es ihr lieb war, vor der Wettbewerbshalle von Viola City und holte noch einmal tief Luft, bevor sie eintrat.
    Im Inneren der Halle herrschte reges Treiben. Zuschauer stürmten auf die Tribünen zu, vorbei an Koordinatoren und ihren Pokémon, die ein letztes Mal ihre Kombinationen durchgingen. Hin und wieder konnte man Fans beobachten, die sich auf ihre bevorzugten Kandidaten stürzten, um ein Autogramm oder einen Trainingstipp zu erbeuten. Außerdem versuchten einige Reporter, vor Beginn des Wettbewerbs noch einige Kommentare vielversprechender Teilnehmer zu erhaschen.
    Zwar ging Lily nicht davon aus, dass jemand mit ihr sprechen wollen würde, aber sicherheitshalber ging sie so schnell und unauffällig wie möglich in den Raum hinter der Bühne, der für die Koordinatoren reserviert war.
    Angemeldet hatte sie sich schon am Vortag, und umgezogen war sie ebenfalls schon, also blieb ihr nichts anderes übrig, als auf den Beginn des Wettbewerbs und ihren Auftritt zu warten. Um sich abzulenken, kämmte sie noch einmal Evolis „Pelzkragen“, redete Endivie gut zu, betrachtete ihre Frisur im Spiegel. Gerade als sie zum dritten Mal das Badezimmer aufsuchen wollte, signalisierte ihr PokéCom den Eingang einer Textnachricht. Rose hatte ihr ein „Ich glaube an dich“ mit einem aufmunterndem Smiley geschickt. Es machte Lily glücklich, dass ihre Schwester an sie gedacht hatte; gleichzeitig fühlte sich irgendwie unter Druck gesetzt. Natürlich würde Rose nicht von ihr erwarten, dass sie ihren allerersten Wettbewerb gewann, aber wenigstens musste sie es in die zweite Runde schaffen.


    Endlich wurde der Beginn des Wettbewerbs eingeläutet, und nach einer kurzen Anmoderation ging der erste Kandidat auf die Bühne. Lily selbst hatte eine Nummer im hinteren Drittel und verfolgte nervös die anderen Auftritte, die auf dem großen Bildschirm im Warteraum übertragen wurden, und wusste nicht, ob sie ihren eigenen möglichst schnell herbeiwünschte oder eher hoffte, sie müsste nie auf da oben stehen.
    Irgendwann war es jedoch so weit, und mit klopfendem Herzen durchschritt sie den Vorhang zur Bühne.
    „Begrüßen Sie nun mit mir Lily aus Dukatia City! Heute ist Lilys erster Wettbewerb, also lasst uns einmal kräftig für sie applaudieren!“ Die Moderatorin machte ihre Ansage, es folgte mäßiger Applaus, und nun musste Lily zeigen, was sie drauf hatte.
    „Los, Endivie, zeig ihnen, was du kannst!“ Das kleine grüne Pokémon betrat etwas zögerlich die Bühne und drehte sich fragend zu Lily um, welche ihm aufmunternd zunickte. Daraufhin stellte Endivie sich wie geübt in der Mitte der Bühne auf und ließ eine Rasierblattattacke los. Anstatt jedoch auf ein Ziel zu feuern, ließ es die Blätter durch die Luft wirbeln, sodass sie eine Blütenform bildeten. Auf Lilys „jetzt!“ begann es außerdem, aus dem Blatt auf seinem Kopf einen süßen, wohlriechenden Duft zu verströmen.
    „Oh, Endivie setzt sein aromatisches Blatt ein, um die Zuschauer milde zu stimmen!“, kommentierte die Moderatorin. Dieses Mal fiel der Applaus des Publikums etwas großzügiger aus als zuvor.
    Lily verbeugte sich und verließ zusammen mit Endivie die Bühne. Hinter dem Vorhang wurde sie schon von Evoli erwartet, welches Lily fröhlich in die Arme sprang. Zusammen gingen sie zurück in den Aufenthaltsraum, um auf die Verkündung der Ergebnisse zu warten.
    Während Evoli um ihre Füße herumscharwenzelte, rutschte Lily nervös auf der Bank herum, bis Endivie neben sie sprang und wie kurz davor auch einen Duft aus seinem Blatt strömen ließ. Tatsächlich spürte Lily, wie sie sich daraufhin beruhigte, und sie streichelte Endivie dankbar über den Rücken. In der kurzen Zeit, die sie erst zusammen verbracht hatten, hatten sie sich schon ganz gut angefreundet, fand sie.
    Nachdem alle Vorführungen beendet waren, zog die Jury sich kurz zurück, und wenig später wurden auf dem Bildschirm die Porträts der Kandidaten gezeigt, die es in die nächste Runde geschafft hatten. Nach dem Bild eines Mädchens etwa in Lilys Alter, welches eine beeindruckende Vorführung mit seinem Ledyba gegeben hatte, eines jungen Mannes, einer älteren Frau und eines weiteren Mädchens folgte endlich ihr eigenes Konterfei.
    Bevor Lily selbst realisiert hatte, dass sie es geschafft hatte, waren ihre Pokémon schon aufgesprungen und tanzten aufgeregt um sie herum. Gerade als Lily sich mit ihnen freuen wollte, sprang der Bildschirm um und zeigte nun die Konstellation für die erste Kampfrunde. Lilys Gegnerin war ein Mädchen etwas jünger als sie selbst, das in der ersten Runde mit einem Wiesor angetreten war.
    Lily blickte sich im Raum um und entdeckte das Mädchen in der Nähe des Fensters. Ihre Pokémon schienen in ihren Bällen zu sein, sodass Lily nicht voraussagen konnte, welches sie in den Kampf schicken würde. Ihre Rivalin hingegen rechnete sicher damit, dass Evoli für sie ins Rennen gehen würde.
    Die jüngere bemerkte ihren Blick und erwiderte ihn entschlossen. Beim Gedanken daran, dass dieses Mädchen sicher schon mehr Erfahrung hatte als sie selbst, musste Lily schlucken. Aber sie durfte sich nicht einschüchtern lassen, schließlich hatte sie einiges an theoretischem Wissen aus Büchern und natürlich durch Zusehen bei Rose erlernt.
    Nach einer kurzen Unterbrechung gingen die Kampfrunden los, und Lily sah wieder über den Bildschirm im Zimmer den ersten beiden Duellen zu, bevor es Zeit für ihr eigenes war. Nervös, aber entschlossen stieg sie wieder auf die Bühne und nickte ihrer Kontrahentin zu, bevor sie Evoli aufs Kampffeld schickte. Das andere Mädchen hingegen entließ ein Hoppspross aus seinem Pokéball. Lily hatte Pokémon dieser Art schon öfter im Nationalpark gesehen und hielt sie für keine allzu schweren Gegner. Vielleicht hatten sie ja doch eine Chance, diesen Kampf zu gewinnen.
    „Von jetzt an haben beide Kontrahenten fünf Minuten Zeit, die Punkte des Gegners zu reduzieren. Wer zuerst all seine Punkte verloren hat, verliert, ansonsten wird nach Ablauf der fünf Minuten der Punktestand verglichen“, erklärte die Moderatorin vor Kampfbeginn. „Und nun... los!“
    Die Zeit begann zu laufen, und während Lily noch überlegte, welche Attacke sie am besten einsetzte, gab ihr Gegenüber schon den ersten Befehl. „Hoppspross, setz Tackle ein!“
    Hoppspross schnellte auf Evoli zu, welches nach Lilys Befehl mit Ruckzuckhieb auswich. Die Punkte von Lilys Gegnerin verringerten sich etwas auf der Anzeige. „Und jetzt noch ein Ruckzuckhieb!“
    Evoli hielt auf Hoppspross zu, das sich jedoch mit einem raschen Sprung in die Luft rettete. Evoli sprang hinterher, erwischte es aber natürlich nicht, wurde jedoch angestachelt von der Bewegung und begann, Hoppspross über das gesamte Kampffeld zu folgen. Dabei war es rasch so vertieft in sein „Spiel“, dass es nicht mehr auf Lilys Kommandos reagierte, sodass deren Punkte rapide weniger wurden.
    Während Lily verzweifelt überlegte, was sie tun sollte, wurde es Hoppspross und vor allem dessen Trainerin augenscheinlich zu viel und eine Schlafpuderattacke des rosa Löwenzahn-Pokémon setzte Evoli außer Gefecht. Noch bevor die drei Schiedsrichter für ein Ende des Kampfes stimmen konnte, hob Lily ihr schlafendes Pokémon auf und trug es von der Bühne. Im Hinausgehen hörte sie noch den Kommentar der Moderatorin, dass Evoli wohl noch etwas mehr Disziplin brauchte.
    Lily sammelte noch kurz Endivie im Aufenthaltsraum ein und machte sich dann auf den Weg zurück ins Pokémon Center. Schwester Joy war noch beim Wettbewerb, aber fürs Erste reichte es wohl, Evoli einfach nur schlafen zu lassen, also legte sie es in ihrem Zimmer aufs Bett und ließ sich selbst ebenfalls für einen Moment nieder, um über das soeben Geschehene nachzudenken.
    Dass sie ihren ersten Wettbewerb nicht gewinnen würde, war ihr von Anfang an klar gewesen; dennoch war sie enttäuscht. Obwohl sie unerwarteterweise in die zweite Runde vorgerückt war, hatte sie dort einen dummen Fehler gemacht und sich so die Chance vermasselt. Von jetzt an würde sie viel trainieren müssen, damit ihr so etwas nicht noch einmal passierte.
    Mit Endivie zusammen verließ sie das Zimmer und ging nach draußen, um dort etwas frische Luft zu schnappen und ihre Gedanken zu sortieren. Beim Verlassen des Centers stieß sie auf Alex, der glücklich lächelnd seinem Bisasam beim Spielen im Grünen zusah. Während Endivie sich sofort zu dem grünen Samenpokémon gesellte, setzte Lily sich zögerlich zu Alex auf die Bank.
    Der Junge grinste und hielt Lily ein kleines Stück Metall unter die Nase. „Wir haben den Flügelorden!“
    „Oh, Glückwunsch! Das freut mich für dich.“ Lily rang sich ein Lächeln ab.
    „Beim zweiten Anlauf hat es geklappt. Kann ja nicht immer alles sofort perfekt sein“, sagte er und verstaute den Orden in seiner Ordenbox.
    „Da hast du wohl Recht.“ Zwar hatte sie das selbst auch gesagt, aber es von jemand anderem zu hören erleichterte sie irgendwie, und sie fühlte sich schon etwas besser.
    „Wo ist eigentlich dein Evoli?“, erkundigte sich Alex, während sie ihren beiden Pflanzenpokémon beim Spielen zusahen.
    „Schläft in meinem Zimmer“, antwortete Lily knapp.
    „Beim Spielen verausgabt?“, fragte Alex halb im Spaß.
    „So ähnlich.“ Das war ja streng genommen nicht mal ganz gelogen.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte Lily auf der Bank, teils in Gedanken versunken, teils Alex beim Training mit Bisasam beobachtend. Zwischendurch meldete sie sich kurz per Textnachricht per Rose, die ihr dazu gratulierte, wenigstens in die zweite Runde gekommen zu sein, und ihr Mut zusprach, beim nächsten Mal würde es besser werden. Gegen Abend verabschiedete sie sich von Alex und sah in ihrem Zimmer nach Evoli, welches inzwischen aufgewacht war und wieder fit, bevor sie ein kurzes Abendessen zu sich nahm.
    Im Bett las sie noch etwas in ihrem Reiseführer und beschloss, ihre Reise am nächsten Morgen in Richtung Alph-Ruinen fortzusetzen, dann fiel sie in einen unruhigen Schlaf.

    Und als Entschuldiung poste ich auch noch Kapitel 3. Ich habe auch noch mehr (wie gesagt, ich hatte vergessen, dass ich die Geschichte auch hier gepostet hatte ^^;), will aber nicht spammen und werde den Rest die nächsten Tage hochladen. (Dieses Mal vergesse ich es wohl nicht, falls doch, schimpft mich per PM.)

    Kapitel 3: Ein neues Mitglied im Team


    Am Morgen wurde Lily geweckt, als ihr Evoli sie mit seiner Nase anstupste. „Guten Morgen“, gähnte sie und streckte ihre von der unbequemen Schlafposition schmerzenden Glieder.
    „Evo!“ Das braune Pokémon hüpfte fröhlich auf dem Bett umher.
    Lily umarmte ihre kleine Freundin glücklich. „Bin ich froh, dass es dir wieder gut geht!“ Sie musste an Alex und sein Bisasam denken, doch mit einem Blick auf das Bett weiter hinten im Raum stellte sie fest, dass die beiden nicht mehr da waren.
    Nachdem das Aufsicht führende Chaneira ihr signalisiert hatte, dass es in Ordnung war, hob Lily ihr Pokémon vom Bett und, nachdem sie es behutsam auf dem Boden abgesetzt hatte, machte sich auf den Weg zur Cafeteria, um ausgiebig zu frühstücken. Beide langten kräftig zu, wobei Lily mehr von ihren Pfannkuchen an Evoli verfütterte, als sie selbst aß.
    Wieder war das Center voll mit Trainern, und Lily erkundigte sich bei Schwester Joy, die Evolis Nachkontrolle machte, ob es einen besonderen Grund dafür gab.
    „Morgen findet hier ein Pokémonwettbewerb statt, deshalb sind viele Teilnehmer schon früh angereist, um sich die Halle anzusehen und ihre Pokémon an die Umgebung zu gewöhnen. Komisch, ich hatte gedacht, du wärst vielleicht auch eine Koordinatorin.“
    „Ach so, ich, na ja... Ich würde gern mitmachen, aber ich hab nur ein Pokémon und für den Wettbewerb bräuchte ich ja zwei...“ Zu dumm, da war sie rechtzeitig in der Stadt und verpasste trotzdem ihre erste Chance.
    Schwester Joy lächelte verschwörerisch. „Vielleicht kann ich dir da helfen.“
    Sie bedeutete Lily, ihr zu folgen, und führte sie in den kleinen Wintergarten des Centers. „Letztens hat ein Trainer sein Startpokémon hier gelassen, weil es sich geweigert hat, an Arenakämpfen teilzunehmen, und ich habe es solange hier aufgenommen, aber vielleicht wäre es ja glücklich, mit dir an Wettbewerben teilnehmen zu können.“ Sie drückte Lily ein Bündel frischer Kräuter in die Hand und bedeutete ihr, damit zu wedeln. Als Lily tat, wie ihr geheißen wurde, kam zwischen zwei Büschen ein Endivie heraus und näherte sich ihr vorsichtig. Evoli machte ein paar Schritte auf es zu und stupste es freundlich an, woraufhin das Endivie zurückstupste und schließlich auf Lily zuging, um ihr die Kräuter aus der Hand zu fressen.
    „Na bitte, das ist doch ein guter Anfang! Am besten, ihr trainiert etwas zusammen, um euch anzufreunden, und dann meldest du dich für den Wettbewerb an.“ Schwester Joy nickte zufrieden und ließ Lily dann mit den beiden Pokémon allein. Diese beschloss, sie noch etwas zusammen spielen zu lassen, sodass sie sich anfreunden konnten, und dann zum Training nach draußen zu gehen und zu sehen, was für Attacken Endivie beherrschte.
    Während sie ihrem Evoli und dem kleinen Pflanzenpokémon beim Spielen zusah, fragte Lily sich, welcher Trainer wohl seinen Starter verstieß, nur weil dieser sich zu kämpfen weigerte. Sicher brauchte jemand, der an der Liga teilnehmen wollte, Arenaorden und dafür nun einmal kampfbereite Pokémon, aber selbst wenn derjenige irgendwann Champion werden sollte, hätte er diesen Titel dann verdient?
    „Na dann, lasst uns mal nach draußen gehen“, forderte sie ihre inzwischen zwei Pokémon auf, worauf Evoli ihr sofort nachlief und Endivie etwas langsamer folgte. Es schien Vertrauen zu Evoli gefasst zu haben, gegenüber Lily selbst verhielt es sich jedoch noch etwas schüchtern. Verständlich, dachte das Mädchen, sie hoffte aber, dass das kleine grüne Pokémon sich bald an sie gewöhnen würde.
    Nun standen sie also draußen auf einer Wiese, das hieß, Lily stand etwas ratlos herum, während Evoli herumtobte und Endivie an den bunten Blumen roch. Im Wettbewerb musste sie in der ersten Runde mit einer schönen Darstellung glänzen, um dann in der zweiten Runde mit einem anderen Pokémon Kämpfe zu bestreiten. Mit Evoli könnte sie jederzeit eine schöne Darbietung hinlegen, dafür hatten sie schließlich jahrelang trainiert, aber dann müsste sie mit Endivie kämpfen, was diesem sicher nicht gefallen würde. Andersrum würde Evoli sich sicher anstrengen, hatte aber kaum Chancen, einen Kampf zu gewinnen, falls sie überhaupt innerhalb eines Tages mit Endivie so weit kommen sollte, dass sie nicht nach der ersten Runde rausflogen. Wie man es auch drehte und wendete, Lily hatte ein Problem.
    „Evo?“ Das kleine Pokémon hatte sein Spiel unterbrochen, um Lily am Bein zu stupsen. Diese bückte sich und streichelte es gedankenverloren. Plötzlich spürte sie an ihrem anderen Bein ebenfalls ein Stupsen. Endivie war zu ihr gekommen und sah sie fragend aus seinen großen roten Augen an. Als Lily sich ihm zuwandte, um es ebenfalls zu liebkosen, bemerkte sie den angenehm süßen Geruch, der aus dem Blatt auf seinem Kopf zu ihr aufzusteigen schien. Dabei kam ihr eine Idee für den Wettbewerb, und sie lächelte zufrieden in sich hinein.
    Nach einigen Stunden Training und einer kurzen Besichtigung der Wettbewerbshalle kehrte Lily erst am frühen Abend ins Pokémon Center zurück, wo sie ihren Pokémon eine wohl verdiente lange Pause gönnte und sich selbst endlich etwas zu essen. Auf dem großen Bildschirm in der Cafeteria lief eine Reportage des Lokalsenders über die spektakulärsten Wettbewerbe, die bisher in Viola City abgehalten worden waren. Als eine Aufnahme von Rose gezeigt wurde, verschluckte Lily sich vor Überraschung fast an ihrem Salat. Aber natürlich, eigentlich hatte sie damit rechnen müssen, schließlich hatte ihre ältere Schwester vor einigen Jahren das Große Festival gewonnen und war einigen Wettbewerbsfans sicher noch in guter Erinnerung.
    Während der Moderator sich begeistert über ihre grandiose Darbietung ausließ, musste Lily schwer schlucken. Ihr war vorher nie so richtig bewusst gewesen, in welche großen Fußstapfen sie da treten wollte. Was, wenn jemand sie als Roses Schwester erkannte und sofort auch von ihr überragende Leistungen erwartete? Was, wenn sie sich selbst und ihre Schwester blamierte?
    „Ist bei dir noch frei?“, riss eine Stimme sie aus ihren sich überschlagenden Gedanken. Vor ihr standen Alex und sein Bisasam, die sie beide gleichermaßen fragend ansahen.
    „Ja, bitte.“ Die beiden nahmen gegenüber von ihr Platz und Alex widmete sich schweigend seinem Essen, während Bisasam über dem Pokémonfutter eine Konversation mit Evoli und Endivie führte.
    „Dein Bisasam ist irgendwie gesprächiger als du“, versuchte Lily sich an einem Scherz. Sie hätte gern mal wieder ein Gespräch mit einem Menschen geführt, außerdem war sie es nicht gewohnt, schweigend zu essen.
    Alex blickte von seinem Teller auf. „Sorry, miesen Tag gehabt. Aber du hast ein neues Pokémon, wie ich sehe.“
    „Ja.“ Lily erklärte kurz, wie sie Endivie von Schwester Joy bekommen hatte. „Und wieso hattest du einen miesen Tag?“, fragte sie vorsichtig nach.
    „Ach, nicht so wichtig. Mein großer Bruder hat mir nur mal wieder gezeigt, wie viel besser als ich er doch ist.“ Mit genervter Miene spießte Alex eine Boulette auf seine Gabel.
    Also hatte er ebenfalls jemanden, in dessen Schatten er seinen Platz finden musste, dachte Lily. Wenigstens hatte sie insofern Glück, dass ihre Schwester ihr niemals willentlich das Gefühl gab, überlegen zu sein.
    „Sollte dein Bruder dich nicht eher unterstützen, damit du besser wirst?“ So kannte sie das von zu Hause.
    Alex stocherte weiterhin verärgert in seinem Essen herum. „Ja, das behauptet er ja auch immer, aber auf sein Getue kann ich echt verzichten, und dann sein ständiges plötzliches Auftauchen und Verschwinden durch die Luft... Für wen hält der sich denn, Siegfried?“ Damit spielte er natürlich auf den Champion der Indigo-Liga und berühmten Drachentrainer an.
    „Klingt ja wenig sympathisch...“ Mehr fiel Lily als Kommentar dazu nicht ein. „Und, kämpfst du noch einmal gegen Falk?“
    „Ja, morgen. Deshalb hab ich heute den ganzen Tag trainiert und gehe gleich ins Bett, damit ich morgen fit bin.“ Alex verspeiste die letzten Bissen seines Essens und forderte Bisasam, welches sich augenscheinlich nur schwer von Endivie trennen konnte, zum Gehen auf.
    Auch Lily leerte ihren Teller und verließ die Cafeteria, um eins der Bildtelefone in der Lobby zu benutzen. Dieses Mal hatte sie gute Neuigkeiten und keinen Grund, ihrer Schwester etwas zu verheimlichen.
    „Sieh dir mal mein neues Endivie an!“, war deshalb auch das erste, das aus ihr herausplatze, sobald Rose sich meldete.
    „Erst mal guten Abend, Lily“, tadelte Rose sie mit einem nachsichtigen Lächeln. „Ein wirklich niedliches Pokémon, wie hast du es bekommen?“
    Erneut erzählte Lily die Geschichte, dieses Mal jedoch deutlich ausführlicher. „Und morgen werde ich an meinem ersten Wettbewerb teilnehmen! Übrigens haben sie vorhin im Fernsehen einen Bericht über dich gebracht.“
    „Ach herrje.“ Rose lachte verlegen. „Diese ganzen alten Aufnahmen will doch niemand mehr sehen.“
    „Aber du warst so gut!“ Die Tatsache, dass Rose ihretwegen ihre Karriere, ihren Traum aufgegeben hatte, beschäftigte Lily schon lange. Aber sie traute sich nicht, ihre Schwester zu fragen, ob sie nicht wieder an Wettbewerben teilnehmen wollte, jetzt wo sie aus dem Haus war. Jedes Mal, wenn sie früher gefragt hatte, ob Rose ihr altes Leben nicht vermisste, hatte sie nur eine ausweichende Antwort bekommen. Ihr Leben jetzt mit Lily sei wunderbar, das hatte sie jedes Mal gesagt, sodass sie das Fragen irgendwann aufgab.
    „Wenn du morgen einen Wettbewerb hast, solltest du versuchen, früh ins Bett zu gehen“, riet ihre ältere Schwester ihr.
    „Ja, das mache ich. Auch wenn ich sicher vor Aufregung nicht gut schlafen kann. Aber warte mal kurz, jetzt wo ich zwei Pokémon habe, willst du doch sicher Girafarig zurück?“
    „Ach so. Nein, behalte es ruhig noch eine Weile, bis dein neues Pokémon stärker geworden ist. Sicher ist sicher.“ Diese Aussage war typisch Rose, und Lily musste lächeln.
    „Okay, dann tu ich das. Gute Nacht!“
    „Gute Nacht! Und berichte mir morgen von deinem Wettbewerb, ja? Denk dran, auch wenn du kein Band gewinnen solltest...“
    „... gewinne ich trotzdem Erfahrung, schon klar. Ich hab dich lieb.“
    „Ich hab dich auch lieb, Lily. Schlaf schön.“
    Lily legte auf und stieg mit Evoli und Endivie im Schlepptau die Treppe in den ersten Stock hinauf, wo sie ins Bad ging und sich dann ins Bett legte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie endlich einschlafen konnte, schließlich lag ein wichtiger Tag vor ihr. Sie rechnete sich keine reellen Chancen auf einen Sieg aus, aber sie war aufgeregt und glücklich, endlich an ihrem ersten Wettbewerb teilzunehmen. „Morgen geben wir unser Bestes!“, flüstere sie, doch Evoli und Endivie schliefen schon lange tief und fest. Lily lächelte, drehte sich auf die Seite und machte ebenfalls die Augen zu.

    Ich hatte ganz vergessen, dass ich die Geschichte ja auch hier gepostet hatte. ^^;


    Vielen Dank für eure Kommentare, und jetzt geht es auch endlich weiter. Entschuldigung! m(_ _)m



    Kapitel 2: Begegnungen


    Da standen sie nun also, Lily und Evoli, auf Route 35, mit Dukatia City im Rücken und dem Nationalpark vor sich. Diesen sollten sie vielleicht erst einmal durchqueren, um dann entweder östlich nach Viola City oder nördlich nach Teak City zu gehen.
    „Evoli!“ Ihr Evoli preschte fröhlich voran Richtung Nationalparkeingang – es kannte den Weg schon von früheren Besuchen, die Lily zusammen mit Rose gemacht hatte. Bisher hatte sie ihre Reise also noch nicht in unbekannte Gebiete geführt, aber zumindest war sie zum ersten Mal allein außerhalb der Stadt unterwegs.
    „Hey, warte auf mich!“ Lily spurtete ihrem Evoli hinterher, um es nicht im hohen Gras aus den Augen zu verlieren. In einer Kurve holte sie es ein und wollte es gerade auf den Arm nehmen, damit es nicht wieder weglaufen konnte, als sie angesprochen wurde.
    „Ey, du da! Die Kleine mit dem Fellknäuel! Wie wär’s mit einem Kampf?“
    „Nein, danke“, antwortete Lily. Auf einen Kampf hatte sie nun wirklich keine Lust, schon gar nicht mit jemandem, der sicher kurzen Prozess mit ihrem unerfahrenen Evoli machen würde. Zwar hatte sie schon ein paar Mal Trainingskämpfe gegen ihre Cousinen ausgetragen, aber eigentlich lagen ihre Stärken eher woanders.
    „Ach, stell dich nicht so an! Vielleicht wird aus deinem unentwickelten Winzling so mal ein richtiges Pokémon.“ Der Junge befreite ein Granbull aus dem Pokéball, woraufhin dieses sich vor Evoli aufbaute und bedrohlich knurrte.
    „Lass mein Evoli in Ruhe!“, forderte Lily den unbekannten Jungen auf.
    Dieser lachte bloß. „Aus dem mach ich mir ne Pelzmütze für den Winter! Granbull, setz Biss ein!“
    Dabei hatte sie doch bloß vorgehabt, in Ruhe bis zur nächsten Stadt zu gehen, dachte Lily. Kämpfen war wirklich nicht ihr Ding, aber sie musste sich jetzt um Evolis Willen zusammenreißen. „Evoli, weiche aus mit Ruckzuckhieb!“
    Es gelang dem kleinen Pokémon, rechtzeitig auszuweichen, doch Granbull war schon zum nächsten Angriff bereit. Sein Trainer grinste hämisch. „Du bist ein leichtes Opfer. Granbull, Donnerzahn, jetzt!“
    Der Donnerzahn traf Evoli mit voller Wucht und paralysierte es, sodass es wimmernd zu Boden ging. „Oh nein, Evoli!“ Lily kniete sich nieder zu ihrem kleinen Freund, während Granbull sich wieder zum Angriff bereit machte.
    „Schluss damit!“, rief plötzlich eine kräftige Stimme. Sie gehörte zu einem jungen Mann, der plötzlich um die Kurve gekommen war und nun dem Rabauken einen wütenden Blick zuwarf.
    „Pokémon sind keine Spielzeuge, und vor allem dürfen sie nicht mutwillig verletzt werden! Wenn du dich nicht mal an den einfachsten Grundsatz des Trainerkodex halten könnt, sollte man dir deine Lizenz wegnehmen!“
    Der Junge sah ihn herausfordernd an. „Ich amüsiere mich nur etwas mit den beiden. Geht’s dich was an?“
    „Und ob es das tut. Vielleicht sollte ich dir ein paar Manieren beibringen, oder was meinst du, Glurak?“ Das Glurak, welches er beiläufig aus dem Pokéball ließ, starrte den Jungen böse an. Es war deutlich zu sehen, dass dieser es mit der Angst zu tun bekommen hatte, und so murmelte er nur paar Beleidigungen und zog mürrisch mit Granbull in Schlepptau ab.
    „Ich bin noch nicht fertig mit dir!“, rief der junge Mann und wollte ihm folgen, doch als Evoli wimmerte, ließ er von dem Rabauken ab und wandte sich Lily zu. Neben Evoli kniete er sich auf den Boden und strich ihm beruhigend über den Kopf, bevor er einen Trank aus der Tasche nahm und ihn dem kleinem Pokémon einflößte.
    „Keine Sorge, deinem Evoli geht es bald wieder besser.“ Tatsächlich hörte Evoli nach einigen Augenblicken auf zu wimmern und schlief in Lilys Armen ein.
    „Lass es eine Nacht ausruhen und morgen ist es wieder fit“, erklärte er, nachdem er sich erhoben hatte und nun Lily eine Hand entgegenstreckte, um ihr ebenfalls aufzuhelfen.
    „Vielen Dank“, erwiderte diese, noch immer etwas benommen von den plötzlichen Geschehnissen, und nun auch leicht verlegen. „Ich weiß gar nicht, was ich ohne Sie gemacht hätte...“
    „Du kannst ruhig du sagen. Mein Name ist Aidan.“ Er lächelte.
    „Ich heiße Lily“, brachte sie hervor.
    „Es freut mich, dich kennen zu lernen, Lily. Bist du auf Reisen?“
    „Ähm, na ja...“ stammelte sie. „Also eigentlich bin ich gerade erst von Dukatia City aus zu meiner Reise aufgebrochen.“ Kaum war sie einige Schritte allein unterwegs, musste ihr so etwas passieren. Vielleicht war sie ja einfach noch nicht so weit.
    „Verstehe.“ Aidan nickte verständnisvoll. „Da hast du ja gleich mal einen Schreck wegbekommen, hm? Wo wolltest du denn hin?“
    „Ich dachte an Viola City“, antwortete Lily unsicher. Sie hatte noch gar keinen konkreten Plan gehabt – zwar gab es in Viola City eine Wettbewerbshalle, aber ohne ein zweites Pokémon nützte diese ihr wenig.
    Aidan lächelte. „Das trifft sich gut, da wollte ich auch nämlich auch hin. Am besten, ich nehme dich bis zum Pokémon Center mit. Steig auf!“ Er deutete auf Glurak.
    „Kann es mich denn auch noch tragen?“, fragte Lily, der nicht ganz wohl war bei dem Gedanken, auf dem Feuerdrachen zu reiten.
    „Ach, klar, du siehst leicht aus. Hier, ich helfe dir auf.“ Bevor sie protestieren konnte, saß Lily auch schon auf Glurak und Aidan schwang sich vor ihr auf dessen Rücken. „Immer schön festhalten!“, ermahnte er sie noch, bevor sie auch schon durch die Luft flogen.
    Als sie sich erst einmal daran gewöhnt hatte, musste Lily zugeben, dass es gar nicht so schlecht war. Mit eine Arm ihr Evoli stützend, mit dem anderen an Aidan geklammert – was leichte Schmetterlinge in ihrem Bauch hervorrief-, wagte sie einen Blick nach unten und war beeindruckt. Unter ihr lag ihre Heimat, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Der Nationalpark hatte von oben betrachtet wirklich die Form eines Pokéballs, wie sie einmal gelesen, aber noch nie selbst hatte überprüfen können. Vielleicht würde diese Reise ihr ja wirklich ungeahnte Perspektiven eröffnen. Genau, sie durfte noch nicht aufgeben, das war sie sich, ihrem Pokémon und auch ihrer Schwester schuldig.
    In erstaunlich kurzer Zeit schon erreichten sie Viola City, und wenig später setzte Glurak zum Landeflug direkt vor dem Pokémon Center an.
    „Also, junges Fräulein, lass am besten dein Evoli noch einmal hier durchchecken, und ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg auf der weiteren Reise. Du hattest vorhin einfach Pech, nicht alle Trainer sind gemein.“ Er lächelte ihr aufmunternd zu.
    „Das habe ich gemerkt“, erwiderte Lily. „Vielen Dank fürs Mitnehmen und alles, ich weiß wirklich nicht, was ich allein getan hätte.“
    „Also allein bist du ja nun wirklich nicht“, meinte Aidan und deutete auf Evoli. „Halt die Ohren steif!“ Und schon war er wieder auf Glurak gestiegen und gen Himmel verschwunden.
    Da stand sie nun also, zwar nicht allein, sondern mit ihrem immer noch schlafenden Evoli auf dem Arm, aber ohne einen Plan, was sie als nächstes tun sollte. Zuerst einmal begab sich Lily jedoch ins Pokémon Center, um Schwester Joy dort von Evolis Situation zu berichten. Diese nickte verständnisvoll, machte ein wütendes Gesicht, als sie von dem rücksichtslosen Trainer hörte, untersuchte Evoli gründlich und bot Lily ein Zimmer für die Nacht an, welches diese dankend annahm.
    Während Evoli im Untersuchungsraum war, brachte Lily ihre Sachen aufs Zimmer und trank einen Saft in der Cafeteria des Centers. Dann ging sie wieder in den Krankentrakt, um nach ihrem Evoli zu sehen. Nicht nur machte sie sich Sorgen, es bereitete ihr auch Unbehagen, von ihrem einzigen Begleiter auf dieser Reise getrennt zu sein. Überhaupt war sie seit dem Tag, an dem sie Evoli bekommen hatte, noch nie wirklich ohne es gewesen.
    „Ach, Evoli“, sagte Lily leise zu dem kleinen Pokémon, das immer noch friedlich schlief.
    „Wenn ich nur stärker wäre, dann wärst du nicht verletzt worden.“
    Lily sah sich um. Irgendwer hatte ihr gerade die Worte aus dem Mund genommen, nur wer?
    Auf einem Bett weiter hinten im Raum saß ein Bisasam mit einem Verband um den Kopf, dessen Trainer schuldbewusst den Kopf gesenkt hatte. Das Bisasam gab aufmunternde Laute von sich und strich dem Jungen mit einer Ranke über den Arm. Dieser hob daraufhin den Kopf und lächelte sein Pokémon an. „Du bist einfach der Beste, Bisasam. Aber nächstes Mal passen wir auf, dass du nicht wieder verletzt wirst, in Ordnung?“
    Bisasam strahlte seinen Trainer an und nickte. Unwillkürlich musste Lily lächeln. In diesem Moment traf ihr Blick den des Jungen.
    „Entschuldige, ich wollte nicht lauschen. Es ist nur so, dass ich gerade genau dasselbe zu meinem Evoli sagen wollte.“ Lily errötete leicht.
    „Hast du auch gegen Falk gekämpft?“ Er musterte sie prüfend aus seinen grünen Augen.
    „Nein, ich hab... noch gar nicht richtig gekämpft. Ein Trainer hat uns angegriffen, kurz nachdem ich aufgebrochen war.“ Oh je, jetzt hielt er sie sicher für eine absolute Anfängerin.
    „Solchen Trainern sollte man die Lizenzen wegnehmen“, entgegnete er jedoch. „Ich bin Alex, und du?“
    „Lily. Bist du schon länger Trainer?“
    Alex nickte. „Durch Kanto bin ich schon gereist, und jetzt bin ich hier, um die Johto-Orden zu gewinnen. Falk war ein ziemlich harter Brocken, und Bisasam musste ganz schön was einstecken.“
    „Aber es sieht so aus, als wärt ihr ein gutes Team“, meinte Lily mit Blick auf das Pflanzenpokémon, welches seinen Trainer liebevoll anblickte.
    „Klar, ohne Bisasam hätte ich keinen einzigen Kampf gewinnen können.“ Er streichelte seinem Pokémon stolz über Kopf.
    In diesem Moment betrat Schwester Joy den Raum, um Alex mitzuteilen, dass sein Bisasam vorsichtshalber noch die Nacht über im Pokémon Center bleiben sollte, und ihm daher den Schlüssel zu einem der Zimmer überreichte. „Und du, Liebes, kannst dein Evoli ruhig hier allein lassen, Chaneira kümmert sich schon um es“, wandte sie sich dann an Lily. „Das heutige Abendmenü in der Cafeteria ist besonders gut, also geh und iss etwas, es nützt einem Pokémon nichts, wenn sein Trainer verhungert“, fügte sie mit Blick auf Lilys unsicheren Gesichtsausdruck hinzu.
    „Na gut...“ Wenig begeistert stand Lily auf und warf einen letzten Blick auf Evoli, bevor sie den Raum verließ und hinter Alex in die Cafeteria ging. Sie musste zugeben, dass der Nudelauflauf wirklich fantastisch aussah, und sie merkte nun auch, dass ihr Magen etwas grummelte.
    Mit einem großen Teller Auflauf und einem Glas Eistee auf ihrem Tablett machte sie sich also auf die Suche nach einem Tisch. Das Center war inzwischen gut gefüllt und es gab kaum noch einen freien Platz, sodass sie schließlich auf Alex zusteuerte, der allein an einem kleinen Tisch saß. „Darf ich mich zu dir setzen?“
    „Klar.“ Er nickte ihr nur kurz zu und widmete sich dann wieder seinem Essen.
    Lily hingegen stocherte trotz ihres leeren Magens nur in ihrem Essen herum. Ihr Versagen als Trainerin – nichts anderes war in ihren Augen die Ursache für Evolis Zustand – hatte ihr den Appetit verdorben.
    „Dein Evoli will sicher nicht, dass du verhungerst“, kommentierte Alex, der von seinem inzwischen leeren Teller aufsah.
    „Das weiß ich doch, aber... Macht es dir denn gar nichts aus, dass dein Pokémon verletzt ist?“
    „Sicher. Aber Schwester Joy hat Recht, dein Evoli ist in besten Händen, und tun kannst du eh nichts.“ Er stand auf. „Na ja, man sieht sich.“ Dann war er weg.
    Lily seufzte. Er war ihr eigentlich nicht wie ein kaltherziger Trainer vorgekommen, im Gegenteil, sein Bisasam schien ihm sehr viel zu bedeuten. Vielleicht hatte er ja Recht, und sie musste sich mehr Mühe geben, mit solchen Situationen fertig zu werden. Etwas entschlossener als zuvor griff sie nach ihrer Gabel und aß letztendlich fast die ganze Portion auf, bevor sie ebenfalls die Cafeteria verließ, um wieder nach Evoli zu sehen.
    Als sie sich dem Raum näherte, wurde sie jedoch von Schwester Joy abgefangen. „Wir haben die Pokémon gerade gefüttert, komm doch in einer halben Stunde wieder und setz dich so lange vielleicht zu den anderen Trainern.“
    Da ihr gerade nicht der Sinn nach Gesellschaft stand, verließ Lily stattdessen das Center und spazierte etwas durch das nächtlich erleuchtete Viola City. Im Norden der Stadt ragte der Knofensaturm auf, den sie schon von einem früheren Besuch mit ihrer Schwester kannte. Bei diesem Anblick fiel ihr ein, dass sie ja versprochen hatte, daheim anzurufen, also nahm sie ihren Pokémon aus der Rocktasche und wählte „zu Hause“ an.
    „Lily?“ Rose meldete sich schon beim ersten Klingeln.
    „Ja. Ich bin jetzt in Viola City.“ Die Details ihrer Reise verschwieg sie vorsichtshalber.
    „Bist du im Pokémon Center? Warum benutzt du nicht eins der Bildtelefone?“, erkundigte sich Rose.
    „Ach, da war es so voll...“ Sie hatte gar nicht an die Möglichkeit eines Videotelefonats gedacht, war aber im Nachhinein froh darüber, da es ihr schon schwer genug fiel, nur die Stimme ihrer Schwester zu hören. Würde sie nun auch noch ihr Gesicht sehen, bekäme sie sicher Heimweh, ganz zu schweigen davon, dass Rose sicher bemerken würde, dass es nicht besonders gut lief. „Ich bin ziemlich kaputt von der Reise und gehe sicher gleich ins Bett.“ Das war nicht einmal gelogen, sie fühlte sich wirklich erschöpft, obwohl sie ja dank Aidan bequem hergeflogen war.
    „Dann schlaf gut, und melde dich morgen wieder“, verabschiedete Rose sich.
    „Mach ich. Gute Nacht!“ Lily schluckte ihr Heimweh und ihr schlechtes Gewissen herunter, doch ein unangenehmer Nachgeschmack blieb auch noch, nachdem sie aufgelegt hatte. Es gefiel ihr nicht, Rose anzulügen, aber wenn sie ihr erzählte, dass gleich am ersten Tag praktisch alles schiefgegangen war, würde sie sich nur unnötige Sorgen machen oder sie womöglich sogar bitten, zurück nach Hause zu kommen.
    Zur Beruhigung drehte sie noch eine Runde um den Block, bevor sie wieder ins Pokémon Center ging, um nach Evoli zu sehen. Bevor sie die Eingangstür durchschritt, hatte sie für einen Moment das Gefühl, jemand würde sie beobachten, doch als sie sich umdrehte, war niemand zu sehen. Vielleicht spielten ihre Nerven ihr nach der ganzen Aufregung einen Streich, dachte Lily.
    Sie durchquerte die etwas leerer gewordene Lobby und öffnete vorsichtig die Tür zum Krankenzimmer, um keine eventuell schlafenden Pokémon zu wecken. Zwischen den Pokémon entdeckte sie Alex, der mit dem Oberkörper auf Bisasams Bett lag und ebenfalls zu schlafen schien.
    Lily lächelte, zog sich einen Stuhl heran und machte es sich, seinem Beispiel folgend, an Evolis Seite bequem. Sie war wirklich nicht allein, dachte sie, bevor sie einschlief.

    Trugschlag ist keine normale "Ei-Attacke", aber laut Bulbapedia müsste das geschlüpfte Pokémon sie trotzdem können.


    "The Pokémon will start with any TM or HM moves (and in Crystal, move tutor moves) that the father knows and the baby can also learn by machine. "

    Wablu kann die Attacke "Trugschlag" per Ei-Attacke erlernen, also die Attacke kann man nicht an ein Wablu weitervererben. Da das Wablu von Pokemon Box, laut deiner Aussage, ist es ein spezielles.

    Den Teil verstehe ich nicht. ^^;



    Aber ich seh schon, das Problem ist, dass Wablu die Attacke normalerweise gar nicht lernen kann, auch nicht per TM. >.<

    Ich hoffe, ich bin hier richtig.
    Letztens habe ich mich über Ei-Attacken und so informiert und dann zwei meiner Wablu genommen, die beide Trugschlag können (von Pokémon Box damals, glaube ich) und diese in Diamant zusammen in die Pension gesteckt. Das Wablu, das aus dem Ei geschlüft ist, kann aber nur Heuler und Schnabel. O.o
    Kann mir vielleicht jemand sagen wieso?


    Endlich darf Lily sich mit ihrem Evoli auf ihre erste eigene Pokemonreise begeben. Ihr Wunsch ist es, in die Fußstapfen ihrer älteren Schwester, einer Top-Koordinatorin, zu treten.
    Auf ihrer Reise durch Johto trifft sie nicht nur neue Pokémon, sondern auch neue Freunde wie Alex, einen angehenden Pokémon-Meister. Und wer ist der mysteriöse junge Mann, der ab und zu scheinbar aus dem Nichts auftaucht?
    Nebenbei gilt es, ein großes Rätsel zu lösen, das für Lily selbst und möglicherweise auch für die Welt, in der sie lebt, von großer Bedeutung ist.


    Wird sich Lily auf dieser Reise zusammen mit ihren Pokemon weiterentwickeln können?


    [Blockierte Grafik: http://i682.photobucket.com/albums/vv185/Yurippe/th_Lily_Rose.png]



    Liebe Leute,


    hiermit möchte ich auch im Bisaboard (und nicht nur wie bisher auf animexx) meine erste Fanstory mit eigenen Charakteren hochladen.



    Die Charaktere sind im Übrigen folgende:








    Kulissenbilder(von mir erstellte Bilder von Lilys Haus etc.)





    Da die Johto-Wettbewerbe nie im Anime gezeigt werden, gehe ich einfach davon aus, dass sie so wie in Kanto ablaufen. ^^;
    Bei den Kämpfen halte ich mich an die Attacken, wie sie auf Bulbapedia stehen, also Lernbarkeit, Genauigkeit etc. Das macht das Recherchieren beim Schreiben leichter. Aber meine Pokémon können mehr als 4 Attacken lernen, wie im Anime. Für die Games ist es ja sinnvoll, nur 4 Attacken zu beherrschen, aber im "richtigen" Leben ergibt es für mich keinen Sinn, dass die Pokémon Attacken wieder vergessen.
    Ich mache mir auch Gedanken um die Level der Pokémon, was sich natürlich auch auf die beherrschten Attacken auswirkt.


    Und ohne weiteres Gequatsche geht es nun zum Prolog und zum ersten Kapitel! :) Wenn möglich, werde ich ca. einmal die Woche ein neues Kapitel hochladen, manchmal kommen mir aber leider Uni oder Arbeit dazwischen.
    Über Kommentare mit konstruktiver Kritik und ehrlichem Feedback würde ich mich sehr freuen.



    Prolog

    Es war spät in der Nacht in Dukatia City, und weit vom niemals stillstehenden Stadtkern dieser gigantischen Metropole schliefen die meisten Menschen schon lange. Nichtsdestotrotz saß ein junges Mädchen immer noch hellwach auf ihrem Bett und blickte sehnsüchtig aus dem Fenster.

    Neben ihr saß ein kleines Pokémon, das sie gedankenabwesend streichelte, während sie einen Seufzer ausstieß. „Ich wünschte, ich könnte alles unter diesem unendlichen Himmel mit meinen eigenen Augen sehen, Evoli.“ Sie nahm ihren kleinen Freund auf den Arm und hielt ihn so, dass er aus dem Fenster sehen konnte. Dann kuschelte sie ihr Gesicht in sein weiches Fell und seufzte erneut.

    Am nächsten Tag würde sie zwölf werden, und noch immer war sie nicht unterwegs auf Reisen, wie all die anderen Kinder schon mit zehn. Seit zwei Jahren hatte sie mit Evoli hier in Dukatia City gewartet, war zur Trainerschule gegangen, hatte ihrer Schwester zu Hause geholfen...

    Es war nicht so, als wollte sie dies alles zurücklassen. Sie liebte ihre Schwester, die sich so gut um sie kümmerte und sich ins Zeug legte, damit es ihnen nie an etwas fehlte, und sie liebte auch ihr Zuhause hier in der Stadt voller Möglichkeiten und so vielen Dingen zu sehen. Durch verschiedene Regionen zu reisen und möglicherweise draußen übernachten zu müssen sagte ihr ehrlich gesagt wenig zu, aber trotzdem wollte sie es gern. Sie wollte etwas allein tun. Auch wenn es vielleicht unbequem war oder sogar gefährlich, wusste sie doch, dass sie es tun musste, um selbstständig werden zu können.

    Aber es war eh sinnlos, darüber nachzudenken. Ihre Schwester würde sie die nächsten Jahre nicht ziehen lassen. Ein Teil von ihr hasste sie dafür, aber der größere und vernünftigere Teil wusste, dass sie es nur gut meinte. Selbst mit einem Pokémon an ihrer Seite war die Welt ein gefährlicher Ort für ein alleinreisendes junges Mädchen.

    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht hörte, wie die Tür aufging, sodass die Stimme ihrer Schwester sie aufschreckte. „Musst du mich am Abend vor meinem Geburtstag so erschrecken?“

    Ihre Schwester lächelte, wurde aber sogleich wieder ernst. „Dein Geburtstag ist der Grund, aus dem ich mit dir reden wollte.“ Sie ließ sich ebenfalls auf dem Bett nieder, mit ihrem Psiana, das hinter ihr den Raum betreten hatte, zu ihren Füßen.

    „Ich weiß, es war hart für dich, dass alle deine Freunde zu ihrer Pokémonreise aufgebrochen sind und du hier bleiben musstest, Lily“, begann sie. „Ich weiß auch, dass du verstehst, wieso ich dich nicht ziehen lassen habe.“

    Lily nickte. „Du hast Angst, dass mir etwas zustößt.“

    „Genau. Ich könnte es nicht ertragen, dich auch noch zu verlieren...“ Sie räusperte sich und hielt einen Moment inne. „Aber mir ist klargeworden, dass ich dich nicht ewig hier behalten kann. Natürlich machen sich alle Eltern und Geschwister Sorgen um diejenigen, von denen sie sich trennen müssen, aber irgendwann muss man einfach loslassen. Du und Evoli, ihr habt in den letzten zwei Jahren viel trainiert, und da ich weiß, dass du dich nicht Hals über Kopf in Abenteuer stürzt, habe ich beschlossen, dass du ab morgen nicht mehr hier zu bleiben brauchst – wenn du willst, versteht sich.“

    Lily starrte ihre Schwester ungläubig an. „Soll das heißen... ich darf meine Reise antreten?“

    „Genau das soll es heißen. Allerdings nur unter diesen Bedingungen: Du reist nicht alleine im Dunkeln, und auf gefährlichen Strecken nimmst du Bus, Schiff oder sonstige Transportmittel. Außerdem rufst du mich jeden Tag an, damit ich mich vergewissern kann, dass es dir gut geht, und ab und zu werde ich vorbeikommen und dich besuchen. Kannst du damit leben?“

    „Natürlich kann ich! Ich tu alles, was du willst, damit ich nur reisen kann!“ Sie sprang von ihrem Bett, warf ihr Evoli in die Luft und tanzte im Zimmer herum wie ein wild gewordenes Eneco. „Oh, danke, Rose, danke, danke, danke!“ Sie legte eine kurze Tanzpause ein, um ihre Schwester zu umarmen, machte aber sofort weiter.

    Rose saß auf ihrem Bett und beobachtete ihre kleine Schwester lächelnd. Sie strich ihrem Psiana, das dem ganzen Aufruhr etwas skeptisch zusah, beruhigend über den Kopf.

    Als Lily sich etwas beruhigt hatte, sagte sie: „Ich brauche eine Ausrüstung für meine Reise, Essen, Reiseführer...“

    „Weiß ich doch“, unterbrach Rose sie grinsend. „Morgen gehen wir einkaufen, schließlich haben wir Johtos größtes Kaufhaus praktischerweise fast vor der Haustür. Aber jetzt solltest du erst mal schlafen gehen, Shoppingtouren erfordern Kraft. Mach’s einfach wie Evoli.“

    Lily erblickte ihr kleines Pokémon, welches – vermutlich von der anstrengenden Tanzerei – schon tief und fest schlief. „Na gut, ich versuch’s. Aber morgen...“

    „Morgen ist dein großer Tag, da kannst du alles tun, was du willst.“ Mit einem Lächeln und einem „gute Nacht“ schloss Rose die Tür und begab sich in ihr eigenes Zimmer, nicht ohne eine kleine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen.

    Morgen würde etwas altes zu Ende gehen, aber etwas neues würde beginnen.


    1. Kapitel: Auf ins Abenteuer!

    Die Sonne war noch nicht einmal vollständig aufgegangen, als ein gewisses Geburtstagskind schon voller Energie durch das Haus wirbelte. Wie am Vorabend auch schon, warf sie dabei ihr Evoli in die Luft, sang aber diesmal auch dazu, „Ich geh auf eine Reise, ich geh auf eine Reise“.

    „Es ist ja nett, dass du mich weckst, aber hättest du damit nicht noch ein paar Stunden warten können?“, beschwerte sich Rose, die gern noch etwas geschlafen hätte, bei ihrer kleinen Schwester.

    Die einzige Antwort, die sie bekam, war jedoch: „Oh, guten Morgen! Wann gehen wir einkaufen?“

    „Ich sollte ihr nicht so viel Zucker zu essen geben“, murmelte Rose auf dem Weg in die Küche. „Zieh dich wenigstens schon mal an!“, rief sie über die Schulter zurück zu Lily.

    „Ja, ja.“ Unwillig unterbrach das Mädchen sein Rumgehopse und ging ins Bad, um zu duschen. Danach holte sie ihren liebsten braunen Faltenrock und eine weiße Bluse aus ihrem Schrank, zog sich an und band ihre langen, welligen braunen Haare zu zwei tiefen Zöpfen zusammen, bevor sie sich wieder in die Küche begab. Evoli folgte ihr wie immer auf dem Fuße.

    Der Esstisch war beladen mit lauter leckeren Speisen wie Pancakes mit Ahornsirup, Rührei auf frischen Brötchen, Obstsalat, frisch gepresstem Orangensaft, Kakao...

    „Gefällt dir dein Geburtstagsfrühstück? Iss auf, wer weiß, wann du das nächste Mal was anständiges in den Magen bekommen wirst“, forderte Rose sie auf.

    „Schon dabei“, nuschelte Lily mit vollem Mund. Neben ihr schlug Evoli sich den Bauch mit Pokémonfutter voll, und gegenüber am Tisch bedienten sich Rose und Psiana etwas stillvoller an Tee und Toast.

    „Gibt es einen Grund, wieso du so schlingst?“, erkundigte sich Rose mit gerunzelter Stirn. Auch Psiana warf ihr einen missbilligenden Blick zu.

    „Muss Geschenke auspacken.“ Lily verschluckte sich beinahe an ihrem hastig getrunkenen Kakao.

    Als sie nach wenigen Minuten, die ihr viel länger vorgekommen waren, endlich satt war, stand Lily auf und wandte sich dem Tisch mit Geschenken in einer Ecke des Wohnzimmers zu. Ihre Verwandten hatten ihr alle nützliche Geschenke für die Reise gemacht.

    „Ich hab ein paar Hinweise bei der Familie fallen lassen – alle sagen, du musst unbedingt bei ihnen vorbei kommen“, erklärte Rose. „Ach so, das Päckchen da hinten ist von mir.“

    Aus buntem Geschenkpapier wickelte Lily einen PokéNav, den sie eine Weile fasziniert betrachtete, dann mit Blick auf die voranschreitende Zeit jedoch erst einmal zu ihrem PokéCom in ihre Rocktasche steckte. „Vielen Dank!“ Sie umarmte ihre Schwester.

    „Gern geschehen. Ich dachte, für eine zukünftige Koordinatorin ist das sicher nützlich. Und jetzt sollten wir einkaufen gehen, damit du heute noch loskommst. Und damit du eine Tasche hast, in die du deine ganzen Geschenke tun kannst“, fügte sie mit Seitenblick auf den Berg von Items und Lilys ausgebeulte Rocktasche hinzu.

    „Okay, ich hol nur meine Schuhe. Komm, Evoli.“ Lily und ihr Pokémon machten sich auf den Weg zur Garderobe, wo Lily sich weiße Sportschuhe anzog und eine weiße Mütze aufsetzte.

    Auch Rose stieg in ihre Ballerinas und griff nach ihrer Handtasche. „Also dann, auf geht’s!“

    Die zwei Mädchen und ihre beiden Pokémon verließen das Haus und gingen die Allee als Aprikokobäumen zur Bushaltestelle hinunter, wo auch schon bald der Bus kam und sie im Stadtzentrum direkt vor dem Kaufhaus absetzte.

    Drinnen kauften sie erst einen hübschen, stabilen Rucksack in weiß und pink, einen passenden Schlafsack und ein Set aus Trinkflasche und Lunchbox. Nachdem sie auch Futter für Evoli und einige Notfallkonserven für Lily selbst gekauft hatten, machten sie eine kurze Verschnaufpause auf dem Dach, wo sie sich eine Limonade aus einem der Automaten zogen und durch die Ferngläser über die Stadt blickten. Danach besorgten sie noch einige nützliche Kleinigkeiten, und Lily kaufte außerdem ein rosa Band für ihr Evoli, das sie dem kleinen Pokémon gleich umband.

    „Hier, ich hab eine TM für dich gekauft“, meldete sich Rose zu Wort. „Diese TM enthält die Attacke Schutzschild, damit fühle ich mich ein bisschen sicherer mit euch beiden allein auf Reise.“

    „Danke, ich bringe sie Evoli später bei.“ Lily verstaute die TM in ihrem neuen Rucksack.

    „Und jetzt sollten wir vielleicht kurz zu Mittag essen und dann zurück nach Hause fahren, um zu packen“, schlug Rose vor.

    Sie genehmigten sich leckere Pasta und ein Dessert im Kaufhausrestaurant und nahmen dann den Bus zurück heim, wo sie zusätzlich zu den eben gekauften Dingen auch Kleidung und natürlich sämtliche Geschenke in den Rucksack packten.

    „Wo möchtest du überhaupt zuerst hin?“, erkundigte Rose sich nebenbei.

    Lily überlegte. „Hm, gute Frage. Ich glaube, ich reise erst einmal etwas durch Johto und versuche, mir ein zweites Pokémon zu fangen.“

    „Willst du nicht Girafarig mitnehmen?“, fragte Rose.

    „Girafarig? Aber das ist ja gar nicht mein Pokémon“, erwiderte Lily.

    „Du musst es ja nicht in Wettbewerben einsetzen, aber mir wäre wohler, wenn du ein erfahrenes Psychopokémon dabei hättest. Nur, bis du mehr Pokémon gefangen hast.“

    „Na gut, wieso nicht. Aber wirst du es nicht vermissen?“

    Rose lächelte. „Dich werde ich auch vermissen, und trotzdem lasse ich dich gehen.“

    Lily umarmte ihre Schwester. „Ich melde mich ganz oft, versprochen. Aber vielleicht bist du doch ganz froh, dass du jetzt mal wieder deine Ruhe hast. Wer weiß, vielleicht haust du ja richtig auf den Putz, sobald ich weg bin.“

    „Das werden wir ja sehen.“ Rose lachte.

    Als sie alles verstaut hatten, Girafarigs Pokéball inklusive, machten sich beide Schwestern wieder auf den Weg zur Bushaltestelle. Lily warf einen vorläufig letzten Blick auf ihr Haus, bevor der Bus eintraf, der sie zum Stadtrand brachte. Von dort würde sie dann in Richtung Norden weitergehen, hatte Lily fürs Erste beschlossen.

    „Lass dich nicht von komischen Typen anquatschen, und schlaf immer in Pokémon Centern, wenn du kannst, ja? Und iss ordentlich, nicht immer nur Süßes“, ermahnte Rose ihre kleine Schwester, als der Bus um die Ecke kam.

    „Ja, mach ich“, antwortete diese.

    „Also dann, gute Reise!“ Ein letztes Mal umarmten die Schwestern sich, bevor Lily den Bus betrat. Dort ließ sie Girafarig aus seinem Ball und nahm Evoli auf den Arm, und sie winkten Rose zu, bis sie um die nächste Kurve fuhren.

    Als sie nicht mehr zu sehen war, wischte Lily sich die Tränen ab und holte ihren Reiseführer aus der Tasche. Nun ging also ihre große Reise los. Sie musste zugeben, dass sie sich etwas fürchtete, doch gleichzeitig konnte sie es kaum erwarten, endlich all die neuen Orte zu sehen, und sie fragte sich aufgeregt, wohin ihre Reise sie führen würde.

    „Tja, da wären wir nun“, stellte Lily fest. Sie standen am nördlichen Ausgang von Dukatia City, nur wenige Schritte vom großen Abenteuer entfernt. Es fühlte sich komisch an, zwar noch in der Heimat zu sein, nur einige Busminuten entfernt von zu Hause, und sich gleichzeitig am Beginn einer Reise ins Ungewisse zu befinden.

    „Bist du bereit?“, fragte Lily ihr Evoli, auch wenn sie eigentlich mehr zu sich selbst sprach.

    „Evo!“, bejahte ihr Pokémon energisch. Wenigstens eine von ihnen war sich also sicher, was Lily etwas beruhigte.

    „Na dann, auf ins Abenteuer!!“

    Ist schade, aber vollkommen verständlich. Und wir können froh sein, dass wir nur dieses "Problem" haben.


    Wieso alles über den japanischen Server läuft? Liegt es vielleicht daran, dass die Dream World global ist und man mit Leuten von überall kommunizieren kann? Dann würde eine eigene deutsche Dream World nicht viel bringen, nehme ich an (wobei ich von so was NULL Ahnung hab. ^^;)

    Ich hab es oben schon mal geschrieben, ich glaube nicht, dass die Nordkoreaner Pokémon spielen. Die haben eher Probleme wie kein Geld, kein Essen, und wie ich schon sagte, da sie mit Japan auf dem Kriegsfuß stehen, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie Nintendospiele importieren. (Auch wenn sie gern mal Japaner "importieren". *hust*)
    Und von meinen koreanischen Bekannten (aus dem Südteil natürlich) hab ich nicht einen auch nur ein schlechtes Wort über Nordkorea reden hören. Ich denke, die meisten hätten einfach gern wieder ein vereintes Korea.
    Aber wie ich schon sagte, mehr Nachrichten gucken, weniger Pokémon spielen. :rolleyes:

    Ich hab einiges von früher, vor allem noch diese Minispielwelten und andere Figuren.


    Und ich liebe meine Plüschis, manche davon sind alt, ein paar hab ich auf ebay ersteigert, und einige neue sind aus dem Pokemon Center in Tokyo.
    Ich habe (manche mehrfach) Evoli (3, davon 2 aus dem PC), Endivie (2, davon ein liegendes aus dem PC), Schiggy (2), Chelast (3 oder so, und Chelast-Schlampermappe und Hausschuhe xD), Feurigel (1 aus dem PC), Lapras (aus dem PC), Eneco und das Bisasam von meinem Bruder.