Krass, jetzt gibt's hier also auch mal Lebensthemen statt Pokémon, auch noch gar nicht bemerkt... Und das hier ist in der heutigen Zeit tatsächlich eine höchst interessante Frage. Und es ist auch schwer einzuschätzen, wo das noch hinführen soll oder wird.
Grundsätzlich kauf ich mein Zeug bevorzugt im Laden, und das gilt insbesondere für Lebensmittel und Kleidungsstücke. Es hat schon seine Vorzüge, seinen Einkauf in die Hand nehmen zu können bevor man sich für sie entscheidet, und es ist auch überwiegend nachhaltiger. Gerade als einer, der für seinen Lebensunterhalt nur am Computer sitzt, ist es tatsächlich verdammt wichtig, dass man auch mal aufsteht und ein paar Kilometer geht, wenn man auch in 10, 20, 30 Jahren noch gesund sein will. Von den 6 Tagen in der Woche, an denen man in Deutschland einkaufen kann, kauf ich an 4-5 ein. Wohne in der Innenstadt und ohne Auto, schlepp also mein Zeug grundsätzlich durch die Gegend und reicht immer nur für die nächsten 1-3 Tage. Ist es lästig? Ja, natürlich. Aber was sind die Alternativen?
Wenn man beispielsweise zunächst mal ein Auto hätte, um nur einmal in der Woche einkaufen zu müssen, dann geht die Lebensqualität und Flexibilität erstmal hoch, offensichtlich, aber hat auch ihren Preis. Und das Preis-Leistungsverhältnis passt da für mich zumindest nicht. Lohnt sich halt nur auf dem Land oder wenn du so reich bist, dass es dir scheißegal ist. Aber ich verlier ein Drittel meines Nettoeinkommens an die Miete und hab ja schon alles (außer die Arbeit *hust*) fußläufig oder mit Öffis gut erreichbar. Wenn ich jetzt noch das nächste Drittel oder was für einen fahrbaren Untersatz weghauen würde, dann müsst ich danach jeden Euro umdrehen, von Gehaltsschein zu Gehaltsschein leben und könnte auf nichts, das im Leben passiert, mehr gut reagieren -- von finanzieller Sicherheit im Alter ganz zu schweigen. Hinzu kommt: Neben der Liquidität verliere ich auch das erwähnte Minimum an Bewegung, und Autos sind auch berüchtigt für eine ziemlich ungesunde Sitzposition... Die Möglichkeit von Unfällen werd ich jetzt mal nicht weiter betrachten, weil du die immer und überall im Leben hast, aber insbesondere falls du dich in einem Auto gar nicht wohl fühlen solltest, schon auch ein Faktor.
Und dann wäre da noch der große Elefant im Raum mit den Onlineshops...und wofür sie so stehen. Alles jederzeit haben zu können ist stark, keine Frage, das hätte man sich vor 40 Jahren in der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik überhaupt nicht vorstellen können. Aus ökonomischer Sicht ist die Idee effizient und effektiv, irgendwo fette und monopolistische Lager zu haben, in denen einfach alles liegt -- nicht zu wenig, nicht zu viel, und für alle zugänglich. Aber gleichzeitig haben wir den Kapitalismus im Endstadium und die damit verbundene Ausbeutung. Leute arbeiten zu den schlechtestmöglichen legalen Bedingungen, damit wir es uns bequem machen können (während wir gleichzeitig selber auch ausgebeutet werden, haben ja immer schlechtere Kaufkraft trotz steigender Einkommen) -- und es profitieren nur die Vorstände von Amazon, Hello Fresh, und wie sie alle heißen, und auch die von teils noch benutzten externen Lieferdiensten. Und dann noch der ganze zum-Haus-Verkehr statt dass es alles zu kommunalen Sammelstellen gebracht wird. Und selber ins Haus kommen dann auch noch so Sachen wie übermäßiger Verpackungsmüll und potenzielle Rücksendungen und sowas. Es gibt auf jeden Fall noch sehr viel, das man an Onlineshopping verbessern kann...aber dass es jemals perfekt wird, kann ich mir nicht vorstellen. Dann wär es ja gleichzeitig alternativlos und unbezahlbar, und das funktioniert nicht. (Fairerweise muss man aber auch sagen, dass es Ausbeutung überall gibt, also auch im lokalen Einzelhandel. Der ist einfach nur unterm Strich nachhaltiger und unterliegt strengeren Kontrollen.)
In diesem Sinne: Ich werd mir mein Zeug noch so lange in Person holen, wie es mir möglich ist, und den Tag, an dem ich meine Lebensmittel bestellen muss, fürchte ich ehrlich gesagt. Damit einhergehen würde ja auch, dass ich, wenn es nicht unnötig viele Lieferungen (+ Gebühren) werden sollen. die Mengen irgendwie perfekt einplanen müsste, und dann wird es auf der anderen Seite sehr anstrengend, Lebensmittelverschwendung zu verhindern, und wenn man mal was vergisst, wird es auch schwer, zu reagieren. Wenn ich jetzt heute irgendwas vergesse, hol ich es halt morgen und gut is.