Gegen Mittag erreichte Friedrich-Johannes Freiherr von und zu Oberberg die Stadt Metarost City. Er hatte vor einigen Tagen das Frachtschiff verlassen und dann eigentlich vorgehabt, das Taubsi zu einem Pokemoncenter zu bringen und dort heilen zu lassen. Aber dann hatte er gehört, dass in Metarost City bald ein Pokemonwettbewerb statt finden sollte, und weil er bisher noch nie einen Pokemonwettbewerb erlebt hatte wollte er den um nichts in der Welt verpassen.
Tatsächlich gab es auch sonst noch einige Dinge in der Pokemonwelt, die er erst noch kennen lernen musste: Im Waisenhaus hatten die Betreuer stets versucht, die Kinder von Pokemon fern zu halten (sein Plinfa war da eine Ausnahme, und darüber, dass es Schwester Joy gelungen war, die Betreuer zu überzeugen, dass er sich um das Plinfa kümmern durfte, war er auch sehr froh), und auf dem Frachtschiff hatte er ebenfalls nicht mit vielen Pokemon zu tun gehabt. Dort hatte es zunächst nur ein Feurigel gegeben, mit dessen Trainerin er sich mit der Zeit angefreundet hatte, und vor wenigen Wochen hatte er dann noch ein verletztes Taubsi eingefangen.
Seine Freundin (die vor einem Jahr leider durch einen Unfall verstorben ist) hatte ihm häufiger von möglichen Abenteuern auf einer Pokemonreise erzählt, aber da sie nicht sehr gut darin gewesen war, Sachen zu beschreiben, hatte er sich von den meisten Dingen nur ein sehr grobes Bild machen können, und er war sich auch sicher, dass er einige Erzählungen falsch verstanden hatte.
Da er aus den Beschreibungen entnommen hatte, dass es nur einmal im Jahr einen Wettbewerb geben würde und der Austragungsort auch wechselte (ein Missverständnis, tatsächlich hatte seine Freundin ihm sagen wollen, dass es in vielen Orten einen Wettbewerb gibt und dass dieser in jedem dieser Orte in der Regel mindestens einmal pro Jahr statt findet), war er der Meinung, dass einige Jahre vergehen konnten, bevor er wieder die Chance hatte, um sich einen Wettbewerb anzusehen. Also hatte er sich gesagt, dass er das Taubsi auch in Metarost City behandeln lassen konnte und sich auf den Weg zu dem Austragungsort des Wettbewerbs gemacht.
In Metarost City fiel ihm zunächst einmal der Trubel auf, der einen Tag vor dem Wettbewerb in der Stadt vorherrschte. „Wenn es hier so voll ist“, überlegte er, „dann sollte ich vielleicht als erstes versuchen, mir eine Unterkunft zu suchen. Aber vorher sollte ich dafür sorgen, dass mir Plinfa und Feurigel nicht abhanden kommen. Wenn wir uns aus den Augen verlieren kann es bei dem Trubel sonst ewig dauern, bis ich die beiden wieder gefunden habe.“
Also ließ er die beiden Pokemon in zwei Pokebällen verschwinden, die er dann in seine blaue Umhängetasche steckte, wo sich auch schon der Pokeball mit dem verletzten Taubsi befand. (Normalerweise hielt es der Junge mit der Brandnarbe im Gesicht für angemessen, diese beiden Pokemon frei herum laufen zu lassen, schließlich waren sie seine besten Freunde, und die sperrt man nicht einfach ein. Mit dem verletzten Taubsi war das anders: Er hatte noch keine enge Beziehung zu dem Taubsi aufgebaut, und außerdem wollte er nicht, dass es sich unterwegs noch weitere Verletzungen zuzog.)
Die nächsten Stunden verbrachte er damit, nach sich nach Hotels umzusehen und bei diesen anzufragen, ob zufällig noch ein Bett zu haben sei. Leider waren alle Hotels der Statt bis auf das letzte Bett ausgebucht, so dass er seine Suche am frühen Abend erfolglos abbrechen musste. Damit er zumindest etwas schaffen würde, machte er sich schließlich auf den Weg zum Pokemoncenter. Wenn er schon kein Bett für sich selbst finden würde, wollte er zumindest das Taubsi behandeln lassen, bevor er im Center den Ladenschluss verpasst hatte.
Im Pokemoncenter sprach er Schwester Joy an und bat sie das verletzte Taubsi zu behandeln. Damit sie sich ein Bild von den Verletzungen machen konnte, holte er das Taubsi aus seinem Pokeball. Schwester Joy antwortete: „Ich kann dir leider nicht sofort helfen, du siehst ja selbst, dass hier im Moment ziemlich viel los ist.“
„Heißt das, dass ich das Taubsi wieder mitnehmen und nach dem Wettbewerb wieder kommen soll?“, fragte der Junge.
„Nein, du kannst das Taubsi hier lassen. Ich werde es mir ansehen, wenn ich Zeit dafür finde. Du kannst ja in den nächsten Tagen öfters mal nachfragen, ob ich schon zu der Behandlung gekommen bin, oder ich lasse dir Bescheid geben, wenn das Taubsi geheilt ist.“
„Gut, dann bleibst du einfach mal einige Zeit hier“, sagte Jan zu seinem Taubsi, und dieses antwortete: „Taubsi!”
„Ich hab mir schon gedacht, dass dir das gefällt“, murmelte der Junge. Normalerweise hätte ein Trainer nur wenige Wochen nach dem Einfangen eines Pokemon die Aussage des Taubsis nicht zu deuten gewusst, aber Jan hatte sich durch die Abneigung der anderen Waisenkinder ihm gegenüber sehr intensiv mit seinem Plinfa beschäftigt, und auch zu dem Feurigel war inzwischen eine emotionale Beziehung entstanden. Mit den daraus gewonnenen Erfahrungen fiel es ihm vergleichsweise leicht, die Gefühle des Taubsis zu erahnen.
Nun wandte er sich wieder an Schwester Joy: „Sie können mir nicht zufällig sagen, wo ich in dieser Stadt noch eine Schlafgelegenheit finde? Ich habe heute Nachmittag versucht, ein Hotelzimmer zu finden, aber wie ich dabei feststellen musste, sind alle Hotels ausgebucht.“
„Wieso suchst du nach einem Hotelzimmer? Entsprechen die Zimmer in den Pokemoncentern nicht deinen Vorstellungen?“
„Ach, kann man im Pokemoncenter übernachten? Das wusste ich bisher noch nicht. Sie müssen wissen, dass ich zuerst in einem Waisenhaus und später auf einem Frachtschiff gelebt habe. Über die Besonderheiten einer Pokemonreise muss ich also noch sehr viel lernen. Ich hier im Pokemoncenter zufälligerweise noch ein Zimmer frei?“
„Nein, das nicht. Es sind leider alle Zimmer vergeben, aber du brauchst auch nicht ein ganzes Zimmer für dich, denn die Zimmer in den Pokemoncentern sind Mehrbettzimmer. Ich bin mir sicher, dass in einigen Zimmern noch Betten frei sind. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich mich mal bei den Trainern umhören, ob davon jemand bereit ist, mit dir das Zimmer zu teilen. Du kannst ja in der Zwischenzeit im Eingangsbereich warten, und vielleicht findest du ja selbst auch schon jemanden, den du leiden kannst und der bereit ist, dir ein Bett zu überlassen.“
„Danke“, sagte der Junge mit der Brandnarbe im Gesicht und ging in den Eingangsbereich, um sich dort hinzusetzen. Damit er während der Wartezeit Gesellschaft hat, holte er das Plinfa und das Feurigel aus den Pokebällen.
Off topic:
Das ist also mein Einstiegsbeitrag. Ich hoffe, dass wir demnächst in dem RPG viel Spaß haben werden.