Wobei ich eine Sache habe, die ich leider oft kritisieren muss: Bi-erasure innerhalb der LGBT+ Szene. Halt diese "Wenn du bi bist, fehlt dir der Mut ganz Homo zu sein". Oder "Du gehörst nicht dazu, wenn du gerade mit nem Kerl zusammen bist" (also als Bimädchen).
Ja, das stimmt natürlich, hatte ich ja auch schonmal kurz erwähnt. Hab ich auch schon innerhalb der community am eigenen Leib erfahren und das ist ziemlich unschön, aber es gibt immer mal schwarze Schafe. Im Großen und Ganzen hab ich bisher ziemlich positive Erfahrungen mit der LGBT+ community gemacht.
Meinst du "Split"?Wenn ja... Entschuldige die Frage, ich habe den Film noch nicht sehen können, aber... Wird die Sache da als Schizophrenie bezeichnet? Weil von dem was ich über die Story des Films weiß, ist es ja eigentlich "Multiple Persönlichkeitsstörung" was der Bösewicht da hat.
Ja, genau den meinte ich. Ich hab den Film auch nicht geschaut, aber eine Google Recherche bringt, dass es sich tatsächlich um Multiple Persönlichkeitsstörung handelt bzw. hat der Hauptcharakter/Bösewicht halt mehrere Persönlichkeiten. Mein Fehler, pardon.
Vielleicht liegt es auch daran, dass sich so manche Männer (ironischer Weise) mehr von der Homosexualität eines anderen Mannes angegriffen fühlen, als Frauen von der Homosexualität einer anderen Frau. Einige Männer haben ja echt ein Problem damit sich vorzustellen, das ein anderer Mann sich eventuell penetrieren lässt o.ô"""
Da hast du auch wieder Recht.... Ich glaube, es ist einfach ein fandom-exklusives Phänomen, dass schwule Pärchen/Charaktere enorm gefeiert und zelebriert werden, mehr, als deren weiblichen Counterparts zumindest. Aber in der "echten" Welt stimmt es schon, dass schwule Männer meist mehr Hass auf sich ziehen, v.a. eben von heterosexuellen Männern, für die es ja einfach ein absoluter Weltuntergang wäre, wenn ein schwuler Mann sie jemals anmachen oder gar auf sie stehen würde. :x
Ja aber... Self Inserts sind halt scheiße? ^^" Es sollte einem als Autor nicht vordergründig um den Leser gehen (außer bei klaren Beispielen wie "das würde ziemlich jeden verstören und verschrecken" etc...), sondern darum seine eigene Geschichte zu erzählen. Man muss es nicht immer jedem Recht machen. Zwar bringt man es für den Leser in eine angenehme Form, aber für den Inhalt sollte der kaum eine Rolle spielen.
Das ist dann wohl deine Meinung, aber ich persönlich hab eigentlich immer einen Charakter, an dem ich mich quasi wie eine Klette hänge während einer Story. Das muss dann auch tatsächlich nicht einmal unbedingt der Charakter sein, der am meisten wie ich ist bzw. den ich am "relatable"-esten finde oder gar der Hauptcharakter, aber irgendeinen gibt's für mich immer. Und das hilft mir schon enorm, mich anhand dessen in die Story selbst hineinzuversetzen. Also, wenn du self-inserts scheiße findest, ist das ja dein gutes Recht, aber ich z.B. finde sie helfen definitiv, den Leser besser und "bequemer" in die Handlung einzuführen.
Mal davon abgesehen, dass manche Settings keine Outings erlauben.
Das stimmt natürlich, aber das Problem ist eben, dass das "Standardsetting" dann eben immer Heterosexualität ist. Und ja, auch weiße Haut gehört da definitiv hinzu. Ich ertappe mich selbst ja auch immer wieder dabei, dass ich mir einen Charakter sofort als weiß vorstelle, wenn (noch) keine detailliertere Beschreibung zu dessen Aussehen gemacht wurde. Was ... problematisch an sich ist, weil heterosexuell + weiß + cis und was sonst sollte nicht einfach das 0815 Template für jeden Charakter sein, wie eine Leinwand, auf die man dann später noch "Diversity Accessoires" auftragen kann. Dazu nehm ich auch noch dieses Zitat:
Es werden öfter heterosexuelle Charas schwul gemacht. XD Weil du einfach davon ausgehen kannst, dass sie bi wären.
Das Ding ist ja, dass ungefähr 95% aller "heterosexuellen" Charakere niemals explizit als hetero betitelt werden. Deren Sexualität ist eigentlich immer offen, weil es nie für nötig gehalten wird, offen zu sagen, "der Charakter ist hetero" weil das, wie schon gesagt, die "Standardeinstellung" ist. Was wiederum ein ziemliches Ärgernis ist.
Und ich weiß, dass für viele auch ein Gegenargument ist, "man muss ja nicht überall ein Label draufklatschen. Lass den Charakter doch küssen, wen er will!" was ich natürlich am meisten bei bisexuellen Charakteren sehe. Es ist schon enorm frustrierend, wenn Charaktere, die offensichtlich bisexuell sind (und on-screen Beziehungen mit Personen von zwei Geschlechtern (muss ja nicht immer nur Mann/Frau sein) hat!) nicht beim Namen genannt werden. Zum Einen fördert es eben diese bi-erasure Kultur aber zum anderen ist es auch echt respektlos, dieses Klischee von "Bisexualität gibts nicht, irgendwann entscheiden die sich immer für eine Seite weil sie insgeheim immer entweder homo- oder heterosexuell sind!" weiter zu verbreiten. Ich kann mich gerade spontan an kein einziges Werk erinnern, in dem wirklich explizit gesagt wird "der Charakter ist bisexuell" und wo auch wirklich genau dieser Term benutzt wird und nicht irgendne Billo-Ausrede von wegen "Sie flirtet mit beiden Geschlechtern..." Ja, toll, kann bitte irgendwer mal das Wort bisexuell benutzen als wäre es nicht irgendein geheimes Zauberwort?
Das ist ja auch ähnlich wie das, was du ebenfalls bei z.B. Yuri on Ice verurteilst. Ich hab auch schon einiges vom Anime gesehen, aber ich finde es insofern schon nachvollziehbar, warum Yuri und Victor's Beziehung nie explizit als Romanze definiert wird. Weil es eben dann immer in das LGBT+ Subgenre fällt, was ärgerlich ist. Letztendlich sind die meisten, die dieses Subgenre konsumieren, LGBT+ Leute und wenn man sein Medium an eine breitere Masse bringen will, will man natürlich nicht in diesem Subgenre feststecken. Und soweit ich das mitbekomme, ist der Hauptteil von Asien/Japan (?) auch noch eher erzkonservativ als liberal, was LGBT+ an sich sowieso relativ tabu macht, also will man ja doppelt nicht in dieses "Loch" fallen. Ist aber natürlich dennoch ärgerlich, wenn Offensichtliches nicht beim Namen genannt wird.
So 14-18? Ich denke 5? Mehr? Dazu kamen auch schwule Freunde und eine lesbische Bekannte meiner zehn Jahre älteren Schwester. Ich war ca. sechs, sieben Jahre alt und kannte da bereits einige Homosexuelle, die natürlich so um die 16-18, also ca. im Alter meiner Schwester, waren. Das war noch in den Neunzigern / Ende der Neunziger! Das waren nur Schul- und Hobbyfreunde, nicht aus einer LGBT-Community.
Okay, wundervoll, freut mich, dass du ein so offenes Umfeld schon damals, als du aufgewachsen bist, hattest. Aber wie Alaiya ja auch schon angesprochen hat, für viele ist das eben nicht der Fall. Und ja, auch wenn kleinere Kinder noch nicht aktiv bewusst über ihre Sexualität in diesen Termen nachdenken, auch wenn sie sich bewusst sind, auf dasselbe Geschlecht zu stehen, absorbieren sie dennoch viel vom Umfeld was das Thema angeht. Und wenn man Kindern viel früher eventuell sogar die korrekten Termini beibringt, würde es ihnen später wahrscheinlich viel leichter fallen, sich selbst und/oder andere, die sich damit identifizieren, zu akzeptieren. Das fängt an mit dem Umfeld, hinüber in die Bildung (meiner Meinung nach sollten LGBT+ Themen gerade im Sexualkunde Unterricht viel mehr behandelt werden; auf meiner Schule wurde darüber bspw. kein einziges Wort verloren) und schließlich hat es eben auch mit Medienrepräsentation/-darstellung zutun. Das Argument, von den ganzen Konservativen und den entsprechenden Parteien, dass die Kinder dadurch nur schwul werden oder gar versaut, als wäre LGBT+ was Schmutziges wofür man sich schämen sollte, ist so ein Haufen (jeder Präfix der im LGBT+ Spektrum auftaucht)-phobischer Scheiße.
Aber was mich betrifft, mir ist es egal, welche Sexualität jemand hat den ich kennenlerne. Ich weiß nicht, wieso ich mich mit jemanden automatisch verstehen sollte, weil derjenige nicht hetero ist aka wiso da eine Comnection aufgrunddessen entstehen sollte. Oder mich deshalb besser oder schlechter verstehen oder es mich überhaupt interessieren sollte. Also was heißt "man versteht sich"?
Okay, dir ist das nicht wichtig. Du hast ja auch anscheinend eine ziemlich lockere Kindheit gehabt und hast auch bestimmt nie Angst bzw. Zweifel gehabt, dass jemand, der dir viel bedeutet, dich eventuell wegen deiner Sexualität "verstoßen" könnte. Aber für mich und viele andere ist es etwas Außerordentliches, unsere Sexualität frei und stolz und ohne Angst ausleben zu können. Gerade wenn man eben im Umfeld (spezifisch Familie, die man anders als Freunde nicht wirklich einfach mal so "austauschen" kann) nicht akzeptiert wird, ist das fast schon ein Rausch, wenn man Leute findet, die diese Erfahrung und den miteinhergehenden Schmerz, geteilt haben und nun ebenso froh sind, davon "befreit" zu sein. Das ist unter anderem ein Aspekt von "man versteht sich." Keine Ahnung, das ist so, wenn ich herausfinde, dass eine andere Person meine Lieblingsbuchserie auch extrem mochte — man hat etwas gemeinsam und fühlt sich dementsprechend eben verbunden, wenn auch nur in diesen einem Punkt. Nur nochmal etwas intensiver, weil ich mich schon zu einem gewissen Grad mehr über meine Sexualität definiere als über mein Lieblingsbuch.
Außerdem ist es auch ein Ort von Sicherheit und Geborgenheit. Es sind größtenteils die Heterosexuellen, die einen aufgrund der Sexualität nicht akzeptieren und ausgrenzen und was sonst. Und wenn man eben jemanden trifft, der ebenfalls nicht hetero ist (und, wie gesagt, evtl. auch dieselbe Erfahrung mit ihnen gemacht hat), kann man sich relativ sicher sein, dass diese Person einem das nicht antut, was die Sympathie obv um einiges anhebt.
Ich denke, manche, die beginnen LGBTs als eine Art von Subkultur und sich Teil dessen zu sehen, beginnen vll. bald auch selbst ihre Sexualität ein wenig "zu wichtig" zu nehmen?
Hier geht es übrigens auch wieder über die Rücknahme von LGBT+ "Kultur." Der Kernpunkt ist, dass wir — jegliche LGBT+ Personen — in der Vergangenheit sooft ausradiert und/oder vergessen wurden, dass wir das jetzt "reclaimen." Wieviele historische Figuren gibt es, bei denen es quasi fast confirmed ist, dass sie non-hetero waren, aber keine Sau weiß davon? Ich hab letztens auch erst herausgefunden, dass Isaac Newton mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schwul war, davon hatte ich noch nie etwas gehört. Klar, kann man jetzt wieder sagen "Ja aber was hat seine Sexualität denn jetzt mit irgendwas zutun/was ist so wichtig daran" und da geht es halt auch einfach wieder ums Stolzsein. Die LGBT+ community gab's schon immer, und sie hat schon immer enorm viel zur Gesellschaft beigetragen und egal wie sehr die Leute damals versucht haben, deren Sexualität zu unterbinden/unter den Teppich zu kehren, lassen wir das nicht mehr zu. Nie mehr wieder wird das vertuscht und verheimlicht, als wäre es etwas Schandhaftes. Darauf wollen wir hinaus, und das ist, was hinter LGBT+ "Kultur" steckt. Man ist quasi stolz auf sein "Erbe." Genau wie man stolz sein kann auf wat weiß ich, Bismarck oder sonstige großartige deutsche historische Figuren, so wollen wir eben auf diejenigen stolz sein und sie feiern, die LGBT+ waren, gerade eben weil dieser Aspekt sooft ausgelöscht wurde.
Ich finde nur, dass da teilweise seltsame Dynamiken rauskommen wie zB. eben, dass man mit Adleraugen auf jeden Film schaut und einen Regisseur schon feiert, wenn nur für wenige Sekunden Homosexuelle auf der Bildfläche zu sehen sind.
In den meisten Fällen ist das aber auch etwas, was Lob verdient hat. Gerade was die großen feature films/Blockbuster angeht, wird wie schon gesagt eben echt wenig zugelassen, was Diversity im Allgemeinen angeht. Und wenn dann bspw. der Regisseur trotzdem standhälft und dennoch im Falle hier eben LGBT+ Charaktere in die Story einbaut, obwohl so viele Leute dagegen sind, ist das schon löblich. Erinnerst du dich noch, als ein enormer Aufwand gemacht wurde, weil in "Findet Dorie" ein f/f Paar für irgendwie 5 Sekunden zu sehen war? Und ungefähr 500k heterosexuelle Haushälte meinten, sie würden den Film deswegen jetzt nicht mehr gucken gehen? Daran merkt man doch, was für einen Impakt schon allein ein 5-sekündiger LGBT+ Charakter haben kann. Und wenn man immer mehr von denen hat, die 5 Sekunden erscheinen, geht es irgendwann weiter mit welchen, die sogar ganze 10 Sekunden auftreten, oder 15, usw usw. Irgendwann kommen wir hoffentlich an dem Punkt an, an dem wir solche Charaktere auch als Hauptcharaktere sehen, auch in Blockbustern, und das nicht nur als Ausnahme. Baby steps.
Es ist nichts anderes als zB das andere Geschlecht zu schreiben oder eine andere soziale Schicht, eine andere Herkunft und Religion, etc... einfach alles, was einem im eigenen Leben unbekannt ist. Man kann alles Übrige recherchieren und man kann sich in alles, wozu man bereit ist, einfühlen.
Wenn du Alec und Magnus erwähnst, Cassandra Clare ist doch auch heterosexuell. Sie hat im Storytelling ganz andere Probleme ..., aber die beiden hat sie sehr gut hinbekommen. Bis auf das, was ich im letzten Beitrag in den Spoiler geschrieben habe. XD
Ich glaube, du hast mich falsch verstanden. Ich sage nicht, dass heterosexuelle Autoren niemals nie non-heterosexuelle Charaktere/Pärchen in ihre Stories hineinpacken dürfen. Aber mir ist es sehr unangenehm, wenn jetzt ein heterosexueller Autor spezifisch über Bisexualität schreiben würde, z.B. eben ein Buch mit einem bisexuellen Protagonist, das von dessen Werdegang und von mir aus eben Coming Out und dessen Erfahrungen, Bemühungen und Probleme im Alltag handelt. Wenn ein heterosexueller Autor mir als Bisexueller quasi "meine" Geschichte wegnimmt und sich wirklich anmaßt, zu wissen, worüber er schreibt; sich anmaßt, zu wissen, was ich durchgemacht habe; sich anmaßt, mir über Bisexualität und die einhergehenden Probleme zu predigen... Sorry, nee. Da kann man noch so viel Recherche und Empathie mit einbringen, das ist für mich einfach nur beleidigend.
Das soll nicht heißen, dass ein heterosexueller Autor nicht z.B. einen Liebesroman mit einem bisexuellen Protagonisten schreiben kann, oder gar Fantasy/Sci-Fi Geschichten, in denen der Hauptcharakter zufälligerweise bisexuell ist aber hauptsächlich andere Probleme hat (wie bspw. die Welt retten oder sowas). Das ist vollkommen okay und sogar gewollt, weil eben mehr Repräsentation und so. Aber ich will nicht sehen, dass ein heterosexueller Mann meint zu glauben, er kann sich genau in das hineinversetzen, was eine bisexuelle Frau tagtäglich durchmacht und über diesen Alltag ein Buch zu schreiben... Das ist einfach nicht seine Geschichte zu erzählen. Das ist mein Standpunkt zu der Sache und ich würde es sehr begrüßen, dieses Thema nicht weiterhin totzuschlagen... denn ich werd meine Meinung dazu definitiv nicht ändern. Ich bin davon felsenfest überzeugt, dass das nicht sein Job ist, diese Geschichte zu Papier zu bringen, Ende.
Last but not least:
Tut mir leid, aber es wirkt ein wenig, als wärst du sehr sensibel bei dem Thema und schnell aufzubringen.
Also auf der einen Seite bin ich mir nicht ganz sicher, wieso das jetzt überhaupt relevant sein sollte — war ich irgendwo ausfällig oder beleidigend? Falls ja, tut's mir leid — aber auf der anderen Seite: Natürlich ist das Thema sensibel für mich, lmao. Hier geht es schließlich um ein Thema, das mich persönlich betrifft und das mir sehr am Herzen liegt. Das sollte jetzt keine große Überraschung sein, dass mir LGBT+ Themen sehr wichtig sind.