「Ilshia」
Es war bereits dunkel. Die Festung befand sich etwas abseits der Zivilisation. Der Bote, der die Nachricht Leila, der Herrscherin von Ilshir, überbringen sollte, war schon seit einigen Stunden unterwegs. Eine Pause lag nicht drin – es war eine Eilmeldung, die sie sofort zur Kenntnis nehmen sollte. Der Weg zur Festung war nicht schwer, aber in der Dunkelheit fiel es dem Bote schwer, den richtigen Pfad zu wählen. Ilshir war ein Königreich, wie aus dem Bilderbuch: Es hatte großflächige Wiesen voller wunderschönen Pflanzen, einen sehr großen Wald und die Ilshaner waren allesamt ein freundliches Volk, welche alle Fremden zuvorkommend begrüssten und aufnahmen. Es gehörte noch zu den Königreichen, die eine Struktur besassen. Das lag grösstenteils an Leila, welche das Regieren mit Bravour leistete. Sie wurde vom Volk geliebt und sie liebte das Volk. Sie waren im Einklang und manche Herrscher beneideten sie darum.
Als der Bote schlussendlich die Festung, welche sich im höchsten Gebirge der Region befand, erreichte war er überwältigt von der Aussicht. Man konnte praktisch ganz Ilshir erkennen, in der Dunkelheit fiel es ihm etwas schwerer, doch die Lichter, die von den Siedlungen ausgingen, halfen ihm dabei. Er durfte sich davon aber nicht ablenken lassen, er hatte einen Auftrag und den galt es zu erfüllen. Ein Klopfen an das mächtige Tor rief einen der Ilshanischen Wachen hervor. Die Rüstung der Wachen sah beeindruckend aus, es war bestimmt schwer, eine solche zu schmieden. Sie sah leicht aus, machte aber trotzdem einen robusten Eindruck und sie schimmerte nicht in einem matten Silber wie es sonst eigentlich jede Rüstung tut. Es war ein helles Blau, welches man auch noch in der Dunkelheit der Nacht deutlich erkennen konnte. Der Bote wusste, woher diese besondere Farbe kam: Ilshia. Eine Blume, die nur in Ilshir wächst und für vieles verwendet werden kann – unter anderem eben auch für diese Rüstung. Das Ilshia gab dem Königreich auch seinen Namen, es ist überall dafür bekannt gewesen Die blaue Blume hatte ein ganz spezielles Aussehen. Während dem Tag schloss sich die Blüte in eine Art Kugel, es wurde unmöglich sie zu ernten, nur in der Nacht und wenn der Mond schien öffnete sie sich und zeigte ihr wahres Aussehen, aber dann konnte praktisch die ganze Blume verarbeitet werden. Der Blütenstaub wird in das Eisen verarbeitet und steigert den Wert des Metalls noch um einige 100 Gold. Der Vorteil des Ilshiastaubes ist nicht nur die besondere Farbe, die es dem Eisen gibt – durch die Verarbeitung wird das Gewicht auch um einige Kilogramms verringert und gleichzeitig wird das Metall widerstandsfähiger.
Der Bote übergab dem Wächter den Brief und er blickte kurz hinein, erkannte das Siegel von Gratonus, einem anderen Königreich, und liess ihn weitergehen. Man trat sogleich in die große Königshalle, als man das Tor durchquerte. Vorne befand sich auch der Thron auf dem Leila regierte, aber er war leer.
Ein Wächter kam dem Bote entgegen: „Königin Leila wird sogleich kommen, bitte gedulden Sie sich noch einige Minuten.“
Die Königshalle war ziemlich schlicht gehalten, wenn man sie mit der von Gratonus vergleicht hätte. An der Wand waren Malereien aufgezeichnet: Es stellten die wichtigsten Ereignisse, Orte und Gegenstände von Ilshir dar. Auch die Ilshia war aufgezeichnet und hob sich noch einmal um einiges von den anderen Malereien ab. Dank dieser Blume gehörte Ilshir zu einem der reichsten und beliebtesten Königreiche.
Endlich kam Leila. Sie hatte langes weißes Haar und blaue Augen, die einen leicht grünlichen Stich besassen. Ihre Kleidung war für eine Macht, wie sie, sie besass, sehr schlicht gehalten. Ganz normale Schuhe, eng anliegende weiße Hosen und eine weites Seidenoberteil, die Rückseite wurde von einer großen Ilshia bedeckt, die mit wohl mit mühvollster Handarbeit eingenäht wurde.
„Ich habe von deiner Eilmeldung gehört, bitte folge mir.“
Sie führte den Boten in einen der vielen Nebenräume. Es war ein kleiner Raum der sehr neutral gehalten war. Er diente wohl genau solchen Angelegenheiten, mehr als ein Tisch, die dazugehörigen Stühle und einige belanglose Bilder.
„Setz dich.“
Der Bote setzte sich auf einen Stuhl, Leila gegenüber von ihm.
„Königin Leila. Vermaleo hat mich geschickt. Es wird eine Versammlung in Kristaria geben mit allen kristarischen Herrschern.“
„Die Malurmtoden planen die endgültige Vernichtung der Kristarischen Vereinigung.“