Kommen wir zu meinem ersten Build:
Die Anforderung ist recht Simpel: Es wird ein Rechner zum Spielen gesucht. Es sollen aktuelle Titel in Full-HD/1080p wiedergegeben werden. In der realen Anforderung waren dem Ratsuchenden die Framerate und die Detailstufe egal, da ich mich aber schlecht fühlen würde, ein System zu empfehlen, das in zwei Jahren schon wieder obsolet ist, wollte ich einen gewissen Grad an Zukunftssicherheit haben.
Interessant wird es beim Budget. Besagter Ratsuchender wollte zunächst nicht mehr als 500,- ausgeben, ich habe ihn dann auf 600,- "hochgehandelt". Ihr kennt die Argumente. Laptop zum Arbeiten ist vorhanden, Konsole zum Spielen sei günstiger. Mit viel gutem Zureden und der versicherung, dass ich ihm beim Zusammenbauen helfe, hier nun die Partlist:
Der gewählte Online-Händler ist natürlich generisch - genauso gut kann man beim "Konkurrenten" in rot bestellen oder auf Vergleichsplattformen die günstigsten Händler für jede einzelne Komponente heraussuchen. Achtet darauf, dass es quasi täglich Preisanpassungen gibt, der Gesamtpreis schwankt also immer mal im Bereich von +/- 5%. Bei Ankündigung oder Release von neuen Hardwaregenerationen oder bei "Marktschocks" (Corona z.B.) kommt es auch mal zu größeren Preisänderungen.
CPU: AMD Ryzen 5 1600 AF Boxed
Warum? Es handelt sich um eine 6-kern-CPU, die - trotz des Namens - eigentlich aus der Zen + - Serie (Ryzen 2000) stammt. Die entsprechenden Prozessoren erkennt man am Kürzel "AF" in der Seriennummer. Die CPUs lassen entsprechend gekühlt einen leichten Overclock zu und können anders als ihre "echten Ryzen 1000 - Brüder" mit einer Vielzahl an RAM problemlos umgehen. Aktuell ist dieser Prozessor auch noch günstiger als die Ryzen 3100 bzw. 3300 Prozessoren. Intel hat sich momentan komplett abgemeldet, es soll aber in den nächsten Tagen die sog. "10. Generation" der Core-i-Prozessoren erscheinen, vielleicht gibts dann noch mal ein Update.
RAM: 16GB G-Skill Aegis 3000Mhz
Warum? 16 GB würde ich auf jeden Fall empfehlen, um dem Rechner ein geschmeidiges Multitasking zu ermöglichen. Die Speicherauslastung beim Spielen selbst ist auch bei modernen Titeln oft nicht so hoch, dass mehr als 8GB erforderlich wären, allerdings hat man ja doch im Hintergrund immer mal wieder nen Browser offen, oder Anwendungen parallel laufen. Mehr als 16GB sind vor Allem in dieser Preisklasse aber nicht erforderlich. Der Preis-Leistungs-Sweetspot beim RAM liegt momentan irgendwo zwischen 3000MHz und 3200MHz. Je nachdem, wo man ein günstiges Kit "schießen" kann, würde ich zugreifen. Dieses hier steht quasi für generischen 3000MHz/CL16 RAM, wer die Chance hat, für ähnliches Geld schnelleren zu erhalten, sollte den nehmen. Ab Ryzen 2000 funktioniert der meiste RAM problemlos mit AMD-Prozessoren und diese profitieren erfahrungsgemäß stark von schnellem RAM.
Gehäuse: Cooler Master Q300L
Warum? Eigentlich auch ein Generikum. Ich persönlich mag in höherwertigen Gehäusen einfach lieber bauen. Ich finde auch Sichtfenster aus tempered glass ganz schön anzuschauen. Dieser Build hat aber keine LED/RGB-Komponenten, also könnte man aufs Sichtfenster um einige Euro zu sparen auch verzichten. Achja: Das gewählte Gehäuse ist ein Mini-Tower der keine Standard-ATX-Mainboards (das ist die "Größe" des Mainboards, also der Hauptplatine, auf der alle anderen Komponenten sitzen) unterstützt. Vielleicht mach ich beim nächsten Build mal einen Tutorial-Post mit den Gedankengängen, die man durchgehen sollte, um ein einigermaßen funktionierendes System zu bekommen.
Mainboard: ASrock B450M-ADV Rev 4.0
Warum? Hier könnte ein beliebiges mATX B450-Mainboard stehen. B450 ist der Chipsatz des Mainboards (eigentlich nur der I/O-Hub, wirklich in die Berechnungen eingebunden ist der seit einigen Prozessor-Generationen nicht mehr), über den zwischen der Rechen-flüchtiger-Speicher-Einheit CPU/RAM mit den Erweiterungsbestandteilen (einige SATA, PCI-Lanes, USB, Audio-Chip, ...) kommuniziert wird. Das B450-System gehört organisatorisch zum Ryzen 2000, also gibt es keine Kompatibilitätsprobleme zwischen unserem MB und dem Prozessor (trotz des Namens - wie erläutert). Ein Upgrade auf Ryzen 3000 ist noch möglich, Ryzen 4000 wird derzeit diskutiert, es sieht aber so aus, als dass ein neuer Chipsatz und somit ein neues Mainboard erforderlich sein wird. Sollte in Kürze der neue B550-Chipsatz herauskommen und preislich attraktive Mainboards hervorbringen, würde ich den Build aktualisieren.
Grafikkarte: Radeon RX 590
Warum? Noch gibt es einige Bestände dieser Grafikkartengeneration zu guten Preisen zu bekommen. Die Leistung ist vergleichbar und oft "einen Mikrometer" besser als bei der eigentlich aktuelleren Radeon RX 5500XT - die ist momentan leider teurer. Die nVidia-Pendants in preislicher Schlagweite performen schlechter, gleich performende nVidia-Karten sind teurer. Das kann sich selbstverständlich immer mal wieder ändern. Momentan steht der Grafikkarten-Markt aber fest, bis die neuen Produktgenerationen beider großen Hersteller veröffentlicht werden. Die Karte selbst liefert ausreichend Full-HD-Performance und wird sicherlich auch in kommenden Spielegenerationen noch die Mindestanforderungen - dann optisch sicher mit abgespeckter Detailqualität - erfüllen.
Bei der Grafikkarte lässt sich in Abhängigkeit zu zukünftigen Aufrüstplänen und dem Budget gut spielen: Man könnte jetzt eine schwächere Grafikkarte oder ein gebrauchtes Exemplar erwerben, mit dem Plan, bei Erscheinen der nächsten Generation aufzurüsten. Der Prozessor bietet noch genug Spielraum, um nicht in ein Limit zu laufen, bei dem ein Aufrüsten nichts mehr brächte. Man kann aber, wenn man gewillt ist, etwas mehr zu investieren, auch gleich eine bessere Grafikkarte (nVidia GTX 1660 Super/ AMD Radeon RX 5600XT) kaufen und hat einen spürbaren Performancegewinn bzw. öffnet in manchen Titeln die Tür zu höheren Auflösungen.
Netzteil: Seasonic 650W S12III
Warum? Weil ich mich nicht traue, ein billiges Netzteil zu empfehlen, obwohl ich selbst noch nie größere Probleme mit billigen Netzteile hatte. Mir sind schon mehrere netzteile im betrieb kaputt gegangen, aber noch nie ist die restliche Hardware beschädigt worden. Allerdings hört man darüber immer wieder, weswegen ich, auch angesichts des geringen Aufpreises, eher zu einem Markenprodukt greifen würde und persönlich auch greife. 650W sind für diese Hardware leicht überdimensioniert, auch wenn man bedenkt, dass zukünftig die Hardware eher energieeffizienter werden wird. Vergleichbare Netzteile in der nierigeren Leistungsklasse um 500W kosten allerdings nicht weniger Geld, weswegen es nicht schadet, hier einen gewissen Spielraum mitzunehmen. Faktisch hat der Ratsuchende bereits ein Netzteil (lange Geschichte eines totgeglaubten Netzteils, zu dessen Fehldiagnose ein defektes Kabel geführt hat) weswegen das netzteil im Endgültigen Preis nicht berücksichtigt wurde.
Massenspeicher: 1TB HDD/ 500GB SSD
Warum? SSDs sind meiner Meinung nach mittlerweile unerlässlich für das Betriebssystem und die "aktuellsten Lieblingsspiele". Einfach weil jegliche Ladezeit deutlich verkürzt wird und der gesamte Rechnerbetrieb viel responsiver wird. Einen Build ohne SSD würde ich heute in keiner Preisklasse mehr empfehlen. Eine 500GB SSD hat Platz für das Betriebssystem und ein paar ausgewählte Spiele oder Programme. Alle anderen Programme, insbesondere solche, deren Geschwindigkeit nicht stark vom Speicherzugriff beeinflusst werden, ältere Spiele, Download-Ordner, Offline-Bibliotheken von Musik oder Fotos; All sowas würde ich auf die 1TB-Festplatte schieben. Die Preise skalieren relativ gut mit der Kapazität, mit den bekannten "Preisvorteilen" für größere Platten. Ich würde kein kleineres Loadout empfehlen, wer mehr braucht, findet für einen entsprechenden Aufpreis auch größeres. Beide Platten werden übrigens über SATA mit dem Mainboard verbunden. Für eine PCIe-Anbindung sehe ich in dieser Preisklasse keinen Bedarf.
Was findet ihr nicht?
Optisches Laufwerk.
Warum? Optische Laufwerke (sprich: CD/DVD/BR) können in heutigen gehäusen oftmals nicht mehr verbaut werden, sind aber auch nicht besonders nützlich, da die meisten Wechselmedien mittlerweile USB-gebunden sind. Viele größere Datentransfers werden außerdem online (bspw. über upload/Filesharing/cloud) abgewickelt, weswegen CDs und DVDs immer seltener in Benutzung sind. Auch Filme werden heute eher gestreamt als von der Blu-Ray eingelesen. Wer unbedingt ein Laufwerk benötigt, findet ab 20,- Externe USB-Laufwerke auf dem Zubehörmarkt.
Wo sehe ich Spar-/Änderungspotential:
Man könnte z.B. ein Mainboard aus der X370-Serie nehmen, welches mittels BIOS-Update für diesen prozessor fit gemacht worden ist (häufig gibt es die aktuellen Revisionen bereits fertig zu kaufen, sodass der User selbst kein BIOS-Update mehr machen muss). Hier hat man nochmal eine größere Auswahl und kann unter Umständen für das gleiche Geld ein Mainboard mit mehr Features bekommen. Wirklich günstiger wird es aber nicht, weswegen ich beim MB eher geringes Einsparpotential sehe
PC-Gehäuse insbesondere im Mini-Tower-Bereich gibt es in allen Formen und Qualitäten wie Sand am Meer. Wer mit einer wackeligen Blech-und-Plastik-Hülle zufrieden ist, kann hier noch mal 20€ sparen.
Wer zunächst nur 8GB RAM benötigt, und später ggfs. aufrüsten möchte, kann noch mal etwa 20€ sparen. Hier verschenkt man bei einem einzigen RAM-Riegel aber den Dual-Channel-Vorteil, weswegen diese Option wohlüberlegt sein mag.
Netzteile gibt es ohne "Markennamen" und ohne Zertifizierung bereits in der Preisklasse um 20-30€. Auch hier wäre also noch mal eine Ersparnis drin. Ich persönlich empfehle ganz billige Netzteile nicht, so wirklich Schaden angerichtet haben sie bei mir aber auch noch nicht.
Welchen PC erhaltet ihr für rd. 600 ,- (ohne Netzteil - meine Kalkulation) oder 650 ,- (wie beschrieben)?
Zunächst einmal erhaltet ihr einen Karton mit vielen Einzelteilen, die zusammengesetzt werden wollen. Auch wenn das Assemblieren von PCs im Laufe der Zeit immer einfacher geworden ist, besteht das kleine Risiko fort, Teile zu beschädigen, die dann nicht mehr oder nur mit viel Aufwand wieder repariert werden können (RIP, Athlon 64 3400+). Ihr müsst also, wenn ihr keine Übung habt, euch in die Materie hineinarbeiten und Zeit investieren. Allerdings erhaltet ihr einen Rechner, der fertig zusammengestellt ab 100€ Aufpreis kostet.
Wer bereit ist, diesen Aufpreis zu zahlen, erhält dafür allerdings Gewährleistung, Support, einen (hoffentlich) sofort funktionierenden PC, und ein aktiviertes Betriebssystem. Ich persönlich würde immer selbst bauen, wer ein bisschen Zeit hat und die immer mal wiederkehrenden Angebote diverser oftmals kleinerer Hersteller abwarten kann, findet auch bei Fertig-PCs preiswerte Offerten.
Na dann ist ja alles klar - warum legst du nicht los?
Weil momentan noch zwei spannende Entwicklungen in der Pipeline sind: Der B550 Chipsatz von AMD, der ein Upgrade auf die Ryzen 3000 und 4000 Serie zulassen wird, sowie die Intel-Core-i3/i5 Prozessoren der 10. Generation. Abhängig davon, wie diese bepreist werden und wie sich die Vorgängergeneration preislich und hinsichtlich der Verfügbarkeit verhält, könnte ein Platformschwenk auf Intel (Core i5 9400/ 10400) attraktiv sein.
I'll keep you posted!