Vorwort
So, endlich geht es weiter. Hab in der Zwischenzeit viel Worldbuilding betrieben, die Schule zumindest im Grundriss angelegt und Stuff. :D
Hab einige Kapitel der Mitte geschrieben und das Dritte ist auch beinahe fertig.
Freue mich über Rückmeldungen zu... was euch auch immer während des Lesens durch den Kopf ging.
Bin immer neugierig wie Welt, Charaktere und co. wirken. ^^
PS: Ich kann ja btw auch nichts dafür, dass Blink Dogs auf Deutsch Flimmerhunde heißen. xD
CONTENT NOTE!
Sexueller Übergriff (nicht grafisch ausgeschrieben und ich hab für das BB noch Sätze entfernt)
Kapitel 2: Das verlorene Leben (Ruvin)
Ruvin war es, als wäre dey aus einem Stupor erwacht, der einen halben Mond lang angedauert hatte. Zum ersten Mal kamen klare Gedanken zurück; ein Ziel, ein Verbündeter, der Ruvin und den menschlichen Gefangenen tatsächlich zur Flucht verhelfen konnte. Das Mädchen hatte bestimmt unvorstellbares Leid durchlebt und nun war dey für dieses Kind verantwortlich, sowie dey für jedes andere Kind in deren Obhut verantwortlich gewesen war.
Hoffentlich würden die anderen Gefangenen bei dem Fluchtversuch erkennen, dass der Tiefling keine Gefahr für sie darstellte. Die stechend gelben Augen auf der schwarzen Sklera, in denen ein Licht wie eine Flamme in der Dunkelheit flackerte, die rote Haut, die Teufelshörner, der Teufelsschwanz: wer noch nie, oder selten, einen Tiefling oder Fey’ri, gesehen hatte, war zumeist zu Tode erschrocken. Anscheinend wusste Yakov diese Furcht auszunutzen, sowie er seine Stimme und Körpersprache gezielt einsetzte, und die Söldner niedergestarrt hatte. Gut so.
Ruvin sah vor sich eine Möglichkeit zu fliehen, keinen Teufel, und dey sah einen guten Kerl, dem es so einfach hätte sein können die Not der Gefangenen zu ignorieren. Ich hoffe auch, dass du mir morgen vertrauen können wirst. Und du wirst entsprechend entlohnt werden, sobald ich weiß wie viel von meiner Schule, und meinem Leben, übrig ist. Ruvin konnte die Vorwürfe nicht von der Hand weisen. Dey nutzte ihn aus, von Beginn an bereits, obwohl dey deren eigenem Sohn und deren Zauberschülern beigebracht hatte wie wichtig Integrität sei. Im Alltag und speziell im Umgang mit Magie. Entsprechend dem, was mir möglich sein wird dir zu geben.
Yakov wog das Angebot für einen Moment ab. Ich helfe dir und den Menschen nicht, um bezahlt zu werden, aber ich werd‘ eine Bezahlung bestimmt nicht ausschlagen. Das besprechen wir alles ein andern Mal.
Wenn Ruvin an sich hinabblickte, so hatte man denen zwar alle wertvollen Schmuckstücke geraubt, doch die drei magische Bänder um deren Handgelenk leuchteten auf und begleiteten Ruvin überallhin, sowie sie es immer taten. Sie waren während des Rituals des Lebensbundes geschlossen worden und bloß für das eigene Auge sichtbar. Es war Schmuck, den niemand stehlen konnte. Das spärlich erhellte Licht strahlte so beruhigend in der Nacht und gab Ruvin das Wissen, dass deren Sohn, deren Gefährtin und Vater wohlauf waren. Vater lebte ohnehin in seinem Heimatland, Ailevyn war wieder auf Reisen und Lynndel war rechtzeitig geflohen. Seine menschliche Frau hoffentlich mit ihm. Das war Trost genug.
Jede Nacht, zwang sich dey in die Trance hinüberzugleiten. Wenigstens für eine Stunde, oder zwei. Dey hatte mitangesehen was mit Elfen geschah, die mehrere Nächte hintereinander nicht in ihre Reverie abgleiten konnten, selbst wenn sie schliefen, wie die Menschen es taten. Sie verloren sich selbst. An jedem Morgen hatte sich Ruvin dann ins Gedächtnis gerufen, wer dey war und klammerte sich verzweifelt an dieses Wissen, obwohl es in der Trance so erschien, als würde dey das Leben eines anderen von außen verfolgen.
Im ersten Zehntag, oder ein wenig länger, war Ruvins Verstand von dem Eisen vernebelt gewesen und alle Eindrücke waren zu einer einzigen Wolke aus verschwommenen Bildern, gedämpften Worten, und Berührungen, die sich nicht real angefühlt hatten, verschmolzen. Das Gift hätte beinahe deren Seele und Körper auseinandergerissen, und etwas noch viel Unverzeihlicheres getan: Es hätte dey beinahe aus dem Gewebe der Magie und dem Zyklus der Wiedergeburt gerissen; somit beinahe deren Seele auseinandergerissen.
Vielleicht hatte Ruvin auch darauf gehofft, dass das Gift und das Fieber Wahnbilder hervorgerufen hätten, dass dey nicht in den ersten Tagen in Gefangenschaft diese Dreckshände überall an deren Körper, den Druck im Unterleib und das Gewicht auf sich gespürt hätte. Doch die widerlichen Worte, die der Söldner Yakov gegenüber ausgesprochen hatte, waren klar und deutlich gewesen. Das war tatsächlich geschehen, keine falsche Erinnerung, die im Fieberwahn geschmiedet worden war.
Diese Erinnerungen waren so unwirklich, so verschwommen und dey wollte all diese Emotionen nicht an sich heranlassen, sich bloß aus einer Distanz daran erinnern, was mit denen geschehen war. Noch nie war denen in den zweieinhalb Jahrhunderten zuvor die Macht über deren eigenen Körper, in mehr als nur einer Weise, geraubt worden. Es war ein zerreißendes Gefühl. Beinahe so zerreißend, wie es das Gift selbst es war, und doch… nichts war schlimmer als einem Elfen seine Magie stehlen zu wollen, einen so integralen Teil seiner Seele.
All die Tage zuvor hatte Ruvin nicht die Kraft besessen, um den aufkochenden Zorn zuzulassen, und nun traf all der Zorn: diese menschlichen Monster würden büßen.
Du bebst. Die Flamme auf der dunklen Sklera flimmerte unstet.
Ruvin schirmte die Erinnerungen sorgfältig vor dem Fremden ab, doch das Zittern, das durch deren Körper ging, war ihm nicht entgangen. Ein dumpfer Druck, ein Krampf als säße ein Geschwür in deren Körper, setzte sich wieder in deren Unterleib fest, sobald deren Erinnerungen klarer wurden.
Was auch immer du von mir versteckst, zeig mir eine schöne Erinnerung, forderte Yakov auf und dey nickte. Und ich bleibe wach. Niemand wird dich oder die anderen Gefangenen anrühren.
Das konnte er nicht versprechen, doch es war freundlich von ihm, dass er so tat, als könnte er es und Ruvin anlog.
Unter großer Mühe glitt dey in Trance ab und ein erstes Bild zeichnete sich vor deren inneren Auge ab. Ein Bild von zu Hause, deren Schule, geliebte Gesichter, Bilder, Klänge und Düfte. Orte, die dey nie mehr verlassen wollte.
Am Rande der Erinnerungen und deren Geiste, spürte Ruvin die Anwesenheit des Besuchs. Yakov hielt sich rücksichtsvoll im Hintergrund, jederzeit bereit zu gehen, falls zu persönliche Bilder vor deren inneren Auge aufflammen sollten.
Mit seiner Anwesenheit konnte sich dey endlich in deren nächtliche Reverie fallen lassen. Das erste Mal seit einem halben Mond war dey sicher, ohne einem menschlichen Raubtier im Rücken, das dey anfallen könnte.
„Morgen.“
Trancetrunken löste sich Ruvin aus deren Reverie und neigte den Kopf zur Seite, benötigte einen Moment, um sich in der Wirklichkeit einzufinden. Dey hob die Hand und drehte sie in einer Geste, die eine Lichtkugel in deren Handfläche formte. „Morgen.“
Masha stand an der Türschwelle und ahmte die Geste nach. „Manche eurer Bräuche sind so wunderbar, und man lernt kaum etwas über sie, bis man zusammen mit einem Elfen lebt. Gibt es eine Bedeutung dahinter?“
Die Hohe Harfnerin und ihre Frau kamen in Nachtkleidern aus einem der Wohnräume, den Ruvin zusammen mit deren eigenen Gefährtin erst kürzlich zu einem Gästezimmer für Menschen umgestaltet hatte, ehe Ailevyn zu einer erneuten Reise aufgebrochen war. Mit einem Doppelbett, in dem man nicht aufrecht saß, sondern sich niederlegen konnte.
Der Dritte der Harfner, Garresh, schlief im Obergeschoss auf einer Fensterbank, wieder in den Tag hinein. Er behauptete, sie sei groß genug um einem Zwergen wie ihm als Bett zu dienen, und denen sollte es recht sein, wenn ein Gast keine hohen Ansprüche stellte.
Ruvin ließ die Lichtkugel auf deren Handfläche verblassen. „Symbolisch gesehen die auf- und untergehende Sonne und der Mond. Praktisch gesehen, erkennst du Personen anhand verschiedener Lichtsignale bereits aus größerer Entfernung und weißt, wie sie dir gesonnen sind, oder kannst ihre Clan-Zugehörigkeit erkennen.“ Eigentlich hätte dey noch sehr viel mehr zu erzählen, doch die meisten Menschen schätzten es nicht, wenn sie von einem Schwall an Wissen überschütteten wurden.
„Das ist interessant. Weißt du, ich hatte mich in dieser Hinsicht sehr gefreut mit dir zusammenzuwohnen. Wenn da nicht die äußeren Umstände wären. Ich … bediene mich?“ Auf Ruvins einladende Handgeste hin, trat Masha in die Speisekammer. „Ich koche für euch mit, meine Lieben? Was wollt ihr?“
„Gerne, wonach auch immer dir ist.“
Ailevyn hatte einige Male die Sorge geäußert, dass es sich rächen könnte, Harfner aufzunehmen und eben deshalb war Ruvin froh, dass sie momentan nicht daheim war. Sollte sich Ruvins Fehler rächen, würde deren Gefährtin nicht zu Hause sein, um die Leidtragende zu sein. Nicht von Ruvins Fehlern und nicht von den Fehlern des Stadtrates, der nicht bereit war das Kriegsbeil zu begraben, erst recht nicht mit den Drow.
Dem Frieden wurde seit langem ein Messer an die Kehle gehalten, da machte es keinen großen Unterschied mehr, ob dey befreundete Harfner bei sich aufnahm, denn als Leiter einer der vier größeren Schulen in und um Lira, war man jemand, dem man zumindest ab und an Gehör schenkte. Gegenwärtig gehörten die Harfner anscheinend zu den wenigen Personen, die ein Interesse an einer Lösung des Konflikts hatten. Masha war einst als Heldin ausgezeichnet worden und man hatte sie so lange angehört, bis sie unbequem geworden war. Sie ließ es nur wenige wissen, dass sie eine Harfnerin war und ihr Emblem unter der Kleidung trug. Stolz und dennoch verborgen.
„Wieder spät bis in die Nacht hinein gelesen und heute erst nachmittags Unterricht?“ Agatha schob das Nachtkästchen von sich, auf dem ein gebundenes Buch mit ledernen Einband lag, und setzte sich zu denen auf die gepolsterte Fensterbank, auf der Ruvin für gewöhnlich in die Reverie ging. Öfters alleine, manchmal eng umschlungenen mit deren Gefährtin, sobald sie für einige Zehntage oder Monde daheimblieb. Hin und wieder mit einem kleinen Abenteuer oder einer kurzen Liebelei, die dey mit nach Hause nahm.
„Ja, mein Unterricht für heute beginnt zu Mittag und ich bin erst wieder die nächsten beiden Zehntage eingeteilt die Schüler im Internat zu betreuen. Und sieh, meine Schüler haben ein großes Interesse an Elixieren. Deswegen hab ich meine eigenen Mitschriften von damals herausgesucht.“ Ruvin reichte ihr das Buch, das sie an sich nahm und durchblätterte. „Diese Rezepte hab ich zu großen Teilen selbst zusammengetragen, als ich bei meinen beiden Erzdruiden in Ausbildung war. Das Buch hab ich gestern wieder gefunden.“
„Mein Elfisch ist ein wenig eingerostet, zumindest das geschriebene Wort. Ich hatte das elfische Schriftbild eleganter in Erinnerung.“ Agatha schlug eine Seite auf und deutete mit einem Grinsen auf die unebene und krakelige Schrift.
„Andere elfischen Schriften stammen ja glücklicherweise nicht aus meiner Feder. Ich übersetze es in den letzten Tagen in die Allgemeinsprache, und eventuell noch andere. Die Schüler verstehen meine eigenen, alten Mitschriften besser als gehobene Fachsprache. Speziell jene, die noch nicht so versiert in meinem Unterricht sind.“
„Das könnten sie nur, wenn sie erstmal deine Schrift lesen können.“
„Deshalb schreibe ich sie nochmals ab. Ich bin kein Jugendlicher mehr, der seine Mitschriften hinschmiert.“ Ruvin stieg in das Lachen ein und zeigte auf drei der Zeichen. „Hier hab ich geraten, was ich damals aufzeichnen wollte. Meisterin Vasna hat mich immer gescholten.“
„Meisterin Vasna ist der Loxodon, der nun Naturkunde unterrichtet?“
„Ja, sie wollte den Zirkel an jemand Jüngeren abtreten, aber sie kann nicht damit leben nicht zu unterrichten. Viele der Schüler haben noch nie einen Loxodon gesehen, die kennen noch nicht einmal Elefanten. Erst recht eine intelligente, sprechende Spezies. Lina ist ein Menschenkind, zwölf Jahre alt, und irgendwann konnte sie nicht mehr halten, und hat gefragt ‚was ist das in Eurem Gesicht?‘ ‚Mein Kind, das ist eine Nase, für gewöhnlich atmet man damit.‘“
Die beiden Menschenfrauen lachten mit und begrüßten im Vorbeigehen Garresh, der aus dem Obergeschoss herabkam, sich zu ihnen gesellte und die letzten Gesprächsfetzen aufnahm. „Als hättest du das nie gefragt.“
„Tatsächlich nicht, ich bin in meiner Heimatstadt mit Loxodons aufgewachsen. In Horia lebt der größte Stamm von ihnen.“
Ruvin konnte spüren, wie Yakovs Neugierde Überhand gewann, und solange er das Umfeld im Auge behielt, erlaubte es dey, dass er etwas in den Vordergrund trat und sich in deren Haus um. Es gab einen wundervollen Ausblick auf die naheliegende Gebirgskette. Deren Haus lag eingebettet in das Gebirge. Auf dem Ritt auf einem der Greife - oder wenn man sich selbst in einen verwandelte - erreichte man in einer menschlichen Stunde Valien und in einem halben Tagesflug die Hauptstadt. Hier hatte Ruvin mit deren Gefährten bereits gelebt, als dey über Jahrzehnte hinweg ein Lehrender in Valien gewesen war. Für Medizin, Elixiere, Heil- und Naturkunde. Seitdem dey nach dem Tod deren Vorgängers zum Schulleiter gewählt worden war, war kein Jahrzehnt vergangen.
Yakov trat auf das Rundfenster vor der Fensterbank zu und berührte das dunkle Hartholz, fuhr über die feine Täfelung, die sich wie ein feines Geäst über den Rahmen zogen. Das Fenster nahm beinahe die gesamte Front des Raumes ein und ließ helles Tageslicht durch den inneren Ring in den Raum einfallen. Der äußere Ring war in mehrere, runde Fenster unterteilt, deren buntes Glas von Gravuren übersehen war. Jede erzählte eine kleine Geschichte aus Ruvins Leben.
„Berühr eines der Bilder“, sagte Ruvin und er kam deren Aufforderung nach. Er legte eine Hand auf jenes Bild, das Ruvin mit einem Neugeborenen auf dem Arm darstellte. Neben denen stand ein menschlicher Mann Ende seiner Vierziger, Beginn seiner Fünfziger, der seine Arme um sie beide schlang. Die Personen lösten sich aus dem bunten Fensterglas und wogen sich in dem einfallenden Licht, spielten eine kleine Szene von damals nach. Der Mann kommentierte mit einer neckischen Bemerkung die spitzen Ohren seines Sohnes, sie waren kleiner und unauffälliger als die eines Elfen, küsste Ruvin und drückte seinen Gefährten und das gemeinsame Kind an seine Brust. Ruvin legte deren Stirn an seine und ein warmes Lächeln erreichte deren Lippen.
„Was für ein schöner Zauber. Ich bin es gewöhnt, dass Magie zum Überleben genutzt wird. Für das Alltägliche wie deinen Wärmestein, um nicht zu frieren. Oder du schadest jemanden mit Magie, oder heilst jemanden, dem geschadet wurde.“ Yakov wandte sich an Ruvin. „Dein Mann und dein Sohn? Wie alt ist er nun?“
„Ja, er ist über drei Jahrzehnte alt. Sein Vater ist allerdings schon verstorben.“ Während die Szene der Reverie stillstand, strich Ruvin über die Wange des Zaubers, die eine Silhouette deren Sohnes erschuf, dann über jene seines Vaters. „Das Bild habe ich aus meiner Erinnerung mit einem Zauber auf das Fenster gelegt. Das war wenige Tage nach Lynndels Geburt.“
Allmählich löste sich der Nebel in deren Kopf auf und dey fand sich wieder in der Wirklichkeit ein. Das war deren Leben, und dey fühlte sich nicht länger so, als würde dey jemand anderen beobachten, sowie man ein Theaterstück von außen betrachtete. Es war ein wundervolles Leben gewesen und Ruvin wollte es zurückgewinnen.
Yakov besaß den Anstand denen nicht in deren privates Bad und Umkleide zu folgen, als sich dey wusch, deren Haar pflegte – sich mit allen Sinnen daran erinnerte, wie wundervoll ein solches Bad war –, und in eine smaragdgrüne, für die kühlere Jahreszeit gefütterte, Robe wechselte, die aus den edlen Stoffen Horias gewoben und reich bestickt war. Dey zog den Kajalstrich neu, trug Parfum aus Sandelholz auf und legte deren Schmuck an. Jedes Schmuckstück war ein Geschenk von verstorbenen Gefährten, von deren gegenwärtigen Gefährtin, von deren Sohn, deren Vater und Freunden.
Ein jedes von ihnen war mit Schutzzaubern versehen und die Armschienen ließen sich zu Schilden entfalten. Vater hatte sie denen bei seinem letzten Besuch geschenkt.
Als dey in den Wohnraum zurücktrat, traf Ruvin der verwunderter Blick des Besuchers. Yakov betrachtete den edlen Stoff, die edelsteinbesetzten und goldenen Ringe an deren Händen, Ohrringe und die Armschienen, und das nackenlange Haar in der Farbe von Kupfer, nicht von Blut und Dreck verklebt, einen Teil davon hochgesteckt, der andere offen. Der Duft von Seife und einem Parfum mit einer warmen, holzigen Note hing um Ruvin. Der Anblick des gepflegten Schulleiters im Vergleich zu dem ungewaschenen Gefangenen auf dem Steinboden, war ein Unterschied wie zwischen den Reichen an der Oberwelt und der Unterwelt.
Es war ein Unterschied, an den Ruvin nicht in deren Reverie erinnert werden wollte. „Ich möchte noch meine Trance genießen. Musst du mich daran erinnern, dass ich nun so armselig aussehe?“, schalt Ruvin ihn gereizt. Das war Yakov gegenüber ungerecht, gestand sich dey sogleich ein und wusste nicht was über denen gekommen war. Der Angriff auf die Schule, die Gefangenschaft, das Gift, der Übergriff, hatte dey ... verändert. „Entschuldigung, ich sollte mich nicht an dir auslassen.“
„Ich kann nichts für deine Lage. Behalt dir aber diese Energie morgen bei.“
„Natürlich kannst du das nicht und das werd ich, glaub mir.“
„Das hoffe ich. Genieß noch deine Trance. Und ich hab das Umfeld im Blick.“
Ruvin glaubte ihm, dass er dies hatte. „Danke.“
Die Szene der Reverie lief weiter und Ruvin wusste, weshalb dey ausgerechnet diesen Tag gewählt hatte. Es war der Tag, an dem die Stadt und Valien angegriffen worden war. Deren Herzschlag beschleunigte sich. Nein, dey wollte die Szene nicht zu dem Angriff wechseln. Nur für den einen Moment noch wollte Ruvin das alltägliche, lockere Gespräch mit deren Freunden und die Sicherheit deren Heims genießen. Den Duft von gedünstetem Gemüse und Gewürzen, der sich in deren Wohnräumen ausbreitete, als Masha entschied eine warme Mahlzeit für ihre Freunde und ihre Frau zu kochen.
„Erzähl mir beim Essen mehr über deine Elixiere.“ Agatha hatte kaum etwas mit Magie zu schaffen, erst recht nicht mit Elixieren, und dennoch hatte das Buch ihre Neugierde geweckt. Entweder das, oder sie war höflich genug nachzufragen.
Sie lehnte sich an die Wand an und begann zu lesen. Diese war mit einem dick geknüpften Teppich ausgekleidet. „Langsam verstehe ich, was ihr daran bequem findet.“
Masha stellte vielfältige Speisen, Fladenbrote, Hummus, verschiedenes Gemüse, auf dem niedrigen Esstisch auf und füllte eine Suppe in die Senke. Sie nahm sich eines der Kissen vom Stapel und setzte sich. „Ruvin, ich hab mich ein wenig von dem Ingwer aus deinem Garten bedient.“
„Immer gerne. Ich mach euch gerne Ingwertee.“ Deren Gäste waren in den ersten Tagen skeptisch gewesen, dann neugierig und schließlich begeistert.
In Ruvins Kammer und Garten fand sich so viel, das sie bloß von den exotischen Marktständen, die Ware aus dem Süden brachten, kannten. Die Wege der Karawanen waren lang, sie waren mehrere Monde unterwegs, und nie vor den Angriffen von Monster und Banditen gefeit. Deshalb waren die Produkte auf dem Markt dementsprechend kostspielig, und Ruvin baute gerne in deren eigenem Garten all das an, das dey aus der Kindheit und Jugend vermisste.
Und dann waren da noch die Pflanzen mit berauschender Wirkung, die man eventuell nicht jedem beliebigen Gast zeigte, doch Ruvin hatte gestern, ehe sich dey wieder an die Arbeit gemacht hatte, mit Garresh einen angenehmen Abend im Garten verbracht. Über die Götter und die Welten geredet, während sie Silbergras rauchten. „Der Druide meines Vertrauens baut ausgezeichnetes Silbergras an. Das hätte mir klar sein müssen.“
„Hm, und ich kann dir auch erklären wie die Substanz in deinem Körper ...“
Der Zwerg lachte. „Das muss nicht sein, mein Guter.“
Eben hatte Ruvin noch die Greife in deren Gehege gefüttert, den Ingwertee für deren Gäste zubereitet und den ersten Bissen des Fladenbrotes und Hummus genommen, als sich einer derer Flimmerhunde mit einem Blinzeln in deren Wohnraum teleportierte.
„Ist das nicht einer der Schulhunde?“ Masha drehte sich um und wandte sich dann verwundert an Ruvin.
Etwas zog sich in denen zusammen. Deren Fey-Hunde befanden sich meist auf dem Schulgelände, um es zu bewachen und, noch viel bedeutender, die Schüler zu beschützen, und wenn sie dies nicht waren …
„Direktor, Talus schickt mich. Die Stadt und zwei der Schulen wurden angegriffen und wir fürchten, Valien wird es auch werden.“