Als ich gestern Abend den Startbeitrag dieses Themas las, dachte ich: einfache Frage: Glaubst Du an Gott? Nett zu beantworten. Nun weiß ich auch, weshalb dieses Thema bereits schon fast wahnsinnige 140 Seiten aufweist (wenn noch 20 Beiträge pro Seite gelten, sind das beinahe 3.000). Keine zehn Stunden ist es her, dass ich meinen Beitrag verfasst habe, schon meinen irgendwelche Leute, hier wahnsinnig viel Energie und Lebenszeit aufwenden zu müssen, um einen persönlichen Glauben niederzureden. (Mal ganz davon abgesehen, dass es - dem Startbeitrag folgend - nicht um eine Frage wie "Wer hat Recht - Religion oder Wissenschaft?" geht.) Nun, wenn ich gleich so hart angegangen werde, möchte ich wenigstens kurz darauf eingehen.
Ja, das Zitat eines einzelnen Biologen, der vor nunmehr beinahe 70 Jahren gestorben ist, sagt dahingehend alles aus. *hüstel*
Nur weil ein Zitat aus dem letzten Jahrhundert stammt, ist es nicht schlechter. Das ist ein bisschen billig von Dir. Ich habe auch nie behauptet, dass dieses Zitat das Problem löst, ich finde lediglich, es bringt sehr gut auf den Punkt, warum Menschen unter anderem glauben und dient dahingehend auch als Anregung.
[...; siehe gleich darunter, wurde ja entsprechend von Taran angemerkt]
Natürlich neigen die Monotheisten, die an den "Gott der Lücke" glauben, dazu nun zu schreien: "Aber es wäre viel zu viel Zufall, dass so ein Planet existiert! Das muss GOTT so eingerichtet haben." Aber tatsächlich wird diese Behauptung lächerlich, wenn wir bedenken, wie viele Sonnensysteme mit Planeten es im Universion gibt! So viele, dass wir nicht mal eine Vernünftige Bezeichnung für die Nummer dieser - die wir nicht einmal abschätzen können, da wir nur einen Teil sehen - haben und viele von diesen haben ebenfalls eine Reihe von Planeten, die um sie herumkreisen. Natürlich gibt es darunter Planeten, die diese Voraussetzungen erfüllen. Wir leben auf einen davon.
Es gibt unzähliche Sonnensysteme und Galaxien, meines Wissens sind wir Menschen mit unserer Gabe, selbst zu entscheiden, zu denken, frei zu handeln und so zu kommunizieren bisher aber einzigartig im gesamten Universum.
Ändert nichts daran, dass auch dies ein "Gott der Lücke" ist. Natürlich, das ist eine recht sichere Lücke, weil es recht unwahrscheinlich ist, dass wir so schnell herausfinden können, wie genau der Urknall ausgelöst wurde, bzw. was davor war.
Allerdings finde ich den Gott dieser speziellen Lücke besonders lächerlich. Denn zum einen geht es mir nicht auf, wieso ein Gott, der einen Urknall ausgelöst und damit ein GANZES UNIVERSUM erschaffen hat, sich großartig um das Leben auf einen einzelnen Planeten scheren sollte, weshalb dieser Gott der Lücke für mich sicher kein Gott einer der menschlichen Religionen ist. Zum anderen sehe ich hinter dem "Aber etwas MUSS vor dem Anfang da gewesen sein!" nachwievor das Problem, dass auch Gott einen Anfang gehabt haben muss.
Wieso muss Gott einen Anfang gehabt haben? Wieso muss alles immer logisch sein? Lass doch einfach mal die Vorstellung auf Dich wirken, dass es etwas gibt, was der Mensch selbst nie erklären kann. Der menschliche Verstand, der uns aktuell - siehe unsere Erde und unser Miteinander - an viele Grenzen unserer Existenz treibt, muss nicht das Non-Plus-Ultra sein.
Mit dem Argument kam mein (katholischer) Mitbewohner auch mal an. Ich gehe der Einfachheit halber von einem gewaltigen Zufall aus, bei dem Gott keine Rolle spielt. Selbst der allergrößte Zufall kann immernoch eintreffen. Es mag ja sein, dass der Zufall riesig ist, aber wenn er nicht eingetroffen wäre, würde sich schlicht und einfach niemand fragen, wie es zu dem Zufall kam. Dann gäbe es eben keinen Beobachter auf der Erde, der sich fragt, wer das Universum gemacht hat, wieso die Sterne am Himmel sind etc pp. Nur weil wir da sind, können wir uns überhaupt über diese Zufälle erst Gedanken machen.
Ich habe mal einen wunderbaren Vergleich gehört, der auch gut zum Lexikon-Beispiel passt: "Du landest im Zuge einer Raumfahrtmission auf einem fremden Planeten. Staubtrocken, sieht nicht lebensfreundlich aus. Du siehst eine Höhle, gehst tief hinein. Auf einmal: ein wunderbarer grüner Garten, gepflegt, gemähter Rasen, die Blumen blühen geordnet." Fragst Du dann nicht eher nach dem Gärtner als zu sagen: wow, gewaltiger Zufall?
Das glaube ich nicht. Also ich glaube nicht, dass du an den Gott glaubst, den das neue Testament dir beschreibt. Viel eher glaubst auch du an die liberale Wischi-Waschi Version, von der man dir in der Kirche berichtet und dabei die unschönen Stellen auslässt oder in der anschließenden Predigt schön redet.
Es sei denn, du hast dich schon selbst verstümmelt, lebst in Armut und allein.
"Liberales Wischi-Waschi" finde ich doch sehr hart und auch ein wenig respektlos. (Mal so nebenbei und ganz im Ernst: Sag mal, hat Dir irgendein Christ was angetan, oder warum meine ich soviel Gift in den Beiträgen zu lesen? Ich respektiere natürlich Deine Meinung, empfinde Dich aber als auffällig motiviert.) Ich finde es schön, dass Du anschließend auf die Bergpredigt eingehst, steht sie doch genau für das, was ich in meinem Beitrag meinte.
Zu Deinen Zitaten will ich kurz Stellung nehmen:
Wieso geht es immer ums "wörtlich nehmen"? (Die Bibel - das darf nicht vergessen werden - ist geprägt von der damaligen Lebensweise und Kultur und dementsprechend auch drakonisch). Diese Forderungen wird wohl kein Mensch selbst außer Jesus erfüllen können, was jetzt nicht heißt, ein Christ solle sie nicht ernst nehmen. Zuerst sind sie meiner Meinung nach eher als eine Art Orientierung oder Maxime zu sehen und schon erstrebenswert. Jesus' Anliegen lässt sich doch ganz einfach zusammenfassen: Ihm ist es wichtig, Gott und dem Nächsten gegenüber zu lieben (im Gegensatz zur Sünde). Gebote, Gesetze und Recht, die er in der Bergpredigt anspricht, sind immer nur dazu da, dieser übergeordneten Liebe zu dienen.
Zitat von Evangelium nach Markus Kapitel 10 (Lutherbibel)25 Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt
Da ist er doch nur konsitent, wenn er in der auch Bergpredigt sagt:
Zitat von Matthäus, Kapitel 624 Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Für ihn gilt:
Zitat von Matthäus, Kapitel 619Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressenund wo die Diebe einbrechen und stehlen.
20Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.
21Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Hier will er sicherlich ausgedrückt haben, dass das Anhäufen von Reichtum, das Streben nach Gewinn und Macht grundsätzlich gegen diese Aufforderung zur Nächstenliebe spricht. (Geht ja auch in Richtung Luther's: „Woran du nun ,sage ich, dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott.“)
Zitat von Evangelium nach Markus Kapitel 1617Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; 18wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.
Und? Was spricht dagegen, dass, wenn man Gott und den Nächsten von ganzem Herzen liebt, dies Verbreitung findet und "Kräfte" freisetzt.
Ich hoffe, ich habe nun nichts vergessen und sage noch: Have a nice day :-).