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[tab=Kapitel 8 Teil 3]
Ich stellte wohl keinen schönen Anblick dar, wie ich so auf dem Boden kauerte und den Inhalt meines Magens hervor würgte. Doch statt dass meine Übelkeit damit ein schnelles Ende fand, folgten sogleich in wenigen Sekundenabständen einige weitere Anfälle, die mir keine Pause gönnen wollten. Verkrampft hielt ich meine Augen fest verschlossen und wartete sehnlichst darauf, dass diese Übelkeit vorüber ging, doch im Moment schien mein Magen noch weit davon entfernt zu sein, sich zu beruhigen.
Im Hintergrund ertönte Nanas Stimme, doch ihre Worte tanzten abermals bei dem einen Ohr hinein, um sofort beim anderen hinausgeworfen zu werden. Ebenso ignorierte ich ihre warme Berührung, denn selbst wenn ich meinen Kopf in ihre Richtung hätte drehen wollen, ich hätte es in meinem jetzigen Zustand nicht zustande gebracht. So blieb ich wie ein Wollknäuel zusammengekauert liegen und versuchte ein weiteres krampfartiges Würgen zu unterdrücken – ohne Erfolg.
„Urg ...“, stöhnte ich, als ich auf einmal leicht zu beben begann, doch dieses Mal hatte mein Körper keine Schuld daran. Hinter mir hörte ich plötzlich hastige Schritte, die gleichzeitig den Fußboden unter mir leicht zum vibrieren brachte.
„Halt durch May ... ich ... ich mach gleich was dagegen!“, hörte ich dieses Mal sogar Nanas sorgevoll klingende Stimme.
„Nenn mich nicht May … verdammt nochmal“, versuchte ich hervorzubringen, doch alles was ich hervor würgte, war ein weiterer Teil meiner letzten Mahlzeit.
Verdammtes Verdauungssystem ... Gammel Fleisch aus dem Sondermüll, kein Problem. Super Chili-Chips, frisch aus der Tüte? Natürlich völlig ungenießbar, was für eine hirnlose Logik! Selbst wenn die Chips in Flammen gestanden wären, sollte der Magen eines Feuer-Pokémons nicht in der Lage sein, etwas Derartiges zu verdauen? Nein, scheinbar nicht und als ob das nicht schon ironisch genug gewesen wäre, begann mein Hals nun auch noch höllisch zu brennen.
Erschöpft schnitt ich eine schmerzverzerrte Grimasse und wartete angespannt darauf, dass mir jede Sekunde der Rest meines Bauches den Hals hinauf rutschte. Dieses Mal wurde ich aber von einem weiteren Anfall verschont, jedenfalls für den Moment. Dennoch wagte ich es weiterhin nicht, mich nur einen Zentimeter zu rühren, aus Furcht, dass ich meinen Körper nochmals verstimmten könnte. Als aber der Boden weiterhin wie bei einem kleinen Erdbeben erzitterte, öffnete ich schließlich doch vorsichtig meine Augen um endlich mehr herauszufinden. Was trieb dieser Punk da, musste sie so einen Krawall machen, wenn sie sah, dass es mir speiübel ging?
Das erste, was ich erblickte, waren Nanas blaue Jeans, ein für mich mittlerweile vertrauterer Anblick, als mir eigentlich lieb war. Die Teenagerin raste wie von einem Bibor gestochen durch das Zimmer, während sie die Einkäufe und leeren Chipsverpackungen durchwühlte, die noch immer am Boden verstreut herumlagen, bevor sie schließlich dazu überging, wahllos irgendwelche Schubladen zu öffnen.
Ich verfolgte mit meinen Pupillen ihre Bewegungen, wie sie eine Lade nach der anderen aufriss und wild durchsuchte, bis mir schließlich meine Augenlieder drohten, wieder zuzufallen. Doch bevor dieser Fall eintreten konnte, hielt plötzlich Nana inne und fischte aus einer zufälligen Schublade eine kleine gelbliche Flasche hervor, die von der Form etwas an eine Sprühdose erinnerte. Für einen Augenblick blieb sie reglos mit dem Gefäß in ihren Händen stehen und schien angestrengt das angebrachte Etikett anzustarren. Warum sie so lang drauf glotzte, wusste ich nicht und einen Augenblick später verlor ich mein winzigen Rest an Neugier, als mein Sichtfeld leicht zu verschwimmen begann und ich gleichzeitig abermals von starken Magenkrämpfen heimgesucht wurde. Rasch fielen meine Augenlider zu, als ich mich wie ein Wurm auf dem Fußboden krümmte.
Das war ... nicht auszuhalten! Jeden Tag Bauchschmerzen ... Augenprobleme ... und Angriffe von Menschen und Pokémon. Allmählich war ich mir hundertprozentig sicher, dass mich das Unglück auf magische Art verfolgte.
„Hier“, durchbrach Nanas leicht jungenhafte Stimme meine Gedanken, „Ich glaub ... das sollte helfen.“
Schwach zwang ich meine Augenlieder zurück in die Höhe und erblickte direkt über mir Nanas sorgevolles Gesicht, sowie die nun geöffnete Flasche, die sie mir nun direkt vor die Schnauze hielt. Man sagte ja sprichwörtlich, dass es Dinge gab, die Berge versetzen konnten ... Nun, der Gestank dieser Brühe gehörte zu jenen Dingen dazu. Als der Duft aus der Flasche nämlich in meine Nase kroch, erwachte ich auf der Stelle aus meiner Starre und kroch – trotz noch anhaltender Übelkeit - angewidert ein Stück zurück. Mein Körper schien auch nicht glücklich über das Gestankgemisch aus Schwefel, Putzalkohol und Bananensaft zu sein, denn jetzt war ich wirklich kurz davor, den letzten Rest aus mir heraus zu kotzen.
Einen guten halben Meter von dem Teufelszeug entfernt, konnte ich schließlich auch lesen, was mir da Nana direkt vor die Augen hielt. Keine Kunst, immerhin war das Etikett so groß und deutlich beschriftet, dass es selbst für einen Zehnjährigen leicht zu entziffern wäre: „Hyperheiler – Bekämpft Verbrennungen, Vergiftungen, Paralyse, Vereisungen und temporäre Schlachtsucht!“
Selbst das Kleingedruckte, welches davor abriet, dieses Produkt bei Menschen anzuwenden, konnte ich erkennen, doch das tat in meinem Fall nichts zur Sache. Was mir wirklich Sorgen bereitete war, dass Nana tatsächlich vorhatte, mir dieses Zeug zu verabreichen. Mochte zwar sein, dass die Beschreibung dieses Zeugs auch als ein „Gegengift“ angepriesen wurde, doch ich hatte sehr starke Bedenken, dass meine Magenschmerzen eine Folge von Lebensmittelvergiftung waren. Außerdem war ich nicht einmal sicher, ob dieses Zeug überhaupt zum Trinken gedacht war, denn wie zum Hundemon heilte man Verbrennungen und Vereisungen mit einer Trinkmixtur? Und wenn es zum Sprühen gedacht war, wie heilte das Zeug bitte vor Vergiftung und übermäßigem Schlaf? Hatte sie dieses dubiose Wundermittel irgendeinem unseriösen Händler auf der Straße abgekauft?
„Oh nein, das schlucke ich nicht ...“, stammelte ich mit verschlossener Nase – jedenfalls soweit ich konnte - und schüttelte meinen Kopf vor Ekel, während ich mir ein weiteres Mal die Mühe machte, mich wieder auf meine vier Pfoten zu stellen. Doch kaum hatte ich nur ansatzweise meinen Körper erhoben, begann mein Magen nochmals aufs Heftigste zu protestieren. Kurz davor zu kotzen blies ich die Backen auf und unterdrückte gerade noch den Drang. Ich brauchte einige Augenblicke, doch schließlich brachte ich noch ein paar Worte hervor: „ ... reiß her damit!“
Instinktiv biss ich nach der gelben Flasche, die Nana mir unnachgiebig erneut ans Gesicht. Mit einem Ruck riss ich deren Hals hinunter und sogleich floss der halbe Inhalt des Hyperheilerdingsdabums heraus, genau in mein Maul ... Anschließend konnte ich nicht wirklich sagen, was schlimmer war: Mein quälender Magen, der ganz und gar nicht positiv auf dieses gelbe Zeugs reagierte, mein Sodbrennen, das sich gerade anfüllte wie eine Wunde auf die man Alkohol geschüttet hatte, oder der absolut widerliche Geschmack, der gerade dabei war, mir sämtliche Geschmacksnerven auf meiner Zunge zu töten. Nein, töten war nicht einmal der richtige Ausdruck, meine Zunge fühlte sich an, als würde mir dieses furchtbare Zeug Zunge und Zahnfleisch wegätzen! Und meinen Hals ... Und mein Hirn ... Das Gesöff setzte einen ganz neuen Standard für die Begriffe „Ekelhaft“, „Widerlich“ und „Fast tödlich“, selbst das Rotfleisch von gestern konnte da nicht mithalten.
Prustend spuckte ich den Rest der Mixtur aus, dicht gefolgt von dem nun wirklich letzten Rest meines Mageninhaltes. Dieses Mal ohne die Hilfe eines bebenden Untergrunds begann ich mich am ganzen Leib zu schütteln, während ich meine Miene zu einem total angeekelten Ausdruck formte.
Wie gern ich mir jetzt einfach die Zunge herausgerissen hätte, damit ich dieses Zeug ... nicht mehr schmecken musste. Verdammt, sag ich doch, dass dieses Zeug nichts als Quacksalber ist, Medizin soll helfen und einem nicht fast töten!
„Verdammt ... es hilft nicht ...“, hörte ich über mir Nanas allmählich verzweifelte Stimme klingen ... Langsam gingen mir ihre „Kapitän-Obvious“ Bemerkungen richtig auf den Keks und wäre ich nicht gerade so fertig ... ich hätte ihr am liebsten in den nächsten Finger gebissen.
„Ach was du nicht sagst!“, stöhnte ich zynisch, nachdem das Würgen wieder ein Ende hatte und ich weiter herumspuckte, damit ich endlich dieses Gift aus meinem Maul bekam. Genug war genug, ich konnte einfach nicht mehr ... Ausgeknockt durch einen verdammten Hyperheiler ... Ich hatte für heute ... wirklich genug.
Resignierend schloss ich wieder meine Augen und gab keinen Mucks mehr von mir. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit: Würde meine Übelkeit vielleicht doch noch verschwinden oder würde mir dieses Gebräu meine Innereien zerfressen?
„Hey, May? May?!“, ertönte abermals die Stimme dieser Göre, doch dieses Mal nahm sie einen panisch klingenden Ton an. Gleichzeitig fühlte ich wieder ihre Hand, mit der sie mich unnötig am Rücken schüttelte. Zu einer anderen Zeit hätte ich ihr dafür die Finger aufgeschlitzt, doch für jetzt hatte ich keine Lust, mich irgendwie noch zu bewegen. Warum konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen, auf ihre „Hilfe“ konnte ich jetzt gern verzichten, verflucht nochmal ... Die hat mit diesem verdammten Pokémontrank nur mehr Schaden angerichtet. Außerdem war es doch ihre Schuld, dass mich jetzt wieder Magenkrämpfe plagten, warum musste sie ausgerechnet Chilichips kaufen und auf dem Fußboden verstreuen?
Als ich mich weiterhin weigerte, irgendeine Reaktion von mir zu geben, ertönte nochmals Nanas bebende Stimme: „Okay ... nur die Ruhe, alles wird gut ... ich muss nur ... ich ...“
Ich befürchtete schon, dass sie mich sogleich wieder mit ihren Selbstgesprächen vollplappern wollte, doch da spürte ich, wie die Göre wieder im Zimmer herum zu rennen begann, gefolgt von dem Geräusch einer geöffneten Schublade. In Angst, dass sie mir noch so ein Mittel einflößen wollte, öffnete ich eines meiner Augen einen Spalt breit, sodass ich gerade noch sehen konnte, wie sie eine der Schubladen mit Gewalt aus dessen Fassung heraushob. Verdutzt beobachtete ich, wie sie deren Inhalt aufs Bett schmiss und anschließend das Ding neben mir auf den Boden stellte und ehe ich mich versah, packte sie mich mit beiden Händen. Bevor ich irgendetwas hätte tun können, hob sie mich mit einem Ruck in die Luft und setzte mich in dieser hölzernen Schublade ab.
„Was ...“, stieß ich schwach hervor, als Nana nun mich samt Schublade in die Höhe zerrte. Nana setzte sich ohne zu Zögern in Bewegung, scheinbar in Richtung Türe, worauf ich in der Schublade hin und her geschaukelt wurde. Ich hörte das dumpfe Geräusch ihrer Schuhe, wie sie über den Holzboden rannte ... dann wurden die Schritte laut und hallend, bis am Schluss diese in dem Laut von Motoren und fremden Schritten unterging ...
[tab=Wort zum Montag]
Ein Part bei Fairy Tale of Nobody, der nicht nach einer monatelangen Pause folgt, wie ist das überhaupt möglich? Keine Ahnung, scheinbar ist geht es irgendwie xD
Naja, der Part ist dafür etwas kürzer als sonst, aber die längeren Kapitel werden schon früh genug noch folgen, wage ich zu behaupten. Mein Ziel bleibt jedenfalls weiterhin, alle drei Wochen einen neuen Part online zu stellen. Falls ein Part zu lang wird und etwas mehr Zeit benötigt, kann sich das ganze eventuell um eine Woche verschieben, aber das wird hoffentlich nur die Ausnahme sein^^
Ach ja, dieses Mal wurde der Part wieder von Snake beta gelesen. Nochmals vielen Dank dafür^^
Jens: Vielen Dank für dein Kommentar^^
Hab ich schon befürchtet, dass man das schnell erkennt … sollte mit bei Parts ohne Betaleser mehr Zeit zum Suchen nehmen, aber ich werde da immer so schnell ungeduldig. Du kannst die mittlerweile sehr gut beschreiben, schon fast besser als ich xD Aber ja, ohne etwas „göttliche Fügung“, wäre an dieser Stelle wohl nichts weiter gegangen. Freut mich jedenfalls zu hören, dass mir die Stellen da doch einigermaßen gelungen sind^^ Und wieder einige offene Frage, die wohl etwas später beantwortet werden … vielleicht … möglicherweise …
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