Ich denke nicht, dass die Probleme so extrem sind, wie du sie hier zeichnest. Gerade beispielsweise Syrer sind wohl eher neugierig, wenn es um Juden beispielsweise geht, was auch daran liegt, dass Israel Syrern hilft und zweitens diese Menschen vor dem Diktator geflohen sind, der ihnen sowas einreden wollte. Sie stellen das Feindbild sinnvollerweise in Frage, und wenn wir uns mit der Integration etwas Mühe geben und diesen Menschen Chancen geben, dann funktioniert das. Dass es nicht immer so einfach ist, wie du sagst, ist richtig - zugleich sollte man an Flüchtlinge und sonstige Zugewanderte nicht höhere Ansprüche als an "Alteingesessene" stellen.
Deiner Analyse dieser Gesellschaften stimme ich sogar teilweise zu (Syrien ist nicht sooo schlecht gebildet, die fundamentalistische Weltanschauung findet man v.A. in Saudi-Arabien, wo diese aber auch mehr und mehr in Frage gestellt wird, fragwürdige Moral mag sein, ist bei uns aber nicht unbedingt anders) - aber der Clou besteht hier darin, diese Menschen nicht vorzuverurteilen, sondern ihnen, wie erwähnt, eine Chance zu geben. Gerade in solchen Diktaturen, in denen es schwer ist, sich der staatlichen Meinung zu widersetzen, würde ich nicht davon ausgehen, dass jeder der Staatsdoktrin folgt, sondern dass es genügend gibt, die diese in Frage stellen. Ich gehe ja auch nicht davon aus, dass jeder (oder sogar die Mehrheit der) Chinese(n) autoritäre Einparteien-Systeme bevorzugt.
Gibt übrigens auch "Urdeutsche", die nach Syrien gegangen sind. Und einige der strukturellen Probleme, auf die du hinweist, haben "christliche" Parteien hier in Deutschland auch, ganz zu schweigen von der Paralleljustiz, die die (katholische) Kirche hierzulande bisweilen ausübt, wie man jüngst wieder bestaunen durfte. Deutsche haben wohl zum Teil auch ein Problem mit der Trennung von Staat und Religion, und auch damit, "ihre" Religion zu hinterfragen.
Das Problem mit den konservativen Muslimen geht ja noch viel weiter, weil es mit Ditib praktisch eine Monopolorganisation gibt, die einen konservativen Islam vertritt und noch darüber hinaus Erdogans längerer Arm ist, von Moscheen, in denen saudische Prediger predigen, ganz zu schweigen. Aber das Problem ist hier, dass der Staat nicht eingreift, obwohl er es müsste, ebenso wie bei der Kirche. Und das kann ich mir wirklich nicht erklären. Eigentlich müssten alle Parteien links der CSU ein Interesse daran haben, einen liberalen und modernen Islam zu fördern.