Tiefschwarz wie ein gewaltiger Ozean aus Tinte, dessen dunklen Wogen für alle irdischen Geschöpfe unerreichbar waren, schien das weite Himmelzelt an jenem Abend, einzig der Vollmond als milchige Scheibe, ähnlich einem blinden Auge, welches seinen leeren Blick auf die Welt unter ihm warf. Trotz der frischen Maienluft war die Nacht kühl, ein Hauch der immer länger und ungewollt bleibenden Winter. Erfüllt war jene späte Stunde von einem leichten Zirpen, ein leises Konzert der Nachtschwärmer, sanft mit den grazilen Flügeln durch die Finsternis flatternd. Jedoch waren sie nicht die Einzigen, die diese stille Zeit mit Geräuschen ausschmückten.
Am Fuß eines Berges des scharf gezackten Schwarzgebirges, dessen Gipfel bis zum Firmament selbst hinaufzureichen schienen, hoben sich einige Konturen von dem tiefschwarzen Gestein ab, welches sonst so wunderbar mit der düsteren Umgebung verschmolz und wie eine gewaltige Decke die Welt unter einem Schleier aus Schatten versteckte. Eine dieser Silhouetten war Damian, der Zauberschüler. Sein mittellanges, braunes Haar hing ihm unordentlich in die Stirn, während die blasse, vor Schweiß glänzende Haut aus der Dunkelheit hervorstach, wie der Mond am Himmel. Offenbar war er gerade vor irgendetwas davon gerannt, denn er atmete schwer und schien erschöpft und ausgelaugt. Seine Kleidung, ein extravagantes Kostüm des fahrenden Volkes, bestehend aus einer weitgeschnittenen Stoffhose und einer viel zu engen, asymmetrischen Lederweste mit nur einem Ärmel und goldenen, spitz zulaufenden Metallstiefeln, war gehalten in den Farben Schwarz, Blau, Rot und Gold, weshalb er noch mehr aus seiner Umwelt herausstach. Die haselnussbraunen Augen in dem attraktiven Gesicht waren erfüllt von Abneigung und Misstrauen, während der junge Mann sein Gegenüber skeptisch betrachtete.
„Nimm dich in Acht. Der Skorpion will dir nichts Gutes.“
Kopfüber vor ihm schwebend, wie immer ein verträumtes, allwissendes Lächeln im blass geschminkten Gesicht, sinnierte Piero vor sich hin. Sein langes, kohlschwarzes Haar war unter seiner farblich und thematisch zum Kostüm passenden, feuerroten Narrenkappe versteckt, die, allen Gesetzen der Schwerkraft vehement trotzend, auf seinem Kopf verweilte. Die orangeroten, hypnotischen Augen blickten selbstvergessen ins Leere, während er in der langfingrigen Hand eine Karte mit dem Symbol des Skorpions hielt, mit der er Damian vor die Nase wedelte, als ob jener mit den zwölf Tierkreiszeichen nicht vertraut wäre. Der Zauberlehrling schenkte dem Narren einen sowohl genervten als auch höchst irritierten Blick und er besaß auch allen Grund dazu: Nur wenige Stunden zuvor hatte dieser Clown es gewagt sie in ein unterirdisches Tunnelsystem auf eine wilde Schatzjagd zu schicken, wobei sie gegen eine der tödlichsten Bestien der alten Zeit hatten kämpfen müssen, sie dann in einer Illusion eingesperrt, um sie dort einem Moraltest zu unterziehen und sie schlussendlich aus der einstürzenden Höhle gejagt. Ganz zu schweigen davon, dass er einen extrem unangenehmen Charakter besaß.
„Was?“ wollte sich der Braunhaarige deshalb gerade leicht perplex über etwas detaillierte Ausführungen informieren, da wurde er jedoch auch schon durch einen markerschütternden Schrei unterbrochen. Sofort wirbelte er erschrocken herum, er wusste wer dort geschrien hatte. Es waren seine beiden besten Freundinnen, Marie und Laila, gewesen, die trotz aller Zierlichkeit weitaus gefährlicher waren als ihr unschuldiges Aussehen vermuten ließ. Es gab nicht vieles, was sie so leicht aufschreien ließ. Beide Mädchen standen etwas abseits von der Gruppe, die Augen weit aufgerissen, die leichenblassen Gesichter durch einen orangenen Schein erhellt, wahrscheinlich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Was hatte die beiden nur so aus der Fassung gebracht?
„Was ist passiert?“, rief Damian den beiden besorgt entgegen, während er sich ihnen näherte, den Narren hatte er völlig vergessen. „Was …?“, setzte er abermals an, doch er stoppte mitten im Satz. Die Augen weit aufgerissen, der Körper so schlaff als hätte man alle Luft aus ihm gelassen und der Mund vor Schock halb geöffnet blickte der junge Mann auf den Grund für die Verfassung seiner Kumpanen. Es war nicht die Morgenröte gewesen, die den Gesichtern der Mädchen Farbe geschenkt hatte, sondern wilde, ungebändigte Flammen. Schwarzstadt brannte nieder.
„W-was?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein gehauchtes Flüstern, erfüllt von Ungläubigkeit und Bestürzung. Von ganz weit entfernt, fast als ob er am anderen Ende eines langen Tunnels stehen würde, hörte er Lailas leises Schluchzen, übertönt wie vom Rauschen des Meeres. Er konnte es nicht fassen, das konnte einfach nicht sein. Das musste ein Traum sein. Schwarzstadt war uneinnehmbar, ein sicherer Hafen, das Letzte, an das er sich klammern konnte. Wie konnten seine Umrisse jetzt nur von den ungezügelt züngelnden Flammenformen verspeist werden?
„Das … das ist unmöglich …!“, stotterte er und die Worte kamen nur stockend aus seinem Mund, fast als versteckten sie sich vor dieser Tragödie. Sein Kopf war erfüllt von Leere, jeder Gedanke ausgelöscht, einzig erfüllt von einer weißen Leere, alles verschwand in einem gigantischen Vakuum. Er wollte das Bild, welches sich vor ihm auftat, nicht verarbeiten, er konnte es nicht. Das war einfach vollkommen unmöglich.
„Ich fürchte, es ist nicht von der Hand zu weisen.“
Piero war abermals wie aus dem Nichts hinter der Gruppe erschienen, kopfüber schwebend, sodass sein unverändert verträumtes Lächeln wie eine gezogene Schnute aussah. Unter normalen Umständen wäre der junge Magier dem aufdringlichen Narren aufgrund seines plötzlichen Auftauchens sofort an die Gurgel gesprungen, doch er fand nicht die Energie dazu. Im Moment konnte er nur in Horror auf den einzigen Platz auf dieser Erde starren, den er Heimat nennen konnte. Fast als wäre er hypnotisiert beobachtete er die alles verschlingenden Flammen, ebenjenes Feuer, welches er normalerweise bändigte und das nun sein wahres, grausames Gesicht zeigte. Neben sich hörte er Marie, die Stimme fast so gebrochen wie seine eigene und eindeutig mit den Tränen kämpfen: „A-aber … wie kann das … wie kann das nur …?“
„Ich fürchte …“, antwortete Piero, immer noch so freundlich und träumerisch als säße er an einem fröhlich-knisternden Lagerfeuer, „… das hängt mit euch zusammen. Als der Schutzmechanismus der Höhle aktiviert wurde, wurde eine gigantische Menge an magischer Energie freigesetzt. Diese hat verständlicherweise für eine Anomalie innerhalb des Wirkungsradius gesorgt und sämtliche Schutzzauber, welche um die Stadt herum aufgebaut waren, annulliert …“
Aber viel weiter kam der Narr nicht, denn Damian hatte ihn bereits am Kragen gepackt und zu sich gezogen. „Also trägst du die Schuld an alldem!“, zischte er und seine Augen verengten sich zu engen Schlitzen, während er den Schwarzhaarigen mit einer Mischung aus Wut, Hass und Abscheu betrachtete. „Wieder ein Teil deines kleinen, wohlausgedachten Plans? Ein Stück in deinem Mosaik? Antworte!“
Mit jedem Wort, das der junge Magier sprach, wurde er lauter und seine Stimme sowie sein glühendes Temperament entglitten ihm mehr und mehr, während er den Narren mit roher und ungebändigter Gewalt brutal hin und her schüttelte. Natürlich, es war Pieros Schuld, wer sonst konnte zu so etwas fähig sein und dann die Tatsachen so verdrehen als ob sie die Schuld daran tragen würden. Nur weil er sie auf diese dumme Suche geschickt hatte, war dies alles doch erst geschehen, nur wegen ihm brannte Schwarzstadt jetzt nieder! Wie ein glühendes Gift, welches sich durch seine Eingeweide fraß, kochte der Zorn im Braunhaarigen auf. Am liebsten würde er diesen dummen Clown hier und jetzt ein weiteres Mal zum Kampf herausfordern und diesmal würde er diesen Typen und sein verabscheuungswürdiges, dämliches Grinsen in den Boden stampfen. Niemand konnte ihn davon abhalten.
„Damian!“ Plötzlich spürte er wie ihm jemand die Hand auf die Schulter legte und im nächsten Moment sah er sich mit einer streng dreinblickenden Marie konfrontiert. Ihre Augen waren wässrig, offenbar gelang es ihr kaum die Tränen zurückzuhalten, doch der Ausdruck in ihrem Gesicht und der Ton ihrer Stimme waren fest und bestimmt. Wie so oft erschien es dem Zauberschüler als würde sich ihr energischer Blick in ihn bohren und ihn durchstechen.
„Es reicht! Dies ist nicht die Zeit zum Streiten!“, ermahnte sie ihn und verstärkte ihren Griff auf seinen Schultern, fast als hoffte sie, ihn wie aus einem Traum erwecken zu können. „Piero konnte nicht wissen, dass es jemand wagen würde den Schatz ohne Erlaubnis zu berühren! Er konnte …“, die Stimme der Rothaarigen brach nur für einen kurzen Moment und ihr Blick huschte zurück zu ihrer Schwester, die immer noch vollkommen aufgelöst auf die Katastrophe, die sich vor ihnen abspielte, starrte, fast als konnte sie nicht verstehen, warum das geschah. Wenn Damian ehrlich mit sich war, konnte er das auch nicht wirklich.
„Er konnte nicht wissen, dass das passieren würde!“, fuhr Marie nun fort und der junge Mann merkte, dass ihre Hand auf seiner Schulter leicht zitterte, fast als wäre ihr kalt. Die Augen seiner Freundin waren voller Schmerz, voller Verwirrung und Wut, Trauer über das, was passierte und Unglauben, dass das überhaupt hatte geschehen können. Es schien ihm als würde er in einen Spiegel blicken, eine Reflexion von dem, was er sich nicht traute offen zu zeigen. Vielmehr versuchte er seine Angst und seine Panik hinter einer Maske unbändiger Wut zu verstecken, versuchte zu rationalisieren, warum das Schicksal ihnen so einen grausamen Streich spielte und nach jemanden zu suchen, der Schuld war. Doch es war nicht so einfach. „Wir dürfen in diesem Moment nicht die Schuld unter uns suchen! Nicht jetzt!“
„Du … du hast recht“, flüsterte er und er spürte wie etwas hinter seinen Augen brannte, schlimmer als jedes Feuer. Er versuchte sich zu wehren, doch er wusste, dass dies ein aussichtsloser Kampf war. Aber er war zu stolz, um jetzt Schwäche zu zeigen, er durfte nicht, er musste stark bleiben, für sie alle Drei. Jemand musste es ja sein. Laila, deren Beine sie offenbar nicht länger zu halten vermochten, knickten jetzt ein, sodass sie weinend auf dem kalten, schwarzen Steinboden saß und das Gesicht in den Händen vergrub, fast als würde sie hoffen, dass alles verschwände, wenn sie es nicht sah. Marie konnte inzwischen auch nicht mehr wirklich an sich halten und auch der junge Mann spürte wie ihm die warmen Tränen über die Wangen glitten. Er schmeckte das Salz auf seinen Lippen, spürte diesen eisigen Klumpen, der ihm alle Luft nahm, ihn nach Fassung ringen ließ und er wusste, dass er versagt hatte. Er konnte nur da stehen und zusehen wie seine letzte Heimat in Flammen aufging. Alles verschwamm zu einem Ball aus Farben, einem Gemisch aus Eindrücken, die auf ihn einstürmten, ohne dass er sie verarbeiten konnte.
„Wir sollten gehen“, erklang die Stimme Pieros fast als wäre sie weit, weit entfernt und nur schleppend realisierte Damian, was gesagt worden war. Er wandte sich dem Narren zu, welcher, wie der junge Mann voller Erstaunen feststellte, mit beiden Füßen fest auf dem stand. Das Gesicht des Schwarzhaarigen war immer noch erfüllt von einem abwesenden Lächeln, doch seine orangeroten Augen zuckten unruhig hin und her, fast als wäre er nervös. „Etwas nähert sich!“
Beunruhigt betrachtete der Braunhaarige den Narren. Was ging hier nur vor sich? Piero versuchte sich zwar nichts anmerken zu lassen, doch der Magier erkannte, ob jemand aufgeregt war oder nicht. Was war so furchtbar, dass sogar der Narr aufgekratzt schien? Die Zerstörung der Stadt hatte ihn kaum interessiert, doch nun war er fast schon sprunghaft. Wann ließ er sonst seine spielerische Fassade fallen?
„Es gibt nur einen Spielmeister …“, hallte die Stimme Pieros kühler und schärfer als jemals zuvor in seinen Gedanken wider. Die bloße Erinnerung jagte einen Schauer über den Rücken des jungen Mannes. Wie kam es, dass dieser Clown so einschüchternd sein konnte? Wer war dieser Spielmeister? Was hatte …?
Nichts. Ein Lichtblitz. Feuer flackernd, blutrot flackernd. Wallendes Feuer, ein Meer blutroter Locken. Wärme. Kälte. Eine Finsternis, eine rote Finsternis, blutrot. Blut, überall. Ein Lächeln, schwach, flackernd wie das Feuer. Stille. Ein Schrei.
Das Echo von Lailas markerschütterndem Schrei schien das Plateau, auf dem die kleine Gruppe Platz gefunden hatte, zu erschüttern. Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht hielt Damian sich seine ringenden Ohren, während er spürte wie seine Knie auf dem kalten, steinigen Untergrund trafen. Seine Augen tränten immer noch, aber diesmal aus anderen Gründen als zuvor. Der Kopf des Zauberschülers war wie von einem hohen, pfeifenden Ton erfüllt, einem qualvollen Aufschrei seiner eigenen Seele. Es erschien ihm beinahe so, als hätte man ihm einen spitzen Gegenstand in den Kopf gerammt, ein Dolch, der ihn im Innersten verletzte, nicht den Körper sondern die reine Existenz angriff. Die magische Aura, die er gerade gespürt hatte, war so voller Gewalt und Zerstörungswut gewesen, hatte so viel Boshaftigkeit und schlichte Abscheulichkeit inne, dass sie ihm vorkam wie eine Folter, eine endlose Nacht ohne Sonnenaufgang. Alles um ihn herum schien wie für einen kurzen Moment verschwunden zu sein, einzig diese widerwärtige Aura, die ihn wie zu ersticken versuchte, seine Gedanken vergiftete, ihn austrocknen, erfrieren und verbrennen ließ.
Dann war es plötzlich vorbei, einzig die Erinnerung seines wie wild zitternden Körpers als Überbleibsel dieses Erlebnisses. Desorientiert blickte er sich um, doch erkannte nichts außer ein paar Schemen. Als er versuchte zu sprechen war seine Stimme zittrig und es erschien ihm als würden die Worte über seine Zunge stolpern. Noch immer versuchte er die Erinnerung an diesen kurzen Fetzen, diesem Überrest einer magischen Aura, zu verdrängen, doch dies gestaltete sich als leichter gesagt als getan: „W-was war das?“
Dann blickte er auf, seine Sicht immer noch leicht verschleiert wie ein Nebel, der vor seinen Augen lag und alles verdeckte. Er schüttelte kurz den Kopf, fast als hoffte er die Unklarheit dadurch verschwinden zu lassen. Aber je deutlicher seine Sicht wurde, desto mehr wünschte er sich, dass dem nicht so wäre: Ein Rauchwolke, düsterer und bedrohlicher als der Qualm, der durch die wütenden Brände verursacht wurde, verdunkelte nun den Himmel und türmte sich wie gigantische Säule aus finsteren Schwaden empor. Der Entstehungsort war dort, wo früher einmal die alte Stadtmauer, die den zweiten Bezirk vom siebten trennte, gestanden hatte. Jene war jedoch, soweit Damian erkennen konnte, durch eine gewaltige Explosion wie ein Blatt Papier förmlich zerfetzt worden und der junge Mann erkannte einen tiefen Krater, fast als wäre einer der Sterne vom Himmel gestürzt und dort auf die Erde getroffen. Er spürte, dass dort das Zentrum der bösen Energie lag, doch es bewegte sich schnell, schneller als ein gewöhnlicher Mensch es vermochte.
„Es ist zu spät …“, hörte er Piero neben sich flüstern. Verwirrt und leicht verängstigt wollte der junge Zauberer sich gerade dem Narren zuwenden, um zu erfahren, was jener über diesen Vorfall wusste, da wurde er jedoch auch schon durch eine hysterische Marie unterbrochen. Die Rothaarige hatte sich schützend neben ihre Schwester gesellt und wandte sich nun mit einem Ausdruck in den leuchtendblauen Augen an den Zauberlehrling, der sowohl von vollkommenem Ernst als auch stiller, blanker Panik sprach: „Damian! Die-die Schatten! Sie bewegen sich auf unser Haus zu!“
Für einen kurzen Moment konnte der junge Mann nur voller Schock in das Gesicht des Mädchens starren, die Worte, die sie gesprochen hatte, nur langsam verarbeitend. Dann traf sein Blick den ihren und sie beide wussten, was sie jetzt tun mussten. Langsam standen sie auf, während die Blondine weiterhin schluchzend auf dem Boden saß.
„Laila!“, hob Marie auf einmal ihre Stimme und ihr Gesicht war erfüllt von einer Entschlossenheit wie man sie nur selten sah. Das blonde Mädchen blickte auf, ihr Gesicht war vom vielen Weinen aufgequollen und rot, die Augen feucht und immer noch tränend. „Geh zum geheimen Platz! Damian und ich werden nachkommen, sobald wir Großmutter und Aden gefunden haben!“
Man erkannte, dass es dem Mädchen nur langsam dämmerte, was ihre beiden Freunde vorhatten, doch als ihr endlich in den Sinn kam, was der Plan war, war es schon zu spät: „A-aber …!“
„Es ist zu gefährlich!“, wehrte Marie ab, bevor die Blondine überhaupt die Frage stellen konnte. Sie stand ihrer Schwester abgewandt, weil sie wusste, dass ihre Stimme dann kalt und unangreifbar erschien, doch in Wirklichkeit wollte sie nur den Schmerz und die Schuld, die sie spürte, vor den anderen verbergen. „Ich kann nicht zulassen, dass du noch einmal so einer Gefahr ausgesetzt wirst.“
Damian indes wandte sich wieder an den Narren, der inzwischen neben seiner ewig-gelangweilt dreinschauenden Assistentin Salomé schwebte und wieder sein übliches, ätherisches Lächeln aufgesetzt hatte. Die Augen des Zauberschülers waren zu Schlitzen verengt und aus seinem Blick sprach eindeutige Abneigung, doch er wusste, dass sein Gegenüber der Einzige war, der Laila angemessen Schutz bieten konnte. „Pass auf sie auf!“, knurrte er, während seine scharfen Blicke darauf aus zu sein schienen, den Clown zu durchbohren wie eine löchrige Wand. „Und wehe, ihr passiert etwas!“
„Das wäre schade“, kam die Antwort Pieros, so entspannt als würde er über das Wetter reden. Damian warf ihm noch einen letzten, misstrauischen Blick zu, dann verschwanden er und Marie in Richtung der Stadt.