Beiträge von Cresswell

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

    We were born to break the doors down, fight until the end!
    Laut singend stolzierte Laverne, mit riesigen Kopfhörern die gesamte Außenwelt ausschaltend, die Gänge der Morgan-Fox-Anstalt entlang. Nachdem er mindestens eine Stunde damit verbracht hatte, vergeblich auf jemanden zu warten, der ihm seine Koffer in einen Raum schleppen würde, hatte, natürlich unter lauten Beschwerden und mit sehr vielen Pausen, es geschafft diese des Herkules würdige Aufgabe selbst zu bewältigen. Da hatte er feststellen müssen, dass die meisten Zimmer entweder besetzt oder verschlossen waren, sodass er sich notgedrungen in Zimmer 5 einquartieren musste.


    Um Frust herauszulassen und Verwundern darüber, dass er niemanden sonst begegnete, tat der junge Mann das, was er sonst auch immer tat, wenn er irritiert war: Er zog sich um und ließ die Ke$ha-Playlist durch sein Handy laufen. Frisch gekleidet in eine enge kanariengelbe Hose, ein weißes Shirt auf dem „Hipster“ stand und einer goldenen Paillettenweste irrte er nun ziellos im Gebäudekomplex herum. Eigentlich war er auf der Suche nach einem Kaffeeautomaten, da er seinen gesamten Vorrat bereits aufgebraucht hatte und dringend neuen Stoff brauchte.
    We’ll be forever young-young-yo-yo-yo-young, you know we’re superstars, We R Who We R!


    Laverne war nicht unbedingt ein schlechter Sänger. Zwar war sehr, sehr weit von talentiert entfernt, aber seine Mutter, die ja selbst mal im Gesangsgeschäft tätig gewesen war, hatte ein wenig über das Singen beigebracht, sodass er nicht die Laute eines sterbenden Nilpferds simulierte. Zumindest war er schon mal besser als gut 80 Prozent der Menschen in Karaoke-Bars und für die Musik, die er hörte, brauchte er ohnehin nicht die Reichweite eines Opernsängers. Um genau zu sein braucht er gar keine Reichweite.
    Tik Tok on the clock, but the party won’t stop, no!


    We are the misfits, we are the bad kids, eat the generics, we ain‘t perfect and that’s alright!
    Der Schwarzhaarige öffnete eine Tür und fand sich auf einmal vollkommen unerwartet in der Cafeteria wieder. Er hatte nicht mal gewusst, dass diese Anstalt eine Cafeteria besaß und wenn, dann hatte er es bereits vergessen. Alle saßen an Tischen, einzig die Chefin dieses Zirkus, Alicia oder so, hatte sich erhoben und ließ sich von den Fragen derjenigen, die zuvor zusammen mit ihm angekommen waren, bombardieren. Laverne blinzelte einmal kurz irritiert, schloss, dass er den Beginn des Essens verpasst hatte, ließ sich dadurch jedoch nicht weiter aufhalten und begab sich stattdessen zur griesgrämigen Küchenschutz. Da ihm Ke$ha in die Ohrmuschel dröhnte, verstand er ohnehin nicht, was gesagt wurde und es war ihm auch relativ egal. Allerdings hielt er sich davon weiterhin mitzusingen und beschränkte seine musikalischen Ergüsse aufs fröhliche Mitsummen
    This place about to blow!


    Die Köchin würdigte er keines Blickes, während er angewidert den Inhalt des Topfes begutachtete. „Sorry, dass ich frage …“, begann er nun mit deutlichem Ekel in seinen Worten, „ … aber wie genau habt ihr das hier produziert. Ich meine, war einer von euch auf Toilette und kam damit wieder oder habt ihr den Topf unter ein offenes Abwasserrohr gestellt? Wieso hält man sich so ein Personal hier, hätte man nicht intelligentere Tiere aus dem Zoo stehlen können. Naja, whatever, ich wollte nur wissen ob‘s hier irgendwo ‘nen Kaffeeautomaten gibt? Egal, die Frage überfordert viele …
    Und mit diesen Worten ließ er sie dort stehen. Er hatte noch ein paar Kaugummis in der Hosentasche und Hunger hatte er eh nicht.
    Blah blah blah, ain’t you be getting this, nah-nah-now?


    Laverne setzte die Kopfhörer ab und blieb etwas entfernt von der Gruppe der Neuen, zu denen er ja auch gehörte stehen. Erst mal mithören, was gesagt wurde. Ke$has Stimme dröhnte immer noch aus seinen Kopfhören jedoch konnten nur einige in seiner Umgebung die Musik vernehmen. Offenbar ging es wieder um diese Bestien und dass alle hier irgendwelche Superkräfte hatten. Der Schwarzhaarige konnte nicht anders als ein abfälliges Lächeln aufzusetzen. Diese Alicia glaubte doch nicht ernsthaft, dass man ihr die Sache mit dem Stern abkaufte. Wo waren sie hier, Astro-TV? Nein, er blieb nicht, weil ihr ihrem psychopathischen Gequatsche Glauben schenkte. Hier lag eine Geldquelle, die es auszugraben galt und wenn Joeys Besuch ein Zeichen war, dass ihm seine Freunde, von denen er sich Geld geborgt hatte auf der Suche nach ihm waren, dann war es doch fürs erste sicherer in dieser Hochsicherheitsanstalt zu bleiben.
    There’s a place downtown, where the freaks don’t come around, it’s a hole in the wall, it’s a dirty place for all!


    Yo, wassup, meine Freunde?“, gesellte er sich nun plötzlich zu der Gruppe dazu und schenkte ihnen ein breites Grinsen. „You wanna know what’s all that in a bag of chips? Weil ich hab‘ keine mehr. Joke!“ Ein Witz, den nur er verstand. Das mochte er. „Ich musste mindestens zehn Milliarden Stunden nach einem freien Zimmer suchen, weil alle waren entweder verschlossen oder die Tür war zu. Deshalb bin ich zu spät gekommen, sorry!“ Grinsen.
    Nun wandte er sich an Alicia und schenkte auch ihr ein breites Lächeln. Er spürte eindeutig wie ihm von den Gleichaltrigen eine Welle der Irritation entgegenschlug, aber das war er inzwischen gewohnt. „Ich hab‘ eine Frage: Sie haben ja vorhin irgendwas über mega-crazy Hyper-Dyper-Kräfte gesprochen, die die Leute hier wegen irgendwelchen Alienstrahlen von dem Stern da oben bekommen haben. Nun bin ich mir aber sicher, dass ich nicht zu diesen freakigen Freaks gehöre und ich wette ein Großteil der hier anwesenden Gesellschaft auch nicht, denn meine einzige Superkraft ist es unglaublich charmant zu sein, wenn sie mir folgen können, manchmal kann ich mir selbst nämlich kaum folgen, Genius und so weiter …
    Er holte kurz Luft, da er den Faden verloren hatte, doch dann fiel es ihm wieder ein: „Meine Fragen wären also: Erstens, kann ich trotzdem hier bleiben und B: Gibt es hier eine Kaffeemaschine?
    Like we’re gonna die young!
    _ _ _
    OT: So, Laverne back in action und nerviger denn je. Kann endlich wieder mehr Zeit ins Posten investieren

    Prolog 2 - Blutweiß oder Schneerot


    Leise, fast sanft schwebten die Schneeflocken hinab. Glitzernd wie Kristalle, die das Licht der Sterne gefangen hielten, schimmerten sie selbst im Dunkel der Dezembernacht, dessen düstere Schatten alles in eine bedrohliche Finsternis tauchten, den Tag früh mordend und die Sonne vom Thron des Himmelzelts stoßend. Inmitten all dieser alles in einen gefährlichen Mantel einwickelnden Schwärze wirkten die weißen Tänzer fast fehl, wie sie so ihre Pirouetten zum Takt, den der kalte Winterwind ihnen vorgab, drehten. Grazil wie eine Blüte, gekleidet in das unschuldige Weiß der Orchidee, vollführten sie ihre schwungvollen Bögen, die kunstvollen Schritte, die den Diamanten des Eises ihre unvergleichliche Eleganz verliehen.
    Der Nachthimmel war von stahlgrauen Wolken verdeckt, sich drohend über dem alten Mann auftürmend wie ein eiserner Vorhang, ab und an blutrot aufblitzend. Die dunklen Falkenaugen des Alten hatten sich vor Wut und Missbilligung zu Schlitzen verengt, während die Falten und Furchen um die Augen und auf der Stirn noch tiefer griffen als sonst. Seine Haut war gebräunt wie die eines Bauern, doch die grauschwarzen Haare unter der Kapuze ordentlich zurückgekämmt und der vornehme Bart kunstvoll zurechtgestutzt. Auf seiner Adlernase hatte eine teure, goldumrandete Halbmondbrille ihren Platz gefunden. Gekleidet war er in einen schmutzigen, braunen Reisemantel, der nicht zu seiner sonstigen, edlen Erscheinung passte.
    Der Schneefall verstärkte sich wie ein weißes Meer, welches ihn umgab, einschloss in all der winterlichen Pracht. Fast schien es als versuchten die Schneeflocken seine Gestalt hinter diesem eisigen Schleier zu verstecken, den Alten zu ertränken zwischen all ihren kristallinen Gebilden, jedes kunstfertiger als sein nächstes. Irritiert wollte er einen Schritt vorwärts wagen, doch er konnte sich nicht bewegen wie festgefroren. Sein ganzer Körper war erstarrt, kalt als wäre er tot, paralysiert vor Schock und Erstaunen. War es sein Zorn, der ihn lähmte oder doch seine Angst?
    „Du kannst ihn nicht retten“, flüsterte eine süßlich-sanfte Stimme und dem alten Mann lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Vor ihm erschien ein Gesicht aus der Dunkelheit, einem Geiste oder Illusion ähnelnd, aber doch so klar vor seinem Auge, dass er nicht an dessen Echtheit zweifeln konnte. Das blasse, kindliche Gesicht eines Engels, nicht älter als zwölf oder dreizehn, die Haut zart und rein, doch die großen, blutroten Augen trotz aller Freundlichkeit so kalt, dass man meinen konnte, sie würden einem die Seele durchbohren. Sein strahlendes Lächeln entblößte spitze Eckzähne während zwei große Katzenohren aus dem blutroten, unordentlichen Haar herausstachen.
    Der Alte wusste, wer dieses Kind war, doch all die Worte, die er sich im Kopf zusammengelegt hatte, entglitten ihm so schnell wie er der Gestalt in die dunklen, roten Augen geblickt hatte. Sofort verlor sein Gesicht an Farbe, sodass er bald leichenhaft und vor Angstschweiß glänzend, voller Furcht nur die Erscheinung vor sich betrachten konnte. Der Atem gefror ihm im Hals zu einem Eisklumpen, der ihn röcheln ließ und jeden Gedanken erstickte, sodass er nur noch lauschen konnte. „Egal, was du auch tust, er wird mir folgen. Ein weiterer Schüler, verloren in der Dunkelheit …“
    Blutrot zuckte ein greller Blitz über den Nachthimmel und blendete den alten Mann, sodass er die Augen kurz vor dem Licht schließen musste. Seine Hände brannten, als hätte sie jemand entflammt und als er die Augen wieder aufschlug, erkannte er, dass er auf die Knie gefallen war und der Schnee seine Hände wie Dolche durchstochen hatte. Von dem Gesicht war keine Spur mehr zu sehen, doch nun tropfte das Blut des Alten auf den Boden und färbte dessen unschuldiges Weiß in ein gefährliches, dunkles Rot.
    Schwankend versuchte der Kapuzenträger aufzustehen, seine Beine, die ihm normalerweise immer gute Dienste geleistet hatten, fühlten sich auf einmal an als wären sie so dünn wie zerbrechliche Stöcke, ihn gerade so noch haltend. Er spürte wie immer mehr Blut aus seiner Wunde strömte und den Schnee benetzte, Wasserfällen gleich floss das stinkende Rot seinen Handrücken hinunter, alles verunreinigend, was es berührte. Um ihn herum bildete sich ein Sumpf, sich immer weiter fressend und auch den letzten Rest Weiß befleckend. Der kühle Wind hatte sich nun zu einem schneidenden Sturm entwickelt und die vorher noch so friedlich tanzenden Schneeflocken waren nun zu gläsernen Messern geworden, die bald genauso rot funkelten wie der Boden unter ihnen.
    Unter größten Mühen versuchte der alte Mann sich umzusehen, dem Sturme und der Witterung trotzend, ein verzweifelter Versuch einen Ausweg aus diesem Alptraum zu finden. Da erblickte er ihn plötzlich: Nur ein paar Meter entfernt von ihm lag ein Junge, nicht älter als zehn Jahre. Sein braunes, mittellanges Haar war verschmutzt, die braunen Augen angsterfüllt. Flehend streckte er seine blasse Hand nach dem Alten aus, als hoffte er, dass jener ihn aus diesem frostigen Gefängnis befreien könnte.
    „Hilfe.“
    Die Stimme war leise, gebrochen, kaum vernehmbar beim Wüten des Sturms und doch konnte der alte Mann ihn ganz genau hören. Verzweifelt versuchte er sich dem Jungen zu nähern, doch kaum hatte er es geschafft einen Schritt zu tun, da spürte er auch schon wie seine Beine im Boden versanken. Sein Blut hatte inzwischen den gesamten Boden in einen morastigen Sumpf verwandelt und diese rote Finsternis drohte jetzt ihn zu verschlucken. In einem letzten hoffungslosen Versuch den Jungen zu erreichen, streckte der Alte ihm nun auch seine Hand entgegen, doch sie waren zu weit voneinander entfernt, um sich zu erreichen. Schlimmer noch, es erschien als würde der Braunhaarige ebenfalls versinken, von dem widerlichen Rot verschlungen werden. Noch immer hatte er die Hand nach dem alten Mann ausgestreckt, die Augen flehentlich auf ihn gerichtet.
    „Bitte!“
    Seine Stimme zitterte, fast so als wäre er kurz davor in Tränen auszubrechen. Doch dann blitzten seine Augen auf einmal in einem kühlen Violett auf und die Stimme veränderte sich. „Warum tust du nichts?! Wieso bist du so nutzlos?!“
    Der Hass, der aus dem Ausdruck des verwandelten Jungen sprach, stach wie ein Schwert in die Brust des alten Mannes und er spürte wie seine Augen brannten und alles in seinem Blickfeld verschwamm. Das feuerrote Haar des neuen Jungen verwischte zu einer leuchtenden Schliere inmitten all dieses Blutes und flammte aggressiv in der Dunkelheit. Warum waren seine Worte nur so schmerzhaft? Was hätte er denn tun sollen?
    Doch als der alte Mann ein weiteres Mal aufblickte, merkte er, dass der Junge seine Hand abermals hängen ließ, doch nicht freiwillig. Die einstmals violetten Augen waren nun schwarz und leblos, das Haar genauso dunkel wie die toten Augen, Federn eines Raben gleich. Sein Gesicht war weiß, nur das Blut, was ihn benetzte gab seinem Antlitz etwas Farbe. Die Lippen waren geschlossen, doch der Alte wusste, dass dieses Gesicht normalerweise ein breites Lächeln schmückte. Doch nun war es verloschen, während dessen Besitzer langsam von der immer düsterer werdenden Masse unter ihm verschluckt wurde. Entsetzt riss der Alte seine tränenfeuchten Augen auf und versuchte ein letztes Mal verzweifelt den Jungen zu erreichen, doch vergebens. Auch er war mittlerweile bis zur Brust versunken. Es würde kein Entkommen mehr geben. Langsam tauchte das Gesicht des toten Jungen unter die blutrote Oberfläche.
    „Étain!“


    Schweißnass schoss Aden, der Feuermagier, von seinem Bett in die Höhe.
    _ _ _
    Steckbriefe hinzugefügt. 1200 Wörter.

    Prolog 1 - Kirschblütenflügel


    Ein heller Glockenton schnitt durch die Stille der Halle, leise und doch schärfer als jede Klinge. Sein Klang räsonierte, dadurch lauter erscheinend als er war, bevor er sich in den Untiefen des Waldes verlor. Sanftes Licht, der warme Kuss eines Frühlingsmorgens, fiel durch die vielen Blätter des durch Ästen gekrönten Daches der merkwürdigen Kathedrale und tauchte die im Herzen der Natur eingeschlossene Halle in ein angenehmes Zwielicht. Die Luft war erfüllt vom Duft der verschiedensten Blüten, sich alle zu einem gigantischen Meer aus Aromen zusammenfügend. Hier, umgeben von den höchsten, ältesten Bäumen, majestätisch eine undurchdringliche Wand bildend, ein Schutzwall gegen die Zeit, welche so unablässig an den Wurzeln des Waldes nagte, befand sich ein Ort, der nicht von Menschenhand geschaffen worden war.
    Das hohe, saftige Gras war grüner und gesünder als man es je gesehen hatte, der frische Morgentau glitzerte im Dämmerlicht wie aus dem endlosen Grün heraus sprießende Diamanten, ein zartes Netz auf den Boden dieses gewaltigen Komplexes zeichnend. Wirkte es zwar wie eine Halle, war es jedoch keine inmitten des Waldes, nahtlos ins Gehölz einfließend als wäre es schon immer da gewesen. Ein Vorhang aus herunterhängenden Weideblättern versteckte die Sicht auf das was hinter diesem Saal lag. Ein Pfad aus Kirschblütenblättern führte vom Eingang, sich zwischen verschiedenen exotischen Bäumen hindurch schlängelnd, zu einer erhöhten Ebene, gleich einem weißen Flusses geschmolzenen Eises inmitten einer Sommerwiese.
    Dort befand sich der Thron des Herrschers dieses märchenhaften Ortes. Es war der gewaltigste und majestätischste Baum den die Welt je gesehen hatte. Er ragte so hoch empor, dass man meinen konnte, er wolle den Bergen Konkurrenz machen und mit ihnen um die Liebe des Himmels buhlen. Sein Wipfel waren die ehrenhafteste und königlichste Krone, die man unter allen Dynastien der Monarchen Aqueas finden konnte, einzig übertroffen durch die des Sonnenkönigs selbst. Der zerfurchte Stamm erzählte viel, mehr als es jedes Geschichtsbuch je hätte tun können, aber trotz des Alters war er hart und unnachgiebig, ein Fels, unzerstörbar und unbezwingbar. Am Fuße dieses Giganten bildeten dessen Wurzeln eine thronartigen Sitzgelegenheit, eine Laune der Natur und doch trotz allem so perfekt, gebührend dem grünen Kaiser, Herrscher über all jenes, was in seine Gefilden haust.
    Tatsächlich hatte sich eine Person auf diesem Sitz niedergelassen, erhaben ruhend, Gesicht und Körper im Schatten der Blätter. Zur Rechten der Person befand sich eine steinerne Schale, schlicht gehalten, gefüllt von kristallklarem Wasser, welches dort still und regungslos verweilte. Darüber gebeugt hatte sich ein Kirschbaum, der in voller Blüte stand und dessen weißes Haupt, einer edlen Bedeckung reinen Kristalls gleich, gen Decke ragte. Ein Blütenblatt löste sich nun und einer grazilen Schneeflocke ähnelnd tanzte sie sanft hernieder. Dann berührte sie die stille Wasseroberfläche und jene wurde gestört. Die Glocke ertönte ein weiteres Mal.
    In diesem Moment trat ein Mann durch den Weidenvorhang und durchbrach die Harmonie, welche die Atmosphäre des Raumes erfüllt hatte, doch niemand hätte es ihm vorhalten können. Er war das absolut schönste, vollkommenste Wesen welches jemals auf der Erde unter dieser Sonne gewandelt war. Seine elfenbeinweiße Haut wurde in seiner makellosen Reinheit durch keine einzige Narbe oder Furche verunstaltet, gleich des ersten Schnees einer kalten Winternacht, unangetastet, unerklärlich in seiner Perfektion. Das mittellange, seidige Haar glänzte im Zwielicht der Halle geschmolzenen Goldes gleich und doch offenbarten sich bei jeder Bewegung noch herrlichere und reichere Töne, wie brillante Diamanten schimmernd. Als glitzernder Nebel, ähnlich eines verzauberten Dunstes, verschleierten Ströme silbern glänzender Strähnen seine Stirn. Einzig die Augen des wunderschönen, jungen Mannes stachen durch diesen Vorhang kristallinen Platins, zwei hellen Sternen am Nachthimmel gleich, Ornamente am Firmament. Ihr Braun war so tief, dass man meinen konnte in die Tiefen der Erde zu starren, voll roher Gewalt, kühler Strenge und zärtlicher Fürsorge. Jeden zogen sie in ihren Bann, mandelförmig, mit jedem Wimpernschlag eine weitere Facette zeigend, die man bestaunen konnte. Auch das restliche Gesicht des Neuankömmlings war von unermesslichem Wohlgefallen mit seinen hohen Wangenknochen, seiner perfekt geformten Nase und seinen vollen, rosenroten Lippen, ein Ebenbild der absoluten Erlesenheit.
    Er trug ein langes, edles Gewand aus Blau und Weiß, welches über der Hüfte zusammengeknotet war und darunter Blick auf seine weißen, golden bestickten Hosen gab. An seinen Füßen steckten goldene, spitz zulaufende Metallstiefel, an seinen entblößten, muskulösen Armen mehrere goldene Reifen. Die weiße Kapuze seines Mantels war zurückgestreift und ließ den Blick auf einen sehr wertvollen, goldenen Ring um den Hals des jungen Mannes zu, in welchen ein hell funkelnder, blauer Edelstein eingefasst war.
    Jeder Schritt, den der Fremde tat, war wie Teil eines Tanzes, erhaben, anmutig und voller Entschlossenheit. Seine Bewegungen waren fließender als Wasser, geprägt von königlicher Eleganz, jeder Wimpernschlag erfüllt von einer fast schon überirdischen Grazie. Obwohl seine Schritte schnell und bestimmt waren, wirkte sein Gang auf eine seltsame Weise sanft, fragil, fast als würde er durch die hohe Kathedrale schweben. Andererseits verbarg sich hinter jeder Geste eine Kühle, etwas Hartes und Abweisendes.
    Der junge Mann stoppte vor dem Thron, bevor er, in edlerer Manier als es jeder Diener hätte vollbringen können, vor der Person, die vor ihm saß, niederkniete und sich verneigte. „Wir haben ihn gefunden.“
    Seine Stimme war die melodische Repräsentation seines Gesichts: Eine Sinfonie, schöner als man sich jemals gewagt hatte auch nur zu träumen, süßer als der edelste Honig, kälter als die tiefste Winternacht, schärfer als die beste Klinge. Jeder, der sie einmal vernommen hatte, war für immer in ihrem Bann gefangen, auf ewig dazu verdammt nach dieser unbegreiflichen Perfektion zu dürsten, jede einzelne Facette zu erstreben. Die Worte, die aus diesem Mund kamen, waren gefährlicher als jeder Zauberspruch. Zurzeit war der junge Mann ruhig und beherrscht, fast schon von Gleichgültigkeit, doch trotz alle dem brannte in seiner Stimme ein Feuer, wie ein tiefes Verlangen, eine Leidenschaft, die jeden mit sich reißt und vor sich her treibt gleich einer brachialen Flut.
    „Wie Ihr es geahnt hattet, wird er von Aden vor uns geheim gehalten. Ein Bannkreis hindert jegliche Einmischung von außen, allerdings besitzen wir bereits einige Kontaktpersonen im Inneren. Ihr werdet nicht mehr lange warten …“ Doch er verstummte urplötzlich in seinen Ausführungen. Ein weiteres Mal ertönte der helle Klang der Glocke, dann trat abermals Stille ein, alles betäubend. Der junge Mann verzog keine Miene, die Stille für wenige Sekunden wahrend.
    „Natürlich. Meine Leute sind auf dem Weg. Bald ist Damian unser.“
    _ _ _
    Informationspost wird erweitert, sobald das erste Kapitel gepostet ist. 1000 Wörter.

    [tabmenu]


    [tab=Information]


    Dies ist der Informationspost, in dem alles über die Charaktere, Organisationen, etc. notiert wird. Ebenso werde ich hier eine Story-Zusammenfassung on stellen, die ich alle zehn Kapitel aktualisieren werde. Die Steckbriefe der Charakter, etc. werde ich alle fünf Kapitel aktualisieren. Achtung: Große Spoilergefahr! Dies dient nicht als Einstimmung auf die Story sondern als reine Übersicht für Leser, die sofort beim neuen Kapitel einsteigen wollen bzw. Leser, die gewisse Personen der Story bereits vergessen haben!


    [tab=Hauptfiguren]


    [subtab=Damian]

    Damian


    Alter: 15 Jahre alt
    Geburtsdatum: 7. Juli 2529 n.S (Krebs)
    Magieelement: Feuer
    Waffe: Mönchsstab


    Ein junger Mann, der seine Erinnerungen verloren hat. Mit zehn Jahren wurde er von dem Feuermagier Aden aufgenommen und war seitdem mit jenem auf Reisen, wobei er die Kunst des Kämpfens und der Magie von ihm erlernte. Fünf Jahre später kehrt er zum Ort, an dem alles begonnen hat, zurück, um endlich Antworten zu finden.
    Damian ist ein gutaussehender, junger Mann mit sportlicher Statur, ihm in die Stirn fallenden, braunen Haaren und einem charmanten Lächeln, mit dem er so manche Frau um den Finger wickeln kann. Doch hinter den braunen Augen liegen ein unersättlicher Drang nach Abenteuer und ein berechnender Geist des Wissensdurstes. Blass wie er ist versucht Damian sich öfters zu Sonnen, bekommt jedoch jedes Mal einen Sonnenbrand. Mit 1,80 m gehört er nicht gerade zu den kleinsten seiner Generation und wird oft für älter gehalten, als er eigentlich ist.
    Der junge Magier ist sich seines guten Aussehens durchaus bewusst und weiß welche Wirkung er auf Frauen hat, was er auch gerne mal ausnutzt. Zudem ist er hochmutig, manchmal abfällig und kann geradezu unerträglich sein, wenn er einen schlechten Tag hat. In allen Belangen, die nicht mit Kampfstrategien zu tun haben, ist er hitzköpfig und stur. Autoritäten erkennt er nur selten an, aber wenn er dies tut, kann er äußerst höflich und wohl erzogen auftreten. Gegenüber anderen ist er zwar meistens freundlich, doch sein Verhalten ist vor allem durch ein gewisses Konkurrenzdenken geprägt. Aber hinter der Maske des ruhigen, alles im Griff behaltenden Meistermagiers versteckt er seinen größten Verlust: seine verlorenen Erinnerungen. Tatsächlich ist seine größte Motivation, ja ein geradezu suchtartiges Verlangen, die Bruchstücke seiner Vergangenheit wieder zusammenzufügen. Das erklärt seinen stetigen Wissensdrang, womit er versucht seine Neugier zu befriedigen.
    Im Kampf zeigt Damian sein anderes Gesicht. Mit geschickten Manövern und einer nicht aus der Fassung zu bringenden Art bewältigt er fast jeden Gegner als analytisches und taktisches Wunderkind. Dabei helfen vor allem die Techniken, die er dank Aden dazu gelernt hat ungemein und ermöglichen es ihm seine Gegner mit äußerster Leichtigkeit zu bezwingen. Deshalb ist er allzu oft nur spielerisch mit dabei und gibt dem Gegner viele Gelegenheiten dessen Können unter Beweis zu stellen, mit dem festen Vertrauen auf seine überlegenen Fähigkeiten.
    Es gibt nur wenige Menschen, die Damian wirklich etwas bedeuten. Darunter zählen sein Lehrmeister Aden, den er wahrhaftig respektiert und der einer der wenigen ist, von denen der Junge sich etwas sagen lässt, Felicitas und deren Enkel Marie und Laila, mit denen Damian eine enge Freundschaft verbindet. Einer der wenigen Menschen, die der junge Mann trotz großer Abneigung ernst nimmt, ist der wandernde Narr Piero, der ihm sehr schnell aufzeigen kann, wo seine Grenzen liegen und der die bis dahin einzige Verbindung zu seiner Vergangenheit darstellt.


    [subtab=Marie Cassis]

    Marie Cassis


    Alter: 15 Jahre alt
    Geburtsdatum: 23. Juni 2529 n.S (Krebs)
    Magieelement: Unbekannt
    Waffe: Östliche Kampftechniken, Schwert


    Eine junge Frau, welche mit ihrer Großmutter und ihrer Adoptivschwester zusammen in Schwarzstadt lebt. Während ihrer Kindheit lebte sie in einem Waisenhaus im Norden Schwarzstadts, wurde dann aber glücklicherweise von Felicitas aufgenommen. Seitdem hilft sie ihr in deren Gaststätte.
    Marie ist eine junge Frau, die mit ihrer Erscheinung nur selten für Aufsehen sorgt. Mit schlanker, zierlicher Statur, blasser Haut und zumeist strengem Blick ist sie kein seltenes Bild für ihre Zeit und Generation. Einzig ihr ellbogenlanges, feuerrotes Haar sticht etwas aus der Masse heraus und bringt ihr ab und an den einen oder anderen Blick hin. Doch dadurch lässt sich die junge Dame nur selten verunsichern, denn obwohl man es ihr nicht sofort anmerkt, steckt hinter den leuchtendblauen Augen mit dem stechenden Ausdruck ein entschlossener und unabhängiger Geist. Mit 1, 68 m ist Marie für ihr Alter durchschnittlich groß.
    Oft genug zeigt das Gesicht der Rothaarigen wie viel sie bereits hat durchmachen müssen. Sie lässt sich nicht leicht zu einem Lachen oder spaßigen Scherz hinreißen, vielmehr achtet sie auf strenge Ordnung. Meist bewahrt sie sich eine höfliche Zurückhaltung und versucht das zu sein, was man von ihr erwartet. Aber trotzallem versteckt sie hinter dem stillen Benehmen einen Willen, den man nur sehr schwer zu brechen vermag. Trotz aller Bemühungen das Bild einer vornehmen Dame abzugeben, hört sie nur auf die Leute, die ihren Respekt auch verdient haben. Auch sie kann sehr hitzköpfig und emotional sein, ist in der Regel aber beherrschter als ihre männlichen Kameraden. Hat sie sich erst einmal ein Ziel gesetzt, verfolgt sie es soweit es geht. Doch sie ist kein Mensch, der alles wegwirft nur um zu erreichen, was sie will. Am wichtigsten sind ihr immer noch ihre Familie und ihre Freunde hinter deren Bedürfnisse sie ihre eigenen stellt. Marie ist nämlich von großen Verlustängsten geplagt und würde alles tun, um zu verhindern, dass sie ein weiteres Mal allein gelassen wird. Eines ihrer Hobbies ist Schrauben an allem Mechanischen, was sie in die Finger kriegen kann.
    Arrogante oder hochnäsige Menschen kann die Rothaarige überhaupt nicht ausstehen und begegnet jenen dementsprechend mit kühlem Zynismus, aber trotzaller Streitigkeit versteht sie sich ausgesprochen gut mit Damian. Inzwischen zählt sie ihn und seinen Meister Aden genauso zur Familie wie ihre Großmutter Felicitas und ganz besonders ihre Schwester Laila. Die beiden Mädchen haben viel gemeinsam durchgemacht und Marie passt auf sie auf wie auf ihren Augapfel. Nichts bereitet ihr mehr Sorgen, als dass Laila etwas geschehen könnte.


    [subtab=Laila Bleueclaire]

    Laila Bleueclaire


    Alter: 16 Jahre alt
    Geburtsdatum: 5. März 2529 n.S (Fische)
    Magieelement: Unbekannt
    Waffe: Östliche Kampftechniken


    Eine junge Dame, die gemeinsam mit ihrer Großmutter und ihrer Adoptivschwester in Schwarzstadt in einer Gaststätte lebt. Als sie noch klein war, wurden ihre Eltern während den Unruhen in Aquea bei einem Raubüberfall getötet. Danach kam sie zu ihrer nächsten Verwandten Felicitas, die sich um sie kümmerte.
    Bei Laila handelt es sich um jemanden, dem man sein wirkliches Alter nicht wirklich ansieht. Mit einem rundlichen Gesicht, einer Stupsnase und kurzen, blonden Locken, die ihre naiven, smaragdgrünen Augen umrahmen, wirkt sie sehr kindlich. Doch trotzdem ist sie nicht zu verachten mit ihrer hellen Haut und ihrem zierlichen Körperbau. Mit 1,62 m gehört Laila nicht gerade zu den größten, was den kindlichen und unreifen Eindruck, den sie bei vielen zu Recht hinterlässt, noch verstärkt.
    Die Blondine ist im kompletten Gegensatz zu ihrer Schwester ein klein wenig blauäugig. Sie lässt sich für viele Dinge begeistern wie beispielsweise den Glauben an das Übernatürliche oder die Jagd nach antiken Legenden. Durch ihre neugierige Offenheit, ihrem freundlichen und friedliebenden Charakter und ihrer hilfsbereiten Art dient sie als Balance zu Marie. Doch trotz aller Naivität ist Laila jemand, der es nie zulassen würde, dass man seinen Geliebten etwas antut. Hinter aller Kindlichkeit steckt eine entschlossene Persönlichkeit, die bereit ist für sich selbst und ihre Freunde einzustehen und ihre Ideale zu verteidigen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass sie sehr leicht zu manipulieren und sehr redselig ist, was vor allem darauf zurückgeht, dass sie sehr gutgläubig ist und immer nur das Beste im Menschen sieht. Auch ist sie albern und verträumt, was sie mehr als nur einmal in prekäre Situationen gebracht hat. Doch noch öfter retteten ihre ungewöhnlichen und einfallsreichen Ideen Damian und Marie den Hals. Singen ist ihre große Leidenschaft.
    Nachdem ihre Eltern gestorben waren, war ihre Großmutter Felicitas ihre einzige Familie, doch Laila scheut sich nicht davor auch andere darin aufzunehmen. So verbindet sie und ihre Schwester ein sehr enges Band, obwohl die beiden nicht mal blutsverwandt sind und auch Damian sieht sie wie einen Bruder an.


    [tab=Nebenfiguren]


    [subtab=Freunde]

    Aden


    Alter: Unbekannt
    Geburtsdatum: 21. Juni (Zwillinge)
    Magieelement: Feuer
    Waffe: Unbekannt


    Ein Feuermagier, der umherreist und Damian nach dessen Gedächtnisverlust bei sich aufnahm. Als stattlicher Mann von ungefähr 1,80 m ist er eine beeindruckende Gestalt. Sein braungebranntes Gesicht schmücken viele Falten, ebenso wie ein kunstvoll gestutzter Bart, eine Adlernase und eine goldumrandete Halbmondbrille, hinter der zwei Falkenaugen hervorblicken. Das graue Haar hat er zurückgekämmt und die edlen Kleider sind meist durch schmutzige Wanderklamotten verdeckt. Der alte Magier ist ein Mensch weniger Worte, der seinen Schüler hart aber gerecht erzogen hat. Er verlangt mit schroffen Taten und harschen Regeln eine eiserne Disziplin, doch liegt ihm immer nur das Wohl seines Schülers am Herzen. Seine Vergangenheit ist ein genauso großes Rätsel wie seine Beweggründe und einzig Lailas und Maries Großmutter Felicitas, die eine enge Freundin von ihm ist, vermag es hinter die kühle Maske des Feuermeisters zu blicken.



    Felicitas Bleueclaire


    Alter: Unbekannt
    Geburtsdatum: 12. Oktober (Waage)
    Magieelement: Unbekannt
    Waffe: Unbekannt


    Eine alte Dame, die in Schwarzstadt eine Gaststätte besitzt und dort gemeinsam mit ihren Enkelkindern Marie und Laila lebt. Felicitas ist eine großgewachsene Frau, überragt sie doch sowohl Aden als auch Damian, sodass sie auf viele einschüchternd und majestätisch wirkt. Den schlanken und zierlichen Körperbau sowie die smaragdgrünen Augen hat Laila von ihr geerbt und ihr jetzt grau-weißes, langes Haar war einst genauso blond wie das ihrer Enkelin. Ähnlich Aden ist auch sie strikt und erwartet Disziplin, doch im Gegensatz zum Feuermeister zeigt sie ihre weiche Seite weitaus öfter. Sie zögert nicht davor sich anderen entgegenzusetzen, um die, die sie liebt zu schützen und Marie hat sich den Zynismus eindeutig hier abgeguckt. Mit Aden verbindet sie eine langjährige Freundschaft und beide teilen Wissen miteinander von dem niemand jemals etwas erfahren darf.


    [subtab=Werwolf-Stamm]

    ~Informationen folgen~


    [subtab=Armee Aqueas]

    ~Informationen folgen~


    [subtab=Sonstige]

    Piero Rojin


    Alter: Unbekannt
    Geburtsdatum: Unbekannt
    Magieelement: Feuer
    Waffe: Unbekannt


    Ein wandernder Narr auf der Suche nach Kunden. Mit langen, rabenschwarzen Haaren, blass geschminkten Gesicht und Augen, die einen sehr leicht in ihren Bann ziehen können, ist dieser Mann durchaus ein Fall für sich. Oftmals schwebt der schlanke Exzentriker kopfüber in der Luft und geht seinen Lieblingsbeschäftigungen nach: träumerisch ins Leere starren und kryptische Antworten auf nicht gestellte Fragen liefern. Doch trotz aller verschrobenen Kopflosigkeit darf man den auf den ersten Blick schusseligen Narren nicht unterschätzen: Hinter der ewiglächelnden Maske verbirgt sich eine rücksichtslose und unberechenbare Person, die vor nichts zurückschreckt, um ihre Ziele zu erreichen. Zusammen mit seiner Assistentin Salomé folgt er einem geheimen Plan, den niemand außer ihm selber zu ermessen vermag.



    Salomé


    Alter: Unbekannt
    Geburtsdatum: Unbekannt
    Magieelement: Feuer
    Waffe: Sichelklinge


    Eine Bauchtänzerin, die mehr als nur ein Geheimnis verbirgt. Mit einer Größe, die an die von Felicitas heranreicht, steht diese exotische Schönheit oft über den Dingen, die goldenen Augen meist gelangweilt in die Leere blickend. Trotz weißen Haares wirkt sie kaum älter als zwanzig und viele Männer bemerken dies ebenfalls. Aber Salomé scheint sich für niemanden außer ihren Meister Piero zu interessieren, dem sie beinahe schon dogmatisch gehorcht. Doch hinter der kühlen, abweisenden Maske verbirgt sich jemand, der sich sehr um den Menschen, den sie liebt sorgt und ihm sogar bis zum Ende der Welt folgen würde. Eine geheimnisvolle Geschichte verbindet sie und den Narren, doch während sie sich versucht ihm zu nähern, verschließt er sich sogar ihr.


    [tab=Et cetera]


    [subtab=Personen und Gruppen]


    Sonnenkönig
    Ein legendärer Herrscher, der vor Tausenden von Jahren geherrscht haben soll. Unter ihm wurde ein Großteil der alten Welt vereint und viele der alten Feinde besiegt. Noch heute wird er in vielen Ländern wie ein Gott verehrt. Sein Tod markiert den Beginn einer neuen Zeitzählung: nach Sonnenuntergang (n.S).


    Königin Morgana
    Die absolutistische Königin von Aquea und oberste Herrscherin des aqueanischen Weltreiches. Vor sieben Jahren gelang ihr ein Putsch und seitdem regiert sie das Königreich mit grausamer Härte.


    Der Rat der Zwölf
    Bestehend aus der Königin, den drei Erzherzögen und den acht Großherzögen. Dieses Regierungsorgan hält die Legislative, Exekutive und Judikative inne.


    Die drei Erzherzöge
    Die drei mächtigsten Adligen im Königreich. Sie besitzen das Recht einen neuen Anwärter für den Thron zu bestimmten, sollte es zu Komplikationen kommen. Gemeinsam sind sie die Einzigen, die gegen die Königin sprechen können.


    Die acht Großherzöge
    Acht mächtige Adlige, die über die Großherzogtümer Aqueas verfügen und zudem mit der Verwaltung verschiedener Regierungsaufgaben betreut sind. Nur einer von ihnen kann von den Erzherzögen zum neuen Monarchen gekrönt werden.


    Kult des Tartaros
    Ein uralter Kult, der einst durch den Sonnenkönig niedergeschlagen worden war. Damian und seine Freunde fanden einen letzten Zeremonienort in den Katakomben unter Schwarzstadt.



    [subtab=Orte]


    Aquea
    Einer der Splitter des antiken Königreiches, welches einst durch den Sonnenkönig aufgebaut worden war. Es liegt weit im Westen und grenzt an den roten Ozean, doch ist sein Machtbereich weit über die Welt verteilt.


    Schwarzstadt
    Eine der größten Handlungsmetropolen Aqueas. Gelegen im Südwesten des Königreiches ist es der Sitz eines der Großherzöge und zudem Hauptstadt eines Großherzogtums. Umgeben ist es im Norden vom weitläufigen Schwarzgebirge und im Osten und Südosten vom Schwarzwald, während es nach Westen hin einer großen Grasebene Platz macht. Schwarzstadt selbst ist in sieben Bezirke aufgeteilt. Das Kronjuwel Schwarzstadts ist die Pechburg, die Residenz des Großherzogs.


    Schwarzgebirge
    Eine gewaltige Bergkette, die den Großteil der südlichen Gefilde Aqueas einnimmt. Bestehend aus schwarzem Gestein und hauptsächlich innerhalb des Gebiets der Schwartz-Familie taufte man es das Schwarzgebirge. Ein Großteil Schwarzstadts ist auf dem dunklen Grund des Gebirges erbaut. Innerhalb des Gebirges findet sich ein unvorstellbar großes Tunnelsystem, welches sowohl mit den Katakomben Schwarzstadts als auch mit den geheimen Kulträumen des Tartaros verbunden ist.


    Schwarzwald
    Die dunklen Fichtenhaine, die sich an die Hänge des Schwarzgebirges schmieden. Angeblich verflucht soll sich unter ihnen ein großes Schlachtfeld befinden. Vielerlei Kreaturen bewohnen den Schwarzwald.


    Katakomben von Schwarzstadt
    Die düsteren Leichenhallen und Abwasserkanäle unterhalb von Schwarzstadt. Sie sind verbunden mit dem Tunnelsystem unterhalb des Schwarzgebirges und den Kulträumen des Tartaros. Erreichen kann man sie über einen Eingang innerhalb des Nordfriedhofs. Viele Diebe und andere Verbrecher finden hier Zuflucht.


    Kulträume des Tartaros
    Ein geheimer Zeremonienort innerhalb des Tunnelsystems unterhalb des Schwarzgebirges. Hier wurden früher grausame Rituale und dergleichen abgehalten. Damian und seine Freunde fanden diesen Ort auf der Suche nach dem Schatz, der innerhalb versteckt sein sollte. Hier mussten sie sich der Prüfung des Tartaros stellen.



    [subtab=Ereignisse]


    Tod des Sonnenkönigs
    Der Beginn der Zeitzählung. Die zwei Millennia seitdem werden als die „dunkle Zeit“ bezeichnet, da die Welt immer noch auf einen neuen Sonnenaufgang wartet. Der 15. März ist ein Trauertag in vielen Kulturen und wird in Aquea als „Kaltnacht“ bezeichnet.


    Putsch Morganas (November 2538 n.S)
    Sieben Jahre vor der Haupthandlung inmitten eines großen Bürgerkriegs, gelang es der Erzherzogin Morgana mithilfe einer zweiten Erzherzogsfamilie, das alte Regime zu stürzen und sich selbst als oberste Instanz Aqueas einzusetzen.


    Kirschblütenfest
    Fest bei dem der Patronin der Natur gehuldigt wird. Er wird immer in der Woche vor dem ersten Vollmond des Mais gefeiert und signalisiert den Beginn der Narrenzeit.


    Narrenzeit
    Einwöchige Festzeit in welcher den Freuden des Lebens gefeiert und gehuldigt werden. Zudem feiert man den Geburtstag von Bel, dem Schutzpatron des fahrenden Volkes und Schützer des Feuers. Teil der Narrenzeit ist ein großer Narrenzug, der vom roten Ozean bis hin zur Hauptstadt zieht. Schwarzstadt ist dabei eine beliebte Station.


    Maienparade
    Signalisiert das Ende der Narrenzeit am Tag nach dem ersten Maivollmond. Normalerweise wird ein großer Ball auf den Schlössern der Großherzogtümer gehalten. Zufälligerweise fallen auch das Jubiläum der Stadtgründung Schwarzstadts und ihr 1200-jähriges Bestehen während Damians Aufenthalt auf diesen Tag.

    30. November 2540 n.S

    Fund von einem erinnerungslosen Damian vor Schwarzstadt, fünf Jahre vor der Haupthandlung.



    [subtab=Konzepte]



    Magie
    Eine Wissenschaft, die von vielen in Aquea betrieben wird. Magie nutzt die magische Energie des Nutzers zu den unterschiedlichsten Zwecken.


    Alchemie
    Die zweite, große Wissenschaft Aqueas, welche sich mit der Herstellung von magischen Substanzen beschäftigt. Es ist eine seltene Kunst, die hauptsächlich von Ärzten oder Professoren praktiziert wird.


    Magifices
    Die letzte und auch jüngste, große Wissenschaft, die sich damit beschäftigt technische Geräte mit magischen Qualitäten herzustellen. Sie kam vor allem im späten 22. Jahrhundert nach Sonnenuntergang auf und hat seitdem vielen Nichtmagiern das Leben vereinfacht. So sorgen Magificesprodukte für Licht, Transport, Komfort und vieles mehr.


    Katalysator
    Ein Magificesprodukt, durch das Menschen ihre magische Energie sammeln können, um Magie zu wirken. Es ist gröber als manueller Magieeinsatz, allerdings einfacher für den normalen Bürger.


    Elementmanipulation
    Eine Magieart, bei der die zehn Elemente der Natur (Feuer, Wasser, Wind, Erde, Metall, Donner, Licht, Dunkelheit, Eis, Pflanze) vom Nutzer manipuliert und als Angriffskraft verwendet werden. Es existieren viele verschiedene Unterkategorien.


    Symphonische Magie
    Belebte Magie, bei der magischen Kreationen Wille eingehaucht wird, sodass sie von alleine agieren können. Nur wenige Magier beherrschen diese komplexe Technik.


    Gedankenmanipulation
    Illusionsmagie, bei der Menschen oder Tiere in einem Netz aus verschiedenen Geistestricks gefangen gehalten werden. Innerhalb der Illusion wirkt eine Zeitliche Dissonanz, das bedeutet, dass die Zeit in der Illusion in einer anderen Geschwindigkeit vergeht als in der Realität. Nur Leute mit einem starken Willen und einer Menge Konzentration können Illusionsmagie wirken und brechen.


    Yin-Technik/Yang-Technik
    Uralte, fernöstliche Techniken, bei der die magische Energie des Nutzers direkt freigesetzt wird. Dabei werden, anders als bei konventioneller Magie, die vielen verschiedenen Facetten und Eigenschaften der Energie an sich berücksichtigt.


    Funktionsverbindung
    Telepathische Kommunikationsmöglichkeit über einen Gegenstand oder innerhalb einer geteilten Massenillusion. Begabte Nutzer können ihre Gedanken vor anderen abschirmen.


    Magiemuster
    Eine Art magischer Fingerabdruck, an dem man jeden einzelnen Magier unterscheiden kann. Wird manchmal auch als magische Aura bezeichnet.



    [subtab=Trivia]


    Allgemeines
    ~Ursprünglich sollte es gar keinen Prolog zu dieser Geschichte geben, da sie eigentlich noch zu „Es war einmal …“ zählen sollte. Wie jedoch sooft wurde die Schatzsuche länger als ich es geplant hatte, weshalb „Wie Wolf & Reh“ als zweites Buch geschrieben wurde
    ~Der Titel „Wie Wolf und Reh“ kam mir erst sehr spät beim Planen in den Sinn. Ein möglicher Arbeitstitel war: „Mondschein gefangen in den Laubblättern“
    ~Viele Figuren sind von „Grimms Manga“ inspiriert worden
    ~Die Outline der Geschichte wurde während der Planungsphase zwei Mal komplett überarbeitet
    ~Erste Ideen für diese Geschichte hatte ich bereits im August 2011
    ~In dieser Geschichte kommen hauptsächlich Elemente von Rotkäppchen und Brüderchen & Schwesterchen vor
    ~Diese Arc wird sich hauptsächlich auf Laila konzentrieren, um sie den Lesern etwas näher zu bringen


    Prolog 1 – Kirschblütenflügel
    ~Die Idee zu diesem Anfang kam mir erst kurz vor dem On-Stellen der Geschichte. Beide eingeführten Figuren sind jedoch schon sehr lange Teil von Märchengift und existierten bereits in der ersten Version „Zwölf“
    ~Dieser Prolog hat mir beim Schreiben große Probleme bereitet, weshalb sich die Veröffentlichung von „Wie Wolf und Reh“ so hingezogen hat
    ~Das Kostüm des Mannes wurde während des Schreibens improvisiert


    Prolog 2 – Blutweiß/Schneerot
    ~Dies war die erste Szene, die ich damals für „Wie Wolf und Reh“ geschrieben habe. Sie entstand bereits im Frühjahr 2012
    ~Der Titel ist inspiriert durch das Märchen Schneeweißchen & Rosenrot
    ~Ursprünglich war dies nicht als Traumsequenz geplant
    ~Der erste Satz ist fast wortwörtlich vom Prolog von „Es war einmal …“ übernommen


    Himmelsschatten
    ~Ursprünglich sollte dies zusammen mit dem zweiten Prolog als ein Kapitel veröffentlicht werden
    ~Felicitas‘ Aussehen ist zum Teil von Professor McGonagall aus den Harry Potter-Büchern und der alten Fee aus dem Zeichentrickfilm Ferngully inspiriert worden
    ~Die Interaktion zwischen Aden & Felicitas ist sehr durch Marie & Damian inspiriert worden
    ~Eigentlich sollte Felicitas bereits in Märchengift 1 eingeführt werden, jedoch verwarf ich die Idee, um die Geschichte voranzutreiben
    ~Die Szene im Allgemeinen ist inspiriert durch die Konversation zwischen Gandalf und Frodo aus der Herr der Ringe-Verfilmung „Die Gefährten“


    Flammenmeer
    ~Dieses Kapitel hat mir als Einführungskapitel sehr viel Probleme bereitet wie man Lesen vermutlich erkennt
    ~Während des Schreibens habe ich hauptsächlich Musik von Cascada gehört
    ~Die Idee das Brennen Schwarzstadts zuerst wie den Sonnenaufgang erscheinen zu lassen, kam von meiner Stammleserin Kleio
    ~Dass Schwarzstadt brennt ist erst bei der allerletzten Überarbeitung Teil der Geschichte geworden, um das Ganze dramatischer zu gestalten und damit der Übergang von „Es war einmal …“ und „Wie Wolf und Reh“ fließender ist
    ~Damians Outfit ist inspiriert durch ein Outfit der Figur Noel Kreiss aus dem Spiel Final Fantasy XIII-2, während Maries Outfit sehr an Erza Scarlett aus dem Manga Fairy Tail angelehnt ist


    Fetzen
    ~Wieder ein Kapitel, was mir viel Probleme bereitet hat, da es das erste, eher actionlastige Kapitel ist und ich ein wenig eingerostet bin
    ~Die Anfangsszene ist inspiriert durch eine ähnliche Szene im Film Star Wars: Der Angriff der Klonkrieger
    ~Eigentlich hatten Marie und Damian zu Fuß gehen sollen, wobei mir aufgefallen ist, dass Schwarzstadt zu groß dafür ist
    ~Die letzten zwei Teile dieses Kapitels sollten eigentlich anders verlaufen, jedoch entschied ich mich in letzter Minute für einen Szenenwechsel
    ~Dass Adens Feuer weiß ist, war eine Spontanidee, um sie mit dem normalen Feuer und der dunklen Energie zu kontrastieren


    [tab=Was bisher geschah]


    [subtab=Es war einmal...]


    Nach einer langen, weiten Reise kommt der fünfzehnjährige Magieschüler Damian zurück nach Schwarzstadt, dem Ort, an dem er vor fünf Jahren von seinem Meister Aden ohne Gedächtnis aufgefunden worden war. Während der Junge in der Stadt herumwandert, um ein wenig im Nostalgiegefühl zu baden, macht er die Bekanntschaft von den Adligen Kleopatra von Starnoss, ihrem Bruder Elias und ihrem Cousin Adrian von Goldhall. Während Kleo von ihm äußerst angetan ist, was auf Gegenseitigkeit beruht, sind ihre männlichen Begleiter ganz und gar nicht von der Anwesenheit des jungen Magiers erfreut und lassen ihn dies auch deutlich spüren.
    Wenig später, nachdem Kleos Gruppe von dannen gezogen ist, trifft Damian auf seine alte Kindheitsfreundin Marie, die er freudig begrüßt. Auch sie hat ihr Gedächtnis verloren und wurde von einer alten Freundin Adens, welche eine Gaststätte leitet, adoptiert, weshalb sie und Damian eine gewisse Empathie verbindet. Gemeinsam mit ihr macht sich der junge Wanderer nun auf zur Gaststätte, um sich auszuruhen.
    Wenig später beginnt in Schwarzstadt das Kirschblütenfest, welches die Narrenzeit, die sogenannte „fünfte“ Jahreszeit, einleitet und den Frühling verabschiedet. Damian, Marie und deren Stiefschwester Laila beschließen ebenfalls zum Festumzug zu gehen und sich die Attraktionen anzuschauen. Dort treffen sie auf den Narren Piero und dessen Assistentin Salome, welche ihnen die Zukunft voraussagen möchten. Die Drei willigen ein und lassen sich die Karten legen. Doch während der Session kommt es zu einer Eskalation: Nachdem der Narr Marie ein verlustreiches Leben vorausgesagt hat und Damian erkennen ließ, dass er etwas über dessen verlorene Vergangenheit wisse, entgleitet dem Zauberschüler sein Temperament und er versucht Piero dazu zu zwingen, ihm Antworten auf seine Fragen zu geben. Jener verweist jedoch nur auf einen Schatz, der in Katakomben unter dem Nordfriedhof versteckt ist und verschwindet, einen aufgebrachten Damian und eine verwirrte Marie zurücklassend.
    Unterdessen erfahren Kleo, Adrian und Elias, dass sie komplett bankrott sind und somit nicht das Geld für die Behandlung von Adrians kranker Schwester Alice aufbringen können. Während sie überlegen, wie sie nun ihren verschwenderischen Lebensstil weiter finanzieren können, hören sie zufälligerweise das Gespräch von Damian und Piero mit und beschließen, ebenfalls den Schatz zu suchen. So verstecken sie sich auf dem Nordfriedhof und folgen Damian, Marie und Laila durch einen geheimen Zugang in die Katakomben, um den Schatz vor ihnen in die Finger zu kriegen.
    Nachdem Damian, Marie und Laila eine versteckte Treppe in den Katakomben gefunden haben, betreten sie ein gewaltiges Monument, welches offenbar Jahrtausende alt ist und in dem früher grausame Riten zelebriert wurden. Dort müssen sie sich dem dreiköpfigen Cerberus stellen, den sie nur mit Müh und Not und dank Lailas wunderschöner Singstimme besiegen können.
    Unterdessen haben auch Kleo, Adrian und Elias äußerst unfreiwillig einen Weg in den unterirdischen Tunnelkomplex gefunden und suchen verzweifelt nach dem Schatz. Schließlich treffen sie an einem dunklen See auf einen halbverwesten Fährmann, der drei Goldmünzen für eine Überfahrt verlangt. Da sie kein Geld haben und auch Kleos Verführungstaktik fehlschlägt, kapern die drei Adligen das Boot und setzen allein über. Das rächt sich aber gewaltig, da sie nun die Kreaturen des Sees erzürnt haben, welche jetzt Jagd auf sie machen.
    Im innersten Teil des Tempels, dem „Heiligtum der Dunkelheit, Tartaros“ treffen die beiden rivalisierenden Parteien wieder aufeinander und sollen sich der Prüfung des Schatzes unterziehen. Die Gruppen müssen in einer allumfassenden Illusion gegeneinander kämpfen, um sich des Schatzes würdig zu erweisen. Während Marie und Elias mit ihrer Aufgabe zaudern, beginnen sofort die Kämpfe „Laila gegen Kleopatra“ und „Damian gegen Adrian“.
    Beim rein magiebasierten Kampf der beiden jungen Männer behält zuerst Damian von Natur aus die Oberhand, da er besser mit Materie vertraut ist. Sogar die Fähigkeit der Levitation beherrscht der Zauberschüler wodurch er fliegend leicht den garstigen Verfolgungsattacken seines Gegners entkommen kann. Schlussendlich wird der arrogante Adlige durch seinen eigenen Angriff außer Gefecht gesetzt.
    Unterdessen ist der Kampf zwischen den beiden Blondinen im vollen Gange. Am Anfang ist Kleopatra ihrer Gegnerin haushoch überlegen und schafft es sie mit einfachen Wasserzaubern und ihrer schmerzhaften Peitsche zurückzuhalten. Doch nach einigen zusprechenden Worten ihrer Schwester, entfesselt Laila ihre versteckten Kräfte und schafft es auf einmal den Kampf mit Leichtigkeit und einem kühlen Kopf zu dominieren. Jedoch schafft es Kleopatra mit viel Tücke und einem brutalen Stück Magie Laila zu besiegen.
    Nachdem die beiden Kämpfe ihrer Mitstreiter ausgetragen worden sind, müssen sich nun Elias und Marie miteinander messen, zieren sich jedoch aus unterschiedlichen Gründen heraus den ersten Schritt zu wagen. Als es Damian schließlich zu bunt wird, beschließt er die Prüfung etwas aufzumischen und nutzt seine Kontrolle über die Illusion, um die Kampfpartner zu tauschen. Nun muss er gegen Elias und Marie gegen Kleopatra antreten.
    Dem Adligen kommt dieser Paarwechsel genau recht, da er den jungen Magier nicht ausstehen kann und schon lange gegen ihn antreten wollte. Jener wiederum sieht in seinem Gegner keine große Herausforderung und spielt dementsprechend lange herum. Doch das erweist sich als fatal als Elias unerwartet Damian auf den Boden der Realität zurückholt. Es folgt ein Niederschlag nach dem anderen, doch nach mehreren Versuchen, schafft es Adens Schüler die Schwäche in Elias‘ Schutzwall zu entdecken.
    Der Vulkan, in dem die Konfrontation stattgefunden hat, bricht unerwartet aus, sodass die beiden Kontrahenten nach draußen fliehen müssen, um den alles zerstörenden Lavamassen zu entkommen. Doch trotz allem denkt keiner der beiden daran aufzugeben und so schleudern sie sich immer stärkere und stärkere Attacken entgegen. Letztlich gelingt es Damian jedoch seinen Gegner auszutricksen und so kann er schlussendlich den zweiten Sieg davon tragen.
    Unterdessen beginnen Kleopatra und Marie ihre Auseinandersetzung in einer antiken Arena und legen einen Kampf ohne Beschränkungen fest. Zuerst läuft die Konfrontation ausgewogen ab und trotz Maries ständiger Annäherungsversuche, schafft es die Blondine sie mit ihrer Peitsche wieder zurück zu drängen. Doch als Kleo jedoch endlich anfängt ihre Wassermagie zu nutzen, sieht die Rothaarige sich dazu gezwungen, die geheimen östlichen Techniken, die ihre Großmutter sie gelehrt hat, zu offenbaren.
    Bevor das Gemetzel jedoch weitergehen kann, werden die beiden Gegnerinnen durch Salomé aufgehalten, welche sich auf Pieros Anordnung in die Prüfung eingeschleust hat. Sie verlangt, dass Kleo und Marie sich ergeben, ansonsten würde Elias, welchen sie zu ihrer Geisel gemacht hat, die Konsequenzen dafür tragen. Doch die beiden willensstarken Frauen weigern sich und ein Kampf zwischen ihnen und der Bauchtänzerin entbrennt aus dem Salomé am Ende jedoch siegreich hervorgeht.
    Unterdessen wird Damian von Piero konfrontiert, der Laila und Adrian gefangen hält und nur freigeben möchte, wenn es der junge Feuermagier schafft, ihn in einem Kampf zu bezwingen. Damian, der sich schon lange mit dem Narren hatte messen wollen, nimmt die Herausforderung an, obwohl er damit auch das Leben seiner Freundin aufs Spiel setzt. Doch trotz aller Siegessicherheit ist Piero dem jungen Mann haushoch überlegen und kontert auch seine stärksten Angriffe mit spielerischer Leichtigkeit. Als es Damian letztlich doch schafft den Narren zu besiegen, offenbart jener, dass es sich bei der ganzen Scharade nur um eine Illusion gehandelt hat und er zwingt den Zauberschüler aufzugeben.
    Schließlich gelangen alle unversehrt in die Realität zurück, doch als Kleopatra und Adrian versuchen sich mit dem Schatz davonzumachen aktivieren sie den Schutzmechanismus des Höhlensystems und die gesamte Gruppe versucht verzweifelt nach draußen zu gelangen, bevor sie von Steinmassen begraben werden. Die drei Adligen schaffen es nicht und verschwinden in einer Felsspalte, doch Damian, Marie und Laila gelingt es dank Pieros Hilfe unversehrt aus den Katakomben zu entkommen. Allerdings bleibt ihnen keine Zeit zum Verschnaufen, denn es wartet bereits die nächste unangenehme Überraschung auf sie: Schwarzstadt brennt.


    Die ganze Geschichte kann hier gelesen werden.


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    ~ "Das Schicksal eines Helden ist nie das eines glücklichen Menschens"~


    Klappentext:
    Auf der Suche nach seiner Vergangenheit kehrt Damian von seinen Abenteuern aus den Höhlensystemen unter Schwarzstadt zurück. Doch er muss feststellen, dass seine Eskapaden vielleicht weitaus größeren Schaden verursacht haben, als ihm anfangs bewusst gewesen war. Die Schutzkreise Schwarzstadts sind gefallen und ermöglichen es den Werwölfen, verstoßenen Geschöpfen, die versuchen die Herrschaft der Menschen zu stürzen, in der Stadt Unheil anzurichten.
    Doch nicht nur der junge Zauberschüler ist in Schwierigkeiten, auch seine Freundin Laila befindet sich in einer äußerst prekären Situation. Allein in einem Wald voller Geschöpfe, die sie mit einem Atemhauch töten könnten, muss sie sich der Prüfung Pieros stellen, wobei sie mehr über sich selbst herausfindet, als sie anfangs vermutet hatte.
    Nun heißt es für Damian und Marie die Gefahr der Werwölfe zu stoppen, Pieros Geheimnisse aufzudecken und das Militär Schwarzstadts, angeführt von dem grausamen Draconis, daran zu hindern einen gewaltigen Krieg auszulösen. Wird es ihnen mithilfe ihres neu errungenen Freundes Silvain gelingen, das Unheil abzuwenden und wenigstens momentanen Frieden zu bringen? Die Antworten liegen versteckt im Schatten einer weit größeren Verschwörung …


    Vorwort:
    Hallo und Herzlich Willkommen zum zweiten Teil meiner Fanstory „Märchengift“. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich es geschafft den ersten Teil dieser Geschichte „Es war einmal …“ erfolgreich zu beenden, doch habe ich auch an „Wie Wolf und Reh“ große Erwartungen. An alle alten Leser ein „Willkommen zurück“, hoffentlich gefällt euch dieser Teil genauso, wenn nicht vielleicht sogar besser als der Erste. Aber natürlich freue ich mich auch über jeden neuen Leser und hoffe, dass auch ihr viel Spaß mit dieser Fanstory haben werdet. Eine Zusammenfassung sowie einen Link zu „Es war einmal …“ werde ich unten im Informationspost reinstellen. Nun viel Spaß bei „Märchengift – Wie Wolf und Reh“. Ich hoffe, es gefällt euch.
    Zum Disclaimer: Diese Geschichte ist mein geistiges Eigentum, das ohne meine Erlaubnis nicht weiter verbreitet werden darf.


    Genre:
    Fantasy, Comedy, Mystery, Romance


    Benachrichtigungen:
    Chess


    Kapitelübersicht:


    [tabmenu]


    [tab=Prolog - Kapitel X]


    [/tabmenu]


    Btw, an alle Leser, die sich bis jetzt davor gescheut haben zu kommentieren: Wenn ihr es doch mal machen wollt, hab ich hier ein paar Fragen, die vielleicht beantworten könnt. :>


    Wer ist eure Lieblingsfigur?
    Welche Figur mögt ihr am wenigsten?
    Welcher Moment hat euch in der Geschichte am besten gefallen?
    Was muss ich auf jeden Fall verbessern?
    Spekulationen für die Zukunft?


    Der zweite Teil von Märchengift sollte dieses Wochenende online gehen. Bis dahin :>


    lG Snob

    Laverne warf dem Mädchen, welches sich ihm genähert hatte, einen kurzen Blick zu. Es war eine der Freundinnen von der Blondine, die er zum Bus geführt hatte. Er hatte sich ihr Gesicht nicht wirklich eingeprägt, dafür war sie ein wenig zu unauffällig. Nicht unansehnlich, aber nichts, was sich in die Gedanken des Schwarzhaarigen gebrannt hatte. Aber das lag vermutlich an seinem furchtbaren Kurzzeitgedächtnis. Ihre Emotionen fühlten sich irgendwie merkwürdig an, aber er hatte eine zu kurze Aufmerksamkeitsspanne, um darauf zu achten.
    Ich wüsste nicht, was ich sonst mit Kaffee machen sollte“, antwortete er auf ihre Frage, doch um möglichen Missverständnissen vorzubeugen, schenkte er ihr noch ein schelmisches Lächeln. „Es sei denn natürlich, du willst auch einen“, fügte er noch hinzu und zwinkerte ihr spielerisch zu.


    Nachdem er seine Konversation mit dem Mädchen beendet und sich ihr als Lewis Liddel vorgestellt hatte, begab er sich wieder zurück ins Innere des Busses, wo er sich neben einen schlafenden Arthur setzte und Musik hörte. Ungefähr 3 Stunden und 50 Neonparty-Songs später wurden alle Erleuchteten aus dem Vehikel gescheucht, um sich ihr Frühstück zu besorgen. Laverne war einer der ersten, die in die Gaststätte stürmten, da er ohnehin nicht geschlafen hatte, ignorierte das Essen weitgehend bis auf ein Brötchen (welches furchtbar schmeckte) und bahnte sich seinen Weg zum Kaffee. Nachdem er sich abermals mit mehreren Dutzend Bechern beladen hatte, von denen die Kassenfrau nur die Hälfte zu Gesicht bekam (er lief mehrmals und versteckte jedes Mal ein paar; er wollte seinen Gastgebern schließlich nicht zu sehr auf der Tasche liegen), begab er sich zurück in das Fahrzeug.


    Er war zu seiner Überraschung nicht der Erste im Bus, eines der Kultmitglieder (Laverne wusste immer noch nicht als was er sie bezeichnen sollte) war bereits im Inneren. Er ignorierte sie fachmännisch und fuhr fort Kaffee zu trinken. Nach und nach trudelten auch die restlichen Erleuchteten ein und der Bus setzte sich abermals in Bewegung. Dieses Mal hielt sich Laverne in keinster Weise zurück und redete von Anfang an ohne Punkt und Komma auf seinen Sitznachbarn ein. Natürlich hatte er nicht vergessen, dass es sich bei diesem Jungen in den seltsamen Klamotten um seine wandernde Goldgrube handelte, doch er war sich nicht sicher, ob er so früh einen weiteren Vorstoß wagen sollte. Es war besser sein Gegenüber zuerst etwas zu sedieren, bevor man nach den goldenen Äpfeln langte. So redete er unermüdlich und ohne Unterlass, wobei sooft von Thema zu Thema sprang, dass man meinen konnte, er wäre ein Grashüpfer. Er spürte wie die Aufmerksamkeit Arthurs entgegen seines gelegentlichen Nickens immer wieder verebbte. Bald würde sich eine weitere gute Möglichkeit auftun.
    Er war gerade dabei über die Sängerin Jasmin DeLana zu lästern („Wie hat die es an die Spitze der Charts geschafft, ein wenig auf dem Klavier klimpern kann ich auch!“), da wurde er durch eine Frage von einer blonden Frau mit merkwürdig abstehenden Haaren unterbrochen, die sich nach der Band Shadowsoul erkundigte. Laverne warf ihr einen äußerst skeptischen Blick zu. Sehr langsam und sehr geräuschvoll schlürfte er an seinem Latte Macchiato Mocca-Macadamia Ice-Spezial, bevor er mit vollkommen Ernst in der Stimme fragte: „ … Kenn ich dich?
    Plötzlich aufflammende Irritation im Gefühlsnetz der Blondine half seinem Kurzzeitgedächtnis jedoch sofort auf die Sprünge. Das war das Monstrum gewesen, welches sein Lieblingshemd ruiniert hatte. Um einem weiteren Vorfall dieser Art vorzubeugen, zeigte ihr auf einmal ein strahlendes Lächeln und meinte jovial: „Ah, just kidding!


    Da dies wenig half, fügte er wieder in seinem üblichen Sprechtempo hinzu: „War ein Witz, verstehst du vermutlich nicht. Naja, whatever, worüber wolltest du nochmal was wissen? Shadowsoul? Diese furchtbare Boyband, die sich nur in den Charts halten konnten, weil ein paar Emo-Mädchen sich die CDs gekauft haben? Darüber kann ich dir eine ganze Menge erzählen, ich hab da ein paar Connections, musst du wissen. Hätte aber nie gedacht, dass du ein Fan bist – Ich hätte nicht mal gedacht, dass du weißt, was ein Radio ist – Aber naja, Geschmäcker sind verschieden, auch wenn sie nicht immer gut sind. Also, was willst du wissen? Fangen wir doch mit dem Elephant im Raum an, ich wette du hast sicher gehört, dass der Typ, Name entfallen, Frontfutzi da, jemanden umgebracht hat, n’est-ce pas? All over the news, jeder hat davon geredet, ich war natürlich nicht überrascht, wer schon Shadowsoul heißt, kann von keinen guten Menschen gegründet worden sein. Ich mein, Schattenseele, seriously, wie lame ist das denn? Depression, much? Außerdem hab ich öfters gelesen, dass ein paar Typen aus der Band zum anderen Ufer gehört haben sollen, wenn du verstehst was ich meine, aber nicht der Fronttyp, mit dessen Liebschaften hätte man Dörfer füllen können. Ich sag ja, schlechtes Karma and all that…


    Laverne holte einmal tief Luft. Dann begann er erneut, doch dieses Mal etwas langsamer: „Anyways, Band hat sich vor einiger Zeit aufgelöst, zum Glück kann ich nur sagen, die Musik von denen war ja auch furchtbar. Wenn du gute Musik hören willst kann ich dir einen aufstrebenden Star, Alice, empfehlen, ich kenn‘ sie, by the way, persönlich. Oder wenn du es etwas mehr Avantgarde willst …“, er wusste nicht, was das Wort bedeutete, „… kann ich der das neue Album unserer Princess of Pop Cessy Whitetrash empfehlen, Freakshow, tolle Musik, sie macht jetzt Dubpop …“ er schweifte abermals ab.


    OT: Teil 2 einer weiteren MentalSnob-Produktion :>

    Epilog


    Dunkler als jeder Abgrund war das Himmelszelt in jener recht kühlen Frühlingsnacht, einzig der bleiche Vollmond als einzelnes, milchiges Auge Licht spendend. Kein Stern war zu erkennen, nur dunkle Schatten, alles Licht verschluckend wie ein gieriges Tier. Im fahlen Licht der weißen Scheibe erschienen die Äste der noch immer kahlen Bäume wie gefährliche Krallen, lange Tentakeln, bereit zu zupacken und dürre, gespenstische Schatten auf die kleine Lichtung werfend, auf der sich die Menschenmenge versammelt hatte.
    Dichte Rauchschwaden verschlechterten die Sicht auf das Spektakel, hingen wie ein Vorhang über der Versammlung, Zeuge des bis vor Kurzem noch brennenden Feuers, welches nun jedoch verloschen war, einzig einige verkohlte Holzstücke zurücklassend. Warum es den Platz nicht mehr erhellte war fraglich, konnte man zwischen all den dunklen Schatten und undurchsichtigen Nebelschleiern doch kaum etwas erkennen. Die vielen Personen, es mussten weit über hundert sein, waren nur noch als schemenhafte Umrisse auszumachen, formlose Silhouetten, die grau im blassen Vollmondlicht wirkten.
    Niemand sprach, nur gelegentliches, unruhiges Tuscheln unterbrach die unnatürliche Stille, doch ansonsten schienen alle wie gebannt auf etwas zu warten, ja, geradezu hypnotisiert wirkten sie, wie sie da standen, laut- und fast bewegungslos. Kaum jemand schien sich zu trauen einen Mucks von sich zu geben, eingeschüchtert von der Ruhe ihrer Kameraden, nur einige wenige wagten es tatsächlich hinter vorgehaltenen Händen ungeduldig zu murmeln, möglichst unauffällig, als fürchteten sie bestraft zu werden. Jeder wartete gespannt darauf, dass etwas passierte, irgendetwas, das dieses alleszerdrückende Schweigen zerstören würde.
    Schließlich, als die Unrast ihren Höhepunkt erreicht hatte und einige der Anwesenden begannen nervös von einem Bein auf das andere zu springen, während das Geflüster zu einem lauten Summen heranreifte, traten drei Figuren in den Mittelpunkt und jeder verstummte auf der Stelle. Keiner tat mehr irgendetwas, jedes Augenpaar lag nun gespannt auf dem Zentrum der Aufmerksamkeit. Jeder hielt aufgeregt seinen Atem an, auf das lauschend, was man ihnen verkünden würde. War die Zeit endlich gekommen?
    Eine schwache, kühle Brise wehte durch den Schwarzwald und ließ die klauenartigen Äste rascheln und die Büsche zur Melodie des Windes säuseln. Gleichzeitig wurde der Qualm, der noch dem vorherigen Feuer geschuldet war, auseinander gerissen wie ein dünnes Seidentuch und die Fetzen auf den Schwingen der Lüfte in alle Himmelsrichtungen verstreut. So konnte nun auch das fahle Mondlicht die Gesichter der Vorgetretenen beleuchten und ihre Profile scharfe Schatten werfen lassen.
    Der Anführer war ein großgewachsener, breitschultriger Mann, der so gut wie jeden um mehrere Köpfe überragte. Sein langes, ungezähmtes Haar war von einem tiefen Schwarz jedoch mit vielen grauen Strähnen, die Hinweise auf sein fortgeschrittenes Alter waren, und es wuchs ihm wild und ungebändigt den Nacken hinunter. Sein Gesicht war ebenfalls von seinen Jahren mit Furchen und Falten gezeichnet, doch der scharfe Blick in seinen hellbraunen Augen ließ ihn wesentlich jünger, aber auch gefährlicher wirken. Die Züge waren hart, die Nase markant und gewölbt, die dünnen, farblosen Lippen formten einen zusammengekniffenen, strichhaften Mund, die Wangen hoch und hohl. Eine lange, weiße Narbe zog sich von seinem breiten Kinn hinauf über den Mund bis hin zum rechten Nasenloch, drei Weitere verschönerten sein rechtes Auge und durchschnitten eine seiner buschigen, grauschwarzen Augenbrauen. Der Blick dieses Mannes war streng, während er durch die Runde guckte, fast als suchte er jemanden, den er bestrafen konnte.
    Neben ihm und fast drei Köpfe kleiner stand ein weiterer Mann, dieser jedoch weniger stattlich und eindrucksvoll in der Gestalt. Das schmutzige, silbrige Haar konnte es an Länge sogar mit dem des Anführers aufnehmen, war jedoch dünner im Vergleich und hing dem Mann ungeordnet ins Gesicht, wobei es seine Züge verdeckte wie der Nebelschleier zuvor die Lichtung. Die großen, violetten Augen blickten glasig ins Nichts, nur ab und zu konnte man einen irren Funken des Wahnsinns in ihnen aufblitzen sehen, doch so schnell er wie gekommen war, verschwand er auch wieder. Ansonsten waren die Physiognomie eher unauffällig, eine lange, dünne Nase, dünne Lippen und ein allgemein spitzes Gesicht, nichts Herausragendes. Einzig die drei langen Narben an seiner linken Wange waren ein Blickfang, hatten sie doch Ähnlichkeit mit denen des beeindruckenden Mannes neben ihm.
    Die dritte Person hielt sich weiterhin in Schatten, doch sie war noch sehr viel kleiner und schmächtiger, ging sie dem zweiten Mann doch nur bis zu Brust. Die schmächtige Gestalt ließ auf ein Kind oder sehr jungen Jugendlichen schließen, doch man konnte nichts Genaues ausmachen. Das Einzige, was sich von der Silhouette dieser Gestalt abhob, waren die zwei dreieckig anmutenden Tierohren, wie man sie auch bei Füchsen oder Katzen finden konnte. Doch die Gestalt blieb in den Schatten, den zweiten Platz hinter dem imposanten Anführer einnehmend.
    Jener erhob nun die Stimme und seine Worte waren harsch und rau, fast wie das Knirschen von Granit oder Knarzen eines alten Baumes: „Brüder, Schwestern! Uns wurde berichtet, dass das Erdbeben von zuvor nicht nur dies war, sondern zudem auch etwas Anderes brachte! Die Bannkreise um Schwarzstadt sind geschwächt, die anderen Stämme alarmiert. Dies wird nur die erste von vielen Städten sein, die wir unser nennen werden!“
    Des Mannes Stimme wurde mit jedem Wort, das er sagte, lauter, energischer, eindringlicher, fast als wollte er diese Zukunft durch seine Rede allein Realität werden lassen. Er hob eine Hand gen Himmel, die Augen verengt und sein Lächeln eine Reihe spitzer, nichtmenschlicher Zähne offenbarend, freudig nach der Mondscheibe greifend. Die Gruppe begann langsam ein unnatürliches, tierisches Heulen anzustimmen.
    „Zeit für die Werwölfe sich zu erheben!“
    _ _ _
    900 Wörter.

    Purgatorium III: Strafe


    Damian schlug die Augen auf. Sein Herz raste so schnell als wolle es ihm jeden Moment aus der Brust springen und sein Kopf war merkwürdig benebelt, fast so als hätte er ein paar Gläser zu viel getrunken. Sein Körper war schwer und schläfrig wie nach einem langen Traum aus dem er endlich erwacht war. Alles war verschwommen als hätte sich Dunst vor seinem Gesicht abgesetzt und versperrte ihm die Sicht. Erst nachdem er sich ausgiebig die Augen gerieben hatte, kam die Klarheit zurück und es war ihm möglich seine Umgebung in Augenschein zu nehmen.
    Langsam und verwirrt sah er sich um: Er befand sich in einem Raum der sich weit in alle Richtungen erstreckte, ähnlich einer gigantischen Blase im Gestein. Schwarze, von Diamanten gesäumte Wege führten zu der Erhöhung in der Mitte der Höhle, auf der er sich befand. Links von ihm lag ein finsterer See, dessen dunkle Wellen an schwarzen Sandstränden eine unheimliche Melodie spielten. Licht kam von einer kleinen Sphäre, die sich über ihnen positioniert hatte, fast wie eine Miniaturausgabe der Sonne. Ihr Glanz war golden, aber kühl und nicht so wie warm wie das Flackern eines Feuers. Er war wieder zurück in der Realität.
    Neben ihm regten sich allmählich Marie und Laila, weiter entfernt erwachten gerade Kleopatra, Adrian und Elias aus ihrem langen Schlaf. Als er vorsichtig mit wackligen Beinen aufstand, da seine Knie nach der Illusion offenbar noch zu schwach waren, um ihn vollkommen sicher zu stützen, bemerkte er wogegen er die ganze Zeit gelehnt hatte: Die weiße Steintruhe, die den Schatz beinhaltete.
    „Was … was ist passiert?“, fragte er sich, seine Stimme nach der langen Stille etwas heiser. Hatte er nicht gerade eben noch verloren? Er hatte doch aufgegeben, oder? Warum war er dann wieder hier und wieso fühlte er sich so merkwürdig? Bedächtig und darauf achtend nicht hinzufallen trottete er ein wenig um den Schatz herum, während er hinter sich das Stöhnen Adrians vernehmen konnte, es aber getrost ignorierte. Seine Auffassung war seltsam getrübt, seine Gedanken schleichend und nur schleppend alles verarbeitend. In einer Pfütze in der Nähe konnte er sein Spiegelbild erkennen. Da traf es ihn.
    „Was?! Was soll das?!“
    Er trug immer noch denselben affigen Aufzug, den er schon in Pieros verdammten Zirkus angehabt hatte. Kein Wunder, dass er sich die ganze Zeit so merkwürdig gefühlt hatte, in diesem Kostüm konnte einem ja auch nichts Anderes als unwohl sein. Mit einem Schlag war seine gesamte Energie wieder zurückgekehrt, sein Kopf wurde klarer und er spürte das große Verlangen jemanden mit weißer Schminke und orangeroten Augen ins dümmlich lächelnde Gesicht zu schlagen.
    „Was brüllst du denn hier so rum?“, kam der schnippische Kommentar hinter ihm und Damian musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass er von Marie gekommen war. Offenbar war sie nun ebenfalls im Vollbesitz ihrer Kräfte, während man Adrian und Kleopatra noch weiter lamentieren hören konnte.
    „Hast du mich mal angesehen?!“, fauchte der junge Mann aufgebracht und wirbelte auf dem Absatz herum, um dem Rotschopf beim Streiten wenigstens ins Gesicht sehen zu können. „Ich sehe aus wie ein …“ Doch er stoppte mitten im Satz.
    Auch Marie sah nicht mehr so aus wie er sie in Erinnerung hatte. Statt ihres normalen, konservativen Kostüms trug sie etwas, was der junge Magier nicht in einmal in tausend Jahren an ihr erwartet hätte. Bekleidet war sie mit einer Kombination aus Rüstung und kurzem braunen Rock mit flachen Eisenschuhen, ihr bis zum Knie reichenden Beinscheinen, einem Plattenharnisch, der ihren Oberkörper schützte und wie Damian ungerne zugab sehr gut an ihr aussah, Metallhandschuhen und merkwürdigen, an Ringen unterhalb ihrer Schulter befestigten Kettenhemdärmeln. Insgesamt sah sie wie eine Kriegerkönigin aus, das rote Haar wild und ungeordnet ihr Gesicht umrahmend. Der junge Mann konnte nicht anders als sie für einen kurzen Moment ungläubig anzustarren. Sie wiederum beantwortete seinen Blick mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck, als ob sie nicht genau wüsste, warum er denn auf einmal so verdattert dreinblickte.
    „Was …?“
    Doch bevor der Zauberlehrling die Frage, die ihm auf der Zunge brannte, stellen konnten, wurde ihm die Antwort auch schon von einer verträumten Stimme ins Ohr gehaucht: „Eine Illusion, der Realität entsprungen oder auch eine Realität, gewonnen aus Illusionen.“
    Damian sprang einen halben Meter zur Seite, das Herz wollte ihm vor Schock fast durch die Rippen bersten, bevor er realisierte, wer da gerade gesprochen hatte und sich wütend umdrehte. Dort, vor ihm kopfüber in der Luft schwebend, hing Piero mit einem Lächeln auf den weißen Lippen als wäre nie etwas gewesen. Er sah so aus wie immer, die Kleidung feuerrot, die Haare rabenschwarz und die Narrenkrone immer noch stur der Gravitation trotzend. Hinter ihm stand Salomé, wie immer mit einem Gesichtsausdruck, als wäre sie nur rein zufällig hier.
    Der junge Mann konnte es kaum fassen. Befand er sich immer noch in einer Illusion? Das würde seine Kleidung erklären. Aber warum waren Marie und die anderen dann hier? Waren sie ein Teil von Pieros Manipulationen oder hatte er beschlossen gegen alle auf einmal anzutreten. Wie dem auch sein mochte, Damian war bereit es mit dem Clown aufzunehmen. Automatisch griff er an seine Hüfte, wo er seinen goldenen Mönchsstab vermutete, spürte jedoch, dass jener nicht da war. Mit vor Zorn verengten Augen sah er wie der Narr mit dem kleinen, sichelartigen Gerät herumspielte und es dabei interessiert begutachtete.
    Als jener Damians Blick aufgriff und sah, dass der Magier noch mehr auf Kampf getrimmt war als sonst, hob er beschwichtigend die Hände, wobei er seinem Gegenüber dessen Waffe zuwarf. „Keine Sorge, Damian-kun“, meinte der Narr ruhig, das träumerische Lächeln unbewegt auf seinem Gesicht. „Salomé und ich haben kein Interesse daran euch zu bekämpfen.“
    „Ach, tatsächlich!“, knurrte der Braunhaarige den Blick immer noch feindselig auf das Zigeunerpaar gerichtet. „Und was ist dann mit deinem kleinen Mosaik oder wie auch immer du es bezeichnest hast? Was sollte das Ganze dann, hmm?“
    „Damian, was ist hier los?“, fragte Marie besorgt, während sie einige Schritte näher trat, offenbar nicht genau wissend wie sie reagieren sollte.
    „Die beiden da …“, spuckte der junge Mann verächtlich aus ohne den Blick auch nur eine Sekunde von den Illusionisten zu lassen, „… hätten euch beinahe alle …!“
    „Es war ein Test“, unterbrach ihn Piero ohne mit der Wimper zu zucken, während er die beiden weiterhin anlächelte, als wäre er ein stolzer Lehrer und sie seine Schüler, die gerade einen Buchstabierwettbewerb gewonnen hatten.
    „Ein Test?“, wiederholten Damian und Marie ungläubig gemeinsam, der Junge skeptisch eine Augenbraue hochgezogen, das Mädchen einen bösen Blick zur Bauchtänzerin werfend. Was meinte er damit? All dieser Aufwand für eine simple Prüfung?
    „Ein Test, um zu sehen wie weit du bereit bist deine eigenen Interessen hinter die anderer zu stellen“, erklärte der Narr freundlich, sein interessierter, orangeroter Blick auf Damian ruhend. „Ich kann dir bereits jetzt sagen, dass du nicht allzu schlecht abgeschnitten hast.“
    „Heißt das …“, überlegte der junge Magier laut und strich sich nachdenklich über das Kinn, bevor es ihm wie Schuppen vor die Augen fiel und sein Gesicht sich vor Freude und Aufregung aufhellte, „… dass wir jetzt rechtmäßige Besitzer des Schatzes sind?“
    „Das bedeutet, dass wir Großmutters Gasthaus retten können!“, rief Marie außer sich vor Glück aus und ohne weiter darüber nachzudenken fiel sie dem leicht überraschten Damian vor Jubel um den Hals. Jener wusste nicht genau, wie er darauf nun reagieren sollte und beschloss nach kurzem Zögern den Rotschopf einfach zurück zu umarmen, wobei er ihr sinnloserweise etwas auf den metallenen Rückenpanzer klopfte. Doch auch er konnte es kaum fassen: Sie hatten endlich das erreicht, wofür sie gekämpft hatten. All die Kämpfe, all die Strapazen würden sich nun auszahlen. Er bekam einen Hinweis auf seine Vergangenheit und zu allem Überfluss konnten sie auch noch die Gaststätte vor der Pleite bewahren. Es war wie ein wahr gewordener Traum.
    „Bedauerlicherweise …“, unterbrach Piero ruhig den Freudentaumel der beiden Jugendlichen, „… habt weder ihr, noch die drei merkwürdigen Gestalten da drüben …“, er deutete mit einem Kopfnicken hinter Damian und Marie auf den Grabstein, sodass die beiden sich umdrehten, um zu sehen, was die drei Adligen trieben. Kleo, Adrian und Elias waren gerade dabei gewesen klamm und heimlich zu versuchen die Steintruhe zu öffnen, hatten dabei allerdings keinen Erfolg gehabt und standen nun leicht schuldbewusst zu der kleinen Vierergruppe blickend wie die begossenen Pudel da.
    Dem jungen Magier fiel bei näherer Betrachtung auf, dass sich auch die Kleidung der drei Adligen seit ihrer letzten Begegnung stark gewandelt hatte. Statt ihres zerfetzten, schwarzen Minikleids trug Kleopatra nun ein Kostüm, welches offenbar sehr von Salomé inspiriert worden war: Ein bauchfreies, sehr freizügig geschnittenes Oberteil, ein extrem langes Kleid aus fast schon durchscheinenden Stoff, alles gehalten in starken Rottönen und sehr hochhackige Schuhe, bei denen dem einen ein Absatz fehlte. Auch Elias und Adrian schienen offenbar radikal unter Pieros lebhafter Fantasie gelitten zu haben, denn beide hatte es sogar noch schlimmer getroffen als selbst Damian.
    Der Silberhaarige war gekleidet in eine kurze, grüne Hose, welche kurz oberhalb seiner Knie endete, einem blauen, kurzärmligen Hemd mit silbernen Streifen und einer gigantischen, knallroten Fliege, von der Damian vermutete, dass sie größer war als seine Hand. Auf seinem Haupt thronte eine dunkelblaue Mütze, die einem enormen Wassertropfen verdächtig ähnlich sah, doch all das war noch nichts gegen die Schuhe. An die Stelle der normalen, dezenten Schuhe, die der junge Adlige sonst immer trug, waren nun tellergroße, gelbe Ungetüme gerückt, die zu allem Überfluss auch noch so geformt waren, dass sie aussahen wie die Füße einer Ente.
    Adrian hatte es nicht viel besser erwischt, da es den Narren bei ihm wohl auf die sieben Weltmeere verschlagen hatte. Sein Schuhwerk war durch ein Paar hohe, schwarze Stiefel ersetzt worden, die enganliegende Hose hatte die Farbe von Narzissen angenommen. Der Mantel, den er über seinem weißen Rüschenhemd trug, war lang und leicht angerissen, schwarz mit goldenen Rändern und großen, reichaussehenden Knöpfen. Schräg platziert auf dem goldbraunen Wellenhaar des jungen Viscounts fand ein goldener Zweispitzhut seinen Platz, an dem eine gigantische, gelbe Feder befestigt worden war. Um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, verdeckte eine goldene Augenklappe das rechte Auge des Adligen. Insgesamt gaben alle Drei einen sehr merkwürdigen Eindruck ab.
    Während Damian und Marie das Trio immer noch anstarrten als handelte es sich bei ihnen um sehr seltene Tiergattungen, fuhr Piero ungestört fort, dass Lächeln immer noch omnipräsent: „… keiner von euch hat die Prüfung des Schatzes bestanden.“
    „Was?!“, riefen der Zauberlehrling und der Rotschopf im Einklang aus und die zertrümmernde Enttäuschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Wie konnte das sein, nach all dem, was sie durchgemacht hatten? Hieß dies etwa, dass sie es nun doch nicht schaffen würden, die Gaststätte zu retten? Der junge Mann konnte es kaum fassen, er wollte es aber auch nicht. Wie war das möglich, nach all dem, was sie hatten durchstehen müssen? War alles, alle Mühen, die sie in diesen Kampf um den Schatz, in diese Prüfung, investiert hatten, etwa vollkommen umsonst gewesen?
    „Aber wie kann das sein?“, bohrte die Rothaarige halb verzweifelt halb frustriert nach, krampfhaft versuchend sich an einen letzten Hoffnungsfaden zu klammern. Das konnte nicht alles gewesen sein. „Du hast doch gesagt, dass wir die Prüfung bestanden haben!“
    „Die Prüfung des Schatzes …“, erklärte Piero freundlich und ohne sich von niedergeschlagenen Gesichtern seiner Zuhörer aus der Ruhe bringen zu lassen, „… sieht vor, dass man innerhalb der Illusion siegt. Da aber beide Gruppen entweder verloren oder aufgegeben haben, steht keinem das Recht auf den Schatz zu. Allerdings …“, fügte er hinzu, bevor Damian und Marie überhaupt die Möglichkeit hatten, sich laut darüber zu beschweren, „… ist es mir schon seit einiger Zeit möglich auf das Innere der Truhe zurückzugreifen.“
    „Heißt das …“, wunderte sich Damian, die Augen nachdenklich geschlossen und die Hand am Kinn, doch bevor er seine Frage vollständig stellen konnte, fiel ihm Marie aufgeregt ins Wort, in ihren azurblauen Augen wieder ein Hoffnungsschimmer glitzernd: „… dass du uns einen Teil des Schatzes abgeben wirst?“
    Der Narr schenkte ihr sein typisches sanftes Lächeln und Damian sah aus dem Augenwinkel wie das Mädchen leicht errötete: „Ich sehe keinen Grund, weshalb ich ihn euch verwehren sollte.“ Mit diesen Worten trat Piero, nun wieder mit beiden Füßen fest auf dem Boden, einige Schritte nach vorne und an Damian und Marie vorbei auf die Steintruhe zu. Kleo, Adrian und Elias zuckten zurück, fast so als hätte der Schwarzhaarige ihnen einen seiner bösen Blicke zu geworfen, und blieben zitternd einige Meter von dem Rest der Gruppe entfernt stehen, einige von Verlangen geprägte Blicke der Steintruhe zuwerfend.
    Der junge Mann und die Rothaarige folgten ihrem Wohltäter geschwind, wobei Damian sich niederkniete, um einer verwirrt dreinschauenden Laila auf die Füße zu helfen. Auch sie war nicht von einem Kostümwechsel verschont geblieben, jedoch hatte man bei ihr lediglich das Farbmuster geändert. So trug sie nun ein schneeweißes Kleid, mit einer braunen Strickjacke darüber und einem langen, roten Kapuzenmantel. „Interessante Farbkombination …“, war der gedankliche Kommentar des Jungen dazu, doch er behielt diese Beobachtung für sich. Kein Grund jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen.
    Piero hatte sich inzwischen vor der weißen Steintruhe niedergekniet und berührte mit einer blassen, langfingrigen Hand sanft die Seite des Sarges, fast so als hätte er es mit einem scheuen Tier zu tun. Sofort leuchtete die eingravierte Schrift feuerrot auf und erfüllte die schwarze Höhle mit einem warmen Glanz. Die drei Adligen zuckten wie verschreckte Hühner zusammen, doch Damian achtete gar nicht darauf, er betrachtete fasziniert das Geschehen. Ganz langsam, so schleichend, dass man es kaum mitbekam, hob sich der schwere, steinerne Deckel und schwebte für ein paar Sekunden schwerelos in der Luft. Dann levitierte er zur Seite und enthüllte die lang ersehnten Reichtümer, welche wie ein goldener Schein aus der Kiste heraus strahlten.
    Marie trat zögernd einige unsichere Schritte näher, fast als befürchtete sie, ihr Glück würde sich in Luft auflösen, wenn sie zu überschwänglich war, doch Damian dachte gar nicht daran sich in Zurückhaltung zu üben und war der Erste am Sarg, vor Vorfreude und Aufregung kaum noch an sich haltend. Nun konnte er endlich sehen, wofür sie gekämpft hatten, wofür sie diese Tortur überhaupt erst begonnen hatten.
    Der Schatz war genauso wie er ihn sich vorgestellt hatte: Im Inneren der Truhe häuften sich vielerlei wertvoller Dinge an, der junge Mann erkannte einige reich verzierte Kronen, Diamantketten, Ohrringe, die verdächtigerweise so aussahen, als wären sie mit Blut beschmiert, Spiegel, edle Schatullen und eine ganze Menge Edelsteine, einzig wirkliches Geld fehlte. Das Licht der Feensphäre, welches von oben auf diese unermesslichen Reichtümer herab schien, brach sich in den vielen Kristallen, Rubinen und Saphiren und ließ das Innere der Truhe aussehen, als hätte man einen Regenbogen in ihr eingesperrt. Der junge Magier konnte all dies kaum fassen: All dieses Gold und Silber, all diese Perlen und Diamanten, es überrumpelte ihn in all seinem Glanz und seiner Pracht. So erschlagen war er von diesem Anblick, dass er weder seinen Partnern noch Piero einen Blick zu warf, als jener zu einer weiteren Erklärung ausholte, sondern wie gebannt das Gold bewunderte. „Dies ist der sogenannte Schatz der Geisterprinzessin oder auch der Reichtum der Toten, es hat viele Namen. Diese Kostbarkeiten sind über viele Jahrhunderte zusammengetragen worden, genommen von wahrlosen Generationen. Jeder Historiker würde hier sein Paradies auf Erden finden.“
    „Unglaublich!“, flüsterte Marie und Damian konnte ihr nur all zu leicht zustimmen. Dieses Zeug war also schon mehrere Zeitalter alt, war vielleicht vor Hunderten von Jahren geschmiedet worden. Da war sogar die Möglichkeit, dass einige Dinge hier von magischer Natur waren. Wie stark die Flüche oder Sprüche, die so viel Zeit zum Reifen gehabt hatten, wohl waren? Sollte er es herausfinden? Neugierig genug war er. Doch etwas, er wusste nicht genau was, hielt ihn davon ab, einfach so in die Truhe hinein zu fassen und sich den erstbesten Gegenstand herauszunehmen. Er konnte nicht sagen wieso, aber irgendwie spürte er, dass das ein Fehler sein würde. Er hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend und seine Intuition belog ihn normalerweise nie. Aber dennoch die Gelegenheit war einfach so verlockend …
    Während der Junge noch mit sich ring, übernahm Piero jedoch die Initiative und fischte mit einer flinken Handbewegung etwas aus den Untiefen der Kiste. „Hier!“, rief er fröhlich und warf dem Braunhaarigen den kleinen, runden Gegenstand zu. „Fang!“
    Reflexartig hob Damian die Hand genau im richtigen Moment, um das Geschenk geschickt entgegen zu nehmen. Verwundert betrachtete er es: Es war ein silberner Ring, groß genug, um an seinen Ringfinger zu passen. Eingelassen in ihn war ein klobiger, tiefschwarzer Stein, so finster, dass man meinen konnte, er verschlucke das Licht selbst, ähnlich verhärteter Finsternis. Fasziniert begutachtete der junge Magier das Schmuckstück, fast schon hypnotisiert wirkte er, während er die eingravierten, sich weiß vom Dunkel des Steins abhebenden, Linien untersuchend, mit seinen Fingern fühlend sanft über sie strich. Sein Kopf war wie leer gefegt, er registrierte nichts Anderes, nur auf den Ring und das Muster fixiert. Wenn er es richtig erkannte, war dies eine weiße Schlange, den Mund geöffnet und die gespaltene Zunge ausgestreckt.


    Nichts. Dunkelheit. Eine rote Finsternis, eine blutrote Finsternis. Das Gesicht eines Mannes, zu schnell wieder verschwunden, als das man es erkennen konnte. Schreie. Blut, welches alles bedeckte, welches die Sicht nahm. Wieder das Gesicht blutrot, nicht erkennbar, dann abermals verschwunden. Ein Zischen. Schnee. Rot. Blut.


    „Meine dir versprochene Belohnung …“, begann Piero leise und sanft sprechend, doch Damian zuckte sofort zusammen. Er hatte den Ring angesehen und war kurz in Gedanken verloren gewesen, hatte für einen kurzen Moment vergessen wo er war. Dieser Stein war merkwürdig gewesen, hatte ihn geradezu eingesogen, doch nun, da er aus seiner Starre gerissen worden war, hatte er einen schlechten Geschmack im Mund. „Ein Hinweis auf das Vergessene, welches wir verloren wähnen und auf das, was die Zukunft bringt.“
    Damian wusste nicht genau wie er antworten sollte, sein Kopf war seltsam neblig, ähnlich dem Gefühl, welches er zuvor schon in der Illusion gespürt hatte. Er wollte gerade ansetzen sich nörgelnd darüber zu beschweren und zu fragen, ob das alles gewesen war, weil er mit weniger kryptischen Hinweisen auf seine Vergangenheit gerechnet hatte, da er wurde jedoch unterbrochen. Ein dunkles, bedrohliches Grollen gefolgt von einem unglaublich starken Beben erschütterte die Höhle. Damian hatte große Mühen nicht hinzufallen, während Laila sich verzweifelt und verängstigt an Marie klammerte, sodass beide auf ihre Allerwertesten plumpsten. Einige Brocken stürzten von der Decke auf den Boden und zersprangen dort mit einem lauten Krachen, während Damian mit vor Entsetzen entgleisten Zügen feststellte, dass sich Risse im Boden auftaten. Der dunkle See schien ebenfalls in Aufruhe geraten zu sein, große, alles zerstörende Wallen krachten gegen die Steinwände, während die einst so ruhige Wasseroberfläche nun wild, fast als wäre sie erzürnt, blubberte und zischte.
    Auch Piero war offensichtlich alles andere als begeistert über diese Entwicklung der Dinge, denn sein sonst ewig träumerischer Gesichtsausdruck verdüsterte sich zum ersten Mal wirklich und er drehte sich rasch um, um zu sehen, wer für dieses Chaos verantwortlich war. Kleo und Adrian hatten es gewagt sich unbemerkt über den Schatz her zu machen und hatten sich alle ihre Taschen mit den Ringen und Kelchen vollgestopft, während sie sich selbst mit Ketten und Kronen behangen und geschmückt hatten. Nun gaben sie nicht zum ersten Mal an diesem Tag den Eindruck ab als hätte man sie soeben mit einem gigantischen Hammer geplättet. Stärker zitternd als Espenlaub hingen sie aneinander und blickten von Angst und Schrecken erfüllt zu dem über ihnen schwebenden Narren empor. Damian konnte Pieros Gesichtsausdruck nicht sehen, da jener mit dem Rücken zu ihm stand, doch als er die vollkommen panischen Reaktionen der beiden Adligen sah, war er sich nicht mehr so sicher, ob er das auch unbedingt wollte. Dieser Narr konnte schon ganz schon einschüchternd sein.
    „W-was geschieht hier?“, quiekte Laila hysterisch und der junge Magier konnte Tränen in ihren Augenwinkeln glitzern sehen.
    „Der Schutzmechanismus des Schatzes hat sich aktiviert“, erläuterte Piero düster, immer noch die Katastrophe um sich herum betrachtend. „Nur wer des Schatzes würdig ist, darf ihn berühren, andernfalls passiert dies.“
    „Wir-wir sind jung und brauchen das Geld!“, brachte Adrian als schwache Verteidigung hervor, doch ein Blick von Piero brachte ihn zum Schweigen, sodass er sich quiekend hinter Kleo versteckte, die offenbar vergeblich versuchte, ein unschuldiges Lächeln aufzusetzen, dabei aber kläglich scheiterte.
    „Wie dem auch sei“, fuhr der Narr fort, ohne sich weiter mit den beiden bemitleidenswerten Figuren abzugeben. Nun wandte er sich wieder an Damian, Marie und Laila, die ihn allesamt erschrocken und geschockt anstarrten. Was sollten sie nun tun? Der Weg zurück war lang und wenn sie hierblieben würden sie von den Steinen begraben werden. Aber sie konnten es niemals rechtzeitig zum Ausgang schaffen, oder? Außerdem war da ja noch der Höllenhund, der sie angreifen würde und Damian war sich nicht sicher, ob der Narr es mit dem Ungetüm würde aufnehmen können. Alles war verloren, nichts konnte sie jetzt noch retten.
    „Folgt mir!“, befahl Piero der Gruppe plötzlich und seine Stimme war zum ersten Mal befehlend, der sonstige, weiche, geduldige Ton war verschwunden. Seine orangeroten Augen blickten fordernd in die Runde und Damian konnte dem Blick keine Sekunde lang standhalten. Stattdessen tat er wie ihm geheißen und eilte hinter dem Schwarzhaarigen und Salomé her ohne auch nur daran zu denken sich zu beschweren. Ihr Schicksal lag nun in deren Händen. Damian wusste, dass er es sich gerade jetzt nicht leisten konnte, ungehorsam zu sein, vor allem, da er selbst keine Ideen hatte, die sie hier heil rausbringen würden. Der Clown schien sich in diesem Höhlensystem weitaus besser als er auszukennen und war demnach einer der sichersten Personen, denen er zurzeit folgen konnte.
    So rannten sie alle hinter dem schwebenden, rotleuchtenden Narren und der freizügigen Zigeunerin hinterher, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden irgendetwas zu hinterfragen. Ganz vorne waren Piero und Salomé, hin und wieder den Weg blockierende Steinbrocken sprengend und den richtigen Pfad weisend. Hinter ihnen liefen zuerst Laila mit flatterndem Mantel, dann Marie und zum Ende hin Damian gefolgt von Elias, Kleopatra und als allerletztes Schlusslicht Adrian, der seine Probleme hatte hinterher zu kommen.
    Das Beben wurde nun immer stärker, während mehr und mehr Teile der Decke ihren Weg auf den Boden fanden, sodass die kleine Gruppe sehr aufpassen musste, nicht getroffen und unter dem Geröll begraben zu werden. Schon bald war der Pfad hinter ihnen versperrt, was allerdings kein Problem war, da ohnehin keiner der Jugendlichen wahnsinnig genug gewesen wäre, umzudrehen und wieder zurück zu rennen. Den Nerven des jungen Mannes nicht zutragend waren die ganzen Risse, die sich nun in Wänden und an der Decke auftaten. Er hatte keine Lust in eine dieser Todesgruben hineinzutreten und er war sich sicher, dass jeder hier seine Wünsche teilte. Piero und Salomé führten sie nun in einen versteckten Gang, den Damian beim ersten Eintreten nicht bemerkt hatte, der aber offenbar eine Abkürzung durch den Tunnelkomplex war, da es schon bald sehr steil in die Höhe ging.
    Hinter sich konnte er Adrian sich beschweren hören: „Warum muss ich eigentlich als Letzter laufen?“
    „Weil du der langsamste bist, du Volltrottel!“, fauchte Kleo, die allerdings auch nicht wesentlich schneller war als ihr Cousin. Der eine abgebrochene Absatz machte ihr offenbar ganz schön zu schaffen, da sie eher humpelte als rannte und zusammen mit dem jungen Goldhall sehr weit zurückfiel. Damian begann bereits sich zu fragen, ob sie es überhaupt noch schaffen würden, da wurden seine dunklen Befürchtungen auch schon bewahrheitet.
    Ein weiteres starkes Beben erschütterte den Tunnel und ließ die Gruppe zittern und schwanken. Vor der blonden Viscountess tat sich urplötzlich und unerwartet ein gewaltiger Spalt auf, in den sie beinahe hineingefallen wäre. Dieses Schicksal vermied sie zum Glück jedoch, da sie gerade noch rechtzeitig stehen blieb und entsetzt den kirschroten Mund weit aufriss. Adrian, der diese Hürde allerdings nicht wahrgenommen hatte, verpasste es rechtzeitig zu bremsen und krachte mit voller Wucht in den blonden Lockenkopf hinein, sodass beide für einen kurzen Moment taumelten, bevor sie mit einem markerschütternden Schrei in den Abgrund stürzten.
    Damian riss entsetzt die Augen auf, kaum verarbeitend, was er gerade miterlebt hatte. Sein Herz schien für einen kurzen Moment stehen zu bleiben, doch ehe er irgendetwas Anderes tun konnte als mit vor Schock offenstehenden Mund auf den Abgrund zu starren, war ein silberner Schopf bereits an ihm vorbei gezischt. Der junge Magier wollte ihm eine Warnung hinterher rufen, doch da stürzte Elias sich bereits ebenfalls in die Leere, in einem verzweifelten Versuch seine Schwester zu retten. Damian konnte es kaum fassen.
    „Elias!“, schrie jemand hinter ihm auf und der Braunhaarige wusste sofort, dass es sich dabei um Marie handelte. Instinktiv streckte er seine Arme aus, da er genau wusste, was seine Kindheitsfreundin versuchen würde, und hielt sie damit davon ab sich auch in die Tiefe fallen zu lassen. „Nein!“, brüllte er die Rothaarige über das Donnern und Grollen des einstürzenden Tunnels an und schüttelte sie leicht, fast als wollte er sie wieder zu Besinnung bringen. Sein Blick bohrte sich in ihren, angespannt und unnachgiebig. In ihren leuchtenden Augen glitzerten Tränen, immer geweitet vor Schock. „Du kannst nichts mehr tun! Los!“
    Mit diesen Worten schubste er sie wieder in Richtung ihrer Schwester und den beiden Straßenkünstlern und gemeinsam beeilten sie sich den Anderen zu folgen, während hinter ihnen die Decke mit dem Boden kollidierte und den Weg zurück vollkommen versperrte. Sie waren gerade noch rechtzeitig davon gekommen.


    Eine kurze Zeit später schlug ihnen nach all der modrigen, stickigen Luft der dunklen Höhle die frische Brise des Abends entgegen und schon bald stolperten alle Drei erschöpft und außer Atem, aber erleichtert unter den freien Sternenhimmel. Das Erste, was Damian tat, war sich ermattet auf den schwarzen Steinboden sinken zu lassen und dort die Augen geschlossen nach Luft zu ringen. Sein Herz raste tausend Mal schneller als er eben gerannt war und schlug unangenehm gegen seine Rippen, fast wie ein Vogel, der aus seinem Käfig gelassen werden wollte. Neben ihm ließen auch die zwei Mädchen zu Boden sinken, beide genauso am Ende wie er. Das Beben hatte inzwischen aufgehört.
    „Das … war haarscharf!“, keuchte der junge Mann, konnte aber nicht umhin das breite, selbstgefällige Grinsen aufzusetzen, welches für ihn so typisch war. „Wer will nochmal?“ Als Antwort bekam er einen schwachen Hieb in die Seite, da Marie offenbar sogar zu kraftlos war, um ihn anständig zu vermöbeln. Zu seiner Freude sah er, dass auch sie ein schwaches Lächeln aufgesetzt hatte.
    Piero indes starrte gedankenverloren auf den nun versperrten Höhleneingang, der, wie Damian erst jetzt bemerkte, in einen gigantischen, aus schwarzem Gestein bestehenden Berg hineinführte, der offenbar ein paar Meter in den Boden gesackt war. Sie befanden sich offensichtlich im Schwarzgebirge, welche den Norden und Osten der Stadt absperrte und zu den am weitreichendsten und vor allem schönsten Gebirgen Aqueas gehörte. War dieser Höhlenkomplex tatsächlich so weitreichend gewesen?
    „Drei fehlen …“, murmelte der Narr, die Augen meditativ geschlossen, dass Gesicht nichtssagend. Damian wusste, dass er über Kleopatra, Adrian und Elias nachdachte. Mit einem Stich traf es ihn, dass alle Drei nun vermutlich tot und begraben irgendwo von Steinen zermalmt in den Untiefen des Tunnelsystems verschollen waren. Er hatte die Adligen, vor allem die zwei Jungs, zwar nicht sonderlich gemocht, aber dennoch hatte er ihnen nie so ein Schicksal gewünscht. Irgendwie tat es ihm ein wenig Leid um sie. Piero schien allerdings anderer Ansicht zu sein, denn er meinte mit einem Schulterzucken: „Gier wird Zuteil, was Gier gebührt.“
    Nun wandte er sich abermals an die drei Jugendlichen, die sich offenbar langsam wieder zu erholen schienen und setzte sein übliches träumerisches Lächeln auf: „Einmal den sanften Händen des Todes zu entweichen, kann nur bedeuten, dass ihr es auch in Zukunft schaffen werdet.“ Salomé stand neben dem Narren und starrte gelangweilt Löcher in die Luft.
    Damian, der mit diesen Worten herzlich wenig anfangen konnte, zog gereizt eine Augenbraue hoch, beließ es jedoch dabei, während Marie dabei war Laila auf die Füße zu helfen. Der junge Mann wollte sich gerade umdrehen, um, perfekter Ehrenmann, der er nun mal war, seine Freundin zu unterstützen, da spürte er auf einmal eine Hand auf seiner Schulter und er wurde sanft von Piero zur Seite gezogen. Der Narr schenkte ihm ein weiteres freundliches Lächeln, doch etwas in seinem Gesichtsausdruck war nun anders, merkwürdiger, falls das bei diesem komischen Kauz überhaupt noch möglich war. Damian vermied es ihm in die Augen zu sehen und spielte mit genervtem Gesicht an seinen neuen Klamotten rum. Sobald er wieder bei der Gaststätte war, würde er sich sofort umziehen!
    „Noch eine persönliche Warnung an dich, Damian-kun“, flüsterte Piero und der Ton in seiner Stimme ließ auf nichts Ungewöhnliches schließen, doch der junge Magier spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Dann, ohne Vorwarnung, drückte der Narr ihm auf einmal die Karte mit dem Skorpion in die Hand. „Nimm dich in Acht. Der Skorpion will dir nichts Gutes.“
    „Was?“, fragte Damian leicht verdattert, doch bevor er überhaupt irgendeine Frage, die ihm auf der Zunge lag, stellen konnte, zog ein markerschütternder Schrei seine Aufmerksamkeit auf sich. Sofort wirbelte er herum, bereit sich jedem Gegner zu stellen, doch er sah nur Marie und Laila, die beide weißer im Gesicht waren, als es Kreide je sein konnte. Zitternd und mit Tränen in den Augen starrten sie auf etwas, das außerhalb von Damians Sicht, hinter einem der Berge lag.
    „Was ist passiert?“, rief er besorgt und eilte zu seinen Freunden hinüber, die Verwirrung stand ihm auf die Stirn geschrieben. Er hatte die beiden noch nie so außer sich erlebt, nicht einmal als sie in ihrer Kindheit eine tote Katze gefunden hatten. Was konnte es nur sein?
    „Was …?“, hob er ein weiteres Mal die Stimme als er sie erreicht hatte, doch dann stockte er mitten im Satz. Sein entgeisterter Blick fiel auf das, was die beiden schon vor ihm bemerkt hatten. Schwarzstadt brannte.
    _ _ _
    Letztes Kapitel, woohoo! Mit 4900 Wörtern das absolut Längste, was ich bisher geschrieben habe.

    Laverne war aufgeflogen. Zumindest sein wahrer Name, dank Joey und seiner sehr lauten Begrüßung. Doch das war nicht so schlimm, er würde es einfach überspielen, darin war er ja Meister. Zwar war er noch zu erschöpft, um Arthur wieder fröhlich und unvorsichtig zu machen, allerdings müsste seine neugewonnene Sympathie noch etwas nachhallen. Außerdem wollte er ohnehin auf das große Geld zurückkommen.
    Ach, Joey und ich sind alte Freunde. Ein paar nette Worte hier, ein paar Gläschen da und schon sind alle Uneinigkeiten aus der Welt geschafft“, winkte der Schwarzhaarige beiläufig ab, bevor den anderen abermals fixierte, wie immer das breite Lächeln im Gesicht. „By the way, was soll das ganze Gesieze, schließlich sind wir doch bereits BFFLs, n’est-ce pas? Aber um auf deine Familie zurückzukommen …
    Doch der Brillenträger wurde abermals unterbrochen, als ein urplötzlich ein schneller Elektrobeat ertönte, über den eine so in Autotune getränkte Stimme gelegt worden war, dass sie auch vollkommen computergeneriert hätte sein können: „Insomnia, Insomnia, oh, o-oh, oh, oh, you’re giving me insomnia!
    Oh, da war mein zweites Handy!“, rief Laverne überrascht aus und zog Ebenjenes aus seiner hinteren Hosentasche. „Ich saß die ganze Zeit drauf, ist ja lustig. Der Wecker ist angestellt, warum das denn? Das war übrigens …“, meinte er wieder an Arthur gewandt, „ … Alice, eine kommende Popdiva, die ich zufälligerweise persönlich kenne … Hab‘ ich dir das schon erzählt?
    Den Rest der Fahrt verbrachte Laverne damit Arthur ohne Punkt und Komma voll zu texten, von den Eskapaden verschiedener Sänger, die er mochte („Ich sag dir, das Verschwinden von diesem Marcello di sowieso ist nichts weiter als ein riesiger Webegig, der wird hier einschlagen wie eine Bombe!“), seinen Lieblingsfilmen und natürlich der Serie seines Herzens „Tragische Rosen“. Während der Fahrt spürte er wie es seinem Gegenüber immer schwerer fiel, seine doch sehr eindeutig aggressiven Gefühle unter Kontrolle zu behalten, doch das motivierte Laverne nur dazu noch ausgiebiger davon zu erzählen, dass Stephney in Wirklichkeit der Klon von Novus war und sie deshalb sterben musste und weil er wollte, dass Novus mit Anastasia zusammenkäme.
    Er war gerade dabei den Plot der siebten Staffel in allen Einzelheiten zu erklären, da hielt der Bus und ihnen wurde die Möglichkeit gegeben, sich etwas zu Essen zu holen. Laverne war einer der Ersten draußen und war sogar freundlich genug sich dazu bereit zu erklären, Arthur ebenfalls etwas Essbares mitzubringen.
    Kaum drinnen war das Erste, was der Schwarzhaarige tat, anzufangen sich mit gerümpfter Nase über die Einrichtung zu beschweren: „Was ist das denn hier? Naja, man kann nur hoffen, dass sie guten Kaffee haben …“ Tatsächlich fand er auch einen Kühlautomaten mit Kaffee darin und da man ihm dies bezahlte, konnte er es nicht nehmen lassen, von jeder der vier Kaffeesorten gleich eine Tasse mitgehen zu lassen. Schließlich ging zur Auslage, um Arthur einen ganzen Berg Salat aufzutun und darauf noch ein paar Hähnchenbruststreifen zu häufen („Ich hätte gerne etwas Vegetarisches, nur leicht gesalzen. Das heißt kein Fleisch! Got it memorized?“ „Ey, du musst dir keine Sorgen machen, mein Gedächtnis ist wie ein Computerchip!“). Auf dem Weg nach draußen warf ihm der Junge, der das Geld hatte, einen skeptischen Blick zu, vor allem den sich türmenden Kaffee beäugte er argwöhnisch. „Ich hol für jemanden im Bus mit – Das Essen zumindest.


    Als er wieder im Bus war überreichte er dem Anderen stolz das Essen mit den Worten: „Hier, genau wie du es wolltest!“, bevor er sich wieder und Arthur auch nur eine Sekunde zu Wort kommen zu lassen nach draußen begab, um laut zu telefonieren, da er in diesem „Schrotthaufen, den sie Bus nennen“ keinen guten Empfang hatte.


    OT: So, Laverne steht frei fürs Gespräch, falls jemand Lust hat :>

    Purgatorium II: Requiem


    Die Illusion zerbrach. Damian erkannte kaum etwas, den Blick einzig auf seinen Gegner gerichtet. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr wie die hohen Holzbalken, die das Zirkuszelt gehalten hatten, zerbrachen, als wären sie aus Papier gemacht und gen Boden stürzten. Bei ihrer Berührung mit der Erde lösten sie sich in glitzernde, braune Partikel auf wie in Kristall gefangene Lichtfragmente. Die leeren Sitzreihen zerschmolzen, Eis in der Sonne gleich, während das in allen Farben schimmernde Zirkuszelt in den dunklen Schatten der Illusion verschwand. Die gesamte Arena wurde von der Finsternis verschluckt, alles Licht wie in einem düsteren Meer versinkend.
    Pieros weiß geschminktes Gesicht leuchtete blass in der Schwärze, ähnlich dem Vollmond am sternenlosen Nachthimmel, während sein orangeroter Blick sich in den braunen Damians bohrte. Wie festgeklebt das träumerische Lächeln auf den Lippen schien dieses Mienenspiel jedoch nicht wirklich zu dem Ausdruck in seinen kühlen Augen zu passen. Es war ein merkwürdiges, geradezu unheimliches Bild, welches der Narr abgab, den jungen Magier fixierend, dessen eben noch triumphale Züge sich in eine von Schock und Angst gezeichnete Maske verwandelten. Was bedeutete das? Wie war das nur möglich? Er hatte doch gewonnen. Wieso geschah dies alles?
    Er spürte wie ihm der goldene Stab langsam aus der Hand glitt, fast wie eine sich windende Schlange, die versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen. Obgleich seine Finger fest um ihn geschlungen waren, konnte er ihn nicht halten, während sein Blick immer noch wie hypnotisiert an Piero hing. Sein Körper war paralysiert, unfähig sich zu bewegen, während er wie gebannt in die feurigen Augen des Narren starrte. Wie ein Strudel aus wild tobenden Flammen, ein Gemisch aus Funken und Glut, welches ihn gefangen hielt, so erschienen sie ihm, ein brennendes Meer, welches ihn ertränkte. Der junge Magier hatte es bis dahin vermieden dem Narren direkt in die Augen zu sehen, zu oft hatte sein Meister ihn davor gewarnt, dass Augenkontakt der Schlüssel eines Illusionisten war, und nun, da er es tat, verstand er dies nur zu gut. Es war so gut wie unmöglich sich von dem Blick seines Gegenübers zu lösen, wie gefesselt ging man in der orangeroten Ewigkeit unter.
    Ein plötzlicher, stechender Schmerz rief den jungen Mann in die Gegenwart zurück, so stark, als ob man Blitze durch seine Adern gepumpt hätte. Der unerwartete Schock ließ ihn für einen kurzen Moment orientierungslos zurück, während weißes Licht ihn blendete, sodass seine Augen vor Leid und Blindheit tränten. Immer noch fuhren blitzartige Qualen durch seinen Körper, jede folgende jedoch schwächer als die vorherige. Zusätzlich spürte er zu seinem großen Bestürzen, dass er immer schwächer und schwächer wurde, fast als würde ihm die Magie ausgesaugt werden. Sein Kopf schmerzte schlimmer als jemals zuvor, er schien kurz vor dem Zerbersten zu sein, während sein Körper sich vor Schmerz versteifte, bis er schließlich keinen Muskel mehr bewegen konnte. Schon bald lag er keuchend mit tränenden Augen auf dem Boden, seine Gliedmaßen taub, unfähig sich zu bewegen.
    Erst als er völlig am Ende war, ließ die Folter nach, sodass er nur noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen hatte, die ihn immer noch peinigten. Sein Kopf schien wie von Nebel gefüllt zu sein, keinen klaren Gedanken fassend, nur noch die niedersten Dinge wahrnehmend. Alles war verschwommen, verschleiert durch Schmerz und Verwirrung, seine Sinne abgestumpft wie ein altes Messer. Was war nur los? Wie konnte das sein?
    Trotz seines betäubten und fast schon leblosen Zustands, begann er langsam zu erkennen, wo genau er sich befand: Es war der weiße Raum, in welchem er zuvor seinen finalen Kampf gegen Elias hatte ausfechten müssen, da, wo Piero sich das erste Mal eingemischt hatte. Sein schwacher, verschwommener Blick wanderte langsam nach unten. Um seine schmutzigen, aufgerissenen Hände schlangen sich seltsame Fesseln, aus tintenartigem Rauch bestehend, eine flüssige Dunkelheit in Form von ihn bindenden Ketten. Um was für Magie handelte es sich hier? Waren sie der Grund für seinen furchtbaren Zustand?
    „Siegel … -magie?“, flüsterte er schwach, seine Stimme rau und heiser, als hätte er seit mehreren Tagen nicht mehr wirklich sprechen können. Das Wort kam nur schleppend über seine Lippen, seine Zunge fühlte sich wie ein totes Tier in seinem Mund an, eklig und kalt.
    „Ja als auch nein in gleichen Teilen, Damian-kun“, antwortete plötzlich die fröhliche Stimme Pieros. Hätte Damian sich in einer besseren Verfassung befunden, wäre er in diesem Moment wohl wild herumgewirbelt und hätte fanatisch um sich geblickt, um den Sprecher, dessen Worte von überall und nirgendwo her zu hallen schienen, ausfindig zu machen. Doch so konnte er nur unwillig lauschen: „ Ich habe den selben Trick benutzt wie du in unserem kleinen Kampf.“
    Das Augenlid des jungen Mannes zuckte und sein Gesicht verdüsterte sich. Eine Illusion?
    „Ganz recht!“, fuhr des Narren körperlose Stimme munter fort, offenbar erfreut von der Tatsache, dass der Braunhaarige dies so schnell erkannt hatte. „Du hast dir die illusionäre Natur unseres Schlachtfelds zu nutzen gemacht, um mich glauben zu lassen, du hättest einen frontalen Angriff gestartet, während du in Wirklichkeit hinter meinen Rücken geschlüpft bist. Clever, ich hatte nicht erwartet, dass Aden dich in der Illusionskunst lehrt, aber du hast mich abermals überrascht …“
    „Aber letztlich hat es nichts gebracht!“, spuckte der Lehrling angewidert aus. Plötzlich wurde ihm alles klar, trotz seines bemitleidenswerten Zustands fiel es ihm wie Schuppen vor die Augen. Es war so offensichtlich gewesen, dass es ihn fast schon zum Rasen brachte, wenn er nur darüber nachdachte. Dabei war er sich nicht einmal wirklich sicher, auf wen er tatsächlich wütend war. Sich selber dafür, dass er es nicht schon früher bemerkt hatte? Oder den Narren, der dafür verantwortlich war? „Das ganze Spektakel war nichts weiter als ein Spiel, eine Täuschung. Von dem Moment an, in dem du mir erschienen bist, hattest du mich unter deiner Kontrolle und da die Illusion der Prüfung meinen Geist bereits aufgelockert hatte, war es für dich ein Leichtes, mich zu manipulieren!“
    Mit jedem Wort, das er sprach, wurde der junge Mann zorniger, seine Emotionen kochten auf, so wie er es selten erlebt hatte, wie Magma in einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Aber bevor er dieses Gefühl in irgendeiner Art und Weise lenken konnte, wurde er auch schon durch einen weiteren, stechenden Schmerz sediert. Seine Knochen fühlten sich an als wollten sie gleich zerbersten, während seine Lungen nach dem vielen Reden noch mehr wehtaten als vorher, fast als hätte ihm jemand ein Messer in den Brustkorb gerammt. Piero ließ sich durch die kleine Unterbrechung jedoch nicht ablenken, sondern sinnierte ungestört weiter: „Eine Illusion in einer Illusion, eine Art zweifaltiger Traum. Es ist wirklich interessant wie tief man in jene Abgründe eindringen kann, bevor man gänzlich von ihnen verschluckt wird. Ich denke, du weißt, worüber ich rede …“
    „Was willst du?“, keuchte Damian, seine Stimme kaum mehr als ein schwaches Röcheln. Die vorherige Tortur hatte kaum mehr etwas von ihm zurückgelassen, sodass er nach Luft schnappend um jedes einzelne Wort kämpfen musste. „Den Schatz? Wieso musstest du uns und die drei Volltrottel dafür hier hinunter schicken? Der Höllenhund war sicher nicht das Problem, noch war es die Prüfung des Schatzes! Um was geht es dir wirklich?“
    „Clever, clever, Damian-kun“, antwortete der Narr heiter und man konnte das träumerische Lächeln geradezu aus seinen Worten heraushören. „Du liegst vollkommen richtig mit deinen Vermutungen. Der Schatz ist nicht von Interesse für mich, vor allem da ich mich der Prüfung schon vor langer Zeit unterzogen habe. Mein primäres Ziel war nicht Reichtum oder dergleichen, sondern die Überwachung verschiedener Individuen, von denen du am wichtigsten warst. Ich vermutete, dass Aden dich noch nicht eingeweiht hatte, weswegen ich dir und deinen Freunden von dem Schatz erzählte, wobei ich dir noch eine besondere Motivation mit auf den Weg gab …“
    „Meine Vergangenheit …“, flüsterte der Junge leise, mehr zu sich selbst, als zu seinem Gesprächspartner. Der einzige Grund, weswegen er diese Hürden überhaupt auf sich genommen hatte.
    „Ich musste dich testen, Damian-kun“, fuhr Piero ungerührt fort, sein Ton immer noch fröhlich und jovial. „Diese Umgebung war der perfekte Ort für deine Prüfung. Die heiligen Stätten, die du weiter oben gesehen hast, gehörten dem sogenannten „Kult des Tartaros“, einer barbarischen Sekte, die viele Völker tyrannisierten und unnennbare Grausamkeiten vollstreckten bis sie durch den Sonnenkönig ausgelöscht wurden. Sie besaßen viele Tempel im Süden und Osten dieser Welt, doch auch hier in Aquea waren sie vertreten. Dieses Heiligtum im Speziellen ist besonders gefährlich …“
    Der Narr stoppte kurz in seinen Ausführungen und ließ Damian eine wenig Zeit zum Nachdenken, um die Informationen, die er zuvor erhalten hatte zu verarbeiten. Piero wusste also über die merkwürdigen Zeichnungen und Rituale Bescheid. War er vielleicht ein Anhänger des Kultes? Aber das konnte nicht sein, wenn es tatsächlich stimmte, dass der Sonnenkönig es vor Jahrtausenden geschafft hatte, den Kult auszurotten. Zudem hätte ein einfaches Kultmitglied keine Motivation, ihn zu verfolgen und zu „testen“. Was war dann der Grund?
    „Als Schüler von Aden warst du ohnehin interessant für mich“, erhob Piero nun abermals seine Stimme und der junge Magier wusste nicht, ob er seine Gedanken gelesen oder es sowieso hatte aufbringen wollen. „Hinzu kamen noch andere Faktoren, die dazu führten, dass ich eine verstärkte Wissbegierde in dich entwickelte. Aber letztlich bist du nur ein kleiner Teil eines größeren Puzzles, ein Mosaikstein, der dort liegt, wo er gefallen ist und nun an seinen rechten Platz gerückt werden muss …“
    Langsam fühlte Damian sich unwohl und das nicht aufgrund seiner körperlichen Verletzungen. Es schien als glaubte der Narr, dass er bereits gewonnen hatte und sah man sich die derzeitige Lage an, war das mehr als wahrscheinlich. Doch obwohl er nicht viel schlauer war als zuvor, wusste er zumindest, dass er seinem Gegner nicht einfach so den Sieg überlassen konnte. Wenn er ein Feind seines Meisters war, dann konnte das schwere Konsequenzen haben, Aden wäre sicher nicht begeistert davon, festzustellen, dass sein handverlesener Schüler gegen irgendeinen dahergelaufenen Spielmann verloren hätte. Aber wie sollte er sich nur aus dieser Lage befreien? Er war vollkommen am Ende und Piero besaß die totale Kontrolle über die Illusion.
    Dann traf ihn der Geistesblitz. Piero hatte zuvor etwas davon gesagt, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass Aden Damian die Gedankenmanipulation beibringen würde, etwas, dass ihm schon vorher einen Vorteil eingebracht hatte. Was wenn er jetzt ebenjenes Wissen nutzen würde, um sich gegen die Illusion zu stemmen. Gewiss rechnete der Narr nicht mit einem Gegenangriff und zu Damians Glück brauchte er für diese Art des Konterns weder Magie noch Stamina, nur pure Willenskraft und davon besaß er bei Leibe genug.
    So begann er sich auf einen bestimmten Punkt in sich selbst zu konzentrieren, seinen Kopf zu lehren und gleichzeitig wieder zu füllen, alle äußeren Einflüsse ausblendend, genauso wie sein Meister es ihm beigebracht hatte. Auf diese Art konnte er gegen die Illusion ankämpfen und wieder zurück in die Realität gelangen, wo er vielleicht eine fairere Chance gegen den Clown hatte. Er musste es schaffen.
    „Ein Fluchtversuch?“, erklang die freundliche Stimme Pieros erneut in seinem Kopf und trotz der oberflächlichen Fröhlichkeit schien es Damian als hörte er einen Schuss Hohn heraus. „Eines muss man dir lassen, Damian-kun, du bist nie bereit aufzugeben. Dies muss jedoch nicht unbedingt eine Stärke sein …“


    Der einst wunderschöne Tanzsaal lag in Trümmern. Die Überreste des Glasdaches waren zusammen mit den zersplitterten Holzsäulen über den ganzen Boden verteilt worden, während Teile der Decke hinuntergestürzt und beim Zusammenprall mit dem Steinflur zersprungen waren. Die Luft war erfüllt von einem Nebelschleier bestehend aus Staub und Schmutz, der über allem wie ein schwerer Vorhang lag. Durch die verschiedenen Löcher in der Decke fiel helles Sonnenlicht in den Saal und spiegelte sich in den abertausenden Glasscherben wieder, sodass es schien als ob die ganze Erde von unendlich vielen Diamanten bedeckt war. An den Wänden konnte man Brandspuren erkennen, einige Säulen sahen indes so aus, als wären sie durchgeschnitten worden und in einer Ecke konnte man eine große Wasserlache ausmachen.
    Im Zentrum dieses Schlachtfelds waren Kleopatra und Marie, beide vollkommen am Ende und Rücken an Rücken aneinander gefesselt. Die Haare der Blondine waren ein weiteres Mal arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, während ihre Elfenbeinhaut einige unschöne Kratzer und Blessuren aufwies. Auch der Rotschopf sah nicht besser aus, ihr Schwert lag nutzlos in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes und in ihrer Rüstung fehlten einige Teile, welche zusammen mit dem Schutt irgendwo unter der heruntergefallenen Decke vergraben waren.
    „Das war ein toller Plan!“, fauchte Kleo nun und strampelte unwillig mit den Füßen, die himmelblauen Augen giftige Blicke an die Wand verschickend, da es ihr zurzeit nicht möglich war, sich ihrer Partnerin zuzuwenden. „Nur schade, dass unsere Gegnerin jedes einzelne Wort hören konnte!“
    „Was hätte ich denn sonst tun sollen?“, keifte die Rothaarige entnervt zurück und versuchte vergeblich ihren Kopf so zu verrenken, dass sie die Adlige ansehen konnte. „Es dir durch den Raum zubrüllen? Weitaus bessere Idee!“
    „Wusstest du denn nicht, dass Salome Zugriff auf unsere Verbindungsplatzierung hatte?!“
    „Wenn du es wusstest, wieso hast du mich dann nicht gewarnt?“
    „Was?! Jetzt willst du auch noch mir die Schuld für deine Unfähigkeit in die Schuhe schieben?“
    Während das Gezanke noch eine Weile weiterging, stand Salomé unbeteiligt daneben und starrte mit einem desinteressierten Gesichtsausdruck Löcher in die Luft. Ihr konnte man nicht einmal im Entferntesten ansehen, dass sie gerade Teil eines Kampfes gewesen war. Die Mädchen waren offenbar nicht an sie herangekommen, denn sie war vollkommen unversehrt, ihre makellose, braungebrannte Haut zeigte keinen einzigen Kratzer. Aus ihren in die Leere blickenden Augen konnte man geradezu die Langweile ablesen. Für sie war dies offenbar eine reine Zeitverschwendung gewesen.


    „Du stellst dich weitaus ungeschickter als deine Freundin an“, kommentierte Piero die verzweifelten Versuche Damians aus der Illusion frei zu brechen fröhlich, während jener sich immer noch unentwegt abmühte. „Sie hatte es sogar unwillentlich erreicht, die Konditionen meiner Illusion zu verändern …“
    Marie?“, sprang es dem jungen Mann unvermittelt in den Sinn, ihn nur für kurze Zeit von seinem Ziel ablenkend, doch es war bereits zu spät. Ein weiterer brennender Schmerz durchfuhr ihn, eine Strafe für sein kurzes Zögern und gleichzeitig seinen schwächlichen Widerstandsansätzen ein Ende setzend. Für einen kurzen Moment wurde alles taub, er sah nichts, hörte nichts, fühlte nichts. Es war, als ob er auf einmal unter Wasser getaucht und ihm alle Luft entwichen wäre. Dann, nach wenigen Sekundenbruchteilen, die ihm wie Tage vorkamen, schnappte er keuchend nach Luft. Jeder Atemzug brannte in seiner Lunge wie ein wütendes Feuer und sein Gesicht war nass von Schweiß und Tränen.
    „Das lag aber auch natürlich daran, dass ich mich nicht exklusiv auf sie konzentriert habe“, hörte er die Stimme des Narren ungerührt weiter redend, weit weg und nur schwach in seinem Kopf widerhallend, wie vom fernen Ende eines Tunnels. Doch trotzdem glaubte Damian aus den Worten Pieros fast so etwas wie Belustigung herauszuhören. „Manchmal muss man eben wissen, wann man verloren hat, Damian-kun.“
    „Ich gebe nicht auf!“, presste Damian zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, doch ein weiterer Schock reduzierte ihn abermals zu einem röchelnden Halbtoten.
    „Aber vielleicht wäre es besser, wenn du es tätest …“, flüsterte Pieros sanfte, träumerische Stimme in sein Ohr, fast als stände der Narr direkt neben ihm. Die unglaubliche Gelassenheit dieses Clowns machte den jungen Mann nur noch wütender. Für ihn war das Ganze nur noch ein Spiel, eine kurzweilige Erheiterung, Amüsement aus den Qualen des Magiers zu ziehen. Die Worte schienen so weich wie Federn, doch Damian hörte dahinter den Spott heraus. „Gegen mich kannst du nicht gewinnen.“
    „Ich … muss mich nur … aus der Illusion befreien!“, hustete der Braunhaarige und er schmeckte den metallischen Geschmack seines Blutes im Mund. Auf einmal verspürte er den starken Drang sich zu übergeben, während sein Herzschlag an Geschwindigkeit zunahm. „Dann … dann …“, er stoppte als ihm die Magengalle die Kehle hochkroch, doch er schaffte es sie zurückzudrängen, „ … kann ich es locker mit dir aufnehmen!“
    „Vorausgesetzt du schaffst es zu entkommen“, entgegnete der Narr gleichgültig.
    „Irgendwann wirst auch du müde!“, retournierte Damian und er konnte es sich nicht verkneifen sein typisches selbstzufriedenes Grinsen aufzusetzen, die sonst makellos weißen Zähne vom Rot seines Blutes beschmutzt. „Du kannst mich nicht ewig hier festhalten!“
    „Vorausgesetzt ich bringe dich nicht vorher um.“
    Damian konnte nicht anders als laut aufzulachen, bereute es jedoch sofort wieder, da sein Hals sich anfühlte, als hätte ihm jemand mit einem Messer von innen die Haut abgestreift. Etwas Blut tropfte seine Lippe hinunter auf den schneeweißen Boden. „Du bluffst!“, keuchte der junge Zauberschüler, während er weiterhin mit vor Anstrengung zusammen gekniffenen Augen nach Atem rang. „Du hast selbst gesagt, dass du mich brauchst, dass ich irgendein … Mosaikstein oder so bin! Außerdem …“, fuhr er fort und sein Grinsen wurde noch breiter, „… hast du sowieso bald verloren! Es dauert nicht mehr lange bis mein Meister und Maries Großmutter herausgefunden haben, wo wir sind, und dann hast du es mit zwei großen Magiern zu tun! Sie werden dich zertreten wie ein Insekt!“
    Piero antwortete darauf eine kurze Weile lang nichts und Damian wähnte sich schon in der Hoffnung ihm seine Grenzen aufgezeigt zu haben, doch dann kam die Antwort, freundlicher und ruhiger denn je: „Ich nehme an du bist mit dem Term Zeitliche Dissonanz vertraut, Damian-kun?“
    Der junge Mann erstarrte, während es ihm kalt den Rücken hinunterlief. Ein Schock, anders als die, die ihm Piero bisher bereitet hatte, durchfuhr ihn als ihm klar wurde, auf was der Narr hinaus wollte. Natürlich kannte Damian den Begriff Zeitliche Dissonanz; Aden als Theorieanbeter hatte keine Gelegenheit ausgelassen, ihn Bücher über alles Mögliche auswendig lernen zu lassen. Es beschrieb den Unterschied zwischen der gefühlten Zeit innerhalb einer Illusion und dem Lauf der eigentlichen Zeit außerhalb. In der Praxis hieße dies, dass Piero Damian mehrere Jahre innerhalb der Illusion einsperren konnte, ohne das in der realen Welt mehr als ein paar Minuten vergingen.
    „Du musst einfach einsehen …“, säuselte die Stimme des Narren immer noch heiter und verträumt, „… dass ich gewonnen habe.“
    „Nein!“, rief Damian mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung aus. Er konnte das nicht zulassen, Piero durfte nicht siegen. Abermals begann er sich gegen die Illusion zu stemmen, stärker und entschlossener als zuvor. Vor Anstrengung die Augenlider zusammengepresst, blendete er alle Einflüsse aus, sowohl innerlich als auch äußerlich, nur auf sein eines Ziel konzentriert. Er musste alles, alle Ressourcen, die er besaß, sämtliche Reserven, die er noch nicht verbraucht hatte, sammeln, musste versuchen sich endlich aus diesem Würgegriff zu befreien. Sein ganzes Sein durfte sich nur auf diesen einen Richtungspunkt konzentrieren, nichts anderes blieb ihm im Sinn. Er musste es schaffen.
    „Ich werde nicht verlieren!“
    Alles zerbarst. Für einen kurzen Moment befand der junge Mann sich in der Schwebe, unfähig irgendetwas zu erkennen, unfähig auch nur irgendetwas zu fühlen. Dann schlug er auf einmal die Augen auf.
    Vor ihm taten sich abgrundtiefe Schatten auf, nur einzeln durchwachsen von orangeroten Schleiern. Seine Füße berührten festen Untergrund, obwohl er nichts erkennen konnte. Überall waren nur Schatten und Nebel, nichts wirkte als ob es der Realität entsprungen wäre. Hatte er es geschafft? In seiner Hand hielt er abermals seinen goldenen Stab, doch seine Kleidung war immer noch Pieros schwarzrotes Zigeunergewand. Sein Körper war wieder normal, nichts wies auf die unglaublichen Qualen hin, die er zuvor hatte erleiden müssen. Die schwarzen Fesseln, die seine Handgelenke zuvor gebunden und ihn und die Qual aneinander gekettet hatten, waren verschwunden. „Ist die Illusion gebrochen?“
    „Teilweise.“ Damian lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter als ihm abermals Pieros ruhige Stimme leise ins Ohr flüsterte. Sofort wirbelte er herum, um zu sehen, wo der hinterhältige Narr war, doch er erkannte nichts und niemanden. Nur endlose Dunkelheit, eine gähnende Leere. „Jedoch muss man sich fragen, wie weit du bereits in das Labyrinth deiner Gedanken eingedrungen bist. Weißt du die Antwort?“
    Frustriert biss der junge Mann sich auf die Lippe. Noch eine Illusion? Aber wie war das möglich? „Egal! Ich habe es bereits einmal geschafft seine Gedankenspiele zu brechen, ich schaffe es sicher noch ein zweites Mal!“ Abermals sammelte er sich und versuchte genug Entschlossenheit zu vereinen, um freizukommen, doch Pieros ständige Stimme in seinem Nacken erwies sich als konstanter Dorn im Auge.
    „Was immer du für richtig hältst, du liegst falsch“, hauchte die verträumte Stimme und ihr Ton war nun so fröhlich, dass man meinen konnte, ihr Besitzer wäre gerade zum König ernannt worden. „Egal welchen Irrweg du auch beschreitest, am Ende ist es nur ein weiterer Pfad zu deiner Niederlage.“
    „Du kannst mir nichts einreden!“, spuckte Damian verabscheut aus, die Augen weiterhin fest geschlossen, versuchend sich auf seine innere Mitte zu konzentrieren. „Deine kleinen Psychospielchen funktionieren bei mir nicht!“
    „Die Gabe der Sonne …“, fuhr der Narr ungerührt fort, den unfreundlichen Ton seines Gesprächspartners nicht achtend, „… ist gleich den Flügel, die es uns ermöglichen, uns von den Ketten des Schicksals loszureißen und der Erde zu entrinnen, um die Himmel zu erobern. Doch obgleich jenen, müssen wir fallen, von Hochmut getrieben, durch Hochmut gestürzt.“
    „Das sagt gar nichts!“, fauchte der Junge, verzweifelt seine unnahbare Fassade versuchend aufrecht zu erhaltend. Doch langsam begann seine Sicherheit zu bröckeln und seine Kämpfe gegen die Schlingen der Illusion um seinen Geist ließen nach. Er hatte nicht verloren, er konnte nicht verloren haben! Schließlich hatte er noch nie versagt, gerade jetzt, da es zählte, durfte es ihm nicht zum ersten Mal geschehen!
    „Gib auf“, flüsterte Piero leise, die Stimme kaum noch ein Hauch in den ewigen Schatten.
    „Niemals!“, rief Damian zornig. Er durfte nicht aufgeben!
    „Du hast keine Chance auf einen Sieg …“
    „Sei ruhig!“
    „In deinem Inneren hast du es schon längst akzeptiert …“
    „Nein!“ Damians Stimme brach und wurde langsam schwächer. Etwas drückte in seiner Brust, zermalmte sein Herz wie eine unsichtbare Hand. „Ich … ich kann noch siegen!“
    Leises Lachen hallte durch die unendliche Finsternis. Es war kein kühles, grausames Lachen, aber warm war es auch nicht. Es war einfach nur merkwürdig. „Aber zu welchem Preis?“ Auf einmal erschien ein helles Leuchtfeuer nicht weit von Damian entfernt. Seine Leuchtkraft war so stark, dass der junge Mann für einen kurzen Moment die Augen zusammenkneifen musste, um nicht geblendet zu werden. Als er sie wieder aufschlug, stand ihm Piero gegenüber.
    Das weiße Gesicht leuchtete vor dem düsteren Hintergrund noch heller als sein Feuer zuvor, sein Lächeln so träumerisch und unbeschwert wie eh und je, doch die orangeroten Augen kalt und berechnend. Hinter ihm erschienen, zu Damians Entsetzen, Adrian und Laila, beide bewusstlos, schlaff den Kopf hängen lassend und gefesselt von den schwarzen Ketten, die er zuvor abgeschüttelt hatte. Die haselnussbraunen Augen des jungen Mannes weiteten sich vor Schock und Bestürzung, als ihm klar wurde, was Piero vorhatte. Dann übermannte ihn ein weiteres Mal die Wut.
    „Lass sie aus dem Spiel!“, zischte er und sein Blick war gefährlicher als je zuvor. Das war nicht gerecht, der Narr kämpfte mit unfairen Mitteln.
    „Dafür hättest du sie zuerst aus dem Spiel lassen sollen“, entgegnete jener nun, das Lächeln so unbewegt wie die Zeit selbst. „Sollen sie das Opfer deines Sieges werden?“
    „Das lasse ich nicht zu!“, brüllte Damian und zum ersten Mal seit dem Beginn des Kampfes verlor er seine Kühle und stürmte einfach so, ohne Plan oder Verstand auf seinen Gegner zu, einfach nur darauf hoffend, dass er es irgendwie schaffen konnte, die beiden zu befreien. Doch kaum hatte er seinen ersten Schritt gemacht, schon spürte er wie ihm die Knie nachgaben, wie alle Kraft aus seinen Gliedern wich und er zu Boden sank. Sein Stab fiel ihm ein weiteres Mal aus der Hand und landete klirrend auf dem Grund, während der Braunhaarige sich schwer atmend mit den Händen abstützen musste, um nicht umzukippen. Warum war er auf einmal wieder so schwach?
    „Sieh es ein, ich habe alle Fäden in der Hand …“
    „Nie … -mals!“, brachte der junge Mann keuchend hervor, den immer trüber werdenden Blick auf Laila, Adrian und Piero gerichtet. „Ich kann noch …“
    „Du kannst nichts mehr“, unterbrach ihn Piero, die Stimme sanfter und freundlicher denn je. „Jeder Weg führt zum Niedergang.“
    Ein Bild blitzte durch Damians Bewusstsein. Kleopatra und Marie, beide bewusstlos, genauso wie Laila und Adrian, Rücken an Rücken gebunden. Über ihnen mit einem langen Sichelschwert in der Hand eine bedrohliche Salomé, die Augen auf ihr Ziel gerichtet. „Was?!
    „Soll dein Stolz auch dich zum Fall verleiten?“
    „Ich gebe nicht auf!“, flüsterte Damian doch seine Stimme wurde schwächer, kaum noch hörbar. Er spürte wie seine Augen brannten, doch er wollte es nicht wahrhaben. Er war zu stur, um es zu akzeptieren.
    „Von Hochmut getrieben …“
    „Ich …“, flüsterte Damian, mehr zu sich selbst als zu dem Narren. Seine Stimme brach, als ihm etwas Warmes über die Wangen lief und ein gewaltiger Kloss im Hals ihm die Kehle zuschnürte. Wieso war er so machtlos? Warum konnte er nicht weiterkämpfen? Langsam hob Salomé das Schwert.
    „Durch Hochmut gestürzt!“
    Das Schwert sauste herab. Damian schrie auf. Sein ganzer Kopf war leer, nur noch ein Gedanke war vorhanden. Sein Körper war stumm, sein Geist taub. Das durfte nicht passieren!
    Das Schwert stoppte. Pieros Lächeln verbreitete sich.
    „Ich … ich gebe auf.“
    _ _ _
    So, vorletztes Kapitel mit 4100 Wörtern. Letztes Kapitel ist bereits vorbereitet, fertig und kommt nächste Woche zusammen mit dem Epilog.

    Bei der Erwähnung des Namens Faraday spürte Laverne wie eine leichte Veränderung innerhalb Arthurs Gefühlen vor sich ging. Es schien als würde sein Gegenüber sich versteifen, fast als hätte er eine Assoziation zu dem Namen oder der Firma, eine Vermutung die Laverne mit einem breiten Lächeln zur Kenntnis nahm. Während der andere also erzählte, dass er kein Interesse an der Musik seiner Mutter besaß, achtete der Schwarzhaarige sehr genau auf die Gefühle des Cosplayers.
    Doch zu seinem großen Überraschen kam Arthur von sich aus auf seine Verbindung zu Faraday zu sprechen und die Enthüllung war eine größere Goldgrube als Laverne sich hatte erhoffen können. „Jemand der noch höher angestellt war als mein Vater, da bleiben nicht mehr viele übrig – Ach, Arthur, ich liebe deinen Sinn für Humor“, ein helles, fröhliches Lachen und freundschaftlicher Klaps auf den Rücken seines Gesprächspartners. „Weißt du, wenn du so an guter Musik interessiert bist, ich hab ein paar Insidertipps für dich, wenn du verstehst, was ich meine, ich bin da ja überall mit drin. Newcomer-Act, aber mit hellen Staraussichten, Alice der Name, ich kenn sie persönlich – Aber sein Vater ist schon tot und sein Kostüm, falls man es als solches betiteln möchte, spricht nicht gerade von großem Reichtum … es sei denn er ist einer von diesen seltsamen, superreichen Exzentrikern, die sich gerne so verrückt anziehen …
    Ein weiteres selbstgefälliges Lachen, während Laverne abermals in seiner Tasche nach seinem Handy kramte, da er vergessen hatte, dass er es in seine Brusttasche gesteckt hatte. „Ich hab da ein Sample, „Dancing on the Dancefloor“, Dubpop pur, soviel Energie, dass Ding wird die Charts nicht smashen sondern zertrampeln – Was hatte Daddy mir erzählt, war nicht irgendwann erst dieses hohe Tier von Faraday gestorben …?
    Laverne hielt kurz inne, als ihm das Gespräch wieder einfiel und die Augen hinter der Brille weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde vor Schock. An jenem Tag hatte er seinen eigenen Fernseher bekommen, weil sein alter Herr sich so sehr darüber gefreut hatte: Der oberste Chef war gestorben, was ihm unter neuer Führung eine Beförderung einbringen konnte. War es möglich, dass das hier neben ihm …? Das musste er herausfinden.
    Um auf deine Family zurückzukommen, Arthur …“, meinte er, dass fröhliche Grinsen nicht von seinem Gesicht weichend, während er weiterhin geistesabwesend nach seinem Handy kramte. „Ist es nicht ein lustiger Zufall, dass unsere Väter beide bei Faraday arbeiten, und deiner war sogar noch höher als meiner, sieht man dir gar nicht an“, unbeschwertes Lachen, „ … das ist übrigens als Kompliment gemeint, nur so. Aber dein Daddy muss ja ein ziemlich hohes Tier gewesen sein, wenn er Besichtigungen durchführte, dass machen doch nur der oberste Guru und sein innerer Zirkel, nicht wahr? Dann hast du sicher auch davon gehört, dass der König, oder whatever, von Faraday gestorben ist nicht? Natürlich auch ein nicht ganz so lustiger Zufall, Daddy hat mir gar nicht erzählt, dass zwei Typen von ganz oben abgesägt wurden, wenn du verstehst
    Laverne legte Arthur die Hand auf die Schulter. Jetzt wurde es Zeit für seine „speziellen Überzeugungskünste“. Er konzentrierte sich auf viele positive Gefühle, Emotionen, die unvorsichtig machten. Wenn er mit seiner Vermutung richtig lag, dann hatte er da eine ganze Menge Geld am Haken und sollte sich auch sofort beliebt machen. Den Augenkontakt nicht brechend und wie immer ein charmantes, strahlendweißes Grinsen im Gesicht beobachtete er Arthur: „Außer natürlich, dein Daddy war der oberste Guru, aber das wäre geradezu absurd …



    Lewis schaffte es tatsächlich, sich in die richtige Richtung zu deduzieren. Was sollte er schon dagegen haben? Gut, Lewis findet heraus, dass sein richtiger Name nicht Arthur war. Aber, wenn man darüber nachdachte, war Lewis' richtiger Name auch nicht Lewis - höchstwahrscheinlich. Die Erwähnung von Dubpop am Rande nahm Artemis bewusst nicht wahr - er hatte vor, mit einem intakten Nervensystem bei der X-Men School anzukommen. Tiefschürfende Gespräche mit Storm lagen in unmittelbarer Nähe. Tiefschürfende Gespräche... hem hem.


    Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Es fiel ihm schwer, sich richtig zu konzentrieren - aus irgendeinem Grund fühlte er sich richtig beschwingt und fröhlich. Da haben wir's. Ich verliere den Verstand. Artemis blickte aus dem Fenster. Schönes Wetter dafür.


    Ob er davon gehört hatte, dass der "König von Faraday" "abgesägt" wurde? Er hatte es beinahe live erlebt. Außerdem war es vier Jahre her. Aber gewisse Dinge blieben halt interessante Neuigkeiten. Und schlussendlich äußerte Lewis noch die scherzhafte Vermutung, sein Vater und der Faraday CEO seien ein und dieselbe Person. Artemis richtete seinen Blick auf Lewis. "Hör zu, mein Freund. Diese Idee ist vollkommen sinnlos und aus der Luft gegriffen. Und wie mit so vielen Ideen dieser Art liegst du auch mit dieser richtig. Ja, mein Vater war der Eigentümer der Faraday Corp., die seit seinem Tod von meiner Mutter, meiner großen Schwester und meinem großen Bruder geführt wird. Ich habe da noch einen Bruder, aber der ist momentan zehn und daher kein geeigneter Kandidat."


    Artemis hob eine beschwichtigende Hand. "Ich möchte dich außerdem noch darauf hinweisen, dass dein Gesichtsausdruck gerade eben sehr passend. war. Nur die Dollar-Zeichen in den Pupillen fehlten noch. Wie dem auch sei, ich glaube, wir sind in Oscura angekommen. Wenn du deinen Kram geholt hast, kann ich dir erklären, warum du dir vergebliche Hoffnungen machst." Er deutete auf Lewis' behandschuhte Hand, auf der immer noch sein Mal hervorstrahlte. "Und ich würde das mal verstecken. Das zieht ein bisschen sehr viel Aufmerksamkeit draußen auf sich, es sei denn, die Bevölkerung weiß, dass Erleuchtete auf der Durchreise sind."



    Laverne konnte es kaum fassen, auf diese Goldgrube gestoßen zu sein. Fortuna lächelte ihm tatsächlich einmal zu. Wenn er den Faradayerben dazu nutzen konnte, dass Geld der Familie zu bekommen, vielleicht sogar seinen Vater ein paar Stufen in der Erfolgsleiter hochzusetzen, dann hatte er den ultimativen Jackpot. Natürlich, jetzt meinte Arthur noch, dass er ihm kein Geld geben konnte, aber das würde sich nach ein paar mehr „Glücksinjektionen“ ändern.
    Ich bin sofort wieder da“, flötete er dem Busfahrer zu, bevor er daran machte auszusteigen. Doch kaum hatte sich die Tür geöffnet, blieb er wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Draußen vor seinem Hotel stand ein großer, grobschlächtiger Mann, der es an Breite mit dem Stiernacken hinter dem Steuer aufnehmen konnte. Er besaß kurz geschorenes, strohblondes Haar und ein klumpiges, plumpes Gesicht mit kleinen, wässrig-blauen Augen, einer großen, unförmigen Nase und einem dünnlippigen, farblosen Mund, der von einer Narbe geziert wurde. Seine Kleidung wirkte edel, aber dennoch pragmatisch fast wie so ein klischeehafter Bodyguard oder Geheimagent.
    Als er den jungen Mann erblickte, verdüsterte sich sein Gesicht und es schien als wolle die Farbe seines Kopfes sich der von Lavernes Hose anpasste. Mit gewaltigen Schritten kam er langsam auf den Brillenträger zu. Jener spürte wie der Angstschweiß im Gesicht die Stirn runterlief.
    Laverne!“, kam das gebrüllte Knurren und es war deutlich herauszuhören, dass der Schwarzhaarige nichts bei diesem Koloss gut hatte.
    Joey!“, antwortete jener mit einem breiten, freundlichen Lächeln auf dem angstblassen Gesicht, bevor er geschwind auf den Giganten zu eilte, um ihn möglichst weit von dem Bus weg zu bugsieren. „Was bringt denn meinen besten Freund hierher? Ferien?
    Carlos will das Geld! Jetzt!
    Laverne spürte wie ihm eine Pistole in den Rücken gedrückt wurde, als sie das inzwischen fast leere Hotel betraten. Sein Hemd klebte inzwischen förmlich an ihm, doch er durfte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Joey Calmanas war die „Rechte Hand“ von Gangsterboss Carlos Armon, seines Zeichens Drogenmafiosi und einer der vielen, die der junge Dieb über den Tisch gezogen hatte. Das konnte unschön werden.
    Gehen wir doch erst mal in mein Zimmer, Joey, ich bin nämlich auf eine Goldgrube gestoßen und dass konnte …“ Er berührte den Arm des anderen. Das würde anstrengend werden.


    Ein paar Minuten später trug ein fröhlich pfeifender Joey Lavernes neongelbe Koffer zum Bus, während ebenjener sich in einem neuen, noch knalligeren Outfit, dafür aber blasser und erschöpfter als zuvor zurück in den Bus begab. Seine schwarzen Stiefel hatte er mit einem Exemplar der gleichen Sorte ausgetauscht, während seine rote Jeans einer tiefschwarzen, enganliegenden Latexhose weichen musste. Dazu kamen ein neongelbes Hemd mit hohem Kragen und darüber eine grüne Paillettenweste mit nur einem Arm.
    Nachdem Joey die Koffer mithilfe des Busfahrers verstaut hatte, winkte er dem Schwarzhaarigen fröhlich hinterher und rief dabei mit einem leichten Lallen: „Immer wieder schön dich zu sehn!
    Bye-Bee!“, antwortete der Schwarzhaarige fröhlich, bevor er sich müde in seinen Sitz zurücksinken ließ. „Ich glaube, ich habe es mit den Glücksgefühlen etwas übertrieben …


    OT: So, und hier ist Teil 2 ...

    Es war, als ob man ein überdehntes Gummiband zerschneiden würde. Das laute Gefühl verschwand fast augenblicklich und an seine Stelle trat so etwas wie Erleichterung oder sogar … Dankbarkeit? Laverne wusste nicht genau, was im Kopf der jungen Frau vor sich ging, aber es interessierte ihn auch nicht wirklich. Fürs Erste war er froh, dass er nicht ständig diese unangenehme Emotion im Hinterkopf hatte.
    Danke“, sagte jemand plötzlich und Laverne blickte überrascht auf. Das blonde Mädchen schenkte ihm ein verbundenes Lächeln. Wofür?
    Äh, kein Problem“, meinte er zögerlich, erwiderte das Lächeln allerdings. Er wusste nicht genau woran es lag, aber irgendetwas war anders an diesem Mädchen. Es wirkte aber nicht abschreckend wie bei dem Psycho sondern merkwürdig … faszinierend. Sein Blick kreuzte kurz ihren. Dunkelblaue Augen genau wie seine …
    Doch als das Mädchen versuchte aufzustehen, ließen ihre Beine sie plötzlich im Stich und sie viel zurück auf den Boden. Laverne, in einem sehr nicht charakteristischen Moment, war sofort an der Seite des Mädchen, um sie zu stützen, sollte sie einen Ohnmachtsanfall haben. Sein sonst immer fröhlicher Gesichtsausdruck wurde noch besorgter und er dachte nicht einmal darüber nach, dass seine Hose Flecken bekommen konnte, nun, da er auf dem Boden kniete. „Ich glaub, du solltest dich nicht allzu sehr überanstrengen. Du scheinst mir immer noch recht aufgewühlt zu sein …
    Wie viel hab ich verpasst?“, flüsterte das Mädchen leise, mehr zu sich selbst als zu irgendjemand im Bestimmten. Erst jetzt fiel Laverne auf, dass sie eine ziemlich angenehme Stimme hatte. Nicht laut oder eindrücklich wie diese blonde Dämonin, die ihn mit Blut vollgeschmiert hatte, sondern melodischer, ruhiger und insgesamt einfach sanfter. Es dauerte eine Weile bis er sich von diesen merkwürdigen Gedanken, die gar nicht zu ihm passten, löste, um ihr zu antworten.
    Nicht wirklich viel, denk ich“, meinte er und seine Stimme nahm langsam wieder ihren normalen, lebenslustigen Ton an. „Nachdem Blondie das Monster erschossen hatte, hat sie nur erklärt, dass es noch mehr von der Sorte gibt, die hier in der Nähe sind. Wenn du nicht auf noch eins treffen willst, und das nehm ich jetzt ganz dreist einfach mal an …“, ein schalkhaftes Lächeln, „… dann würde ich diesen komischen Kuttentypen folgen, die haben nämlich ein Bus. Ist mir zwar auch nicht ganz geheuer, aber immer noch besser als hier ganz allein zu verbleiben. Speaking of which …
    Die Gruppe rund um den Leichnam des Biestes setzte sich langsam in Bewegung in Richtung Bus. Bald würden die drei Mädchen und er alleine auf der Lichtung sein. „ … ich glaube, wir sollten auch langsam los!
    Er wandte sich abermals an das zierliche, blonde Mädchen. „Wenn du willst, kann ich dich beim Laufen stützten. Du siehst mir nicht so aus, als ob du sicher auf den Beinen wärst …“ ein nervöses Lachen. Warum war er nervös? Hoffentlich hatte sie das nicht falsch verstanden! „Ich m-meine natürlich, dass du immer noch ziemlich mit genommen aussiehst, nicht dass du irgendwie schwach, oder so …", er verhaspelte sich und spürte wie sein Gesicht die Farbe seiner Hose annahm. Was sollte das?
    Oh, ihr könnt euch übrigens zu mir im Bus setzten, wenn ihr nichts dagegen habt!“, fiel ihm plötzlich ein und er schenkte den anderen beiden ein freundliches Lächeln. Hoffentlich merkten sie nicht, dass er errötet war … warum auch immer.


    Danach setzten sich die zwei Jugendlichen in Bewegung (die beiden anderen Mädchen blieben noch etwas zurück) bis sie schließlich den Bus mit nur leichter Verzögerung erreicht hatten. Laverne versuchte den kurzen Weg mit ein paar lustigen Geschichten zu überbrücken, hauptsächlich um die Stimmung ein wenig aufzulockern. Zwar spürte er wieder irgendein komisches, leicht unangenehmes Gefühl, aber er hatte grade keinen Nerv dafür, sich darum zu kümmern.
    Als sie schließlich in den Bus gekommen waren, sah er sofort seinen Cosplayer-Freund und winkte ihm fröhlich mit seiner freien Hand zu (was unnötig war, da nicht einmal ein Blinder ihn hätte übersehen können). „Hey!“, rief er fröhlich, als er bemerkte, dass die Plätze um ihn herum noch frei waren, „du hast mir ein Platz freigehalten! Tanx!
    Dann wandte er sich freudestrahlend an das blonde Mädchen. „Darf ich dir vorstellen, das ist Arthur da“, er deutete auf ebenjenen, obwohl das nicht nötig gewesen war. „Ich bin Lewis, by the way“, fügte er noch hinzu und schenkte der Blondine ein strahlendes Lächeln. Im Hinterkopf jedoch war er nicht mehr so fröhlich: „Wie unhöflich von mir, ey! Ich hätte mich gleich vorstellen sollen, was für ein Faux-Pas, ein Disaster gerade zu! Hoffentlich nimmt sie mir das nicht übel …


    OT: Misana: Ich hoffe, es ist okay, dass Laverne deinen Chara gleich mit zum Bus genommen hat. Wir müssen eventuell ja sowieso alle zum Bus und es wäre nicht Laverne, einfach wegzugehen, aber ich wollte auch nicht, dass wir so hinterherhinken. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen :>
    Und ich sehe ein sich näherendes Love-Triangle xD

    Laverne, wie immer ein leicht naives Lächeln im Gesicht, hörte genau zu, während sein Gegenüber ihn in seiner Annahme berichtigte und ihm erzählte, dass er von der Westküste kam und offenbar ebenfalls keinen Plan hatte, was er hier eigentlich wollte. Unterdessen startete der Brillenträger einen weiteren Versuch sich den Emotionen des anderen anzunähern, jedoch abermals mit eher mäßigem Erfolg. Das war ziemlich frustrierend und Laverne beschloss den Typen im Auge zu behalten. Er war ziemlich interessant und das Unbekannte lockte ihn immer (außer es waren die dunklen Tiefen eines Psychopathen, aber so sah der Cosplayer nicht aus).
    Oh, und bevor ich es vergesse … “, fügte Arthur noch hinzu, während der junge Dieb weiterhin freundlich lächelnd sich innerlich an dem Gleichaltrigem die Zähne ausbiss, „ … eines der Stereotypen, die über uns Leute von der Westküste stimmen, ist, dass wir Leute nicht nach ihrer Kleidung bewerten." Eine kurze Pause. Laverne war sich nicht wirklich sicher, was er mit dieser Aussage anfangen sollte, bevor der andere Jugendliche mit einem "Wir kämen vermutlich gar nicht mehr aus dem Bewerten raus" schloss.
    Der Schwarzhaarige hob fragend eine Augenbraue. Das hatte er jetzt wissen müssen, weil …? Doch bevor er fragen konnte, ob das Ironie oder Sarkasmus gewesen war (er konnte die beiden nicht unterscheiden), wurde das Gespräch auch schon unterbrochen. Psycho schien offenbar nicht begeistert von Lavernes Gestik bezüglicher seiner geistigen Verfassung gewesen zu sein, denn kaum hatte Arthur geendet, schon zischte das Taschenmesser des laufenden Skeletts auch schon haarscharf an dem jungen Dieb vorbei. Jener reagierte auf die logische Weise, das hieß sich vor Schock quietschend hinter seinem Gesprächspartner zu verstecken und ihn als menschlichen Schutzschild zu verwenden. Er hatte recht gehabt, dass hier war eine einzige Freakshow!
    Ich habe kein Interesse, neben dem im Bus zu sitzen!" flüsterte er panisch die dunkelblauen Augen seinen Angreifer fixierend. Wenn er dem noch mal zu nahe kam, na dann aber gute Nacht!
    "Ich glaube nicht, dass er besonderes Interesse daran hat", meinte Arthur, als er sich zu Laverne umdrehte, um ihm dann anzubieten sich neben ihn in den Bus zu setzen. Allerdings nur unter der Bedingung, er würde sich ruhiger verhalten. Danach drehte der Junge in den altertümlichen Klamotten um und ging in Richtung des Busses.
    Keine Sorge!“, rief Laverne ihm fröhlich hinterher, seine Stimmung hatte sich mal wieder schneller geändert als die Windrichtung. „Ich bin, du, ich kann still sein – Ruhig ist mein zweiter Name! Ich bin so ruhig, ey, ein Ninja bin ich! So ruhig!
    Danach wandte sich der Dieb um und an die Stelle des Lächelns trat ein ziemlich entnervter Gesichtsausdruck. Er war es nicht gewohnt, dass sich so viele Leute seinen Fähigkeiten verschlossen und dazu war da noch diese nervige Emotion im Hintergrund, die alles überdeckte. Um noch einmal mit dem Radiovergleich zu arbeiten: Es war ungefähr so, als würde man einen normalen Sender hören, der die ganze Zeit von einem tinnitusartigen Piepen überlagert wurde. Wen trieb das nicht in den Wahnsinn?
    Es schien Laverne als ob irgendjemand aus der Gruppe ein sehr starkes, unschönes Gefühl spürte, eine Emotion von solcher Intensität, dass sie ihn sogar mehrere Meter entfernt erreichte. Aber wo? Er blickte sich suchend um: Psycho fiel weg, da jener zwar mit seinen Gefühlen ziemlich unwirsch war, aber etwas die Annäherung störte. Blondie schien ebenfalls unwahrscheinlich, ebenso Monsieur Handyzerstörer. Da war noch das braunhaarige Mädchen, welches zuvor mit dem Psycho gesprochen hatte, aber auch wirkte zu ruhig. Die Mumie und die zweit Kuttentypen (einer sogar passend mit Sense) schienen auch mehr als unwahrscheinlich. Wer konnte es sein?
    Aus dem Blickwinkel fiel ihm eine Gruppe Mädchen auf, die etwas abseits von den Restlichen standen. Eine davon hatte sich gerade übergeben, während eine Blonde so aussah, als wäre der Himmel über ihren Kopf zusammengestürzt. „Bingo!
    Mit besorgtem Gesicht rannte er zu den Dreien hinüber, die Taschentücher bereits in der Hand. Alle drei Mädchen sahen nicht schlecht aus, auch wenn keine wirklich sein Typ war, aber er hatte sich schon immer eher zu Mädchen als zu Jungen hingezogen gefühlt. Außerdem wirkten die jungen Damen halbwegs normal, zumindest verglichen mit dem Rest dieser Freakshow. Am besten er reservierte sie sich schon mal, es war immer gut ein paar Alliierte zusammen zu sammeln. Cosplayer allein würde nicht herhalten, vor allem, da Laverne ihm nicht traute.
    Hey!“, rief der Schwarzhaarige ihnen entgegen bevor er mit besorgter Miene zu ihnen gesellte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er die Schwarzhaarige, welche die Größte in der Gruppe, sogar eine Zentimeter größer als er selber, war, bevor er ihr das Taschentuch anbot. „Ich hab nur gesehen, dass sich jemand übergeben hat. Brauchst du irgendetwas, Medizin, oder so? Ich hab alles dabei.
    Die Emotionen der jungen Frau waren aufgewühlt, aber das laute Gefühl ging nicht von ihr aus. Mit fürsorglichem Gesicht kramte Laverne in seiner Tasche nach einem Mittel gegen Übelkeit ohne die andere zu Wort kommen zu lassen. „Ist kein schöner Anblick, eh?“, fügte er hinzu und deutete mit einem Kopfnicken auf den Kadaver. „Was ist mit euch?“, fragte er an die beiden anderen gewandt. Das Mädchen mit den kurzen aschblonden Haaren schien die gefassteste der Gruppe zu sein, aber die andere Blondine schien es ziemlich getroffen zu haben. Von ihr ging auch die Emotion aus, die er die ganze Zeit gehört hatte. Seine Miene verdüsterte sich. Starker Schock, vielleicht sogar etwas Schlimmeres. „Geht es dir gut?“, wandte er sich deshalb besorgt an sie.


    OT: So, da ist nun mein Post. Ich hoffe, ich hab das Aussehen und die Aktionen der Mädchen richtig zusammenbekommen und nichts vertauscht. War spät, als ich das gestern geschrieben habe :>

    Mit einem „Mehr habe ich nicht dabei. Ich hatte nicht gewusst, dass der Tag noch so blutig wird“ überreichte der andere Junge Laverne ein Packen Taschentücher, welche jener freudig entgegen nahm, während er gleichzeitig die Hand seine Wohltäters schüttelte. „Tanx“, bedankte er sich fröhlich, bevor ein wenig kichernd hinzufügte: „Panzer … Ist ein In-Joke von mir.
    Die kurze Zeit des schnellen Händedrucks mit seinem Altersgenossen, nutzte Laverne, um das Gemüt seines Gegenübers zu erkunden. Leider musste er jedoch bald feststellen, dass sich dies als schwerer herausstellte als ursprünglich vermutet. Normalerweise waren die meisten Leute mit denen er verkehrte nicht besonders „hell im Kopf“ und besaßen nur wenig Schutz um ihre Emotionen und Gefühle, sodass Laverne mit Leichtigkeit neue einpflanzen und noch einfacher die ursprünglichen erkennen konnte. Doch bei diesem „Arthur“, wie er sich nannte, war das anders. Ähnlich wie bei dem Psychopathen von zuvor schien es Laverne als hörte einen Radiosender mit schlechter Verbindung. Nur kleine Fetzen und Bruchstücke des anderen konnte er herausfiltern, nicht genug um ihm irgendetwas über den Jungen zu sagen, nicht einmal über den Moment wusste er hundertprozentig Bescheid, etwas, das nur äußerst selten passierte.
    Der junge Dieb ließ sich natürlich nichts anmerken, sondern schenkte dem anderen nur einen interessierten Blick und meinte neckisch: „Welch königlicher Name.“ Seine Gedanken kreisten immer noch um die Tatsache, dass er absolut nichts aus dem Cosplayer herausbekommen hatte, indes wischte er mit den Taschentücher über die Blutflecken auf seiner Kleidung und schaffte es das Ganze noch weiter zu verteilen. Arthur, auch wenn Laverne bezweifelte, dass das sein richtiger Name war, hatte ihn blockiert, eine Fähigkeit, die nur wenige Menschen besaßen. War es willentlich geschehen? Laverne hielt dies für sehr unwahrscheinlich, es gab nur wenige Menschen, die um seine Fähigkeiten wussten und sie aktiv blockierten. Viel offensichtlicher schien dem jungen Dieb die Möglichkeit, dass dieses Abschirmen der eigenen Gedanken unwillentlich passiert war. „Aber dazu bräuchte man eine ziemlich große Willenskraft“, sinnierte der junge Mann weiter, während „Arthur“ ihn fragte, was er nun gedachte zu tun.
    "Nun, ich weiß nicht …“, meinte Laverne nun und warf Kutte und seinen Kumpels einen skeptischen Blick zu. „Das Ganze erscheint mir ziemlich nebulös, wenn du verstehst, was ich meine … - So eine starke Willenskraft kommt nicht von selber und vor allem nicht, dass das Unterbewusstsein sie so sehr, um die Gefühle konzentriert …
    Laverne seufzte und setzte eine frustrierte Schnute auf, innerlich darauf hoffend, dass er mit seinem nächsten Zug etwas mehr aus dem Cosplayer herauslocken konnte. „Es wäre hilfreich, wenn ich wüsste, warum ich überhaupt hier war. Ich hab ein ziemlich schlechtes Gedächtnis …", er deutete sich zusätzlich auf den Kopf, als ob es nötig wäre, diese Aussage noch zu unterstreichen. „Er ist also ziemlich selbstbeherrscht, dementsprechend kein großer Holzkopf … nun gut, so hätte ich ihn ohnehin nicht eingeschätzt – Weißt du, ich bin so ‘ne Art Freelancer, wenn du verstehst, sowas wie ein Jack of all Stats. Ich arbeite überall: Banken, Unternehmen, Musikbranche, Filmindustrie …“ Das war nicht voll gelogen. Er hatte schon eine Menge Manager, Unternehmer und Produzenten mit vielen nicht-existenten Projekten um sehr viel Geld erleichtert. „Und weil ich mein Genius unter das Fußvolk bringen möchte …“, ein schalkhaftes Grinsen, „… reise ich viel umher – Vermutlich hat er etwas zu verbergen, trauen tut er mir auf jeden Fall schon mal nicht. Ob bewusst oder unbewusst, kann ich noch nicht sagen …
    Der Schwarzhaarige warf einen kurzen Blick auf die Bestie. Seine Miene verdüsterte sich. Blondie hatte gesagt, dass das nur ein Jungtier war und die Ausgewachsenen nicht weit entfernt. Außerdem konnten sie Blut über mehrere Kilometer wittern und er war mit Blut vollgeschmiert. Der Weg zu seinem Hotel war weit …
    Um auf deine eigentliche Frage zurückzukommen, ich gehe mit. Ich bin ein neugieriger Mensch und würde nur zu gerne wissen, was das Ganze hier soll und warum ich hierhin gegangen bin … Ich hab’s nämlich vergessen.
    Dann plötzlich, so schnell wie es seine hyperaktive Art war, schaltete Laverne von ernst auf jovial um und gab „Arthur“ einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. „Aber genug von mir, erzähl mir ein wenig von dir …“, meinte er fröhlich und schenkte dem Jungen ein breites Lächeln. „Du kommst doch hoffentlich mit, oder? Dann können wir diesen Fall gemeinsam aufklären. Dann sind wir, ey, wir sind Mystery Science Inc., Sherlock und Holmes, Batman und Robin, Dick und Doof – du darfst Dick sein – warum bist du überhaupt hier? Eine Convention in der Nähe oder wohnst du hier?


    OT: Eigentlich muss ich Sheewa im Nachhinein danken, dass ihr Chara Laverne mit Blut vollgeschmiert hat. Jetzt hat einen guten und plausiblen Grund mitzukommen xD
    Und naja, er hat Artemis' Lüge nicht wirklich durchschaut, aber er ist misstrauisch. Close enough :>

    Laverne spürte wie die Emotionen der Blonden sich von genervter Irritation zu etwas Gefährlicherem entwickelten, war aber gerade zu sehr in seinem Element, um jetzt noch aufzuhören. Selbst, wenn sie handgreiflich werden sollte, er würde sie einfach mit irgendeiner eingepflanzten Emotion betäuben … und falls das nicht half, konnte er immer noch seinen Schuh nach ihr werfen.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Laverne wie sich der etwas verrückt aussehende, junge Mann aus der Gruppe löste und auf sie zukam. „Willst du dich zu uns gesellen? Is‘ schön hier!“, rief er ihm entgegen und machte eine ausladende Handbewegung. „Hier beim bald verrottenden Kadaver. Der Gestank müsste die meisten von euch ja an zu Hause erinnern …
    Doch bevor er weiter auf den Neuankömmling einreden konnte, wurde er auf einmal unwirsch zur Seite genommen. Die Blonde oder „General Hahnenkamm“, ein weiterer Spitzname der Lavernes Respekt entsprungen war, hatte nun offenbar einen Punkt erreicht, bei dem ihr Stoizismus sich dem Ende neigte, denn ihre Emotionen zeugten nicht von Wohlwollen. Der Schwarzhaarige verharrte in Schockstarre, während sie mit ihm redete und nebenbei sein gesamtes Oberteil mit dem Blut des Monsters vollschmierte. Laverne brachte nichts weiter als ein paar verzweifelte Quiekgeräusche heraus. „Das … war mein Lieblingshemd!
    Doch dann kam er vom Regen in die Taufe, denn kaum hatte die Frau ihre Tirade beendet, schon übernahm der Neuankömmling und seine Herangehensweise war bei weitem nicht zimperlich. Das Taschenmesser am Hals konnte Laverne nur voller Schock und mit dem kalten Angstschweiß auf der Stirn seinen Gegenüber betrachten. Er brauchte seine Fähigkeit gar nicht einsetzten, um zu wissen, dass der andere der lang verschollene Bruder des Jokers war. Da war ein irrer Funke in den leblosen Iriden des anderen, etwas, das den jungen Dieb trotz Abneigung faszinierte. Doch auch als er versuchte, die Emotionen des anderen zu spüren, stellte er fest, dass etwas zentrales mit dieser leichenblassen Gestalt nicht in Ordnung. Es war fast so, als würde man einen schlechten Radiosender hören, welcher ständig von Rauschen unterbrochen wurde. Irgendetwas war mit diesem laufenden Skelett nicht in Ordnung.
    "Ich hab keine Probleme damit, dich hier und jetzt aufzuschlitzen...", endete jener nun seine Drohung, wobei das Taschenmesser noch etwas näher an Lavernes Kehle rückte. Der junge Mann öffnete den Mund, schloss ihn wieder und öffnete ihn abermals, wobei nur ein leises hysterisches Quieken herauskam. Seine Augen lagen immer noch wie hypnotisiert auf denen des Psychos. Sollte er es wagen diesem Typen Gefühle einzupflanzen? Seine Erfahrungen mit labilen Personen waren bisher immer in einem Desaster geendet, kein guter Augenblick einen weiteren Versuch zu starten. Also musste er nachgeben, solange der andere sich noch unter Kontrolle hatte.
    Natürlich!“, brachte er nun heraus, die Augen hinter den dicken Brillengläsern immer noch wie gebannt auf seinen Gegenüber gerichtet, sein Gesicht so weiß, dass er es an Blässe mit dem Psycho aufnehmen konnte. „Ich-ich-ich-ich, ich versteh‘ das vollkommen, jeder hat mal einen schlechten Tag“, stotterte er und endete mit einem nervösen Lachen, seine Stimme eine Oktave höher, als sie normalerweise. Bald würde er nur noch mit Fledermäusen kommunizieren können. „Ich-äh-ich bin auch nicht nachtragend, oder so! Ich hab‘ eh schon wieder vergessen, worum es ging …
    Mit einem weiteren nervösen Lachen, machte er einige vorsichtige Schritte zurück, bevor er sich umdrehte und sich zur Gruppe gesellte, in der Hoffnung, Psycho würde von ihm ablassen. Auf dem Weg zu den Anderen merkte er, dass er in die Blutlache getreten war, was bei ihm eine sehr hysterische Reaktion hervorbrachte, bevor ihm wieder einfiel, dass die Blonde, die ihm nun wie Engel im Vergleich zum Psycho vorkam, auch sein Oberteil mit Blut vollgeschmiert hatte. Mit einem stillen Panikanfall verbrachte der Schwarzhaarige die nächsten Minuten damit, sich wortlos darüber aufzuregen.
    Schließlich kam ihm eine Idee und er blickte sich hastig um. Da ihm sowieso nur einer aus der Gruppe sympathisch war, begab er sich zu dem coolen Cosplayer, peinlich genau darauf achtend nicht schon wieder in irgendetwas hineinzutreten.
    Hey! Hey, Monsieur!“, zischte er, als er nahe genug an dem Jungen in der seltsamen Kleidung war, dass er sich sicher sein konnte, dass die anderen ihn nicht hören würden. „Hey, du! Ja, dich mein ich!
    Laverne blickte sich kurz um, um sicher zu gehen, dass niemand sie belauschte, dann legte er los, flüsternd und seine Worte wie immer mit überschwänglicher Gestik untermalend: „Ich glaub‘ die haben hier alle einen an der Waffel! Überall nur Freaks und Psychos, ganz besonders der da!“ Er deutete mit der eine Hand auf den Weißhaarigen, während er mit der anderen ein Gaga-Zeichen machte. „Der Typ hat wirklich nicht mehr alle Töne in der Leiter, ich sag’s dir! Fruity as a nutcake, wenn du verstehst, was ich meine.“ Er kicherte kurz über seinen eigenen Scherz, bevor er wieder eine todernste Miene aufsetzte. „Vertrau mir, ich hab ein Gespür für sowas. Übrigens, der Kommentar über deine Kleidung …“, er schenkte den altmodischen Klamotten einen kurzen Blick, „… war nicht böse gemeint, oder so. Ich wette ein Museum oder die Altkleidersammlung fänd die ganz toll und ich mein, Retro ist ja grad wieder in, und so, und du nimmst es halt nur einen Schritt weiter. Das ist cool, man!
    Inzwischen erzählte irgendein Kuttentyp irgendwas, aber Laverne hörte nicht zu. Sobald er einmal im Gespräch war, war er kaum noch zu bremsen. „Nun aber zum Wichtigen: Hast du Desinfektionsspray, Desinfektionsmittel, Desinfektionstücher, Feuchttücher, Taschentücher? Ich nehm‘ alles, wirklich! Dieser Teufel da drüben …“, ein böser Blick zu der Blondine, „… hat mich nämlich kontaminiert! Ich glaub‘, wir beide sind die einzig normalen Leute hier! Mein Name ist übrigens … äh … Lewis, genau, Lewis! Das ist mein Name! Wie heißt du eigentlich, ich will dich nicht ständig Cosplayer nennen müssen, das ist doch irgendwie so ein bisschen dumm, und so …
    Mit diesen Worten streckte Laverne dem anderen Jungen seine nicht behandschuhte Hand hin und setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Sobald der erst mal ‘was Normales anhat, kann ich mich sogar mit ihm sehen lassen!


    OT: Wow, ich bin richtig mit dabei...
    Sheewa: Wenn er hassenswert ist, dann hab' ich meine Aufgabe richtig gemacht :> (und er wird nicht besser, höchstens schlimmer *böses Lachen*). Ich wollte dann sowieso noch fragen, weil ich mir da nicht sicher war: Wirken die beeinflussenden Fähigkeiten auch auf andere Auserwählte? Ich dachte Nein, weswegen ich die Macht von Fatalis' Chara erstmal ignoriert habe (der arme Laverne war ohnehin schon fertig xD) Natürlich weiß Laverne davon noch nichts, weswegen er ständig darüber nachdenkt, andere zu beeinflussen, aber ich wollte mir sicher sein, bevor er einen Fehlversuch startet.
    Fatalis: Ich hab die Macht deines Charas, wie oben gesagt, erst mal ignoriert, vor allem weil du keine wirkliche Andeutung gemacht hast, dass dein Chara sie benutzt. Ich hoffe das ist okay. Außerdem habe ich es so geschrieben, dass Zero Lavernes Fähigkeit stört (hoffe, das ist okay), du kannst ja vielleicht schreiben, dass jener Lavernes Annäherungen bemerkt hat :> Falls nicht, kann ich das ja nochmal ändern ...
    @MentalChocobo: Hoffentlich nervt es dich nicht, dass Laverne deinen Chara sympathisch findet xD Aber keine Sorge, wenn er jemanden mag, ist er etwas umgänglicher.


    Außerdem hat Laverne einen falschen Namen genannt, weil er Angst hat, dass irgendjemand in der Gruppe ist, dem er Geld schuldet oder der auf ihn angesetzt ist. Aber jemand von der Bruderschaft (oder ein Player, der irgendwas mit der Unterwelt zu tun hat) kann ja seinen richtigen Namen enthüllen ...

    Cosplayer trat in den Mittelpunkt. "In Ordnung. Was ist das hier? Die Reinkarnation des Glöckners von Notre-Dame? Und warum sucht er ausgerechnet uns heim? Kann er sich nicht ein paar Snacks im Dorf besorgen?", fragte er, während Laverne weiterhin versuchte, Empfang zu bekommen. „Genau!“, pflichtete er ihm geistesabwesend bei, die Augen immer noch auf den Minibildschirm gerichtet. „Ganz meine … äh … Frage! Ich dachte, das wäre ein Bär … aber es sieht nicht aus wie ein Bär! Das nervt mich!
    Erfreut registrierte er den Piepton, der ihm mitteilte, dass er nun endlich eine Verbindung aufgebaut hatte. Nun konnte er endlich sein Erlebnis mit der Welt teilen. Sich hoch konzentriert auf die Zunge beißend, dachte er über einen passend eloquenten Text nach. Das Resultat war: „OMG!!! Monster’s in da house!!! #pikachu“ Selbstzufrieden wollte der Schwarzhaarige gerade auf abschicken klicken, als er jedoch plötzlich von einem anderen Jungen unterbrochen wurde.
    Jener schien nicht besonders erfreut von dem Mitteilungsbedürfnis Lavernes zu sein, wie der junge Dieb an der übermäßigen Irritation spüren konnte, denn er nahm kurzerhand das Handy und warf es auf den Boden, wo es zerbrach. „Ups, nun ist es mir aus der Hand gefallen, das tut mir aber leid.“ Der Schwarzhaarige sagte nichts darauf, er zu sehr damit beschäftigt mit offener Kinnlade fassungslos auf die Überreste seines Mobilfons zu starren. Das war sein Lieblingshandy gewesen!
    "Ich konnte sowas noch nie leiden und außerdem, wenn es dich tröstet, ich schätze da wo wir hingehen, brauchen wir keine Handys mehr." Mit diesem letzten spöttischen Zusatz drehte der junge Mann auf der Stelle um und wandte sich an die Blonde, während Lavernes Blick weiterhin wie paralysiert auf die Bruchstücke seines Tweets lag. Er brachte nichts weiter als ein paar klägliche Satzanfänge heraus. Dieser Zustand hielt jedoch nicht lange.
    Was-das-das …!“, begann der Dieb entrüstet und sein dunkelblauer Blick bohrte sich in den Rücken des Vandalen. „Das bezahlst du mir! Wörtlich!“ – er wollte schließlich keine physische Auseinandersetzung – „Du kannst … du kannst froh sein, dass ich so friedliebend bin, denn ich hab mad fighting skills! Ich bin, ich bin Batman! Jaaa!
    Kandidat Nummer 1 fürs Umerziehungscamp oder „Aggro-Boy“ wie Laverne den jungen Mann inzwischen liebevoll getauft hatte, drehte sich nicht mal um. Das war für jemanden wie den Schwarzhaarigen jedoch natürlich kein Grund, aufzuhören. Solange nerven bis es zu ernst wurde und dann etwas Glücklichkeit vermitteln, war seine Devise. „Ja, geh nur weg, geh nur weg!“, rief er dem Braunhaarigen hinterher, während er sich auf die Zehenspitzen stellte, um bedrohlicher zu wirken. „Obwohl, nein, bleib hier, ich bin nämlich noch nicht fertig!
    Ohne Umschweife baute er sich vor dem Jungen und der Blonden auf, ohne darauf zu achten, dass sie gerade ein Gespräch führten. Mit einem Gesichtsausdruck, der aussagte, dass Laverne sich jetzt eingeschossen hatte und nicht mehr aufhören würde, außer man drohte ihm mit körperlicher Gewalt, fing er an auf die beiden einzureden: „Du kannst mir vielleicht mein Handy nehmen, aber nicht meinen Stolz! Uuuh!“ Er schnippte dem fremden Jungen vor dem Gesicht. „Zack-zack-zack, Z wie Zorro!“ All das brachte er in einer unglaublichen Geschwindigkeit heraus, fast so, dass man sich wundern musste, ob er sich an den eigenen Worten nicht verschluckte. Eine kurze Pause, da Laverne den nicht-existenten Faden verloren hatte, doch dann fiel ihm abrupt etwas auf.
    Nur mein Name ist nicht Zorro! Haha!“, meinte er selbstgefällig grinsend, bevor ihn eine weitere Offenbarung traf. „Und das war auch nicht mein Handy! Das hab ich mir ausgeborgt – auf Lebenszeit“, fügte er in Gedanken hinzu. „Andere Leute haben Messer zu Zungen, meine ist ein Maschinengewehr!“ holte er nun aus, die Stimme immer schneller und unangenehm schriller werdend. „Wenn ich mit dir fertig bin, ey, dann bist du löchriger als ein Schweizer Käse … oder so …“ Dann verebbte abermals Lavernes äußerst kurze Aufmerksamkeitsspanne. Das geschah öfter.
    Achja, übrigens, Missy …“, meinte er nun an die Blonde gewandt. „Ich würd die Sachen wegwerfen …“, Abfällige Musterung der Klamotten der jungen Dame. „… und das nicht nur wegen den Flecken.“ Dann fiel sein Blick auf die abstehenden Borsten seiner Gegenüber, die etwas Ähnlichkeit mit einem Hahnenkamm hatten. Ein Grinsen schlich sich auf das blasse Gesicht: „Keine Sorge, wenn ich das nächste Mal in ne Steckdose fasse, denk ich an dich …
    Da er schon wieder vergessen hatte, was er eigentlich wollte, wandte er sich nun an die Allgemeinheit. „Und glaubt ja nicht, dass ich irgendwas mit eurer Circusshow zu tun haben will! Ihr seid mir alle zu freakig! Außer du …“, er deutete auf den Cosplayer, dem gerade von einem anderen Jungen, der auch aussah als hätte er nicht mehr alle Jacken im Schrank, zugpflichtet wurde, „ … du bist cool, dich mag ich … auch wenn du dich anziehst, als würdest du aus dem achtzehnhundertzwölfzigsten Jahrhundert kommen. Aber, hey, das kommt sicher auch wieder irgendwann in Mode. Na gut, wohl eher nicht …"


    OT: Ich bin heute in Schreiblaune :> Ich hoffe, Laverne ist beim Nervig-sein wenigstens unterhaltsam ...

    Glücklicherweise blieb Laverne eine Häutung durch das Biest erspart, da jenes wenige Sekunden nach seinem Bauchklatscher auf den Boden unschädlich gemacht wurde. Eine junge Frau mit schulterlangen blonden Haaren, welche Laverne vermutlich hübsch gefunden hätte, wenn sie nicht „wie ein Mann“ ausgesehen hätte, schoss dem Biest in den Mund. Dass sie dabei nicht einmal mit der Wimper zuckte beeindruckte den jungen Dieb, vor allem da ihre gesamte Kleidung vom Blut des Monsters verschmutzt wurde. „Blut lässt sich doch immer so schlecht auswaschen …
    Lasst uns hier verschwinden. Sie haben ein erstaunliches Gespür dafür, wenn ein Artgenosse abkratzt. Und wir wollen ja nicht, dass sie unsre Witterung aufnehmen können und ich brauch ne Wäsche, Blut wittern sie über viele Kilometer.“, erklärte die Blonde jetzt unwirsch, während sie sich etwas Blut abwischte, ein sinnloses Unterfangen. Ihr Ton war befehlend und kompromisslos, etwas, das Laverne nicht gefiel.
    Wer ist die denn?“, dachte er abfällig, während er abwesend in seinen Hosentaschen nach seinem Handy suchte. Er mochte es nicht, herumkommandiert zu werden und schon gar nicht von jemandem, der nicht „fame“ war, wie Laverne es immer so gerne ausdrückte. „Als ob ich mit der jetzt irgendwo hin gehen würde …
    Endlich hatte er sein Handy gefunden und war sofort dabei etwas zu tippen. „Oh, Gott!“, meinte er, während er ein paar Schritte näher an das tote Ding trat, die Augen hinter den dicken Brillengläsern immer noch wie manisch auf den Bildschirm gerichtet. „Ich werd das so totally tweeten! Mit Foto!"
    Dann fiel dem jungen Mann etwas auf und er wandte sich an die versammelte Gruppe. „Falls ihr mir folgen wollt: Ich bin Mr. DoubllWorldwide. Mit Doppel-L und ohne E. Obwohl …“, meinte er noch mit verächtlichen Blick und fügte etwas leiser hinzu: „Ihr seht mir nicht so aus, als wüsstet ihr überhaupt, was Twitter ist …
    Danach konzentrierte der Schwarzhaarige sich abermals auf sein Handy, musste jedoch feststellen, dass er nicht ins Internet kam. „In diesem Loch, kein Wunder …!“, grummelte er frustriert vor sich hin und biss sich verdrossen auf die Zunge, die Augen verärgert auf den Text gerichtet, der ihm mitteilte, dass keine erfolgreiche Verbindung aufgebaut werden konnte. „Achja, übrigens …“, meinte er noch abwesend, weiterhin vollkommen mit seinem Konnektivitätsproblem beschäftigt, „ … ich weiß ja nicht, was ihr jetzt macht, Leute – ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich schnuppe – aber ich geh gleich nach Hause, gönn' mir einen Kaffee und versuch dieses Erlebnis zu vergessen. Also, was ihr macht, ist mir egal, aber wenn ich euch nen Rat geben darf, ich würd auch schleunigst das Weite suchen …“ Noch immer keine Verbindung. Langsam wurde er aggressiv.
    In euer Baumhaus, oder so …“, fügte er noch geringschätzig hinzu, da ihn seine Unfähigkeit zu tweeten sichtlich nervte. „Ich hab‘ ohnehin schon wieder vergessen, was ich hier eigentlich wollte …


    OT: So, Laverne macht einen tollen ersten Eindruck. Internetstörung, da das ja vermutlich nicht an die Öffentlichkeit soll, meinetwegen kann irgendjemand aber auch gern sein Handy nehmen und es kaputtmachen (und ihn ins Gesicht schlagen xD).

    Nachdem Laverne hatte feststellen müssen, dass man sein leuchtendes Mal selbst durch Handschuh und Hose hindurch sehen konnte, waren die Verantwortlichen für diese Freilichtlasershow auf den Plan getreten. Zumindest dachte der junge Dieb, dass es die Verantwortlichen waren, die Typen sahen nämlich ziemlich dubios aus. Ominöse Kutten? Bandagen? Laberten irgendwas über Sterne, die einen rufen und so weiter? Er war mit seiner Ritualmord-Vermutung wohl nicht ganz so weit abseits gewesen.
    Zu seiner großen Freude jedoch ergatterte Laverne die Chance einer blutigen Opferzeremonie zu entgehen, da die Aufmerksamkeit der „Freaks“, wie der Schwarzhaarige sie so lieblich getauft hatte, nun auf einem Cosplayer, der in die Mitte getreten war. Zumindest sah der Typ aus wie ein Cosplayer - „Ich mein, seriously, wer läuft heutzutage denn in solchen Klamotten rum? Der sieht aus als käme er aus dem … äh … elftundzwanzigsten Jahrhundert, oder so! Sowieso ist coslplayen dumm und albern!“ - und da er seinen Namen nicht kannte, brauchte er irgendeinen Spitznamen für den Typen.
    Doch gerade als der junge Dieb sich davonschleichen wollte, hörte er ein Rascheln im Gebüsch und drehte sich überrascht um, was das sein konnte. Vielleicht der Bär, von dem die Nachrichtensprecherin …
    Das sieht nicht aus wie ein Bär!“, stellte Laverne etwas einfältig fest, als das Monstrum aus dem Dickicht sprang und wütend brüllend einen Menschen durch die Luft warf. „Ich-ich glaub das ist auch kein Bär!“


    Oh, Gott! Oh, Gott, oh, mein Gott!“, rief der junge Mann, während er im allgemeinen Chaos des Kampfes gegen das Biest aufgeregt im Kreis rannte und dabei nicht wusste wohin. Sein Gehirn funktionierte in solchen Situationen nicht gut und er hatte keine Lust von dem Monster aufgespießt zu werden. „Panik! Panikpanikpanikpanikpanik!
    Sein wildes Mit-den-Händen-wedeln-und-schreiend-im-Kreis-Rennen wurde jedoch unterbrochen, als sein Fuß an einen kleinen Stein stieß und er über jenen stolperte, sodass der junge Mann auf den Bauch plumpste und erst mal Sterne sah. Als er sich jedoch nach einigen Augenblicken wieder gefasst hatte und versuchte, sich wieder aufzurappeln, musste er feststellen, dass er, trotz genügend Licht, überhaupt nichts mehr sah. Er hatte seine Brille beim Sturz verloren.
    Oh, nein!“, quiekte er und tastete hysterisch um sich herum, in der Hoffnung, sie wäre nicht kaputtgegangen. „Oh, Gott! Oh, mein Gott, ich bin blind! Ich seh‘ nichts ohne Brille! Aah! Was mach‘ ich denn jetzt?
    Im Hintergrund konnte er weiteres Kampfgetümmel vernehmen, was ihn hoffen ließ, dass die Bestie nicht auf ihn aufmerksam geworden war. „Oh, Gott, jetzt wird auch noch meine Lieblingshose dreckig!“, fluchte der junge Mann, während er weiterhin über die Erde robbte, vollkommen vom restlichen Durcheinander getrennt. Braun war so schwer aus Rot herauszuwaschen!
    Haha!“, rief er triumphierend aus, als seine Finger sich schließlich um das Brillengestell schlossen. „Gefunden!
    Als er die dicken Brillengläser wieder auf die Nase setzte, musste Laverne jedoch feststellen, dass er die Orientierung verloren hatte. Er wusste nicht wo er war oder wer auf welcher Seite und überhaupt. Trotzdem konnte er erkennen, dass die meisten sich auf einen Haufen zusammengerafft hatten, von dem er etwas entfernt stand. Das Monstrum schien abgelenkt.
    Gut!“, flüsterte Laverne und stakte einige Schritte zurück, jedoch nicht ohne das Biest aus dem Blick zu lassen. Sein Herz wummerte lauter als jeder Technobeat. „Solange das Vieh von den anderen … äh … Typen ablenkt wird, kann ich mich davonschleichen. Ich mein, die sehen aus, als kämen sie auch super alleine klar, da muss ich ja nicht hier bleiben …
    Doch der Schwarzhaarige zögerte trotzdem. Es erschien ihm nicht richtig zu sein einfach so Reißaus zu nehmen, aber dennoch wusste er nicht, was er sonst tun sollte. Bis jetzt war er bei Gefahr immer davongerannt und es hatte sich als gute Methode zum Überleben erwiesen. Aber was, wenn das Tier ihn bemerkte.
    Das passiert schon nicht!“, versuchte er sich selbst Mut zu machen. „Ich-ich-ich … ich bin-ich bin ein Schatten! Ein Ninja! Unauffällig ist mein zweiter Name!
    Doch das Zittern seiner Beine wollte nicht nachgeben und noch immer hatte er keinen Versuch gemacht zu fliehen. Das Schicksal machte ihm da jetzt sowieso einen Strich durch die Rechnung: Ein weiteres Mal stolperte Laverne über etwas auf dem Boden, da er bei seinem kleinen Tänzchen der Unentschlossenheit (von einem Bein auf das andere hüpfen) nicht aufgepasst hatte und nun kullerte er geradewegs auf die Gruppe, aber auch auf das Vieh zu.


    OT: Ihr seid mir zu schnell :< Ich bin jetzt mal nicht auf sämtliche Aktionen der Gruppe eingangen (und der Post ist dementsprechend kurz), sonst wär ich gar nicht mehr fertig geworden. Doofe Schreibblockade :/. Aber jetzt ist Laverne wieder back in the game und ich hab mehr Gelegenheit wieder richtig reinzukommen xD

    Purgatorium I: Abgrund


    Einzig ohrenbetäubendes Brausen war zu vernehmen, während ein Sandsturm im Ring tobte. Der eingetretene Dreck, der als Boden gedient hatte, war aufgelockert worden und fegte nun durch die Luft, wobei er absolut alles hinter seinem graubraunen Kornschleier verhüllte.
    Piero schwebte wie immer kopfüber in der Luft und schien von der titanischen Explosion, die sich im Zirkuszelt ereignete unberührt zu bleiben, fast als wäre sie überhaupt nicht da. Sein Gesicht war noch immer unlesbar und das ewig präsente Lächeln unbewegt. Adrian, welcher zusammen mit Laila von der Decke hing und aufgrund der Druckwelle wild hin und her baumelte, und die Chimäre, die unter den beiden Gefangengenommenen in einem magischen Käfig verharrte, nahmen das Ganze jedoch bei weitem nicht so gelassen. Während der junge Viscount exzessiv um sich trat und die Laute eines sterbenden Eichhörnchens von sich gab, schien das Biest zu seinen Füßen offenbar zu versuchen, den Lärm der Detonation mit seinem Gebrüll zu übertönen, ein fruchtloses Unterfangen. Indes spuckte es eine Salve Feuer nach der anderen, wobei ein Flammenstrahl gefährlich nah an dem jungen blonden Mädchen vorbeiging und diese nur haarscharf verfehlte.
    Nach einer kurzen Weile, die einem wie Stunden vorkam, verschwand die Explosion so schnell wie sie gekommen war und der Staub, der aufgewirbelt worden war, senkte sich wieder langsam zu Boden, wie ein brauner Sprühregen. Piero hatte die Augen nun geöffnet und das träumerische Grinsen auf seinen Lippen verlosch allmählich bis sich bald nur noch ein Schatten des ehemaligen Lächelns sein Gesicht zierte. Der orangerote, hypnotische Blick des Narren huschte unruhig umher fast als erwartete er einen überraschenden Gegenangriff. War er bereits besiegt?
    Urplötzlich geschah das Unglaubliche. War die vorherige Eruption bereits kaum zu erfassen gewesen, so war sie doch absolut gar nichts im Vergleich zu dem, was folgte. Der Lärm war so trommelfellzerfetzend laut, dass man meinen konnte, der eigene Kopf sei implodiert. Es war, als ob die ganze Welt von diesem einen Geräusch bedeckt worden war, wie von einem Mantel, und schon bald hörte man gar nichts mehr. Die Druckwelle war derart stark, dass der Käfig mit der Chimäre darin sich mehrfach überschlug und schließlich weit entfernt auf der Seite liegen blieben, das darin eingesperrte Biest paralysiert vor Schock. Adrian und Laila indes verschwanden quiekend in den unendlichen Weiten der Illusion, einzig Piero blieb unberührt wie zuvor schon und das trotz des beeindruckenden Schauspiels, welches sich ihm bot. Vor ihm, dort, wo zuvor noch eine undurchsichtige Staubwolke gewesen war, türmte sich nun eine züngelnde Wand aus Flammen empor, glühend rot und gefährlicher aussehend als jedes Monster aus den Mythen. Es war ein fantastisches Schauspiel, da diese fast schon massiv wirkende Feuerwand sich unendlich weit zu erstrecken schien als wäre es ein Zeichen der Götter. Es war surreal.
    Auf einmal schoss aus dem lodernden Flammenmeer etwas unnatürlich hell Leuchtendes hervor, schneller als die flinksten Vögel sauste es durch die Luft, gefolgt von der Feuersbrunst wie die Beute vom Raubtier. Piero schenkte der sich ihm näherenden Höllenflut keine weitere Beachtung, seine Aufmerksamkeit lag einzig auf der, wie sich nun herausstellte, rapid wirbelnden Feuerscheibe. Doch der Fokus des Narren wurde wieder zurück auf die nun langsam absterbende Detonation gelenkt, als sich abermals etwas aus seinen lohenden Fängen löste. Fast so schnell wie die Feuerscheibe flog er durch die Luft, doch anstatt wie sein Vorgänger in irgendeine Richtung davon zu sausen, schien er ein genaues Ziel zu haben. Mit solcher atemberaubenden Geschwindigkeit, dass man ihn nur noch als verwischten Schatten wahrnehmen konnte, jagte er durch die Flammen direkt aus Piero zu. Sein braunes Haar flatterte ungebändigt im Wind, die dunklen Augen waren voll konzentriert auf seinen Gegner gerichtet, die zu Fäusten geballten Hände in violettes Feuer gehüllt. Damian!


    Der junge Zauberer hatte, dank der Erinnerung an seinen Meister, sich seinen Stab zu Nutze gemacht. Mit der Attacke „Flammenrad“, bei der er seinen Stab in einen Mantel aus Feuer einhüllte und ihn als sich drehende Scheibe auf die Gegner schleuderte, hatte er sehr schnell hintereinander die restlichen Schmetterlinge Pieros ausgeschaltet und damit die gigantische Detonation ausgelöst, aus der er selbst nur mit Müh und Not hatte entkommen können. Aber trotzdem gereichte ihm dies zum Vorteil, denn nun konnte der Braunhaarige endlich seine beste Technik zur Schau stellen: „Physisches Feuer: Flammenmantel“. Das Physische Feuer war eine der drei Zweigtechniken der Feuermanipulation, zu denen auch das Symphonische Feuer zählte. Anders als bei jenem nutzte man hier die Flammen jedoch als Verstärkung für den eigenen Körper und die eigenen Kampffähigkeiten. Es war riskant, aber wenn er schaffte nah genug an den Gegner heranzukommen, hatte er so gut wie gewonnen. Da er die Druckwelle der Explosion als Unterstützung für die eigene Geschwindigkeit und Pieros Feuer anstatt seines eigenen genutzt hatte, war er ohnehin nicht aufzuhalten. Der Narr würde nicht wissen wie ihm geschah.
    Er war bereits in Reichweite des Narren, hinter sich die stetig zerfallende Feuerwand, kurz davor diesem ganzen Irrsinn ein Ende zu bereiten. Er holte zum Schlag aus, das violette Feuer, welches seine Faust einhüllte, leuchtete noch intensiver als zuvor. Das war das Ende.
    Piero schenkte dem jungen Magier ein freundliches Lächeln, bevor er mit einer eleganten Drehung zur Seite auswich. Doch das war noch nicht alles; bevor Damian überhaupt irgendeine Chance hatte zu reagieren, geschah das Unerwartete: Die Flammen, welche seine Fäuste wie Handschuhe bedeckt hatten, wurden plötzlich von seinen Händen gezogen und näherten sich in kleinen Funken Piero, wie Motten, die vom Licht geködert wurden. In Furcht und Verwunderung beobachtete der Braunhaarige wie sich die Funken um den Clown herum sammelten, um dann hinunter gen Boden zu sinken. Er kannte diese Technik, es waren die „Feuertränen“, eine Technik, bei der man sich der Flammen seines Gegners bediente, ähnlich wie er es zuvor gemacht hatte. Aber es war unmöglich für den Anwender so viel Magie seines Gegners zu stehlen, vor allem da sie Teil des Flammenmantels gewesen waren und sich deshalb noch fester in seinem Griff befunden hatten. Wie war es möglich, dass Piero durch diese relativ schwache Technik Damians gesamten Flammenmantel hatte auflösen können?
    Die ersten Funken berührten sanft den sandigen Boden und urplötzlich schnellte ein Ring aus dunkelviolettem Feuer um den Narren herum empor. Wütend zischend wie eine hungrige Schlange leckten die gierigen Flammenzungen nach Damian, welchem zum Glück schnell genug klar geworden, was sein Gegner plante, und sich kraftvoll zurückstieß. Er konzentrierte sich und die in ihm pulsierende magische Energie wurde in seine Füße geleitet wie warmes Wasser, das durch seine Adern floss. Mit einem weiteren Anstieg an Geschwindigkeit sauste er nun in einem Bogen quer durch inzwischen vollkommen pulverisierten Ring. Zwischen all den kleinen Feuern, die von der Explosion verursacht worden waren und alles zerfraßen, was nicht bereits komplett zerstört worden war, erkannte er, dass Piero ihm fröhlich zuwinkte.
    Beeindruckend, Damian-kun“, erklang auf einmal die weltfremde Stimme des Narren in seinem Kopf, doch Damian zuckte kaum mit der Wimper. Er hatte das erwartet.
    Ich hatte also recht. Du hast unsere Verbindungsplatzierung abgehört!
    Selbstredend“, antwortete sein Feind gelassen und obwohl er zu weit von ihm entfernt war, um irgendwelche Details zu kennen, sah der junge Mann das nervige, unbesorgte Lächeln vor dem inneren Auge. „Ich hoffe im Übrigen du hast dich nicht verbrannt“, fügte Piero besorgt hinzu und Damian zuckte kurz entnervt. Er hatte bisher nie mit Feuer der dritten Stufe zu tun gehabt, geschweige denn es selbst benutzt, und war sich ziemlich sicher, dass er mehr als nur ein paar Brandblasen davon getragen hatte. Wenn seine Hände so schlimm aussahen wie sie sich anfühlten, wollte er lieber vermeiden sie zu betrachten.
    Wie dem auch sei …“, fuhr der Narr nun fort, weiterhin so höflich wie eh und je, doch der junge Mann sah, dass er sich auf einen weiteren Angriff vorbereitete, „… ich denke ernsthaft, es wird Zeit das Ganze zu beenden, Damian-kun.
    Weißt du was?“, meinte Damian in Gedanken und ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er aus dem Augenwinkel etwas Goldenes auf sich zu fliegen sah. „Ich bin ausnahmsweise ganz deiner Meinung!
    Mit einer eleganten ausladenden Handbewegung ließ Piero eine weitere seiner feurigen Kreaturen auf den jungen Magier los, doch diese war weitaus schneller als seine vorherigen symphonischen Kreationen. Anstatt der langsam flatternden Schmetterlinge sauste nun eine feurige Schwalbe dem braunhaarigen Jungen entgegen, an die Stelle des Violetts trat Purpurrot, ein Zeichen, dass es sich nur um eine Technik der zweiten Stufe handelte.
    Im Kopf des Magieschülers hatte sich bereits ein Plan gebildet, riskant zwar, aber er war sich sicher, dass er Piero auf diese Weise besiegen konnte. Er würde sich sowohl die Attacke seines Gegners als auch die illusionäre Natur dieses Schauplatzes zu Nutze machen und wenn er richtig mit seiner Vermutung lag, dann hätte der Narr nicht den Hauch einer Chance. Doch damit er dieses Spiel mit einem Schachmatt beenden konnte, brauchte er ein gewisses Werkzeug und zwar so schnell wie möglich. Die Schwalbe verringerte den Abstand zwischen ihr und ihrem Ziel unangenehm schnell und sollte sie ihn berühren, war das Spiel für ihn gelaufen. Er brauchte, bevor er kontern konnte, seine Waffe.
    Da er kein Risiko eingehen wollte, verstärkte er noch einmal die Magie in seinen Beinen und schoss mit atemberaubender Geschwindigkeit davon, um das aufzulesen, was er benötigte. Doch die Schwalbe erhöhte ihr Tempo ebenfalls und kam ihm immer näher und näher, ihre ausgebreiteten Flammenflügel schnitten förmlich durch die Luft und hinterließen eine Spur glitzernder Funken hinter ihr, fast wie der Schweif eines Kometen. Es war ein Wettrennen um den Sieg, wer zuerst ankam, bekam den Preis. Damian gab noch einmal alles, wobei er sich jedoch ein gutes Stück Magie zurückbehielt, schließlich brauchte er dies noch für den späteren Kampf. Dennoch drückte er alles, was er entbehren konnte, in diesen Flug, die Hand verzweifelt nach vorne ausgestreckt, fast als besäße er die wahnwitzige Idee, dass er nach dem Sieg greifen könne. Dann spürte der junge Mann wie sich seine Finger um etwas Warmes schlossen. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihm und er spürte wie sein Herz so stark pumpte, als wolle es ihm aus der Brust springen. Er hatte es geschafft.
    In seiner nur sehr leicht zitternden Hand befand sich sein Mönchsstab, welcher allerdings aber auch schon bessere Tage gesehen hatte. Die Kollision mit den violetten Schmetterlingen war ihm ganz und gar nicht gut bekommen. Seine Enden waren weggeschmolzen und sein goldenes Gewand zerkratzt und geschwärzt, allerdings funktionierte er zu Damians Glück nach wie vor, da er ihm sonst nicht entgegen geflogen wäre.
    Doch noch war noch nicht alles entschieden, denn inzwischen hatte auch die Schwalbe zu dem jungen Mann aufgeschlossen und war kurz davor mit ihm zusammenzutreffen. War dies nun das Ende? Wenn er nichts unternahm, würde er trotz aller Bemühungen verloren haben. Doch zum Glück besaß der Magieschüler wie immer ein Ass im Ärmel. Mit einer schnellen Drehung, wandte er sich seiner sich näherenden Niederlage zu, sodass er dem symphonischen Biest in die leeren, feurigen Augen blicken konnte. Noch einmal beschleunigte er, auch wenn es ihm kaum etwas bringen würde, doch er musste nur ein paar Sekunden für sich gewinnen. Sein Stab begann sich abermals wild vor ihm zu drehen, sodass man bald wieder nur eine goldene Scheibe erkennen konnte.
    Magnetverschiebung!
    Keinen Augenblick zu spät. Nur wenige Wimpernschläge später war Pieros Offensive auf den sich drehenden Mönchsstab getroffen. Doch es folgte weder ein lauter Knall noch ein Schmerzensschrei von Seiten Damians. Stattdessen leuchtete die Scheibe vor dem jungen Magier auf einmal in einem gefährlich roten Ton auf, während die Schwalbe verschwunden zu sein schien.
    Auf das Gesicht es Braunhaarigen trat ein gefährliches Grinsen als er zum dritten Mal an diesem Abend in dem überirdisch roten Licht aufstrahlte. Um ihn herum erschien erneut der magische Zirkel, leuchtend hell, wie mit Feuer in die Luft geschrieben. Der Magier spürte wie die magische Kraft sich in ihm aufbäumte wie ein wütendes Tier, ihn erwärmte, als es durch seinen Körper strömte, einer Flut flüssigen Feuers ähnelnd. Die Atmosphäre, welche ohnehin bereits angespannt war, lud sich auf, fast als würde in wenigen Augenblicken ein gewaltiges Gewitter losbrechen. Die Luft knisterte, als ob sie mit Elektrizität gefüllt wäre und ein sanfter Wind wehte um den Flammenzirkel, sodass Damians Haar leicht durch die Luft flatterte. Der junge Mann hatte die Augen geschlossen, wie immer die nötige Konzentration und Kraft für den folgenden Spruch sammelnd.
    Plötzlich schlug er die Augen auf und rief: „Flammenseele: Herzlanze!“
    Vor der goldenen Scheibe entwickelte sich auf einmal ein gigantischer, purpurroter Feuerstrahl, welcher mit einem lauten Rauschen auf den Narren am Boden zuschoss, zornig knisternd, als ob es kaum darauf warten konnte, alles in seinem Pfad zu pulverisieren. Es war, als ob man das Feuer komprimiert und in eine lavaartige Masse verwandelt, weder flüssig noch wirklich feuerartig. An seinem Kopf formte sich eine Pfeilspitze und darin konnte man schemenhaft die Umrisse Damians erkennen. Offenbar hoffte er Piero auf die physische Weise verletzen zu können.
    Clever, clever“, komplimentierte der Narr den Versuch des Jungen fröhlich, während er eine Hand der Attacke entgegen streckte, offenbar seine Defensive vorbereitend. Sein entspanntes Lächeln zeigte, dass auch dieser Zug von seinem Gegner ins Leere laufen würde. „Vielleicht schaffst du es ja … Aber vorher musst du leider an meinem kleinen Wächter vorbei!
    Vor dem wandernden Künstler fuhr unerwartet eine hohe, violette Feuerwand empor, einschüchternd lodernd und vor lauter Energie nur so überschäumend. Eine weitere Technik der dritten Stufe. „Phönixkrone: Gesicht des Vulkangottes!
    Das Feuer verformte sich und bildete das verzerrte Abbild eines überdimensionalen Kopfes, doch es war kein Kopf, der des einen Menschen auch ansatzweise ähnlich sah. Die Züge wirkten merkwürdig grob und hölzern wie eine schlechtgemachte Maske mit großen, runden Augenlöchern, welche leer und leblos ins Nichts starrten, flammenden, dicken Lippen und einer enormen Knollnase mit ballongroßen Nasenlöchern.
    Der Angreifer war inzwischen immer näher gekommen und kurz davor mit dem unnatürlichen Wesen zusammenstoßen, um die nächste Explosion auszulösen, die die Illusion würde erdulden müssen. Es erschien als glaubte der junge Magier sein Angriff könne es trotz des Kräfteunterschieds mit Pieros Kreation aufnehmen, denn er machte keine Anstalten abzubremsen. Stattdessen beschleunigte er noch einmal, bereit es dieses Mal darauf ankommen zu lassen. Dies würde die letzte Konfrontation sein. Nun hieß es Schachmatt.
    Pieros freundliches Lächeln verbreitete sich, bevor er mit einem leichten Handsignal seiner grotesken Kreatur zu verstehen gab, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Mit einem beeindruckenden Grollen öffnete das ekelerregende Gesicht langsam seinen Mund. Schwerfällig trennten sich die Lippen voneinander, um ein noch erschreckenderes Schauspiel zu offenbaren: Anstatt einer Mundhöhle besaß das Monster nichts weiter als ein sich fast unendlich erstreckendes, schwarzes Loch, in welchem ein paar Flammen mit der alles verschluckenden Dunkelheit kämpften. Es war als würde man in den Abgrund des Todes blicken.
    Mit einem durchdringenden Röhren entließ das abstoßende Geschöpf nun einen gewaltigen, tiefroten Feuerstrahl, der der Attacke Damians in purer Energie in nichts nachstand. Wenn diese beiden kollidieren würden, hieße es Spielende für den Magier, er konnte unmöglich hoffen, danach noch an dem Gesicht des Vulkangottes vorbeizukommen, nur um es dann ein weiteres Mal mit Piero aufzunehmen. Doch trotzdem tat der junge Mann keine Anstalten vom Kurs abzuweichen oder zu versuchen der Attacke des Wächters zu entgehen. War dies seine letzte Verzweiflungstat?
    Die beiden Attacken kamen sich immer und immer näher, beide stark genug, um ein ganzes Haus zu zerstören. Wie zwei Kometen schossen sie durch die Luft, vom Himmel gefallene Sterne, bereit aufeinanderzutreffen und ein Spektakel ungleich jedes anderen auszulösen. Nur noch wenige Haaresbreiten waren die beiden Feuerbälle voneinander entfernt, so nah, dass die Flammenzungen sich bereits gegenseitig berühren konnten. Dann trafen sie sich.
    Keine Explosion. Kein kolossales Feuerwerk. Stattdessen löste sich Damians Feuerstrahl sang- und klanglos mit einem leisen Zischen in dünne Luft auf, während die Attacke des Vulkangottes unberührt in die ewigen Weiten des illusionären Zeltes rauschte. Zum ersten Mal in der Gesamtheit des Kampfes wirkte der Narr hinter dem gigantischen Feuergesicht aus der Fassung gebracht. Erstraunt riss er die orangeroten Augen auf und schien in absolut keiner Weise zu wissen, was vor sich ging. Was war passiert? Wo war …?
    Dann erschien Damian hinter Piero.
    Die nächsten Sekunden zogen sich dahin, als ob die Zeit aus Harz gemacht worden wäre. Das braune Haar des jungen Mannes flatterte leicht im Wind, die Augen hatte er zu Schlitzen verengt, sein Blick war entschlossen, doch sein Lächeln triumphal. In seiner Hand hielt er den goldenen Stab, schwach im Licht des Vulkangottes glänzend, verschmutzt und beschädigt. Es kam ihm vor als hätte er sich in eine Schnecke verwandelt, so schleppend, meinte er, holte er mit der Hand zum Schlag aus, seine Waffe fest in der Faust eingeschlossen. Die Intensität, mit der er den Stab umklammerte, ließ seine Fingerknöchel weiß werden. Langsam drehte sich der Narr um, immer noch verwirrt, doch als seine Augen den Blick Damians streiften, mischte sich dämmernde Erkenntnis in seinen Gesichtsausdruck. Der Junge wusste was geschah, sein Gegner versuchte ein weiteres Mal eine Defensive vorzubereiten, aber jener war sich trotz allem bewusst, dass das nicht mehr möglich sein würde. Damian war schneller.
    Dann stieß der junge Magier das Ende seines Mönchsstabs mit voller Wucht in den Rücken Pieros. Dies war das Ende: Schachmatt.
    _ _ _
    So, Teil 1 vom Finale. Teil 2 kommt (hoffentlich) nächstes Wochenende, ich kann aber keine Versprechungen machen. Die letzten Tage waren ziemlich stressig ... 2800 Wörter